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Tageszeitung m- Anzeiger Pir Dippol-iswal-e» Schmiedeberg N.U. Bezugtprel«: Für M«n M»mü 2.80 «M. mit Zutrag«!, «Inzeln« Mmmern 1» ««tchs- Pfennige :: Gemeinde - Verbands - Girokonto Nr- »- :: Fernsprecher: Amt MppoMtwawe Ar. 408 :: Postscheckkonto Dr«tü«n 1SL4S «D«rp» LO«r»D D<» Mefe« Lia« «UHM Die «Mich« LekauulmachuNS« De» Amlahaüpimanafchast» De» Amis-erichi» «ch De» Sia-iral» zu Dl-polDIswalD« Ruzeigenprell: Vie II Millimeter Kreit« petitM« tt Aeichtpfennige. Eingesandt »nd , Reklamen SV Reichtpfennig« D«<mdv»»Mchai Seil» Setzae. — »mck «nd Derlaar Sari S«»e i« Sl»»»IDl«oa!-e. Sk. Jahrgang Montag, am 28. Juli 1930 Nr. 173 Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. (Mokorradzusammenskoß.) Am Sonn tag abend nach 9 Ahr stieß an der Ecke Dresdner—Glas- Hütter Straße der Motorradfahrer Maschinist Oswald aus Reinhardtsgrimma, der aus Richtung Dresden kam und in die Glashükker Straße einbiegen wollte, mit dem Tele graphenarbeiter Bode aus Somsdorf, der aus Richtung Reinholdshain gefahren kam, zusammen. Außer Haut abschürfungen ging der Anfall noch sehr glimpflich ab. Die Schuld dürfte beide Teile treffen. Mitglieder der Frei willigen Sanitäkskolonne vom Roten Kreuz leisteten im Verein mit Sanitäksrat Dr. Voigt den Verletzten die erste Hilfe. Mppoldiswalde. Am gestrigen Sonntage wurde der älteste Sohn unseres Oberkirchenrats Michael als Pfarrer von Merschwitz bei Großenhain ordiniert und eingewiesen. Dippoldiswalde. Hier ist heute der Techniker Andrea Fibinger aus Weißenberg i. B. eingetroffen, der eine Wette um 100 000 Dollar mit dem verstorbenen Millionär Astor im Jahre 1909 abgeschlossen hat, wonach Fibinger bis 1935 158 000 Kilometer durch fünf Erdteile zu Fuß zurücklegen will. Fibinger erklärt, vorzüglicher Dauerläufer schon vor Abschluß der Mette gewesen zu sein. Bis jetzt ist es ihm unter allerlei Gefahren und Entbehrungen gelungen, 148 275 Kilometer zurückzulegen. Er hofft, in zwei Jahren die an gegebene Kilometerzahl erreicht zu haben. Mik 15 Jahren ist er nach Südamerika ausgewanderk. Von San Franzisko trat er die Wanderung an, wanderte durch Kanada, Alaska, Kamtschatka, Japan, China, Sibirien, Rußland, Persien, Afghanistan und Indien. In Indien wurde er während des Weltkrieges interniert. Später führte ihn die Wanderung durch die Türkei, Griechenland, Aegypten, nach Südafrika, er berührte einen Teil der Westküste von Afrika. Mit dem Schiff fuhr er nach Australien, durchwanderte es. Mit dem Schiff kehrte er nach Europa zurück, durchwanderte Portu gal, Spanien, Italien, Schweiz, Oesterreich, Bulgarien, Ru mänien, Polen, Danzig, Dänemark, Schweden, Norwegen, England, Frankreich, Deutschland, Böhmen. In Südfrank reich (Cannes) wurde er von einem Auto überfahren, wo bei er beträchtliche Verletzungen erlitt. Heuke früh sprach er in unserer Schrifkleitung vor. Die Summe von 100 000 Dollar ist hinterlegt. Gegenwärtig verdient er den Anter halt zur Reise durch Verkauf von Postkarten. Hier und da hält er Vorträge, ferner betätigt er sich als Dolmetscher. Hoffentlich gelingt es dem 46 jährigen, seine .Wanderung glücklich zu beenden. > Schnürd^erg. Die nächste Mütterberatungsstunde findet am Mittwoch, dem 30. Juli 1930, nachmittags von 2—3 Uhr, statt. Schmiedeberg, 26. Juli. Wie es den Anschein hatte, sollte das Schützen fest vom Wetiergoit nicht begünstigt werden, denn am Freitag und Sonnabend vormittag waren die Schleusen des Himmels ununterbrochen geöffnet. So mancher Blick wird da nach oben gerichtet worden sein. Als um 19 Uhr der Böllerschuß ertönte, als Zeichen, daß das Fest eröffnet ist, war das schönste Wetter und später war der Himmel sogar mit Sternen besät. Der Auszug der Schützen erfolgte unter Borantritt der Kapelle der Jnfanterieschule Dresden. Unter klingendem Spiele ging es durch den Ort. Ist es doch eine Freude, wieder einmal schneidige Militär musik zu hören. Es hatte sich auch ein Spielmannszug ein gefunden von 14 Mann Stärke, der sich an dem Aufzuge beteiligte und in seiner Uniform der Sache ein festliches Ge präge gab. Die Schützenbrüder im Pöbeltal wurden per Auto besucht, wofür es natürlich etwas Nasses gab. Beim Eintreffen der Schützen hatten sich vor und im Schützenzelt eine Menge Zuhörer eingesunden, um sich den Zapfenstreich anzuhören. Unter präsentiertem Gewehr spielte die Kapelle das Deutsch landlied. Anschließend ertönten im Schützenzelt die Weisen der Militärkapelle, und man sah Tische und Stühle tragen, da die aufgestellten Sitzgelegenheiten nicht mehr ausreichten. Bis zum Eintreffen der Schützen hatte die Kapelle Böhme die Unterhaltung der Gäste übernommen, und unter ihren Weisen wurde von der Freitanzdiele fleißig Gebrauch gemacht. Auf dem Festplatz hatte der Kettenflieger seine Pforten ge öffnet. Auch sonstige Schausteller hofften noch ein Geschäft zu machen, aber das Treiben wollte nicht einsetzen, was seinen Grund hauptsächlich! in der etwas niedrigen Temperatur haben mochte. Es soll vorgekommen sein, daß von der verlängerten Polizeistunde Gebrauch gemacht worden ist, so daß manche das Bett sehr geschont haben. — Der Sonntag morgen hatte sich in Bezug auf Wetter sehr gut angelassen, wenn auch tue Quecksilbersäule noch etwas tief stand. Aber im Laufe des Die Notverordnung Berlin, 28. Juli. Die Notverordnung, die an die Stelle der vom Reichs- !ag abgelehnten Deckungsvorlagen tritt, ist am Sonnabend nachmittag vom Reichspräsidenten unterzeichnet worden. Der Reichstag hat der Reichsregierung die Mittel, die sie ihm als zur Deckung des Etats unbedingt erforderlich vorge ichlagen hatte, versagt. Er ist deshalb aufgelöst worden. Da durch ist die Zwangslage, in der sich die Reichsregerung be- iindek, verschärft worden. Einmütig hak sie sich entschlossen, diejenigen Maßnahmen sofort in Kraft zu sehen, die für die Aufrechterhaltung von Ordnung und Sicherheit, die Erhal- iung einer geordneten Wirtschaft und die Durchführung der Arbeitslosenversicherung in der gegenwärtigen kritischen Zeit unabweislich erscheinen. Die Reichsregierung hat deshalb davon abgesehen, den Noketat, der am 31. Juli 1930 abläuft, zu verlängern. Vorbehaltlich einer vom neuen Reichstag vor zunehmenden Feststellung des Reichshaushaltsptans 1930 durch Gesetz soll daher für die Haushaltsführung des Reichs im Jahre 1930 der von der Reichsregierung dem Reichstag oorgetegte Haushaltsentwurf unter Berücksichtigung der Be schlüsse des Plenums in zweiter Lesung gelten. Der Fehl betrag beläuft sich, wie bereits früher bekannt worden ist, aus 760 Millionen. 304 Millionen sollten dur^ neue Steuern aufgebracht werden. Die Reichsregierurm hat nun noch einmal gründlich geprüft, ob in dieser Beziehung die Beschreitung anderer Wege als der bisherigen unter den gegebenen Verhältnissen möglich war. Sie ist zu einer Verneinung dieser Frage gelangt. Es wird daher bei der 2)4 prozentigen Reichshilfe der Beamten und der Aufiichtsrat-Tantiemenbezieher, bei dem bprozentigen Zuschlag zur Einkommensteuer für Einkommen über 8 000 RM und bei der Ledigensteuer verbleiben. Der hieraus ursprünglich mit 304 Millionen erwartete Be- trag wird sich allerdings dadurch vermindern, daß dies« Steuer anstatt zum 1. August zum Teil erst zum 1. September in Kraft treten rönnen. Der Minderbetrag hieraus beläuft sich auf 28 Mil lionen RM. Hierfür sollen aber keine neuen Steuern ge schaffen werden. Sie sollen vielmehr im Etat eingesparl werden. Dadurch erhöht sich der ursprünglich mit 100 Mil- > lionen vorgesehene Ersparungsbelrag auf 128 Millionen. ! Weitere k Millionen RM, die bisher noch ungedeckt waren. - sollen ebenfalls eingespart werden. ' Der gesamte Ersparungsbelrag wird sich daher auf 134 ! Millionen RM belaufen Zusammengefaßt ergibt die Deckung des Fehlbetrages von 760 Millionen folgendes Beld: Erhöhung des Beitrages zur Arbeitslosenver ¬ sicherung und Arbeilslosenreform Millionen RM 26k Aeichshilfe, Elnkommensteuerzuschlag und Le ¬ digensteuer RM 274 Verkürzung der Fristen bei der Tabaksteuer RM 48 Nesamlersparungen im Etat AM 134 Verringerung der Fehlbeträge 1929 SM 35 zusammen Millionen RM 760 Wie dieser Ueberblick zeigt, beruht die Not des Etats ,im wesentlichen auf der Wirtschaftskrise und der dadurch be> dingten Arbeitslosigkeit. Der bisherige Umfang der Deckung geht nun bekanntlich von der Annahme aus, daß mit einem Jahresdurchschnitt von 1,8 Millionen Arbeitslosen zu rechnen ist. Immerhin muß ernsthaft mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß die Zahl von 1,6 Millionen überschritten werden wird. Im Rechnungsjahr 1930 sind für die Arbeits losenversicherung und für die Krisenfürsorge zusammen 68Z Millionen RM im Etat zur Versügung gestellt. Sollte sich trotz der vorstehend geschilderten Maßnahmen ein Mehrbe darf der Reichsanstalt herausstellen, so soll er zur Hälft« durch Zuschüsse des Reichs gedeckt werden, während der andere Teil durch Erhöhung oderAbstufung der Beiträge oder durch die Verbindung beider Maß nahmen aufgebracht werden soll. Diese Beschränkung der Beitragspflicht des Reichs muß als eine für die Beruhigung der Wirtschaft unerläßliche Voraussetzung bezeichnet werden Im einzelnen wird hierzu noch folgendes bemerkt: Um den Haushalt auszugleichen, bedarf es eines Ausgaben- abstrichs von 134 Millionen RM. Der dem Reichstag vorgelegte zweite Ergänzungshaushalt schloß mit einem Fehl betrag von rund 6 Millionen RM ab, die dadurch gedeckt werden sollte, daß die vom Reichstag bei der Beratung des Haushaltsentwurfs vorgenommenen Ausgabenerhühunaen ermäßigt wurden. Diese Ermäßigung ist infolge der Auflö sung des Reichstags nicht mehr erfolgt. Der ursprüngliche Tages erwärmte sich die Lust, und sogar die Sonne brach sich Bahn. Es gab ja nachmittags einmal einen kleinen Regen schauer, was aber auf den Verlauf des Festes wenig Eindruck gemacht hat. Mit dem musikalischen Wecken gegen l/26 Uhr begann der heutige Festtag, und mancher wir- noch in den Federn gelegen haben. Der Aufzug des großen Vogels er folgte pünktlich um 6 Ahr. Am 8 Ahr begannen die Machen aufzuziehen; es mußte eine sogar nach der Putzmühle, da sich der Vogelkönig bei seinem Bruder, dem Putzmüller wirk, aufhielt. Das Direktorium und sonstige geladene Gäste begaben sich zum Hausfrühstück nach der Puhmühle. Im Fremdenhof „zur Post" spielte die Kapelle ein Frühschoppen konzert. V-2 Uhr begann der Umzug vom Fremdenhof „zur Post" aus. Nachdem man die Könige in den Zug aus genommen hatte, ging es wieder mit klingendem Spiel durch den Ort. Es beteiligten sich daran verschiedene Ver eine. Auch ein Festwagen, besetzt mit festlich gekleideten Kindern, wurde mitgeführt. Nachdem der Festzug am Gast hof eingetroffen war, begann man kurze Zeit darauf mit dem Schießen nach dem Vogel. Vogelkönig Thömel aus Zschachwitz gab den ersten Schuh ab. Gar bald mußte der Vogel seine Federn lassen, besonders auf mit Kleinoden be setzten Teile hatten es die Schützen abgesehen. Nach reich lich einer Stunde waren sämtliche Kleinode bis auf den Reichsapfel abgeschossen. Es erschossen: Fahne mit rech tem Kopf Erich Nitzsche, Obercarsdorf; rechtes Flügel kleinod der derzeitige Scheibenkönig Kantor Große; linken Hals und linkes Flügelkleinod Erich Nitzsche, Obercarsdorf; Schwanzkleinod Bürgermeiste r Barthel; das Zepter Erb- gerichtsbesiher Arno Richter, Ammelsdorf. Um den Kö- nigsschuß für den Montag aufzuheben, wurde das Schießen nach dem Vogel eingestellt. Auf dem Festplatze hatte sich inzwischen reges Treiben entwickelt. Das Schützenzelt war auch sehr gut besucht, und im Saale drehte man sich nach der Musik der Militärkapelle. Auch die anderen Gaststätten machten gute Geschäfte. Reinhardtsgrimma. Der Verkehrs- und Heimatoerein Rein- Hardtsgrimma, dem unser Ort schon vielerlei verdankt, hat auch in diesem Jahre mit großem Erfolge gearbeitet. Ein schon lange gehegter Plan ist verwirklicht worden: die Anlage eines Fußweges von der Brettmühle nach der Hirschbachmühle. General Sensst v. Pilsach gestattete, daß dieser neue Fußweg durch seinen Grundbesitz geführt wurde. Die Aelteren unserer Einwohner wissen, daß vor einer längeren Reihe von Jahren schon ein solcher Weg bestanden hat, Briefträgersteig genannt. Der Verein scheute die immerhin beträchtlichen Kosten nicht, diesen Weg wieder in gangbaren Zustand zu setzen. In einigen Teilen mußte er ganz neu angelegt werden. Nach 14 tägiger Arbeit, bei der arbeitslose Vereinsmitglieder beschäftigt wurden, konnten sich die Mitglieder des Vereins bei einem Abend spaziergang von der vorzüglichen Anlage des Weges über zeugen. Er beginnt an der Grenze des Schloßparks, führt immer links des „Grimmschen Wassers", der späteren Lockwitz, hin und endet etwa 200 Meter vor Einmündung der Straße von Hirschbach, dort, wo die Felsen bis dicht an die Straße herantreten. Bon diesem Wege aus hat man schöne Blicke über das liebliche Tal, und man freut sich über den herr lichen Bestand des Rittergutswaldes mit seinen mächtigen Stämmen. An den schönsten Stellen des Weges sind Bänke aufgestellt worden. So ist mit diesem Fußwege wieder ein Stück unserer schönen Heimat erschlossen worden, und dafür sei dem Rittergutsbesitzer und dem Verkehrsverein auch an dieser Stelle herzlich gedankt. 4 Mimen m die BMWMerdWe. Dresden. In Erkenntnis der katastrophalen Notlage der Bezirksfürsorgeverbände Hal sich das Gesamtministerium entschlossen, einmalig vier Millionen Mark an die Bezirks fürsorgeverbände zu verleiten. Mfter 101» morgen: In den nächsten beiden Tagen Im allgemeinen keine wesent liche Aenderung des Witterungscharakters. Wolkig, nur zeit weise aufheikernd, dabei weiterhin Neigung zu strichweise verein zelten Niederschlägen. Temperaturen gemäßigt bis warm, schwache Luftbewegung aus südlichen bis westlichen Richtungen.