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Dresdner Journal : 20.09.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187709207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770920
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770920
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-09
- Tag 1877-09-20
-
Monat
1877-09
-
Jahr
1877
- Titel
- Dresdner Journal : 20.09.1877
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1877 MS18 Donnerstag, ben 20. September Ld«Qov»«»tipr»lir AreMerMmal ltsiebss tritt kost- «»6 Verantwortlicher Nedacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. iMtamtlicher Theil Fenilleto«. Redigirt von Otto Banck, Leben und zur Gesundheit nöthig ist. Trinkt also wie bisher, aber nicht zuviel; trinkt, aber besaust Euch nicht. Das wars, Kinder, was ich Euch sagen wollte." Der Decan war vermuthlich sehr indignirt über diese Berichtigung. Aber auch die Intelligenten unter den Bauern, welche im Stillen ihrer Propination gedachten, stimmten dem Alten bei. Und so wurde die Sache bei- gelegt; es kam nicht erst zu Schreibereien, und der Alte wiederholte nur immer: „Hochwürdiger Decan, der Bauer kann nun einmal den Schnaps nicht entbehren." Das Ereigniß hatte indeß gleichwohl ein gewisses Aufsehen erregt und bei dem Mittagsmahl im Gutshofe war es der Gegenstand des allgemeinen Gespräches. Nach dem ersten Toaste löste sich, wie gewöhnlich, un serem Allen die Zunge. „Ich bitte Sie", sagte er zu seinem Vorgesetzten, indem er ihm die Dose hinhielt, „ich gehöre nicht zu dieser neumodischen Schule, ich kann nicht Französisch. Zu meiner Zeit wußten die Leute nichts davon, daß man den Schnaps abschn ören könne, und sie lebten nach dem Wunsche Gottes. Was ich vom Zwölfer - Jahre gesagt habe, ist die reine Wahrheit; die Koiaken plün derten die Dörfer, man mußte in die Wälder ent laufen. . .* „Ei, Herr Propst, wer spricht hier vom Entlaufen?" unterbrach ihn lachend die Wirthin, um das Gespräch in eine andere Bahn zu lenken. „Ich bin eine Frau, aber ich verstehe nicht. . ." „O, Sir würden, gnädige Frau Gutsherrin, es sehr gut verstehen", erwiderte mit höflichem Lächeln der Herr Propst, „wenn der gnädigen Frau so wie mir von den Kosaken die Haut gebläut worden wäre, ja Sie wären noch schneller davon gelaufen als ich." Die Dame erröthete bis unter die Haarwurzeln; die H.wren preßten die Lippen zusammen, ^um nicht in ein lussrstenprelsor kür Uso k»olo eiovr ^espcdtonso kstitsoilo SO kt. Unter „Lio^ssiuutt" die SO kt. Lrscdelueo: l'Lztivd mit Xuomedme der 8000- und kei«rt»G« Abends für den sollenden lo8«r»t«nLou»t,mv i»a8«Lrt»r Lstxsiz: /«'«-»xtiitekter, Oomoukownitr ds» Drssdosr douro»I>; U»»dorU-U«rU»-Vi«o N.: L »«riw-Viva-MuodLrs- ^rimidor: ». » Nüuev«»: HtuE, Lorlm: Lochtet, Lr»m»il: H. Sro»I»o: tjürl-itu; cd«»>iut»: ». krAollart ». »l: /L ^aeAer'ieds u. D 0'. Uucdl»., OürUt»:/nv-D , 8»o»or«r: <1. ü'cÜEier, k»ri» LsrUo- krooklvrt » M : L On, Vt»o: ^11. IlerLU8^ed«r: liöni^I. Lrpedition des Dresdner dournrcls, Dresden, Zvinxemtriwee lio. SO. ^Mrliod- 1 bOkk. 8tempet-EdI««di°.n. r.inrelne Xumwsro: 1V kl. Uebersicht. Telrgraphische Nachrichten. Zur orientalischen Krage. Laaetgeschichte. (Dresden. Berlin. Königsberg. München. Agram. Paris. Florenz. Madrid.) Ernennungen, Versetzungen rc. i» öffentl. Dienste. Drr-dner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig) vermischtes. Statistik und Bolk-wivthschaft. Eivgesandte». Feuilleton. ruaeskaleuder. Inserate. Börsennachrichten. Telegraphische Witterung-berichte. Inserate. Lur orientalischen /rage. St. Petersburg, 18. September. (Tel.) Nach einer Meldung des „Golos" begicbt sich der Gencral- adjutaut v. Totleben heute nach dem Hauptquartier der Südarmee. — Gestern ist ein neuer Sanitäts- train nach Kischcnew abgcgangen. Bukarest, 15. September. In einem Schreiben, legitimen Einfluß des Senats in Frage stellte, beabsich tigte sie nichts Geringeres, als an die Stelle des noth- wendigen Gleichgewichts der durch die Verfassung errich teten Gewalten den auf einer neuen Vereinbarung bastrenden Despotismus zu setzen. Zaudern war nicht mehr gestattet. Von meinem konstitutionellen Rechte Ge brauch machend, habe ich in Urbereiustimmung mit dem Senat die Deputirtenkammcr aufgelöst. Jetzt ist's an Euch, Eure Meinung zu äußern. Man hat Euch gesagt, daß ich die Republik umstürzen will. Ihr werdet das nicht glauben. Die Verfassung ist meiner Obhut anvertraut, und ich werde derselben Achtung zu verschaffen wissen. Was ich von Euch erwarte, ist die Wahl einer Kammer, welche sich über die Eifersucht der Parteien erhebt und vor Allem sich mit der Sache des Landes beschäftigt. Bei den letzten Wahlen hat man meinen Namen gemißbraucht. Unter Deven, die sich damals meine Freunde nannten, haben viele nicht aufgehört, mich zu bekämpfen. Man spricht heute noch von Ergebenheit gegen meine Person und behauptet, nur meine Minister anzugreifeu. Ihr werdet Euch hierdurch nicht täuschen lassen. Um dasselbe zu vereiteln, wird die Regierung Euch diejenigen Wahlcandidaten bezeichnen, die allein die Berechtigung zum Gebrauche meines Namens haben. Ihr werdet die Bedeutung der Wahlvoten reiflich erwägen. Wahlen, welche meiner Politik günstig sind, werden den regelmäßigen Gang der be stehenden Regierung erleichtern, das Princip der durch die Demagogie untergrabenen Autorität befestigen, sowie die Ordnung und den Frieden sichern. Feindliche Wahlen würden den zwischen den öffentlichen Gewalten bestehenden Eonflict verschärfen, den Gang der Geschäfte hindern und die Agitation fortcrhalten. Frankreich würde inmitten dieser neuen Verwickelungen für Europa ein Gegenstand des Mißtrauens werden. Was mich an betrifft, so würde meine Pflicht wachsen mit den Gefahren. Ich würde nicht gehorchen können den Aufforderungen der Demagogie und würde nicht werden können das Werkzeug des Radicalismus, noch würde ich den Posten verlassen können, auf welchen die Con stitution mich gestellt hat. Ich werde auf demselben bleiben, um mit Unterstützung des Senats die confer- vativen Interessen zu vertheidigen, und die treuen Be amten energisch schützen, welche in einem schwierigen Zeitpunkt durch leere Drohungen sich nicht haben ein schüchtern lassen. Franzosen! Ich erwarte in vollem Vertrauen die Kundgebung Eurer Gefühle. Nach so großen Prü fungen will Frankreich Stabilität, Ordnung und Frie den. Mit Gottes Hilfe werden wir ihm diese Güter sichern. Ihr werdet auf das Wort eines Soldaten hören, der keiner Partei, keiner revolutionären oder retrograden Leidenschaft dient, der nur aus Liebe zum Vaterlande Euer Führer ist. Da- Manifest ist vom Minister de- Innern, de Fourtou, contrafignirt. Da- Decret, betreffend dir am 14. künftigen Monat- vorzunehmende Neuwahl der Deputirtea, wird erst am 22. d. M. publicirt werden. St. Petersburg, Dien-tag, 18. September. (Tel. d. Polit. Corr.) Alle auf Waffenstillstand und Mediation bezüglichen Gerüchte ausländischer Jour- nale sind willkürliche Combinationen. (Auch die „Agence russe" bezeichnet die von verschiedenen Jour nalen gebrachten Gerüchte von Verhandlungen über einen Waffenstillstand oder Frieden als unbegründet.) St. Petersburg, Dien-tag, 18. September, Abend-. (W. T. B.) Ein ofsicielles Telegramm au- Gornn-Studen vom gestrigen Tage meldet: Gestern (Sonntag) inspicirte der Großfürst Niko- lau- die rumänischen Positionen und äußerte sich sehr günstig über dieselben, Die Einschließung und da- Bombardement von Plevna dauern noch fort. Die neuen auf den von Sr. kaiserl. Hoheit bezeichneten Punkten errichteten Batterien fügen dem Feinde beträchtliche Verluste bei. Der Der Herr Propst. (Fortsetzung und Schluß zu Nr. >17.) Einst kam der neue Decan, der noch dir Eigenthüm- lichketten des Alten von Radzymin nicht kannte, zu dem Ablasse gereist, mit dem Wunsche, die Stiftung eines Mäßigkeitsvereins anzuregen. Er meinte, den verwahr losten und armseligen Amtsbruder im Orte nicht erst von seiner Absicht verständigen zu müssen, sondern be stieg nach dem Gottesdienste die Kanzel und ermahnte die Gemeinde in glühenden Worten, dem Schnapsgenusse für immer zu entsagen. Die Leute weinten und schlu gen sich dröhnend auf die Brust, und es schien, als hätte die Rede des Decans ihre Herzen tiefstens er schüttert; der Verein konnte als gesichert gelten, da aber kletterte unser Alter plötzlich auf dir Kanzel. „Kinder," sagte er, „seid nicht gar so bekümmert wegen der Predigt deS hochwürdigen Hern: Decans. Ihr seid keine Säufer, ich kenne Euch besser. Entsagt nicht dem Schnapse, denn Ihr würdet das Gelübde nicht halten und dann noch schlimmer sündigen. Trinkt, Kinder, aber besaust Euch nicht. Für Euch ist ein GlaS und ein zweites eine Stärkung und manchmal auch eine Arznei. Ich selbst entsinne mich au- dem Zwölfer-Jah«, als wir uns mitten im Winter eine ganze Woche in den Wäldern verbargen, da retteten wir uns nur durch Brod und Schnaps vor dem Hun- arr und Frost. Wenn nicht der Schnaps gewesen wäre, so wän eine Menge Bolles umgekommen wie da- liebe Vieh ohne dir heilige Beichte. Also seht Ihr, Kinder, daß der Schnaps dem armen Bäuerlein manchmal zum schallendes Gelächter auszubrcchen; die anwesenden Kir chenlichter thaten, als hätten sie nichts gehört, und der Wirth brachte, um die Pause auszufüllen, die Gesund heit der geehrten Geistlichkeit aus. Die Frau Gutsherrin jedoch konnte lange jenes Gleichniß nicht verwinden. Aber was sollte sie am Ende mit einem Greis von achtzig Jahren machen, der noch dazu Propst war und in der ganzen Gegend sich einer nicht geringen Schätzung erfreute? Sie sann und sann, auf welche Weise sie für das nächste Jahr einer solchen Ungeschicklichkeit des Herrn Propstes vorbeugen könne, und schließlich meinte sie auch wirklich das Mittel gefunden zu haben. Unter dem Vorwande, daß es im Speisesaale zu eng sei, ließ sie im anstoßenden Gemach einen besonderen Tisch richten, bat ihren Bruder und den Alten, an demselben Platz zu nehmen, und ließ sich selbst bei ihnen nieder. Der Alte nahm diese Veränderung uiit gutmüthiger Gelassenheit hin, aß mit gutem Appetit, trank sehr wenig und behauptete bei Tisch die ruhigste Würde. Dir Haus frau sparte nicht mit Aufmerksamkeiten, reichte ihm eigen händig die Speisen hin, band ihm die Serviette, j;ob ihm das Glas voll, bewies ihm kurzum die größte Verehrung. Als das Mahl zu Ende war, verfügten sich die Gäste in die anderen Gemächer, der Alte bedankte sich und nahm Antheil an den Gesprächen der Männer und gab nicht mit einem einzigen Wörtlein zu er kennen, daß ihn die Handlungsweise der Hausfrau ver letzt hätte. Am Sonntag darauf bildete sich, wie gewöhnlich, nach dem Gottesdienste eine Gruppe von Plauderern auf dem Platze vor der Kirche. Man schwatzte über alles Mögliche und erzählte einander die Neuigkeiten der ver flossenen Woche. Auch einige Damen standen beisammen, Telegraphische Nachrichten. Salzburg, Mittwoch, 19. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Reichskanzler Fürst Bis marck ist gestern Abend ^9 Uhr hier eingetroffen, vom Grafen Andraffy am Bahnhofe herzlichst be- grüßt und in da- „Hotel de l'Europe" begleitet worden, wo Beide noch AbeudS mit einander con- ferirtrn. Graf Andraffy reist, soweit bestimmt ist, heute, Kürst Bi-marck morgen ab. Buda-Pest, Dien-tag, 18. September, Abend-, (Tel. d. Boh ) Die Stadt war beute zu Ehren der türkischen Siege illuminirt. Eine große Menge durch zog unter Abfingen patriotischer Lieder die Straßen. Pari-, Mittwoch, 19. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Da- „Journal officiel" publicirt das nachstehende Manifest, welche» der Marschall- Präsident Mac Mahon an da» französische Volk erläßt: Franzosen! Ihr seid tm Begriff, dir Vertreter zur Drputirtrnkammer zu ernennen. Ich beabsichtige keinen Druck auf Eure Wahl, aber ich halte darauf, alle Zwei deutigkeiten zu zerstreuen. Es ist nothwendig, daß Ihr wißt, was ich gethan habe, was ich beabsichtige und was die Folgen der Schritte sein werden, die Ihr selbst thut. Was ich gethan habe, ist Folgendes: Seit vier Jahren habe ich den Frieden erhalten. Das persönliche Vertrauen, mit welchem mich die auswärtigen Souveräne beehren, gestattet mir, unsere Beziehungen mit allen Mächten täglich herzlicher zu gestalten. Im Innern ist die Ruhe keinen Augenblick gestört worden. Dank der einträchtigen Politik, welche mich mit Männern umgab, die vor Allem dem Lande ergeben waren, hat der allgemeine Wohlstand welcher einen Augenblick durch unsere Unglücksfälle zum Stillstand gebracht war, wiederum Aufschwung genommen. Der Nattonalreich- thum hat zugenommen trotz schwerer Bürden. Der Nationalcredit hat sich befestig!. Frankreich, friedlich und vertrauensvoll, sieht gleichzeitig eine seiner würdige Armee auf neuen Grundlagen reconstituirt. Diese gro ßen Resultate waren von Gefahren bedroht Die De putirtenkammcr, welche sich täglich mehr der Leitung der gemäßigten Männer entzog und mehr und mehr durch Parteikämpfe von dem Radicalismus beherrscht wurde, war dahin gekommen, den Theil der Autori tät zu verkennen, welcher mir zukommt und den ich nicht vermindern lassen darf, ohne die Ehre meines Namens vor Euch und vor der Geschichte zu rnga- giren. Indem die Deputirtenkammcr gleichzeitig den welches der „Polit. Corr." von ihrem hiesigen Bericht erstatter zugeht, heißt es: Die Lage wird von Tag zu Tag drückender. Die ungeheuren Verluste, welche die rumänischen Truppen vor Plevna in den jüngsten Ta gen erlitten, haben Schrecken hervorgerufen und das ganze Land in tiefe Trauer gestürzt. Die Spannung läßt sich nicht beschreiben, mit welcher dem schließlichen Ausgange des so blutigen Waffenspieles jenseits der Donau in allen Kreisen rntgegcngesrhen wird. Sogar die gewöhnliche Tagespolitik feiert, und wenn auch die politischen Parteien die versöhnende Hand sich noch im mer nicht gereicht haben, so besitzen sie doch wahren Patriotismus genug, um angesichts der Lage des Lan des der offenen Befehdung zu entsagen. Ja, es ist ein Gebiet, auf welchem alle unsere politischen Parteien heute eng beisammenstehen: das der Opfcrbereitwilltgkett, um die fürs Vaterland kämpfenden Streiter durch Beiträge an Geld, Lebensmitteln und hundert anderen Erforder nissen zu unterstützen; namentlich abcr fließen die Spen den für die Unterstützung der Verwundeten in wahrhaft großartigem Maßstabe. — Die Durchzüge russischer Kerntruppcn durch die Hauptstadt dauern fort. Von jenseits der Donau hinwieder langen täglich Züge mit Verwundeten ein. Das große Brankovanospital hier mußte gestern von allen Kranken des Civilstandes ge räumt werden, um den massenhaft angesazten Trans porten Verwundeter Platz zu machen. — Ueber den Sturm auf Plevna vom 11. September schreibt der Bukarester Korrespondent der Augsburger „Allg. Ztg.": Abermals waren die Russen, trotz der gemachten Erfahrungen, von ihren Sieges hoffnungen verblendet, denn sonst hätte ihr Oberfeld- Herr nicht den 11. September, den Geburtstag des Kaisers Alexander, zu dem Sturm auf Plevna gewählt, um seinem kaiserlichen Herrn und Bruder einen großen, wenn auch blutigen, Erfolg zu Füßen zu legen. Es ist wiederum anders gekommen, als man sich im rus sischen Hauptquartier vorgestellt hat. Zwar ließen es weder die russischen, noch die rumänischen Offiziere und Soldaten an heldenmüthiger Tapferkeit und todesverach tender Selbstaufopferung fehlen; aber die Türken setzten der Tapferkeit Tapferkeit und der Todesverachtung Todesverachtung entgegen, und da sie alle Vortheile der Stellung hatten, so mußten diese Vorthcile zu ihren Gunsten entscheiden. Von einem Sieg auf der einen oder der andern Seite kann bei der letzten Schlacht von Plevna wohl kaum die Rede sein. Es war eine nutz lose Menschcnschlächterci, bei welcher die größte Zahl der Opfer auf der Seite der Angreifer sein mußte, denn mit unerschütterlicher Kaltblütigkeit ließen die Verthcidiger der Schanzen den Feind auf kurze Ent fernungen herankommen und gaben erst dann ihr mör derisches wohlgezieltes Feuer ab, wenn sie sicher waren, daß fast jede Kugel ihr Opfer verlangen werde. Die Russen dagegen bekamen ihren Gegner beinahe nicht zu sehen. Beim Angriff auf die Nedouten bemerkten sie keinen Feind, und es herrschte unheimliche Stille. Man cher tapfere Soldat hat die Türken erst zu sehen bekom men und ihr Allahgcschrei gehört, als er die Kugel bereits im Herzen hatte. Unter solchen Umständen mußten die Verluste der Russen und der Rumänen furchtbar groß sein, und zwar mußte sich derselbe bei den einzelnen Truppcnthcilcn um so größer Herausstellen, je größer ihre Tapferkeit beim Sturm war, je länger sic dem feindlichen Feuer Stano hielten. Das rumä nische 2. Jägcrbataillon und das 10. Dorobantzenregi- mcnt sollen beinahe ganz aufgerieben sein. Im Ganzen soll der Verlust der russisch lumäntschen Armee 4000 Tobte und 5000 Verwundete betragen, zusammen also 9000 Mann, wovon 7000 Mann auf die Russen und 2000 Mann auf die Rumänen entfallen. — In dem Berichte des Corrcspondcntcn des „Nomanul", welcher dem Kampfe beiwohnte, heißt cs u. A: Die Rumänen standen ans der Seite links von Grivica. Alsdann kam das 9. Corps von Krüdener, dann das 4 von Zatow und endlich auf dem äußersten linken Flügel die Generäle Skobelew und Fürst Jmeretinski. Die Türken darunter die lustige Frau Gutsherrin. Der Herr Propst trat zu ihnen, begrüßte Alle mit lächelnder Miene und mischte sich in die Unterhaltung. „Grüß' Gott, geliebter Propst, grüß' Gott! Wie ist das Befinden?" fragte die Frau Gutsherrin. „Ich bin gesund, gnädigste Frau," entgegnete sich verneigend der Alte, „nach einem so glänzenden Ablässe wird man nicht so bald krank." „Der Herr Propst war zufrieden mit dem Ablasse?" „Und wie! Nach so viel Güte und Freigiebigkeit der gnädigen Herrschaft! Aber wozu bedarf es am Ende solchen Ueberflusfis, wozu? Es lohnt sich nicht, so viel Ausgaben zu machen und sich so sehr zu sorgen, um den Leuten zu cssen zu geben und hinterher von ihnen beredet zu werden." „Spricht man den» Etwas, Herr Propst?" fragte sie gespannt. „Bah, es ist nicht wcrth, daß man es laut wieder hole." „Bitte, bitte, sagen Sie es, ich sterbe vor Neugierde. Was sagt man, was?" „Was kann man sagen, ohne Dummheiten zu reden," antwortete der Propst, indem er die Dose im Kreist herumreichte. „Mir ist das Alles einerlei; ich bin ein alter Kerl und hier oder dort, für mich ist Alles gut genug. Aber Andere essen und trinken und dann spitzen sie ihre Zünglein. Glauben Sie miy, gnädigste Frau Gutsherrin, es lohnt sich nicht, für diese Geist lichen so glänzende Ablässe zu bereiten, es lohnt sich nicht." „Lieber Herr Propst, Sie tödten mich. Sagen Sie doch endlich einmal, was man von mir spricht!" „Nun, wenn Sie es durchaus wissen wollen, so werde ich reden. Man sagt, daß die gnä dige Fran — aber das sage, Gott behüte! njM M— 1°-^dd-.do°tA-Le° dLdrllvb: . . 18 Großfürst ist heute nach Gornji-Studen zurück- gekehrt. (Das jetzige Hauptquartier Gornji-<vtudcn liegt unmittelbar südlich von Sistova und ist nicht zu verwechseln mit dem früheren, an der Jantra gelegenen Hauptquartier Gornji-Studen. Vgl. tue Meldung über die Verlegung des kaiserlichen Hauptquartiers nach Si stova in der Rubrik „Zur orientalischen Frage" unter Bukarest.) General Radetzky meldet vom Schipkapaß: Di« Türken unternahmen nach einem fünftägigen Bombardement heute früh um 3 Uhr unversehens einen Sturm gegen das Kort St. Nikolaus und griffen um 5 Uhr Morgens auf der ganzen Linie an. 2009 Mann der kaiserlichen türkischen Garde und dir arabischen Truppentheile nahmen an dem Sturme Theil. Nach einem erbitterten Kampfe von 9 Stunden wurde der Feind mit beträcht lichen Verlusten zurückgeworfen. Die Verluste der Russen find ebenfalls sehr groß und betragen 19 Offiziere, 400 Soldaten verwundet, 100 todt, darunter der Flügeladjurant des Kaiser-, Fürst Metscher-ki. Oberst Liaschelnikow wurde unge fährlich verwundet. Die ersten Angriffe hielt da- Podol-ki'sche Regiment auS. Besonder- zeichneten sich der Kommandeur diese» Regiment», Oberst Duchemin, der Commandeur deö Schitomir schen Regiments, Oberst Tjazelnikow, der Oberstlieute- vant Kürst Chilhow und Major Zendezki au» Bukarest, Dien-tag, 18. September. (Tel. d. Polit. Corr.) Vor Plevna dauert der Artillerie kampf fort. Nebst den fortwährenden Durchmärschen der russischen Kaisergarde ist nunmehr auch die Tote der auü dem polnischen Gouvernement heran- marschirendrn Truppenmacht in Rumänien ein gerückt. Die Fürstin von Rumänien hat befohlen, daß viele der eintreffenden rumänischen Verwundeten in da» im fürstlichen Lustschloffe von Cotroceni errichtete Spital gebracht werden. Der englische Militärbevollmächtigte, Oberst Welle»ley, ist hier eingetroffen. Bukarest, Dien-tag, 18. September. (Tel. d. Pr.) ES herrscht unglaubliche Panique; von russischer Seite wird Alle- verloren gegeben. Die maßgebendsten russischen Persönlichkeiten wollen von einem weitern Kriege nicht» wissen. E» verlautet ganz bestimmt, daß die Höfe von Berlin und Wien zur Vermittelung angerufen werden. Die hiesige Bevölkerung befürchtet eine türkische In vasion und gewaltsame Erecution. Konstantinopel, Dien-tag, 18. September, Abend». (Tcl. d. Dresdn. Journ.) Eine officielle Kundmachung der Regierung erklärt die Nachricht von der Räumung des SchipkapasseS durch die Russen für unbegründet. Die Brigaden Salih PaschaS und Vrssel Pascha- seien, nachdem sie die den Nikolaiberg besetzt haltenden Russen vernichtet hatten, nach üstündiqer Occupation dieser russischen Position an- strategischen Gründen in ihre frühe ren Stellungen zurückarkehrt. Ein Telegramm Suleiman Pascha- meldet: Eine in das Defilö von Boghaz (?) entsendete Re- cognoScirunb-abtheilung hatte ein Gefecht mit einer Abthcilung Russen, welche zurückgeschlagen sein und 200 Mann verloren haben soll.
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