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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.09.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910923010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891092301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891092301
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-09
- Tag 1891-09-23
-
Monat
1891-09
-
Jahr
1891
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Abrad-AuSgab«: die 6gespaltrne Petltzeil« 40 Reclamea unter dem RedactionSstrich <4 gespalten) 1 ^4, Familien nach richten and Anzeigen verlorener Gegenstände <6gespalten) 20^. Größere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer und Ziffern satz »ach höherem Tarif. Nrtra-Vellage« (gefalzt), nnr mit Lee Morgen-AuSaad» , ohne Postdesördernng ^4 L0t—, »tt Pastd^-eberuug ^4 AL—^ Iimlühmeschl«- für Ivserrtr: Abeud-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: RachanttagS 4 Uhr. köu»- und Fest tags frilh 9 Uhr. Bei de» Filialen und Auuahnustelle» je eia« halb« Stunde früher. Inserate stad stets an dt« Expedttt-n zu richte». 284. Mittwoch den 23. September 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekarmtmachung. Di« öffentlich ausgeschriebenen Erd-, MaeaVamifirungS- nnd Pflafterarbetten in der Eiseubahnftraffe in Leipzig-Lellcr- hause» find vergeben. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden daher ihrer Angebote entlaste». Leipzig, den 17. September 1891. . -WO Der Rath der Stadt Leipzig. ^ 13S1 vr. Seorgt. Rüling. Lekanutmachung. Die Leuchtkraft des städtischen Leuchtgases betrug in der Zeit vom 14. bis 20. September 1891 im Argaudbrenner bei 2,5 Milli meter Druck und 150 Litern stündlichem Confum das 18,5sache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammeuhöh«. DaS specififche Gewicht stellt sich im Mittel ans 0,456. Leipzig, am 21. September 1891. Des Raths Deputattan zu den Gasanstalten. Die Ausgabe der »arten für diejenige» Synagagenplätze, welche die bisherigen Inhaber auch für das kommend« ^hr zu be- balteu wüusche», findet MtMuuch, de» SS. und Donnerstag, den 24. September 18S1, Nachmittag» L 4 Uhr, in der Gemeindekanzlei (Synagogengebäude, 1 Treppe) statt. Ander weitige »arten werden in -lesen Terminen nicht ausgrgcben. Wir bitten, bei Abholung der »arten die bisherigen »arten und die diesjährige» Gemeindefteuerquittuageu mttzubrtogen. Leipzig, den 18. September 1891. Der varstan- der Israelitische« ReligiollSgemeinde zu Leipzig. Zur internationalen Lage. Wohin wir auch die Blicke richten, überall fmderr wir Bewegungen und Veränderungen, welche in ruhigen Zeiten die öffentliche Aufmerksamkeit in hohem Grade beschäftigen würden: der Selbstmord Balmaceda'S, der Aufstand iu Beinen, di« Unruhen in China, der Untergang der Expedition ZelewÄki'S mit seine» Folge» find sämmtlich Ereignisse, deren Bedeutung Jedem «»leuchtet. Und doch können sie gegenwärtig nicht das Interesse erregen, welches ihnen unter anderen Umständen nicht fehlen würde. Der Grund dieser Erscheinung liegt iu der Spannung, welche zwischen dem Dreibund und den Mächten Frank reich und Rußland besteht. Diese Spannung ist keines wegs jüngsten Datum-, sie ist vielmehr so alt wie die Rüstungen Rußlands und Frankreichs, welche schon seit Jahren die verbündeten Mächte Mitteleuropas, insbesondere Deutschland und Oesterreich-Ungarn zu entsprechenden An strengungen veranlaßt haben, wenn auch daS auf der andern Seile vorhandene Uebermaß von Kriegsbereitschaft dadurch nicht erreicht worden ist. E« fragt sich, ob der frühere Zustand, welcher bis zur Erneuerung deS Dreibundes die Grundlage der internationalen Beziehungen bildete, dem jetzigen vorzuzieheu war, und wir stehen uuht an, diese Krage zu verneinen. Es ist oft auf Rußland hingewiesen worden, und eS wurde als ein Hauptgrundsatz der deutschen Politik aufgestellt, die Freundschaft mit Rußland zu pflegen. Alle- waS in dieser Beziehung möglich war, ist geschehen. Schon am 6. Februar 1888 sagte Fürst BiSmarck m seiner berühmten ReichStagS- rede: „Wir laufen Rußland nicht nach", und an diesem damals mit großem Beifall ausgenommcnen Satze hat die deutsche Politik fcstgehalten. Fürst BiSmarck constatirte in jener Rede auch, daß er während des Berliner Con- greffe« die Interessen Rußlands in einer Weise wahr- genommcn habe, al» ob er der dritte Bevollmächtigte dieser Macht gewesen wäre. Trotzdem ist ibm der Undank Ruß land« nicht erspart geblieben, die russische Presse bat die Sache so dargestellt, als ob der Mißerfolg Rußlands im Jahre 1878 hauptsächlich auf die Haltung Deutschlands während deS Berliner CongreffeS zurückzusüyren sei. Nach dieser Rede ist daun äußerlich ein gutes Verhältniß zwischen Rußland und Deutschland wiederhergestellt worden, dessen Pflege sich Kaiser Wilhelm H ganz besonders hat an gelegen sein lassen. Das hat aber nicht verhindern können, daß Rußland sich immer enger an Frankreich angeschlofsen und schließlich ein Verbältniß zu dieser Macht hergestellt hat, welches iu den Kroustädter Festen uuv ihren Folgen und Rückwirkungen zum Ausdruck gekommen ist. Dieser Lauf der Dinge hat sich lange vorher angekün digt, dir Truppeuansammluogen Rußland« an der österreichi schen und deutschen Grenze haben seit einer Reibe von Jahren eine so bedrohliche Ausdehnung gewonnen, daß nicht nur in der Presse, sondern auch io den Parlamenten, besonder- in den Delegationen Oesterreichs und Ungarns darüber ge sprochen worden ist. Man hat natürlich in beiden Staaten Gegenmaßregeln ergriffen, aber die Grenzen sind dadurch nicht hinreichend gesichert, und die „Kölnische Zeitung" bat mit Recht darauf hingewiesen, daß die in den deutschen Ost- Provinzen siebenden Truppen und die dort befindlichen wenigen Festungen nicht genügen, um un« die erforderliche Rücken deckung gegen Rußland zu gewähren. Ist diese Rückendeckung überhaupt jemals seit dem Jahre 1878 vorhanden gewesen? Wir müssen da» entschieden verneinen, denn Rußland« Interessen ans der Balkanhalbiusel stehen denen Oesterreich- UngarnS, unsere» Verbündeten, feindlich und unauSgleichbar gegenüber, und im Falle eine- Kriege« zwischen Deutschland und Frankreich wäre Rußland unbedingt nicht ruhig geblieben, möchte er nun vor oder nach de« Jahr« 1890 zum Ausbruch gekommen sei». Die Freundschaft zwischen Rußland und Deutschland ist immer nur unter der Voraussetzung aufrecht zu erhallen, daß Deutschland uubetheiliater Zuschauer eine« Krieges bleibt, welchen Rußland zur Lösung der orientalischen Frage unter nimmt. Äue solche Haltung Deutschland» verbietet sich durch sein verhältniß zu Österreich-Ungarn. Die Lösung der orientalischen Frage kann nicht ohne Oesterreich-Ungarn ge schehen, welche« Bosnien und die Herzegowina seit dreizehn Jahre» verwaltet und eia lebhaftes Interesse an der Un- ZnssmtNfnsirß zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn, welchen das Bündniß vom 15. Oktober 1879 zur Voraussetzung bat, muß unter allen Umständen eintreten, wenn Rußland nach Konstanlinopel gebt, also sind alle Versuche, Deutschland, den Verbündeten Oesterreich-UngarnS, als an der Lösung der orientalischen Frage unbclbeiligt darzustellen, vergeblich. Die ganze Freundschaft zwischen Rußland und Deutschland, wie sie seit einer Reibe von Iabrcn, besonders aber seit dem Iabre 1888 bestand, beruhte auf Schein, sie wurde zwischen den Dynastien formell aufrecht erhalten, aber die beiderseitigen Interessen dienten ihr nicht als Srützpunct. Das ist von Jahr zu Jahr klarer geworden und an dieser Tbatsache konnten die sorgfältigsten Bemühungen Deutschlands und seines Kaisers nichts andern. Der Zusammenhang zwischen der Dardanellenfrage und der jüngsten russisch-französischen Annäherung ist mit Händen zu greisen, Rußland sucht seine Macht über die Balkan- Halbinsel Schritt sür Schritt Weiler auszudehnen und wartet nur aus die Gelegenheit, um seine seil vielen Jahren ge hegten Pläne zur Ausführung zu bringen. Es ist bisher nicht bekannt geworden, ob und welche Ucbereinkunft zwischen Rußland und Frankreich besteht, aber cs ist wahrscheinlich, daß ein so inniges Verhältniß, wie es seit einigen Monaten beide Mächte verbindet, nicht ohne thalsächtiche Grundlage ist. Frankreich würde durch eine llebereinkunft mit Rußland seine Sache von den Interessen Rußland« abhängig gemacht haben, eS könnte nicht eber zum Kriege schreiten, als Ruß land den Augenblick für günstig kielte, um den entscheidenden Schritt zur Lösung der orientalischen Frage zu tbun. Die Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland können unter solchen Umständen nicht gut sein, aber das nach Konstantinopel strebende Rußland hat überhaupt Zwecke im Auge, welche mit der Aufrcchthaltung des europäischen Friedens aus die Dauer unvereinbar sind. Können daran Bemühungen der deutschen Regierung, das gute Einvernehmen mit Rußland ausrecht zu erbalten, etwas ändern? Wir glauben nicht. ES giebt Strömungen in der Entwickelung der Völker, welche durch keine StaatSkunst aus ihrer Richtung hinausgedrängt werden können. Rußland fühlt den Beruf in. sich, die Weltherrschaft auszurichten, wie Frankreich, die europäische Politik zu beherrschen. Zwischen beiden Strömungen bricht.Zlch da« Streben England- Bahn, durch di« Beherrschung der Meere auch die Herrschaft zu Lande an sich za reißen. ES läßt sich nicht leugnen, daß die Weltherrschaft mit der Be herrschung Europas schon heute viele Bcrührungspuncte hat, aber die Frage, welche jetzt ihrer Lösung entgegen reift, Wird ihre Entscheidung zunächst in Europa finden. WaS sich daraus weiter entwickelt, läßt sich nicht voraus bestimmen, aber das steht schon heule fest, daß Rußland den Ent- scheivungskampf mit der Absicht beginnen wird, seine Herr schaft gleichzeitig über Europa und Asien auszudehnen. Es stehen gegenwärtig groß- Interessen auf dem Spiel, die Rüstungen der europäischen Mächte sind nur die Vorbereitung aus Kämpfe, deren Verhinderung die Lebensaufgabe aller Friedensfreunde ist. Moltke bat die Richtschnur für die Erreichung des Zwecks durch seine Worte gegeben: „Deutsch land muß so stark sein, um in Europa Frieden zu gebieten." Möge eS dieser Aufgabe stet- entsprechen. * Leipzig, 23. September. * Auf der in den nächsten Tagen zu Hamburg statt- findendcn 12. Generalversammlung deS deutschen Vereins für Armenpflege und Wohlthäligkeit wird ein allgemein inter- essircnder Antrag zur Verhandlung gelangen. Darnach soll eine Commission zur Prüfung der Frage eingesetzt werden, wie die bisherige sociale Gesetzgebung deS Deutschen Reiches auf die Armenpflege cingewirkt hat. Be- kannttich haben die socialdemokratischcn Wortführer im Reichs tage den Werth und das Ansehen der socialpolitischcn Gesetz entwürfe durch die Behauptung herabzusetzeu versucht, daß dieselben im Grunde nicht« Andere« seien als eine erweiterte Armenpflege. Dieser Behauptung konnten zwar die Vertreter der Regierung und die Anhänger der Socialgesetzgebung mit aller Entschiedenheit entgcgentrcten. Sie konnten mit Recht auf den grundlegenden Unterschied zwischen dieser und jener Hinweisen, daß bei der Armenpflege nur Almosen vertherlt werden, die naturgemäß die Empfänger demüthigen und mitunter m ein Abbängigkcitsverhälliiiß zu den Gebern bringen, während die Gesetzgebung den Bedürftigen ein Recht aus Unterstützung erlheilt. Aber wenn man auch diesen Unterschied im Auge behält und nach vollem Gewicht schätzt, so läßt sich doch nicht leugnen, daß tbatsächlich die Wirkung der neueren socialen Gesetz« sich vielfach mit der früheren Ausübung der Armen- pflege deckt und demnach die letztere oft genug entlastet. In welchem Umfange die- geschieht, läßt sich bisher nicht mit annähernder Sicherheit übersehen, und eS wäre deshalb ein verdienstliche- Unternehmen, wenn in dieser Beziehung um fassende und möglichst zuverlässige Erhebungen stattfanden. Wenn der genannte Verein, dessen wohlthätige und ersprieß liche Wirksamkeit ohnehin allseitig anerkannt wird, diese Sache in die Hand nehmen wollte, so könnte er Wohl von vorn herein darauf rechnen, bei allen Bundesregierungen und Be hörden daS größte Entgegenkommen zu finden. Auch für die verbündekcn Negierungen wären derartige Ermittelungen von höchstem Interesse. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bemerkt zur Beschränkung des PaßzwangeS im ReichSlande, die gerade jetzt erfolgend« Maßregel sei ein Vertrauen«- beweis gegenüber der reichsländischen Bevölkerung und Folge von dem eindruckvollen SicherheitSgesühl unserer maßgebenden Kreise gegenüber der anderwärts herrschenden nervösen Dis position. Sie werde überall die Ueberzeugung wecken oder befestigen, daß man von maßgebender deutscher Seile die reich-ländischen Verhältnisse für cvnsolidirt halte. Selbstver ständlich werde in den gegenüber den RrichSlaoden zu beob achtenden RegierullgSprincrpicu im klebrigen keine Aendrrung eintreten. * Nach der erfolgten Rückkehr des FinanzmiuisterS vr. Miquel werden nunmehr die Arbeiten für den preußischen Staatshaushalt lebbast in Fluß kommen. In der zweiten Halste de» nächsten Monat« beginnen die conuuljsarische» Berathnn-cn zwischen Delegirte» de- Finanz- Ministers und der übrigen BerwaltungSzweige. Wie die Dinge bi- jetzt sieben, scheint der nächstjährige Haushalt nach ver schiedenen Richtungen hin doch recht erheblich von dem deS lassenden Rechnungsjahres abwcicheu zu sollen. * Die vielbesprochene Unterredung des Reichs kanzlers mit dem Münchener Nuntius Agliardi ist sotzvohl mit der Stellung der Curie zum Dreibunde, als mit dtzjr Redemptoristen-Fra ge in Verbindung gebracht wnrden, und man hat in Bezug auf die letztere wissen wollen, daß General v. Caprivi bindende Verpflichtungen eingegangen sei. Darüber wird der „Münchner Allgemeinen Zeitung" nun aus Berlin geschrieben: „Wir können aus Grund zuverlässiger Erkundigungen versichern, daß weder daS Eine, noch das Andere geschehen ist. Eine hoch- pvÜtische Frage, wie die nach der Stellung der Curie in den politischen Gegensätzen der Gegenwart, pflegt direct und nicht durch da- Medium eines Nuntius verhandelt zu werden, selbst wenn dieser ei*e so hervorragende Persönlichkeit ist, wie Msgr. Agliardi. lieber die Rwemptoristen - Frage oder konnte der Reichskanzler unmöglich in der Lage sein, eine andere Zusage zu geben, al« die selbstverständ liche, daß der bayerische Antrag im BuudeSralh« aufs Reue einer artesischen gewis,«»hasten Erwägung unterzogen werden wird, handelt sich doch darum, ob neues überzeugendes Material zur legung des Neichsgesetze« vom 4. Juli 1872 beigebracht werden l. Gelingt es der bayerischen Regierung, den Nachweis zu liefern, daß die Redemptoristen nicht den dem Jesuitenorden „ver wandten Orden und ordensähnlichen Coilgregalionen" gehören, jo werden sich ihrer Zulassung im Deutschen Reich« keinerlei Hinder nisse entgegenstellen. Daß man es hier nicht sür wahrscheinlich hält, dich solches Material sich findet, kann nicht Wunder nehmen. Prä- jMcirt ist aber der späteren Entscheidung in keiner Weise." s * Wie unS ein Privattelegramm aus München meldet, sprach am Montag Vollmar über die auswärtige Lage und protestirte gegen einen Krieg. Noch ein Jahr Frieden, dann »erde die Nervosität Europas sich legen. Den „Berliner Jungen" verzeihe Vollmar, diese seien Formalisten und Dogma tiker und verwerfen jedes Anpasscu an bestehende Verhältnisse als unklug. Vollmar beklagte die Berliner Intoleranz und will die Anarchisten ausgeschlossen wissen. Eine Spcculation auf Spaltung der Socialisteu sei verfehlt. * * » * Wie di« „Budapester Correspondenz" meldet, würde, »»chdem bei der gemeinsamen österreichisch.ungarischen Minister-Conferenz unter Vorsitz des Kaiser« der gemein same Kriegsminister Bauer dem Wunsche sowohl de« öster reichischen wie ungarischen FinanrministerS Rechnung getragen habe, der Voranschlag beider Lander pro 1892 ein kaum nennenSwcrtheS Deficit aufzuweisen haben. Für die Ein berufung der Delegationen sei der 7. November in Aussicht genommen. * Die Wiener Blätter äußern sich über die Ergebnisse der eben geschlossenen gemeinsamen Ministerconferenzen sehr befriedigt. * Der Pariser Siöcle" veröffentlicht ein Urthcil des Militair-AttachSs bei der deutschen Botschaft in Pari«, HauplmannS v. Funke, über die französische Armee. Der Attache habe sich dem Redakteur de« Blatte- gegenüber sehr rühmend über dieselbe ausgesprochen, Hab« besonder« die Ausdauer der Infanterie hervoraehobeo nnd nur io Einzel heiten einige Ausstellungen gemacht. * Angesicht» der in jüngster Zeit sowohl in der russisch grcsie der Krone Rumäniens zuerkanute Bcsitzrecht de« jungen Königreiches auf die Dobrudscha in der Ausführung seiner auf die Balkanvalbinscl bezüglichen Pläne nicht beirren lassen dürfe, ist die Nachricht nicht ohne Bedeutung, daß man sich in rumänischen Negierungökrcisru mit einem Gesetzentwürfe zur engeren Verschmelzung der neuen Provinz mit dem rumänischen Staate trägt. Obgleich schon seit Jahren zu allen Pflichten de« rumänischen StaatSbürgerthumS herau- gezogen und nach dieser Richtung hin also bereits längst über das begreifliche und berechtigte BesitzübcrgangSstadium hinauS- gclangt, hatte die Bevölkerung der Dobrudscha doch bisher keinen Anthcil am aclivcn und passiven Wahlrechte für die rumänische Volksvertretung gehabt. Diesem Mangel soll uun abgeholfeu und eS sollen den beiden Bezirken der Dobrudscha (Tulcea und Constanza) je zwei Mandate für die Bukarester Deputirteukammer eingeraumt werden. * Di« „Politische Correspoadenz" theilt eine Unter redung ihres Konslantinopeler Eorrespoudcnten mit dem neuen Großvezier mit. Letzterer versickerte, der Cabiuetswechsel bedeute keinerlei Aendrrung in der äußeren oder inneren Politik. DaS neue Cabiuet bilde eine Fort setzung de« früheren. Höchsten- sei darin eine Veränderung vorauszusehen, daß das neue Cabinet größere Energie ent falten werde. Im Lause de« Gesprächs constatirte der Großvezier die herzliche Natur der Beziehungen der Türkei °zn Oesterreich-Ungarn. * lieber den türkische» CabiuetS-Mitglirdero schwebt ein böse« Mißgeschick, daS fast geeignet scheint, den fatalistischen Anschauungen, von welchen türkische Kreise be herrscht sind, Vorschub zu leisten. Abermals ist ein Mitglied des türkischen CabiuctS, der Minister der Civilliste und ehe malige Finaozminister AgopPascha, in Folge eines Sturzes vom Pferde plötzlich gestorben. ES ist dies seit wenigen Wochen der zweite Minister, der plötzlich aus dem Leben ge schieden. Man darf auf die nun neuerlich erforderlich werdende Ergänzung des CabinctS begierig sein, denn eS wird sich aus derselben vielleicht ersehen lassen, welche Rich tung bei ihr verfolgt wird. Der nach Konstantinopel berufen gewesene Wiener Botschafter Zia Bey soll, wie auS Konstaotinopcl berichtet wird, demnächst nach Wien zurück kehren. Man bringt nachträglich seine Berufung auch damit in Zusammenhang, daß man ihn wegen der von Montenegro angezeigten Waffensendungen vernehmen wollte. Der Vorfall ist unterdessen von österreichischer Seite durch unwiderlegliche Nachweise klargrlegt worden, indem eS sich um einen Waffeo- schmuggcl bandelte, wobei eS sich berauSstellte, daß eS um von einem türkischen Trabakel verschiffte Waffen zu thuu war. * König Mellelik schrieb bekanntlich vor Jahresfrist einen Brief au die Königin Victoria von England, welcher mit Umgehung de« 8- l? dr« Vertrage« von Uccialli ohne vernnttelnng Stave»« spediel vnrd«. Wie man weiß, beklagte sich der NegnS in diesem Schreiben gerade über diesen Punct der Protection Italiens. Die Königin von England bat nunmehr das Schreiben Menelik'S be antwortet, dasselbe aber an die italienische Regierung zur Weiterbeförderung übersandt. ES ist dies eine ossicielle Anerkennung eben jenes tz. 17 von Seiten Englands, "war weiß man, daß Italien gewillt ist, auf diesen unct deS Vertrages zu verzichten uud auch bereit« in dem Grcnzparagrapben durch Zurückziehen der Truppen hinter das oft erwähnte Triangel eine Modtsicalion zu Gunsten Mcnelik'S bat eintreten lasten. Nichts desto weniger bat die Handlungs weise Englands große Befriedigung hervorgerufen uud wird das Antwortschreiben der Königin, dessen Inhalt selbst verständlich geheim gehalten wird, seinen Einfluß auf den König der Könige nicht verfehlen. Ingenieur Travcrsi ist bereits seit Monaten zum Schoan abgereist, um den Vertrag von Uccialli, selbst mit Weglassung des Paragraphen 17, wieder zu Stande zu bringen. Nachrichten über den Erfolg seiner Mission liege» noch nicht vor. General Gandolfi ist beauftragt, als Special-Bevollmächtigter der Negierung mit den Tigre-Häuptlingen zu unterhandeln und einen Druck auf sie auözuübcn, sei eS, um Menelik zu be unruhigen, oder daß seine Vasallen ibren Einfluß auf ihn geltend machen sollen. Gandolfi wird Anfangs Ocrober nach Massauah abreisen. Seine Streitigkeit mit Baron Franchetti ist durch einen Zweikampf auf Säbel bcigelegt worden. Letzterer wurde unterhalb des rechten Ohres am Halse ver wundet. Beide Gegner schüttelten sick die Hände, der Friede ist wieder hergestellt, und wird nun Jeder wieder auf seinen Posten znrückkehren. * Die Regierung der Vereinigten Staaten bat mit denjenigen von Großbritannien, Frankreich und Deutschland eine gemeinsame Haltung für den Fall vereinbart, daß China bei etwaigen Unruhen den Entschädigungsansprüchen der Mächte nicht genügt. Danach soll jedes Kriegsschiff irgend einer der Mächte den europäischen Flüchtlingen ohne Unterschied der Nationalität Zuflucht gewähren und ebenso die auswärtigen Consulate und Interessen schützen. Milttairisches. * AuS Anlaß der nunmehr beendeten französische» Manöver erläßt der General Saujsier an die Truppen, welche er bei diesen Manövern befehligte, folgenden Tages befehl: „Im Augenblick der Dislocation der Truppen, die zu befehligen er die Ehre hatte, schätzt sich der oberste Leiter der Manöver glück lich, laut Zeugniß abzulegea für ihren Eifer nnd ihre Bemühungen. Der grüße Generalstab des Heeres hat die Gewißheit geliefert, daß er unter der geschickten Leitung eines ganz hervorragenden Führers bereit ist, in allen KriegSeventualitäten seine Aufgabe zu erfüllen. Tie Infanterie hat die oft nicht geringen Strapazen mit einer Ausdauer nnd einer Widerstandskraft überwältigt, welche beweisen, daß sie an Marschsähigkeit ibren Vorgängern der Republik und des Kaiserreichs nicht Nachsicht. Der Marine- Infanterie gebührt ein Anthcil an diesen Lobsprüchen. Dir Eavallerie hat gezeigt, daß sie, Dank der lebhaften Fassung«, kraft unserer Soldaten, alle erforderliche» Anlage» besitzt, um bei unseren Armeen ans dem Marsche den Eclaircurdicnst zu versehen und sie zu schützen. Die Artillerie hat sich bei jeder Gelegen heit durch ihre schöne Haltung, durch ihre Beweglichkeit uud im Allgemeinen durch die geeignete Wahl ihrer Stellungen hervor- gethan. Die rasch« Orgauisirung der Vertheidigungswerke, die Ab- leitung der Schienenwege und die Anlegung der Metallbrücken bei Mathaux, die nützlichen Auskünfte, die man durch den gebundenen Luftballon erlangte, gestatteten dem Genie, sich als vierte Waffen gattung auf dem Schlachtfeld« zu behaupten. Der Sanitätsdienst stand jederzeit aus der Höhe der oft schwierigen Situation. Das Tclcgraphenwesen, die Zahlmeisterei und die Posten walteten ihres Amtes mit vollständiger Regelmäßigkeit. Rist einem Wort, man überbot einander au Muntertest und Eifer während der ganzen Zeit der Manöver. WaS di« Intendantur aubelangt — so will der keilende General ganz besonders betonen und festuellen —, daß sie Dank den keine Mühe scheuenden Anstrengungen, Tank dem weise» Princip, welches die Verwaltung und de» Oberbefehl in die gleiche Hand legte, immer im Stande war, alle Bedürfnisse des Soldaten zu befrie digen. Ferner darf der Eisenbahndieust nicht übersehe» werden, welcher heutzutage so eng mit all unseren Militairzweigen verknüpft ist, und die große Ostbahngesellschaft hat ein Anrecht aus unsere volle Dankbarkeit für diese werthvoll« Unterstützung uud die ver ständige Mitwirkung, die sie uns lieh. Endlich will der Generalissimus diesen Gcneralbesehl nicht schließen, ohne den Bevölkerungen der Departements zu danken, welch« die Truppe» zu durchziehen hatten Indem sie mit dem besten Willen die ihnen ausgebürdeten schweren Lasten trugen, legten sie lobeuswerthesleu Patriotismus uud Uueigennützigkeil an dea Tag. Gegeben ko Hanptqnartier zu Vitrh^FranyaiS, 18. September 1891. General Saujsier." Die Theodor-Körner-Äusstellung des Vereins für die Geschichte Leipzigs. Bei Gelegenbeit der Feier de« hundertjährigen Geburts tages Theodor Körner'S, deS edleu, von Vaterlandsliebe durch glühten Dichters, dessen Heldentod auf den, Felde der Ehre ihm auch unsterblichen Ruhm in der Geschichte der Freiheits kriege gebracht bat, konnte der Verein sür die Geschichte Leipzigs nicht umhin, auch seinerseits zur Verherrlichung dieser Feier beizutragrn. ES geschah dies durch Veranstaltung einer Ausstellung von Korner-Reliquien, bestehend in Autographen, Gedichten, Bildern, Schriftstücken und Anderm, verbunden mit ErinucrungSvorlagen au Körner'S Familie und ihre Zeit. Besonders reichhaltig und mit hochinteressanten Beitragen vermehrt wurde die Ausstellung durch einen unserer ersten und namhaftesten Autograpbenhändlcr, der mit liebenswürdiger Bereitwilligkeit auS seiner Privatsammlung zur Verfügung stellte, WaS dazu geeignet war, unter Anderem 18 eigen händige Briefe uud Gedichte Theodor'«, welche tbeil« auS der Freibrrger, theilS auS der Leipziger Studienzeit stammen und von denen der an Fritz Henoch über seine Relegation und der an seine Angehörigen aus Karlsbad über den Ueberfall bei Sitzen die interessantesten sind. Ihren Inhalt lassen wir nachstehend in buchstäblich treuer Wiedergabe folgen. Ein« der Gedichte „Au Therese" bezieht sick) auf eine Drmoisellr Ka rthauS, in de«» Familie Körner emgesührt war- Ferne,
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