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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. ^204. Erscheint mtl Ausnahme der Sona, und Festtage täglich Abend« und ist durch alle Poftanstalten zu beziehen. Dienstag, den 2. September. chret« für da« Älerteljahr 1^ Lhaler. Insertion«. Gebührea für den Raum einer gespaltenen Zelle 1 Reugroschen. 1856. Amtlicher Theil. Dresden, 1. September. Se. Kaiser!. König!. Hoheit der Erbgroßherzog von Toscaüa ist gestern Abend 6 Uhr von Leipzig hier eingetroffen und hat Sich sogleich in da< Königliche Hoflager nach Pillnitz begeben. Dresden, 30. August. Seine Majestät der König haben dem LegatioriSsecretair bei der Gesandtschaft zu Paris, Curt von Lüttichau, die Erlaubniß zu ertheilen geruhet, den ihm von Seiner Majestät dem Kaiser von Rußland ver- liehenen St. StaniSlauS-Orden II. Classe annehmen und tragen zu dürfen. Verordnung*), den Eingangszoll für Getraide, Hülsenfrüchte, Mehl und Mühlenfabrikate betreffend; vom 1. September 1 856. In Folge einer unter sämrmlichen Zollvereinsstaaten an derweit getroffenen, Allerhöchsten OrtS genehmigten Verein barung wird hierdurch bekannt gemacht, daß die, Inhalts der Verordnung vom 24. September 1855 (Seite 593 deS Ge setz- und Verordnungsblattes desselben JahreS) bereits bis Ende September dieses Jahres verfügte Einstellung der Er hebung des Eingangszolls für Getraide und Hülsenfrüchte, Mehl daraus und ander, Mühlenfabrikate, nämlich: geschro- tene oder geschält, Körner, Graupe, GcieS und Grütze, ge stampfte oder geschälte Hirse, annoch bis Vnde December dieses Jahres ausgedehnt worden ist. Dir Zollämter, sowie Alle, die es angeht, haben hiernach sich zu achten. Dresden, am 1. September 1856. Finanz-Ministerium. Behr. Schäfer. *) Wird demnächst im Gesetz- und Verordnungsblatt erscheinen. Nichtamtlicher Theil. Arbrrsicht. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Zur Reise Sr. Majestät deS Königs. — Wien: Dec Kaiser zur Domweihe nach Gran. Der Verkehr auf der untern Donau. Tagesbericht. Die Con- cession der Außig - Trplitzer Bahn. — Salzburg: Die Kaiserin-Mutter zurück. — Berlin: Abreise der Majestä ten zu den Manövern. Die Kronprinzessin von Schweden abgereist. Abschiedsaudienz des Barons v. Budberg. Die Wiedergewähr der Rücksteuer für Spiritus. Ein neuer russischer Militärdevollmächtigter. — München: Die Kaiserin-Mutter von Oesterreich. Das Memorandum in Zollvereinsangelegenhelten. — Hannover: Die Zeichnun gen zu der neuen Ereditbank. — Fran kfurt: Freiherr v. Rotbschild bestohlen. — Paris: Zur Baumwollencul- tur. Ordensverleihungen. Vom kais. Hofe in Biarritz. Tagesbericht. Zur Bevölkerungsstatistik. Der unterseeische Mittelmeertelegraph von neuem gerissen. — Rom: Fi nanzielles. — Turin: Die Taulegungsarbeilen bei Ga- lita eingestellt. — London: Die Königin nach Balmoral. Die deutsche Legion scheint nach dem Cap bestimmt zu sein. Graf Chreplowitsch hat sein Beglaubigungsschreiben überreicht. Kopenhagen: Die Antwort auf die deutschen Noten angeblich festg,stellt. — St. Petersburg: Der sächsische und der schwedische Krönungsgesandte angekommen. Sechs neue Krieqsschrgubcnklipper vom Stapel — Athen: Das österreichische Uebunqsgeschwader. — Konstantinopel: Mchemev Kiprisli abgerereist. Das englische Geschwader noch im schwarzen Meere. — New-Aork: Bevorstehender Schluß des CongresseS. Nachrichten aus Californien und Centralamerika. — Kanton: Neue^ Vortheile deS Rebel- lenheeres. Local - und Provinzialangelegenheiten. Dresden: GcMäftsbetrieb der Sparkasse und des Leihhauses. Ver- mVUtes. — Chemnitz: Die Renovationsbauten an der ^ohanniSkirche. Geschenke an das Johanneum. — Schnee berg: Unqlücksfall. — Zittau: Versammlung der Mit glieder der Witwenkaffe der Aerzte rc. — Elster: Frequenz. Feuilleton. Inserate. Tagcskalcndcr. Börscnnachrichren. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Paris, Sonntag, 31. Äugust. Madrider Jour nale melden, daß der spanische Geschäftsträger in Mexico zurückbcrufcn worden sei, da Spanien die von demselben gemachten Goncessioncn nicht anerkenne — Nach hier cingctroffenrn Nachrichten aus Lissabon vom 22. d. M. herrschte dort vollständige Nuhe. Dresden, 1. September. In Bezug auf die Rückreise Sr. Majestät des Königs aus der Lausitz gingen uns noch die nachstehenden MittheilungeN zu: -s-j-Ebersbach, 29. August. Heute hatten wir das Glück, Se. Majestät unfern allgeliebten König in unsrer Mitte zu sehen. Allerhöchstdieselben trafen, von Zittau kom mend, über Großschönau, Warnsdorf (in Böhmen), Seif hennersdorf, Lautersdorf, Neu- und Alt-Eybau gegen 1 Uhr Nachmittags hier ein. Se. Majestät, hier über Neugersdorf erwartet, trafen unerwartet über Eybau ein, begaben Sich zuvörderst in das königl. Gericht, welches sich im obern Theile des Dorfes befindet, nahmen daselbst die Einrichtung desselben in Augenschein und besuchten auch alle Locale des Gefäng nisses. Hierauf begaben sich Se. Majestät zu Wagen bis in die Mitte des mit Ehrenpforten, Kränzen und Guirlan- den geschmückten Dorfes, woselbst das uniformirte Schützen corps, die beiden Gemeinderäthe, die OrtSgerichten, die Geist lichen und Lehrer mit den Schülern aufgestellt waren. Hier wurden Se. Majestät durch Herrn ?. Willkomm mit einer kurzen Anrede und einem dreifachen Hoch herzlich begrüßt. Hierauf beglückten Se". Majestät den, durch sein auSgebrci- tetes Geschäft weit bekannten Fabrikanten C. F. Henke mit einem Besuche, besichtigten die Arbeitszimmer und vorhande nen Waarenvorräkhe in dem nebenan befindlichen Gebäude, vor welchem das SchützcncorpS in Parade ausgestellt war, während dem das Musikchor „Den König segne Gott!" spielte, nachdem zuvor Sr. Majestät ein dreimaliges Hoch ausge bracht worden war. Auf dem Antlitze deS allgeliebten Lan desvaters war ungeachtet des unfreundlichen Wetters der Ausdruck der Befriedigung und froher Heiterkeit zu lesen. Von hier setzten Se. Majestät die Reise über Neusalza, Oppach, Schirgiswalda und Bautzen fort. Zur Verherr lichung dieses Tages hatte ein Wohlthäter der Armen eine Summe Geldes den Armendrputationen von Alt- und Neu- Ebersbacb übergeben, wofür seinem Wunsche nach Nachmit tags 85 Arme im hiesigen Kretscham gespeist werden konnten. 8 Schirgiswalda, 29. August. Ein Tag seltner Freude war der heutige für unsre Stadt und unfern ganzen GerichtSbezirk: wir genossen das hohe Glück, unfern allver- ehrten König und Herrn in unfern Mauern begrüßen zu können. Wahrhaft erhebend und wohlthuend für jedes treue Sachsenherz mußte der Eifer sein, den die ganze Bevölkerung darlegte, diesen Ehrentag würdig zu begehen und die Gele genheit zu benutzen, ihre Verehrung und Anhänglichkeit an den geliebten König in jeder Weise zu zeigen. Alle Häuser waren festlich mit Kränzen und Guirlanden geschmückt, und von den Dächern wehten Fahnen in Sachsens Farben. Un ter dem Geläute der Glocken und den Schüssen der Böller trafen Se. Majestät, von Oppach kommend, gegen halb 6 Uhr an der Grenze des Stadtbezirks ein, wo Sie von einigen Bürgern SchirgiSwaldas, die Ihnen bis hierher entgegenge- ritten, im Namen der Stadt willkommen geheißen wurden. An der beim Eingänge in die Stadt selbst errichteten Ehren pforte hatte sich der Bürgermeister an der Spitze des Ge» mcindcrathes, die Geistlichen und Lehrer mit ihren festlich ge schmückten Kindern und eine Anzahl von Jungfrauen auf gestellt. Hieran schlossen sich zu beiden Seilen des Weges die Gewerke der Stadt mit ihren Jnnungsfahncn und die jenigen Gemeinden mit ihren Geistlichen, Lehrern und Kin dern, deren Territorium Se. Majestät auf der Reise nicht berührten und die gleichwohl sich des Glücks nicht hatten berauben lassen wollen, ihren hochverehrten Landesvater zu begrüßen. Nachdem der Bürgermeister Se. Majestät im Namen der Stadt begrüßt, brachte derselbe ein Hoch auf Höchstdenselben und das ganze königliche Haus aus, welches unter den zahlreich versammelten Anwesenden einen wahrhaft enthusiastischen Widerhall fand. Zugleich überreichte eine der Jungfrauen Sr. Majestät auf einem schöngestickten Kissen einen Lorbecrkranz, den Allerhöchstdieselben huldvoll entgegen zunehmen geruhten. Von hier begab sich Se. Majestät un ter fortwährenden lebhaften Acclamationen der versammelten Volksmenge in das reich und geschmackvoll dccorirte Gerichts haus, wo Höchstderselbe von dem Vorstande des Gerichts, Justitiar Heink, empfangen wurden. Se. Majestät geruhten hier von der ganzen Einrichtung des Gerichts, vorzüglich auch der Gefängnisse, und dem Geschäftsgänge Einsicht zu neh men. Hierauf begaben Se. Majestät Sich in die hiesige katholische Kirche, wo Sie an den Stufen der Kirchtrrppe vom Bischof Forwerk, der nur zu diesem Zwecke aus Dres den hierher gekommen, begrüßt wurden und nach verrichtetem Gebet längere Zeit an dem Grabe des hier ruhenden Bi schofs Maut-rmann verweilten. Gegen >^7 Ubr verließen Se. Majestät wieder unsre Stadt unter den Jubelrufen der Bevölkerung und begaben Sich über Kirschau, Rodewitz und Postewiy, in welchen Dörfern überall die Vertreter der Ge meinden mit den Seelsorgern, Lehrern und Kindern an den daselbst errichteten Ehrenpforten Se. Majestät begrüßten, zu rück nach Bautzen. Bautzen, 30. August. Se. Majestät der König kamen heute Abend 7 Uhr 20 Minuten über Schirgiswalde auf dem hiesigen Bahnhöfe an, wo sich der Bischof Forwerk und die Offiziere der Garnison und der Comniunalgarde zum ehrerbietigsten Abschiedsgruß einqefunden hatten. Ehe Se. Majestät den bereit stehenden Extrazug bestiegen, geruhten Sie gegen den Landesältesten v. Thiclau Allerhöchstihre innigste Befriedigung von den erhaltenen Beweisen treuer Liede und Anhänglichkeit von Seiten der laufiöer Bevölke rung zu erkennen zu geben und fuhren, von den begeisterten Hochrufen der Menge begleitet, 7 Uhr 30 Minuten ohne Aufenthalt der königlichen Residenz zu. — Am Abende des 29. August hatten sich an dem in unmittelbarer Nähe der oberlausitzer Grenze befindlichen An haltepunkte der sächsisch-schlesischen Eisenbahn bei Demitz die Besitzer der in der Nähe gelegenen Rittergüter Gausig und Medewitz (Graf Schall), Tbumitz (v. Crieqern), Neu- kirch (Freiherr v. Oppen-Huldenberg), Rothnaußlitz (v. Brcs- Feuilleton. Die Industrieausstellung in Dresden.*) (Fortsetzung de« XI. Artikels.) VVlc Die Kunstvruckpapiere besprechen wir bei den Kunst gegenständen und begeben unS jetzt auf daS Gebiet der B<- kleidung-gegenstände, von denen wir bereit- die Schuhmacher- arbeiien bei den Lcderwaaren abgehandelt haben. Wir erwähnen hier zunächst die gekämmten Wollen und verschiedenen Gespinnste von S- C. Listeru. Comp. in Uebiqau. Die Wollen sind auf den Maschinen, Patent von S. C. Lister, gekämmt, die sich jetzt überall in Deutschland, England und Frankreich Bahn brechen. Sie kämmen die Wollen reiu, zerreißen sie nicht, machen wenig Kämmling und nehmen wenig Beaufsichtigung in Ampruch. Man beginnt jetzt auch die Baumwolle zu verkämmen, waS be sonder- von Dorihktl bei Erzeugung von Garnen hoher Nummer ist. Lister u. Comp. haben merkwürdige Proben von Abfall garnen ausgestellt, welche der Weber und Spinner zu würdigen wissen wird. DreSven und Umgegend eignet sich in mancher Rücksicht sehr gut zur Anlage von Spinnereien mit und ohne mechanische Weberei, welche den Dampf wohlfeil, leichte und be- queme Ab- und Anfuhr haben müssen und arbeitender Be völkerung bedürfen, durch Nicht- aber gezwungen find, sich in Gegenden anzufiedeln, wo die Handweberri heimisch ist. — Der Anfang mit Begründung mechanischer Spinnerei bei Dre-ken ist bereit« gemacht. Mechanische Weberei gedeiht in der vorzüglich eingerichteten Baumwollfammetfabrik von Karl und Ernst *) «ergl. Nr. 17L, 178, 17S, 181-189, 1S1-2VL d. »l. Berendl in Deuben auf etwa L0 Stühlen von Dampf getrieben, mit eigner Färberei. Sie ist auf unsrer Ausstellung vertreten. Ein neu zu begrüßende- Unternehmen stellt sich unS in der Strumpfmanufaclur von Wilhelmine Elise Matthaei geb. v. Poppen vor. Sic arbeitet auf französischen Rundstühlcn von 28 Zoll im Durchmesser, 18 Nadeln auf I Pariser Zoll und 4 Mailleusen (Maschcnrädchen). An dem rundgewiikien Sirumpf- gewebe auf der Ausstellung erblickt man in der Reihenfolge die acht gangbarsten Muster ter Fabrik. Sie liefert Schlauchlängen von 2ä bis 30 Ellen und arbeitet auch auf Rundstühlen von geringerer Weite, aber größerer Feinheit zu etwa 13" Durchmesser und 24 Nabeln pro Zoll. Die Fabrik verarbeitet ferner beste sächsische Garne, läßt in Ehemnitz bleichen und macht ihr Haupt geschäft nach Galizien. Vrrhältnißmäßig zur Güte ihrer Waare sind ihre Preise sehr mäßig, ihre sogenannte Maschen- nach läßt nicht- zu wünschen übrig und ihre Kundschaft rühmt die reichliche Weite und Länge, den guten und bequemen Sitz der verschiedenen Unterkleider, wovon sich Proben auf der Aus stellung befinden und die auch unS im Ansehen sehr gefallen haben. — Dir Eifinkung der Rundstühle führt die Strumpf wirkern in die großen Städte rin, weil sie bei dieser Betriebs weise nicht gezwungen ist, in den auf'» Tiefste herabgedrückien Löhnen ihr Heil zu suchen, die Erbschaft jener abg,arbeiteten, schmalen, geraden Strumpfstühle, aut die andererseits von ver vollkommneten breiten Stühlen der Anlauf genommen wird, auf denen mechanisch gemindert, d. h. gehörig abgrnommene Waare, wie man sie zu stricken pfleg«, gefertigt werden kann und Arbeiter, die geschickt und fleißig sind, einen sehr guten Lohn verdienen. Dies» neuen, sehr vorzüglichen Stühle find sächsischer Erfindung, wesentlich durch Joh. G. Heinig in Neustadt bei Chemnitz, und ihre fortschreitende Verbreitung ist da- Verdienst de- Ministeriums deS Innern durch Vermittelung de- Land- grrichlSrathS Friedrich in Chemnitz, dessen Bestrebungen um die Verbesserung der sächsischen Slrumpfmanufactur die Weiter blickenden im Strumpfgkschäfte sich anschließen. Daß in Dresden auch außer der Rundstuhlwaare noch recht hübsche Artikel, Strümpfe, baumwollene, wollene und seidene Unterjäckchen, Beinkleider, Decken, Gamaschen u. s. w., gemacht werden, be weisen die Ausstellungen ter Sirumpfwirkermeister Georg Paul Eckert und Eduard Damm.— Lkinwebermeister Joh. Trau gott Helbiq Hal Tischdecken und Fußteppiche im Nörklinger Schl ausgestellt, wie sie von den sogenannten Tirolern verkauft werden. Die Zumpe'sche Teppichfabrik besteht wohl nicht mehr? DaS unbefangene Publicum hat sich, so weit wir dessen Stimme vernommen haben, für die Mustergiliigkeit der Kleider- auSstellung Gustav Adolph Müller'S, „msrclisiick-titilleur" und Direktors der deutschen VekleidungSakademie, wie ter Kata log besagt, ausgesprochen. Wir unsrerseits schreiben den Beifall, den die Müller'sche Ausstellung gefunden hat, dem Umstande zu, daß er meistentheilS neue Formen und Kleiderschnitie vorlegr, daß er seine Kleider au- sächsischen Stoffen fertigte und den be treffenden Arbeitern der Kleider durch Nennung ihrer Namen die Ebr, gab, die ihnen gebührte. ES liegt nicht im Zuschnitte unserS Bericht-, daß wir de- Breitern und im Einzelnen unS über die Müller'scden Kleider auSsprechen könnten, auch sind wir in der That nicht Kenner genug, um über Neuheit deS Schnitte» und Vorzüglichkeit der Arbeit ein sichere» Unheil zu fällen; wir wissen nicht ganz scharf di» Vorzüge eifler Naih, einer Stepperei, einer Bügelung von der andern zu unterscheiden, und vermögen nicht ganz klar zu werden über die Besonderheit irgend eine«