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Nummer 136. Kernsprecher: Amt Leube» 2120 Dienstag, den 18. November 1913 zerusvrecher: Amt Leube» 2120 26. Jahrgang. von sich und wurde nach der Kinderheilanstalt Dresden ge- Kirchennachrichten von Rabenau. Mittwoch, den 1 9. November. 2. Landesbußtag. Vorm. versteigert werden. Tharandt, am 15. November 1913. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts. gezählt werden sollen. — Der Gemeinderat in Hainsberg wählte Herrn — Vor dem Plauener Landgericht hatte sich die 61jähr. Christiane Friederike Günzel aus Dorsstadt bei Falkenstein wegen Rückfallbetrugs zn verantworten. Die Frau praktizierte seil 19 Jahren als Naturheilkundigc mit Haus mitteln und Sympathien, d. h. sie gab ihren Patienten un gefährliche Hausmittel unter Zeichen und unverständlichen Sprüchen und hielt dabei auf Preise. Sie machte viel von sich reden, erzählte den Frauen von ihren Heilerfolgen und vermaß sich in ihren Gesprächen und auch in Inseraten, alle Frauen- und Männerkrankheiten zu heilen. Die „kluge Frau", die einen ganz ansehnlichen Kundenkreis gehabt haben muß und sich ihre wertlosen Medizinen und „Besprechen" teuer be zahlen ließ, wurde j tzt für längere Zeit unschädlich gemacht. Die Strafkammer verurteilte sie zu zwei Jahren Zuchthaus und 150 Mark Geldstrafe. — In die Affäre des Reisebureaus Olma in Mähr. Ostrau, deren Inhaberin dieser Tage verhaftet wurde, ist eine Korrespondenz mit Agenten in Galizien entdeckt worden, die angeblich die Hamburg-Amerika-Linie, den Norddeutschen Lloyd und eii Auswanderungs-Bureau namens Falck und Co. in Hamburg belasten soll. Dresden — Die wegen Tötung ihrer beiden Kinder angeklagte Buchhaltersehefrau Anna Elise Echtermeyer wurde vom Schwurgericht freigesprochen. — In einem Neustädter Warenhause hat eine Aufwartefrau Waren im Werte von 1000 Mark gestohlen. — Ein Kutscher aus Gohlis hat eine bekannte Landbrotbäckerei um erhebliche Beträge betrogen, indem er Kuudengelder nicht ablieferte und der Kundschaft höhere Preise abnahm. — Die Fallschirmabstürze auf dem Dresdner Flug plätze mußten gestern wegen des böigen Windes unterbleiben. — Geldschrankeinbrecher statteten in der Nacht der Spar- kassen-Ncbenstelle in Dresden-Mickten einen Besuch ab. Infolge der Aufmerksamkeit eines in der Nähe wohnenden Bäckermeisters wurden die Einbrecher jedoch gestört. Sie mußten unter Zurück- laffung ihres Einbruchswerkzeugs flüchten, ehe sie in die eigent- lichen SparkasstNräume gelangt waren. Unter den zurück- gelassenen Werkzeugen befinden sich zwei große Wasserstoff- bez. Sauerstoff-Flaschen, welche die Einbrecher zum Ausschmelzen von Panzerschräuken zu gebrauchen Pflegen. — Am Sonnabend abend spielte sich im Grundstück Tiltmannstraße 9 inDresden eine blutige Szene ab. In diesem Hause wohnt seit Ostern die seit der gleichen Zeit von ihrem Ehemanne, dem Maschinenarbeiler Emil Götze, geschiedene Frau mit ihren beiden noch schulpflichtigen Mädchen. Die Frau sucht seit der Scheidung von ihrem Ehemanne den Unterhalt für sich und die beiden Mädchen durch Arbeit zu verdienen. Als die Frau mit ihren Töchtern beim Abendbrot saß, erschien plötzlich ihr geschiedener Mann und drang mit einem gezückten Messer auf sie ein. Infolge des Lärms und der Hilferufe der Frau Götze eilten sofort mehrere Hausbe wohner herbei; ehe es aber gelang, den wütenden Mann von seiner Frau abzubringen, hatte er dieser bereits zwei sehr er hebliche Stichwunden am Kopfe beigebracht. Btt dem ver zweifelten Kampf zwischen den eingedrungeuen Hausbewohnern und Götze rannte dieser sich, vermutlich bei einem Sturze, das Messer in die Stirn. Als die Polizei erschien, lag Götze bewußtlos in einer großen Blutlache. Die Ehegatten wurden zunächst mit Notverbänden versehen und dann im Kcanken- automobil nach dem Johannstävler Krankenhaus geschafft. Wie verlautet, sind die Stichwunden der verletzten Frau Götze nicht lebensgefährlich. Schon Sonnabend früh hatte Götze seiner Frau vor ihrer Wohnung aufgelauert, als sie zur Arbeit ging, und es war schon zu einem überaus lebhaften Auftritt gekommen, wobei Götze seine Frau niederschlug. Durch das Hinzukommen anderer Personen mußte Götze aber von weiteren Gewalttätigkeiten absehen. Wie verlautet, hat Götze schon seit längerer Zeit giplant, seine Frau umzubringen, weil sie sich weigerte, zu ihm zurückzukehren. — Der 41 Jahre alte Mechaniker Paul Kindermann erschoß in seiner Wohnung in Laubegast seine beiden Kinder im Alter von 5 und 3 Jahren und dann sich selbst. Der seit 8 Wochen arbeitslose Mann beging die Tat während seine Frau zu einer Besorgung auf kurze Zeit die Wohnung verlassen hatte. Das 5 jährige Kind gab noch Lebenszeichen Nur Nav uns fern. Rabenau, den 17. November 1913. — Zum Bußtage. Wir stehen wieder am Schlüsse eines Kirchenjahres. Die Kirche aber will die Tür dieser Gna denzeit nicht schließen, ohne daß sie uns noch ei»mal in die Stille der Buße führt. Die evangelische Christenheit Sachsens wird am diesjährigen zweiten Bußtage vor das Wort: Klage lieder 3, 39. 40 gestellt: „Wie murren denn die Leute im Leben also? Ein jeglicher murre wider seine Sünde. Und laßt uns forschen und suchen unser Wesen und uns zum Herrn bekehren." Es ist dies Wort gegen die Unzufriedenheit gerichtet, wie sie ein Zug unserer Zeit und weiter Kreise un seres Volkes ist, und sagt uns: mit dem bloßen Murren werden die Schäden der Zeit nicht gebessert. Unsre Buß predigt soll doch nicht sein wie ein Spiegel, den die Leute vor ihrem Stubenfenster aufhängen und in welchem man alles sieht, was draußen auf der Straße des Lebens vorgeht, aber eins sieht man in solchem Spiegel nicht, nämlich sich selbst. Von der falschen Beanstandung der Wege Gottes, von dem Murren über bestehende Mängel im religiösen, wirschaftlichen und häuslichen Leben zeigt uns der Prophet den Weg zum rechten Murren, zum Murren Wider die eigene Sünde. M>t Klagen wird nichts gebessert — Einkehr bei sich selbst, Selbst kritik — das ist's, was jedem not tut. Dazu bedarfs der Stunden stiller Sammlung, wie man sie sich in dem hasten den Getriebe unsrer Zeit so selten oder gar nicht gönnt und wie sie doch so nölig sind zur Gesundung unsres inneren Menschen und jene Traurigkeit in uns wirken, welche die heilige Schrift die „göttliche" nennt und von der sie sagt: „sie wirket zur Seligkeit eine Reue, die niemand gereuet." — Am Bußtage, ebenso wie am Totenfeste wird vormittags halb 9 Uhr sowie nachmittags 5 Uhr Beichte und Feier des heiligen Abendmahls in hiesiger Kirchs gehalten werden. — Der G e flüge l z ü ch ter ve r e i n für Rabenau und Umgegend veranstaltet vom 23. bis 24. November seine allgemeine Geflügelausstellung im Amtshof. Der Benin hat auch diesmal alles getan, die Ausstellung zu dem zu erheben, was sie sein soll und muß: ein getreues und lebendiges Spiegelbild des gegenwärtigen Standes der Geflügelzucht. Wie sich jetzt übersehen läßt, wird die Ausstellung sich ihren Vor- güngerincn würdig zur Seite stellen können, und sei deshalb an dieser Stelle gebührend darauf hingewiesen. Es ergeht an alle Züchter unserer Gegend, auch solche, die dem Verein nicht angehören, das freundliche Ersuchen, durch recht zahlreiche Be schickung der Ausstellung zum guten Gelingen derselben mit bei- zulragen. Mit der Ausstellung ist auch eine Verlosung verbunden. — Em höchst erfreuliches Bild der Eintracht zügte sich am vergangenen Freitag den Besuchern bei der als Herbstver gnügen wiederum in das Jahres-Programm des Vereins auf genommenen Apollo -Kirmes. Der Vergnügungsausschuß hatte es verstanden, dem an sich schönen Amlshossaale mit einfachen Mitteln ein wahrhaft festliches Aussehen zu geben. Auch für den Vnlauf des Festes hatte der Ausschuß, aufs trefflichste unterstützt durch das beliebte und bekannte Frhl. v. Burgker Musikkorps sowie durch Freunde aus Säugerkreisen, alles aufgebolen, scine lieben Gäste auf kurze Stunden dem Alltagsleben zu entziehen. Nach einer kurzen, humoristischen Begrüßung der zahlreich erschienenen Gäste durch Herrn Schulz entwickelte sich dann ein reges Leben, ein Wogen, Singen und Klingen, das jeden Beteiligten, auch in vorgerückter Stunde nur ungern an den Aufbruch denken ließ. Die Vereine „Doppelqnartett" und „Frohsinn" waren zur Freude des Apollos fast vollzählig erschienen und so vergingen die Stunden schönster Eintracht leider zu schnell. Nach altem Branche rufen wir allen Freunden, Gönnern und Mitgliedern dcs Vereins ein Herzl. „Auf Wiedersehn übers Jahr" zu. o — Der Bezi r ksauss ch u ß besürwortcte eine Um- bezirkung zwischen Lübau und Staatsforst, die Nachträge zu den Sparkassenordnungen für Rabenau, Fördergersvorf mit Nachbarorten und Zauckerode mit Nachbarorten, Abschrei bungen bei Blatt 58 für Somsdorf und die Ucbcrnahme einer bleibenden Verbindlichkeit durch den Sladtgemeinderat Tharandt. — Eine Viehzählung soll am 1. Dezember im! ganzen Deutschen Reich statlfindcu. Die Zählung, die zukünftig Gemeindevorstand Mehnert auf weitere 6 Jahre einstimmig wieder. Herr Gemeindevorstand Mehmrt kann im kommenden Februar auf eine 24jährigc Tätigkeit zurückblicken, die er zum Wohle der Gemeinde verbracht hat. — Vorsicht beim Einkauf von Schmucksachen! Wir warnen unsere Leser vor dem Ankauf von Uhren, Gold- und Silberwaren, die gerade jetzt unter Hinweis auf das Weihnachtsfest von sog. „Reisenden" angepriesen werden. Diese Leute bieten Sachen zu sehr hohen Preisen an, während der volle Wert noch nicht den 10. Teil ausmacht. Wer Schmuck- fachen kaufen will, soll diese nur bei seßhaften Geschäftsleuten kaufen, die für die Reellität und PceiSwürdigkeit der Waren einstehen. — Die im 34. Lebensjahre stehende Ehefrau des Säge werksbesitzers Zimmermann in Bärenhecke bei Glashütte, welche seit einiger Zeit schon infolge nervösen Leidens in ärzt licher Behandlung war, zeigte in den letzten Tagen Spuren geistiger Zerrüttung und trug sich mit Selbstmordgedanken. In einem unbewachten Augenblick machte die unglückliche Frau ihrem Leben dadurch ein Ende, daß sie sich die Kehle durch schnitt. — Drei Stock hoch ab gestürzt ist am Sonntag früh im Hause Kroiiprinzenstcaße 6 in Dresden die 57 Jahre alte, unverehelichte I d a M a u l in plötzlich überkommener Geisteskrankheit. Die Unglückliche verstarb alsbald an den erlittenen schweren Verletzungen. — Für den Neubau eines Gerichtsgebäudes mit Ge fangenenhaus nebst Umbau dcs alten Gerichtsgebändes in Tharandt sind als 1. Nate 150 000 Mk. in dem Staats- haushalletat eingestellt. In den Erläuterungen heißt es: Die Diensträume des Amtsgerichts befinden sich in dem dem Fi nanzministerium unterstellten sogen. Amtshofe. Die Räume sind eng und niedrig, unzweckmäßig ungeordnet und übermäßig ausgenutzt. Die Naumverhättnisse sind die denkbar ungünstig sten, das schmale Gerichtsschreibereizimmer, in dem zwei Be amte arbeiten müssen, enthält noch nicht so viel Luftraum, als 2 Gefangene beanspruchen könnten (32 Kubikmeter). Für das dort verkehrende Publikum stehen kaum 4 Quadratmeter Platz zur Verfügung. Nicht viel beffir ist cs mit den übrigen Geschäftsräumen bestellt. Es fehlt ein Zeugenzimmer, ein Zimmer für Rechtsanwälte, ein Pfandraum und ein Ver- steigerungsraum. Im Gesangenenhause besteht ebenfalls Raum mangel. Notwendige Räume sind nicht vorhanden, cs fehlt an einem Zimmer für den Geistlichen und den Arzt, an einem Effekten- und Kleiderausbewahrungsraum, an einem Bade- u. Reinigungsraum, an einer Dienerstube, an einer gesonderten Abort- und Spülzelle usw. Alle diese U-belstände und Mängel, denen durch einen Um- und Erweiterungsbau nicht abzuheifen ist, machen den Neubau unumgänglich notwendig. Die Kosten des Neu- und Umbaues sind unter Einrechnung der Aufwen dungen für das erworbene Wiesengrundstück veranschlagt auf 283 500,05 Mk. Dazu kommen 22 227,61 Mk. für die Be schaffung der Ausstattungsgegenstände. — Lebensüberdruß soll Kaufmann K. auf der Dresdner Straße inPotschappel veranlaßt haben, sich einen Nevolver schuß beizubringen. Er kam in ein Dresdner Krankenhaus. — Unter Ausschluß der O-ff ntlichkeit wird gegen den 20jährigen Zimmergesellen Großmann aus Kleinnaundorf und den 1894 geborenen Dienstknecht Bergmann von ebenda wegen Sittlichkeitsvergehens vor dem Schwurgericht Dresden verhandelt. Beide werden beschuldigt, sich mit Gewalt am , 6. August auf Kleinnaundorfer Flur an einer Dienstmagd vergangen zu haben. Die Geschworenen verneinten die Schuld fragen, worauf die beiden Angeklagten freigesprochen wurden. — Der 1893 in Radeberg geborene Glasmacher Erler wird vom gleichen Gericht wegen sittlicher Vergehen an seiner 14jähr. Stiefschwester zu 1 Jahr 3 Monate Gefängnis verurteilt. Kleine Notizen. — In ihrer Wohnung auf dem Jagdweg in Dresden lötete sich die Ehefrau des Feuermanns Bartsch, indem sie sich die Kehle durchjchnitt. Ein unheilbares Lnngenleiden ist der Grund zur-Tat. — — Am Freitag abend stürzte während der Eisenbahnfahrt der Hilfsbremser Häberlein aus Schwarzenberg - Sachsenseld Freitag, den 21. November d. I., vormittags 1v die Voiksernährung von stets wachsender Bedeutung sind, mil- Uhr, sollen in Kleinölsa Felsenmühle 36 St. eichene Pfosten 50—70 mm stark von einem GUterzuge, Ec erlitt so schwere Verletzungen, daß von sich und wurde nach der Kinderheilanstalt Dresden ge- er auf dem Transport nach dem Krankenstift in Zwickau starb.!bracht. Aus hinterlassenen Briefen geht hervor, daß K. schon — Beim Gutsbesitzer N. in Naundorf bei Pirna mußte!seit einem Jahre sich mit der Absicht getragen hat, seine Fa- einc schöne junge Kuh gelötet werden. Es ergab sich, daß, mitte zu töten. sie 4 ausgewachsene Kä lbe r im Gewichte von je 30 bis 40 '— —— Pfund bei sich Halle und damit 37 Wochen tragend war. — — Brotlos geworden sind die meisten Arbeiter der Mittwoch, den 19. November. 2. Landesbußtag. Vorm. ... „„ ...^ Hirschsteiner Kammgarnspinnerei bei Mylau, die uiederbrannte. halb 9 Uhr Beichte u. Feier dcs heil. Abendmahls: Pastor alljährlich vorzunehmm ist, erstccckt sich diesmal nicht auf diejDie Entstehungsursache konnte nicht ermittelt werden. — In Zülch. Vorm. 9 Uhr Gottesdienst: Pastor Pescheck. Predigt- Pferde, sondern auf die übrigen Nutz- und Schlachttiere, ins- L a n g e n ö l s bei Lauban wurde der in der Hainkeschen text: Klage!. Jerem. 3, 39—40. Nachm. 5 Uhr Beichte u. besondere auf Rinder, Ziegen, Schafe, Schweine, G.flügel. Möbelfabrik beschäftigte Arbeiter Sttbt aus Gießhübel vom Feier des heil. Abendmahls. Beichtrede über Marc. 13, 37: Neu ist dabei diesmal, daß auch die Kaninchen, die ja für Fahrstuhl zu Tode gequetscht. Pastor Zülch. Kollekte für die GejangbuchSkaffe. almmuer Anzeiger Zeitung für WenM. Klein- u. GenMn Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis ein- chließlich zwei illustrierter achtteiligen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. 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