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Dresdner Journal : 08.09.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186909085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690908
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690908
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-09
- Tag 1869-09-08
-
Monat
1869-09
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 08.09.1869
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M 208. Mittwoch, den 8. September. 186S. Fv»»r«klll,pre!sk: I» lorckä. NooS«: 1»l>rliek: 8'rMr—ktxr ^Mrlick: 1 ., IS „ ÜoQAtlioN:— „ 1b „ Li»r«w« Kimulleril: 1 ,, lL?r.L»»s trittjltdrUeN L Ullr. 8tei»i»elx«l»ut>r, > »o»»«rk»Ib a«» Kor^<1. LuoUe» ?o»t- uo6 8tempel-u»cdl»xtiiina. I«srralenprtls«: kür ä«» R»on> einer xe-p»It«u«i> L«il«r 1 Kxr. vot«r „LiQx«,»llä»" äi« Teil»: S Hxr. Lrschrtnen: kä^Nod, mit Xu»ll»l>m« 6er 8oQo- nnä t eiert»^«, ^d«n6» Mr 6«n tolxeoäeo 1^»^. DresdnerMmml. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. »»seratenamiahmi auswärts r l.«ix»lU: k«. 6oinmii»1o»lr - 6e, Ore»6n«r 6oarll»ls; «deaä».: H kvoü» ko«r; S-mdur^-IsrU»- Vi»»-l.»ix»ix-L»»«l-kr»o!cMrt ». U.: t Vool.»«, LerUn. Osopivi'scke vuLÜk., Nürnx^r»»'» liuremi, Lvvvl.ru blo»»«: Lrews»: L. 8cm.orr»s Lre,I»a: L,. 8r^xoiri«'» ^»rionovo-ursLll, ,7üx>rr, Ki-^ L knevrio; krmilrlnrt »H. 6-,oe»'sok» kuekli.; Löl»! ^o. 8LvLilr.it, k»rii. II-v-s, 8vl.l.nri, LOv., (8, kl«e« 6e I»8vurss>i kr»^: l'it. Lusl-icu s 8ud>v.z Vien: Xv. Orrrr.1», qera»»grdrr. Löni^r Lrpeäitioo 6«» Lre»6o»r 6lvura»l>, vreiäeo, ül»ri«o»tr»i», lio. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 6. September. Seine Majestät der König sind heute Abend '^7 Uhr, Seine Königliche Hoheit der Kronprinz gestern Abend H7 Uhr nach Leipzig gereist. Nichtamtlicher Theil, u-bersilbt. kelegraphischr Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Leipzig. Berlin. Düssel dorf. Fulda. Wiesbaden. Stuttgart. Wien. Prag. Paris. Florenz. Rom. London. St. Petersburg. Warschau. Bombay. Hongkong.) Dresdner Nachrichten. Beilage. Dresdner Nackrickten. Statistik und BolkSwirthschaft. Lotteriegewinnliste vom 6. September. EingesandteS. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Krakau, Montag, k. September. (Corr.-Bür.) Der „Kraj" meldet: Die gestrige Volksversamm lung in StaniSlau beschloß, in Berücksichtigung der faktischen LandeSverhältnisse und der gegen wärtigen politischen Situation die passive Oppo sition alS Politik nicht anzurathen, und erklärte fick für die ReichSrathSbeschickung in der Ueber- zeugung, daß die Deputirten in eorpor« ihre Man date niederlegen und den Reichörath verlassen wer den, wenn die Resolution deS galizischen Landtages abaelehnt wird, oder die Beräthung über die Re solution binnen längstens 6 Wochen nach dem Zu sammentritte des Reichörathes nicht auf die Tages ordnnng kommen sollte. Die Versammlung be trachtet die MandatSnirderlegung als patriotische Pflicht. Paris, Montag, 6. September, Abends. (W. T. B.) Die beunruhigenden Börsengerüchte über das Befinden deS Kaisers find unrichtig. Derselbe arbeitete heute Vormittag in gewohnter Weise mit dem CabinetSchef. — Die Journale constati- ren die fortdauernde Besserung in dem Befinden Sr. Majestät. Der Senat vollendete heute die Beräthung deS SenatSeonsultS. In der Schlußabstimmung wurde die gesamwte Vorlage mit 134 gegen 3 Stim men angenommen. Darauf folgte die Vertagung deS Senats. Paris, DienStag, 7. September, Morgens. (W. T. B.) Das „Journal officiel" schreibt: Die gestrigen beunruhigenden Börsengerüchte über den Gesundheitszustand des Kaisers rühren allem An- scheine nach von auswärtigen Spekulanten her. Diese Gerückte sind unbegründet. Der Kaiser ver läßt täglich das Bett und crpcdirt die laufenden Geschäfte in gewohnter Weise. Obwohl die rheu- malischen Schmerzen sich etwas in die Länge ge zogen haben, so hat doch der Gesundheitszustand des Kaisers niemals die geringste Unruhe ein geflößt. Bern, Montag, 6. September. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach wird der Bundrsrath die Depesche deS Fürsten v. Hohenlohe, daS Concil betreffend, dahin beantworten, daß er, obwohl die in gedachter Depesche niedergelegten Prinripien theilend, eS nicht für nützlich halten könne, Prä ventivmaßregeln gegen die Entscheidungen des Con- cilS zu treffen. Madrid, Montag, 6. September. (Tel. der W.-Z) Der Justizmmister schlug g'stern die Re- ducirung deS CleruS auf 5 Erzbischöfe und 32 Bischöfe vor. Bukarest, Montag, 6. September. (Corr Bür.) Die Kammern find zu außerordentlicher Session durch eine vom Ministerpräsidenten verlesene Bot schaft deS Kürsten eröffnet. Die Botschaft ver ¬ kündigt die Reise des Kürsten auf Besuch zu den Familien der Souveräne der Garantiemächte nnd constatirt den liebreichen Empfang deS Kürsten in Livadia und den Fortschritt Rumäniens. Tagesgeschichte. Dresden, 7. September. Se. Majestät der Kö nig haben Sich gestern Abend mit dem '^7 Uhr hier abgehenden Eisenbahnzuge nach Leipzig begeben. In der Begleitung Sr. Majestät befanden sich außer dem in Nr. 206 bezeichneten Gefolge Se. Excellenz der Kriegsministcr Generallteutrnant v. Fabrice und der Abthetlungschef im KricgSministerium Major Winkler. — Ihre köntgl. Hoheit die Frau Kronprinzes sin wird Sich erst heute Abend nach Leipzig begeben. Leipzig, 6. September. (L. Bl.) Se. königl. Hoheit der Kronprinz traf gestern Abend A10 Uhr mit dem Personenzuge, begleitet von dem königl. preußischen Generallieutcnant v. Fransccky Excellenz, dem Chef des Gcneralstabcs Obersten v. Carlowitz, den Adju tanten Hauptmann Grafen Vitzthum v. Eckstädt und Hauptmann v. Minckwitz, von Dresden hier ein. Se. königliche Hoheit wnrde auf dem Perron von dem Divisionscommandeur Generalmajor Nehrhcff v. Holder berberg, sowie dem zur Zeit hier wohnenden Brigade- commandantcn Gcneialmajor v. Tauscher und einer größern Anzahl Stabs- und Obcroffizierc ehrfurchts voll empfangen. Se. königliche Hoheit stieg im königl. Palais am Rittcrplatzc, Generallieutcnant v. Fransecky im „Hotel Hauffe" ab. Heute früh 8 Uhr begaben sich dieselben mittelst Extrapost nach Störmthal und wohnten den daselbst und in der Umgegend statlfinden- dcn Manöver« bei. — Leipzig, 6. September. Unter Leitung des Ge neralmajors Nehrhofs v. Holderbcrg fand am 6. Sep tember das 2. Manöver der k. sächs. 2. Infanterie division Nr. 24 statt, dem zur Jnspicirung Se. königl. Hoheit der Kronprinz, sowie der königl. preuß. Gene- rallieutenant und Divisionscommandeur v. Fransecky beiwohnten. Nach der Disposition hatte ein von Dres den über Meißen, Oschatz und Wurzen auf Leipzig marschirendes suppontrtes Armeecorps zur Flanken deckung eine Division (die königl. säcksische 2. Division Nr. 24) über Meißen, Leisnig und Grimma entsendet und letztere beschlossen, eine feindliche von Zehmen und Rötha im Anmarsch befindliche supponirte schwache Di vision über die Pleiße zurückmwersen. Um 9 Uhr früh stand die Division mit demselben Truppenbestande wie- am ersten Manövertage bei Störmthal zum Vorgehen bereit. Das Gros der Division, die 4. Jnfanteriebri- gade Nr. 48, 1 Schwadron des 2. Ulanenrcgimcnts und die 5. 4pfündige Batterie, war östlich von Störmthal ausgestellt, dahinter rechts debordirend die Cavalerie- rcserve, 2. Reiterregiment und 2 Schwadronen des 2. Ulanenregimcnts, mit der Reserveartillerie, 6. und 8. 6psündigcn Batterie. Die Rtscrveinfanterie, das 6. Infanterieregiment Nr. 105 und das 2. Bataillon des Lchützenregimcnts Nr. 108, als linke Scitencvlonne verwendet, stand an der Mühle von Rödigen, während die Avantgarde, 1. und 3. Bataillon des Sch. tzenre- giments, 5. Infanterieregiment Nr. 104, 2 Schwadro nen des 2. Ulanenregiments und 7. 4pfündige Batterie, von der Windmühle westlich Störmthal aus die Einlei tung des Gefechts übernahm. Die Avantgarde, in Eche lons rechts und. links gefolgt von Gros und Reserve trat ihren Vormarsch auf Magdeborn und Tanzberg an, feind liche hervorbrrchendc Cavalerie nöthigte sie jedoch zum Halten, und erst nachdem die auf dem rechten Flügel vorgehende Reservecavalerie den Feind über die Chaus see zurückgeworfen hatte, konnte der Vormarsch unbe- behindert fortgesetzt werden. Ein heftiges Gefecht ent spann sich in der. ganzen Front um die verschiedenen Objecte der Gosellinie, nachdem jedoch das Gros den Wachberg, die Ziegelei und Göhren genommen, gelang es auch der Avantgarden undu,Reserve, Magdeborn, Gölzschen, Gruhna) und^Tanzbcrg zu erobern. Wäh rend sich die Infanterie des Gros bei Sestewitz, die Avantgarde westlich K ötzschwitz'und die Reserve bei Gruhna conccattirten, defilirten Artillerie und Cavalerie auf der Chaussee, übernahmen die Verfolgung der sich auf Rüben und Zehmen zurückziehendcn Abteilungen nnd bezogen eine Stellung am sogenannten Säufst zwischen Kötzschwitz und Zehmen, nachdem sich der Feind in den Pleißrdefilcen gesetzt hatte. Di; aus Sestewitz und Gruhna gegen Zehmen und Rüben erneute Offensive wurde durch anrückende starke feindliche Colonnen in der linken Flanke gefährdet, so daß der Rückzug hinter die Gosel, durch einen Vorstoß des 2. Ulanenregimcnts gedeckt, angetretcn werden mußte. Die Division bezog eine Position auf dem sich östlich der Gosel hinziehen- dcn Höhenkauune, die stark besetzten Dörfer vor der Front und wurde hier das Manöver Mittags 12 Uhr beendet. * Berlin, 6. September. Se. Majestät der Kö nig hat sich gestern Nachmittag zu den Manöver» des 2. Armeecorps nach Stettin begeben. Die Ankunft Sr. Majestät daselbst erfolgte unter dem Saluttrcn der Festungsgcschütze um ^6 Uhr. In Begleitung Sr. Majestät des Königs befanden sich Ihre königl. Ho heiten die Prinzen Karl, Albrecht und Friedrich Karl, sowie Se. Hoheit der Herzog von Sachsen-Koburg, die Generäle v. Moltke, v. Hindersin und v. Tresckow, 5 Flügeladjutanten und mehrere Gcneralstabsofftzierc. Auf dem Perron des Stettiner Bahnhofs erwarteten Ihre königl. Hoheiten der Kronprinz und die Kron prinzessin den Zug. Der Einzug des Königs, welchen im Bahnhöfe die Generalität, die Stände der Provinz, die Geistlichkeit, die Stadtvcrtretung rc. begrüßten, war sehr glänzend. Die Straßen waren so dichtge drängt mit Zuschauern besetzt, daß die späterfolgenden Wagen nur im langsamsten Schritt fahren konnten. Jubelruf begleitete, sich immer erneuernd, die hohen Herrschaften bis ins Schloß, wo um 7 Uhr ein Fa miliendiner stattfand. Um 8 Uhr brachten die verei nigten Liedertafeln Sr. Majestät im Schloßhofc ein Ständchen, über dessen vortreffliche Ausführung Se. Majestät sich sehr anerkennend zu äußern geruhte, und um 9 Uhr machten Allerhöchstdiesclben eine Fahrt durch die glänzend illuminiitcn Straßen der Stadt. Heute hat Se. Majestät Mittags bei Stargard eine Revue über das unter dem Obercommando des Kronprinzen stehende zweite Armcecorps abgehalten. Angcstellt wa ren circa 17,000 Mann mit 4192 Pferden und 60 Geschützen. Die Kronprinzessin wohnie der Revue in der Uniform ihres Husarenregiments bei. General v. Moltke führte sein Regiment in Person vorbei. Um 4 Uhr findet Galadiner im Schlosse statt, um 7 Uhr »Abends eine von der Kaufmannschaft veranstaltete Fest vorstellung imTheater. —Die gestrige Nachricht, daßGraf v. Bismarck in Stettin eingetroffen, war unbegrün det. Nach der „N. St. Z." zugegangcner zuverlässiger Mitthcilung ist am 4. September dem Commcrzienrath Stahlberg von dem Bundeskanzler Grafen v. Bismarck die briefliche Mitthcilung gemacht worden, daß der selbe durch erneuertes Unwohlsein zu seinem Bedauern verhindert werde, sich an dcm dasigcn Empfange des Königs zu betheiligen. — Die Versammlung von Ver trauensmännern der Berliner Musiker berieth am Freitag Nachmittag über die Annehmbarkeit der von den Directorcn empfohlenen Reduction der Minimal forderung auf 25 Thlr., kam jedoch nach langer Be sprechung zu der mit bedeutender Majorität durch dringenden Erklärung: „die Forderung von minde stens 30 Thlr. Monatsgehalt wird principiell aufrecht erhalten." Vor Ergreifung weiterer Maßnahmen zur Durchführung dieser Forderung soll jedoch der Er folg der eingercichten Petitionen abgewartet werden. Düsseldorf, 6. September. (K. Bl.) In der heute abgehaltenen Versammlung der katholischen Ver eine wurde zum Präsidenten erwählt Fürst Löwen stein; zu Viceprästdcnten Schorlemer-Alst und Kiesel; zu Beisitzern Landrath Graf Spee, Advocatanwalt Euler, Regicrnngs- und Schulrath Dreps; zu Schrift führern Hülskamp, vr. jur. Lieber, Kaplan Brockhoff, Advocatanwalt Schiedges; zu Sectionspräsidcnten Dom- vicar Schrader von Paderborn für Mission; Professor Marx von Trier für Charitas; Kiesel für Wissenschaft; Moufang für Formalien; Karl Müller für Kunst; Schorlemer-Alst für sociale Fragen. * Fulda, 5. September. (Del.) Heute Vormittag predigte im Dom der Erzbischof von Köln, Nach mittags auf dem Frauenberg Ketteler. Den Inhalt bildeten Auslassungen über das römische Concil und die Muttergottesverehrung. Es fand großer Voikszulauf statt. Wiesbaden, 5. September. (Tel) Die Versamm lung der Fortschrittspartei wurde durch wüstes Toben Lassallcanischer Arbeiter gleich bei der Präsidentenwahl unmöglich gemacht und durch die Polizei aufgelöst. Sic tagte privatim im Bürgeivcreinslocal. Stuttgart, 3. September. (N. Pr. Z.) Heute schloß die Conferenz für innere Mission ihre Sitzun gen mit einem Vortrage des Prof. l)r. Nasse aus Bonn über den Antheil der innern Mission an der Lösung der immer mehr an uns herantretenden Arbeiterfrage. Der Redner wies darauf hin, daß in den letzten Jahr- zehnden sehr viel in der Lage der Arbeiter verbessert worden sei und daß deshalb, wenn auch noch Manches zu verbessern bleibe, nicht eine Verschlimmerung dieser Lage die Schuld an dem Hervortreten der Arbeiterfrage, sondern daß sie in der veränderten Stellung der Ar- beitgcb r und der Lohnarbeiter zu suchen sei. Er giebt zu, daß namentlich bei großen Unternehmungen der Arbeiter in Beziehung auf die Lohnbestimmung in einem ungünstigen Vcrhälmisse zu den Unternehmern stehe, und daß cs deshalb den Arbeitern nicht zu verdenken sei, wenn sie durch Vereinigungen sich eine bessere Stel lung zu verschaffen suchen wollen; ebenso findet er die Bestrebungen, die Dauer der Arbeitszeit zu regeln, nicht verwerflich, sofern sie die gehörigen Schranken nicht überschreiten, da der Arbeiter eines Feierabends und der Sonntagsruhe bedürfe. Ein Heilmittel gegen den Kriegszustand, in dem sich gegenwärtig Arbeitgeber und Arbeitnehmer einander gegenüber befinden, ei blickt er nur darin, daß sie einander nicht btos als Käufer und Verkäufer von Arbeit gegenübcrstehen, sondern daß sich ein tieferes sittliches Verhältniß zwischen ihnen bilde. — Ucbcr diesen Gegenstand sprach dann noch Commcr- zicnrath Quistorp von Stettin, Fabrikant Nerz aus Freiburg, Nathsherr Sarassin aus Basel und Fabrikant Dieterlen aus Frankreich. Schließlich berichteten ver schiedene Vorstände von Specialconferenzcn über das Ergcbniß ihrer Bcrathungen. Hervorzuheben ist hier von, daß die Specialconierrnz für Armenhäuser sich für den Fortbestand der Localarmcnhäuser in den einzelnen Gemeinden aussprach, sie aber der Aufmerksamkeit aller Armenfreunde empfahl, damit sie aus ihrem gegenwär tigen Jammerzustande hcrauSkommen, und daß sie die Gründung von Bezirksarmenhäuscrn für arbeitsfähige, aber arbeitsscheue Arme wünscht, die in erster Linie Arbeitshäuser und erst in zweiter Linie Versorgungs häuser sein sollten. — Die Specialconfcrenz für Ret tungshäuser hält für nothwendig, daß den blinden und taubstummen Kindern mehr Aufmerksamkeit geschenkt werde, und die Specialconfcrenz für entlassene Straf gefangene befürwortet die Errichtung von eigenen Ach ten für dieselben, namentlich aber für entlassene weib liche Strafgefangene. Wien, 5. September. Die außergewöhnliche Zu nahme von Gesuchen der Offiziere um Uebernahme in den Pensionsstand hat, wie das „N. Frbl." berichtet, das Kriegsministcrium veranlaßt, unterm 23. August d. I. die Behörden aufzufordern, bei den Superar- bitrirungcn mit der schärfsten Prüfung vorzugehcn und durch umsichtige und gewissenhafte Vornahme jede Mehr belastung des Staatsschatzes durch ungesetzliche Pen sion trung eines noch Diensttauglichen zu verhüten. Das Kriegsministcrium bemerkt bei dieser Gelegenheit, daß es bei jeder incorreeten oder oberflächlichen Hand habung der bezüglichen Vorschriften den Schuldigbe fundenen nicht nur zum Schadenersätze verhalten, son dern auch zur Verantwortung ziehen werde. — Der seit dem Jahre 1866 währende Proccß gegen Ar- tillerielteutenant Sammer, welcher mit Hilfe einiger Freunde eine große Defraudation im Arsenale beging und sich sowohl als auch seine Consorten nachträglich selbst anzeigte, ist nun endlich beendet. Das gegen Feuilleton. K Hoftheater. Montag, den 6. September, empfingen wir endlich mit der neu einstudirtcn Oper „Armibe" von Gluck wieder eine dankenswerthe Berei cherung deS Repertoires und das gefüllte Haus zeigte, daß sich unser kunstgebtldctes Publicum der hohen Eigen schaften der Gluck'schen Musik mit wärmster Schätzung bewußt geblieben ist. Gluck stand im 63. Jahre, als er diese Oper schrieb. Ein bedeutender Künstler er reicht in seinem Schaffen nach sciner innern Urber- zcugung nie ganz daS erschaute Ideal, denn mit dem Wachsen seiner eignen Größe wächst ja auch jenes. In „Armide" blieb Gluck ihm in manchen Theilen ferner alF sonst, da er mit einigem Eigensinne Quinault'S alte galante, kaltsinniae und dramatisch schwache, für Lully geschriebene Dichtung unverändert wählte, nm das von ihm zu schönem Tonleben beseelte Reich der Antike mit dem der Romantik zu vertauschen. Die dramatische Leere und poetische Schwäche des Textes ergab manches cvnventionell stilisirte und monotone Musikstück: so im ersten Acte bis zum Finale, im Be ginne de- dritten Acts und an manchen andern Stellen. Phewze und Sidonie sind keine kurzweiligen Gesell schafterinnen im Zauber- und Liebeshof Armtde'S. Aber durch die dramatische Wahrheit und daS mäch tige Pathos einzelner Scenen, durch die Mannichfaltig. krtt bald reizender, bald schauerlicher Schilderung, her rischen, lieblichen und dämonisch leidenschaftlichen Aus drucks, durch Süße und Anmuth der Melodie, über haupt durch die schöne Einigung von Musik, Poesie, dramatischer Affectr und malerischer Wirkung vermochte Gluck jene leeren Stellen de» Süjrts uns gern verges sen zu macken, io daß der Zuhörer sich von seiner MuM ebenso gefesselt und besiegt fühlt, wie Rtnald vom Zauberbannt Armidens. Und wir Nachlebenden, sein Werk mit Erhebung Genießenden finden ihn sehr wohl dazu berechtigt, wenn er der Königin Marie An toinette auf ihre Frage nach der Oper Armide mit stol zem Selbstbewußtscin antwortete: „Illacisme >1 ost bien- lüt tim', et vrsiment co «ora svperbol" Ein Prachtgemälde aufgeregten kriegerischen Zorns und Rachedursts ist daS Finale des ersten Acts. Aber hier muß freilich auf der Scene Bewegung drohender Schaaren gegeben werden, die ihre Waffen schwingen, zum Angriff des Feindes stürmisch drängen. Mit dem Eintritte Rinald's in die Gärten Armidens im zweiten Acte giebt Gluck ein Bild von unvergleichlicher Schön heit. Die wundersame Tonschilderet der symphonisti- schen Begleitung ist mit Worten nicht zu sagen und malt beredter und farbenschöner als Tasso. Die be rückende Lieblichkeit und der sinnliche Reiz einfachster Melodie (größtcntheils ohne Ausweichung) in dem ge dehnten vierten Acte ist ein Meisterwerk des Genies und der Kunst. Es sei nur noch die Scene mit der Furie des Hasses (Schluß deS dritten Acts) erwähnt, voll furchtbarem ergreifend en Ausdruck des Hasses, der Rache, der Verzweiflung, des ringenden Schmerzes. An solche Schöpfungen knüpft sich Unsterblichkeit. Gluck wußte übrigens zu beachten — wie Händel —, daß gute Gedanken nicht im Ueberfluß kommen; er ent zog sie seinen ältern, der Vergessenheit anheimsallenden Opern und brachte sie in würdigerer Umgebung zu neuem Leben. So in „Armide" in ganz gleicher oder in formerweitrrnder und verbessernder Benutzung z. B. die ganze Ouvertüre, Duett (BeschwörungSscene) Hi- draot's und Armiden» auS „Telemach", Arie deS Hasses au» „Philemon und BauciS" und so noch mehrere an dere Sätze. Gluck hat vor Allem sich in der Partie der Armide als Dichter und Schauspieler erwiesen, wie schon Rei chardt aussprach und später Schmidt. Es wurde be reits früher an dieser Stelle bemerkt und sei hier wie derholt: Gluck's Armide ist nicht die des Tasso, das süße verführerische Weib, welches die Zauberin ver gessen macht. Statt des ursprünglichen Hasses wird ihre Brust von verzehrender Liebe erfüllt, gegen die sie mit Stolz und Scham, aber unterliegend ankämpft. Diese Liebe ist ihre Schmach, eine fremde feindliche Macht, die ihre Brust erfaßt hat, der Genuß derselben verhöhnt ihre Schönheit, denn nicht deren Macht hat sie Rtnald's Liebe zu danken. Diese ist nur Frucht ihrer Zauberkunst, eine werthlose Täuschung statt der Wahrheit und Gluth der wahren Liebe. So liegt in Armide etwas Hochtragisches, was Gluck besonders her vorhob; seine Armide bleibt bei allem Liebreiz stets die stolze und furchtbare Zauberin in ihren Hidenschaft, lichen Affccten. Und an Gluck's Behandlung dieser Partie, in jeder Periode, in jedem Tacte des Gesanges, an der Begleitung, dem Zwischenspiele des Orchesters kann die Sängerin genau abnehmen, wie sie zu spielen habe. Selbst in der Duettscene, wo Armide für die Treue des Gefangenen fürchtet, darf der Stolz nicht aus ihrem Wesen weichen, wenn auch Rtnald in zärt lichste Hingebung versinkt. Daraus erhellt genugsam die besondere Schwierig keit dieser Partie, welche eine bedeutende Gestaltungs kraft im Ausdruck und Spiel verlangt und dem Talent der Frau Kainz-Pranse an sich fern steht. Dies kann aber dankbare Anerkennung nicht mindern, daß sie durch Uebernahme derselben die Vorstellung der Oper überhaupt ermöglichte und durch ihre musikalisch höchst lobenswerthc, correcte und mit schönem Sttmm- klang erfreuende Ausführung einen so schätzenSwerthen Antheil an der Gesammtwtrkung gewann. Zu bestem Gelingen steigerte sich ihre Leistung im dritten Acte. Herr Tichats check sang den Rinald schwungvoll, warm und feurig, mit seiner künstlerischen edeln Auf fassung im Geiste der Musik, die ihm die Herzen der Laien und Kenner gewinnt. Höchst graziös und fein gestaltet sang und spielte Frau Jauner-Krall die Lucinde; die Leistung zeigte, wie fühlbar der Verlust dieser Künstlerin werden wird. Wenn die Aufführung der Oper hinter frühcrn auch an Vollendung sehr merk- bar zurückblieb, so gebührt doch fast allen Mitwirken den die Anerkennung, daß sie mit bestem Eifer für die möglichst gelungene Herstellung des großen» unter Direction des Herrn Hofkapellmcisters Krebs gut ein- studirten Werkes thätig waren. Besonders hervor gehoben sei noch die vortreffliche Gesangsaussührung Herrn v. Witt's als dänischer Ritter. Herr Dege le, welcher den Kartcnkönig Hidraot gab, der mit Unrecht so sehr auf Nachkommenschaft bedacht ist, schien an einiger Indisposition zu leiden. Ganz Vorzügliche- leistete die Kapelle. Die Jnscenirung war im Ganzen nach früherer Weise. Sehr gut wirkend war der Schluß des zwei ten Actes arrangirt. Die unvermeidlichen Shawlexercitten des Balletchors müßten ihre verlockenden Reize in der vorhergehenden Scene nie an das Publicum richten; Armiden ist's um Rinald zu thun — und der neben Lucinde agirende, tanzende weibliche Dämon darf nicht mit kühnen Springen die beiden Ritter berücken wol len. Nur die musikalische Totalwirkung ins Auge gc- faßt, zeichnete sich der vierte Act am meisten aus in künstlerisch schöner Wiedergabe. E. Banck. Reisebriefe. Hl. Wer gute- Wetter und somit auch gute Laune au
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