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1AW Mtttvach, »t» 21. «PM Zrankenberger Tageblatt Anzeiger Segründet 184L 68. Jahrgang. f. Frankenberg, dm 15. April 1909. Ler Stadtrat h :t :r meldm. Ebersdorf, am 20. April 1909. Zuwiderhandlungen gegen die Anzeigepflicht werden an dm Anzeigepflichtigen mit Geld strafe bi» zu 150 Mark oder mit entsprechender Hast geahndet. Der Gemeindevorstand. Wilke«-. der cheu :r. 1 e . Ansteckende Krankheiten Herr. . 1 ^rordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 14. Fe- vruar 1908 wird hierdurch darauf hingewiesen, daß gemäß § 3 der Verordnung über die AnzeigepsUcht bei ansteckenden Krankheiten vom 29. April 1905 jeder hier eintretende Er« oder Todesfall au Croup, Diphtherie, Geuickstarre, Scharlach «Ud Typhus, sowie jeder Fall des «erdachte- der Genickstarre und des Typhus, AUN «n Arzt zur Behandlung des Kranken nicht zugezogen worden ist, spätestens binnen 44 «stunden nach erlangter Kenntnis dem unterzeichneten Stadtrate anzuzeigen ist. Anzeigepflichtig sind zunächst der Haushaltungsvorstand, dann jede sonst mit der Be- yanvlung oder Pflege der Erkrankten beschäftigte Person, ferner diejenigen, in dessen Wohnung « r Behausung der Erkrankung»- oder Todesfall sich ereignet hat, und die Leichenfrau. Die Verpflichtung der zuletzt genannten drei Personen tritt erst dann ein, wenn ein früher ge- nannter Verpflichteter nicht vorhanden ist. ^p«1s"viettett^ abend» für den folgenden Tag. Bezug». Lineelnumm!»» monatlich bO H. Trägerlohn extra. — bnden Monats b früherer Monate 10 »oerden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe- von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Ankündigungen sind rechtzeitig auszugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vornuttags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittag» des jeweiligen Ausgabetages. Kür Aufnahme von Anzeige« an bestimmter Stellt kann «ine Garantie nicht übernommen werden. Hsd- b1. Telegramme r Tageblatt Frankenbergsachsen. OeiMder «ma Zäcdiitcbt» Frankenberg, 20. April 1909. Mord i« Krautenberg. * Ein gemeines Verbrechen, wie es hier seit vielen Jahren nicht vorgekommen ist, wurde heute früh hier verübt. Das im CafS Humboldt in Stellung gewesene 21 Jahre alte Mädchen Elfriede Menzel wurde in der neunten Bor mittagsstunde in ihrem Zimmer erschlagen aufgrfunden. Einzelheiten find noch nicht bekannt, die von der Polizei so fort eingeleitete Untersuchung dürfte jedoch bald Aufklärung über dir abscheuliche Tat bringen. Vermutet wird Mord aus Eifersucht. Die Erschlagene stammt aus Bernstadt in Schlesien. Sie wollte heute in gutem Einvernehmen mit Herrn Mulde ihre Stellung hier verlassen, welche die Schwester übernehmen sollte. Wegen ihre» gesitteten soliden Verhaltens und ihres zurückhaltenden Wesens war die auf so traurige Weise aus dem Leben Geschiedene, die etwa ein halbe» Jahr hier tätig war, bei den Gästen — auch den Damen — be liebt und geachtet. Wenn ihr auch die Bedienung der Gäste des gernbesuchten Caf4s oblag, so galt sie doch nicht al» Kellnerin im gewöhnlichen Sinne des Worte», sie wurde viel mehr al» zur Familie des Besitzers gehörend gehalten und be trachtet. Deshalb empfindet man umsomehr Entrüstung über die Tat, und großes Bedauern über das Schicksal de» Mädchens. — In der Stadt herrscht über die ruchlose Tat große Er regung und der Wunsch, des Täters recht bald habhaft zu werden, ist allgemein. — Wir erfuhren noch folgende Einzel heiten: Gegen »/,12 Uhr traf im Automobil die Staats anwaltschaft aus Chemnitz hier ein, um die weitere Er örterung der Angelegenheit in die Hand zu nehmen. Zur Stunde, da wir dies schreiben — gegen 3 Uhr — sind die Erörterungen an Ort und Stelle noch im Gange. Mit dem Mittagszua traf auf telephonisches Ersuchen au» Chemnitz ein Polizeibeamter mit einem Polizeihund zur Verfolgung der Spur hier ein. Leider trat gerade Regenwetter ein, das die Spuren auf der Straße zu verwischen geeignet war. — Die Tat muß mit großer Gewalt mittels eines schweren Hammers oder Beiles ausgeführt worden sein; da Stimmen nicht gehört worden sind, ist anzunrhmen, daß das Mädchen im Schlafe überfallen und getötet worden ist. Als Zeit kommt die Stunde zwischen 7 und 8 Uhr morgens in Betracht. Nach neueren Mitteilungen soll auch das Geld, das die Menzel bei sich hatte, fehlen. ES ist deshalb nicht ausgeschlossen, daß man es mit einem Raubmord zu tun hat, hingegen wird die Annahme, daß ein Mord au» Eifer sucht vorliegt, immer unwahrscheinlicher. Die Getötete unterhielt hier kein Verhältnis, sondern stand im brieflichen Verkehr mit einem Herrn au» ihrer Heimatstadt. Die Nacht noch war sie heiter und guter Dinge, von ihr be kannten Gästen nahm sie, als diese gingen, besonder» Abschied, mit dem Hinzusügen, „wir werden uns wohl nicht wieder sehen, ich reise morgen ab. Dafür kommt aber meine Schwester". Sie wollte nach Hause reisen. Die Vorsehung hat es anders bestimmt. Unter der Faust eines Ruchlosen trat sie die letzte Reise an, die ins Jenseits... Wenn etwas den Schmerz ihrer Eltern und Angehörigen mildern kann, so mag es da» Bewußtsein sein, daß sich die so jäh Ver schiedene mit glücklichen Gedanken an die Heimreise zur Ruhe begab und von dem Angriff des Mordbuben allem Anschein nach gar nichts gemerkt hat. — Der Täter muß über die Einrichtung de» Hauses orientiert gewesen sein, sonst hätte er sich nicht unbemerkt zurecht gesunden. — Bei Schluß des Blattes, V,4 Uhr, wellt, wie wir erfahren, die Staats anwaltschaft immer noch am Tatort. Hoffentlich hat die emsige Tätigkeit bald den gewünschten Erfolg. llm Oer Sultan; stopf. * Jeder Wechsel im Orient kostet Köpfe. So hieß es immer und heißt es, wie die letzten Ereignisse beweisen, auch heute noch. Und dieser Wechsel braucht nicht einmal ein politischer zu sein; um scheinbar ganz unwesentlicher Dinge wjllen, um Angelegenheiten aus dem Alltagsleben ist am goldenen Horn schon viel Blut geflossen. Um nur ein einziges Beispiel zu erwähnen: so kam es bei der Ein- - führung von Dampfschiffen im Interesse eine» beschleunigten Verkehrs zu einer großen Straßenschlacht. Damals fühlten sich die Kaikdschi, die Äootsführer in ihrem Gelderwerb ge kränkt,. erregten einen Aufstand und mußten mit den Waffen bezwungen werden. Und um Geld- oder Macht-Angelegen helten handelt es sich bei jeder Neuerung in Stambul. Die Jungtürten, die heute auf Konstantinopel ziehen, sind keines wegs Jdealleute; sie haben die Günstlingsherrschaft der Krea turen des Sultans beseitigt, denken ihrerseits gar nicht daran, von Wasser und Brot zu leben, sondern wollen genießen. Und die beiden Parteien denken genau dasselbe, nämlich: ein toter Feind kann nicht mehr schaden. So kostet es Köpfe! ES wäre nicht-das erste Mal, daß bei einer solchen Um wälzung der Sultan selbst hätte daran glauben müssen. So groß der Respekt vor der Stellung des Padischah, des Be herrschers aller Gläubigen, ist, so hält die Verehrung vor der Person hiermit doch nicht gleichen Schritt. Wenn der Scheich ul Islam, der höchste geistliche Würdenträger, den Sultan für abgesetzt erklärt, so ist e» mit seiner Autorität vorbei, falls er nicht genügend Macht in die Wagschale werfen kann. Und Verschwörer, die sich vom Monarchen gekränkt meinten, haben auch ohne langes Besinnen zum Dolche ge griffen. Mit dem Dolche, der seidenen Schnür und Gift ist von jeher, in Stambul viel hantiert worden. Alis. den Reihen der auf Konstantinopel anrückenden Sol daten ist schon der Ruf laut geworden: „Wir wollen des Sultans Kopf!" Niemand kann sagen, wa» sich im Laufe der nächsten Wochen und Monate abspielen wird, denn die Neuordnung in der türkischen Hauptstadt wird möglicherweise eine Reihe voll Jahren in Anspruch nehmen; aber der Schrei nach dem Kopfe des Padischah ist schneller auSgestoßen, wie ihm Folge gegeben werden kann. Wenn die Führer der Jungtürken viefleicht auch keinen Anlaß und nicht einmal Lust haben, den Padischah zu schonen, so müssen sie doch an die Folgen dieses Vorganges denken. Was heute dem Sultan geschah, kann mprgen ihnen selbst passieren; und einen neuen Sultan werdcu sie doch wieder haben müssen, der leicht viel energischer auftreten kann, wie der heutige. Ihre Gegner sind es, die zurzeit die Jungtürkrn zur Einigkeit zwingen; haben letzter« erst die Macht einmal sicher in Händen, dann würden sich auch die persönlichen Gegensätze zeigen, denn in diesen unruhigen und aufstrebenden Elementen ist das Gefühl zur Unterordnung nicht leicht. Sie müssen auch mit der Bevölkerung und mit der mächtigen musel männischen Geistlichkeit rechnen, die sich absolut nicht völlig aus der Politik ausschalten lassen werden. Bisher haben dre Jungtürken noch nicht gezeigt, daß sie Staatsmänner sind, befähigt, eine allgemeine Versöhnung herbeizuführen; sie haben nur geherrscht, und eben die Art ihres Herrschens hat zu dem Soldaten-Aufstand von Konstantinopel geführt. Man muß annehmen, daß die weiterblickcnden Leiter der jungtürkischen Bewegung alle diese Tatsachen und Schwieria- keiten erkennen werden und darum auch den Vorteil, der für sie in einer Verständigung mit dem Sultan liegt. Auch dem Sultan kann nur hieran gelegen sein, denn er muß sich sagen, daß eine Partei, die sich eine moderne nennt, auch auf ihr Renommee einige Rücksicht zu nehmen hat. Möglich ist es, daß Schwierigkeiten unüberwindlicher Art sich zeigen können; wahrscheinlich ist öS, daß beide Teile schweigend über da» fortsehen »erden, was geschehen ist. Bekanntmachung für Ebersdorf In Gemäßheit der bestehenden Vorschriften werden alle Personen, welche an hiesigem Orte ihre Einkommensteuerpflicht oder ihre Ergänzungssteuerpflicht zu erfüllen haben, deue« aber bis jetzt die Steuerzettel nicht haben behändigt werden können, hiermit aufgesordert, wegen Mitteilung des Einschätzungsergebnisses sich bei der hiesigen Gemeindebehörde zu adetjH nkb?' >virM fvdg. -er Realschule. Zu der am Anfang be laufenden Schuljahres abgehaltenen Aufnahmeprüfung waren 34 Schüler angemeldet worden. Hiervon wurden 5 in die dritte, 1 in die vierte, 2 in die fünfte uyd 24 in die sechste Klasse ausgenommen. 2 bestanden die Prüfung nicht. Die Anstalt hatte am Anfänge des letzten Schuljahres 131 Schüler; gegenwärtig wir- sie von 138 Schülern besucht. fL. Köntgl. LehrerseMuar^ Msntag, den 19. April, vormittags 10 Uhr fand die Aufnahme der neuen Sextaner und im Anschluß hieran dir Einweisung zweier neuer Lehrer statt. Nach Choralgrscmg und Gebet gab Herr Schulrat Dr. Hözel zunächst «inen Rückblick über die außerordrnttichM Ereignisse de» vergangnen Schuljahr», > wovon nur erwichnt sei, daß die Schülerzahl Ostern 1908 i» Senvvar 192, in der Seminarschule 112 betrug, während sie gegenwärtig auf 187 bez. 113 sttht. Sodann sprach der Herr Redner vor nehmlich zu den neuen Schületn vom Wesen und von der Bedeutung der Ordnung. Wie die Ordnung die notwendige Grundlage allen menschlichen Gemeinschaftsleben» sei, so sei auch da» Zusammenleben iur Seminar ohne sie nicht möglich. Sie müsse in Erscheinung treten im Räum lichen, im Zeitlichen, in den Geldgeschäften, in der äußern Persönlichkeit. Wir sie sich hier al» Mutter einer Reih« von nieder« Tugenden, der Pünktlichkeit, Sparsamkeit, Rein lichkeit und Wohlanständigkttt, zeig«, so würden auch die höhern Tugenden der Wahrhaftigkät, des Gehorsams und des Fleißes, die drei spezifischen Schülettugenden, von ihr getragen und gefördert. Mit dem Wunsche, daß die Schüler die Ordnung in unserm Hause, die einmal auch die Ordnung ihre» Leben» sein solle, allezeit hoch und heilig halten möchten, damit ste ihren Segen fühlten, schloß der Herr Redner sein« väterliche Ermahnung und nahm sodann die feierliche Ver pflichtung der künftigen Sextaner vor. Hierauf hieß er die neuen Lehrer, die Herren Oberlehrer Professor Dr. Simon und Oberlehrer Dr. Wagner, herzlich willkommen, bat um verständnisvolle Mitarbeit an der Förderung der Anstalt und versicherte seine und des Kollegium» herzliche Teilnahme und Mithilfe in allen persönlichen und amtlichen Angelegenheiten. — Am Nachmittag um 3 Uhr fand die Aufnahme der für dir Seminarschule angemeldeten Kinder statt, wobei Herr Seminarlehrer Lohse die Ansprache hielt. f* Theater t« Frankenberg. („Schützenhaus.") Frau Ziegler hat am Donnerstag ihr Benefiz Sie hat das Lust spiel „Der Rabenvater" gewählt und hofft damit auf einen vollen Erfolg in der bekannten doppelten Weise. f DerSächfische Landesverband für staatliche PensioftS- verstcherung -er Privatansestellten, dem über 30 Ver- eiüiguttgen mit rund 8000 Privatbeamten im Königreiche Sachsen angrhören, hält am Sonntag, den 2. Mai, in Dresden seinen Lande»verbandStag ab. Eröffnet wird derselbe durch eine vormittags 11 Uhr im Saale des „Eldorado", Stein straße, stattfindende öffentliche Versammlung, zu welcher Herr Reichstagsabgeordneter Landgerichtsdirektor Dr. Heinze ein Referat über die Denkschrift der Reichsregierung über nommen hat. Eine schärfere Kahrkarteakaatrvlle hat die Staats- bahnverwaltung seit einiger Zeit eingeführt. Die Veranlassung hierzu bildet die namentlich seit Einführung der 4. Klasse an Sonntagen zu beobachtende Gepflogenheit mancher Leute, eine höhere Klasse zu benützen, al» sie der von ihnen gelösten Fahrkarte entspricht. Die verschärfte Kontrolle wird sicher das Ihrige beitragen, um dieser Gepflogenheit zu steuern; mindesten» werden die Passagiere, die mit 6 Mark in Strafe genommen wurden, sür längere Zeit kuriert sein. — Dies dürfte auch bei zwei Liebespaaren der Fall sein, die vor einigen Tagen mit einem Lokalzug von Arnsdorf kamen, der nur bis DreSden-Neustadt verkehrt. Hier kletterten sie also au» einem Wagen 4. Klaffe heraus und setzten ihre Fahrt mit einem anderen Zuge nach DreSden-Hauptbahnhof fort. Wohlgemut setzten ste sich nun in ein Abteil 3. Klasse. Als aber auf dem Bahnhof Wrttinerstraße ein Kontrolleur erschien, -MU für die MM -MWtmnnW Mu, dr; MM -MM und den Kindlrnl zu Imkenüerz i Sa. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Ga. — Druck und Verlag von L- G. Roßberg in Frankerberg i. Sa. Anzeigenpreis: Die 8-gesp. Petitzeile oder deren Raum 1b bei Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil Pro Zeile 40 «s; „Eingesandt" i« Redaktionsteile SK Für schwierigen und tabellarischen Satz Ausschlag, für Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarts. Für Nachweis und Offerten-Annahme werden 2b <) Extragtbühr brrechnqt- gnseraten-Annahme auch durch all«; deutschen Annoncen - Expedition«».