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Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188803079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880307
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880307
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-03
- Tag 1888-03-07
-
Monat
1888-03
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.03.1888
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cklekrt« I»t, 1», I. irrführ« III l. »« zuleihen, st in di« rllt« ;unge» res bei nstr. 9. »tr. 8 -4 Zim- ederlage, passend, Näh. vrdergeb. »ge, be- fcnstrig), hör, mit fort oder 'rnsdorf. »al für zu ver- e 54. chnung tr. 6. miclhftei reppen. t Zubeh. str. 101. 8,3Tr..r. st.3,4T.l. r.3,11I.l. Beweise eim Hin- Gatten, Schwa- !. Herm M, nnigsten, inißtage. r. chmidt. ! unseres a,Vaters jlen wir für den herrlichen >ie ehren- r letzten k darzu- m lieben rn in der k, für die el, sowie Grabe; n Pastor hebenden ibe, sowie e Theil- n Herzen )ott, daß eu möge. Haubold n. 1888. entschlief den mein inder >re, was idten und cige. theucren itagSiach« ^>alle des bitten «tierisch. Z88. hicd nach n Leiden ;er Sohn nd nann, Dienstag att. Litern ) Fra«. Nr. 55. — 8. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum der folgenden Tages) zur Verleudnng gelangende „Sächsische LandcS-Anzcigcr" mit täglich einem besonderen Untcr- haltungSblatte »nd mit dem Extrabeiblalt Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabe stellen mo»atlich70Psg., bei de»Post-Anst. 75 Pf. (1888er Ztg-.-Preislistc Nr. 5035.) Sächsischer Für Abonnenten erscheint je einmal im Jahr: Soniiuer-Eisenbahufahrulnnheft für Sachsen. Wiuter-Ejsenbahnfahrplanbeft für Sachse». Jllustr. Kalender des Sächsischen Landbolen. IllustrirtcSIahrcSbuchdcsLandes-ilnzcigerS. §««i>kS-AIlsklllkl mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Mittwoch, 7. März 1888. BeiWiederholung grober Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertionsbetrag (in Briefmarken) beifüge» <je8Silbe» Corpusschrift bilden ca. IZeile.) Annoncenannahme nur bis Vormittag. Ln!«,: Almoiln Me. Bnchdruckcrei, Chciiinitz. Theaterslrahe 5 (Fernsprcchstelle Nr. 138). Telegr -Adr-i Landes-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen 4. Sächsisches Allerlei - Unterhaltungsblatt: i Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 5. Jllnstrirtes Unterbaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. Das im Grnndbuche auf die Namen Friedrich Wilhelm Biclas und Carl Friedrich Biclas eingetragene Grundstück, Hans mit Garten Nr. 177a des Flurbuchs, Nr. Ib' des Brandcatasters, Folium 90 des Grundbuchs für Furth, geschätzt aus 20,000 M., soll im diesigen Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und ist der 19. März 1888 Vormittags 10 Uhr als Versteigcrungs- lermin, sowie der 27. März 1883 Vormittags l0 Mr als Termin zu Ver kündung des VerthcilungsplanS «»beraumt worden. Eine Ucbersicht dcr aus dem Grundstücke lastenden Ansprüche »nd ihres Nangverhältnisses kann i» der Gerichtsschre berei des Unterzeichneten Amtsgerichts eingesessen werden. Chemnitz, am 24. Januar 1888. Königliches Amtsgericht. Das im Grundbuche auf den Namen Ernst Oskar Edmund Schumann eingetragene, in Chemnitz an dcr Wilhe.mstraße gelegene Haus- und Garten grundstück Nr. 399, VI. Abthcilung des Brandcatasters, Folium 3280 des Grundbuchs für Chemnitz, geschätzt auf 25,800 M., soll im hiesigen Amtsge richt zwangsweise versteigert werden und ist der 20. März 1888 Vormittags 10 Uhr als Versteigerungstermin, sowie der 3>. März 1888 Vorm. 10 Uhr als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplans anberaumt worden. Eine Ucbersicht der ans dein Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangver hälinisses kann in der Gerichtsschreiberei des Unterzeichneten Amtsgerichts ein- gesehcn werden. Chemnitz, den 24. Januar 1888. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 5. März. Wien. Die „Polit. Corr." stellt fest, daß die in dem jüngsten Artikel des „Nord" enthaltenen Bemerkungen, wonach Rußland be reits neue Eröffnungen in Betreff Bulgariens gemacht habe, den Thatsachen nicht entsprechen. Bisher habe sich das Petersburger Kabinet in keiner Weise über die Fragepunkte der Mächte geäußert. Für die Annahme, daß es die eingeleiteten Verhandlungen im Flusse zu erhalten gedenke, seien Wohl einige Symptome, aber keine thatsäch- lichen Anhaltspunkte vorhanden. — Die „Polit. Corr." bespricht ferner in wegwerfendem Tone die panslavistischen Anstrengungen, in Bosnien und dcr Herzegowina Unruhen anzuzetteln, und meint, daß diese Be mühungen-völlig aussichtslos seien. — Der Rücktritt des rumänischen Kabinets hat in Bukarest unangenehm überrascht. Die Berichte lassen die Möglichkeit offen, daß die Demission, welche inneren Parteifragcn zuzuschreiben ist, nicht werde angenommen werden. Rom. Das Hofjournal „Fanfulla" meldet, ein Preußischer General und Adjutant des Prinzen Wilhelm sei in Nom angekommen, um dem König Humbert seitens des Prinzen Wilhelm Nachrichten über das Befinden des Kronprinzen zu überbringen. Das nämliche Blatt meldet, König Humbert habe wiederholt den Wunsch geäußert, nach San Remo zu reisen, der Kronprinz habe jedoch stets dankend abgelehnt, da er durch sein Leiden einen peinlichen Eindruck auf den König zu machen befürchtete. Paris. Der Kriegsminister General Logerot hat vom General Boulangcr einen Brief erhalten, in welchem der Verfasser u. A. ausführt: „Da es mein formeller Wunsch ist, in Anbetracht der Stellung, die ich einnehme, und der Epoche, die wir durchleben, mich ausschließlich meinen militärischen Pflichten zu widmen, habe ich die Ehre, Sic, um den Manifestationen ein Ende zu machen, zu bitten, diesen Brief zu veröffentlichen und mich zu autorisiren, einen Brief zu schreiben und zu publiziren, in dem ich meine Freunde bitten werde, mir ihre Stimmen nicht zu geben, da ich eine Wahl nicht annehmcn kann." — Man sagt, daß Frankreich für den Zwischenfall in Damaskus die Absetzung des Valis von Damaskus als Genugthuung angenommen und zugcstimmt habe, den französischen Konsul derselben Stadt in noch nicht bestimmter Frist zu versetzen. Politische Rundschau. Chemnitz, den 6. März. Deutsches Reich. Seit langer Zeit sind aus San Remo nicht so gute Nachrichten eingegangen, wie am Montag; dürften wir doch Von Geschlecht zu Geschlecht. Erzählung von W. Widdern. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „DaS sollen Sie nun aber nicht! Sie dürfen meine Schwester nicht mit dem Gedanken zum Altar führen, daß irgend ein Glied unserer Familie Sie nicht gern zu den Unseren zählte. Alfons», nicht wahr, Sie glauben meinen Worten?" setzte sie mit innigem Ton hinzu. Und als er bejahend den Kopf neigte, lächelte sie be friedigt. „Ich wußte es," sagte sie. „Nun denn, so mögen Sie es nun auch wissen: Mama hat durchaus nichts gegen Sie, aber — es war ihr innigster Wunsch, daß Angelica unvermählt bliebe; glaubt sie doch nicht daran, daß das eheliche Leben zu beglücken vermag. Zucken Sie nicht die Achseln, Alfonso! Mama hat ihre guten Gründe für dieses Mißtrauen, das von den schlimmsten Erfahrungen gezeitigt wurde. War sie doch zweimal vermählt, und beide Male trat sie mit einem Herzen voll treuester, hingebcnder Liebe zum Altar; aber wie in ihrer ersten, so fand sie auch in ihrer zweiten Ehe eher alles, als das erträumte Glück, den gehofften Frieden. Graf Otto Rüle von Görgenstein, unser Vater, — o, Alfonso, es fällt mir schwer, seiner anders als in kindlicher Pietät zu gedenken; aber Sie wollen ja Wahrheit! — Graf Otto Rüle von Görgcnstein also war ein schöner, geistreicher Mann und der Welt gegenüber auch ein liebenswürdiger, jedoch — er liebte neben seiner holdseligen, jugend frischen Gemahlin auch noch andere Frauen. Und das Fürchterliche dabei war: er behandelte unsere arme Mutter oft roh und rücksichts los. Sie können sich denken, wie unglücklich sich die Aermste fühlte, bis der Tod diese für sie so qualvolle Ehe löste. Aber welch' ein Tod l Alfonso, Sie werden der Gatte unserer geliebten Angelica, Sie treten als berechtigtes Mitglied in unsere Familie, da, denkeich, thue ich nichts Unrechtes, wenn ich Ihnen die Geheimnisse dieses Hauses offenbare, in die mich, nur mich unsere gute, alte Lotte eingeweiht I Es thut mir nur leid, daß ich meine Mittheilungen nicht früher ge macht habe; dieselben passen so wenig zu der Festfreude draußen—" „Erzähle, erzähle!!" hauchte Angelica und kniete an dem Ruhe lager der Kranken nieder, während ihr Verlobter auf dem Platz ver harrte, den Brigitta ihm geboten. Man hätte sich wohl kaum ein entzückenderes Bild denken kön nen, als das, welches in diesem Augenblick das idyllisch geschmückte Gemach mit seinen Insassen bot. Wie eine Erscheinung aus andern, unbekannt«» Welten ruhte die weiße Gestalt der Kranken in den hoffen, daß kein Rückschlag eintritt! Der „Reichsanzeiger" vom Mon tag publizirt folgendes Bulletin: San Remo, 5. März, 10 Uhr 10 Minuten Vormittags. Se. k. k. Hoheit der deutsche Kronprinz ver brachte eine gute Nacht. DaS Allgemeinbefinden ist befriedigend, der Appetit gut, der Husten und Auswurf geringer. Mackenzie. Schrä der. Krause. Hovell. von Bergmann. Bramann. — Die Nacht zum Sonntag war in der That durch Husten ein wenig gestört, am Tage befand sich aber der deutsche Kronprinz so gut, daß ertrotz des unfreundlichen Wetters kurze Zeit auf dem Balkon erschien. Die Nacht zum Montag war, da Husten und Auswurf sich verringert hatten, verhältnißmäßig gut. Eine weitere Kräftezunahme ist zu con- statiren, auch die Stimmung hat sich sehr gehoben. Prinz Wilhelm reiste am Montag Vormittag nach herzlichem Abschied nach Berlin zurück, wo er Mittwoch früh eintreffen wird. Montag Vormittag und Mittag erschien der deutsche Kronprinz auf dem Balkon und promcnirte wohlgelaunt auf und ab. Professor Waldcyer hat die Untersuchung der Kchlkopfpräparatc beendet. Das Resultat wird ge heim gehalten. Montag Abend will der Professor nach Berlin zurück kehren. Uebcr die Abreise von Bergmann und Mackenzie sind noch keine Bestimmungen getroffen. Eine directc Gefahr bietet der gegen wärtige Zustand des deutschen Kronprinzen für den Augenblick nicht, was kommen kann, ist freilich unberechenbar. Die Nachrichten über das Befinden des deutschen Kronprinzen gehen chiffrirt an General arzt Leuthold in Berlin, der sie dem Kaiser mittheilt. Der greise Herr ist tiefbetrübt und verbringt manche Nacht zum Theil schlaflos. Es steht fest, daß der deutsche Kronprinz vorläufig in San Remo bleibt; die Wünsche seiner Eltern, ihn zu sehen, bestehen noch, sind aber von den Acrztcn für undurchführbar erklärt und fallen gelassen — Unser Kaiser leidet an einem leichten Katarrh und hat des halb am Montag etwas später das Bett verlassen. Das Befinden bietet zu keinerlei Besorgnissen Veranlassung. Der greise Monarch wird nur mehrere Tage das Zimmer hüten müssen. Am Montag hörte dcr Kaiser mehrere Vorträge und arbeitete mit Geh. Rath von Wilmowski. — Dem Prinzen Wilhelm ist durch kaiserliche Ordre ein General für die militärischen Vorträge beigegeben worden. Für die staatsrechtlichen Vorträge sind definitiv Professor Gneist und Rcgier- ungsrath von Brandenstein-Magdeburg ausersehen resp. schon ernannt worden. — Der König und die Königin von Sachsen sind am Mon tag Abend zum Besuch des Prinz-Regenten Luitpold in München angekvmmen und von diesem und den übrigen Prinzen empfangen König Albert kehrt Ende der Woche nach Dresden zurück, die Königin Carola reist nach Riva am Gardasee. — Der Bundesrath hielt am Montag eine Sitzung ab. Die neue Eiscubahiivorlage und einige andere kleine Entwürfe sind sofort genehmigt und a» den Reichstag gegangen. Man glaubt doch noch für Ende dieser Woche den Scssioiisschliiß herbeiführen zu könne». — Der „Rcichsanzeigcr" publizirt das Gesetz betr. die Unter stützung von Familien in den Dienst eingetretencr Mannschaften. — Zu den Reichstagsbcschlüssen über die Sonntagsruhe schreibt die „Nordd. Allg. Ztg.": „Es liegt uns fern, den Vertretern des dentichen Volkes den Vorwurf machen zu wollen, als ob sie nur die Rolle des bon xrinos hätten spielen wollen. Wir sind überzeugt, daß ihren Bestrebungen humane Motive zu Grunde liegen. Allein sie haben die Pros und Contras dabei nicht genügend erwogen. Wer mit der Geschichte der socialen Bewegungen vertraut ist, kann darüber nicht im Zweifel sein, daß die Hauptforderung des vierten Standes stets auf die Vermehrung der Arbeitsgelegenheit und des Lohnes gegangen ist. Um den Kampf um's Dasein durchfechten zu können, verlangt der Arbeiter eben zunächst in den Besitz der dazu erforderlichen Waffen gesetzt zu werden. Die obligatorische Sonntags ruhe aber beschränkt ihn in der Anwendung derselben; sie mindert die Arbeitsgelegenheit und den Arbeitslohn. Erst wenn eine sociale Organisation gefunden wäre, durch welche diese Gefahr abgewendet schwellenden hochrvthcn Sammetpolstern, deren leuchtende Farbe o hübsch zu dem tiefdunklcn Epheu kontrastirte, welcher sich um das Lager rankte. Dazu Angelica, Gittas feine, schmale Hände haltend, in der demüthigsten Stellung, auf das Engste mit der Schwester verbunden. Die junge Braut hatte auch nie reizender ausgesehen, als jetzt, wo jede ihrer Mienen die höchste Spannung verrieth. Das liebliche Ge- sichtchen war bleicher als gewöhnlich, aber zu seiner Farbe paßte das meergrüne Kleid, welches ihre zierliche Gestalt einhüllte. Angelicas jugendliche Lieblichkeit bildete zu der kraftvollen, mittelgroßen Er scheinung des Verlobten den schönsten Kontrast. Alfonsos dunkle Augen hingen jetzt wieder mit leidenschaftlicher Zärtlichkeit an der reizenden Braut. Vielleicht interessirte ihn die Erzählung seiner zukünftigen Schwägerin kaum mehr, und es war nichts als Höflichkeit, was ihn nun sagen ließ: „Denken Sie nicht an das Fest, Gitta, sondern fahren Sie in Ihrem Berichte fort." „Ich werde," hauchte die Kranke, dann drückte sie die Hand er neuert auf das Herz, und mit bebender Stimme setzte sie hinzu: „Alfonso, Angelica! Graf Otto Rüle von GörgenstskN, unser Vater, ist keines natürlichen Todes gestorben. Man fand ihn eines Nachmit tags — wenige Jahre, nachdem er die Mutter an den Altar geführt - erschossen hier im Garten liegen, ganz nahe dem niederen Staketen zaun, der den Klostergarten von dem dahinterliegenden Gctreideacker trennt. Die Waffe, vermittelst welcher seinem Leben ein Ziel gesetzt worden war, lag neben ihm. Es war eine gewöhnliche Pistole und gehörte nicht in die kostbare Sammlung, die das Steckenpferd unseres Vaters gewesen. Die Leute sagten, — und die Kriminalisten am Orte stimmten ihnen bei, — Graf Rüle von Görgenstcin habe sich selbst entleibt. Aber das ist nicht wahr! Meine Mutter konnte am besten beurtheilcn, daß ihr Gatte keine Natur gewesen, die Hand an sich legen würde. Und weshalb auch? Graf Otto Rüle von Görgenstein war unermeßlich reich, unabhängig, lebensfroh und be wundert, — der Mittelpunkt jedes Kreises, mochte er sein, welcher er wollte . . ." „Und ist es nie an den Tag gekommen, wer den Mord ver übt?" fragte Alfonso jetzt in hohem Grade interessirt. Gitta schüttelte den Kopf, dann stützte sie ihn auf die Hand, und tiefathmend sagte sie mit vibrirender Stimme: „Nie!" Eine längere Pause entstand; dann war es wieder die Kranke, welche das Schwelgen brach: „Sie wissen, Alfonso, die Mutter war mehrere Jahre Wittwe, ehe sie sich wieder vermählte. Jetzt aber fiel ihre Wahl auf einen würde, wird man der Frage der obligatorischen Sonntagsruhe näh« treten dürfen." — Das bayerische Abgeordnetenhaus genehmigte Montag un verändert die Eisenbahnvorlage. Der Betrag derselben ist 6^ Mil lionen Mark. — Ein Lebenszeichen aus Lüderitzland (Angra-Pequena)! Nach n Capstadt cingegangener Nachricht ist die Engros - Schlächterei und Centralfactorei der deutsch-westafrikanischen Compagnie in Sandwich hafen, zwei Meilen südlich von Walfischbay, aufgeschlagen und wird die Schlächterei in kürzester Frist in Betrieb gesetzt werden. — Or. Peters wird in etwa 6—8 Wochen von Berlin Wied« »ach Afrika zurückkchren. Frankreich. Die gemäßigten Republikaner haben gegen Bou- langer wegen der Wahlaffaire einen heftigen Preßfeldzug eingeleitet. Sie bezeichnen ihn als Feind der Republik und fordern seine Ab- etzung. — In der französisch-italienischen Grenzstation Modane ist cs zu einem neuen Zwischenfall gekommen. Betrunkene französische Eisenbahnbeamte insultirten italienische Collegen in gröblichster Weise, !» daß die Italiener französische Soldaten um Schutz ersuchen mußten. Die Bestrafung dcr Schuldigen ist zugcsichert. England. Aus Suakin am Rothen Meere wird dem „Reu- ler'schen Bureau" gemeldet: Am Sonnabend Abend besetzte eine stärkere Abtheilung von Derwischen ein Fort außerhalb Suakins und machte am Sonntag einen Angriff auf die Stadt selbst. Nach einem einstündig en Kampfe waren die Derwische genöthigt, sich zurückzuziehen, wobei sie einige hundert Todte und Verwundete zurückließen. Oberst Tapp, englischer Offizier in egyptischen Diensten, und 5 Soldaten wurden getödtet; 14 Soldaten sind verwundet. Die Kanonenboote „Delphin" und „Albakora" nahmen durch ein mörderisches Feuer am Kampfe Theil. Rußland. Bei einer Zusammenkunft in der Halle der deutschen Colonie in Petersburg blieben einige politisch gedeutete Aeußerungen des anwesenden Generals von Werder aus Berlin nicht ohne Ein druck. „Ich fühle mich hier wie zu Hause," bemerkte dcr General und fügte hinzu: „Uebrigens bin ich ja hier zu Hause." Auf die Frage, ob er in Petersburg etwas verändert finde, antwortete er: „Alles beim Alten." — Der Botschastssecrctär Prinz Hohenlohe steht seiner Besserung entgegen. Die Ursache des Selbstmordes war in der That Verzagtheit über ein physisches Leiden. Orient. Am letzte» Sonntag haben in Belgrad die Neuwahlen zur Skupschtina stattgesunden. Das radicale Ministerium Gruic hat eine sechsfache Mehrheit errungen, es zählt etwa 130 Anhänger in der Kammer, die Oppositionsparteien gegen 25—30. Eine solche Mehrheit hat noch keine serbische Regierung davongetragen. Die auswärtige Politik des Cabiuets ist österreichfreundlich. — DaS rumänische Minister»,» Bratiano hat seine Entlassung genommen. Als neuer Premier wird Senatspräsident Ghika genannt, vielleicht bleibt aber Bratiano. — Ans Constantinopel wird telegraphirt, daß der Sultan sich infolge einer zweiten und verschärften russijch-deutsch- französischen Aufforderung entschlossen hat, gegen den Coburger vor zugehen, auch wenn die übrigen Großmächte ihn nicht dazu auf fordern sollten. Freilich wird das ganze Vorgehen nur in einer schriftlichen Aufforderung bestehen, das Land zu verlassen, die kaum besondere Wirkung haben dürfte. Amerika. Die im Laufe der letzten Jahre in Frankreich und England hervorgetretene Bewegung, welche auf den Schutz der ein heimischen Industrie vor der Konkurrenz ausländischer, angeblich mit falschen Marken bezw. Ursprungs-Bezeichnungen versehener Maaren gerichtet ist, macht sich jetzt auch in den Bereinigten Staaten von Nordamerika geltend. Ein in dem Repräsentantenhause von dem Abg. Vance eingebrachter Gesetzesvorschlag ist von dem Ausschuß für Handel befürwortet worden. Darnach soll die Einfuhr ausländischer fälschlich als amerikanisches Fabrikat bezeichnet« Maaren verboten werden. Mann, dem sie in jeder Beziehung volles Vertrauen schenken zu können glaubte. Trotzdem aber täuschte sie sich auch diesmal. Minister von Staaden war gewiß eine groß angelegte Natur; aber neben vielen hervorragenden Charaktereigenschaften besaß er auch eine bedauernS- werthe Schwäche; er fröhnte ganz heimlich einer Leidenschaft, die sein junges Weib namenlos unglücklich machte: er war ein Spieler. Und das Spiel würde uns Alle vielleicht in den Abgrund gezogen haben» wenn der Tod nicht auch diese Ehe nach kurzer Zeit gelöst hätte. Minister von Staaden, an dem wir Kinder mit leidenschaftlicher Zärtlichkeit hingen, — zeigte er uns doch mehr Liebe als der eigene Vater, — starb an einem unendlich schmerzvollen Rückenmarksleiden. Meine Mutter aber legte nun den Wittwenschleier nicht mehr ab, so viel man sie auch dazu drängte und so oft sie in Versuchung geführt wurde, zum dritten Mal an den Traualtar zu treten. Was Wunder auch? Die Ehe hatte ihr keine Freuden gebracht I Und was Wun der," setzte Gitta noch hinzu, indem sie der Schwester ihre Hand entzog, um sie Marento zu reichen, „was Wunder, daß sie jetzt für das Glück ihres Kindes bangt?! Ich denke, Alfonso, nun ich Ihnen Alles erzählt, zürnen Sie der Aermsten auch nicht mehr, wenn sie am Wendepunkt von des geliebten Töchterchens Leben verweinte Augen und angstvolle Mienen zeigt." Der junge Spanier sagte weder Ja noch Nein; aber seine Rechte drückte die zarten Finger der Kranken, und die großen glänzenden Augen in dem schönen Gesicht blickten so gerührt und theilnehmend, daß Gitta wohl zu der Annahme berechtigt war, Marento habe sie verstanden und zürne der Mutter nicht mehr. Angelica aber hatte sich rasch von ihren Knien erhoben, und beide Arme um den Hals des geliebten Mannes schlingend, sagte sie mit tiefempfundener Zärtlichkeit: „Wenn unsere arme Mutter auch in der Ehe unglücklich gewesen st, — wenn sie auch zweimal betrogen wurde in ihren süßesten Er wartungen, — ich glaube doch an mein Glück! Ich weiß doch, Du wirst mir den Himmel auf Erden bereiten, Alfonso! Nicht wahr, Du Lieber, Trauter?" setzte das junge Wesen mit reizender Naivität hin zu. „Und Du wirst nie eine Andere lieber haben, als mich? O, vaS sage ich: nicht lieber, nein, auch nicht ebenso lieb wie Deine kleine Angelica? Du spielst auch nicht? Ich weiß es ja, Du nimmst weder Karten noch Würfel in die Hand. Und nun zeig' auch Wied« ein freundliches Gesicht, Geliebter! Es ist ja unser Polterabend heute, und die Gäste werden sich bereits die Köpfe darüber zerbrechen, wo wir geblieben I" Fortsetzung folgte
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