Volltext Seite (XML)
Dresdner Journal. königlich SAehstschev St«<tts<rnzeigrv. VerordnungMatt -er Ministerien und der Ober- und Mittelbe-örden. Nr. 108. > Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat DoengeS in Dresden. < Freitag, 10. Mat 1912. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 16, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr. 4574. Ankündigungen: Die Ispaltige Gnmdzeile oder deren Raum im Änkündignngsteile 30 Pf., di« stspaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 150 Pf. PreiSermäßigg. auf Geschästsanzetgen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Bei der gestrigen Neichstaasersatzstichwahl in Varel- Jever wurde vr. Wiemer (firtschr. Vp.) mit einer Mehr heit von 26W Stimmen gewöhlt. * Die Wahl de- früheren Staatssekretärs Wermnth zum Oberbürgermeister von Vertin ist gesichert. * Der deutsche Botschafter i» London Graf Wolff- Metternich hat seinen Abschied eingereicht und bewilligt erhalten. * Das Hochwasser der Isar erreichte gestern mit 430 em de» höchsten Stand, der je in München gemeßen wurde. In allen Kreisen Südbahern» und der angrenzenden öster- reihischen Kronländer hat da» Hochwasser bedeutende Schaden angerichtet. -I- Das englische Unterhaus hat gesteru die Homernledik mit 372 gegen 271 Stimmen angenommen. * Die Hälfte der Stadt Zapotla» in Mexiko wurde durch ein Erdbeben zerstört, wobei 34 Personen getötet wurden. In Ciudad Guzman wurden 16 Prrsoiten ge tötet und 13 verletzt. Amtlicher Teil. Ministerium des Königlichen Hause». Se. Majestät der König haben dem Mitinhaber der unter der Firma Max Erler bestehenden Pelzwarenhand- lung in Leipzig, Kaufmann Maximilian Johannes Erler, das Prädikat „Hoflieferant Sr. Majestät des Königs" Allergnädigst zu verleihen geruht. Justizministerium. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Amtsrichter vr. Moritz Richard Lichtenberger in Schneeberg vom 1. Juni au zum Landrichter bei dem Landgerichte Chemnitz zu ernennen, auch zu genehmigen, daß von dem gleichen Zeitpunkt ab der Landrichter vr. Georg Bernhard Huth in Chemnitz au das Land gericht Dresden und der Amtsrichter des Amtsgerichts Döbeln vr. Gustav Robert Kurt Hartmann au das Amts gericht Schneeberg versetzt werden. Ministerium de« Kultus und öffentlichen Unterricht». Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Professor am Realgymnasium in Annaberg vr. psti!. Anton Wilhelm Röselmüller anläßlich seines Übertritts in den Ruhestand das Ritterkreuz 1. Klasse des Albrechts- ordens zu verleihen. Auf Grund der von dem Kommissar Gemeinde vorstand Minkos in Einsiedel in Gemäßheit von H 5 und 6 der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 25. Januar 1902, Reichsgesetzblatt Seite 38, abgeschlossenen Liste wird festgestellt, daß 38 Inhaber offener Verkaufsstellen für und 37 gegen die Einführung des allgemeinen Achtuhrladen schlusses in Einsiedel gestimmt haben. Da sonach die nach 8 5 der genannten Bekanntmachung erforderliche Mehrheit von zwei Dritteln nicht erzielt worden ist, ist der seiner zeit gestellte Antrag auf Einführung des Achtnhrladen- schlusses in der Gemeinde Einsiedel (vergl Bekannt- machung der Kreishauptmannschaft vom 20. Januar 1912, Dresdner Journal Nr. 21 vom 26. Januar 1912) ge. fallen. soo» iv Chemnitz, am 3. Mai 1912. 3384 Die Kreishauptmannschaft. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Fm Geschäftsbereiche de» Minifteriums der Kinauze«. Hochbau-Verwaltung. Versetzt: Dr.-Ing Goldhardt, Regierungsbaumcister bei der Bauleitung des Semtnar-NeubaueS in Zwickau, nach Dresden zur Bauleitung für den Hauptstaats archivbau. (Behördliche Belauntmachungen erscheinen auch im Inseratenteil.) Nichtamtlicher Teil. Vom Königlichen Hofe. Dresden, 10. Mai. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg wird heute abend 8 Uhr in der Königl. Technischen Hochschule der von der Dresdner Gesellschaft für neuere Philologie veranstalteten Vorlesung des Mr. L. U. Wilkinson, M. A., über: „Ido Evolution nk tde Nöckern Aovvl" beiwohnen. Deutsches Reich, vom Bundesrat. Berlin, 9. Mai. In der heutigen Sitzung des Bundesrats wurden der Entwurf einer Bekanntmachung, betreffend die Einrichtung von Sammelkarten und die Vernichtung von Quittungskarten, der Entwurf einer Ge bührenordnung für eichamtliche Beglaubigungen und Prüfungen außerhalb des eichpflichtigen Verkehrs, die Be stimmung über die Beschäftigung von Arbeiterinnen und jugendlichen Arbeitern in Walz- und Hammerwerken und der Entwurf eines Postfcheckgesetzes den zuständigen Aus schüssen überwiesen. Zugestimmt wurde der Vorlage be treffend Änderung der Zündwaren-Kontingentiernnas- ordnuug, der Vorlage betreffend Besteuerung der Schenkungen unter Lebenden und der Vorlage betreffend drei an« 29. September 1911 in Berlin unterzeichnete Verträge mit Bulgarien. Der Entwurf einer Bekannt machung über die Höhe der Zinsen, die dem Gemein vermögen bei der Invaliden- . und Hinterbliebenen- Versicherung gutzuschreiben sind rc. und der Entwurf einer Kaiser!. Verordnung über das Inkrafttreten des Gesetzes betreffend die Aufhebung des Hilfskassengesetzes gelangten zur Annahme. Zur Reichstag-ersatzstichwahl im Wahlkreise Barel- Jever. Oldenburg, 9. Mai. In der heutige» Reichstags ersatzstichwahl im 2. Oldenburgischen Wahlkreise Varel- Jever siegte vr.Wiemer (fortschr.Vp.) mit 15 700 Stimmen über Hug (soz), der 13 100 Stimmen erhielt. Rücktritt des Botschafters in London Grafen Wolff-Metternich. Tie „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Der Kaiserl. Botschafter Graf Wolff-Metternich hatte bereits vor Jahresfrist, nachdem er zehn Jahre den verant wortungsvollen Posten in London zum Teil unter schwierigen Umständen verwaltete, seine Absicht aus gesprochen, sich aus dem politischen Leben zurückzuziehen. Verschiedene Gründe veranlaßten den Botschafter, die Ausführung dieser Absicht zu verschieben. Es kam der Besuch Sr. Majestät des Kaisers in London, dann die Krönungsfeierlichkeiten und die politischen Ereignisse der letzten Jahre, die einen Wechsel auf der Londoner Botschaft unerwünscht erscheinen ließen. Nunmehr hat, wie wir hören, der Botschafter semen Abschied eingereicht und bewilligt erhalten. Für die sofortige Wiederbesetzung des Postens ist Vorsorge getroffen. Sobald die Äußerung der englischen Regierung vorl.egt, ob die in Aussicht ge nommene Persönlichkeit ihr genehm ist, wird die Er nennung des Nachfolgers und ihre Veröffentlichung er folgen. Zur AuSschlietzuug des Abg. Borchardt au- der geftrigenTitzuugdespreustischenAbgeordnelenhaufes. Berlin, 9. Mai. Der Abg. Borchardt hat gegen seine Ausschließung aus der gestrigen Sitzung des Abgeordneten hauses schriftlich Einspruch erhoben mit der Begründung, daß die Ausschließung gegen das Strafgesetz verstoße, das durch die Geschäftsordnung nicht aufgehoben werden könne, daß er vorher nicht zur Ordnung gerufen worden sei, daß Abgeordnete anderer Parteien dasselbe getan hätten wie er, und daß schließlich der Präsident überhaupt nicht das Recht habe, einem Abgeordneten vorzuschreiben, von wo er Zwischenrufe machen dürfe. Der Präsident wird dem Hause Vorschlägen, die Abstimmung über den Protest nächsten Montag vornehmen zu lassen. Ausland. Der italienisch türkische Krieg. Rom, 9. Mai. Das in Pari- verbreitete Gerücht, die Italiener hätten Saloniki bombardiert, ist vollkommen unbegründet. Zur Wahlreform in Italien. Rom, 9. Mai. Die Deputiertenkammer setzte heute die Beratung der Wahlresorm fort. Ministerpräsident Giolitti antwortete unter lebhaftester Aufmerksamkeit des Hauses verschiedene» Rednern und hob hervor, die Zu- stimmung, die der Gesetzentwurf weit und breit gesunden habe, zeige die Einstimmigkeit der Ansichten und beweise beredt die Reife des italienischen Volkes für die geplante Reform. Er iväre einst Gegner des allgemeinen «Stimm rechts gewesen, er sei aber stets der Meinung gewesen, daß die Wahlresormfragen auf eine radikale Weise gelüst werden müßten, und habe diese Reform für einen Fundamentalpunkt seines Programms angesehen. Auf die Idee des Gesetzes eingehend bemerkte er, man könne den Arbeitern, die in diesen Tagen bewunderns würdige Beweise ihrer Vaterlandsliebe gäben, indem sie sich heldenhaft schlugen und sich für das Vaterland opferten (Beifall), das Stimmrecht nicht versagen. Er erklärte und verteidigte die Einzelheiten der geplanten Reform und hob hervor, daß es ein großer Schritt sei, die Zahl der Wähler von drei Mill, auf acht Mill, zu erhöhen. Zu der Frage des Frauenstimmrechts bemerkte der Ministerpräsident, er sei kein Gegner des Frauen stimmrechts in gewissen Verwaltungsfrage», aber er halte es für vollkommen verfrüht, sechs Miu. Frauen das politische Stimmrecht zu geben in einen, Augenblick, wo schon die Zahl der männlichen Wähler um 5 Mill, vermehrt werde. Er bekämpfte das Listenwahlsystem und das Proportionalwahlsystem, das es in Italien unmöglich machen würde, in der Kammer eine genügende Majorität zu bilden, welche die Regierung stützen könnte. Das proportionale Wahlsystem sei eine Frage, die des Studiums 4veri, aber zur gesetzmäßigen Lösung noch nicht reis se,. Mr» Frage des Referendums stehe er nicht ablehnend gegen- Wer, aber in eine», so großen Lande, wie Italien, würde das politische Referendum nur schwer zu praktischen und nützlichen Resultaten führen. Wenn die Wählerschaft zu fünf Achteln aus Arbeitern und Bauern zusammengesetzt sei, so würde das Parlament lebhaster die Pflicht fühlen, sich mit Fragen der arbeitenden Klassen zu beschäftige», besonders mit Fragen der Landbevölkerung, und würde auch seine Pflicht darin sehen, mit größter Sorgfalt sich den Fragen des Unterrichts, der Erziehung und der ökonomischen und moralischen Hebung des Proletariats zu widmen. Er bemerkte serner, daß, wenn die liberale Partei auf der Höhe ihrer Ausgabe stände, sie nichts von der Resorm zu fürchten hätte. In» gegenteiligen Falle würde sie ihre Macht der gegnerischen Partei abtreten müssen und das sei dann ihre Schuld. Giolitti schloß, er glaube, der Eintritt einer klerikalen Partei in das politische Leben sei etwas Gutes, doch befürchte er weder den Triumph der klerikalen, noch den der sozialistischen Partei, die übrigens, Ivie sich gezeigt habe, jede Autorität und jede Kraft verliere, sobald sie sich dem Gestthl und dem Interesse des Vaterlandes entgegenstelle. Italien, das in fünfzig Jahren nationalen Lebens seine Einheit so stark befestigt und Fortschritte erzielt habe, welche die Bewun derung der zivilisierten Welt erweckten, und das gegen wärtig einen Beweis bewundernswürdigen Patriotismus und ruhiger Festigkeit abgelegt habe, werde niemals seine großartige Zukunft vernachlässigen, (sehr lebhafter Beifall. Zahlreiche Deputierte beglückwünschten Giolitti.) Tie Generaldebatte wurde darauf geschlossen. Die Homerulebill. London, 9. Mai. Nachdem das Unterhaus sechs Tage lang über die Homerulebill in rnhiger Weise und ohne Erregung verhandelt hatte, ohne daß irgendeine Änderung in der Haltung der Parteien zutage getreten wäre, erreichten die Beratungen heute ihr Ende Nach dem Bonar Law als letzter Redner der Opposition sich noch einmal gegen die Bill gewendet hatte, wurde sie mit 372 gegen 271 Stimmen unter großen, Beifall der Mini steriellen angenommen. von ver englischen Flotte. London, 9. Mai. Bei dem gestrigen Tiner det Zentralverbandes englischer Bankiers erklärte Premier minister Asquith, als er in einer Ansprache ans die gegen wärtigen Flottenmanöver in Weymouth zu sprechen kam: Ich habe soeben als Augenzeuge einem Schauspiel bei gewohnt, das schwerlich in der Weltgeschichte seines gleichen haben dürfte: die gesamte britische Flotte war unter den Augen des Königs versammelt. Während ich rund um die Flotte fuhr und einige dieser großartigen und vollendeten Leistungen moderner Technik besichtigte, konnte ich dennoch den Gedanken nicht unterdrücken, ob nicht eines Tages die Zeit kommen wird — vielleicht er lebe ich sie noch oder doch wenigstens die jüngeren Herren dieses Kreises — wo die für diese Leistungen er- forderlichen Riesensummen für nützlichere, fruchttragende Zwecke ausgewandt werden können und die Welt von dem