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02-Zweites-Blatt Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 26.10.1913
- Titel
- 02-Zweites-Blatt
- Erscheinungsdatum
- 1913-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-19131026027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-1913102602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-1913102602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-10
- Tag 1913-10-26
-
Monat
1913-10
-
Jahr
1913
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Nr. 250. Sonntag, den 26 Oktober 1913. Zweites Blatt. meine Tür. In kurzer Zeit bin ich fertig und daß die Hettiter im zweiten Jahrtausend v. Chr. Ich habe viele Gebirgsschluchten gesehen, in den Altertum und im frühen Mittelalter in allen geschmückte Marmorsarkophage offen aus der Bei Tschifte-Han ist der Zug in einem mach- seiner Menschen, darf in diesen Erde ragten. Sicher ist gerade in Kleinasien tigen Felsengewirr, aus dem es scheinbar kei- mehr ins Hintertreffen geraten, Innern Kleinasiens Stücke von solchem Wert her der Weg für alle Kolonnen, die ins ferne spräche dritter abzuwehren. hier bestattet. Im Innern des Sarkophags lagen auch Pergamente, die wahrscheinlich wert voller waren als der ganze künstlerische Schmuck. Mit diesen Pergamenten aber haben sich die türkischen Bauern, die den Sarkophag auf irgend einem Felde gefunden haben, ein Feuerchen angezündet. Schon aus dieser einen Tatsache sieht man die Freude des Türken am Zerstören und seine Mißachtung jeder Kulturleistung. Man da oder dort ties im Innern, des Landes noch ein ganzer Tempel vorhanden sei, oder daß mancher Fund zu machen, wie der, den Hamdi Bei 1887 in Sidon in Phönicien gemacht hat. men Quellen brechen in Kleinasien allerorten aus der Erde hervor. Das Land hat eine Fülle Morgenland: nach Persien, Indien und Aegyp ten wollten. Hier ist Alexander der Große ge zogen, hier auch die Scharen des ersten Kreuz zuges. Die Lokomotive aber läßt die cilicische Pforte rechts liegen und dringt nordöstlich wei ter in das Gebirge ein. Nicht mehr allzulange, denn schon nach einer kurzen halben Stunde sind wir in Kara-Punar — aus deutsch „schwarzer Brunnen" —, bis jetzt noch der Endpunkt der Bahn. Als wir aussteigen, hören wir Spreng schüsse, die in der Bergwelt ringsum ein mäch tiges Echo hervorstoßen. Es wird also an der Bahnstrecke weitergearbeitet, wiewohl wir später hören, daß es sich nulr um kleine Arbeiten han delt. Die eigentlichen Tunnelbauten sind wegen der ungeklärten politischen Lage und der Schwie rigkeit, bei der Verfassung des Geldmarktes im Augenblick Mittel zu beschaffen, leider seit Monaten unterbrochen. wir, daß die hettitische Kunst sich hohe Ziele Reich im entscheidenden Augenblick in, Stich ge- gesteckt hat. Im Konstantinopeler Museum ist lassen zu werden. noch nicht gesunden worden. Der berühmte Sar- -kophag aus der Gegend von Konia — gleich falls im Konstantinopeler Museum — ist riesen haft groß und gut erhalten, ist aber doch nur leine rohe spätrömische Arbeit. Auf dem Deckel des Sarkophags liegt der Tote, neben ihm seine Gattin, auf der Vorderseite ist er sitzend bei literarischer Beschäftigung dargestellt, an den übrigen Seiten sind Jagdszenen angebracht und die Tür zur Unterwelt, vor der das Ehepaar Opfer bringt. Ein Gelehrter war also wohl Türke, bald ein Grieche oder Armenier, daß Fellache mit einem antiken Manuskript etwas ähnliches machen. Selbstverständlich rechnet der Grieche wie der Fellache darauf, seinen Fund günstig zu verkaufen, aber auch in Kleinasien weiß man heut schon ganz genau, daß diese alten Dinge etwas wert sind. Ueberall drängen sich an den Fremden Kinder heran, die irgend etwas Antikes zu verkaufen haben: Meist Mün zen oder Reste von Vasen oder primitiven Schmuck. Die Bauern von Konia haben denn auch die Pergamente des Sarkophags nur aus Aerger verbrannt: sie hatten Schätze im Innern vermutet und sahen sich getäuscht, als lÄiiglich! Manuskripte da waren. Wie aber waren sie überhaupt ins Innere hineingekoinmen? Es war ihnen zu schwierig gewesen, den Deckel abzu heben, und sie hatten kurzweg ein paar Löcher in die Seitenwände des Sarkophags geschlagen- Daß dabei der Sarg zum Teil beschädigt wurde, kümmerte sie nicht im mindesten. In Eregli ist von griechischen oder römi schen Monumenten wenig erhalten. Dagegen sind in der Nähe bedeutende hettitische Denk- mäler; so vor allem an der Jvrisquelle ein riesiges, in den Felsen gehauenes Königsrelief. Man weiß, daß das hettitische Volk und die hettitische Kultur unseren Gelehrten ein Rätsel nach dem andern aufgeben. Es ist uns bekannt, nehmen Komfort bieten. Im Hause des bau leitenden Ingenieurs werde ich aufs Beste aus genommen. Noch anderer Besuch ist gerade an wesend, der Oberingenieur aus Adana, der auf einer Urlaubsreise nach Eunopa ist. Unser Gastgeber ist deutscher Schweizer. Beim Abend essen gibt es klaren Neuenburger Wein. Dann bleiben wir alle — auch die jüngeren Ingenieure sind anwesend — noch lange beisammen und sprechen viel von der Bahn und der Zukunft des Landes. Alle sind davon überzeugt, daß das alte Kulturland Kleinasien nach einer Ver fallsperiode von Hunderten von Jahren sich wieder in altem Glanze erheben müsse, daß esi durch die Bahn, die — wie sie sagen — immer mehr zum Rückgrat des Landes wird, dahin ge lange. Nicht natürlich durch den bloßen Schie nenstrang, sondern durch die vielen Arbeiten und! Man weiß, daß man dort diesidonischen Königs- gräber entdeckte und damit Sarkophage von herrlichster griechischer Arbeit, die allein eine Reise nach Konstantinopel, wohin sie überführt worden sind, lohnen. Bisher freilich sind im Alpen und in den Apenninen, in Norwegen und in den Pyrenäen; aber niemals sah ich etwas so Grausiges und Erhabenes zugleich. Jeder Fels wird zum zyklopischen Gebilde, jeder Abhang zu einem Riesensturz für Giganten. Hundertmal scheint die Schlucht völlig geschlos sen, und dann findet die Straße doch wieder einen Ausweg. In den Lüsten Adler und Geier, sonst kein lebendes Wesen! ringsum. Kein Laut außer dem Tosen des Flusses in uner meßlicher Tiefe. Bald stehen die Felsen ganz nackt, bald wieder drängt Urwald sich vor in die Schlucht. Und so geht es Stunden, und man glaubt die Gewalt dieser kolossalen Ele mente, diese riesenhafte Enge nicht mehr er tragen zu können. Alle Gewalt des Himmels und der Erden scheint in diesen Felsenkäfig ein- gefangen zu fein. Man stöhnt, ringt nach Atem in seinem kleinen Menschentum. Da hält der Wagen, und ich sehe ein tüch tiges Pferd bereit stehen, daneben ein Maul tier. Der Weg ist zu Ende, die Schlucht ist zu Ende, ein Tal öffnet sich wieder. Ich aber werde jetzt höher hinauf in die Berge reiten — nach Kuschluar, wo eine einsame Ingenieur« station sich befindet. Das Maultier dient für mein Gepäck. Und ich lasse die Schlucht hinter mir, lasse unter mir diese Wildnis voller Bedrückung, vol ler Erhebung. Es gibt Träume, in denen man zwischen den Sternen herumirrt, in weiter Lust, aber von Feuerregen übergossen. Man steigt und fällt doch wieder, fühlt sich selig erhoben, doch im nächsten Augenblick unaufhaltsam stür zend. Ein solcher Traum scheint mir jetzt die Schlucht, die ich eben durchmessen habe, indes mein Pferd steil in die Höhe klettert. Um mich her ist nun lauter Bläue. Bald steht die Sonne im Mittag, dann bin ich wohl oben auf Kusch luar und schaue frei über Berge, Fels und Wald. Das Maultier ist zurückgeblieben, matz es später kommen! Ich treibe meinen Gaul, und es ist mir, als stiege ich in den Himmel. erleichtert, als ich ihnen sagen konnte, ,die' Unten braust der Tschakid, tief unter mei- deutsche Regierung wie das deutsche Volk bequem Weg. Und hoch, ganz hoch, sehe ich ein kämen immer mehr Einsicht, was Kleinasien! schmales Stück Himmel, ein leuchtendes Blmr, Die Deutschen dort an der, das inilde in die'e urweltliche Wildnis hinein ¬ weste Reiche in Vorderasien gegründet haben, sür uns bedeutet. Die Deutschen dort an der. das milde in die'e urweltliche Wildnis hinein- und aus den Denkmälern, die überall verstreut Bahn betrachten sich als Vorposten deutschen schaut. Ungeheuerlich ist alles, zu Dimensionen in Kleinasien und Syrien erhalten sind, sehen? Einflusses und haben nur die eine Furcht, vom: wächst es sich aus, die ich niemals erlebt habe. nen Ausweg mehr' gibt. Moltke, der 1838 diese Platz behaupten gegen jeden, der es stören will, selbe Strecke entlang ritt, brauchte von Ulu- So denken alle Deutschen Kleinasiens, vom kichla bis Tschifte-Han sieben Stunden, während ersten bis zum letzten. Und diese Stimmung der Zug es in fünf Viertel-Stunden, macht, muß auch in Deutschland herrschend werden. Leistungen, die untrennbar mit der Bahn ver- meine Tür. In kurzer Zeit bin ich fettig und bunden sind. Und alle forschten mich aus, der' sehe schon einen Wagen für mich bereit stehen ich vor wenigen Wochen in Konstantinopel und sind einen zweiten für mein Gepäck. Die öst- vor wenigen Monaten in Deutschland gewesen üchen Bergspitzen schwimmen in Gold, und nun war, ob denn nun die deutsche Politik auch! fallt auch der mächtige glühende Schein in unser wirklich ihren Weg, sich in Kleinasien eine In- Tal. Aber nur wenige Minuten sehe ich den reressensphäre zu verschaffen, mit Nachdruck ver- weitgebreiteten Glanz, denn schon ist mein folge. Alle — auch der Schweizer — warteten Wagen in der engen Schlucht und über mir beinahe ängstlich auf die Antwort und waren schlagen die Felsenwände zusammen. SW M m Wen. Durch Zufall fand der Mitarbeiter eine« ein. Saal, in dem hettitische Altertümer aus! Ihr Gedankengang läuft in folgender Bahn: Sendscherly in Nordsyrien aufgestellt sind. Sie Wer hat sich in den Hunderten von Jahren seit haben gewiß Ähnlichkeit mit der ägyptischen der Türkenherrschaft um das Innere Anato- Stilisierung und mit der gebundenen Wildheit liens gekümmert? Die Türken natürlich wicht, des assyrischen Schäftens, aber sie sind doch aber auch keine einzige europäische Macht, wieder ganz eigen und auf den ersten Blick als. Frankreich hat an der Westküste Kapital ausge- besondere Werke erkennbar. Deutsche haben die ftchfittet oder eigentlich nur in Smyrna und Um- Ausgvabungen in Sendscherly gemacht, und'gegend, und Rußland hat ein wenig für die Deutsche haben sich auch mehr als andere Nativ-'östliche Schwarzmeerküste getan, namentlich für nen mit der Entzifferung der heimischen Bil-j Samsun und Trapezunt, England, das sonst derschrift beschäftigt. Bisher freilich ist die doch überall in der Welt aüftrstt, garnichts. Erst Entzifferung noch nicht gelungen. Löwen und mit dem Vorgehen Deutschlands ist das Land Greifen haben die Hettiter vor allem gebildet,! aus seinem Schlaf aufgeweckt worden, ein Schlaf, daneben die großen Königs- und Krsegerreliefs. j der so tief war, daß indessen aus einem blühen- Es ist alles viel realistischer als die assyrische den Kulturland eine halbe Wüste geworden ist. oder ägyptische Kunst, und doch ist die Monu->Nur Mesopotamien bietet ein ähnliches Beispiel mentalform gefunden. Man merkt: diese Hetti-, des Verfalls in der Geschichte. Aber die große ter waren keine Märchenmenschen, sondern harte Zeit Mesopotamiens liegt schließlich sehr weit Kerls; Kerls aber, die nicht an der Erde kleb- zurück, während Kleinasien noch zur Zeit der ten, vielmehr mühelos ins Mächtige wuchsen, i Kreuzzüge ein gesegnetes Land war. Und dann Heroische Zeiten führen uns ihre Bildwerke! ist Kleinasien doch vor den Toren Europas ge- vor, und wir wünschen, daß die Wissenschaft ftagett, während Mesopotamien gleichsam in uns bald mehr über das merkwürdige Volk einem Winkel versteckt ist. Kleinasien war im aüssagen kann. Kurze Zeit darauf sind wir in Bozanti, und Erst wenn unser gesamtes Volk in diesem Kasseler Blattes Gelegenheit, den Köftig Otto von hier aus geht nun die berühmte cilicische Punkte einig ist, wird unsere Regierung die von Bayern aus nächster Nähe längere Zeit zu Pforte in die Adanaebene hinunter, fest alters- innere Festigkeit gewinnen, unberechtigte An- beobachten. Der unglückliche König wellt be- "" " ' ' . kannüich im Schloss- F ü v st e n r i e d. Ein _ In der Nähe der Station, in Belemedik, wird sagen, von diesen Bauern könne man nicht wohnen die Ingenieure. Ein improvisiertes mehr verlangen; in Griechenland aber hat der Dorf, aber nicht etwa mit Wellblechschuppen, dümmste Packträger Respekt vor den Resten der sondern mit ganz soliden Häusern, die ange- Vergangenheit. Und in Aegypten würde kein MIM IW -le um Mei. Von Dr. Adolf Grabowsky. Vl. I« den TauruS hinein. Die Bagdadbahn bietet technisch nur auf zwei Strecken Schwierigkeiten, und diese Strecken hat man noch nicht bezwungen. Mit mächtiger Gewalt schiebt sich der cilicische Taurus zwi schen das kleinasiatische Hochland und die Nie derungen im Südosten Anatoliens. Mitten in diesem heißen Küstenland liegt Adana. Von Konia nach Adana geht es durch den cilicischen Taurus. Weit läuft auch hier -schon die Bahn. Aber gerade der Kem des Gebirges ist nvch unberührt vom Lokomotivengestamps. Der zweite schwierige Teil ist dort, wo die Bahn die Adana- Ebene verläßt, um nach Aleppo und dann wei ter nach Mesopotamien zu laufen. Hiev muß der' Zug den Amanus, einen Ausläufer des Taurus, durchqueren. Im Taurus werden eine Unzahl von Tunnels auszuführen sein, im Amanus vor allem ein sehr langer Tunnelbau bei Magsche. Hinter dem Amanus dehnt sich die ungeheure Ebene des Euphrat und Tigris bis zum Persischen Meerbusen, meist Wüste und Steppe, die der Schienenlegung gar keine Schwierigkeiten bieten. Von Bagdad aus nach Norden sind denn auch schon durch Meißner Pascha, den Erbauer der nach Arabien Ehren den Hedschas-Bahn, ohne Mihe einige Hunden Kilometer Gleise gelegt worden. Großartiger noch als der Amanus ist der Taurus, namentlich der Bullghar Dag, der Teil des Gebirges, durch den die Bahn künftig fah ren wird. Im Zuge wird man allerdings von den Schönheiten wenig zu sehen bekommen, denn der freie Raum zwischen den Tunnels wird so klein sein, daß das Bild der Land schaft sich kaum erschließt. Die Bahn wird das Tal des Tschakid benutzen, eines Nebenflusses des Seihun, an dem Adana liegt. Der Tschakid bildet eine Schlucht, die heute nahezu unbe kannt ist,die aber künftig— das ist keine Ueber- treibung — zu den größten Sehens!Würdigkeiten der Welt zählen wird. Noch bis vor wenigen Jahren war es fast unmöglich, in diese Schlucht zu gelangen, die Bagdadbahn aber hat mit riesigen Kosten — sie werden sich auf ungefähr eineinhalb Millionen Franks belaufen — einen Dienstweg durch die Schlucht geführt, eine prachtvolle, vorzüglich gehaltene Chaussee, die sehr angenehm von den türkischen Landstraßen absticht. Auch der Tüirke baut Chausseen, wen det sogar genug Kosten dafür auf, vergißt aber gänzlich, daß eine Landstraße auch unterhalten sein will. So sind denn die türkrschen Chausseen nach wenigen Jahren in einem traurigen Zu stand. Es macht dem Türken geradezu ein Ver« gnügen, zu sehen, wie so ein mühsam ange legter Weg allmählich verfällt. Hier zeigt sich wieder einmal sein Hauptcharakterzug: er ist nicht aufbauend, sondern zerstörerisch; baut er einmal auf, so doch in dem beinahe diabolischen Gefühl, daß die Herrlichkeit doch wieder zu sammenbricht. Augenblicklich legt eine franzö sische Gesellschaft an verschiedenen Stellen Klein asiens, vor allem in der Gegend von Angora, für Rechnung des ottomanischen Staates Chausseen an. Wird dieser Gesellscha t nicht auch die Sorge sür die fettigen Straßen übertragen, so hat die ganze Arbeit wenig Zweck. Am frühen Morgen fahre ich von Konia mit der Bahn hinein in das Gebirge. Viele Kilometer weit ödes Hochland. Nach Stunden kommt ein kleiner Ott Karaman, nach weiteren Stunden ein etwas größerer: Eregli, das alte Herakles. Seinen alten Namen Hai es von den warmen Quellen die, wie gewöhnlich im Alter tum, dem Herkules geweiht waten. Solche war- zu nutzen als heute, davon zeugen die vielen Reste von Thermen. Sieht man in diese Ruinen hinein, so erkennt man noch oft Ueber'bleibsel von Mosaiken, Trümmer von Statuen und Kapi tellen. Würde man nur etwas graben, so wären Kostbarkeiten zu finden. An dem 'Westrande Kleinasiens sind ja viele Grabungen veranstaltet wotden — von deutscher Seite vor allem in Troja und Milet —, im Innern aber hat man noch fast nichts getan. Bald erzählt einem ein An diesem Abend in Belemedik wurden, unsere Herzen warm, als wir uns Deutschlands Zukunft in Kleinasien überdachten. An diesem Abend aber spannte sich auch unser aller Wille, als wir uns der vielen Hindernisse erinnerten, die uns Deutschen noch erwachsen können. Wir denken ja nicht daran, den Türken Kleinasien wegzunehmen, noch weniger aber können wir dulden, daß eine andere Macht in dem Lande sich einnistet, das wir als unsere Interessensphäre betrachten müssen. Als wir uns an diesem Abend trennten, um unsere Schlafkammern aufzusuchen, stand der Mond groß und voll über dem Eingang Mr Schlucht des Tschakidflusses. Dott hinein wollte ich am nächsten Morgen — schon bei Sonnenaufgang. Deshalb schnell in die Kam mer, uni wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu haben! In «der Kammer verübten Moskitos ihr häßliches Gesumme. Wo stehendes Wasser oder Sumpf ist — und das gibt es in der Nähe von Belemedik —, da sind hier die Stech mücken und zwar bis in die höchsten Höhen hinauf. Die kleine europäische Kolonie in Bele medik ist denn auch sehr vom Fieber heimge sucht. Es wird die nächste Aufgabe deutscher Arbeit sein, die malariaverseuchten Gegenden Kleinasiens zu sanieren. So lange das Fieber so wütet wie heute ist an eine Kolonisations arbeit großen Umfanges nicht zu denken. Die türkische Regierung hat in der Sanierungsftage völlig versagt. Deutschland, das gerade auf dem Gebiet der Hygiene so bedeutende Kräfte be sitzt, wird seine tüchtigsten Männer hierher schicken müssen. Der Erfolg wird sich einstellen. Man denke, was Koch aus der durch ihre Malaria verrufenen Insel Brioni an der istri- schen Küste gemacht hat — einen Ott, so ge sund, daß ein Luxusbad daraus geworden ist. Die kleine Insel war sür Koch das Probestück. Schon vor Sonnenaufgang klopft es an Eregli, das verborgen im Grünen liegt, seinen Teilen gut bekannt, heute aber — man von Heilquellen wie kaum ein anderes. Im! bildet eine Oase in der öden Gegend. Immer ^möchte es nicht glauben, aber es ist Tatsache — Altertum wußte man diese Quellen weit besser höher steigt die Hochebene an, immer stöhnender § gehört es auch rein geographisch zu den unbe- : stampft die Maschine. Rechts zieht sich schon kanntesten Ländern der Erde. Ganz in der die mächtige Wand des Taurus hin, in die Nähe von Konstantinopel, bei Brussa, gibt es wir nun bald einbrechen werden. 233 Kilo-^Strecken, die geographisch noch völlig unerforscht meter von Konia zwischen Tschai-Hani und smd. Die Salzsteppe, die das ganze Zentrum Ulukichla ist der höchste Punkt der Bahn — derjdes Landes einnimmt, hat eine Menge Flüsse, höchste Punkt der Bagdadbahn und zu gleicher, deren Lauf noch niemals festgelegt worden ist. Zeit der höchste Punkt auf der gesamten Strecke Ueberschrestet man eine Bergkette jenseits der zwischen Berlin und Bagdad. Wir lind 1467 Eisenbahnen oder Hauptstraßen, so ist man Wei- Meter hoch. Dann geht es langsam hinab, mit- ter von den Weltereignissen entfernt als auf ten hinein in die Täler des Gebirges. Bei Ulu- einer Südseeinfel. Deutschland, das Anatolien kichla — zu deutsch „großes Winterquartier"wieder an dein großen Weltverkehr anschließt, sind wir schon von den hohen Bergwänden um-! das das Land wieder reich und fruchtbar zu geben. Und immer wilder wird die Schlucht, machen sucht durch sein Kapital und die Arbeit Bei Tschifte-Han ist der Zug in einem mach- seiner Menschen, darf in diesem Lande nicht . - - ' " seinen
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