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S7. Jahrgang. F, 2-4. ToimcrStag, 24. vktober 1912. ve««»,.««»titzr MD Sonn- UN» M-Nlaarn nur «inmal» »M M.. durch anamarN», Sam. E-nStt bl.j.bovl. B«« «inmaligrr ^u- sltllun» durch dt« P»It Dt« »«N ENI »IN Dr«»d«i> u. Umg»dunz am I»«« v»r»«r p<> ,«I,«It«n «dind-Uu». »ad«n «rhatt«n dt« »u». «ürüarn B«,t^«r mtt »rr D!or,«n-»lu»»ade msammkn ,u,,I«kll«. Nachdruck nur mit d«ut. Itch«r Vu«Il«n«n»ab« t,Dr«»d. Nachr.-) zu- MI». — Uiuxrlangt» wunulkrtpt« «rd«n nicht au sd« wahrt. Telegramm-Adresse: Nachricht«, TreSden. Femsprecher: 11 » 2«1>S - S«V1. 18SS Druck und Verlag von Liepsch Sc Reichardt in Dresden. I p Uonlkl« ÜN KMMi>ll,It0MrlM»z.iisIii!i!liIorulnus.> ! ^ « - s»»t»m», »o«>» crolcklackarn wr lack» ttanck paaaanck. I I O»r Vortall ,tn»r Qolltta-tar t»t, ckaa» ,i, »iali uatdal bat 1»tiral»na«m Üatirauck ntctitl I »dnutrt. tlmiauack Innarvnld >4 raaan i„t»N»t. Uaparaturan prompt unck <io^ttu6«t ls!s. » d «ruapreatier ll»>2. Antkig«,-rar>s. einnahnr« von Ania»- diaung«n d>v »ochn>. :> Uhr. Sonntanr, niir tUtariknslratz« NN von 11 dlv >/-l Uhr. D>« rinlpallioe d>rnnd,ri>« <ra a Lildk»» :>» Ps, Familien iüachrtchl'N oud Troodcn es PI» dl« ,wrtspaltigr Z«t!« aufT«»IseiIe 7VPs.,di- zwrtspaMge NeNam-- zril« I.L» P! — Ja Nummern na», Sonn - und Hcierlagen dj« «inspatlige Lrundietl« !U> Ps, Familien. Stachrtchlcn aus Dres den dt« «drundzell« »0 Pf. - AuswLrllq« AuflrSge nur gegen Poranrbezahlung. Jedes Lelegblalt tollet lt, Ps. Hauptgeschäftsstelle: Marienstraße:t8/4V. „l^auml<un8t" l)r«»ck»n-k., Vllckcrriaslr»»»« S/7. Oie trlviovivikv ^kt«-IIi«i»>s ini ltrck,r«»c>iar» unck üee Nult, enttiält: Ntttluittl»«! — Antiquitäten — «lln-tg-xenstLiiite. It„ II. u. III. Slockveeä Iiekiintet »lcii etio ^usslellunx von ,ua«I«invu !»Iit>«I„. vr»u«»u»»t»U»,0jrtU. Ir>„«l>»r<l»>»ett«„r. SvKILUvVtS Klappen k»I ktlNL« Soknürs WslLSN Kisman au; 1 « ksrtigt!a xsrsn^lsrL UkUbt-ülSL tzualitäton k. Sölmie vrsscisn kei'lüMijiti'.IZ. 8eleiilliNliiz!^reil!iüiille :: kür jaäo l,lelrlttrl. :: . ^akertigiing kunstgsvusrdiieker Seleuoiitunxs-Nörper. ürössts Luiivvulil. Vielo ligksroa^ea. Julius SetiSciüeti, -der» Ss« IS. ^ s»-«»»»k,ret:lis«» »ZciS. VNkliVLrkv enr^sHg kiimgli! liocli Milse »lsülisllsil ln ilsiiltcliSü ii. öügl. l' u llovao üpkf MsiMr. 20. «Lt vu. tltiiig rillt» stsie, siirreMtsiilücli dllliji» ?i>elr». «- »- nkssk nLil!., ALrrr srtigo ^sser7. Mutmaßliche Witternna: Aufheitcrnd, etwas kälter, kein erheblicher Niederschlag. Die ^ w t s ch e n dep u t a t i o n d e r E r st e ii H a »n », e r hat gestern die Beratung des Gesetzentwurfs über die Be. ,irksverbände beendigt: der Bericht empfiehlt die Ab- lehnu» g des ganzen Gesetzentwurfs. Die B e r k e h r Se i » n a l, m c n der sächsischen S t a at S e i s e n b a h n c » im dritten Bterteljahr 1V12 sind, wen» auch nicht erheblich, abermals gestiegen. ,sn Gegenwart des Kaisers wurden in Dahlem die K a i s c r . W i l h c l m - H n st i t n l e silr Chemie, plni- sikalische ChemiiHnnd Elektrotechnik feierlich cingcweiht. Der italienische Ministcr des Auswärtigen wird den Besuch des Staatssekretärs v. kiderlen- Äiächtcr in nächster ^jeit in Berlin erwidern. Eine Konferenz -er preußischen Hand, werks kämm ern beriet den Entwurf eines Hand werk c r p r o g r a m m s. Die Ausschreitungen in den Berliner Markthallen beim Bcrkanf des ersten russischen Fleisches nahmen große Ausdehnung an. Der Präsident der ständigen Kommission der Z oll- werte in Frankreich fuhrt die Tcucrnng in Frank reich auf das Bestreben nach Wohlleben zurück. Die Bulgaren wurden von den Türken aus der Linie kirkkilissc-Adrianopcl nach schweren Kämpfen zu rück g c s ch l a g e n ; die Bulgaren sollen gllv» Tote ge habt haben. Bon bulgarischer Leite werden diese Erfolge bestritten. Auch haben die Bulgaren ihre Stellungen be hauptet. Die Griechen und Serben bereiten, einer eng lischen Meldung zufolge, einen gemeinsamen Angriff aus Saloniki vor. Der Krieg auf öem Balkan. Re Möchte und der Status««» aus dem Balkan. Der „Statujiquo". was soviel heißt als die Ausrecht erhaltung des bestehenden Zustandes, ist einer der am meisten gebranchteu Ausdrücke des diplomatischen Sprach schatzes, der insbesondere bei jeder näheren und entfern teren Behandlung der orientalischen Frage von jeher in Hebung gewesen ist. Dabei ist das Merkwürdigste an diesem diplomatischen Begriffe, daß in der politischen Praxis immer genau das Gegenteil seiner Bedeutung einzntreten pflegt, nämlich je mehr vom Statnsguo geredet und ge- schrieben wird, je mehr Noten darüber unter den Mächten gewechselt werden, je lebhafter man die Befolgung dieses Grundsatzes beteuert, desto sicherer geht er in die Brüche. Die Erfahrungen, welche die Türkei im Laufe der Zeit mit ihrem europäischen Landbesitze gemacht hat. biete» für die Richtigkeit dieser Behauptung ein schlagendes Beispiel. Man vergleiche einmal den Besitzstand der Türkei, wie er vor hundert Jahren war, und wie er sich jetzt gestaltet hat. Eine Amputation nach der anderen wurde an der Türkei vollzogen: erst bröckelte Griechenland ab, demnächst kamen Serbien und die zu Rumänien geschlagene Dobrutscha an die Reihe, schließlich machte auch Bulgarien sich unabhängig und vollzog seine Bereinigung mit Ostrumelien, der Ab tretung Bosniens und der Herzegowina nicht zu vergesse». Und alle diese schwerwiegenden Gebietsverlnstc der Pforte gingen vor sich unter den fortwährenden Beteuerungen der in Stambul beglaubigten Großmächte, daß nun aber auch ganz gewiß das allerletztcmal an der Türkei etwas abgeknappst worden sei, und daß in Zukunft der „Ltatus- quo" einer „unbedingten" Gewährleistung durch das inter nationale Konzert sicher sein dürfte. Hiernach begreift es sich, daß die in der jetzigen Krise wieder wie üblich erlassene Erklärung der Mächte, sie würden auch im Falle des Sieges der Balkanstaaten keiner lei Veränderung des Statnsguo dulden, überall nur spöttischem Achselzucken begegnet. Wer eö hört, kräuselt die Lippen zu zwciselSvollem Lächeln und fragt, wie denn die Mächte sich eigentlich das internationale Zwangsver fahren vorstellen, das in solchem Falle gegen die Balkan staaten ohne Krage angewandt werden müßte, weil diese selbstverständlich aus freien Stücke» ihre Beute nicht wieder fahren lassen würden. Bloße Noten aber tun es bet den Balkanmächten schon lange nicht mehr. Bulgarien, Serbien, Montenegro nnd Griechenland wissen recht gut, daß die Großmächte infolge ihrer gegensätzlichen Bündniö- politik und ihrer sich kreuzenden orientalischen Fntercsscn zur Hilflosigkeit nnd Ohnmacht verurteilt sind, soweit eine gemeinsame europäische Aktion in Betracht kommt. Deshalb haben auch die platonischen FriedcnSnotcn der Kabinette gar keinen Eindruck gemacht, und die von den verbündeten Balkanstaatcn entzündete Kriegsfälle! zeigt den Großmächten, daß sic als orientalische Schtcksalsivachtcr fortan auSgcschaltet sein sollen, und daß die Nationalitäten -cs BalkanvterbundeS künftig allein über das. was sie K» tun nnd zu lassen haben, bestimmen und entscheiden wollen. Je schärfer und klarer sich der Wille der Balkanklein staaten zur Selbständigkeit und zur Ablehnung der grotz- mächtlichen Vormundschaft aus der gegenwärtigen Lage als treibendes Moment hcraushcbt, desto dringender wird auch für die weitere Entwicklung der Dinge die Frage nach dem Verhältnis der Großmächte zueinander, weil iu ebendem Matze, wie die Möglichkeit des „Kort- wnrstelns" nach der bisherigen „StatnSauo"-Methvde in der hohen Politik abnimmt, auch die verschiedenartigen Svndepinteressc» der einzelnen europäischen Staaten gegenüber dem nahön Osten sich stärker als bisher zur Geltung bringen müssen. England hat wegen der zahl reichen mohammedanischen Untertanen seines Weltreiches ein erhebliches Interesse daran, daß die Türkei nicht zur Verzweiflung getrieben wird und der Khalif sich in höch ster Not veranlaßt sicht, die Fahne des heiligen Krieges gegen alle Nichtbekcnncr des Islams zn entsalten: auch braucht cs den Fortbestand des türkischen Pufferstaates zwischen seinen und den russischen Besitzungen in Asien. Frankreich hat nicht bloß in Rußland, sondern auch ans dem Balkan nach Millionen zählende Werte angelegt, die durchaus nicht so sicher fundiert sind, wie sich die deutschen Kapitalanlagen im Orient dessen rühmen dürfen. Die Franzosen sind daher gegen alle Sturmzeichen im Orient sehr empfindlich und haben das auch jetzt wiederum durch wiederholte schwere Paniken an der Pariser Börse be wiesen. So ist es zu erklären, daß Frankreich beim Aus bruch der gegenwärtigen orientalischen Krise in so aus fälliger loyaler Weise mit den deutschen Friedensbestrebun- gcn Hand in Hand ging, und daß England als erste Macht die Neutralitätserklärung vollzogen hat. Da nun auch Deutschland und Oesterreich bekanntermaßen keinerlei Interesse an einer Aufteilung der Türkei haben, sondern sich nach wie vor über die tunlichste Wahrung des viclberufcncn Statnsguo einig sind, so gäbe die internatio nale Lage zurzeit keinen Anlaß zu besonderen Besorg nissen, wenn nicht die Haltung Rußlands zum min desten unklar wäre. Das offizielle Rußland bemüht sich zwar heute noch, ein korrektes und loyales Ansehen zn wahren, aber inzwischen scheint die panslawistische Strömung, die auch 1877 den Zaren wider seinen Willen zum Kriege gegen die Türket zwang, ständig zu wachsen, und sogar die bisher englandsreundlichsten Kreise ergehen sich in Schmähungen gegen das „pcrstde" Albion, weil cs bei der Unterstützung des pan- slawistischcn Türkcnhasses nicht mutnn will. Die alte russische Begeisterung für den Zug ngch Kvnstanltnvpcl, für das Testament Peters des Großen, für die Befreiung der „slawischen Brüder" ist wieder erwacht, und La über dies die neue Ncichsduma das reine „Pvpeiiparlamcnt" werden dü«itc, wegen der ganz außergewöhnlichen Zahl von Geistlichen, die, nach dem bisherigen Wahlverläufe zn urteilen, drin sitzen werden, io ist auch von dieser Seite her eine nachdrückliche Propaganda für die religiös-poli tischen Ideale, die den Panslawismus dem Orient gegen über beseelen, zu gewärtige«. Daun aber wächst auch die Gefahr eines Zusammenstoßes Rußlands mit Oesterreich ins Ungeheure Die österreichisch-ungarische Monarchie braucht den europäischen Orient für ihre wirtschaftliche Ausdehnung »«umgänglich nnd kann sich die große, direkte, durch den Sandschak Nowibasar führende Handelsstraße »ach dem Acgüischen Meere zum Hafenplatzc Saloniki weder von den Balkanklelnstaate» mit russischer Unter stützung, noch von Rußland selbst versperren lassen. In dem Bcrhältnts Oesterreich-Ungarns nnd Rußlands zur Balkankrisis und zuein ander ist denn auch in der Tat der springende Punkt der Lage zn erblicken, vvn dem es abhängt, ob der Balkankrieg in einen europäische» Krieg übergehen wird oder nicht. Tte eigentliche Kriegsgefahr für Europa geht diesmal nicht vv„ England oder Frankreich, sondern von dem russischen Panslawismus aus, der die nationalen Leidenschaften auss äußerste anstachell»nnd bereits an der Arbeit ist, die Schuld an einem etwaigen Bruche LeS euro päischen Friedens, die ausschließlich ihm selbst zur Last fallen würde, vorweg auf Oesterreich abzuwälzen. Gegen eine derartige, durch nichts begründete Berdächtigung muß auch von deutscher Seite nachdrücklich Front gemacht wer den. Oesterreichs langjährige Friedenspolitik ans dem Balkan ist vor dem Verdachte leichtfertiger Krlegstreibc- reien durch ihre nnansgcsctzt bewiesene Loyalität geschützt, und wir dürfen sicher sein, daß die Donaumonarchie nicht eher n den Waffen greift, als bis ihr das Messer an die Kehle gesetzt wird, bis cs sich »m die Bertcidlgung ihres wirtschaftlichen Lcbensinteresses auf dem Balkan handelt. Dann aber wird auch Deutschland nicht umhin können, an die Seite Oesterreichs zu treten, weil unsere wirtschaft liche Zulnuft im nahen Osten uns ebenfalls auf den Weg über Saloniki nach Kleinasie» verweist. Vom türkisch-bulgarische» Kriegsschauplatz Ter Präsident der Sobranje. Da new, der im Haupt-, quartier als Vertreter der Regierung an der Seite des Königs den Krieg mitmacht, sagte dem Berichterstatter des „Lok.-Anz.": „Wir wissen ganz genau, daß alle Ge fechte bis jetzt nur eine Einleitung zu der entscheidenden Schlacht gewesen sind. Wir unter schätzen den Feind nicht; aber eins kann ich ruhig sage», der Geist, der die Truppen beherrscht, überrascht selbst mich als Bulgaren. Bvn allen Seiten hört man, daß die Trup pen im Fcnerkampfe nicht zn halten sind: sie wollen vom Schießen nichts wissen, sondern sangen immer gleich mit den- Bajonetten an, und das sind nicht etwa junge Leute, sonder» reife Männer, die vor zehn Jahren gedient und Frau und Kind zu Hanse haben. Ich erzähle das nicht, um mit der Bravour unserer Soldaten zu prahlen, sondern beinahe, um zn tadeln: denn cs kommen häufig Kricgo- crfolgc der Bajonettangriffe vor, die schwere Opfer for dern." Während dieser Worte trat in das Zimmer ei» junger Soldat ein. ein einfacher Kavallerist. »Das ist mein Sohn," sagte der Präsident der Sobranje. »Er studiert Iura in Leipzig und dient als einfacher Sol dat. Er ist erst 18 Jahre alt und wäre erst mit t-'O Jahren gcstelliingspMchtig: aber er hielt es nicht mehr aus. Ich hätte ihn viel lieber in der Kanzlei, damit er mir beim Ebissrieren der Depeschen helfe, aber er verweigert dem Vater den Dienst, um dem Könige zu dienen." Weitere Kämpfe bei Kirkkilissc. Nach einer um Mitternacht in Stambul Leim Kriegs- Ministerium ciiigctroffencn amtlichen Nachricht kam es am Dienstag zu einem großen andauernden Gefecht zwischen Bulgaren und Türken an der Linie K i r k k i l i s s c — A d r i a n o p e l. Die Bulgaren wurden z u r ü ckq e sch l ag c n. Sic sollen etwa MM Tote ans dem Schlachtfeld«: zuriickgelasseu haben. Nach wetteren amilichcn Meldungen haben die Bulgaren bei Kirkkilissc bisher MiM Mann verloren. Sie ziehen sich über die Grenze zurück. Die Türken folgen langsam nach. Auch östlich der Tundse, eines linken Nebenflusses tz.ee Maritza, nördlich Adrianovcl, stießen die Türken auf eine große bulgarische Heeressäule, mit der sich eine reguläre Schlacht entwickelte, llcberall wurden die Feinde unter starken Verlusten znrückgedrängl. Tic Schlacht geht ans der ganzen Linie vor sich. Türkische Truppen sollen Di» mal c von den Bul garen zur ü ckerobcrt haben. Die letzten Nachrichten ans dem Süden besagen: Vor Adrianopcl haben die Vulgaren sich 7 Kilometer vor Adrianopcl in den Weinbergen verschmilzt. Die Rhodvpc - Ar m e c. die die Stadt Kirdschalt ge nommen hat, hat sich im Aröatalc vormarschiercnd mit dem rechten Flügel der Adrianopeler Armee vereinigt. Zur Verteidigung der Mecrcsufcr wird eine Reserve armee vvn 2V VM Mann gebildet.