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Postscheckamt Leipzig 4436 Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kausungen, Langenchursdorf, Langenleuba-Niederham, Langenleuba-Oberhain Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 219. Mittwoch, de» 26 September 1911. SSWMWSSS»«»»«'Lj --iMM 'Waldenburg, 19. September 1811.1 als ob die Kriegshetzer vorzugsweise in Deutschland und! Nach einer Londoner Meldung wird König Georg von Politik. Frankreich habe für den Kriegsfall viel mehr ein- aufs hielt be- den Er steigert werden. Waldenburg, am 19. September 1911. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts England in Begleitung seiner Gemahlin demnächst Kaiser Franz Josef in Wien einen Besuch abftatten. Auf der Rückreise sei, so wird dabei behauptet, ein Besuch am deutschen Kaiserhof in Aussicht genommen. Wir haben die Meldung vorsichtshalber mit einem Fragezeichen versehen. Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern hat, wie die „Tgl. Rdsch." mitteilt, im französischen Seebad Dinard, wo er zum Kuraufenthalt weilt, einen Schwimmer auS Lebens gefahr errettet. Dieser hatte sich zu weit hinausgewagt und war dem Ertrinken nahe, als der Prinz die Hilferufe hörte, sich entschlossen in die See stürzte und den Erschöpften nach einem schweren Kampf mit den Wellen glücklich ans Land zurückbrachte. Der Reichskanzler begab sich am Montag auf zwei Tage von Berlin nach Hohenfinow zurück. Staatssekretär v. Kiderlen überreichte am Montag Abends dem von ihm empfangenen Botschafter Cambon die Antwort auf Frankreichs Vorschläge, die dann unverweilt nach Paris abgeschickt wurde. Frankreich beharrt entgegen dem deutschen Verlangen nach juristischem Sonderschutz seiner Staatsangehörigen und Schutzbefohlenen auf einheitlicher Gerichtsbarkeit in Zivil-, Handels- und Kriminalsachen. Frankreich will, wofern eine Verständigung mit Deutschland über diesen schwierigen Streitpunkt erreicht wird, einen besonderen Kodex für Marokko schaffen. Die nationalliberale Partei wird nach einer Erklärung, die der ihr angehörige Reichstagsabgeordnete Stresemann in einer Versammlung zu Königsberg Pr. tat, ihre Zustim mung zu einer neuen Flotten Vorlage mit der Annahme einer Erbschafts- und Vermögenssteuer abhängig machen. Für die Reichstagsersatzwahl, die am heutigen Diens tag in Düsseldorf stattfindet, lehnte der Hansabund im letzten Augenblick das Eintreten für den Zentrumskandidaten Friedrich ab, obwohl dieser dem genannten Bunde angehört. In einer Versammlung in Osnabrück sprach der bekannte nationalliberale Führer Bassermann über die Marokko- Affäre. Er verglich das Maulheldentum Delcasses mit den Vorgängen von 1870, es gehe im übrigen weniger um Marokko, als um die Frage der Beteiligung an der Welt- traut zwar dem Freisinn nicht, ob dieser bei den Stichwahlen sich nicht zum reaktionären Klüngel schlagen werde, stellte aber doch die Bedingungen auf, die der Freisinn erfüllen müsse, um in der Stichwahl die sozialdemokratischen Stimmen zu erhalten. Die Sozialdemokratie wird in der Stichwahl nur solche Kandidaten wählen, die für die Aufrechterhaltung des Reichstagswahlrechtes sich erklären und gegen jede Be- schränkung deS Vereins- und Versammlungsrechtes, des Koalitionsrechtes, gegen die Verschärfung der politischen Para graphen des Strafrechts, gegen jedes Ausnahmegesetz und gegen jede Erhöhung der Zölle auf die VerbrauchSartikel der großen Masse, auch gegen jede Neueinführung oder Erhöhung indirekter Steuern auf VerbrauckSartikel der großen Masse stimmen. Der liberale Kandidat sei dem nichtliberalen vor zuziehen. Bebel hält die nächsten Reichstagswahlen für die allerwichtigsten, die die Sozialdemokratie jemals durchgekämpft habe, er prophezeit aber ihren Sieg. Selbstverständlich wur den die vom Parteivorstand vorgelegten Resolutionen durch weg angenommen. Wenn auch auf dem Jenaer Parteitag viel Stroh gedro schen worden ist, so liegen doch aus den Vorträgen und Debatten genügend Anzeichen vor, westen sich unsere Staats ordnung zu versehen hat, wenn die Sozialdemokratie die Arbciterintercsten auf dem Spiel ständen. Bassermann wünschte schließlich mehr Fühlung zwischen Diplomatie und Volk. Reichstagsabgeordneter Arning schildert die wirt schaftliche Bedeutung Marokkos. Ein Ergebnis habe die Marokko-Affäre jedenfalls gehabt. Wir wissen jetzt genau, woran wir mit England sind. Arning führte weiter aus, die Bevorzugung des Adels im Auswärtigen Amt müsse auf hören. Unter dem Bürgertum wären hinreichend tüchtige Leute, die sich für diplomatische Zwecke eigneten. Die deutsche Antwort auf die jüngste französische Note in der Marokko.Angelegenheit ist bereits nach Paris unter wegs. Da sich bei jedem Notenwechsel ein weilergehendes Entgegenkommen gezeigt hat, so daß bereits der gegenwärtige Stand der Dinge von amtlicher deutscher Seite als günstig bezeichnet werden konnte, darf man dem hoffentlich recht baldigen Ausgang der Angelegenheit mit Zuversicht entgegen setzen. Daß unsere Regierung Anerbietungen Frankreichs immer wieder abänderte und nach Paris zurückgehen ließ, cS geschah soeben im Verlaufe dieser Verhandlungen zum dritten Male, ist als Zeichen der Festigkeit zu begrüßen. DaS endlich gewonnene Abkommen wird dann auch dauernd be friedigen. Und eS ist besser, wenn die Ungewißheit jetzt etwas länger dauert, als wenn sie auch nach dem Abschluß der Vereinbarungen fortbesteht. Die der französischen Re gierung nahestehenden Blätter schweigen, da sie Positives wieder hcrvorgeholt und gegen eine starke Minderheit neue dem roten Waffenarsenal einverleibt. Sodann Bebel seinen Vortrag über die Reichstagswahlen. Er kämpfte vor allem dte Politik des Zentrums und sang Lodgesang über den Aufschwung der Sozialdemokratie. Witterungsbericht, ausgenommen am 19 September, Nachm. 3 Uhr. Barometerstand 764 mm reduziert auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -j- 19 6. (Morgens 8 Uhr -j- 13 6. Tiefste Nachttemperatur -f- 12 6.) Feuchtigkeits gehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 47»/,. Taupunkt -s- 8 6. Windrichtung: West. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 0,, rnm Daher Witterungsaussichteu für den 20 September: Halbheiteres Wetter. keimen der kapitalistischen Gesellschaft. Auch der alte Ladenhüter der Maifeierresolution wurde nicht gesund ist!" DaS Hauptinteresse in den Jenaer Parteitagsverhand- lungen boten die Vorträge Bebels über die Marokkofrage und die künftigen Reichstagswahlen. Die Marokkorede bil- dete eine Anklage gegen die .blutige" Kolonialpolitik aller! Länder und gegen die alldeutschen .Kriegshetzer". Der sozialdewokratiscke Führer mußte zwar zugcben, daß deutsche Interessen in Marokko in Frage kommen, aber für ihn ist Marokko keinen Krieg wert. Daß Bebel jeder nationalen Würde bar ist, bewies wiederum diese seine Marokkorede. Er warf sich zum Verteidiger der Hereros auf und beschimpfte unsere demschcn Kolonialpioniere. Unter lebhaftem .Pfui" der Versammlung band er der Ocffcntlichkeit das Märchen auf, daß General von Trotha die Hereros nach dem söge- nannten Sandhügcl zusammentreiben ließ und dort dann Tausende von Männern, Frauen und Kindern verhungern und verdursten ließ (I), ein Vorgang, der „ein Schandfleck für Deutschland bleiben werde, solange es eine Geschichte geben werde". Selbstverständlich gibt Bebel der deutschen Regierung unrecht, daß sie den „Panther" nach Agadir ge- schickt hat und er kündigt an, daß Herr von Kiderlen-Wächter von den Sozialdemokraten vor dem Reichstage zur Rechen- schäft werde gezogen werden. Im übrigen malte er die Situation grau in gruu, rühmte sich noch seiner schamlosen Abstimmung von 1870, als er die Mittel für die Kriegs- anlcihe nicht bewilligte, und machte die Zuhörer gruselig mit der Schilderung der hohen Kosten eines Krieges, für welche Kostenrechnung übrigens Bebel die allerletzte Autorität ist. Dabei jührte er den Eiertanz wegen des Massenstreiks auf, erklärte aber, daß die Sozialdemokratie alles tun werde, um einen Krieg nach Möglichkeit z» verhindern oder abzukürzcn. Mit welchen Mitteln dies aber geschehen soll, unterließ Bebel zu sagen. Geradezu unerhört ist das Verfahren Bebels, der wiederum dem Auslande gegen das deutsche Vaterland Zutreiberdienste leistete. Was heißt cs anders, als dem Auslande zum Munde reden, wenn, er sagt, daß das deutsche Volk einen Krieg finanziell nicht aushalten könne. Ebenso verwerflich ist die Methode BebelS, vor aller Ocffentlichkcit so i» tun, Freitag, den 22. September 19 l1, Vorm. 11 Uhr soll in Johns Schanktvirtschaft in Oberwinkel — anderwärts gepfändet — ein 1 Vs jähriges braunes Fohlen meistbietend gegen Barzahlung öffentlich ver- politische Macht erringen würde, in Zeiten, wo die deutsche Politik. Frankreich habe für den Kriegsfall viel mehr ein- Nation sich gegenüber anderen Völkern behaupten muß. Das! zusetzen als Deutschland und England. Auch Bebel erkenne Dogma des radikalen Marxismus dient auch künftig als es ja an, daß in diesrr Frage nicht am wenigsten auch Richtschnur für die deutsche Sozialdemokratie und die revisio nistischen Rattenfänger haben nicht erzielt, daß der Parteitag nach ihrer Melodie tanzt. Auch nach diesem zweiten Jena bleibt die Tatsache bestehen, daß die Sozialdemokratie die größte Gefahr für die Geltendmachung unserer nationalen Interessen, für Staat und Wirtschaftsordnung ist. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm hat mit seiner hohen Gemahlin und seiner Tochter, der Prinzessin Viktoria Luise, einige Tage auf seinem Gut Cadinen zugebracht und begibt sich morgen Mitt woch nach Rominten, dem bekannten ostpreußischen Jagd- revier. Der Aufenthalt in Rominten wird auf etwa 14 Tage berechnet. Alljährlich nach den Strapazen des Kaisermanövers besucht der Kaiser Cadinen und Rominten. Der Kaiser ist gerne Landwirt, und die Inspektoren von Cadinen rühmen den praktischen Blick des Monarchen für alles, was die Agrikultur angeht. Daß der Kaiser auf dem Gebiet auch zuweilen bahnbrechend vorangeht, bewiesen die im vorigen Jahre angestellten Rinder-Kreuzungsversuche mit dem Zebu, über deren Ergebnisse der Kaiser bekanntlich persönlich vor dem Deutschen Landwirtschaftsrat Bericht erstattete. Diesmal Wird deS kaiserlichen Gutsherrn Sorge sein, den Ausfall in der gutterernte durch günstige Aufkäufe auszugleichen. Die Delegierten der sozialdemokratischen Partei haben Jena nicht im Auslande säßen. Solche Aussprüche sind natürlich wieder verlassen. Der diesjährige Parteitag hatte die Auf- Wasser auf die Mühlen unserer nationalen Gegner, und wenn gäbe, die nötige Kampfstimmung, Agitationslust und Sieges- ! Bebel mit glühenden Farben das Elend des Krieges aus- vorsrcude in den breiten Massen zu entfachen. Alles, waS malt, so muß ihm entgegnet werden, daß das Elend, das in Jena ge'agt wurde, ging darauf hinaus, die Stimmen der' eine Revolution hervorruft, weit schlimmer ist, als alles Mitläufer zu fangen. DaS revolutionäre Ziel der Partei. Kriegsclend. Daß Bebel natürlich mit besonderem Behagen wurde deshalb nach Möglichkeit verschleiert. Außerdem wurde! des unverständigen Runs auf die Sparkassen Erwähnung tat, viel schmutzige Wäsche gewaschen, die .sofortige Suspension war vorauszusehen, denn er späht ja überall nach Zersetzungs- der Zölle auf Lebensmittel" verlangt rc. Der Abgeordnete Molkenbuhr, der auch vom bürgerlichen Radikalismus als großer Sozialpolitiker gefeiert wird, hielt einen Vortrag über die RcichSverficherungSordnung, die natür- lich in Grund und Boden verdonnert wurde. Auf welcher geistigen Höhe das Referat Molkcnbuhrs sich bewegte, das beweisen folgende Aeußerungen: „Die Regierung bringt eine umfangreiche Vorlage, die aber allcS vermissen läßt, was not wendig und die sich darauf beschränkt, waS jeder Buchbiuder machen könnte, indem er mehrere Versichcrungsgesetze in einen Einband bindet!" Mit solchen Plattheiten regalierte Molkenbuhr den Parteitag. Kein Wunder, daß die Debatte in dem gleichen seichten Fahrwasser plätscherte. Der Abge ordnete Hoch-Hanau stöhnte, um die Augen der Welt von der Mißwirtschaft der sozialdemokratischen Krankenkassen- beawten abzulenken, wie folgt: „Wenn die Not aufs höchste gestiegen ist. wenn die Arbeiterfrau verzweifelt am Kranken- lager ihres ManneS steht, wird sie der zum Krankenkontrolleur ernannte Unteroffizier anschnauzen, ob ihr Mann denn noch