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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark so Pf. prRNiim«rsii<in. Anzeiger Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit lO Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 84. Sonnabend, den 17. Juli 1880. 5. Jahrg. Bekanntmachung. Ein größerer Schlüssel ist am vergangenen Dienstag, als den 13. d. M., auf hiesigem Marktplatze gefunden worden und kann vom rechtmäßigen Eigenthümer bei dem Unterzeichneten abgeholt werden. Zwönitz, am 15. Juli 1880. Schönherr, Bürgermeister. Bekanntmachung. Die Einkommensteuer pr. 2. Termin a. o. und der von der Handels- und Gewerbekammer zu Chemnitz zur Bestreitung ihres Aufwandes ausgeschriebene Steuerznschlag von drei Pfennigen für die Mark des Steuerbetrages, welcher auf die in Spalte 6 des Einkommensteuercatasters (für Handel und Gewerbe) von über 600 M. —- Einkommen ab eingestellten Beträge entfällt, ist innerhalb 3 Wochen und spätestens bis zum 0. August 1880 bei Vermeidung executivischer Beitreibung an hiesige Stadtsteuer-Eiunahme zu entrichten. Zwönitz, am 12. Juli 1880. Der V ü r g e r m e i st e r. Schönherr. Nene Answanderungs-Pläne. Noch immer hält die Auswanderung nach den Vereinigten Staaten an, und nicht zufrieden damit, daß dadurch unserem Laude viel Arbeitskraft und Kapital verloren geht, rufen sogenannte Volks- freunde zu neuen Auswanderungen auf. Es entstehen Colouisations- projekte für die Südseeinseln, für Ostafrika und Borneo, Or. StrouS- berg plaidirt für eine Massenauswanderung nach Brasilien, andere Stimmen machen auf Ungarn, ja selbst auf Bosnien und Südruß- laud aufmerksam. Man fragt sich unwillkürlich, was geschehen sei, um die Deutschen aufzurufen, ihre Heimath zu einer Zeit zu ver lassen, welche allem Anschein nach eine Epoche der Erholung und hoffentlich eines neuen wirthschastlicheu Aufschwunges eiuleitet. Bleibe im Lande und nähre dich redlich — so klingt die echte deutsche Antwort auf alle verlockenden Zumuth- ungen, den einheimischen Heerd zu verlassen und in der Ferne auf unsicherem Boden ein zweifelhaftes Glück zu suchen. Das deutsche Reich bedarf der Kräfte des Volkes, zumal es in vielen Gegenden über Arbeitermangel klagt. Wir empfinden neuer dings die Auswanderung nicht mehr als eine Erleichterung, sondern als einen Verlust. Wir schwelgen keineswegs mehr in dem Hochge fühle, andern Ländern durch unsere überschäumende Volkskraft Kultur- wohlthaten zu erweisen, sondern berechnen voll Mißbehagen die Dienste, welche uns für die Zwecke der inneren Kräftigung entgehen. Ein neuer Instinkt sagt uns, daß das Heil für uns und andere nicht mehr in der Zerstreuung, sondern in der Concentrirung der deutschen Kräfte besteht, daß wir also die Auswanderung womöglich vorläufig einstelleu uud insgesammt im Lande bleiben müssen, bis die Auf gaben hier gelöst und die Quellen des Unterhalts in Deutschland er schöpft sind. Deutschland ist neuerdings zur alten Quelle seiner Kraft, zum Laudbau, zurückgekehrt, und es ist sehr erfreulich, daß die größere Entwickelung der Industrie nicht mehr die Ansiedelung und Seßhaft- machung der ländlichen Bevölkerung befehden, sondern gewissermaßen verhöhnt werden soll, indem man den Industriearbeitern Haus und Hof und etwas Land, den ländlichen Arbeitern eine Hausindustrie beschaffen will. Wenn diese Pläne von den Volkssreunden und vom Staate durchgeführt werden, so wird das bittere „Müssen" für die Auswanderung aufhören, die meist erfolgt, wenn der karge Boden für den Bevölkerungsüberschuß keine Nahrung mehr darbietet. Es ist Zeit, daß die Wurzeln der nationalen Kraft nicht im beweglichen Börsenspiel und Zwischenhandel, sondern in den bleibenden Grund lagen gesucht werden, welche sich in der deutschen Geschichte als zu verlässig erwiesen haben. Tagesgcschichte. Deutschland. In einem Artikel über die Ernteaussichten in Preußen sagt die „Prov.-Korresp.": Die günstige Witterung des Junimonats habe allgemein die Hoffnung erweckt, daß die Ernte keineswegs zu den schlechteren zählen, sich in mehreren wichtigen Fruchtarten sogar nicht unwesentlich über eine Durschnittsernte er heben werde. Die von dem „Staatsanzeiger" jüngst veröffentlichten Berichte constatiren fast ausnahmslos, daß die allgemeinen Ernte aussichten durchaus nicht unbefriedigend seien, mehrere Berichte er klärten ausdrücklich, an Nothstand sei nicht entfernt zu denken, ja nicht einmal Mangel bei irgend einer Fruchtart zu erwarten. Zu hier und da verbreiteten weitgehenden Befürchtungen gebe kein Be richt Anlaß; man erwarte vielmehr mit Zuversicht ein günstiges Schlußresultat der Ernte, vorausgesetzt, daß die gegenwärtigen voll berechtigten Hoffnungen nicht noch durch ungünstige Witterungsver hältnisse zerstört würden. Straßburg, 12. Juli. Der Staatssecretär Herzog hat Straß burg gestern Mittag mit dem Weißenburger Schnellzuge verlassen und sich, dem Vernehmen nach, zunächst nach Berlin begeben. In den letzten Tagen seiner Anwesenheit waren dem Staatssecretär zahlreiche Aeußerungen der Sympathie und Verehrung sowohl seitens angesehener Männer der einheimischen Bevölkerung von Elsaß- Lothringen als auch aus den Kreisen der Eingewanderten dargebracht worden. Aus dem westlichen Holstein, 8. Juli. Aus dem Sintenis'- schen Etablissement bei Hemmingstedt wird bereits an der Herstellung einer großen Fabrik behufs Gewinnung von Petroleum rüstig ge arbeitet. Ein massives Gebäude wird aufgeführt und in den großen Kellern desselben bereits verschiedene Maschinen ausgestellt. Mächtige Dampfkessel sind an Ort und Stelle geschafft uud harren ihrer Ver wendung. Wie nach den „Hamburger Nackrichten" verlautet, soll die Fabrik noch im Laufe dieses Sommers in Betrieb gesetzt werden. Die in der Nähe des Sintenis'schen Bohrthnrmes belegene sogenannte „Hölle", wo schon vor 20 Jahren von einer Gesellschaft, an deren Spitze der verstorbene „Wirthschaftsfreund" vr. Meyn-Uterscn stand, ein Erdöl, Photogen genannt, gewonnen wurde, ist jetzt in die Hände einer Aktiengesellschaft übergegangen, die unter der Firma „Hol steinische Oelgrubengesellschaft" in das Handelsregister eingetragen ist. Zum Director des Unternehmens ist N. A. Meyn, langjähriger technischer Director der Karlshütte in Rendsburg, erwählt. Es wird also demnächst in der „Hölle" wieder eine frische und fröhliche Thätigkeit herrschen. Frankreich. Wie das Kaiserreich am 15. August, so feierte am Mittwoch (14. Juli.) die Republik das große Nationalfest, welches