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Voigtländislher Anzchcr. Amtsblatt mr die GencktSäniker mid Stadttäthe zu Plauen, Pausa, Elsterber.,, Schöneck und Mühlttoff. 8iekenzigfler Zahr^ang. Verantwortliche Rcdaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Diese« LlaN erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag«. Donnerstag» und Sonnabend-. Jährlicher Abonnement-preiS, auch bet Bezlehung durch dle Post, l Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittag» 1l Ubr etngeben. werken in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpur-Zetle berechnet. Dienstag. „/DF 140. 20. December 1839. Zeitungen. Sachsen. Reichenbach, 12. December. Vor einigrn Tagen traf auf dem hiesigen Bahnhof ein Sträfling aus Elsterberg unter polizei licher Begleitung ein, welcher mittelst der Eisenbahn nach Zwickau tranS- portirt werden sollte. Auf der Fahrt von Neumark benutzte derselbe die Gelegenheit, als sich der Wächter eine Cigarre anzünden wollte, öffnete die Tbür und sprang zum Wagen hinaus, wahrend der Zug fortbraustc. Bald darauf kam ein Kohlenzug von Werdau, fand den armen Schelm auf den Schienen liegen und brachte ihn wieder auf den hiesigen Bahn hof, woselbst er nach kurzer Zeit am warmen Ofen von dem zurückkchrcn- den Transporteur aufs Neue fcstgenommen wurde. Reichenbach, 16. Decbr. Am gestrigen Abende wurde die lüesige Gasanstalt eröffnet. Der Bau derselben, sowie die Legung der nicht unbedeutenden Hauptröhrenleitung wurde in der kurzen Zeit von fünf Monaten vollständig und gut auSgeführt, obwohl mancherlei Schwierig keiten und Hindernisse zu überwinden waren. Die Ausführung war Herrn CommissionSratb Blochmann auS Dresden übertragen, während die spcciellc Leitung deS Baues Herr Ingenieur Below führte. DaS erzeugte Gaö ist rein und hell brennend, sowie überhaupt die ganze Durchführung die vollständigste Anerkennung verdient. Frankfurt, 17. Decbr. In der heutigen Sitzung der Bundesver sammlung wurden von den der der Würzburger Konferenz vereinbarten Anträgen folgende eingebracht, betreffend: 1) die Veröffentlichung der BundcSverhandlungen; 2) gleiche Gesetze über Heimathsrecht und Ansässig- machung; 3) die Anbahnung einer allgemeinen Civil- und Criminalgcsetz- gcbung; 4) die Revision der BundcSkriegSverfassuug; 5) die Befestigung der Nordsee- und Ostseeküsten. Oesterreich. Wien, 16. December. AuS den Donaufürftenthümern lauten die Nachrichten sehr unbefriedigend. Die Intriguen gegen den Kürsten Cusa dauern fort, und nehmen bereits einen sehr gefährlichen Charakter an. Neuerdings foll wieder auf ihn ein Attentat versucht worden sein. Als der Fürst nämlich über eine Brücke bei ISmail fuhr, brachen plötzlich die Brückenjoche an beiden Seiten ein und eS fehlte nicht viel, daß er im Sumpfe erstickt wäre. Auf der Nachtstation angelaugt, gericth das HauS, in dcm der Fürst sich befand, in Brand. Man fand später Brandraketenhülsen mit Flachs und Pech stark zusammengestochten. Zn Folge dieser Vorfälle ist die strengste Ueberwachung der Fremden, welche die Moldau-walachischc Grenze überschreiten, anbefohlcn worden. Die Geldnoth hat in den Donaufürftenthümern den höchsten Grad erreicht, Bankerott folgt auf Bankerott, und eS ist keine Hoffnung auf eine gün stige Wendung da. AuS Ungarn, 13. Decbr. Die nationale Partei ist heute rühriger als je und keine Gelegenheit zu irgend einer Demonstration wird von ihr verabsäumt; abcr daS Ausland ist besser unterrichtet als das Inland und die Toaste in Graan, die nationalen Trachten im Nationaltheater, die Festreden in Hermannstadt, ja sogar daS geheime Requiem für Un garns ehemaligen Premierminister wurden in auswärtigen Blättern auS- stbrlich besprochen, während unsere einheimische Presse von all diesen Dingen nichts hört und nichts steht, und daS Publikum nur durch münd liche Ucbcriicfcrung von all dem unterrichtet ist. Eines abcr müssen wir uns, ob wir österreichisch oder magyarisch gesinnt sind, gestehen, das näm lich, daß die Bewegung hier mächtig anschwillt und das; bald nach einer oder der andern Seite etwas Entscheidendes geschehen muß, um dieser Bewegung Schranken zu setzen. Nach einer oder der andern Seite bin, v. h. entweder die Regierung grebt nack und gewährt, wie Graf Karl Zay im heutigen Wanderer sagt: „die Sicherung der heiligen TriaS der Integrität Ungarns dessen autonomische Verwaltung — der magyari schen Nationalität, oder aber sie setzt dem Willen der Magyaren ihren eigenen Willen entgegen und unterdrückt jedwedes Sonderstreb«; im Embryo/' Es ist schwer zu sagen, welchen von beiden Wegen sie wäh len wird, ich möchte sogar behaupten, daß sie selbst noch unentschlossen ist; jedenfalls wird die Reise deS Kaisers nach hier, von der immer noch stark die R^de ist, Aufklärung geben. Vorläufig gestattet man ihnen wirklich viel und der schon erwähnte Artikel des Grafen Zay z. B. redet mit einer in Oesterreich unerhörten Freimüthigkeit. Inzwischen ist aber auch von Truppensendlmgen anher die Rede und man will sogar wissen, der Erzherzog Albrecht habe die Ordre, ganz Ungarn in Belagerungszu stand zu erklären, bereits in der Tasche und werde sie erpediren, sobald die dazu erforderliche Macht beisammen sei. Peftb, 11. Decbr. Bis zum 5. d. M, hatten überhaupt 2,684,033 Protestanten um die Zurückversetzung der Kirche in ihren früheren Zustand und Abhaltung der Synode petitionirt; eine Dankadresse für das Patent und die Ministcrialvcroldnung aber hatten nur 39,610 Seelen votirt; 324,498 Seelen hatten bis dahin noch gar keine Acußernng abgegeben. Frankreich. Paris, 15. December. Der alte Prinz Jerome ist schwer erkrankt. Spanien. Madrid, 15. December. AuS Gibraltar wird ge meldet, daß sich das ganze Kaiserthum Marokko zum „heiligen Kriege" gegen Spanien bewaffnet, und das; die Stämme von Mogador 44,000 Mann Kavallerie und 116,700 Mann Infanterie ins Feld stellen wollen. (Wenn der spanische Don sich etwa eingebildet haben sollte, der Mauren krieg werde ein kurzer SiegeSflug fein, so hat er sich gewaltig geirrt. Diese Muhamedaner sind von ihrem religiösen Glauben so wüthcnd gemacht, daß sie eS nicht bloS für ein gottgefälliges Werk halten, so viele Christen als möglich zu massakrircn, sondern auch geradezu in das muhamedanische Paradies zu kommen vermeinen, wenn sie im Kampfe gegen „ungläubige Hunde", wie sie die Christen ziemlich unhöflich tituliren, erschlagen oder erschossen werden. Um die Wuth seiner getreuen Unterthanen so weit zu mäßigen, daß sie wenigstens der Gefangenen schonen, zahlt der Kaiser von Marokko für jeden gefangenen Spanier einen LouiSd'or Fanggeld. ES steht dahin, ob dieß fruchten werde. Wer übrigens bei dieser Gele genheit auf die GlaubcnSwuth der Mauren und den auS ihr hervorae- hcnden Blutdurst einen Stein zu werfen beabsichtigen sollte, der möge sich erinnern, daß cS eine Zeit gab, da auch Christen sich den Himmel zu verdienen meinten, wenn sie einen Ungläubigen, einen Ketzer au- der Welt schafften und im Kampfe gegen solche sielen.) AuS Madrid, 10. December, wird gemeldet: „ES wurde der Be fehl erthrUt, die afrikanische Armee durch 12,000 Freiwillige au- den