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MMatt U WlsdrH Marandt, Aossen, Siebenteln und die Amgegendm. Amtsblatt für die Agl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Milsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alltanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalbe, Groitzsch, Grumbach, Gruno bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Huhndorf, Kaufbach, Kefselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Losen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Reukirchen, Reutanneberg, Riederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiebewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtsbausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Ml. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jniertionspreis 15 Pfg. pro viergespaltese Lorpuszeile. Dmct und Verlaq von Martin ^'-rqer in WWdrn? VeranrworlNch sür die RedaMon Murn» Brrqer Snjeldü. No 33. Sonnabend, den 2t. März 1M3. «2 ftohrg Weinbau betr Zu Folge Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 13 Juni 1901 werden die Weinbautreibenden des hiesigen Verwaltungsbezirks daraufaufmerksam gemacht, daß nach 8 4 des Gesetzes vom 3. Juli 1883, betrcffrnv die Unterdrückung und Abwehr der Reblauskrankheit, nicht nur die Versendung und die Einführung bewurzelter Reben in einen Weinbaubezirk untersagt, sondern auch das Verbringen sogenannter Blindreben, — zur Anpflanzung neuer Rebenanlagen bestimmter unbewurzelter Reben, — aus denjenigen Fluren, in denen bisher die Reblaus gefunden worden ist, in andere Gegenden bei 150 Mark Strafe für jeden Zuwiderhandlungsfall verboten ist. Meißen, am 17. März 1903. königliche Aintshanptinnnnschnft. v. Schroeter. Hk Bekanntmachung. Die am 1. Januar 1903 in Kraft getretenen neuen Satzungen der land« und forstwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft sür das Königreich Sachsen liegen für die Genossenschaftsmitglieder vom 2«. März bis 5. April 1SV3 während der gewöhnlichen Expeditionsstunden in hiesiger Rathskanzlei zur Einsicht nahme aus. Einzelne Exemplare sind zum Preise von 10 Pf. für das Stück bei dem Vcrtrauensmanne, Herrn Stadtguts- und Ziegeleibesitzer Wätzcl hier, zu beziehen. Wilsdruff, am 19. März 1903. Der Stadtrath. Kahlenberger. Jie MMeWg wider die Wilm. Der Gesammtvorstand des Evangelischen Bundes hat, wie schon der Draht meldete, aus seiner außerordentlichen Sitzung in Halle am 10. und 11. März eine Eingabe an den Bundesrath gerichtet, die noch im letzten Augenblick die höchste gesetzgebende Körperschaft des Reiches beschwört, um des konfessionellen Friedens, um der Sicherheit des Reiches und der Einigkeit des deutschen Volkes willen, den § 2 des Jesuitengesctzes nicht aufzuhcbcu. In den Haupt sätzen dieser Eingabe wird gesagt: Die Ankündigung einer auch bloß theilweiseu Auflad ung des erwähnten Gesetzes hat auf die evangelische Bevölker ung Deutschlands eine tiefe Wirkung ausgeübt. Der erste Eindruck mar ein geradezu niederschmetternder, und die Empfindung, daß der Weg verlassen werden solle, den Kaiser Wilhelm I. vorgezeichnet hat, als er sagte: „Mir liegt die Führung Meines Volkes ob im Kampfe gegen eine Macht, deren Herrschaft sich in keinem Lande der Welt mit dem Frieden und der Wohlfahrt der Völker vertraglich crmieseu Hal", legte sich schwer auf das Herz deutscher Patrioten. Ein Hoher Bundesrath wird aber davon Kenntniß genommen haben, daß diese Stimmung dumpfer Resignation inzwischen überwunden worden ist und einer mächtig anschwellenden, durch ganz Deutschland sich verbreitenden Bewegung Platz gemacht Hal. Weitere Kreise des Volkes sind mit uns der Usber- zengung, daß die Wirkung dcr Aufhebung von 8 2 des genannten Gesetzes sich nicht auf die Aendcrung der recht- liehen Stellung des Jesuitenordens beschränkt. Was sie bedeutet, erklärt sich vielmehr aus der gesammten kirchen- polilischen Lage, aus welcher der Gedanke an jene Aufheb ung hervorgegangen ist. Auch besteht die begründete Be- fürchtung, daß der Beseitigung von Z 2 die des § 1 folgen, und daß die Auslegung des 8 1 unter den veränderten Verhältnissen aufregende Kämpfe Hervorrufen wird. Alle Gründe, die s. Zt. für den Erlaß des Jesuiten- qesetzes maßgebend waren, stehen noch beule unvermindert und ungcschwächt in Geltung, und der Jesuitenorden würde es ablehnen, in irgend einem wesentlichen Punkte seine bekannten Grundsätze geändert zu haben. Im Gegensatz zu der von dem Herrn Reichskanzler vertretenen Auffassung müssen wir bekennen, daß die konfessionellen Verhältnisse innerhalb des Reiches Z^nwärtig aufs Aeußerste gespannte sind. Und nicht konfessioneller Fanatismus aus feiten die Schuld. Ist nicht vielmehr die und Rücksichtslosigkeit des ultra- Händen in >Uen Theilen Deutschlands mit gesteigert/ nahezu zur Unerträglichkeit rM °uf die Zustände im König- rciw ^llveru vurr verweisen auf die in der ?rlna- ^^''lZeiutur und in gelehrten Werken immer kecker be- tnebene Schmähung der Reformatoren des Protestautis- mus, der evangelischen Frömmigkeit und SittUchkest un » Berufung auf päpstliche Enzykliken und Ziund^ Wir verweisen auf die rastlose, alle Stände Berufe und Altersstufen umfassende Vereinsbildung in klerikalem ^n teresse; auf die erstrebte Durchdringung des Verkehrs der Rechtspflege, der Bildung, des Handels und Wandels mit katholisch-konfessionellen Grundsätzen; auf die in immer rascherem Tempo sich vollziehende Vermehrung der Ordens- niedcrlaffungeu in Preußen; auf die Gründung einer ka- tholisch-thcologischeu Fakultät in Straßburg „nach vati kanischem Rezepte" (vergl. das klerikale Sonntagsvlatt „La Vera Roma"); auf das tiefe Verwachsensem des Zentrums mit allen reichsfemdlichen Bestrebungen im Osten, Westcn und Süden Deutschlands; auf die seit Jahrzehnten beobachtete Identifikation katholischer und ; polnischer Interessen. Das alles sind nicht vorübergeh ende ! Bestrebungen. Sie sind in dem Wesen der römisch. , kath olischen Kirche begründet, welche nach ihren Grund- l sätzen mit anderen Kirchen keinen Frieden halten kann; i denn sie bestreitet deren Daseinsberechtigung. Nach diesen Grundsätzen hat auch der „Orden Jesu" gewirkt, seit er ins Leben getreten ist. Der Vorstand des evangelischen Bundes betont zum Schluß seiner gewiß beweiskräftigen Mahnung sehr richtig, daß das evangelische Bewußtsein durch die Rückkehr drr Jesuiten und ihre Wirksamkeit schließlich eine Steigerung erfahren werde, daß aber vom patriotischen Standpunkt aus Millionen katholischer Volksgenossen mit ihm einer Meinung seien. Das bestätigt eine Zuschrift, die wir vom Rhein erhalten und die festgestellt, daß auch in den stockklerikalcn Gegenden des Niederrheins, die dem Ullramontanismus rettungslos verfallen schienen, sich lebhafte Strömungen gegen eine Rückkehr der Jesuiten nach Deutschland be merkbar machen. Versammlungen in Krefeld, Oberhausen und anderen niederrheinischen Städten haben sich unter begeisterter Zustimmung der Tausende von Theilnehmern gegen die Aufhebung des § 2 des Jesuitengesctzes erklär! und treffend heißt es in einer, im Stäbchen Velbert im Regierungsbezirk Düsseldorf, an den Bundesrath be- schlossenen Eingabe: „Durch die Arbeil derAsuiten wird das religös-sittliche Volksleben, di« deutsche Bildung, die freie Wissenschaft geschädigt, das Band, das die Katho liken mit dem deutschen Vaterlande verbindet, gelockert, der konscssionelle Friede und damit die innere Einycit des Reiches untergraben" Politische Rundschau. Vom Kaiserhofe. Der Kaiser, der Tags vorher sich vom Reichskanzler Vortrag halten ließ, wohnte Donners tag Vormittag dem Offiziersreilen der Berliner Kavallerie, regimcntcr bei. Abends war der Monarch Gast des ita lienischen Botschafters. — Kronprinz Wilhelm verbrachte nach einer Meldung aus Kairo die Nacht zum Donnerstag vorzüglich. Sein Appetit ist gut. Die erste Ausfahrt des Prinzen Eitel wurde aufgeschoben, aber lediglich dcr Vorsicht halber. Ein Rückschlag ist nicht etwa eingctrcten. König Georg von Sachsen ist wohlbehalten in Gardonne am Gardasee eingctroffen und lebhaft begrüßt, worden. Deutscher Reichstag. Am Mittwoch wurde die Novelle zur Scemannsvrdnung endgiltig angenommen und dann die Forderung für die Betheiligüng des Reichs an der Weltausstellung in St Louis bewilligt. Staatssekretär Graf Posadowsky erklärte, er werde bemüht sein, von der amerikanischen Regierung Zugeständnisse zum Schutz der deutschen Aussteller zu erlangen. Hierauf erledigte das Haus den Etat für die ostasiatische Expedition, wobei von den geforderten 12V« Million Mk. 3 Million abge- stüchen wurden, trotzdem Staatssekretär v. Richthofen die Herren von der Nothwendigkeit der ganzen Summe zu überzeugen suchte. Deutscher Reichstag. Am Donnerstag stand der Etat des Auswärtigen Amts auf der Tagesordnung, wo bei der Reichskanzler bedeutsame Erklärungen abgab. Graf Bülow erwiderte nämlich auf Anfragen des Abg.v. Hert ling (Ztr.), unser Vorgehen gegen Venezuela sei nothwendig gewesen, wofür ja auch spreche, daß selbst England zu Gewaltnmtelu griff, entgegen den Ueberlieferungen seiner Handelspolitik. Die Versuche, uns bei dieser Gelegenheit mit England und Nordamerika zu verhetzen, seien gescheitert an der Loyalität der beiden Regierungen und an der Ehr lichkeit unserer Politik. U.ffere Forderungen habe Venezuela als berechtigt anerkannt, die erste Rate sei bereits geleistet. Die Kosten der Blockade trägen wir, sie seien aber nur gering. Der Dreibund bestehe unverändert fort. Er richte seine Spitze gegen Niemanden, sondern fülle nur den Frieden soweit gewährleisten, wie oies einer verständigen Polin! möglich sei. Deutschland sei zwar allein stark ge nug, um aller Angriffe sich erwehren zu können, aber wir wüßten das Büudniß doch zu schätzen. Auf keinen Fall oürfe unser Dreibund-Verhättniß v rquickt werden mit Angelegenheiten, für die er nicht ins Leben gerufen wurde, namentlich nicht mit zoll- und handelspolitischen Fragen. (Bravos rechts.) Im Orient die Kastanien aus dem Feuer zu holen, müsse Deutschland sich hüten. Wir hätten dort keine direkten Interessen. Deutschlands Mitwirkung zur Verbesserung der Zustände auf dem Balkan werde indessen niemals fehlen, wie wir überhaupt stets zur Erhaltung des allgemeinen Friedens beitragen würden. (Bravos.) Die Abgg. Hasse (ntl.) und Oertel (kons.) richteten An griffe gegen den deutschen Bevollmächtigten in Washington. Der Reichskanzler fragte Herrn Hasse, ob er von Castro etwa verlangen solle, daß dieser uns einen Sühneprinz sende? (Heitcrkest.) Er gestehe, daß er an dem chinesischen Sühneprinzen genug habe. (Stürm. Heiterkeit.) Wir hätten in Venezuela erreicht, was für uns erreichbar war Der Kanzler nahm sodann Barou Sternburg in Schutz. Herr Hasse habe auch auf Beschimpfungen des Deutschthums in Ungarn verwiesen. Nun, wir könnten uns unserer dortigen Volksgenossen ebensowenig aunehmen, wie der jenigen in den russischen Ostseeprovinzen. Er lege zu viel Gewicht auf unser Verhältniß zu Ungarn, als daß nicht unsere Gemüthsbedürfnisse zurücktreten müßten. Abg. Gradnaucr t.Soz.) bemängelte Deutschlands Vorgehen in Venezuela. Auf die weiteren Ausführungen vertheidigte Staatssekretär v. Richthofen die Ueberwachung und Aus lieferung rassischer Anführer durch Deutschland. Nach Reden dec Abgg. Schrader (frs. Verg.) und Paasche (ntl.) , erfolgte Vertagung. Freitag Fortsetzung. Die „Nords. Allg. Ztg." veröffentlicht einen of fiziösen Artikel gegen die im deutschen Volke entstandene Bewegung wider die geplanteAufhebung des 8 2 des Iesuitengesetzes. Die vom Reichskanzler vielleicht selber inspirirte Kundgebung behauptet, daß diese ganze Beweg ung einen künstlichen Charakter trage, und wendet sich namentlich gegen dieBeschlüffe der am 10. März in Zwickau abgehaltenen Anti-Jesuitenversammlung. Im Uebrigen vertheidigt der Artikel dieKirchenpolitik des Grafen Bulow,