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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.05.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120521018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912052101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912052101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-05
- Tag 1912-05-21
-
Monat
1912-05
-
Jahr
1912
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Bezugs-Preis slr »nd v»r»N» »«ch »I«r» Iiagri und So«dtt»»r, r»»l tIZlich t»» Hau» gedraqt:« Pt. »»nach, Ml. »i»«»Uührl. v«t »nf«r»^tal«^». L» «hmeft»»»« «da»d»Ü: » Pi. »»«atl, L.» Ml. otittlsttdch Duytz »t« Pu»; tnnerhald Druüchland» uns oe» iMuNchen Üaloni«» vi«tt«liä>jrl. 3.« »»„ «ouatl. 1^0 Mi. a»»f.l. PoUb«ft«Ua»ld S«r»« in Belgte«, Danemort, d«, D»u» uftaat«». Italien. Luiemdura. Xt«d»rla»i>«, Star» wegen. Orst«n«t<y» Ungar». »ludiand. Schweden and Schwelt. I» all»'»» übrlgen Staaten nur »tritt durch »te tdelchün»- iteli» de» Blatte» »rdäküich. Nr. 256 Da» L«t»,»g„ r-gedlatt eriiaatnt 3 »al iügltch. Sonn» ». Allen»,» «w, »orgen». <ldonn«m«nt»-ilnnadm, Jod«, mt»g»Ii« 8, det unleren Irügern. Atllalen, k »edtleuren and BnnadnielteUen, luw», Bolt imtern und Vtteiträgern. »»»3»l»»»r»»t»»r«»a M PL Morgen-Ausgabe. «-l.-L-.schi.! uZ- Handelszeitung. l 14 884 o s Dea-Xall« Prtmin. Steinweg Anzeigen Preis Mr Aaser«» «»» eei»,la and Umaedaag di. lloaltig» Petll.Nl, L P». dl.-ieklom.» teil« l Mt. von au»wan» St» Pf. lt-etlamen llll Mi Inlerat« »an BedSrden im amt liche» r»u di, B»li G«Ichan»a»i«l,e» mt» im Breil, erd^ht. Nadatt noch latts. Brtlaaegebüdr (beiamt- aallage » Mi p Taule.id «Ul. Boltgedahk. Telldeilage dover Aelteneilte «uftrSa» Unn»n nrcht turück» g«i»g»» werde». Alir da» Lrlchetnen an benimmt,n lagen und Planen wird kern« Garantie übernommen ilntetgen - Annahme: r»d»»«l»gali» 8. bei liimtliche» Atllalen n allen Annoncen» Lroedtrione» de» 2n- und Vu»lanoe». Druck aa» Beelaa »»» MI«»»' A «Irftea Audader: Pa« ttürllen. Ne»«nio» »»> Aelchaltottelle: 2odailnl»goII« tl tj»,l» Stl Bl Plaioorlchritiea WUL> Ämtsölatt des Rates und des Rotizeiamtes -er Stadt Leipzig. W,"« Virnstsg, üen 21. Mal lSI2. 106. Jahrgang. 2Eb Leiten IMP^ Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt 1V Seite«, die vorlieg« «de Morgeunummer 18 Seiten, zusammen Dss Wichtigste. * Der Reichsftag hat am Montag die Brann tweinsticuervorlage in zweiter Lesung nach den Kommrssionsbeschlüsscn ange nommen. (S. Bericht S. 9.) * Die Sächsische Erste Kammer hat am Montag Etatkapitel, darunter das Kapitel UniversitätlLeipzig, beraten. (S. Bericht S. 9.) * Die Sächsische Zweite Kammer hat am Montag u. a. die Novelle über sie Woh nungsgeld zsu sch üsse uird den G eme i n de- steuer-Gesestzentwurf beraten. (S. Be richt S. 10.) «Das preußische Abgeordneten haus hat am Montag über nationalliberale und freisinni'je Wahlrechtsanträge ver handelt. (S. Bericht S. 10.) * Theat eranzeigen siehe Seite 12. Siüerlen. -a. Kid ter len ist nach dem Ausscheiden Dernburgs zweifellos die eigenartigste und ursprünglichste Erscheinung unter den sieben deutschen Staatssekretären, unter denen doch auch sonst manche selbständige und unbureau- kratische P ersönlichkeit sich befindet. Wer Herrn v. Kiderlc n-Wächter bei Vertretung seines Etats im Reichstage sieht, dem wird es schwer, zu glauben, daß dieser Mann ein nicht ganz kurzes Leben im diplomatischen Dienste zuge bracht hcst. Mit Diplomatie pflegt man Ver stellung oder zum mindesten kühle Selbstbe herrschung und Berechnung für verbunden zu halten; es gibt aber keinen Regierungsvertreter der mit so natürlicher Teilnahme den Verhand lungen folgte und sie mit einem unumwun denen 'llusdruck des eigenen Empfindens be gleitete. Widerspruch, Heiterkeit malt sich in seinen Zügen, vor allem aber angespannte Auf merksamkeit gegenüber den Ausführungen der anderen. In seinen Worten ist er nicht immer verbindlich, aber das sichtbare Bemühen, die Aeußerimg des Anderen genau aufzufassen, wirkt schon allein verbindlich und entgegen komme.md. In ihm vereinigen sich auch andere Gegen sätze. Es läßt sich nicht leicht sagen, ob er ein guter oder schlechter Redner ist. Wer ihm wohl will, wird, während er spricht, die Sorge vor einer Entgleisung, vor mangelhafter Füh lung mit der Zuhörerschaft und vor einem un- gew »fiten Heiterkeitserfolge immer noch nicht los. Da ist keine Spur von Pose und bewußter Ha/ffung, keine Glätte, die über Schwierig keit rn und Meinungsverschiedenheiten mit dem Reichstag geschmeidig und höflich hinweghilft, er ist ganz Natur in dem rednerischen Auf- tre ten, in dem breiten, unstraffen Sprechorgan, in einer gewissen Unbeholfenheit und Befangen- heilt. Ja, wir lassen uns nicht ausreden, daß de c robuste, „grobe" Schwabe, der Freund Hol steins, der Pistolenschütze von dazumal, der langjährige Balkandiplomat, der „fürchterliche A reund und liebenswürdige Gegner" Eambons , «ar dem Parlament die Befangenheit noch nicht <lbgestreift hat. Er hätte zwanzig Jahre früher sjio) in das Parlamentsleben stürzen sollen. Es ist schade, daß er so spät kommt, denn auf oer andern Seite hat er Gaben, die den Redner machen. Er hat die Fähigkeit, den ge sunden Menschenverstand zur Geltung kommen fp'. lassen. Seine Argumentierung ist manchmal sio garnicht „diplomatisch", sie ist auf das brei teste, man möchte sagen rein logische und mensch- (iche Niveau abgestimmt. Die Kritiker der deutschen Regierung verlangen wenn irgendwo r n der Zeitungswelt etwas ihnen Unerwünschtes oder auch an sich Abträgliches über deutsche Politik gesagt wird, die Dementierung, und wenn das Dementi kommt, glauben sie nicht *daran; das hat Herr v. Kiderlen dem sozial- «demokratischen Abg. Dr. David am Sonnabend eigentlich so gut gesagt, wie man das nur sagen kann. Auch daß wir in der Welt nicht immer mit geschwungenem Toma hawk Herumlaufen können, war für den schlich testen Verstand einleuchtend. Und den Neu gierigen, die immer erklären, die Geheimnis krämerei müsse aufhören, das Volk habe ein Recht darauf, dies und das zu wissen, verstand er es „Heimzugeben", indem er einfach meinte: das Volk habe auch ein Recht darauf, Verhand lungen mit anderen Mächten, die zum Besten des Reiches geführt würden, nicht durch In diskretionen gestört zu sehen. Auch bei Be handlung der Ausbildung der Diplomaten hatte er recht, indem er einen Widerspruch in den geäußerten Wünschen feststellte: eines teils wird eine Erhöhung der Anforderungen, z. B. an die volkswirtschaftliche Ausbildung, verlangt, andernteils wird nahe gelegt, An gehörige anderer Stände, Kaufleute, Hirten knaben usw. (wie Kiderlen sich ausdrückte), also wildgewachjene Talente, in die Diplomatie hineinzunehmen. Daß sich der Staatssekretär im übrigen gegen die Reformwünsche so ab lehnend verhielt, ist nicht ganz verständlich. Die Resolution der Abgg. Heckscher (Fort schritt!. Vpt.) und Frhrn. v. Richthofen (Natl.), die dem Sinne nach ein freundliches Anerbieten des Parlaments bedeutete, den Botschaftsräten, Legationssekretären und Attaches erheblich höhere Gehälter zu zahlen und so das Aus wärtige Amt bei der Auswahl des diploma tischen Nachwuchses unabhängig von der Geld börse der Herren Väter oder Schwiegerväter zu machen, sollte niemand angenehmer sein als dem Leiter des Auswärtigen Amts. Kiderlen bleibt bei Behandlung parlamen tarischer Wünsche von satirischen Anwand lungen nicht ganz frei. Darin liegt ja wohl der psychologische Kern der Schwierigkeit seines rednerischen Auftretens. Die satirische Nei gung, die eine vollkommene Durchdringung der Sache und eine innere Ueberlegenheit ausdrückt, bedarf zum rednerischen Erfolge einer hinzu kommenden großen äußeren Formgewandtheit, die dem Staatssekretär bislang abgeht. Die Abgeordneten scheinen aber allmählich erkannt zu haben, daß sie cs mit einer natürlichen satirischen Anlage zu tun haben, und mögen empfinden, daß ihnen, die doch auch kein Blatt vor den Mund zu nehmen pflegen, das Ver halten als „gekränkte Leberwurst" nicht an stehen würde. Wenigstens überwog in der trefflichen Rede des Äbg. Dr. Heckscher nicht das Gefühl, verletzt zu sein, und der temperament volle Abg. Dr.Müller-Meiningen (Fortschr.Vpt.), der für Minderung des Ansehens der Parlamentarier ein feines Ohr hat, schlug gegenüber dem Staatssekretär und süddeutschen Landsmann einen behutsamen, fast Ehrlichen Ton an und wich davon auch nicht ab als der Staatssekretär' über den Schutz des Urheber rechts in Amerika und über das Einschreiten der belgischen Regierung gegen Verletzungen der Kongoakte Auskünfte gab, die den Wünschen des Fragestellers nicht ganz entsprachen. Was die Kongofrage angeht, so dürfte der Staats sekretär der verständigen Ansicht sein, Deutsch land habe kein Interesse daran, der belgischen Regierung, wenn sie nur guten Willen zeigt, bei Regelung der Dinge in dem von ihr über nommenen Kongostaate Schwierigkeiten zu machen. Der Staatssekretär legte überhaupt nicht das Bedürfnis an den Tag, Angriffe von Parla mentariern auf den österreich-ungarischen und den italienischen Verbündeten zu bekräftigen oder nach Rußland oder England hin im gegenwärtigen Augenblick Freundlichkeiten oder Unfreundlichkeiten zu richten. Das energischste Wort wurde wegen der Vor fälle auf der marokkanischen Farm Rensch« Hausens gesprochen, und die deutsche öffent liche Meinung wird gut tun, hierin die Regierung zu unterstützen und mit ruhiger Entschieden heit weiter das gute deutsche Recht zu vertreten. Wenn man das alles überschaut, kommt man am Schluffe zu der Meinung, daß in dem Ver- halten des Staatssekretärs vielleicht mehr Schulung und innere Bindung an politischen Richtlinien beschlossen liegt, als man bei Be obachtung dieses scheinbar aus dem Empfinden des Augenblicks handelnden, Naturburschen- artigen, im Reden etwas unbeholfenen Staats sekretärs zunächst erkennen kann, eines Staats sekretärs, der trotz dieser „Unbeholfenheit" sich schon zum besten und feinsten Redner von den letzten vier Inhabern des Postens aus gebildet hat. Der krsnMilch ruMlcheImWenfsll Pari», 18. Mai. (Von unserem Pariser Mitarbeiter.) Der Zweibund ist wieder ausge be sscrt worden. Die erwarteten Dementis sind gekommen und dementieren kategorisch — nichts. Heute weiß jedermann in Paris, woran man sich zu halten hat. Das Ministerium erklärt, Botschafter Louis habe zwar seine Abberufung erbeten, aber nur, weil es ihm und seiner Familie in St. Petersburg zu kalt sei. Die russische Botschaft lieh durch die offiziöse russische Telegraphenaaentur verbreiten, daß die Nachricht des „Echo de Paris" „in der Form, die man ihr gegeben , nicht richtig sei. Kurz, es wird bestritten, daß Herr Iswolski „die Abberufung gefordert" habe, zugegeben aber wird, „daß er Ge- legentxnt gehabt habe, bei seinen Unterredungen mit Herrn Poincars die Möglichkeit eines Botschafter wechsels in St. Petersburg zu besprechen". Wer einigermaßen mit diplomatischen distinguos vertraut ist. faßt die Verlegenheitsdementis als volle Bestätigung der Indiskretionen auf, obschon nach langen Unterredungen, die der Ministerpräsident gestern mit Iswolski und dann mit Botschafter Louis hatte (in London hatte Sir Edward Grey gleichzeitig eine lange Besprechung mit dem russischen Botschafter), beschlossen wurde, Louis werde noch „die schöne Saison" an der Newa verbringen. Das „Echo de Paris" läßt sich nicht von den patriotischen Vorwürfen, die es wegen seiner Sensationsmeldung zu hören bekommt, einschüchtern, und erklärt, daß seine Informationen unbestreitbar richtig waren — wir glauben zu wissen, daß Marcel Hutin sie nicht nur von zwei Ministern (nach dem Ministerrat) erhalten, sondern daß der nach Paris geeilte Botschafter Louis sie ihm persönlich bestätigt hatte! Es klingt nach der Lektüre der Dementis wie eine Ironie, wenn man folgende wiederum sehr ge naue Mitteilungen Hutins im „Echo" liest: „Herr Iswolski wurde nachmittags von Herrn Poincars empfangen und besprach sich lange mit ihm über die Tragweite der Informationen des „Echo d« Paris". Es wurde schließlich abgemacht, daß Herr Louis unter den gegenwärtigen Umständen seinen Posten nicht verlassen könne. Anderseits empfing Herr Poincars am Abend Herrn Georges Louis. Der bedeutende Diplomat, mit dem ich mich nachher unterhalten konnte, erklärte mir unter anderm: „Der Minister präsident empfing mich in reizender Weise. Ich war gekommen,um ihn, wie ich es alle drei Monate zu tun gewohnt bin, über die politischen Tagesfragen zu unterhalten, und ich teile Ihnen mit Vergnügen mit, daß ich Mittwoch wieder den Zug nach St. Petersburg nehme." Und Herr Louis schüttelte mir warm die Hand. Der Artikel, der die Regierung zu ihrem diplomatischen Dementi veranlaßte, bewirkte also, daß Herr Georges Louis auf seinem Posten bleibt. Man beglückwünscht sich hohen Orts hierzu." Wie man sicht, hat der Journalist hier einem Diplomaten einen Liebesdienst erwiesen. Der Zwischenfall wird aber nicht ohne politische Nach wirkung bleiben. Wenn der „Temps" es bitter beklagt, daß wieder mehrer« Minister nicht für sich behalten konnten, was im Ministerrat gesagt wurde, und so bestätigt, daß Iswolski einen Botschafter wechsel gefordert hatte versteht man das; wer wird aber dem offiziösen Diplomatenblatt glauben, der Zweibund habe so tiefe Wurzeln, daß er von Per sonenstreitigkeiten nicht erschüttert werden könne? Schon beginnt ein Teil der unabhängigen Presse mit lange unterdrückten Klagen herauszu rücken, daß Rußland eine Politik verfolge, der Frankreich nicht beistimmen kann, und daß die russische Diplomatie auf die französische einen immer unerträglicheren Druck auszuübcn suche. Der Aus landsredakteur des „Echo de Paris", der Famulus Delcaßös, Andrs Movil. schreibt: „Die Wahrheit ist, daß in St. Petersburg eine gewiße, über reellen Ein- fluß verfügende Partei existiert, die Rußland seit einiger Zeit im Orient in eine abenteuerliche Politik fortreißen und es offen der italienischen Aktion gegen die Türkei zugesellen möchte. Botschafter Louis be griff, wie seyr eine Politik russischer Intervention im Orient in diesen Augenblick gefährlich wäre, und bekämpfte sie mit besonderer Energie. Daher die Feindschaft jener, die die Intervcntionspolitik be treiben." Das „Journal" meint: „Ein sofortiges, ab solutes, zugleich von beiden beteiligten Seiten kommendes Dementi hätte die Folgen des Skandals begrenzen können. Dies formelle Dementi ist nicht gekommen. . . Man weiß sehr gut in Petersburg, daß die jüngsten Kombinationen der russischen Politik sowohl in Paris, als auch in London begriffen wurden, und daß etwaig« Ein wendungen wohl überlegt waren. Was bleibt von allem Lärm übrig? Bloß daß Herr Louis nicht persona in St. Petersburg ist, noch weniger bei gewissen Diplomaten, die zu sehr vergeßen, daß die Stunde vorüber ist, wo sie ihre Regierung leiteten, und deren Tätigkeit in übler Weise über ihre Rolle als Vermittler hinausragt. Es bleibt auch, daß in der politischen Auffassung beider Verbündeten nicht vollkommenstes Einverständnis herrscht." Jean Herbett« sagt in der „Action": „Herr Iswolski hätte der einfachsten Höflichkeit ermangelt, wenn er nicht ein Dementi erlaßen hätte, das übrigens recht flau ausfiel. Aber jedermann wird denken, daß die Nachricht wahr ist, d. h. soweit di« französische Regierung sich mit der Zwangslage ab zufinden vermochte, einerseits nicht den Bettreter eines verbündeten Herrschers durch Abbruch der Ver handlungen zu verletzen und anderseits nicht zu ver letzende Aussprüche für ihren eigenen Vertreter an- zubören. ... Die ftanzösisthe Oeffentlichkeit, wenig stens die republikanischen Kreise, hat nicht die Ehre, Herrn Iswolski aut zu kennen. Sie gewährt ihm jedoch Kedit, da sie weiß, daß er schon als Minister England sympathisch war, und daß er sich über Frank reich, als er von der Macht heravstürzte, nicht zu be klagen hatte, obgleich er schon einmal die Abberufung eines französischen Botschafters erzwungen hatte. Wir würden es sehr bedauern, wenn wir andere Ge fühle hegen müßten und wenn die St. Petersburger Regierung sich gezwungen sähe, ihrerseits die Per sönlichkeit eines Botschafters den gebieterischen Not wendigkeiten der fran.zösisch-rußischen Allianz opfern zu müssen." „Paris-Journal": „Wenn es wahr wäre» daß Gesundheitsrücksichten vorgeschützt werden müßten, um eine plötzlich entstanden« diplo matische Spannung zwischen Rußland und Frankreich zu verdecken, wäre das um Rußlands und unserer selbst willen gleicherweise zu bedauern: denn das wäre -in Zcichen dafür, daß Rußland im Orient «ine der englischen und unsrigen entgegengesetzte Politik betreibt, was eine große Gefahr für den Frieden werden könnte." Der „Eclai r": „Die Anarchie steht in Mode, selbst in der modernen Diplomatie. Gewiße Gren.zcn zu überschreiten ist aber gefährlich: denn die per sönlichen Streitereien dürften nie die äußere Politik zweier großen Länder stören. Es liegt uns wenig daran, ob Iswolski geringe Sympathie für Louis hat. Es ist aber tief bedauerlich, daß man mit einer solchen Feindschaft zählen muß, von der das Publikum auf ungewöhnlichem Zvege erfährt." — Wie man aus diesen und vielen anderen Preßstimmen ersehen kann haben die Enthüllungen des „Echo de Paris" zum erstenmal in Frankreich das Gefühl erweckt daß ein starker Gegensatz zwisck>en der französisch-englischen und der russischen Politik möglich ist. Ob die deutsche Diplomatie, ob die österreichisch-ungarische Diplo matie diesen „psychologisckfen" Moment vorübergehen lasten werden? Vilüung eines „Freiwilligen Fliegerkorps". Um die zahlreichen ausasbil'oeten deutschen Flie ger, die sich in letzter Zeit besonders vermehrt haben und als verwendbar für militärische Dienste in Be tracht kommen, im Kriegsfälle dem Heeres- dienst« nutzbar zu machen, ist, wie wir hören, di« Scl-affung eines „Freiwilligen Fliegerkorps" ge plant, zu welchem Zweck die Heeresverwal. tung mit den maßgebenden und in Frage kommen den Stellen bereits in Verhandlungen einge treten ist. Gegenwärtig befindet sich dies« noch i» den Vorstadien, so daß die Festlegung der Organisa tion noch einige Zeit auf sich warten laßen dürste. Der grundlegend« Gedanke ist hierbei, dag das Flie gerkorps etwa eine Tätigkeit wie das Freiwil lige Automobilkorps im Frieden ent. wickelt. Es soll also im Frieden zu militärischen Hebungen berangezogen werden und eine zweckent sprechende Ausbildung erhalten, um im Kriegsfall« der Heeresverwaltung zur Verfügung zu stehen. Für das geplante „Freiwillige Fliegerkorps" dürfte eine Subventionierung in Frage kom men, durch welche für die Dienstleistungen im Frie- den Entschädigungen gewährt werden. Die Sumxn- tionirrung der Kraftwagen, di« bereits seit Jahren besteht uno sich bewährt, kann hierbei etwa als Vor bild in Betracht kommen. Voraussichtlich werden vor allem der Aeroklub und andere Verbände die nötigen Maßnahmen zu treffen haben, um die Ge stellung und Organisation der Flieger in Friedens zeiten bei militärischen llebungen herbeizuführcn. Durch Aufstellung eines derartigen Fliegerkorps im Frieden wird es möglich sein, daß jederzeit eine große Anzahl von Fliegern und modernen Flug zeugen der Arme« zur beliebigen Verwendung zur Verfügung stehen, was entschieden vorteilhafter er scheint, als wenn die Heeresverwaltung selbst eine große Zahl von Flugzeugen anschaffen muß, die nur zeitweise benutzt werden würden und vor allem leicht veralten können. Aehnliche Erwägungen haben in England bereits dazu geführt, ein „König liches Fliegerkorps" zu organisieren. In Engla.nd soll die neue Organisation auch all« Kräfte auf die sem Gebiete, die im Lande vorhanden sin-d. an sich ziehen, so daß jederzeit eine genügende Anzahl ausge bildeter Flieger der Armee und Marine zur Ver fügung steht. Die Tätigkeit eines jeden Angehörigen dieses Korps gilt als königlicher Dienst. Im übrigen sollen besondere Ausbil» dungsprinzipcen und andere Maßnahmen zur Anwendung gelangen, die der Eigenart der englischen Verhältnisse Rechnung tragen. Gineverbellerung üer deutschen Militär-Luttlchitte. Wie der „Inf." mitgeteilt wird, hat der Ingenieur Eberhardt vom preußischen Luftschifferbataillon in Berlin-Reinickendorf eine Verbesserung für Luftschiffe erfunden, die den Neubauten der deutschen Luftflotte zugute kommen dürfte. Di« Erfindung geht von der ständigen Gefährdung aus, d«r die Hüllen un starrer Luftschiffe ausgesetzt sind, weil ihre Formerhaltung lediglich vom inneren fieber druck abhängt. Sehr häufig sind bei Prallschiffen Lurch kleine Riße in der Hülle Unfälle hervorgerufen wor den. da die Riße sich im Augenblick infolge oer Ge- wichtsverschiebungen vergrößerten, die durch die an seitlichen Gurten aufgehängtc Goittrel verursacht wur den. Man hat dielem Gruäoübel der prallen Luft schiffe dadurch abhelfen wollen, daß man, um das Ge wicht der Gondel auf den ganzen Ballonkörper zu verteilen, die Gondel an einem Netz aufhängte, das, ähnlich wie beim Frefballon, über den gamen Trag körper gelegt wurde. Diese Art der Gondelauf hängung hat jedoch den Nachteil, daß di« Netzmasch.n in gänzlich unkontrollierter Werse belastet und ver zogen werden, dazu kommt, daß die Gondel bei der Schräglage des Schiffes sich verschieben und die Gleich gewichtsverhältniße verändern muß, worin ein großes Gefahrmoment liegt. Allen diesen Nachteilen Hilst d'e neue Erfindung des Ingenieurs Eberhardt ab. Sein Tragnetz für Luftschiffe besteht in drei Teilen, einem mittleren, dem Iragnetz, das über den mittleren größeren Teil des Baklonkorpers gelebt wird und die Last der Gon del trägt, und zwei Spitzennetzen oder Kappen, di« DM* Man beachte arrch die Inserate in -er Abend-Ausgabe. "WW
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