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MlsdmfferTageblatl Da« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Weihen, des Amtsgerichts «nd Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Rosse«. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigrnprcis: die 8gespaltcneRaum,eile2v »oldpfennig, die 1 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Wold, psennig, die S gespaltene Sieklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rcchweisungsgebühr 20 Goldpsennig. Bor. geschriebencErscheinung-. tage und Platzvorschriste» werden nach Möglichkeit -VLrNsppechLr: Alltl TötlHSkUff berücksichtigt. Anzeigen annahme bi-norm. Iv Uhr ' - Für die Aichtigkeit der Lurch Fernrus übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radatlanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Kl-gc eingezogen werden mub oder der Auftraggeberin Konkur- gerät. Anzeigen nehmen alle D-rmittlung-stellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »Ps,,'. AllePch,anstauen Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend PoftbolenunLunfercAu-. Uilgcr und Geschäftsstellen —— nehmen zu jeder Zeit B-< Gellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger B-lrteb-stSrungen besteht kein Anspruch aus Lilserung »er Zeitung oder Kürzung des Bezug-preises. — Rücksendung eingesandter Schriftstück« erfolgt nur, wen» Porto beiliegt. Nr. 215. — 85 Jahrgang. T-I«gr «dr: ,Amt,blau« Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2S10 Dienstag, 14. September 1826 Annäherungen. Die österreichischen und jugoslawischen Vertreter benutzten während der Völkerbundtagung in Gens die günstige Gelegenheit, nm die schwebenden Ver handlungen über einen gegenseitigen Vertrag zu been den. Ob cs ein reiner Handelsvertrag ist oder ob dieser zu einem Schiedsgerichtsvertrag erweitert werden soll, da von steht noch nichts fest. Aber es ist wohl anzunchmen, -aß die Entwicklung sich in der letzteren Richtung be wegen dürste. Gleichzeitig hören wir, daß auch die Ver handlungen zwischen Italien und Numänie n sehr weit fortgeschritten sind. Das mag wohl Jugoslawien dazu bewogen haben, neben einem Ausgleich der Gegen sätze mit Griechenland, namentlich in der Salonikisrage, «uch einen solchen mit Österreich zu suchen. Letzten Endes richtet sich der italienisch-rumänische Vertrag, wenn man es auch nicht zugibt, gegen Südslawien, das ja ein gefährlicher Konkurrent Italiens in der Adria ist. Die italienische Haltung gegenüber den slowenischen Minder heiten hat zudem in Belgrad arg verschnupft. Wie groß das Interesse Italiens an Rumänien außerdem ist, er kennt man schon daraus, daß Italien trotz seiner eigenen "ich* rosigen Finanzlage doch für Rumänien Geld c und ihn, dazu noch bcrcüwilligst Kredit für den Ausbau seiner flotte gewährt. Allerdings spielen dabei noch andere Momente mit. Rumänien besitzt Petroleum und die Nebenprodukte daraus, die für die Kriegführung und für das wirtschaftliche Leben so nötig sind. So kann sich Italien in Rumänien den nötigen Anteil daran sichern. Was uns in Deutschland am meisten angeht, ist die Stellung Österreichs zu Jugoslawien, nicht etwa, weil wir eine Annäherung mißbilligen. Dazu haben wir keinen Grund. Haben wir doch trotz des Krieges zu Jugoslawien gar keine Gegensätze. Es sei hier nur an die frühere deutsch-serbische Freundschaft erinnert, die lei der durch den österreichisch-serbischen Gegensatz getrübt wurde. Wenn sich jetzt Österreich und Jugoslawien zu- sammenfinden, so ist es ein Beweis, daß dieser Gegensatz nun endlich geschwunden ist. An Österreich bat der Völkerbund lange herumge- doktert. Es war ein schier aussichtsloses Unterfangen, diese künstliche Staatsform zu einem selbständigen poli tischen und wirtschaftlichen Wesen zu machen. Das hatte nur den einen Vorteil, daß Österreich im Gegensatz zu uns in Ncparationssragen von der Entente nicht zu sehr miß handelt wurde. Österreich bekam einfach einen Vormund, der dafür sorgen mußte, daß die Finanzen, nachdem man dem Lande eine Völkerbundanleihe gegeben hatte, in Ord nung kamen. Das wurde bis zu einem gewissen Grade auch erreicht. Aber die Tatsache selbst hat eigentlich nir gends Befriedigung hervorgerufen, da Österreich weder politisch noch wirtschaftlich auf einen grünen Zweig kom men kann. Mit der Hauptgrund der Sanierungsversuchc war das Verlangen, die Österreicher davon zu überzeugen, daß q» kwr keinen Anschluß an Deutschland brauchten, dabei das System von Zuckerbrot und Zuckerbrot waren die angeblichen Wohl- A-"', die Pettfche die heftigen Reden, die von allen Seiten gegen den Anschluß gehalten wurden. Man denke nur an Mussolini und auch an die verschiedenen An sprachen von Staatsmännern der sogenannten Nachfolge staaten. Auf italienischer Seite hat man aber noch vor etwas anderem Furcht. Das ist das Wiedererstehen eines Gebildes, das dem alten Österreich, wenn auch nicht poli tisch, so doch wirtschaftlich, ähnlich ist. Deshalb dürfte man in Italien für eine österreichisch-jugoslawische Annäherung wenig Verständnis oder Vorliebe haben. Denn wenn jetzt dis Nachfolgestaaten mit Österreich Fühlung suchen, so geschieht das vielfach aus dem Empfinden heraus, daß die b/ksäge eine große Wirtschaftseinheit zerschlagen Nluker'amnKwsder Buntscheckigkcit des in Betracht kommcn- Volkergemrschs Notwendiakeit wap für einen neuen Donauzusammenschluß vermeiden so gibt es nur das eine, man gibt den Deutschöfterreichern den einzig gangbaren Weg frel, das ,st der Anschluß au Deutschland. Man hat durch nichts bisher ein Nachlassen des Anschlußwunsches auf beiden Zeiten erreichen können. Das wird auch in Zukunft nicht geschehen. Es würde der Welt außerdem ein neues verwickeltes Vertragssystem er spart, wie es jetzt im Entstehen begriffen ist. Ore jetzigen Verträge sind nur ein Notbehelf, dessen Undurchführbar keit sich früher oder später doch erweisen muß. Der UeiAsprWclent wieder in SerNn Berlin. Reichspräsident von Hindenburg traf mit dem fahrplanmäßigen Fern-D-Zug aus München in Berlin eins Der Reichspräsident wird sich nur kurze Zeit in Berlin auf halten und sich am Freilag, den 17. d. Mts., nach Bad Mergentheim zu den in der dortigen Gegend stattfindenden Manöver» begeben. Ner öombrnanichlag auf MiMolini. Französischer Protest in Rom. Eine Prophezeiung für Mussolini. Die Rede Mussolinis, die er unmittelbar nach dem mißglückten Attentat vom Balkon seines Arbeitszimmers herab gehalten hat und in der er die Warnung an Frankreich richtete, endlich mit dem Schutz und der Protektion antifaschistischer Bestrebungen auszuhören, hat in Paris starkes Befremden erregt, zumal auch die öffent liche Meinung in Rom die Ausführungen des Duce weiter spinnt. Der französische Geschäftsträger in Rom hat im Auftrage der Pariser Regierung bei Mussolini offi ziell gegen diese Ausführungen Protest eingelegt. Einer Neutermeldung aus Rom zufolge erklärte Mussolini dem Handelssekretär der britischen Botschaft, der sich unmittelbar nach dem Attentat verabschiedete, es sei zwecklos, Anschläge auf sein Leben zu machen, da ihm vorausqesagt worden sei, daß er n i ch t e i n e s g e w a l t- samenTodes st erben würde. Er glaube an Prophe zeiungen und sei daher sicher, daß er eines natürlichen Todes sterben werde. Daher verschwendeten Attentäter ihre Zeit. Wie sich jetzt herausgestcllt hat, heißt der Attentäter nicht Giovannini, sondern Gino Lucetti. Er ist gebürtig aus Avenza in Toscana, aber seit acht Jahren in Frank reich, Marseille, Nizza und Paris, ansässig gewesen, von wo er häufig geheimnisvolle Reisen nach Rom unternahm. Auf der Brust tätowiert trägt der Attentäter die Hauzö- fischen Worte „Vive la mort". (Es lebe der Mord.) In Rom hatte sich Lucetti eine Woche lang ausgehalten, um die Ausführung des Mordplancs genau vorzubcreitcn. In Rom wurde eine Anzahl Anarchisten verhaftet. Der oberste Polizeiches Italiens, Mondada, ist durch den Polizeichef vo« Genua, Bocchini, ersetzt worden, ebenso ist der Polizeidircktor von Rom seiner Stellung enthoben worden. In allen Sätdten Italiens und in den Kolonien sind große Kundgebungen aus Freude darüber erfolgt, daß Mussolini der Gefahr entgangen ist. Alle sozialen Schichten nahmen daran teil. Die Kundgebungen sind ohne jeden Zwischenfall verlaufen. * Zwischenfälle in den Wandelgängen der italienischen Kammer Nom. „Tevere" meldet, daß der Führer der Katholischer Volkspartei, Gronchi, sowie mehrere kommunistische Abge ordnete durch faschistische Abgeordnete aus den Wandelgängen der Kammer h i n a u s g e w o r i e u wurden. AM ZmWÄW in AM Mk MW Zit emstlmde WMNW im WnlMe. London, 13. September. In maßgebenden englischen Kreisen übt man mit Bezug auf angeblich zu erwartenden Rück wirkungen im Rheinlande größte Zurückhaltung und läßt sich sogar f sagen, daß man allen diesen Berichten mit einem ungewissen Ge- z Reue LMrrsammlmg des Völkerklmdes. Die Besprechungen Stresemann—Briand. Die Vollversammlung des Völkerbundes ist für Mitt woch erneut einberusen worden. Aus der Tagesorduung dieser Sitzung steht der Bericht der Kommission für Rats- rcsorm. Wie es heißt, wird am Donnerstag zur Wahl der nichtständigen Ratsmitglicder geschritten werden. Es ist Stresemann, v. Schubert, Chamberlain und Briand nach der Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund. ! fühl gegenübersteht. Man betont, daß die verantwortlichen Per- t jönlichteiten Deutschlands viel zu klug feien, als daß sie kurz ' nach dem Eintritt Deutschlands in den Völkerbund mit Forde rungen in dieser Hinsicht aus den Plan treten würden. Die unver meidlichen Folgen solcher Forderungen würden eine für die allge meine politische Lage störende Reaktion sowohl in England als auch in Frankreich Hervorrufen, da auf beiden Seiten des Kanals solche Forderungen als Drohungen betrachtet würden. Allerdings glaubt man, daß gegenwärtig in Genf Besprechungen über mit den Rückwirkungen zusammenhängende Fragen stattsinden. Aber mwn bezweifelt, daß aus den erwähnten Gründen diese Be sprechungen direkte oder positive Ergebnisse haben werden. Wenn in der Frage von Erleichterungen im Rheinlands angebliche Zu geständnisse im nächsten Monat gemacht werden würden, so wäre es nach englischer Auffassung im Interesse der gesamten poli tischen Situation bester, wenn die Initiative hierzu von englischer oder französischer Seite ausgehen würde. Hinterlegung der Ratifikationsurkunden der Loeurnoverträge Genf, 14. September. Um 11 Uhr vormittags fand im Völlerbundselretariat die feierliche Hinterlegung der Ratifika tionsurkunden der Loccarnoverträge durch die ersten Delegierten der am Locarnoabkommen beteiligten Mächte statt. Deutschland war durch Dr. Sresemann vertreten. Primo üegivera Uber leine TUkünktigs Politik. Berlin, 14. September. Der Korrespondent des Berli ner Tageblattes in Madrid hatte mit Primo de Rivera eine Unterredung, in der der Diktator u. a. erklärte: Die Auflehnung der Artilleristen ist im Auslande maßlos überschätzt worden. Die Schuldigen wird die ganze Hätte des Gesetzes treffen, wenn sie sich auch der Tragweite ihres Schrittes nicht voll bewußt gewesen sind. Die Sicherheit des Staates erfordert, daß diesmal nicht Gnade vor Recht ergeht. Wie ich mir die weitere Gestaltung der Dinge in Spanien Senke? Ich brauche nur aus die Kundgebung hinzu weisen, die ich bei meinem Regierungsantritt vor drei Jahren erließ. Drei Jahre sind keine lange Zeit. Es war ein Ausnahme zustand und es muß Ordnung geschossen werden. Mein Wett ist nicht vollendet. Auf die Frage des Korrespondenten, ob Spanien nur zeitweilig am Völkerbunde desinteressiert sei, erklärte Primo de Rivera: Heute läßt sich das noch nicht sagen. Wir müssen die weitere Entwicklung abwarten. Aber ich möchte klar zum Aus druck bringen, daß Spanien über Deutschlands Aufnahme in Genf lebhafte Genugtuung empfindet und sie als einen wichtigen Schritt auf dem Wege der Befestigung des europäischen Friedens ansieht. Unsere freundschaftlichen Beziehungen zum deutschen Volke werden durch die Genfer Vorgänge sicherlich nicht getrübt werden. Wir wünschen uns besonders eine weitere Ausgestaltung des Handelsverkehrs zwischen den beiden Ländern. nocy mcyi verannt, wetcye Lanoer von ver KomniMon sur die Zuerteilung von nichtständigen Ratssitzen vorgc-^ schlagen werden. . - Viel beachtet werden in Genf die Besprechungen, die in den letzten Tagen zwischen Dr. Stresemann und Briand stattgefunden haben. Wie verlautet, soll im Verlaufe dieser Besprechungen auch über die Frage des besetzten linken Nheinufers verhandelt worden sein. Recht m Noi!" Der 31- Deutsche I u r i st e n t a g. In Köln ist der 31. Deutsche Juristentag eröffnet worden. Der volksparteiliche Abgeordnete Justizrat Dr. Kahl wurde znm dritten Male zum Vorsitzenden des Juristentages ge wählt. Kahl ab dann in seiner Eröffnungsansprache das Ge löbnis ab, daß der Deutsche Juristentag Schildhaltersür Freiheit und Recht sein wolle. j Reichsjustizmiuister Dr. Bell gab auf der Veranstaltung im Auftrage der Ncichsregierung und des Reichskanzlers eine programmatische Erklärung ab, in der er betonte, daß Gesetz- gebung und Rechtsprechung im Volksleben kein Fremdkörper A" . "fic"- Dr. Bell hob weiter hervor, daß die Frage der Gestaltung der parlamentarischen Untersuchunas- nusschusse, der Reform des Aktienrechts und des Strafrechts Juristcntag eine eingehende Erörterung erfahren mußten. Der Redner führte dann weiter aus: Tiefer Schmerz erfüllt alle an der Rechtspflege beteiligten Organe angesichts der Vertrauenskrise, die unsere Rechtspflege bedroht. AuS lebhaften und zum Teil leidenschaftlichen Erörterungen klingt der Ruf: Das Recht in Not! Alle Mann an Bord! — Wen» diese Sorge berechtigt ist, wenn Wunden am Rechtskörpcr zu heilen sind, so liegen hier Aufgaben, an deren Lösung jeder deutsche Jurist sein Bestes setzen soll. Im vaterländischen In teresse gebietet sich aber die beschwörende Mahnung, bei aller