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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.07.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000723018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900072301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900072301
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-07
- Tag 1900-07-23
-
Monat
1900-07
-
Jahr
1900
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Bezug-Preis t» der Hauptrxpedition oder den im Stadt bezirk »nd den Vororte» errichteten Au» aabestellrn abgeholt: vierteljährlich^l4.öO, vri zweimaliger täglicher Zustellung int tzaut b^O. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertestährlich S.—. Direkte tätliche Sreuzbandsendung i»S Ausland: monatlich 7-öO. Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Uhr, di« Abend-Ausgabe Wochentag- um ö Uhr. Nedaction und Lrpedition: Jotzannt-gaffe 8. Die Expeditiou ist Wochentag- unuuterbroche» geöffnet von früh 8 bi- Abrud» 7 Uhr. Filialen: Alfre» Hahn vonn. O. klemm'» Eorttuu UuiversitätSstrabe 3 (Paulinum), Louis Lösche, kathariueustr. 14. hart, und Köllig-Platz 7. Morgen-Ansgave. WWM.TlljlMM Anzeiger. Amtsblatt des Königliche« Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Nolizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. Slnzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. 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Widersprüche gegen diese Bahnanlage sind bei Vermeidung ihres Ausschlusses innerhalb der obeuangebenen Frist schriftlich bet un» einzureichen. Leipzig, de» 18. Juli 1900. Id. 2974. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Frohberger, Ass. Städtebilder aus Sachsen. Schneeberg.*) (Schluß auS Nr. 356.) Nachdruck verboten. Zwölf Jahre nach dem Abzüge der Schweden suchte ein großer Stadtbrand die Stadt heim, 396 Hauser sinken in Asche, unter diesen befinden sich 31 städtische Gebäude. Der Staldtlbrand war der Beginn einer äußerst trüben Zeit; um 1740 beginnen Theuerung, der Bergbau verfällt mehr und mehr, der Spitzenhandel liegt darnieder. 1744 bricht ein abermaliger Brand au-, der 32 Gebäude in Asche legt. Noch seufzt Schneeberg unter allen diesen Unglücksfällen, da beginnt «der Siebenjährige Krieg, der kaum erschwingliche Contributionen und Ein quartierungen für da- verarmte Städtchen bringt. 1756 halten preußische Husaren ihren Einzug in Schneeberg; man rühmt den preußischen Truppen gute Manneszucht nach, sie erweisen sich wivderholt als Beschützer der Bürgerschaft gegen ihre Freunde, die Kroaten. Durch das Darnicderliegen fast aller geschäftlichen Thätigkeit tritt in Schneeberg ein großer Nothstand ein, der die Leiden Bürgermeister bestimmt, von ihrem Amte zurückzutreten, weil sie daS namenlose Elend der Stabt nicht mehr mit ansehen können; erst ein Allerhöchster Befehl zwingt sie, ihre Functionen wieder zu übernehmen. Trotz dieser mißlichen Zustände halten die Erpressungen an, steigern sich sogar von Jahr zu Jahr. 1761 müssen 15 000 Thaler aufgebracht werden und 1762 sogar 50 000 Thaler. Da hierzu die Bürgerschaft nicht mehr in der Lage ist, so streckt ein edler Bürger mit Namen Richter diese Summe vor. Endlich wird es Friede, Schneeberg aber seufzt noch unter den Lasten des Siebenjährigen Krieges; da bricht über das Erz gebirge in den Jahren 1771—72 eine H u n g e rs n o t h herein, wie sie über bas Gebirge noch nie gekommen war. In einer Zeit, in welcher daS Geld äußerst knapp war, erreichen die Preise einen sehr hohen Stand. Im Monat Juli 1771 galt ein Scheffel Korn 8 Thaler 8 Groschen, ein Brod von 7 Pfund 9 Groschen 8 Pfennige, das Pfund also 16^ Pfennige, 1772 aber im gleichen Monat «in Scheffel Korn 15 Thaler und ein Brod von 7 Pfund 10 Groschen 10 Pfennige, das Pfund also 19 Pfennige. *) Benutzte Literatur: Meltzer, Chronik der Stadt Schnee berg; Lehmann. Chronik der Bergstadt Schneeberg; Jacobi, Schneeberg, ein Gedenkblatt: Woerl. Führer durch «chnccberg; Berichte der Handels- und Gcwerbekammer zu Plauen. Feuilleton. Skizzen aus Petschilti. Bon Otto Leonhardt. Nachdruck vrrbotm. Jäh und unvermuthet sind wir Deutschen in die Lage gekom men, von einem Kviegsschauplatze zu sprechen, auf dem unsere wackeren Jungen ernste Kämpfe bestanden haben und vielleicht auch noch schwerere zu bestehen haben werden. Dieser Kriegs schauplatz ist die chinesische Provinz Petschili, und sehr natürlich ist der Wunsch, von diesem für die nächste Zukunft so bedeut samen Stück Erde eine möglichst deutliche Vorstellung zu gewin nen. Petschili bietet aber auch abgesehen von diesem aktuellen Interesse so manches Bemerkenswerthe. Freilich, wer zur See sich feiner Küste nähert, dem erscheint sie keineswegs sehr ver lockend. Er sieht einen schmalen, schmutziggelben Streifen Lande», der so flach ist, daß man auf zwei (engl.) Meilen Ent fernung kaum überhaupt noch Land erkennen kann; die einzig hervorragenden Gegenstände am Ufer sind jene die Mündung des Peiho beherrschenden Takuforts, die durch die jüngsten Ereignisse allgemein so wohlbekannt geworden sind. Und dieser unfreund liche Eindruck bessert sich zunächst auch nicht, wenn man tiefer in da- Land vordringt. Man durchschneidet dann erst das sum pfige und häufigen Ueberschwemmungen au-gesetzte Küsten gebiet, dann aber eine breite Zone öden Flachlandes, das auS aufgeschwemmtem Lehm, Sand und Ton besteht und fast nur läng» der Flußläufe cultivirt und bewohnt ist. Dies ganze, ziemlich auigedehnte Gebiet macht den Eindruck, als wäre es erst gestern dem Meere abgerungen; seine Vegetation besteht aus schließlich au» Schilf, Binsen und Pflanzen, die sumpfigen oder salzigen Boden lieben. Ganz werthloS aber ist dies öde Küsten gebiet nicht, da e» eine einzige große Saline darstellt; in großen glitzernden Pyramiden haben die betriebsamen Chinesen daS ge wonnene Salz aufgeschichtet und ein überaus lebhafter Salz- tran»port blüht auf dem Peiho. Hier am Flusse concentrirt sich überhaupt alles Leben, aller Verkehr; hier wimmelt eS von Dschunken, hier liegen zahlreiche au» Lehm gebaute, äußerlich ärmliche, in Wirklichkeit aber oft recht wohlhabende Dörfer, und dir große Zufuhr an Lebensmitteln, die die Bewohner dieser un- wirthlichen Gegend brauchen, trägt wesentlich zur Erhöhung des Leben» auf und an dem Flusse bei. Geht man dann aber weiter in» Innere, so nimmt die Fruchtbarkeit deS Boden» in dem Maße zu, al» da» Land sich langsam hebt. Ungeheuer ist der Jammer im Gebirge, der Erwerb liegt fast völlig darnieder, Hunger und Krankheit infolge mangelhafter oder ungesunder Nahrung plagen die Bewohner. Schreckens- scenen gräßlicher Art berichten Augenzeugen aus jenen Hunger jahren. In dem Berichte des Arztes zu Rittersgrün heißt es: „In einem Hause, wo mehrere arme Familien zusammen wohnten, wurde eines Abends ein kleiner Knabe, der aufs Betteln ausgeschickt worden, vergebens zurückerwartet. Als man Morgens die Thür öffnete, lag er auf der Schwelle, todt. ohne Brod, ohne Geld!" Eine abermalige Hungersnoth sucht 1805 das Gebirge heim. Das Pfund Brod kostete 22 Pfennige. Diese Hungers- noth wird aber weniger empfunden, da gerade zu diesem Zeit punkte die Spihenindustrie blühend war und staatliche und pri vate Hilse, wohlgeordnet, dem Unglücke steuerten. Schwere Heimsuchungen brachten auch die Na poleonischen Kriege über Schneeberg. Ausgiebige ge waltsame Recrutirungen wurden vorgenommen, Einquartie rungen. Kontributionen und die mit zahlreichen Durchmärschen verknüpften Unannehmlichkeiten drückten die Einwohner hart. Die nach Schneeberg transportirten Gefangenen, Verwundeten, und Kranken brachten eine epidemische typhöse Krankheit mit, die viele Menschenleben forderte. Die Geschäftslage gestaltet sich von Jahr zu Jahr ungünstiger, so daß bald ein allgemeiner Nothstand sich bemerklich machte. Seinen Höhepunkt erreicht derselbe in den Jahren 1843 und im Winter von 1846—47. Um die Erzeugnisse der Klöpplerinnen zum Absatz zu bringen, ver anstaltet man 1843 eine Spitzenlotterie; in Folge der ungünstigen Geschäftslage bricht über bas Gebirge von 1846—47 ein großer Nothstand herein. Zur Steuerung desselben werden in diesem Winter in Schneeberg allein 40 000 Portionen Rumford'scher Suppen, 270 498 Pfund Brod zu billigerem Preise, 896 Thaler für Arbeiten, 366 Thaler an baarer Unterstützung, 242 Thaler für Brod, 951 Thaler für Gemüse. 1602 Thaler für Kartoffeln und 565 Thaler für Mehl vertheilt. Die bergbaulichen Verhältnisse gestalten sich immer ungünstiger, eS erfolgt daher 1856 die Verlegung des Vergamtes von Schneeberg nach Schwarzenberg; damit wird die alte Bergstadt mehr und mehr ihres bergmännischen Charakters entkleidet; 1877 verliert Schneeberg seine Garnison, damit schwindet wiederum ein Stück alter Schneeberger Geschichte. Mit dem Sturze des Alten hält aber auch das Neue seinen Einzug. Da ist in erster Linie der Bahnanschluß zu nennen, der sich 1859 vollzog, und von Schneeberg an die Linie Zwickau—Schwarzenberg angeschlossen ward; damit beginnt für die Stadt wiederum eine bessere Zeit; ein allgemeiner Aufschwung der geschäftlichen und industriellen Verhältnisse macht sich bemerkbar, und neues Leben blüht ari den Ruinen. Dem reichen Bergsegen Schneebergs war nur eine kurze Blüthezeit bcschieden; dst Ausbeute wurde bald geringer, und ein Bergproduct, das in den ersten Jahren des Schneeberger Berg baues von den Bergleuten verächtlich zur Seite geschoben, ja ver haßt war, und als Srlberräuber und Berggeist sich gar keiner Beachtung erfreute, ward später Gegenstand eines ganz neuen Industriezweiges, es war das Kobalterz. Schon 1520 erkannte Peter Wehdenhammer den Werth dieses Erzes, noch mehr 1540 Christoph Schürer aus Neudeck; sie waren die Erfinder der Smalte. Aus dem Kobalt wird eine schöne blaue Farbe her- gestellt. die, je nach der Sorte Smalte, Zaffer. Safflor oder Eschel heißt und besonders zum Malen und Färben des Por zellans und Glases verwandt wird. Mit der Herstellung dieser kostbaren Farbe befaßt sich daS königliche Blauffakbenwerk in Oberschlema, das Blaufarbenwerk in Niederpfannenstiel, während Petschili besteht seiner Bodengestaltung nach aus zwei ganz verschiedenen Theilen. Der Süden der Provinz nimmt die Ebene ein, der nördliche Ausläufer jener großen chinesischen Ebene, die Richthofen wegen der für sie charakteristischen Farbe die „Gelbe Ebene" zu nennen vorgeschlagen hat, und die bis Peking und Jung-Ping reicht. Den nördlichen und westlichen Theil Petschilis aber füllen Bergzüge, zum Theil von erheblicher Höhe, aus. Darnach trägt natürlich auch das Land einen ganz verschiedenen Charakter. Verfolgen wir zunächst, um die große Ebene näher kennen zu lernen, den Peiho in seinem vielfach ge wundenen Lauf, so bemerken wir, wenn wir das langgedehnte Tientsin hinter unS haben, bald, daß der die Lehmschicht über lagernde Humus an Tiefe und Fruchtbarkeit stetig zunimmt. Damit verliert das Land auch den Charakter der Oede. Be sonders im Sommer gewährt die zu beiden Seiten des Stromes sich fast vollkommen horizontal ausdehnendee Ebene einen recht freundlichen Anblick. Zwischen grüne Kornfelder sind Baum pflanzungen und Gärten oingestreut; größere und kleinere Dör fer, die ihre Häßlichkeit hinter Obstgärten oder hübschen Baum gruppen verbergen, sowie einzelne Farmen tauchen auf. Je mehr wir uns Peking nähern, desto lebhafter und hübscher wird daS Bild der Ebene, desto intensivere Cultur und Anbau. Es zeigen sich pittoreske alte Klöster; zahlreich sind die Grabdenk mäler und Begräbnißplätze vornehmer Familien, die durch ihre schönen Fichten- und JuniperuShäine angenehm ins Auge fallen; handelt es sich um die Begräbnißstätten von Prinzen oder von Mitglieder fürstlicher Familien, so pflegen kolossale Löwen auS Marmor oder Bronze den Eingang zu hüten, zuweilen führen auch ganze Alleen von Thierfiguren zu diesen Friedhöfen hin. An anderen Stellen der Ebene ragen Marmordenkmäler auf, die die Gestalt einer riesigen Schildkröte haben, auf deren Rücken aufrecht eine Jnschrifttafel steckt. Außerordentlich reich ist die Ebene in der Nähe von Peking an Dörfern und Farmen, die durch ungezählte Fußpfade mit einander verbunden sind. Die Dörfer sind gewöhnlich langgestreckt, die Dächer der Häuser mit grauen Dachpfannen bekleidet, während im Gebirge zumeist Schieferdächer verwandt werden. In jedem Dorfe findet man ein oder mehrere WirthShäuser, Theehäuser und gewöhnlich in der Nähe auch ein Kloster. In dieser Gegend ist der Anbau deS Boden» sehr intensiv. Die Wichtigsten Bodenproducte sind Hirse, Mair, Buchweizen, während Weizen und Reis weniger gebaut werden. Große Flächen bedeckt die am Boden fortkriechende Ba tate mit einem dichten Blättevteppich. Auf den Feldrändern steht die Ricinusstaude, deren Oel hier gern als Lampenöl verwandt wird. Der Obst- und Küchengarten zeigt etwa dieselben Früchte wie bei uns; Pfirsiche und Aprikosen gedeihen in ausgezeichneter I das Schindler'sche Blaüfarbenwerk jetzt Ultramarin erzeugt. Die I Schneeberger Grüben „Schneeberger Kobältfeld" hatten 1880 eine Ausbeute von Kobalterzen und dergleichen von 4455 Centncrn im Werthe von 476 865 1898 : 307 750 Kilogramm im Werthe von 491252,09 okk. In früheren Jahrhunderten war Schneeberg Hauptort der Spitzen klöppelet und der Stickerei. Als aber die billigere Maschinenfpitze die echte Spitze mehr und mehr verdrängte, mußte man sich auch in Schneeberg mehr und mehr diesem Industriezweige anpassen. Gegenwärtig hat das Gewerbe der Maschinen st ickerei in und um Schneeberg her eine weite Verbreitung gefunden, die be sonders als Hausindustrie viele männliche und weibliche Arbeits kräfte beschäftigt. Neben der Maschinenstickerei streben auch andere Zweige der Textilindustrie kräftig auf wärts, so finden durch Weißstickerei, Anfertigung von Blonden, in Confectionsgeschäften, in Puppen- und Corsettfabriken viele weibliche Arbeitskräfte Beschäftigung; auch die Tüllfabri- kation hat sich in Schneeberg heimisch gemacht. Weltbe kannte Firmen sind Or. Geitner's chemische Fabrik, in der besonders feuerfeste Mineralfarben für Porzellan- und Glas malerei hergestellt werden, und die Buntpapierfabrik von Ge brüder Williich, die Glace- und Glanzpapiere aller Art. sowie Gold- und Silberpapiere fertigt. Das Handwerk ist auch gegenwärtig in Schneeberg blühend, da es eine reich bevölkerte Umgebung mit seinen Erzeugnissen zu versorgen hat, besonders hervorragend ist die K u n st t i s ch l e r e i; neuerdings ist auch eine recht leistungsfähige Schuh waarenfabrik, die von Lückenheil L Sohn, entstanden. Durch Erbauung des zeitge mäßen JnnungsschlachthofeS hat sich in Schneeberg auch ein ansehnlicher Biehhandel entwickelt. Der „Schnee berger Schnupftabak", der in Schneeberg, besonders aber in dem bei Schneeberg gelegenen Arzneidorfe Bockau herge stellt wird, ist Schneeberg weit über die Grenzen unseres Vater lands hinaus bekannt geworden. Den Charakter einer Bergstadt hat Schneeberg mehr und mehr eingebüßt, es ist eine I n - dustriestadt geworden, in der sich ein reger Verkehr auf allen Gebieten bemerklich macht. Von dem Aufblühen Schneebergs, besonders in den letzten Jahrzehnten, bekommt man ein Bild, wenn man die Verkehrszahlen vergleichsweise gegenüberstellt. ES gingen 1880 beim Postamte in Schneeberg ein 240156 Brief sendungen, 1897: 641108; Pallete ohne Wcrthangabc: 34 884, 1897: 66 711; Briefe und Packete mit Werthangabe: 4068. 1897: 4395; Nachnahmesendungen: 2682, 1897: 9136; Postan weisungen: 18 278 im Betrage von 1111851 cL, 1897 : 31 828 im Betrage von 2 055 941 wurden aufgegeben 1880: 193 086 Briefsendungen, 1897: 602 446; Packete ohne Werth angabe 45198; 1897: 66 599; Briefe und Packete mit Werthan gabe 4986,1897: 4928; Nachnahmesendungen 2628, 1897: 4371; Postaufträge 1210, 1897 : 2299; Postanweisungen 21066 mit 1477 637 1897 : 39 595 mit 2 413 552 ckk; die Porto- und Telegraphengebühren-Einnahmc stellte sich 1880 aus 50 597 <-A, 1897 auf 79 480 Auch eine vergleichende Uebersicht der einzelnen städtischen Cassen läßt ein Aufblühen Schneebergs erkennen. Es be trugen di« Einnahmen bei der Stadtcasse im Jahr« 1881: 124 208 <^, 1890: 198 734,03 1899 : 213 980,29 Im Jahre 1881 ergaben die städtischen Grundstücke eine Einnahme von 40 575 vkit, 1899 dagegen eine solche von 59 700,91 cA, die Sparkasse erbrachte 1889 einen Reingewinn von 28110 <-//, 1899 «inen solchen von 38 461,25 ok/, der Reservefonds bezifferte sich 1890 auf 194 385 ckil, 1898 dagegen auf 258 000 Der Güte; Knoblauch wird, entsprechend dem massenhaften Ver brauche dieses angenehmen Gewächses bei Arm und Reich, in großen Mengen gebaut. Sehr sorgfältig wird der Boden ge düngt; in Peking sowohl wie auf den Landstraßen trifft man zahlreiche Leute, die alle menschlichen und thicrischen Excremente, deren sie habhaft werden können, sorgfältig sammeln und den Landleuten zuführen; das Gewerbe der Menschen, die sich Hier mil beschäftigen, ist in der Hauptstadt keineswegs verachtet. Am reizvollsten gestaltet sich das Bild Vieser Ebene da, wo sie jenseits Pekings mit den westlichen Bergen in Berührung tritt. Diese Berge sind mit unzähligen alten Klöstern, Palästen, Ruinen, schattigen Hainen bedeckt und bilden so einen höchst malerischen Rahmen für die menschenwimmelnde Ebene zu ihren Füßen. AuS ihrsn Schluchten rinnen silberklare Bäche hinab. Hier haben, seitdem Peking des Reiches Residenz geworden ist, die Kaiser ihre verschwenderischen Lustschlösser angelegt, hier vaste Klöster erbaut, die häufig zugleich als Gasthöfe für Reisende dienen. Die in Peking wohnenden Europäer pflegen hier gern während der heißen Monate zu leben. Es mag dabei bemerkt werden, daß der heißeste Monat der Juli zu sein pflegt, in dem die Temperatur bis auf 25 Grad steigt; das Klima trägt übrigens in der Gegend von Peking durchweg kontinentalen Charakter. Was das Bergland von Petschili betrifft, so zeigt eS einen eigenthümlichen Bau. Indem nämlich parallele, von Südwest noch Nordost streichende Ketten von anderen von Nordost nach Südwest gehenden Zügen durchsetzt und von ihnen wie mit Querwällen verbunden werden, entsteht ein System, das Richt hofen, der große deutsche Erforscher de» Lande-, sehr glücklich einen Rost genannt hat. Zwischen den LängSketten dieses NosteS öffnen sich weite Thalebenen, und der Fluß Hunho, einer der Hauptquellflllsse de» Pciho, durchquert sie InSgesammt. Der höchste Zug diese» .Roste» von Peking" Ist der Wutai-schan, der sich bis gegen 3500 Meter erhebt. Hier nimmt die Natur grandios« Züge an. .Gewaltige, kahle Fel-mauern starren empor, zwischen denen sich der Weg in engen Schluchten hindurch windet; senkrecht«, gelbe Kalkwände bilden die obersten Theile de» Gebirgistocke», der in seinem Untergrund« auS Gnei» und crystallinischen Schiefern besteht, und grasbewachsene Abhänge erfreuen hier und da da» Auge. Eine bestimmte Gipfellinie läßt sich nicht erkennen, da breite, flache Gipselsormen vorherr schen und steile Schluchten quer durch daS Gebirge laufen". Ueberhaupt ist da- nordwestliche Bergland von Petschili hin sichtlich der Naturschönheit der bevorzugteste Theil der Provinz, und der Weg von Kalgan, der Grenzstadt gegen die furchtbare Wüste Gobi hin, bi» nach Peking ist reich an Reizen. Bald städtische Grundbesitz umfaßt 737 Hektar 69 Ar, davon sintz 529 Hektar 36 Ar Wald. Die Versorgung der Stadt mit gutem Trinkiwaffer erfolg durch eine Wasserleitung. Ehemals gab es fünszeh» hölzerne Röhrentouren, da diese manchen Uebelstanb zeigten, so entschloß man sich 1866 zur Erbauung einer Wasserleitung, die einen Aufwand von 96 048,08 cA erforderte. Da diese Leituntz noch nicht genügend Wasser zuführte, so fand in den Jahre» 1876—77 eine Erweiterung statt, die abermals 44 446,38 eL Ausgabe verursachte. Die G a s a n st a l t ward 1866 von SL Nolte aus Berlin errichtet. Zur Linderung der Noth bestehen verschiedene Ber einigungen und Stiftungen. Es sind da zu nennen: «da» „Amalienftift", es ist eine Rettungsanstalt für verarmte und ver lassene Kinder; die „Krippe" ist eine Kleinkinderbowahranstcrltz außerdem wirken noch in diesem Sinne zwei Frauenvereine und der Mbertverein. Unter Verwaltung des Stadtrathes stehe» Stiftungen für gemeinnützige Zwecke, deren Stiftungsoapitalieir Ende 1898: 233 792,38 betrugen, die zur Vertheilung ge langenden Zinsen erreichten die Hohe don 8720,49 Als Schulstadt hat Schneeberg im Gebirge einen gute« Klang. Es sind hier anzutreffen ein königliches Gymnasium, das sich aus der städtischen Realschule mit Progymnasium heraus entwickelt hat, ein königliches Seminar, das am 7. August 187t gegründet ward. Besonders entwickelt ist das Volksschulwesen, es gliedert sich in drei Abtheilungen, und zwar in die I. Bürger schule mit fremdsprachlichem Unterricht, II. Bürgerschule (ge hobene einfache Volksschule), III. Bürgerschule (einfache Volks schule). Der einheimischen und erzgebirgischen Industrie macht sich die königliche Spitzenklöppel-Musterschule dienstbar; der Unterricht in ihr erstreckt sich aus das Klöppeln sämmtlicher Spitzenarten und auf das Spitzennähen, dasselbe thut auch die Spitzenklöppelschule, die ihre Schülerinnen besonders in der An fertigung der Torchon- und Guipüre-Spitze, Taschentüchern und Deckenkanten unterweist. Ferner hat die königliche Göwerbe- zeichenschule, zugleich Fachschule für Spitzenmusterzeichner und Stecher zu Schneeberg ihren Sitz. Den Interessen des Handels standes dient die dreiclassige Handelsschule. Die Lage der Stadt Schneeberg auf dem Schnee berge, der ringsum von höheren Bergzügen umgeben wird, ist eine malerische zu nennen. Der höchste Punct in der Umgebung ist der Gleesberg, er ist 584 Meter hoch; die Stabt selbst hat eine Höhenlage von 466 Metern. Auf dem Gleesberge erhebt sich ein 14 Meter hoher Aussichtsthurm, von dem aus man eine prächtige Rundsicht genießt. Südlich von Schneeberg liegt die Stadt Neustädtel, nördlich das Dorf Griesbach, nordöstlich das Dorf Oberschlema. Diese Ortschaften und das Dorf Linbenau sind durch Bauten so enge mit der Stadt Schneeberg verknüpft, daß nur der Einheimische die Grenzen der einzelnen Gemeinbebezirke kennt. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt für Schnee berg 6,23 Grad Celsius, die Niederschläge ergeben eine mittlere Regenhöhe von 917,77 Millimetern. Der ältere Theil der Stadt um den Kirchplatz her zeigt eine etwas unregelmäßige Anlage, der neuere Theil dagegen ist regelmäßiger angelegt. Breite Straßen und Plätze, saubere, wenn auch nicht zu große, aber nette Häuser machen auf den Fremden einen angenchmen Ein druck. Ein Rundgang durch die Stadt bietet manches Interessante. Das Hauptinteresse nimmt die stattliche Haupt kirche — St. Wolfgangskirche — in Anspruch. Sie ist die erste größere evangelische Kirche Sachsens, denn während ihres Baues vollzog sich das Reformatwnswerk Luther's. Der Bau be- weilt der Blick auf schönen Thälcrn mit Wäldern und Gärten, Häusern und Hütten, die von gewaltigen Bergmassen amphi« theatralisch überragt werden; bald wandert man durch Berge, die von der Gewalt der wühlenden Wasser so zerrissen sind, daß die einzelnen Felsmasien, von der Höhe gesehen, ganzen Städten gleichen, in den Paläste und Burgen, Mauern und Thürme mit einander abwechseln. Die Straßen sind sehr be lebt; Theekarawanen, Maulthiere und Esel, belastet mit Säcken voll Steinkohle oder Mehl, Obst und Gemüse, schreiende Ver käufer und die unvermeidlichen Dllngersammler füllen sie; und je näher man der Hauptstadt kommt, um so dichter wird das Gewühl. Aber trotz dieses überaus lebhaften Verkehrs sind die wenigen künstlichen Straßen, die Petschili besitzt, in einem über aus traurigen Zustande. Sie sind voller Gruben und Löcher, mit Schutt bedeckt, von mächtigen Felsstücken versperrt. Im Winter sind sie oft mit Glatteis bedeckt, in der Regenzeit grund los, in der Ebene staubig, in den Bergen schlüpfrig und überall so eng, daß an gewissen Stellen kaum zwei Wagen neben einander vorüber kommen. Nie geschieht etwas für sie; selbst die berühmte gepflasterte Straße von Tientsin nach Peking ist im Zustande argen Verfalls. Einen seltsamen Eindruck macht diese völlige Vernachlässigung der Communicationsweqe, wenn man vor jenem ungeheuren Zeugen der chinesischen Be triebsamkeit steht, von dem Sir W. Williams gesagt hat, daß bei einem schnellen Ueberblick des Erdballs aus der Vogel perspektive dies Werk allein von allen Menschenwerken die Auf merksamkeit auf sich ziehen würde. Wir meinen die Große Mauer, die sich, einer Riesenschlange gleich, über die Kämme des Berglandes von Nord-Petschili zieht und erst am Meere ihr Ende erreicht. Noch heute, im Zustande deS Verfalls, macht sie einen gewaltigen Eindruck, und der Reisende, der, durch da» Gebirge wandernd, vor einem der mächtigen Thore anlangt, mit denen sie die Schluchten sperrt, blickt mit hoher Bewunde rung auf daS ungeheure Werk, gegen daS selbst die Pyramiden nur eine kleinliche Laune sind. Petschili zählt bei keinem Umfange von 300 000 Quadrat kilometern gegen 20 Millionen Einwohner. ES hatte einmal beinahe die doppelte Bevölkerungsziffer, aber die HungerSnoth vom Jahre 1842 und die Taiping-Revolution hat der Pro vinz Millionen Menschen gekostet. ES ist ein betriebsamer und fleißiger Menschenschlag, der hier wohnt, aber, wie die Hauptstadt selbst, so zeigt die ganze Provinz überall und überall wieder jene Zeichen hoffnungslosen Verfalls, die nur zu beredt von der Erstarrung der chinesischen Cultur sprechen.
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