Volltext Seite (XML)
54 18. Zuli I8«2 scheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißeritz-Ieitung. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Klatt -er Königlichen Gerichts-Ämter vvd Stadträthe za Dippoldiswalde, Frauenstein und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne kn Dippoldiswalde. - . . . , » MM Tagesgefchichte. Dippoldiswalde, 17 Juli. „Die schönen Tage von Aranjuez sind nun vorüber." Mit diesem, wie wir hoffen, unfern Lesern wohlbekannten, populär ge wordenen Dichterworte theilen wir ihnen in der Kurze den Schluß unseres lang ersehnten und von den ver schiedenen Partheien mit verschiedenen Gefühlen verab schiedeten Volksfestes mit. Mochten sich auch Jupiter Pluvius und Phöbus während der Festtage eifersüchtig um die Oberherrschaft streiten, so konnte doch der Letztere als Sieger bezeichnet werden, wenigstens er freute sich der Montag und Dienstag entschieden seiner Gunst, und waren darum diese Tage von nah und fern durch massenhaften Besuch ausgezeichnet. Unsere Restaurateure können deshalb wobl auch im Allgemeinen mit dem Resultate ihrer Spekulation zufrieden sein. Ganz besonders frequentirt waren: das Zelt von Rackwitz, das durch eine vorzügliche, vielfach abwechselnde Speisekarte, durch gute Getränke rc. sich empfahl; ferner das neue Kaffee- und Knchenzelt von G. Schmidt, das Zelt von Loßner und andere. Am meisten Be sucher aber dürfte der neugebantc Saal des Schieß hauses gesehen haben, in dem an allen 4 Tagen wacker getanzt wurde. Eine so passende Gelegenheit, die Schwungkraft der kaum gelegten und gebahnten Dielen zu probiren, konnte doch natürlich unsere tanzlustige Jugend nicht ungenützt verstreichen lassen, und ihr ein stimmiger Urtheilsspruch lautet dahin: daß dieser neue Vergnügnngsort, der bald durch entsprechende Malerei sich noch verschönern dürfte, seinem Zwecke in jeder Beziehung entspreche. An Vergnügungen für die liebe Jugend gab es zwei große, Tag und Nacht besetzte EarousselS; eine Schaukel suchte Wißbegierigen die Elemente der Seekrankheit auf lcichtbegreifliche Weise bcizubringen; an Bolzenbüchsenständcn, Würfelbuden mit und ohne Nieten war kein Mangel. — Was nun die eigentlichen Schützenangelegenheiten betrifft, so melden wir, daß am ersten Tage bei dem auf dem Nathhause stattgefundcnen Frühstücke beschlossen ward, sogleich durch eine telegraphische Depesche einen brüderlichen Gruß nach Frankfurt zu senden; — ferner, daß Hr. Handelsmann Schultze die Ehre des Vogel- und Hr. Gerichtsamtscontroleur Karg die des Scheibenkönigs davontrugen, sowie daß die betreffenden Marschälle Hr. Posthalter Flemming und Hr. Schornsteinfeger meister Lehmann geworden sind. — Am 4. Festag, Mittwoch, an dem es übrigens fast ununterbrochen regnete, wurde die Aue erst Abends von Gästen ge füllt, wo der Regen nachgelassen und es bekannt wurde, daß ein Feuerwerk noch stattfinde. Dies allgemein be wunderte, durch die allbereite Hülse eines wohlbekannten Pyrotechnikers glänzend ausgefallene Feuerwerk beschloß das Fest. — Zu unserm Gesangfeste, das nun immer näher rückt, laufen die Anmeldungen zahlreich ein; wie wir hören, sind bereits an 600 Sänger angemeldet. Es ist nicht zu bezweifeln, daß unsere Mitbürger Alles aufbieten werden, um durch festlichen Empfang, Ein quartierung und Bewirthung der Sänger, durch Be kränzung der Häuser rc. den Sängern und sich selbst diesen Festtag zu einer angenehmen Erinnerung für spätere Zeit zu machen und den gastfreundlichen Rus Dippoldiswalde's zu wahren. X Von der Grenze, 15. Juli. Der gestern in Böhmisch-Zinnwald abgehaltene erste Jahrmarkt (der zweite soll Anfang October stattfinden) war aller dings vom Wetter begünstigt, entsprach aber keineswegs den Erwartungen, zu welchen der Verlauf des vorjäh rigen berechtigte. Diesmal mangelte es, wahrscheinlich des zu gleicher Zeit in Außig stattgefundenen Marktes wegen, an — Verkäufern, denn wohl über die Hälfte der aufgestellten Buden und namentlich die für Kurz- waaren und das so beliebte Teplitzer Schubwerk be stimmten, waren leer. Auch fehlte gegen früher das rechte Leben von Seiten der Umgebung; nur Altenberg war stark vertreten, weniger Geising und Lauenstein. Ueber das Gebäck klagte man wegen seines Mangels an Güte und Billigkeit. Wir sind hier an das Bie- nert'sche aus Altenberg gewöhnt, das sich in beiderlei Hinsicht stets auszeichnet. Die Gastwirthschaften lockten auch nicht gerade durch vorzüglichen Stoff, der etwas jugendlich und eben Jahrmarktsbier war. Die Aus wahl hatte man freilich, denn Tietze sckänkte Duxer, Schütze Thurner und Schubert Biliner. Nächsten Sonnabend wird der Trank für alle Fälle älter und deshalb besser sein, was sich Freund R. at nvtum nehmen möge. Chemnitz. Die Baumwollenkrisis wird im mer bedenklicher. Der Preis der Baumwolle ist zu einer solchen schwindelnden Höhe anfgestiegen, daß er über den Preis des Fabrikates weit hinauSgeht, und es ist leider zu befürchten, daß bald manche Garn spinnerei ihren Betrieb wird sistiren müssen. Halle. Am 13. Juli Abends entspann sich hier zwischen Studenten und Einwohnern ein so arger Lonflict, daß zuletzt das Militär einschreitcn mußte, um Ruhe zu schaffen. Etliche 40 Verwundungen sollen dabei vorgekommen sein, worunter einige gefährlich zu nennen sind. Es solle nämlich diesen Abend aus An laß der erfolgten Rectorwahl großer Fackelzug sein, weshalb viele Studenten schon am Tage mit Schlägern