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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Erscheint «1t «ulnahme der Sonn- -Ml« für da« Dlerteljahr N-L Lhaler. «/Uv und »»stta«» «bend« """ Tonnllvtno. vtN 2s. Deloder. Insertion«.Gebühren für den Raum I durch all. P-stanftal.en zu beziehen. ' ^^.nenZell. 1 Neugroschen. Z OEFUF« Einladungen dorthin. Di« neapolitanische Angelegenheit. Verhaftungen. Ein kaiserl. Handschreiben an den Kriegs« Minister. Vermischtes.— Bern: Aussichten für Freilassung der neuenburger Gefangenen. — Turin. Fürst Karl UI. in Monaco erwartet. — Madrid. Decrete. Die Provin zialmilizen der Armee einverleibt. — London: V»m Hofe. Die neue Organisation dec Infanterie. Die KriegSauS- gaben.— St. Petersburg: Vom Hofe. SchifffahrtS- derichte. — Belgrad: Kanonenlransporte. — New- Vork: Zu den Wahlen. Local- und Provinzialangelegenheiten. Dresden: Da« Feuer in Stetzsch. Ankunft der Kreuzberg'schen Me nagerie. — Leipzig: Eine neue Schenkung für die Pestalozzistiftung. — Oschatz: Schluß der Kirchenvisi- tationen. Das evangelische Lehrerinnenseminar zu Kalln- berg. Feuilleton. Vermischtes. Inserate. TageSkalender. Börsennachrichten. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Paris, Freitag, 24. Oktober. Der „Moniteur^ enthält einen Artikel, in welchem cS unter Anderm heißt: Seit einiger Zeit enthalten verschiedene eng lische Zeitungen gehässige Verleumdungen gegen die französische Regierung. Wir kennen sehr wohl die Achtung, welche man in England der Freiheit der Presse zollt; auch appelliren wir, indem wir diese Ausschreitungen Ecark) kennzeichnen, lediglich an den englischen gesunden Sinn gegen ein System, welches das Vertrauen zwischen den beiden Regierungen er schütternd geeignet wäre, zwei Nationen zu veruneinigen, deren Bündniß die beste Gewährleistuug des Welt friedens ist. Der „Patrie" zufolge behält Marschall Serrano den spanischen Bolschafterposieu in Paris. Dresden, 24. Oktober. Ueber das Befinden des Herrn Staatsministers vr. v. Zschinskv sind soeben sehr befriedigende Nachrichten aus Vevey eingegangen. Der Herr Minister hatte die Reise dahin bei dem günstigsten Wetter zurück gelegt und fühlte sich bereits erheblich durch die milde Lust der dortigen Gegend erleichtert. — Se. Durchlaucht Fürst Elcmens v. Metternich-Winne- burg, welcher heute Mittag die Rückreise nach Wien an getreten Kat, wurde gestern von Sr. Majestät dem Könige mit einem länger» Besuche beehrt. Wien, 22. Oktober. In Betreff der fortdauernden Be setzung der Donaufürstenthümer enthält die officiöse „Oester. Eorresp." folgenden (von uns im vorgestrigen Blatte bereits telegraphisch erwähnten) Artikel: Pariser Blätter beschäftigen sich neuerdings besonders eifrig mit der andauernden Be setzung der Donaufürstenthümer durch kaiserlich österreichische Truppenabtheilungcn. Zur Richtigstellung der Thatsachen fügen wir alsogleich hinzu, was die französischen Journale zu ignoriren scheinen, daß auch türkische Truppen noch im mer moldau-walachische Gebietstheile beseht halten und daß deren Anwesenheit daselbst genau durch dieselben Rechtsmotive begründet ist, wie die des k. k. Armeecorps. Streng -der gleiche Rechtstitel rechtfertigt auch die fortdauernde Anwesen heit einer königl. großbritannischen Flotte in den Gewässern deö schwarzen Meeres, der strikten Vorschrift deS transitori schen Ausatzartikels zu dem Pariser Friedenstractate vom 30. März d. I. ungeachtet. Diesen parallel laufenden Thar sachen gegenüber, beruhend auf übereinstimmender Rechrs- auffassung Oesterreichs, Großbritanniens und der hohen Pforte, muß es billig Verwunderung erregen, daß die fran zösische Presse eine derselben allein heraussucht und sie mit ungerechtfertigtem Mißtrauen bespricht, dagegen aber die ein zige Ursache des gleichzeitigen Beharrens der vorgenann ten drei Mächte in ihren militärischen Positionen in der Moldau und Walachei, wie im Pontus als unbedeutend und gleichgiltig darzustellen sich veranlaßt findet. Der FricdcnS- tractat vom 30. März ist glücklicherweise feststehend und be siegelt. Niemand, wir sind eS überzeugt, denkt daran, ihn anzutasten, keine Macht will sich seinen Bestimmungen ent ziehen. Wovon es sich heule noch handelt, das ist allein die Ordnung, die Reihenfolge im Vollzug seiner Bestimmungen. Diese wurde von der Pariser Eonferenz auf keine andere Art aufgefaßt, als daß die Eommissare sich nach Konstantinopel zu begeben haben, sobald die durch Artikel 31 des Tractals vom 30. März bestimmte allmähliche Räumung des oltomani- schen Gebietes weit genug vorgeschritten ist und daß die Eommission ihre Ankunft zu Bukarest mit dem vollständigen Aufhören der zeitweiligen bewaffneten Occupationen, sowie mit dem Vollzug des Art. XX. in Betreff der Rek tifikation der moldauischen Grenze verbinden kann. Die Rektifikation der moldauischen Grenze ist aber nicht nur nicht vollzogen, sie ist streitig. Es ist bekannt, daß Rußland die Abtretung Belgrads und der Schlangeninseln verweigert, während die übrigen Mächte insbesondere die bei der Regulirung der Grenzfrage am wesentlichsten interessirten Regierungen auf Grund des Friedensschlusses darauf bchar- ren. Daß die durch einen feierlichen Friedensschluß festgesetz ten Grenzterritorialbestimmungen eine Nebensache, ein unter geordneter Punkt bei dem Vollzug, bei der Verwirklichung des Friedens, dagegen die Gebietsräumungen durch Truppen der Flotten alliirter Mächte — welche von dem zuständigen Souverän oder Suzerän nicht gefordert, noch gewünscht wer den — ein iw erst«: Linie zu disculjreyder Punkt sei, daß sodann aus diesem heraus noch überdies eine einzelne, mit den beiden andern in gleicher Schlußfolgerung aufrecht er haltene Okkupation vor allen Dingen beseitigt werden müsse: das ist eine internationale Logik, zu der wir uns allerdings nicht zu bekennen vermögen. So beruht die andauernde österreichische Okkupation der Donaufürstenthümer auf dem selben Rechtsmotive, wie die türkische, auf demselben, wie die maritime des schwarzen Meeres durch Großbritannien. Nicht aus Mißtrauen gegen Rußland, sondern auf Grund des Rechtsverhältnisses, das durch die streitige Grenzregulirung annoch vorliegt, verbleiben die Truppen und Flotten der drei Mächte derzeit noch auf Gebietstheilen und Meeren, welche sie allerdings zu räumen haben, sobald die Grenzmarken des osmanischen Gebiets definitiv festgestellt sind. Es findet hier der Schlußsatz deS Artikels 31 des Pariser Traktats vom 30. März volle Anwendung, welcher — nach Feststellung des Grundsatzes der (nach dem Austausch der Ratificationen) „sobald als möglich" zu bewerkstelligenden Räumungen — aus drücklich anfügt: „Die Fristen (les eleluis) und die Mittel der Ausführung werden den Gegenstand einer Vereinbarung zwischen der hohen Pforte und den Mächten aus machen, deren Truppen ihr Gebiet besetzt haben/, Amtlicher Thcil. Dresden, 24. Oktober. Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg ist heute Mittag 12 Uhr wieder hier eingetroffen. Bekanntmachung, die Eröffnung der Telegraphen Vereins-Station Plauen, der BetriebStelegraphen-Station Hohenstein an der im Bau begriffenen chemnitz-gößnih-zwickauer Staatseisen bahn, ingleichen der BetrirbStelegraphen-Stationen der leipzig-dresdener Eisenbahn für die allgemeine tele graphische Correspondenz betreffend; vom 20. Oktober 1856. Zum Anschlüsse an die Linien des deutsch-österreichischen Telegraphen-Vereins ist zu Plauen «ine Telegraphen-Vereins-Station errichtet worden, welche künftigen Montag den 27. October dieses Jahres für di« allgemeine telegraphische Staats- und Privat-Cor- respondenz eröffnet werden soll. Indem Solches hierdurch bekannt gemacht wird, ist gleich zeitig hiermit zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, daß im mittelst auch der Betriebstelegraph an der dermalen noch im Bau begriffenen chemnitz-gößnitz-zwickauer Staatseisenbahn mit der BetriebStelegraphen - Station Hohenstein, sowie nach der Seiten der Ministerien des Innern und der Fi nanzen hierzu erfolgten Eoncesfions - Ertheilung auch der Be triebstelegraph der leipzig-dresdener Eisenbahn mit den Be- triebstelegraphen-Stationen Leipzig, Wurzen, Dahlen, Aschöllau (für Oschatz), Riesa, Priestewitz, Nie derau, Dresden unter den durch da- — bei allen Tele graphenstationen käuflich zu erlangende — Reglement für die internationale telegraphische Correspondenz auf den Linien des deutsch-österreichischen Telegraphen - Vereins sowie für den internen telegraphischen Verkehr im Bereiche der königlich sächsischen Staats- und Eisenbahntelegraphen-Linien bekannt gemachten Bestimmungen und unter der Beschränkung, daß die direkte Depeschenbeförderung zwischen Chemnitz und Glauchau, sowie zwischen den Stationen Dresden, und Leipzig der Slaatstelegraphen-Anstalt vorbe- balten bleibt, zur Benutzung für die allgemeine telegraphische Staats- und Privat-Correspondenz eröffnet worden ist. Dresden, am 20. Oktober 1856. Finanz-Ministerium. Behr. Opelt. Nichtamtlicher Lheil. Nebersicht. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Nachrichten vom Staatsminister vr.v.Aschinsky. Fürst Clemens v. Metternich abgereist. — Wien: Eine officiöse Stimme über die RechtSgründe für die fortdau ernde Besetzthaltung der Donaufürstenthümer.— Berlin: Die für den nächsten Landtag zu erwartenden Gesetzent würfe. Zum DepeschendiebstahlSproceß. Der Transit der „Allg. Ztg." gestattet. Graf v. Kisseleff abgereist. Der „Wladimir" in Stettin eingetroffen. — München: Einzug des Prinzen Adalbert. — Bremen: Oberstleutnant Reu ter -j-. — Paris: Ankunft deS Kaiserpaars in Compiegne. Feuilleton. WaS man vordem erleben konnte. Bon Ldmund Küfer. (Fortsetzung au« Nr. 247.) „Da mit einem Male — fuhr der alte Fiedler Steffen in seiner Erzählung fort — ward'S hinter mir laut von einem kleinen feinen Schrei, und als ich mit dem Kopfe herumfuhr, stand eine Gestalt dort in weißen Gewändern, neugierig daS Köpfchen vorgestreckl, auf dem sich ein gar dicker, üppiger Blumenkranz zeigte, und die Figur doch wieder halb zurück- gewendet, als wollte ste fliehen. Sie mochte eben auS dem Busch hrrvorgeglitten sein, und im vollen Mondschein sah daS Ding so ganz curio« au«, sag' ich Euch, daß ich gehörig erschrak, auf dir Knie in dir Höh' fuhr und Nicht« wußte, al« „Donner wetter!" „Da fing Euch da« Dingelchen so herzhaft an zu lachen, al« wollte r« vor dem Morgen nicht aufhören, und sprang auf, steil auf, sag' ich Euch, und um mich im Kreise herum wie toll, und die weißen Flaggen fuhren hinter ihm drein, so geschwind, so wirbelnd, daß e« sich in der Luft wie ein großer Heller Krei« ab« cirkelte. Ich folgte dem Allen ganz bestürzt mit den Augen, denn sonst rührte ich mich nicht, da meine Glieder — ich weiß nicht, ob vor Schreck oder vom Zauber — wie gelähmt waren. „Daß Wesen stand vor mir und begann zu reden; — e« war eine feine, zarte Stimme, so wa« Absonderliche« an Ton und Klang, so wa« Bornehme«, möcht' ich sagen, und mich dünkt, ein Menschenkind hat keine solchen Laute in der Kehle. „Spiel mann," sagt« ste, „wie wagst Du'«, hierher in meinen Bann zu kommen, an solchem Abend und mit solchem Lärm? Weißt Du nicht, daß hier mein Reich ist?" — „Woher zum Teufel sollte ich Da« wissen?" entgegyete ich. „Bin hier fremd und frage den Platz, wo ich mich niederlege, nicht, wem er gehört." — „Ei wie keck!" sprach fie. „Wenn ich Dich zur Strafe nun bannte und verwünschte, daß Du hier ewig liegen müßtest al« Stein, Du? Die andern Steine da da« find auch einmal so kecke Bursche ge wesen und ich habe ste so verzaubert." — „Hoho!" rief ich, „Du Kleine hast Da« gethan?" Und ich sprang gerade vor ihr auf. Allein sie wich gar nicht zurück, schrak gar nicht zusammen, wie doch sonst ein so junge«, schwache« Ding gethan haben würde; ste erhob mir entgegen sogar den kleinen, runden, weißen Arm und tippte mit dem Fingerchen an meine Brust, daß ich wieder in die Knie stürzte, ohne zu wissen, wie so, und ein Paar Augen blitzten mich so gewaltig an, wie zwei leibhaftige Sonnenstrahlen, daß mir ordentlich heiß wurde. „Du!" drohte sie, „untersteh'Dich, mir nahe zu kommen? Meine Geister und Diener füllen Luft und Wald, Du bist ver loren, wenn ich sie rufe." — „Gott bewahre!" meinte ich, „ich will Dir ja auch Nicht« thun. Aber wer bist Du eigentlich?" — „Siehst Du nicht, daß ich eine Elfe bin, eine Fee, eine Königin, Du Wurm?" fragte sie hochmüthig. „Und ich sehe nun an Deiner Keckheit und Angst, daß Du von den häßlichen Menschen- creaturen bist. Ist'« nicht so?" — „Verdamme mich Gott, wenn ich'« bisher nicht auch so geglaubt!" antwortete ich. — „Woher hast Du aber Deine Kunst, Spielmann?" fragte sie wieder, „Dir ist nicht au« Euer« Staubköpfen und von Euern schwachen Fingern. Darum hielt ich Dich zuerst auch für rin Feenkind."— „Je nun, entgegnete ich, „da« weiß ich nicht, Jungfer Prinzessin ; ich hab'« so in mir, mag nun Herrgott oder Teufel r« zu Wege gebracht haben. Etwa« hab' ich auch dem Zigeuner abgelernt, mit dem ich im Winter acht Tage zusammenlag, als wir ein« geschneit waren. — „Höre," sprach sie, „Du gefielest mir sonst. Aber da« Fluchen verbiete ich Dir, oder ich werde Dich gehörig strafen. Denke daran, Du! Ich spaße nicht!" — „Na, nur sacht'!" sagte ich bestürzt, denn sie richtete sich dabei so herrisch; „ich will'« ja zum Donner versuchen!" „Da lachte fie wie ein Kobold, hieß mich niedersetzen, die Geige nehmen und ihr wa« Vorspielen. Gott mag wissen, wie es ging, da ich so consternirt war; allein ich thal'ö, denn ich mußte, und sie lehnte sich neben mir auf den Stein — ich sollte wohl sagen: auf den verheilen Menschen — und hörte andächtig zu, setzte sich dann zu mir in« Moo«, lachte, plauderte, horcht« wieder, kurz e« ging eine schöne Zeit herum. Sie wollte fort. Ich bat sie, zu bleiben. Sie lachte und blieb, neckend und lustig, aber anrühren durst' ich sie nicht; wie ich'« einmal versuchte, prustete sie auf wie eine wilde Katze, und ich hatte Mühe genug, fie wieder gut zu machen. „Endlich, da der Mond hinter den jenseitigen Bäumen war, brach ste auf, versprach mir aber auf mein Bitten, am nächsten Abend wieder zu kommen. Und wie sie dann auf« und davon flatterte und plötzlich fort war, wie in die Erde hinein, und wie ich nun Alle« überträumte und überschlug, da« Alle«, wa« ge« schehen, da wußt' und fühlt' ich, daß e« beim wahrhaftigen Gott kein irdische« Menschenkind sei, sondern eine Elfe, eine Fee, ein Kobold, rin Neck — na der Teufel hole die Namen! — Aber so war «, denn auf Erden giebt e« kein solche« Geschöpf und auch nicht in der See. Gegen Die find alle Srejungfern der Welt nicht« al« Spreu und Bettelei." Al- er jetzt schwieg, waren die alten, rauhen Züge eigen-