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Lokales und Sächftfches. Dippoldiswalde. Der Winter hat in unserer Gegend in der Nacht zur Mittwoch seine Visitenkarte abgegeben und Feld und Flur mit leichter Schneehülle bedeckt. Unter heftigem Winde stöberte es am Vor mittage zeitweilig fort. — Am 28. Oktober feierte das Lehrerkollegium de: Stadtschule zu Mittweida das Jubiläum der 25- jährigen Lehrerthätigkeit des Herrn Bürgerschuldirektoc Enzmann, welcher zuerst als Hilfslehrer an der Stadtschule zu Dippoldiswalde thätig war und darauf in Leipzig studirte. Am Morgen begrüßte das Lehrer kollegium den Jubilar in der Aula und überreichte ihm eine goldene Uhr. Am Abend fand eine gesellige Feier statt, bei welcher Ansprachen, Orchestervorträge, Gesangsstücke und Theater in bunter Reihe abwechselten. Gin fröhliches Tänzchen hielt alle Festtheilnehmer, bis zur späten Stunde beisammen. — Die Orgel der Stadtkirche wird zur Zeit einer ganz gründlichen Reinigung unterworfen und gestimmt. Dis Wirkung dieser Arbeit ist schon jetzt recht bemerk bar an der hervortretenden Hellen und reinen Klang farbe des an und für sich schon trefflichen Orgelwerkes. — Mit dem 1. November hat die Schonzeit für Krebse begonnen und dauert bis Ende Mai nächsten Jahres an. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschlhätigkeit gelegentlich des am 30. September d. I. bei dem Gutsbesitzer Fritzsche in Hennersbach entstandenen Brandes, hat die königl. Brandversicherungs-Kammer den Spritzen der Ge meinden Waltersdorf und Döbra Prämien nach Höhe von 30 Mk. und beziehentlich von 25 Mk. be willigt. — Auf der Tagesordnung der am 13. November abzuhalievden KreisauSschuß-Sttzung befinden sich u. A. auch folgende Punkts: Konzessionsgesuch des Dr. woä. Fr. Albert H. Kuntze in Radebeul zur Er richtung eines Sanatoriums in Kipsdorf, und Gesuch des Kistenbauers Fr. O. Büttner in Schmiedeberg um Erlaubniß zur Aufstellung eines Elektromotors. SeiferSdorf. Am Kirmeßmontag erfreute uns die Stadlkapelle aus Dippoldiswalde unter Direktion deS Herrn Musikdir. Jahn mit einem recht hübschen Concert, in dem man mit Befriedigung erkennen konnte, daß das Gute so nahe liegt und nicht erst aus der Großstadt geholt zu werden braucht. Schmiegten sich in den Ouvertüren zum „Nachtlager", zur „Martha" und „Moritana" die Instrumente zu harmonischen, volltönenden aber doch nicht grell schrillenden Akkorden an einander, so zeigten anderseits Violinen- und Clarinettenfolts und Streichquartette eine meisterhafte Beherrschung der einzelnen Instrumente. Das Schluß potpourri: „Das Menschenleben", ein Tongemälde von Starke, sand wegen seiner sinnigen Zusammenstellung allgemeines Gefallen. Kreischa. Unsere Heilanstalt hat unter der Leitung des Herrn vr. Bartels einen erfreulichen Aufschwung genommen. In dem ersten Jahre seit der Wieder eröffnung ist die Anstalt von 125 Patienten besucht -worden, eine Anzahl, die seit vielen Jahren nicht er reicht morden ist; davon kamen 58 aus Sachsen, 8 aus Oesterreich-Ungarn, 6 aus Rußland, 1 aus Egypten, die Uebrigen vertheilen sich auf die anderen deutschen Staaten. Welches Vertrauen der Anstalt auch von amtlicher Seite entgegen gebracht wird, ersieht man daraus, daß die Versicherungsanstalt für Sachsen und mehrere BerusSgenoffenschasten geeignete Kranke regel mäßig hierher überweisen. An der Vervollkommnung der Einrichtung wird fortwährend gearbeitet. Poffendorf. Das am Kitmeßmontage, den 2. November, stattgefundene Concert der Gewerbehaus- Kapelle aus Dresden war, wie man erwarten konnte, sehr zahlreich besucht. ES war ein genußreicher Abend, und Alle mögen wohl von dem Wunsche beseelt sein, wie Trenklerfchs Kapelle recht bald wieder hören zu können. Der dem Concert folgende Ball fand zahl reiche Theilnehmer. — Ueber das am vergangenen Montag in Poffen dorf stattgesundene 300jährige Kirchenjubiläum be richten wir in nächster Nummer. Bärenstein. Sonntag, den 8. und Montag, den 9. November, findet aus Schloß Bärenstein die Aus stellung von über 1200 Gewinnen der von Frau v. Lüttichau unternommenen Lotterie statt. Im In teresse des guten Zwecks sowie in Anbetracht der ge schmackvollen Ausstellung der hübschen und sehenswsrthen Gegenstände wäre ein zahlreicher Besuchebenso wünschens- als empfehlenswerth. Dresden. Das Schiedsgericht betr. die lippesche Thronfolge trat Freitag Nachmittag 2 Uhr unter dem Vorsitz des Königs Albert im Gebäude des Ge- sammtminisieriums in Dresden zusammen. Die Ver handlungen werden vorläufig geheim gehalten. Im Spiegelsaale des Residenzschloffes fand später kür die Theilnehmer an den Verhandlungen und für einige andere Gäste Tafel statt. — In der 19. Sitzung am 2. November erledigte die ev.-luth. Landessynode nur Petitionen und setzte am 3. November die Berathung des Berichts über den Zustand der Landeskirche fort, nahm sodann die Wahl des ständigen Synodalausschusses vor und erledigte zum Schluß weiter eingegangene Petitionen. — Die 6. ordentliche evan.-luth. Landessynode wurde am Mittwoch Vormittag 11 Uhr in der evan gelischen Hoskirche mit einem Gottesdienst geschloffen, bei welchem Geh. Kirchenrath Superintendent vr. tlwol. Pank aus Leipzig die Predigt hielt. Dresden. Bei dem Füllen einer Petroleumlampe geriethen am Freitag Abend die Kleider einer Frau in Flammen. Das Feuer konnte durch herbeigeeilte Hilfe zwar in kurzer Zeit wieder gelöscht werden, die Frau erlitt jedoch schwere Verletzungen, die bald zum Tode führten. Wie sich ergab, war irrthümlich Spiritus in die für das Petroleum bestimmte Flasche gekommen und in die Lampe eingegoffen worden. — Der Umbau des Königl. Residenzschlosses soll, soweit sich die Arbeiten auf den großen Schloßhos und die Nordfront des Schlosses bis zum Georgenthor beziehen, bis zum Weihnachtsfest beendet sein. Die Berüstung des Schloßthurmes ist bereits gefallen und auch ein Theil der neu angelegten Renaissancegiebel ist nunmehr freigelegt. Freiberg. Auf dem geschmückten Platze vor dem Hauptpwtal des Domes fand Freitag Nachmittag die Weihe der neuen Glocke statt, welche an Stelle einer zersprungenen dem Geläute der Domkirche eingekügt werden soll. Mit dem Geläut der alten Glocken wurde die vom Bahnhof her tranSportirte neue Glocke empfangen. Pirna. In dem Konkursverfahren über das Vermögen der Pirnaer Vereinsbank ist Termin zu einer Gläubiger-Versammlung auf den 19. November anberaumt. Auf der Tagesordnung befindet sich die Beschlußfassung über Vergleichs-Vorschläge, welche von den Mitgliedern des Ausstchtsraths der Vereinsbank zu Pirna bez. den vormaligen Mitgliedern desselben zur Beseitigung der gegen sie bestehenden Ansprüche gemacht worden sind, sowie ferner die Beschlußfassung wegen Veräußerung der aus Fol. 16 und 57 des Grund- und Hypothekenbuchs für Hütten eingetragenen Grundstücke. Radeberg. Am vorletzten Sonntag zechten im Gasthose zu ArnSdorf mehrere junge Leute, unter denen sich auch der 20jährige Tischlergeselle H. befand, in etwas übermäßiger Weise. H. mußte sich infolgedessen wiederholt übergeben, wobei ihm genoffene Speise in die Luftröhre gerieth und sich daselbst so fest setzte, daß der junge Mann durch Ersticken seinen Tod fand. Die vorgenommene Sektion stellte diese Todesursache fest und wiederlegte das Gerücht von einer vor gekommenen Alkoholvergiftung, weshalb auch der in „Wei-eritzSeitm,-" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag nnd Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Ai Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie »ie Agenten nehmen Be stellungen an. Inserat«, welch« bet der bedeutenden Auflage des Blattes «ine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche AmtshaupLmannschaft, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehllt in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten UnterhattungSblatt". Mit land- «nd hauSwirthschaftlicher MouatSbeilage. Nr. 128. Donnerstag, den 5. November 1896. 62. Jahrgang. zwischen verhaftete Wirth des Gasthofes wieder an der Haft entlassen wurde. Großenhain. In einem hiesigen industriellen Etablissement wurden einem Arbeiter aus Naundorf von der Hobelmaschine sämmtliche Finger der linken Hand abgeschnitten. Döbel«. Im benachbarten Keuern ereignete sich dieser Tage ein Unglücksfall, der dadurch herbei geführt wurde, daß sich ein Knabe an einen fahrenden Wagen hing. Er kam hierbei mit einem Bein in ein Rad und wurde mit herumgedreht. Der Knabe erhielt mehrere B'üche und viele andere schwere Verletzungen. Tannenberg bei Annaberg. Unser Ort ist am Freitag Vormittag von einem größeren Brandunglück heimgesucht worden. Die alte EoanS'sche Baumwoll spinnerei, die durch ihren hohen, weithin im Thals sichtbaren Bau als Wahrzeichen der Gegend galt, ist den Flammen zum Opfer gefallen und bis auf die gewaltigen, aus Bruchstein hergestellten Umfassungs mauern ausgebrannnt. Die Spinnerei, welche von dem Schotten Evan Evans gegründet war, hatte ein historisches Interesse, indem sie die erste Spinnerei auf sächsischem Boden war. Nur rauchende Trümmer sind jetzt der Ueberrest deS stolzen BesitzthumS, an da- sich die Entwickelung einer der größten Industrien unseres Sachsenlandes knüpft. Treuen. Hier ist man um eine Hoffnung ärmer. Die Sendung an den Kirchenvorstand, welche an geblich eine von einem milden Spender gestiftete Thurmuhr enthalten sollte, war für Altensalz bestimmt. Die Freude war also umsonst! Zwickau. Während von Zwickauer Bergarbeitern Agitatoren nach Zeitz, Schneeberg und anderen Orten entsandt worden sind, um die dortigen Bergarbeiter zum Anschluß an den sozialistischen Deutschen Berg- und Hüttenarbeiter-Verband zu bewegen, wird von der Verbandsleitung aus der ehemalige Bergarbeiter „Ge nosse" Bunte in Dortmund zu dem gleichen Zweck na h dem Königreich Sachsen, gesandt werden. Zittau. Hier verlor dieser Tage ein mit Repa raturarbeiten beschäftigter Ziegeldecker plötzlich den Halt und stürzte mit dem Oberkörper voran zum Dachrande des dreistöckigen Gebäudes hinab, wo er sich zum Glück an den Ziegeln noch festzuhallen vermochte. Ein im Nachbargrundstück wohnender Mann rief dem in höchster Lebensgefahr Schwebenden zu, daß er nur einige Augenblicke noch aushalten möge, bis er eine Leiter herbeigeholt habe. Nach wenigen Augenblicken kehrte denn auch der hilfsbereite Nachbar mit einer Leiter von der nöthigen Länge zurück und holte den Ziegeldecker, den der Rest seiner Kräfte bereits zu ver lassen drohte, herunter. Tagesgeschichte. Berlin. Die Bundesrathsbestimmungen über den Maximalarbeitstag im Bäckereigewerbe sind, wie vom Schöffengericht, nunmehr auch vom Landgericht zu Berlin anläßlich der Klage deS Bäckermeister- König als zu Recht bestehend anerkannt worden. — Die „Nal.-Ztg." schreibt: „Vor einigen Tagen machte ein militärischer Mitarbeiter des Pariser „Figaro" beiläufig die Bemerkung, die Stunde sei nicht mehr ferne, da der Minister genöthigt sein wird, 200 Mill, für die Umgestaltung des Artilleriematerials in An spruch zu nehmen; es würde zu nichts führen, sich über solche Forderungen zu beklagen; der „bewaffnete Friede" sei nur um diesen Preis zu haben. Man ha» aus dieser Aeußerung geschloffen, daß die Herstellung von Schnellfeuergeschützen für die französische Artillerie bereits im Gange sei. Ob dem so ist, wissen wir nicht, aber wir haben Grund zu der Annahme, daß auf deutscher Seite alle Vorbereitungen getroffen find, um, falls von Frankreich aus den europäischen Völkern diese neue Lust aufgenöthigt wird, uns wenigsten- den rechtzeitigen militärischen Vortheil derselben »n sichern."