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Nr. 50. «eipziG. r»»li». Prtt» »UMtttd'Nch r«i„»s. Deutsche Agemeiue Zeitung. »Wahrheit »id Recht, Freiheit md Ersetz!» 28. Aetr»« IN-. Fnscrrt» «» die t» «ech»i, M »-»d«. Z»st » tzk PK »t» »o W» -»»« », Ps. Rachado»«e«eNt- ftir de» Monat März werde« von ave« Postämter« de» Deutsche« Reiche- md der Oesterreichisch-U«aarifche« Monarchie sowie . pr Sechzig von der Expedition der Deutschen Allaeweinev Zeitung in Lechzt, (Querstraße Nr. 2S) zu« Preise von 2 Mark 50 Pf. angenouunea. von auswärts können Nachabonnement» für diese Zeit aach direkt bei der Expedition erfolge» zu« Preise von 3 Mark und ist dieser Betrag fnmco einzo schicken, woraus die Zusendung jeder Rammer unter frankirkem Srenzband geschieht. Angesicht- der in diesen Mooat fallenden Berhandlauges de- Dentschea Reichstages wird zu zahlreicher Betheiligung au diesem Nachabauue- wem ansgefordert. Telegraphische Depesche«. *Serti«, 26. Febr. Sr. Maj. gedeckte Corvette Bismarck, 16 Geschützes Commaydant Corvetten- kapitän Dtinhard, ist am 24. Febr. in Valparaiso emgetrostm. * Löt«, 26. Kehr, morgen«. Die englisch« Post vom 25. Febr. früh (planmäßig in VervirrS um 8 Uhr 21 Min. abend«) ist auSgeblieben. Grund: wegen verspäteten Eintreffen« de« Schiffe« in Ostende An schluß an BervierS-Düsieldorf verfehlt. * München, 26. Febr. Da« Collegium der hie- figeu Gemeindebevollmächtigjen hat in seiner heutigen Sitzung den Erlaß einer an den Reichstag zu übermittelnden, gegen Vieh- und Getreidezölle ge richteten Resolution mit 27 gegen 22 Stimmen ab- gelehnt.. , - > . . . ' *Sern, 2b. Fehr. InStabio, Canton Tessin, hat ei» neuer blutiger Aus«mmenstoß zwischen Ultra- niootanen und Liberalen fiattgesuuden. Ein Liberaler ist tödlich, zwei sind schwer verwundet. * Madrid, 25. Febr. Zwischen Spanfen und Marokko ist von jetzt ab eine tägliche Postver- Lillpupghergesteot. »Lopeuhage», 26.Febr. Zufolge neuerlichen sehr heftigen Schneegestöber« ist in ganz Dänemark der Eisenbahnbetrieb eingestellt, die Ankunft von Posten ist heute nicht zu erwarten. Der EiStrans- M zwischen Seeland und Falster ist ebenfalls ein- k Peter» bürg, 26. Febr. Der «RegierungSbot«» veröffentlicht den Wortlaut de« ratrsicirten russisch- türkisch^ des Innern verfügte, dem Golo« «egen Berbreuung falscher und übertriebener Pestnachrichten den Straßen- rerlauf zu entziehen. (Wiederholt.) * Petersburg, 26. Febr,, abend« 6 Uhr. Da« auch von dem hiesigen «Herold» reproducirte Börsen gerücht, der Finanzminister Greigh habe seine Entlassung gegeben und der Präsident de« dritten Departement« de« ReichSrathe«, Abaza, sei al« sein Nachfolger designirt, ist durchaus unbegründet. Un richtig ist ebenso die Behauptung von dein Scheitern einer ausländischen Anleihe, da eS sich augenblicklich überhaupt um einen solchen Abschluß nicht handelt. * Petersburg, 26. Febr. abends. Der «Regie- rungsbote» veröffentlicht in einem Extrablatt folgende Mittheisung: Sestern früh erschien in der unter dem Professor Botkin sichenden therapeutischen Abteilung der Michailow'scheu Klinik der Bauer Prokowjew mit einem leichten Anfall der Krankheit, welche im Jähre 1877 in Astrachan durch Professor Deppuer beobachtet wurde. Bei dem Patienten »ar eine« Tage« ein krankhafter Zustand tingetreten. Am darauffolgenden Tage hatte sich in der linken Achselhöhle »ine Beule gebildet, welche am 22. Febr. aufbrach. Am 24. Febr. bildete sich in der rechten Achselhöhle eine Beule. Am 25. Febr. trat ein ziemlich bedeutender Fieberzustand «in bei hoher Temperatur, die Haut bedeckte sich mit einem Aa«schlag. Professor Botkin hält die« für einen leichten Fall der astrachayschen Krankheit. Dir therapeutische Ab- theiluug, in welcher sich der Kranke befindet, ist streng iso« lirt worden, zur Beobachtung de« Krank« Pud daselbst «in Arztzwei Studenten und zwei KraM»»ä«rr delafsen werden. Die Sachen de« Kranken wurden sämmtlich ver brannt. Die 48 Personen, mit welchen Prokowjew zusam men gewohnt hat, sind in ein besonder« tonstruirte« Ob- servation-loral außerhalb Petersburg übergeführt worden, ebenso die Sachen derselben, letztere, um daselbst de«inficirt oder nvthigeNfall« verbrannt zu werden. Diese« Local soll auf 42 Tage isolirt bleiben. Der Theil de« Hause», in welchem Prokowjew gedient hat, soll deaioficirt werden. Zu diesem Zwecke werden alle Bewohner in eine größere ge räumige Wohnung übrrgeführt. lieber den Zustand Pro kowjew'« wird fortan täglich ossicirll berichtet werden. * Wir«, 25. Febr. Der Politischen Correspondeuz wird au« Konstantinopel vom 25. Febr. gemeldet, der französische Botschafter habe gestern dem Großvezir auf« neue dringende Vorstellungen wegen der in den Verhandlungen mit Griechenland eingetre- teneu Stockung gemacht. (Wiederholt.) * kvten, 26. Febr. abend«. Die Politische Corre- fpondenz theilt mit: „Um die Feierlichkeit der Eröffnung der ersten bulgarischen Nationalversammlung zu erhöhen, wurden auch die Vertreter der Mächte hierzu ringeladen. Dieselben sollten ein Protokoll über die frierlich« Eröffnungssitzung mit upterjertigen. Der HMSWchMK^stheO««r»EWMtk'jedv seine Unterschrift dem fraglichen' Protokoll entziehen zu sollen, weil dasselbe in russischer, ihm nicht ver ständlicher Sprache abgefaßt war. Derselbe stellte jedoch seine Unterzeichnung für den Moment in Aus sicht, in welchem ihm eine authentische Uebersetzung des Protokoll« vorliegen wird." * Wien, 26. Febr. abend«. Meldung der Politi schen Correspondenz au« Adriauopel: „Infolge der gegen die Bulgaren wegen -des Attentats auf den griechischen Metropoliten eingekeiteten Un tersuchung und infolge des Andrange« von bulgarischen Auswanderern, welche Rumelien wegen der Räumung durch die Russen verlaffen, herrscht hier große Auf regung. Die russische Militärbehörde hat daher ent sprechende Vorsichtsmaßregeln getroffen. Seit acht Ta gen sind über 40000 Bulgaren aus Rumelien nach Adrianopel gekommen. Die russische Behörde und Reouf-Pascha ergriffen Maßregeln, um dieselben zu beschäftigen. Biele Auswanderer verlangen Terrain zur Ansiedelung in Ostrumelien. Bi« gestern verlie ßen 6000V Ruffen Rumelien." * Konstantinopel, 26. Febr. Wie e« heißt, Ware dem General Tschrrnajew vom Kaiser von Ruß- ' land der Befehl zugegangen, nach Rußland zurückzu kehren. * Konstantinopel, 26. Febr. Die von der Pforte vorgeschlageneu Modifikationen der griechische» - Grenze smd von-den Botschaftern der Mächte al« unzureichend befunden ^a>«cheu, med hat die Pforte deshalb den Commiffaren in Prrvefa «ader- weiter Modifikationen der Grenze Instructionen zu- kommen lassen. * Kairo, 25. Febr. Prinz H asfau-Pascha, der Sohn des Khedive, hat dem diplomatischen Agenten Englands, Vivian, und dem Finqnzminister River- Wilson Besuche abgrstattet und denselben da« Be- - dauern de» Khedive über die Vorgänge vom 18. Febr. ausgedrückt. Die ausgewiesesen Abgeordneten und die Rechte des Reichstages. Die hochofficiöse Provinzial-Correspondrnz enthält unter dieser Ueberschrift folgenden Artikel: „Die ReichStagSsession hat mit einer lebhaft er regten Verhandlung begonnen: vor jeder andern Frage kam der Antrag de« berliner Staat-auwalt« in Be- > treff der bilden socialdemokratische» AbgeortzurwLzur : BerathnnA welche uM-chtet-der-gHba fie vechLsAM-- Ausweisung infolge der Einberufung des Reichstage« ohne weiteres wieder in Berlin eingetroffen waren und über deren strafrechtliche Verfolgung der Reichstag Be schluß zu fassen hatte. . Die Erörterung der Angelegenheit in der liberale» Presse hatte von vornherein den Charakter einer ge- , wissen Gereiztheit an sich getragen, welche sich theil- weise auch auf den Reichstag übertrug und vor allem auf der Auffassung beruhte, daß mit der Anregung . der Frage feiten« der Negierung eine Verletzung de« ' Reichstages selbst, eine Antastung der verfassungs mäßigen Rechte desselben beabsichtigt gewesen sei. Eine solche Absicht hat der Regierung bei ihre« Vorgehen unbedingt fern gelegen; die betheiligten Be hörden haben vielmehr, indem sie die in Rede, stehende Frage dem Reichstage unterbreiteten, lediglich eine au« Berliner Briefe. O Serbin, im Februar. Obgleich wir Berliner eigentlich schon seit Monaten in dem kleinen Belage rungszustände leben und der Revolver sich nur gegen einen wohlerworbenen Waffenschein an« Tageslicht wagen darf, obgleich die Zeiten noch immer spott schlecht sind und erst dann besser werden dürften, wenn die an ihrem Webstuhl schaffenden Männer ein Einsehen für ihre Schäden haben «erden, pulsirt dennoch da« Leben der winterlichen baute saison vom alten Stammschloss« der HohenzoÜern herab bi« in den kleinsten Winkl der freudebedürftigen Menschheit mit voller Kraft und Frische. Die in jedem Januar mit arithmetischer Pünktlichkeit wiederkehrenden Fest lichkeiten bei Hofe, bei den Botschaftern, bei den an gesehensten Familien der Aristokratie und der baut« tinanv« sehen sich freilich einander so täuschend ähn lich, daß die Bericht«rstatter kaum noch in der Lage sind, etwa- Neues oder Originelle« an ihnen heraus zufinden. Und doch, wenn solche Einladung zu einem Balle oder einem Eoncert bei Hofe dem einfachen bür gerlichen Menschenkinde, da«, ohne Ordensband und Stern, ohne Adelsdiplom, nur auf seinen schwarzen Frack und dit weiße Cravatte angewiesen bleibt, inS Haus geschickt und so die Möglichkeit geboten wird, einmal im Winter her Gast seine« Kaiser« zu sein, dann bleibt di« alte Geschichte, wenn sie auch just daS Herz nicht bricht, doch ewig neu und bringt in das ewige Einerlei der angestrengten geistigen Beschäftigungen eine Erfrischung, die wohlthnend wirkt wie eine kurze Ferienreise im Sotnmer. ES haben jetzt von derlei Festen im alten Stamm sitze unserer Herrschrrfamilie etwa drei stattgefunden. Man versammelt sich gegen 8 Uhr in den jedem ein zelnen angewiesenen Appartements und harrt gespannt der Dinge, die da kommen sollen. Pünktlich um 9 Uhr erscheint der Hof, an seiner Spitze der Kaiser, der durch sein frische« Aussehen und die gerade militärische Haltung die Zahl der Jahre Lügen straft. Die rechte Hand ruht noch leicht in der schwarzseidenen Binde, welch« dem Kaiser zur Gewohnheit geworden ist, deren er aber kaum noch zu bedürfen scheint. Er erscheint regelmäßig in der großen Generalsuniform, während die Kaiserin« bei der letzten Cvur und dem daran sich anschließenden Concert im Weißen Saale eine Schlepp robe von Purpursammt über einem weißen, mit Vo lants au« Goldspitzen besetzten Unterkleide angelegt hatte. In fast gleicher Pracht harmvnirten die brillanten Toiletten der Prinzessinnen des Kaiserhauses. Die Cour beginnt zunächst das diplomatische Corp«, womit sich die Vorstellung der neueingeführten Herren und Damen verbindet. ES ist dies eine sogenannte Sprechcour, in welcher der Kaiser, die Kaiserin und der Kronprinz, im Kreise umhergehend, an die hervor ragenden Persönlichkeiten das Wort richten. Ist diese Cour vorbei, welche im Rittersaal« des Schlosses statt findet und zu welcher die höchsten Herrschaften auS der Schwarzen Adlerkanimer ihren Weg durch die alte Kapelle, deren Kuppel sich auf Hellrothen Marmor säulen wölbt, nehmen, dann begibt sich daö diploma tische CorpS durch die angrenzenden Gemächer und die imposante Bildergalerie nach dem Weißen Saale, in welchem da« Concert stattfindet. ES beginnt dann erst noch im Rittersaale die sogenannte Drfilircour, welche daS kaiserliche Paar, der Kronprinz und die andern prinzlichen Herrschaften auf dem Throne entgegenneh- men. ES dauert eine geraume Zeit, bis diese Cour, die darin besteht, daß die verschiedenen Paare, am Throne vorbeischreitcnd, sich zweimal auf das tiefste verneigen (namentlich die Damen, die trotz der Pracht ihrer Gewänder fast bis zur Unscheiubarkeit versinkt»), ihr Ende erreicht. Alsdann begibt sich unter Vortritt des Obercercmonienmeister« Grafen Stillfried der ge- sammte Hof durch die Reihe der Gemächer und di« Bildergalerie nach dem Weißen Saale, wo auf einem kaut pas Kaiser und Kaiserin Platz nehmen. DaS Concert, unter Taubert'S Leitung, bot da« letzte mal in seinem ersten Theile die „Ruy-BlaS"- Ouverture von Mendelssohn, ein Duett aus Ros sini'« „8t»dat water" (die Damen Berndt und Leh mann), auS demselben Werk das „Inllammatus", von Frau Mallinger und dem Chor gesungen, ein Terzett aus Beethoven's „Fidelio" (Frau v.Voggenhuber, Frl. Lehmann, Hr. Fricke) und auS Wagner'S „Meister singer von Nürnberg" daS Arioso und Quintett, i» welchem neben den Damen Mallingcr, Berndt, den Herren Betz und Bolle unser tenorgewaltiger Rie mann mit seinem Arioso „Herr Walther von der Vo- gelweide, der ist mein Meister gewesen" den Bogel abschoß. Ihm nur ist es gegeben, mit solcher hinrei ßenden, wahrhaft strahlenden Macht diese beste, weil fast die einzige melodische Nummer der langweiligen Oper zu singen. Man konnte die Wirkung sich deut lich abspiegeln sehen, besonder« bei der Kaiserin, die sich von der Macht dieses Gesänge« freudig ergriffen