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Strafantrage lm Merwonrenproreß Gefängnisstrafen bis zu zwei gahren zehn Monaten Berlin, 8. Febr. Nach mehrstündige« Plädoyer stellte vdeestaatsanwalt Letz lass i« Dscherwonzenfälschungs- prozeß lolgenden Strafantrag: Gegen Karn midie wegen MünzverbrechenS und schwere Urknndeusälschung r Jahre 1« Monate Gesängniö. gegen Gadathierafchwili «ege« derselben Straftaten L Jahre ö Monate Gesän^'iS; gegen Nell «egen Münzner» drrchenS in Tateinheit mir Betrug 1 Jahr 7 Monate Gefäng nis: gegen Schmidt in zwei Fällen des Betruges für jeden Kall «inen Monat Gefängnis, abznwandel« in je 8888 Mark Geldstrafe, also eine Geldstrafe von insgesamt 8888 Mark: gegen Dr. Weber soll aus Antrag des Oberstaatsanwaltes das versahren eingestellt werde»; für Becker beaniragte der Oberstaatsanwalt Freisprechung; beide sollen jedoch kein« Entschädigung für die erlittene Untersuchungshaft erhalten; gegen Böhle beantragte der Oberstaatsanwalt wegen Bei hilfe zum versuchten Münzverbrechen 1 Monate Gefängnis. Ae Anklagerede »er Staatsanwalt- Ligonar vralrtdarlodt ckor „vroockaor dsavdrlvlrto»* Berlin, 8. Fcbr. In der heutigen Verhandlung im Tschcnvonzenf'lscherprozcß ergriff Staatsanwaltschaftsrat Gründers baS Wort zu einer Anklagerede: „In diesem Verfahren", so begann er, „ist oft der Name einer Persönlichkeit genannt worden (gemeint ist General Hoffman n>» zu deren hervorstechendster Eigenschaft die Tapferkeit gehörte und die auch sicherlich di« Ztvtl- «ouragc besessen hätte, sich zu seiner Tat zu bekennen. DaS kann man aber von den Angeklagte» nicht behaupten. Sic haben sich in der Hauptverhandlung herauözureden versucht. Durch die Hauptverhandlung ist überhaupt der Tatbestand leider nicht genug geklärt worden, und wir wissen etwa nur IN Prozent von dem, was sich wirklich ereignet hat. Ter Staatsanwalt kam dann auf die Tscherwonzen- sälsch» »gen in München zu sprechen und erklärte, das? sich »ach Ansicht der Staatsanwaltschaft Sadathteraschwilt Der neue Kurs Ln Spanien Lockerung der Diktatur vralitbarlcbt nnovre» Barloor Lorroopvnckanto» Paris, 8. Fcbr. Die neue spanische Regierung Beren - giter hat nach Meldungen aus Madrid einige der durch Primo de Rivera verhängten Strasmastnahmen ausgehoben, so z. B die Verbannung der an den UntversitätSunruhcn beteiligten Studenten. Der Innenminister hat die Frei lassung der infolge des Aufstandes von Segovia eingcsperrten Artille istcn angeorduct. Die Truppen, die die Zugänge zur Universität in Madrid überwachten, sind zurückgezogen, und die Wie'ererSffnung der süns spanischen Universitäten ist angco dnet worden. Die Vorlesungen an den Universi täten von Madrid, Barcelona usw. werben also in diesen Tagen wt der beginnen. Das Verlangen der Presse nach Aushebung der Zensur ist aber noch immer nicht erfüllt worden. Berenguer, der von den verschiedensten französischen Journalisten interviewt wurde, drückte sich sehr vorsichtig über seine Pläne aus.— Nach dem Journal" führte er in der Unterredung aus: „Ich beabsichtige. Spanien das normale versassungsinästigc Leben wtederzugeben, halte es aber für notwendig, dabei schrittweise vorzugchen. Ich werde sorgfältig einen kostbaren Teil des Erbes meines Vorgängers und Freundes Primo de Rivera übernehmen, beispielsweise gedenke ich das Programm grober öffentlicher tkabtnettSsitzling und WrleMrerbesvrnbmio Algonar Uradtderiobt ckor „vroocknor Aovürlvdton* Berlin. 8. Febr. DaS Neichskabinett trat heute vormittag Nm 18 Uhr z« einer Sitzung znsammen, in der eS sich mit dem Ergebnis der Chessbesprechung zwischen Preußen und dem Reiche beschästtgte. die am Sonnabend ftattsanb «nd das deutsch, polnische LiqnidationSabkommen znm Gegenstände hatte. Im Anschluß daran fanden sich die P a rte i» sührer z« ihrer sitr hente vormittag beim Reichskanzler einbcrusencn Besprechung ein. die aus de« Vorstotz deS Zentrums znrttckzusühren Ist. und in der man sich nm eine Einigung über all« aktuellen politischen Fragen, die im Zu- sammenhang mit dem -soungplan stehen, bemühe« will. lieber den internen Verlaus der Besprechung, di« um S Uhr beendet war, erfahren wir, das, lediglich die beiden außenpolitischen Probleme, Gaarsragc und Polenver. und Karumtdse wegen der Herstellung der falschen Unter lagen, die zur Beschaffung des Papiers dienten, nicht der ein fache», sondern der fortgesetzt schweren Urknubenfälschn«, schuldig gemacht hätten. Der Staatsanwalt unterzog die Beweis aufnahme einer eingehenden Würdigung und erklärte, daß Karumtdse in der Hauptverhandlung das Bestreben an den Tag gelegt habe, seine Mitangeklagten zu schonen. Deshalb seien eine Reihe von Angaben von ihm in der Hauptoerhand lung als unwahr zu bezeichnen. Der Anklagevertreter beschäftigte sich bann mit dem An geklagten Böhle, den er wegen der Vermittlung der Druckerei in Frankfurt sowie der Lagerung des Wasser zeichenpapiers für die Tscherwonzen der Beihilfe für schuldig hielt. Böhle habe zwar erklärt, daß er nicht Be scheid gewußt habe, aber aus seinem Verhalten gegenüber der Polizei, der er die Einlagerung des Papiers und auch sonst wichtige Momente verschwiegen habe, gehe seine Schuld hervor. Den Angeklagten Dr. Weber hielt der Staats anwalt ebenfalls der Beihilfe für schuldig. Weber habe große politische Reden gehalten, so daß man hier den wahren krimi nellen Tatbestand erst wieder klar zeichnen müsse. tDte Verhandlung dauert bet Schluß der Redaktion anf „Soll un- Haben" Beginn des Breslauer Molinari-ProzeffeS Breslau» 8. Febr. Heute begann hier der für mehrere Wochen berechnete Prozeß gegen Molinari und Genossen. Der Prozeß ist eine Folge des Zusammenbruchs der durch Gustav Freytags Roman „Soll und Haben" berühmt gewordenen alten Firma Molinart L Söhne. Angeklagt sind der 61 Jahre alte Kaufmann Jakob Moltnar, d-r 8« Jahre alte Kaufmann Arnold Grzimek, der aijähttge Kaufmann Wilhelm Urban und der 36jährige frühere Prokurist Johan- neS Kantelbcrg. Die Anklage lautet anf betrügerischen Bankrott, Urkundenfälschung, Betrug bzw. Be'htlfe zu diesem Verbrechen. Zu der Verhandlung sind 81 Zeugen und eine Anzahl Sachverständige geladen. Nlitz-Prozctz am 28. Februar. Der Prozeß gegen den Ge- schästssührcr des Dentschen VolköbundcS, Ulitz, wird in zweiter Instanz vor dem Appellatiousgericht in Kattowitz am 20. Februar beginnen. Arbeiten und den nationalen WirtschaftSauSbau durchzu- sühren, den Primo de Rivera so mutig in Angriff genommen hatte. Ich gedenke auch, die aus ihn zurückgebende Einrich tung der paritätischen Ausschüsse von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, die für den sozialen Frieden soviel geleistet haben, bcizubehalten. Da ich aus Kuba stamme, werde ich der Entwicklung der Beziehungen Spaniens zu den latein amerikanischen Ländern besondere Aufmerksamkeit zuwenben. Natürlich werde ich mein Bestes tun. um auch mit den an deren Mächten herzliche Beziehungen zu unterhalten." Das Amtsblatt der spanischen Armee veröffentlicht ein Dekret des Königs, wodurch die Generale Prim« de Rivera» Martine, «nd Anid« zur Disposition gestellt werden, mit dem Sitz in Madrid. Nach einem Bericht des „Petit Partstcn" hat Primo de Rivera erklärt, er habe zwar demissioniert, aber er gebe den politischen Kampf nicht aus. und cs sei nicht ausgeschlossen, das, er wiederkomme. In der von ihm gegründeten „Patriotischen Union" habe er 500 000 Menschen, die ihm ihr Vertrauen schenkten und denen er sich verpflichtet fühle, den Kampf fürs Vaterland weitcrzusühren. Die Parlamentswahlen, die jedenfalls bald stattsindcn werden, würden zeigen, welche Macht hinter ihm stehe. General Berenguer hat mitgeteilt, er werde zur Beruhigung der Geister sein möglichstes tun und zu diesem Zwecke auch die früheren Ministerpräsidenten und Partei führer besuchen, um ihre Meinung zu hören. trag, erörtert worden sind. Diese Erörterung scheint ziem lich langwierig gewesen zu sein, so daß die nicht minder- wichtigen finanzpolitischen Fragen mit keinem Worte mehr gestreift werden konnten. Der Eindruck geht da hin, daß Reichsanßenministcr Dr. CurtiuS seinen ganzen Einfluß aus die widerstrebende ZentrumSsraktion geltend gemacht hat und sie besonders unter den Druck fetzte, daß, falls die Kammer ihm Schwierigkeiten, besonders gegen den Polenvertrag, mache, baß gesamte Werk des Noung- planes in Frage gestellt werden könnte. Es scheint, daß diese Argumente, die an sich nicht stichhaltig sind, einen ziemlich starken Eindruck auf die Zentrumsvertrrter gemacht haben, so daß damit gerechnet werden muß, daß die Zentrumspartct ihre Widerstände» wenn nicht ausgibt, so doch zum mindesten mildert. Weitere Dentsch Nnssen in Eqdtkuhnen. Am Sonntag trafen wiederum 11 deutsche Rückwanderer au- Moskau in Eydtkuhnen ein. Sie werden nach Hammerstetn weiter- gelettet werben. Schasst Treibhaussiedlungen! Bon Seemann Vouffet In weiten deutschen Gauen gibt eS wohl keinen aus die Volksgesuudung und somit aus das vaterländische Wohl le. dachten Menschen, der nicht für die Siedlungsbelange wettest, gehendes Verständnis hätte und jede neue vernünftige Sied» lungsmöglichkeit mit Freuden begrüßte. Wenn unser Lied, lungswerk lange nicht die Fortschritte macht, die wir alle wünschen, ja wenn immer wieder bedauernswerte Stockungen entstehen, so liegt das in erster Linie daran, daß für das große Werk leider nicht lausend die erforderlichen großen Mittel zur Verfügung stehen, um so weniger als diese Mittel bisher zu meist weder eine hohe Verzinsung noch eine regelmäßige Amortisation zu erzielen vermochten. Jetzt stehen wir vor neuen Siedlnngsplänen, die das BolkSvermdgeu direkt stärk :«, nicht nur indirekt durch das PluS der Gesundung, das Lebe» und Arbeit in freier Natur in sich trägt. Direkt durch positive Einnahmequellen und die vorliegende Gewißheit einer ge- nügenden Verzinsung und Amortisation ohne eine unnatür- lichc, das soziale Werk störende Belastung des Siedlers. Wir wißen alle, daß unsere Reichösinanzen nicht unwesent lich von den Ziffern der Handelsbilanz abhängen, von de» Verhältnis der Einfuhr zur Ausfuhr. Ein volkswirtschaftliches PluS kann sich für uns nur bei Stärkung des heimische» Marktes und Beschränkung der durch heimische Ware zu er» fetzenden Einfuhr ergeben. In dieser Linie liegen die Bemühungen unserer moderne» Landwirtschaft auf Entwicklung der Grünlandwirtfchaft: Mehr» Haltung von bestem Vieh, Mehrertrag an OualttätSmilch und ihren Produkten. Diesen Bestrebungen gliedert sich dann voa selbst die Höherentwicklung der Kleinviehzucht an mit dem Ziel der Einschränkung der Eiereinsuhr. Wir leiden zur Zeit aber auch an einer Ueberschwennnung des heimischen Marktes mit Frühgemüsen und Früchten: Spinat, Salat, Kohlrabi und besonders Tomaten. Man ver» gegenwärtige sich, was die eine Ziffer bedeutet. daß wir Ivrs für 178 Millionen Mark r«««t«» etnskhrte». Diese stammten zu einem sehr wesentlichen Teile nicht «kw» aus dem warmen Süden, aus Ländern mit gesegnetere» klimatischen Verhältnissen, sondern aus einem Lande, das uns in dieser Beziehung keineswegs voraus ist — an al! and. Dort werden Gemüse und Früchte zumeist t« leinbetrieben gezogen. Warum kam» Holland «ehr leisten? Können wir nicht dasselbe erreichen? Diese Fragen sind eS» welche die neuen Pläne einer besonderen Siedlung entstehe« ließen, einer Siedlung, die im Rheinland schon mit bestem Erfolg aus ihre Durchführbarkeit geprüft ward. Bisher suchte man wohl einer übermäßigen Einfuhr solcher Lebensmittel durch einen Appell an die deutsch« Hausfrau entgegenzuwirkcn: Kauft keine AuslanLSware. habt Geduld, wartet, bis die heimische Ware auf den Markt kommt! Es liegt aber tu der Natur der Sache, daß wesent. ltche Erfolge aus diesem Gebiete nicht erzielt werden konnten. Die deutsche Frau lernte mit den Augen etnkausen, statt mit der Zunge. Sie nimmt die ausländische Frühtomate oder den amerikanischen Apfel um des viel gefälligeren, gepfleg teren Aussehens willen. Sie wartete nicht auf die deutsche unscheinbare Tomate, sie verlernte mehr und mehr, baß wir deutsche Apfclsortcn haben, die in ihrem Wert den amerika- Nischen durchaus überlegen sind. Die Ermahnung verhallt» bleibt leerer Schall. Mit dieser Tatsache muß man um so ' mehr rechnen, als der zunehmende Verbrauch von Gemüse - und Früchten aus gesundheitlichen Gründen an sich sehr zn begrüßen ist. Aber man kann der Sache dennoch bcikommen. Gestützt aus die Erfahrungen, die im Rheinland im kleinen gemacht wurden, entwirft ein deutscher Arzt, der Chefarzt des großen LautawerkeS in der Lausitz» Dr. Gleiß, ein großzügiges Siedlungsprogramm von bedeutsamen, Volks» wirtschaftlichen Ausmaßen und weitgretsenden Zielen de< Bolkswohlfahrt. Wir können diese SicdlungSart die Treibhaussieb» lung nennen. Gebraucht werden zu einer solchen Siedlung; Erstens zwei Morgen Land, das bestellbar ist. ohne gleich QualitätsbvLcn zu sein. Zweitens ein Einfamilienhaus. Drittens ein mit dem Hause verbundenes Treibhaus von 800 Quadratmeter Nutzfläche. Viertens hundert Frühbeetkästen mit Fenstern. — Dte Kosten beziffern sich nach genauer Be rechnung auf 20000 Mark. In dem Treibhaus sollen Salat, Oberrüben. Spinat und vor allen Dingen Tomaten gezogen werden, zum Teil nur in Anzucht, die dann vom Freiland übernommen wird. Nach der Erfahrung und nach vorsichtiger Einschätzung bringt das Quadratmeter Treibbaussläche im Jahre 25 Mark, das ganze Treibhaus also 7800 Mark. Dabet ist der Freiland, ertrag nicht mit etnbczogen, sondern gilt als „Reserve für be sondere Fälle". Wieder bet vorsichtiger Berechnung dürfen 50 Prozent als Reinertrag gelten, was eine Verzinsung von 18,7 Prozent bedeutet. Es wäre durchaus möglich, das her zugebende Kapital mit 7 bis 8 Prozent zu verzinsen und zu amortisieren. DaS Ergebnis würde noch bester, wenn zu- nächst bereits bestehende große Siedlungen mit den Treib- Häusern und ihrem Zubehör ausgerüstet würden. Der Arzt denkt in erster Linie an Siedlungen »«» Kriegsbeschädigten und sonstigen Rentnern. Bei dem Ertrag kommt ferner wesentlich In Frage, daß ei»4 gesunde Kost unter billigsten Bedingungen vorhanden ist. Nun trägt diese Art der Siedlung außer ihrer guten Rentabilität noch einen weiteren, starken Vorteil in sich im Sinne der Gesundung des Volkslebens, der Ausrechterhaltung und Steigerung eines natürlichen Mehrungstriebes in der Fortpflanzung eines gesunden Geschlechts. Diese Siedlung