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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.10.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191010029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19101002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19101002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-10
- Tag 1910-10-02
-
Monat
1910-10
-
Jahr
1910
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BezugS-Preit t»»A»«ld »«utlchlond» uad der deutsch«» «»lonie» L.TO »matl. >Üch «dschU PostdeftÄIa»». N«r»«e m velgie^ Ltn»««rr, de» D»oe»lt-mtr». Ilalie», Lueemda«, ««derUmde, -i«> weae», Oestertrich-Unger», Nutland, Schmede», Schweig ». Sp»ni«. I» alle» üdri««» Staate» mzr dtnk» durch die «eschDsttKelle de« Man»« «chtttNch. Da« Uewttger D^eblatt «richet»! 7 «M täglich, Sa»» ». Fet^rtaa« »er margent. Ldon»eme»l.Ln»adut«. Uugaftaävlatz 8, bei untere» träger», Miale», Spediteure» und L>»al>ineit«llea. tawie Pakäinrer» a»d «nefträger». Ita,«l»erra»i«»r»t» »er «komm«» lutgad» 1» der ebendautgad» U Vrdakttvn und Geschäftätrller Jodanniägasie 8. ffernlvrecherr l«S»L l4SS4 14SS4. KWMr.TllgMM Handelszeitung. Nmlsblatt -cs Rates und des Nolizeiamles Ser Stadt Leipzig. Anzeiqen-Prnv Mr Inserate au« r/eivtig «n» Umqeduni di» Sgesvallene bl) mw dreit« Penne,!, 2S ch, di« 74 SU» drin« gie!lam«te>Ie > ^4 »an aulwtrt« ctl) ch, «telameu I.Ä) Inserate van Bebdrden >m amiltchen teil di« 74 au» dreit« Pennet!» «n Geschält-nn^gen int« P adaorlchrisre» an» in der chdendautaad« im Preise erd^iu Radau »ach laril Äeilageaebüd, b ut ». tausend exkl. Poslgedüln. Fefterleiltr Autlräg« können »ich! ,urülk- gezogen werden. Hür da» Erscheinen an deiNmMten tagen und Mägen wir» lein« Haraane übernommen. Anzeigen-Annahme! Auguttulpl«, »>, d« sämlllchen Filialen a. allen Annonren- stxpeditlonen de« In- und Autlaade« Hauvt-Filiale Verl!» Tarl Din« er. cher«>gi. v>oi tzoldaä^ üaudlung, Lugowiitage )U ltelevhon Vt. Rr. «M8). Hauvl-Filtal« vreSden: Seeilragc «. l ltelephon 4-LWt Nr. 272. Oss Dtchtlglte. * Der Nationalliberale Parteitag ist am Sonnabend in Kassel zusammengetreten. Der Abgeordnete Bassermann hielt eine sehr be achtenswerte Rede. (S. Leitart. und d. bes. Bericht.) * Der Reichstag tritt am 22. November wieder zusammen. (S. Dtschs. R.) * Das Jubiläum der Unfall- und In validenversicherung fand am Sonnabend in Berlin statt. (S. d. bes. Art.) * Das Luftschiff „P. V" berührt heute früh gegen s48 Uhr Leipzig auf der Fahrt nach Chemnitz. * Heute nachmittag um '/r4 Uhr findet auf dem Leipziger Südfriedhof die Trauerfeier für den erschossenen Schutzmann Hentzschel statt. * Der österreichische Minister des Aeuhern von Aehrenthal und der italienische Minister San Giuliano konstatierten bei ihren Besprechungen, datz sie unentwegt die friedliche Politik des Dreibundes befolgen werden. (S. Ausl.) * Aus Konstantinopel wird gemeldet, daß die Berhandlungen über die türkische Anleihe einen günstigen Verlauf nehmen. (S. Auss.) Msroüeure im Zentrum. Das harte Wort der Ueberschrift stammt nicht vom Evangelischen Bunde oder irgendeinem „kulturkämpferischen" Liberalen. Dann würden wir es ans nicht zu eigen machen. Ls stammt vielmehr von einer ganz unverfänglichen Seite: Ein getreuer Zentrumsmann, ein katholischer Verleger in Dortmund, hat es in einer großen Zentrumsversammlung unter deren jubelnden Beifall gebraucht; hat es dem Reichstagsab geordneten Grafen Preschma „im Namen der ganzen Versammlung und vieler Tausende treuer Kämpfer des Zentrums unseres gewaltigen Jndustriebezirks" zugerufen, damit dieser den kirchlichen Behörden gegenüber und bei der Parteileitung für die Beseitigung jener als Maro« deure gekennzeichneten Zentrumsmitglieder vorgehe. Und darunter sind — Namen wurden nicht genannt, brauchten auch nicht ge nannt zu werden, weil sie jeder kannte — jene Leute verstanden, die „unsere in jahrelangen Arbeiten festgefügten Organisationen zu zer stören trachten". Jene Leute, die die inter konfessionellen christlichen Gewerkschaften deren Jnterkonfessionalismus eine machtpolitische Notwendigkeit ist, zerstören und an deren Stelle konfessionell-katholische Arbeitervereine setzen wollen. Jene Leute, denen der Volksverein für das katholische Deutschland so, wie er seit Windhorst besteht, nicht katholisch genug ist Jene Leute, die die „Felonie" betätigen, mit abgetanen Doktorfragen über die Natur desZentrums desien Anhängern immer wieder die Freude an ihm zu nehmen. Ueber sie ist das treue katholische Volk im Westen in tiefster Seele erbittert. „Wir bitten Sie, Herr Graf, diesen unseren Notschrei auch gegenüber der bischöflichen Behörde Ihrer Diözese zur Geltung zu bringen." So klang's in Dortmund, vom jubelnden Beifall der Versammlung akkompagniert. Der weilen raunt es in den Reihen der Katholiken von einer ganz anderen Meinungsäußerung. Von Kardinal Kopp, Fürstbischof von Breslau, ist ein Privatbrief bekannt geworden, der Licht über seine Auffassung seiner Hirtenpflichten verbreitet. Und die ist für einen großen Teil des treuen katholischen Volkes und der treuen Kämpfer des Zentrums wenig lieblich zu hören. Denn der Kardinal erklärt rund und knapp, er werde die „Verseuchung des Westens im Osten zu verhindern wissen." Die beiden Meinungsäußerungen, die des Zentrumspolitikers im Westen, die des Kirchenfürsten im Osten, klingen aufeinander wie Fehdeansage und Fehdeannahme. Der katholische Osten gegen den katholischen Westen, im wesentlichen abwartend der katholische Süden — wenn sich die verschiedenen Richtungen natür lich auch nicht rein geographisch voneinander scheiden. Aber das Geographische ist doch zur Beurteilung der Vorgänge sehr wesentlich. Sonmsg, üen 2. Oktober 1910. 104. Zahryang. Die Katholiken des Ostens leben, so weit sie deutsch sind, fast durchweg in der Dia spora, die regelmäßig entweder zur völligen religiösen Gleichgültigkeit oder, bei den Treu bleibenden, zum religiösen Fanatismus führt. Soweit sie nicht deutsch sind, gehören sie einer sehr niedrigen Kultur an, für die es auch nur die Auswahl zwischen Fanatismus und Gleich gültigkeit gibt. Dem entspricht, daß der oberste Kirchenfürst dieser Gegenden auf dem Standpunkte des religiös-kirchlichen Fanatis mus steht. Dem entspricht, daß das Haupt organ der Diaspora-Katholiken, die „Germania", mit einer fast wütenden Begeisterung jedes LLcriüeium inteUm'tus bringt, das von ihr ver langt wird; und deren wurden in den letzten Jahren und Monden von Rom nicht wenige verlangt. Ganz anders im Westen. Dort sitzen seit Jahrhunderten kompakte Masten von Katholiken durch- und nebeneinander mit kom pakten Masten von Protestanten. Keine der beiden Kirchen ist stark genug, die andere wirk lich zu bedrohen. So entfällt das Moment völlig, das der Diaspora ihr spezifisches Gepräge gibt. Die Anhänger beider Kirchen lernen sich notgedrungen tausendfach im bürgerlichen Leben näher kennen; zumal, seit dem die industrielle Entwicklung des Ruhr reviers alle alten geographisch-konfessionellen Grenzen verwischt und Evangelische und Ka tholiken bunt durcheinander gewirbelt hat. Solch Kennenlernen schleift die Gegensätze ab, anstatt sie zu schärfen. Und so ist es ganz selbstverständlich, daß hier im Westen die Hoch burg der interkonfessionellen Arbeitergewerk schaften erwuchs. Der Katholik des Westens erfährt es täglich, daß in der Lutherkirche auch Menschen sitzen; Menschen, die durchaus nicht das Bedürfnis haben, die katholische Kirche zu drangsalieren. Menschen, die genau wie er vor allen Dingen ihre bürgerliche Hantierung treiben; die in ihrem Stand und als Stand vorankommen wollen. Tausende von gemeinsamen Interessen werden so allmählich sichtbar. Das Bewußtsein in dieser Interessen» gemeinsamkeit führt hie und da zur gemein samen Vertretung dieser Interessen; und da man hierbei gute Erfahrungen macht, so regt sich immer stärker der Wunsch, auch auf anderen Gebieten zusammenzuarbeiten. Und schließlich klingt es eines Tages: „Hinaus aus dem Turm!" und von den Diasporaleuten und von denen, deren Sinnesart dem Fanatismus von Haus aus, zuneigt, klingt es wider: „Um Eotteswillen in dem Turm bleiben." Wohin das führen müßte, wenn die Ent wickelung frei vor sich gehen könnte, bedarf keiner weiteren Ausführung. Aber diese Frei heit der Entwickelung ist für den Katholiken nicht gegeben, Er untersteht einer unantastbaren Autorität: dem Mann in Rom. Auf westen Seite der steht, ist seit langem jedem klar. Nicht auf der Seite der westlichen, Bachem - Fischerschen Richtung, sondern mit fanatischer, ja engherziger Entschiedenheit auf der Seite der östlichen, der Kopp - Roeren- Bitterschen Richtung. Wie er den inter konfessionellen Sillon in Frankreich zer schmettert hat, so muß er naturgemäß auch wünschen, alles Jnterkonfessionalisierende in Deutschland zu zerschmettern. Nur liegt es hier schwieriger. Die zur Zentrumsfahne schwörenden Arbeiter sind zum mindesten ebenso sehr Arbeiter wie Katholiken. Würden sie sich willig das Machtinstrument der Gewerk schaften zerschlagen lasten, um dafür eine größere Abhängigkeit von der Kirche ein zutauschen, die sich unzweifelhaft auch auf Politische erstrecken würde? Iliat is tbo guertion. Eine Frage, die niemand leichten Herzens mit Ja zu beantworten wagt. So erklärt es sich, daß bisher der mittelalternde Eifer des Papstes sich noch nicht gegen diese Standesorganisationen gerichtet hat, die ihm in der tiefsten Seele ver haßt sein müssen, zumal sie zugleich das Rückgrat für alle interkonfessionellen Velleitäten bilden. Aber unzweifelhaft: die Dinge spitzen sich mehr und mehr zu. Alles Prophezeien ist müßig; denn die ganze Zukunft steht hier nur bei einem Menschen, beim Papst. Es ist unmöglich zu übersehn, ob er der Stimme der Weltklugheit oder der des oberhirtlichen Eifers schließlich gehorchen wird. Hier sind Dinge in der Schwebe, die eine unendliche Bedeutung für das ganze politische und kulturelle Leben l Deutschlands erlangen können. Denn hier han delt es sich nicht darum, daß Offiziere ohne Armee, wie einst die Deutschkatholiken, später die Altkatholiken, dem Mutterschoße der Kirche entfremdet würden. Hier käme die Gefahr aus den Massen, aus einer gut disziplinierten und ge schulten Armee heraus; und die Frage wäre nur, wie weit die Offiziere der Armee folgen würden. Dinge von außerordentlicher Wichtigkeit sind in der Schwebe. Die Kunst aller weltklugen Kirchendiplomaten wird darauf gerichtet sein, sie solange in der Schwebe zu lassen, bis die Gefahr mit dem Pontifikat Pius' X. vorüber ist. Ob das aber bei Pius dem Eiferer gelingen wird? Das stehe völlig dahin. Gersüesusl Seit Monden und Wochen beschäftigen sich natio nalliberale und besonders nichtnationalliberale Blätter mit dem Schicksal der nationalliberalen Partei, die am heutigen Tage in Kassel ihre Jahres heerschau abhält. Herb und unfreundlich oder liebe voll mahnend klangen zumeist die Aufsätze aus, die der ost totgesagten, aber immer noch ganz bedeutend regen nationalliberalen Partei gewidmet waren. Hämische Schadenfreude über bedauerliche Entglei sungen gewisser nationalliberaler Parteiorgane wur den von gegnerischenBlättern unterstrichen und überall sangen die Zeitungen der Rechten das Lied: „Laß dich nicht von links umgarnen." Wir wollen es dahingestellt sein lassen, ob reine seltmlose Näck>ften- liebe oder niedrige Eigensucht (was erklärlicher wäre) solche Ergüsse veranlaßten. Wir freuen uns der herben Enttäuschung, die dies- Unken erlebten: Die national liberal« Partei geht selbständig und unabhängig den Weg, den ihr ihre Väter vor- geMchnet haben, weiter vorwärts und meint damit, dem Heil des Vaterlandes am besten zu dienen. Dieser Gedanke war der rote Faden, der sich durch die taktisch musterhaft angelegte Rede Dasier- manns schlang. Das war auch das Ergebnis des ersten Tages der Vertreterversammlung, die mit bei spiellosem Jubel ihrem Führer Beifall zollte und damit bewies, daß die Versuche, zu divertieren ganz kläglich scheitern an den gemeinsamen Willen der weit überwiegenden Mehrheit, eine nationale und liberale und das heißt volkstümliche Politik in der Zukunft zu verfechten. Bassermanns Rede war der glänzendste Beweis dafür, daß diesem Mann die Qualitäten eignen, die man von einem Führer einer über das ganze Reich verbreiteten Partei erwarten kann und muß. Er war bemüht, Mißverständnisse aufzuklären und Brücken zu bauen auf Grund vertiefter Erkenntnisse der Zusammenhänge und lieferte damit den Beweis, daß er eine schöpferische Persönlichkeit ist. Er holte weit aus und gab in strenger, recht glücklicher Anlehnung an Onckens treffliche Bio graphie von Bennigsen einen Abriß der Ge schichte der n a t i o n a l l i b e r a l e n Par tei, der den durchaus schlüssigen Beweis erbrachte, daß die Partei unter seiner, Bassermanns, Führung nicht einen Deut von dem Wege ab gelenkt sei, den die Gründer einst beschritten hatten. Wiederholt ist in den letzten Wochen der Ruf laut geworden: Zurück zu Bennigsen, zurück zur Heidelberger Erklärung. Bassermann bewies klar und scharf durch Zitate aus Bennigsens Reden und Briefen, daß die Partei nach wie vor die Ziele an strebe', die auch Bennigsen einst vorschwebten. Er verblüffte die Wider- sacher in den eigenen Reihen kraft seiner überlegenen Kenntnis des Lebenswerkes Bennigsens. Ja, er spielte sogar recht glücklich und wirkungsvoll einen Mann aus den Seihender schär f- sten Widersacher, der Westfalen, den Abgeord neten Schmieding, als Kronzeugen für dre Richtigkeitseiner Meinung aus. Bennig sen hat einmal ausgesprochen, daß eine politisch gemeinsame Arbeit von Konserva tiven und Ultramontanen dem Preußen lande und damit auch dem Reiche gefährliche E r- schütterungen bringen werde. Was bedürfen wir weiter Zeugnis für die Lage der Gegenwart? Das ist es ja gerade, woran wir heute so unsäglich kranken, wogegen eine radikal abwartende Regierung keine zugkräftigen Hilfsmittel weiß. Es ist der Ein druck im Volke vorhanden, daß die Regierung lediglich das ausführende Organ des schwarz-blauen Blockes ist. Wir leben also im schlechten Sinne des Wortes unter einem parla mentarischen Regime und darum ist die Forderung an die Regierung mit allem Nachdruck zu stellen: Gebt dem Liberalismus Raum in der Ge setzgebung und Verwaltung, daß er sich in gleicher Weise wie andere, gegenwärtig bevor rechtigte Parteien betätigen kann. Die höchst er götzlichen, oft leider auch tief beschämenden Beispiele für die völlig unhaltbare Einschätzung der liberalen Kräfte im Staatsleben durch Regierungsorgane, die Bassermann zumeist gab. konnten über die Tatsache nicht hinweg trösten, daß hier revisionsbeoürstige Zu stände vorliegen, die eine beständige Quelle der Un zufriedenheit bilde. Bassermanns Schlußworte klangen aus in einen Appell, selbständig vorzugehen, weder nach rechts noch nach links Verbindlichkeiten einzugehen und damit zu beweisen, daß die national liberale Partei nichts zu befürchten habe, daß sie viel mehr ungeschwächt und ohne Furcht in die Kämpfe der Zukunft, die sehr schwer werden, eintreten könne. Der rauschende, stürmische Beifall, den Basiermann fand, und die folgende Debatte bewiesen, daß die überwiegende Mehrheit der Anwesenden den Worten des Redners in vollkommenstem Maße beipflichtete. Die Debatte fand ihren Höhepunkt in der Erörterung der Blockpolitik der badischen National liberalen und ergab weiter, daß allenthalben der Wunsch einer Verständigung mit der Fort schrittlichen Volkspartei bestände, aber ent sprechend dagegen wurde klar, was eigentlich zu sagen überflüssig ist, daß die nationalliberale Partei nie mals mit Sozialdemokratie und Zentrum Zusammen arbeiten werde. Der Parteitag, dem man mit einem gewissen unbehaglichen Gefühl entgegengesehen hatte, hat die Erwartungen der Partei voll erfüllt. Einig und geschloßen steht die Partei hinter Basser mann. Sie läßt nicht ab von einem zeitgemäßen und volkstümlichen Programm, arbeitet immer weiter an der Verstärkung des Einflußes liberaler Männer auf den Gang der Staatsgeschäfte, und sie hofft, unter diesen Zeichen in künftigen Wahlkämpfen zu siegen, und darum sei die Parole: Vorwärts» geradeaus! Jubiläum -er Mkall- uuü Inoali-enuerlicherung. * Berlin, L. Oktober. Unter überaus zahlreicher Beteiligung fand am Sonnabendvormittag im großen Sitzungssaal« des Reichstags die Feier des 25jährigen Jubiläums der Unfall- und Invalidenversicherung statt. Der Sitzungssaal und die Tribünen waren überfüllt. In Vertretung des Kaisers nahm der Kronprinz an der Feier teil. Ferner waren u. a. erschienen als Vertreter des Reichskanzlers Staatssekretär Dr. Delbrück, Präsident des Reichsversicherungsamtes Dr. Kaufmann, der Vorsitzende des Fest ausschusses Direktor O. Spiecker, Landeshaupt mann Dr. o. Dziembowski, Justizrat Waldow (Esten), Reichstagspräsident Graf o. Schwerin. Löwitz, Staatssekretär Dr. Lisco, Oberbürgermeister Kirschner und die Vertreter sämtlicher Bundesstaaten. Eröffnet wurde die Feierlichkeit durch eine Be grüßungsansprache des Vorsitzenden v. Spiecker, in der er den Kronprinzen, den Staatssekretär Del brück und die Vertreter der Bundesstaaten sowie die Träger der Versicherung, die Berussgenossenschaften, willkommen hieß. Das Erscheinen des Kronprinzen sei ein Unterpfand dafür, daß der Geist sozialer Für sorge auch heute noch in unserem Kaiserhause fort lebe. Die Ansprache klang in ein Hoch auf den Kaiser aus. 0. Spiecker verlas sodann folgendes Telegramm des Reichskanzlers: „Mit lebhafter Teilnahme begleite ich den be- deutsamen Erinnerungstag, der Vertreter der Be rufsgenossenschaften, Versicherungsanstalten und ver sicherten Arbeiter im Gedenken an eine 25jährige segensvolle Wirksamkeit vereint. Durch hingebende, an große Erfolge reiche Tätigkeit haben die Organe der Selbstverwaltung auf dem weit umfastenden Ge biete der Arbeiterversicherung sich die Aner- kennung und den Dank des deutschen Volkes und für alle Zeiten den Anspruch auf einen Platz im öffentlichen Leben erworben, der diesen hervorragenden Leistungen entspricht. Mit meinen herzlichen Wünschen gebe ich der Hoffnung Ausdruck, Laß auch in Zukunft die Arbeit der Be rufsgenossenschaften und Versicherungsanstalten mit reichem Erfolge gesegnet sein möge. Reichskanzler v. Bethmann Hollweg." An die Begrüßungsansprache schloß sich die Ansprache des Staatssekretär» Delbrück, der etwa folgendes ausführte: Als der erhabene Gründer des Deutschen Reiches die Ziele der Arbeiterversicherung in der oft zitierten Botschaft vom 17. November 1881 zusammenfaßte, sprach er die Hoffnung aus, ' .ß der engere Anschluß an die realen Kräfte des chr,,Ulchen Volkslebens unü ihre Zusammenfassung zu korporativen Eenossen-- schaften unter staatlichem Schutz und staatlicher Für sorge die Lösung auch der Aufgaben ermöglichen werde, denen die Staatsgewalt allein in gleichem Umfange nicht gewachsen jein wird. Sie alle, die in 25jähriger hingehender, opfervoller Tätigkeit Ihre Kräfte in den Dienst unserer Unfall- und Invaliden versicherung gestellt haben, können sich heute mit Ge nugtuung jagen, daß Sie dem Vertrauen des großen Kaisers in der Mitwirkung des Volkes entsprochen haben. Unter Ihrer Mitwirkung hat sich die deutsche Arbeitcrversicherung zu einer kraftvollen Höhe entwickelt, ein neues Band der Einheit um die deutschen Stämme geschlungen und die Kraft und Einheit des Deutschen Reiches nach innen und außen gestärkt. Sie ave — und das gilt von den Ver tretern der Arbeitnehmer nicht minder als von den Vertretern der Arbeitgeber — haben ihre Ausgabe in einem Sinne erfaßt, die dem Sinn des> Gesetz gebers entspricht. Ihre Entscheidungen sind erfüllt von warmem Empfinden für die Hilfsbedürftigen und für die wirtschaftlich Schwachen. Ihre Anordnungen zur Vermeidung der Betriebsgefahren haben sich
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