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Dresdner Journal : 18.03.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187903180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790318
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790318
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-03
- Tag 1879-03-18
-
Monat
1879-03
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 18.03.1879
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V? 63 Dienstag, den 18, März. 187». lw ä«ui»ck«» »«iov«: . . IS ^Mrlük: 4 Uitrk L0 kk. L»i>/-IuvXukumerv: >0?f ü«»äeut,eä«o 8»tCtlkN ttttt ?O,t- UQlt 8te»>p«tr>t»cttli»^ divio. lvv«r»ttuprei»e: kür eien tt»um vu»«r ^«pLltsneo ketitrette 20 kl. Vater „L»a^««llät" äio Lei le SV kk. rr,ekvl»»> t kitßvvti mit Xusimtims <isr 8ovQ- ruxl keierta^e Xbeaet» kür üea kolßeacleo 1'^8- DreMerImmal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. Ioneri»teai»on»lime »»»Mti-t»» Letpii^t ^r /ira»ut«tett«r, V»>nmi»!»t»»ür els» Vrextaer ^ourv»1»; L»»»dar» ->«rU» Visa kr»»K1ar1 N ; //e»a«e»«te»» L kogter, NerU» Vl« -S-uiidLrU kr»8 ^tp«>U kr»kkLrt ». M. >llvcd«n .Vo««, Srrlü»:S.Lornret. /-raiittenekant >r,w«»i L Se^ott« Sr«»l»o: /. üta'tAen « öüreau; vdiouül»: />. ko,A«; rnutLtart « ».: L ^aeA-r'-cde u. O LrrrMa««- setie lllicdk>encilun8! üorUtr: L- itkMer, N»L»ov«r! <7. k»ri» L«rU» - 7 r»Lärtart ». H ttarrGKrl : Da«-e L vo., Ltundirr^: Lle^Aen, ^lci. N«r«u8xvderr LSoiel. Lipeäitioa äe» l-rexioer Drexiea, Lvin^ervtrvE k^o. 20. Amtlicher Theil. DreSdt«, 16. März Se. Durchlaucht der reg. Fürst Reuß j. L. und Frau Gemahlin geb. Her zogin von Württemberg, König!. Hoheit, sind mit Priu-essin-Tochter Elisabeth gestern Abend hier ein- getrofsen und nn »Victoria Hotel* abgetreten. DreSde«, 17. März. Se. Hoheit der Erbprinz und Ihre König!. Hoheit die Frau Erbprinzessin von Hohenzollern sind gestern Abend 10 Uhr 5 Min. von Frankfurt a./M. hier eingetroffen und im Palais Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg abgetreten. Dresden, 17. März. Se. Majestät der König hat m einer am heutigen Tage dem Kaiserlich Russi schen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Fürsten Gortchacow ertheilten Particular- Audienz dessen Abberusungsschreiben entgegenzunehmen geruht. Dresden, 17. März. Se. Majestät der König hat dem seitherigen Kaiserlich Russischen außerordent lichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am hiesigen Königlichen Hofe Fürsten Gortchacow das Großkreuz des Albrechtsordens zu verleihen geruht. Dresden, 16. März. Se. Königliche Majestät hat dem Advokat und Notar 0r. Bruno St übel hier den Character als Hofrath in der IV. Hofrangordnung zu verleihen allergnädigst geruht. Se. Majestät der König hat zu genehmigen aller gnädigst geruht, daß der Geheime Eommerzienrath Gütlicher aus Leipzig, zur Zeit in Brüssel, den von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen ihm verliehnen Rothen Adler-Orden 3. Klasse annehme und trage. Dresden, 11. März. Se. Majestät der König hat dem Organisten und ersten Mädchenlehrer Carl August Lorenz in Siebeulehn das Albrechtskreuz allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 17. März. Se. Königliche Hoheit Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, hat dem Handschuhfabrikanten Adolph Theiß allhier das Prädicat „Hoflieferant" zu verleihen gnädigst geruht. Bekanntmachung, die Ein- und Durchfuhr von Vieh und anderen Gegenständen über die sächsisch-böhmische Lan desgrenze betreffend, vom 17. März 1879. Nachdem neuerdings der Ausbruch der Rinderpest in Aussig und in PeterSwalde in Böhmen constatirt worden ist, so findet sich das Ministerium des Innern veranlaßt, die in Nr. 76, 174 und 213 des Dresdner Journals und in Nr. 78, 179 und 218 der Leipziger Zeitung von vorigem Jahre abgedrucktrn Verordnungen, den Verkehr mit Vieh und thierischen Producten über die sächsisch-böhmische Grenze betreffend, vom 28. März, 25. Juli und 7. September vorigen Jahres hiermit aufzuheben und an deren Stelle Nachstehendes zu verordnen: Die sächsisch-böhmische Grenzstrecke zwischen Langburkersdorf bei Neustadt und Hermsdorf bei Frauenstein betr. 8 1. Verboten ist auf diesem Grenztracte die Einfuhr aus Böhmen nach und durch Sachsen in Betreff: u) aller Arten von Vieh mit Ausnahme von Pfer den, Maulthieren und Eseln; b) der unter ö in 8 5 d), o) und ä) gedachten Ge genstände, jedoch mit den in 8 6 unter d bis b gestatteten Ausnahmen. <i 8 2. Personen, deren Beschäftigung eine Berührung mit Vieh mit sich bringt, z. B. Fleischer, Viehhändler und deren Personal dürfen die diesseitige LandeSgrenze auf obenbemerkter Strecke nur an den von den Amtshaupt mannschaften Pirna und Dippoldiswalde in ihren Amtsblättern bekannt zu machenden Punkten über schreiten und haben sich daselbst einer Desinfection zu unterwerfen, zu diesem Behufe aber bei den dortigen Gendarmerieposten zu melden. 8 3. In den Bezirken der in 8 2 gedachten Amtshaupt mannschaften ist bei vorkommenden Krankheits- oder Todesfällen im Rindviehbestand von den betreffenden Viehbesitzern sofort bei der Ortspolizeibehörde Anzeige zu machen, und sodann von dieser in Gemäßheit des 8 13 folg, der Instruction vom 9. Juni 1873 das weiter Nöthige zu besorgen. Der Besitzer selbst dars die kranken Thiere nicht schlach ten oder tödten, etwa gefallene Thiere aber nicht ver scharren oder sonst beseitigen, ehe die Natur der Krank heit thierärztlich festgestellt ist. 8 4. Der sogenannte kleine Grenzverkehr mit Vieh d. h. der Verkehr mit Gespannen von Rindvieh zwischen böhmischen und sächsischen Grenzorten, sowie der Weide trieb von sächsischem Vieh auf Böhmischen Fluren, sowie von Böhmischem Vieh auf Sächsischen Fluren ist untersagt. 8. Die östlich und westlich von dem unter A be zeichneten Tracte gelegene sächsisch-böhmische Landesgrenze betr. 8 5. Verboten ist auf diesen Grenzstrecken die Ein - und Durchfuhr a) von Rindvieh, Schafen, Ziegen und anderen Wieder käuern ohne Unterschied der Race und des Landes, aus welchem sie kommen, sowie von Borstenvieh; b) von solchen thierischen Theilen in frischem oder trockenem Zustande, welche von Wiederkäuern stammen; c) von Dünger, Rauchfutter, Stroh und anderen Streumaterialien,gebrauchtemStallgeräthe,Geschirre und Lederzeuge; ä) von Wolle, Haaren und Borsten, gebrauchten Kleidungsstücken für den Handel und Lumpen; foweit nicht bei den vorstehend unter u bis 6 bezeich neten Gegenständen die in nachstehendem 8 6 erwähnten Ausnahmen Platz greifen. 8 6. Nicht beschränkt bez. bedingungsweise nachgelassen bleibt die Ein- und Durchfuhr a) von Borstenvieh, welches nach beizubringenden amt lichen Begleitscheinen aus seuchenfreien Gegenden kommt; b) von Butter, Milch und Käse; e) von vollkommen trockenen Häuten und dergleichen, resp. gesalzenen Därmen; 6) von Wolle, Haaren und Borsten in bearbeitetem Zustande, bez. wenn solche der Fabrikwäfche unter legen haben; e) von geschmolzenem Talg in Fässern und Wannen; 1) von Knochen, Hörnern und Klauen in vollkommen lufttrockenem Zustande und befreit von thierischen Weichtheilen; 8) von Lumpen in Fässern verpackt; und zwar zu e, 6, e, t, z, dafern die Einfuhr in ge schlossenen Eisenbahnwagen erfolgt und die Abstammung aus völlig seuchenfreien Gegenden durch amtliche Be gleitscheine nachgewiesen ist, sowie endlich b) von Heu und Stroh, sofern eS lediglich als Ver packungsmaterial dient, jedoch ist dasselbe am Be stimmungsorte zu vernichten und deshalb die Po lizeibehörde des letzteren ans kürzestem Wege von dem erfolgten Grenzübergang in Kenntniß zu setzen. 8 7- Nicht beschränkt ist der 8 4 gedachte kleine Grenz verkehr. 6. Allgemeine Bestimmungen. 8 8. Verboten ist die Anwendung, der Verkauf und die Anempfehlung von Vorbauungs- und Heilmitteln bei der Rinderpest. 8 9. Verboten ist das Abhalten von Viehmärkten in den Bezirken der Amtshauptmannschaflen Pirna, Dip poldiswalde, Freiberg und Marienberg, jowie in den Amtsbezirken Schirgiswalde, Neujalza, Ebersbach, Groß schönau und Zittau, ingleichen das Abhalten des Nutz viehmarktes in Dresden und der Abtrieb lebender Wiederkäuer vom dasigen Schlachtviehhofe. 8 !0. Die Ueberwachung der vorstehend getroffenen Be stimmungen geschieht durch die bett. Grenzzoll- und Polizeibehörden, und durch die Gendarmerie, beziehend lich unter militärischer Assistenz. 8 11. Durchbrechung der Grenzsperre mit Thieren oder giftfangenden Sachen der in 88 1 und 5 gedachten Arten hat außer der 8 !2 gedachten Strafe die so fortige Tödtung und Verscharrung der Thiere oder bez. Vernichtung oder Desinficirung der giftfangenden Sachen zur Folge. Sonstige Gegenstände, sowie beziehendlich Menschen müssen im Falle eines Durchbruchs bei Unthunlichkeit der Desinfection auf kürzestem Wege wieder über die Grenze zurückgebracht werden, womöglich ohne Ort schaften zu berühren. 8 12. Zuwiderhandlungen werden nach Maßgabe der Be stimmungen in 8 328 des Reichssttafgesetzbuchs be ziehendlich des Reichsgesetzes vom 21. Mai 1878 (Reichsgesetz-Blatt v. I. 1878 S. 95) bestraft. Gegenwärtige Verordnung ist in allen Amtsblättern innerhalb der Kreishauptmannschaften Bautzen, Dresden und Zwickau zum Abdruck zu bringen. Dresden, den 17. März 1879. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Pfeiffer!. Nichtamtlicher Scheit. Telegraphische Nachrichte». Berlin, Montag, 17. März, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Se. Majestät der Kaiser hatte eine recht gute Nacht. Ein Fortschritt in der Besserung der Anschwellung der Hüfte ist auch beute zu bemerken. Zn der heutigen Sitzung deS Reichstags stand zunächst auf der Tagesordnung der RechenschaftS- bericht über die Verhängung des kleinen Belage rungszustandes über Berlin und Umgebung. Der Abg. Liebknecht greift die ganze Maßregel als unberechtigt an, verzichtet aber namens feiner Partei darauf, Anträge zu stellen, und will es schließlich recht fertigen, daß er und seine Freunde bei Ausbringung des Lebehochs auf den Kaiser sich nicht erhoben haben. Der Präsident v. Forckenbeck unterbricht den Redner und bemerkt, dieses Verhalten der Svcial- demokraten habe das monarchische Bewußtsein des Reichstags aufs Aeußerste verletzt. (Beifall.) Abg. Liebknecht will constatiren, daß keine Be leidigung beabsichtigt war. Wenn, bemerkte er, in Deutschland Republik.. . (Lärm. Ruse: „Herunter!") Der Präsident v. Forckenbeck droht dem Redner mit Entziehung des Wortes. Abg. Liebknecht schließt mit der Erklärung, er habe Niemanden beleidigen wollen. Wien, Montag, 17. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Se. Majestät der Kaiser ist gestern Abend k9 Uhr mit Gefolgt, unter welchem sich die Minister TiSza und Baron Wenckheim befin den, nach Szegedin abgrreist. Nach Berichten, welche der „Reuen freie« Presse" auS Szegedin zugeheu, find von den 10 VA! Baulichkeiten SzegedinS bisher 8200, da runter ungefähr 4800 Wohnhäuser, eiaaestürzt. Soweit bekannt, fiud 1900 Menschen umgekmmen. Telegraphischen Meldungen auS Buda-Pest zu folge werden die Rettungsmaßregeln energisch fort gesetzt. Die Theiß ist um 30Centimeter gesunken. Auch der Wasserstand der Nebenflüsse ist im Sin ken begriffen. Die beschädigten Dämme bei Csoa- grad find hergrstellt. Die Erhaltung der Dämme bei SzentrS ist, wenn 1500 Mann unausgesetzt arbeiten, wahrscheinlich. (Vgl. die ausführlichen Berichte umstehend.) Paris, Sonntag, 16. März, AbendS. (W T. B.) Die Minister vom 23. November 1877 überreichten gestern dem Präsidenten Grövy eine« Protest gegen die von der Deputirtevkammer vo- tirte Tagesordnung, in welchem sie auf daS Ent schiedenste die gegen sie erhobene Beschuldig««-, die Regierung, der sie dienten, verrathea und Frankreich vor einen Bürgerkrieg gebracht zu haben, zurückweisen. Zugleich protestiren sie gegen die Korm deS Votums, daS nicht alS eia UrtyeilS- spruch zu betrachten wäre, da eS von einer Ver sammlung auSginge, welcher die gerichtliche Eom- petenr fehle. (Den Hauptinhalt deS Protestes, welchen die Minister vom 16. Mai 1877 in den Journalen veröffentlichen, theilen wir in unserer Pariser Corre- spondenz unter „Tagesgeschichte" mit.) Madrid, Sonntag, 16. März, Vormittags. (W. T. B) Die „Gaceta de Madrid" veröffent licht eia königl. Decket, welches die CorteS auf löst und den Wiederzusammentritt derselben für den 1. Juni anordnet. Die Wahl der Deputirte« soll nach dem nämlichen Decrete am 20. April, die der Senatoren am 3. Mai in ganz Spaain», Portorico und auf der Jusel Euba vorgrnommeu werden. Ein ferneres Decret spricht eine Amnestie für die in Strafe genommenen Zournale auS und ver ordnet, daß die schwebenden Fälle viedergeschlage« werden. Die „Gaceta" meldet, daß der Marquis de MolinS (bisher Botschafter in Paris) daS Ministe rium deS Auswärtigen uud Albacete (bisher StaatS- procurator beim höchsten Gerichtshöfe) daSjeuige der Colonien übernommen hat. St. Petersburg, Sonntag, 16. März, Vormittags. (W T. B.) AuS einem Telegramm des Generals LoriS-Melikow auS Astrachan vom gestrigen Tage ist ersichtlich, daß auf Grund der günstigen Resultate, welche die ärztliche Lefich- tigung der Einwohner WetljaukaS ergab, die Ab sperrung dieses Dorfes, nach Abhaltung eines Dankgottesdienstes, aufgehoben worden ist. Somit bleibt nur noch Selitrenkoje abgesperrt, wo die auf 42Tagc augeordnete Quarantäne am 23. d. abläuft. Kairo, Sonntag, 16. März. (W. T. B.) Der Appellhof hat den Konsuln eine Mittheilung zu- gehen lassen, in welcher er erklärt, er wolle nicht mehr alS Znstanz für diejenigen Angelegenheiten dienen, bei welchen die Regierung iuteresfirt sei, da die gegen die Regierung gefällte« UrtheilSsprüchr nicht ausgeführt worden seien. Fenilleton. Rtdigir« von Otto Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 16. März: „Der Narr des Glücks", Preislustspiel in 5 Acten von Ernst Wichert. (Neu einstudirt. Hr. Friedrich Haase al- Gast.) Der in Dresden so gern gesehene und vielgefeierte Gast wurde schon in seiner Antrittsrolle im „Narciß" am vergangenen Sonnabend durch ein übervolles HauS und durch jenen reichen Beifall geehrt, der ihn stets nach seinem originalen und ties ergreifenden Charak tergemälde aus der Brachvogel'schen Dichtung sachgemäß belohnt hat. Man darf wohl annehmen, daß die Eigenschaften, in denen diese Leistung einzig ist und in ihrer originalen Zeichnung und Färbung jetzt keinen Rivalen hat, in Dresden durch eine wiederholte gründ liche Beleuchtung zu allgemeiner Anerkennung gelangt find. Umso mehr spricht eS für die geistige Macht jener Rollendurchführung, daß deren Reiz durch Wohl- bekanntschast unseres Publicum» mit derselben keine Abstumpfung erfuhr. Eine so gut wie neue Ueberraschung bereitete Herr Haase den hiesigen Freunden der Schauspielkunst durch seinen v. Frefinau in „Der Narr des Glücks." ES ist diese Rolle für sein Künstlernaturen äußerst glücklich gestaltet, indem sie Da» neben eimmderstellt, worin der Gast al» Kenner de» wirklichen Leben» und al» echter Menschendarsteller eine wichtige Aufgabe er blickt und löst: ich meine jene tägliche, aber nur vom scharfen JägerbUck de» Psychologen erkannte Erschei ¬ nung des Lebens, daß über Personen von trivialem, leichtlebigem Fond, deren Wesen ganz in das benga lische Licht der gesellschaftlichen, ost frivolen Heiterkeit getaucht ist, plötzlich der Wolkenjchatten einer schweren Stunde herabsinkt und so den Umnachteten zwingt, auf Augenblicke in sein eigenes Inneres zu blicken. Und da zeigt sich denn, daß eS Niemanden giebt, der völlig ohne eine heimliche Herzensaffection dahmlebt oder ohne eine nie heilende Wunde des Gewissens ist. Schwindet die Wolke, so tritt das Alle täuschende Licht wieder in sein Recht ein. Dies ist der in verschieden ster Weise aufttetende Lebensvorgang, der in gewöhn licher schauspielerischer Markirung zum Dutzendeffect führt, der aber für den großen Schauspieler als ein Moment betrachtet wird, dessen seelische Enthüllung durch künstlerische Mittel schöpferisch zu gestalten ist und zwar wohlgemerkt, nie allgemein, sondern immer mit strengem Festhalten der betreffenden Rollenindivi dualität. Hierin scheint auch dar durch Wahrheit Er greifende der Schröder'schen und Jffland'schen Schau spielkunst gegipfelt zu haben. Eine solche intensive Machtentwickelung der Men schenmalerei zeigt sich nun in Haase'- Fresinau. Die Figur ist ja im Ganzen eine Varietät von Klingsberg und die ergötzliche Gesammthaltung, welche des Künst lerL Ausführung giebt, ist zwar von einer vielfach überraschenden, elegant zielenden, doch seinem Talent geläufigen Brillanz. Aber dieser Junker hat eine ernste Stunde, er beichtet die Unthaten und Leiden seines Herzens, und hin tritt die Wahrheit, Großheit und GesthlStiefe der Haase'schen Darstellungskunst hervor. ES ist eine von jenen Leistungen, tue sich bei bedeu tenden Künstlertalentrn «nt der Wandlung der Jahre und der fortwährenden geistigen Entwickelung steigern und in feiner psychologischer Ausreifung begriffen sind. In solcher Weise mochte sie jetzt im Brennpunkt stehen und entzückte die überaus zahlreichen Zuschauer. Das alte, in seiner possenhaften Trivialität immer hin unterhaltende Stück war sorgsam und lebendig einstudirt und wurde recht gut gegeben. Hr. Jaff« spielte den Plümke mit echt komisch-'! Genremalerei, und das neue Mitglied Frl. Bormann war als Amalie recht anmuthig und angenehm im Eindruck. O. B. Die Waldsee von der Bergstraße. Sommerfrischen - Erinnerung von Paul Felz. (Fortsetzung zu Rr. 62.) Cs war an einem wonmg-heitern FrühlingSmorgen, dessen Zauber auch auf ihn mächtig wirkte, als Bruno nach seiner Gewohnheit erst einen Spaziergang machte, bevor er sein Bureau im auswärtigen Amt aufsuchte und sich an seine ernste Berufsarbeit machte. Die Straßen der Residenz, durch welche er schritt, waren noch nicht überfüllt, wie sie es in wenigen Stunden erfahrungSmäßig sem würden, und langsam schlenderte der Legationsrath v. Manchs« dahin, den herrlichen Morgen genießend, als ,hm eine in tiefe Trauer ge kleidete Dame auffiel, welche aus einer Seitenstraße kam und wenige Schritte vor ihm jetzt auf dem Trot toir ging. Eine zierliche, schlanke Gestalt war sie, an deren feinen Formen sein Blick unwillkürlich hasten muhte. Ein dichter schwarzer Schleier verhüllte ihr Gesicht und doch war eS Bruno, als leuchte es goldig durch das düstere Gewebe im Morgensonnenschein. Sein Herz begann ungestüm zu klopfen: einmal — vor fünf Jahren — hatte er eine solche Figur und solches Haar gesehen — und wie ähnlich jener Erscheinung war diese! — Gang und Haltung, Größe und Haar — Alles erinnerte ihn lebhaft an Thea v. Reden Unwillkürlich mußte er der vor ihm her Gehenden folgen und erkannte auch bald, wohin sie ihre Schritte lenkte. Wenige Leute nur gingen in die Schloßnrche — die Fremde war unter diesen Wenigen. Herr v. Manchot folgte ihr. Nachdem sie in einem der Kirchenstühle Platz genommen, blieb auch er wenige Schritte von ihr entfernt stehen, doch so, daß sie ihn nicht zu sehen vermochte. Fromm und inbrünstig schien sie zu beten, ihrer Umgebung gar nicht achtend. Den dichten Schleier hatte sie zurückgeschlagen und Bruno sah nun deutlich das schöne, edle Profil Thea s v. Reden. Er hatte sie sogleich erkannt — sie, die ja alle die Jahre hindurch seine Gedanken beschäftigt, vor seines Geistes Augen lebendig geschwebt hatte. — Sie erschien ihm noch ebenso wie damals, nur wollte ihm dünken, als läge ein Zug der Trauer und Wehmuth auf dem liebe« Gesichtchen, das sonst ihm stets so sonnig und heiter erschienen war. Sie war ganz schwarz gekleidet, zweifellos i« tiefster Trauer: um wen mochre sie so trauern? — Ob sie wieder in M. wohnte, ob ihr Aufenthalt hier nur ein vorübergehender? — All' dies hätte er wohl wissen mögen, allein wie konnte, wie durste er sich ihr nähern?
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