Suche löschen...
Dresdner Journal : 21.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188704211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870421
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870421
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-04
- Tag 1887-04-21
-
Monat
1887-04
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 21.04.1887
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
O 90. Ao»«T»I»ret»r I» U»»»« ck«»-r «r» Snooorbuld ä«, äeatocb-n JUtrUek: .... 1» ^jetto. tritt koos- uoä fzMrrlieb: 4 U»r 60 8tewp«t,u«:p1»^ Kiuru. Liureluo Xumwerb: 10 ki. SubüuätguuxoUedübren r ?ür 6«u k»um «iu« Teil« Kleinsr scbritt 20 kk. vutor..Liuzesuuckt" 6i« Teile LO?s Kei T»b«I>«u- und Tillorusotr eutopr. Xukscftl»^. Lruedviueu: Ulglicb mit Xusnukm« 6er 8ouu- uoä koiort»^« »boucki korusprecb-XuseKIu»,: Xr. 12Sü. sr Donnerstag, den 21. April, abends. 1887. DresdnerIMMck. Für die Kesamtlettunq vcranttrwrtttch: Dtto Vanck, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. L»»uK»e ro» Lu«ll»älxuu»eo «ui,M»rt, r votpoig: H. Lra»tiÄrtter, OommismoaLr 6e» Vrvockuor ^ouruuts; Numdurg «oeUu - Vis» - l^lpotg: N»»«I «roiluu rruuk/Utt u. N.: Tlaasenst«,- <L ^o-ter, NorUu -Viou Sumdurg- rrALtckart ». ». - NLLck» /tick Lt--«e, kurt» Looäo» - Lsrw» VrouXentt ». N »tuUgrtt i I-aub« <t Oo - «orllu: /nvatlckeetckauT,' SSrUr» ü. X/Mee« ^ac/>/oiAer ; Lmworrr: <7. Lc^iE/er, L»U« ». 4 : F. Vaect F Oo. Uvruuvgedor: LSvisi- Lxpeäitiou 6« Ure,äo« /ouruul», Drooaso, Tviugsr^lr Ho. 20 t'orusprecK-XuseKlu»«: Xr. l^Uü. Amtlicher Ttil. Se. Majestät der König haben den in den Werk» ftätten der Staatseisendahn-Verwaltung zu Leipzig II deichäftigten Arbeitern, dem Schmied Christian Wil helm Lätzsch und dem Bohrer -Johann Christian Mertig das Allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht Nichtamtlicher Leit. Telegraphische WachrichLen. Wien, 20. April. (W.T. B.) Prinz Ludwig Wilhelm von Baden ist heute nach Karlsruhe ab- gereist, nachdem er im Laufe deS LormittagS hei dem Kronprinzen Rudolf und den hier an- »tseudeu Erzherzogen Abschiedsbesuche gemacht hatte. Der rumänische Gesandte am hiesigen Hofe P. Mavrojevy ist gestorben. Wien, 21. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.s Zn der Angelegenheit deS Prazakschev TprachenerlasseS fällte deute daS Reichsgericht daS Urteil wegen der Beschwerden, welche verschiedene Gemeinde- uad Bezirktvertretangev anläßlich der Sistierung der Kundgebungen gegen die Sprachevverordnung er hoben hatten. Die Beschwerde» der Gemeinden Troppau, Friedland, Karlsbad und Sternberg wurden für begründet erachtet, die Beschwerde der Stadt Reichenberg verworfen, da dem Stadtver- ordnetevkollegium daS Recht nicht zustebe, an einem NegierungSakte Kritik zu üben. Graz, 20. April. (W. T. B.) Der frühere ägyptische Ministerpräsident Scherif Pascha ist auf der Reise nach Karlsbad hier gestorben. Paris, 20. April. (W T.B.) Zn parlamen tarischen Kreisen glaubt man, die Regierung sei geneigt, die Beratung über daS Einkommensteuer gesetz zu vertagen, weil sie hoffe im Etat Erspar nisse von SO Millionen machen zv können, wodurch ein Aeqnivalent für daS mutmaßliche Ergebnis dieser Steuer herarstellt würde. Der Kriegs- Minister würde hierbei einer Ermäßigung der Aus gabe« in seinem Reffort von 15 Millionen zuffim- men und ebenso dürften die Minister der Marine und der öffentlichen Arbeiten eine gleiche Ermäßigung ihrerseits zugesteheu. Paris, 21. April. (Tel. d. Dresdu. Journ.) Die (durch ihre oftmals tendenziös gefärbten Nachrichten bekannte d. Red.) „Agence HavaS' verbreitet über einen vom englischen Generalkonsul in Philippopel auf einem Diner zu Ehren der bulgarischen Re- grutschaft gehaltenen Toast folgende LeSart: „Ich trinke auf die unabhängige Entwickelung Bulga- rien», welche» durch seine kriegerische Thatkraft und Tüchtigkeit bewies, daß eS der Unabhängigkeit würdig ist, dadurch Europa ermutigend, Bulga- neu insoweit ru unterstützen, daß eS den Präten- fiovev deS russischen Kolosses standhalten konnte.'- Rom, 20. April. (W T B. Deputierten- kammer. DepretiS beantwortete eine Anfrage der radikalen Deputierten Ferrari und Bosdori dahin, daß die Regierung die »vrage einer offiziellen Teil- nähme ZtalienS an der Pariser Ausstellung von 188S noch nicht erörtert und daher in dieser Be ziehung noch nichts beschlossen habe. Die Anfrage wurde hierauf zurückgezogen. London, 20. April. (W. T. B.) Lord Sa- liSbvrp hielt heute in einer Bersammluug der konservativen Primrose Liga eine Rede, in welcher er sagte: DaS Votum deS Unterhauses vom Montag be- welse, wie bedeutungslos die liberalen Osterdemon strationen seien. ES sei die feste Absicht der Regie rung, die Sache der Freiheit in Irland nachdrücklich zu verteidigen, indem sie das System deS Terroris mus, welches jede wirkliche Freiheit unmöglich mache, unterdrücke. Gladstone, von dem die hervorragendsten Männer der liberalen Partei abgefallen seien, habe allerdings andererseits zahlreiche sehr ergebene Par teigänger gewonnen, nämlich die Parnelllten, welche von den Geldbeiträgen derjenigen lebten, die offen den polischen Meuchelmord predigten. Er, Salis bury, glaube, daß die Wähler Gladstone ihre Unter stützung versagen würden, sobald sie inne würden, daß derselbe die Verbrüderung mit so verdächtigen politischen Persönlichkeiten annehme, wie die Parnel- liten es seien. Odessa, 20. April. (W. T. B.) Der dieS- seitige Gesandte in Bukarest, Hitrowo, ist hier eingetroffen und alSdann nach St.Petersburg weiter- gereist. Dresden, 21. April. DaS Schreiben Papst Leos XIII. an den Erz bischof von Köln. Wir waren bisher gewohnt, alle Forderungen für die katholische Kirche in der Weise geltend gemacht zu sehen, daß uns ein weites und unbegrenztes Feld von Ansprüchen vor Augen geführt wurde, deren Umfang alle thatsächlichen Zugeständnisse, auch wenn sie uns schon hochbedeutsam erschienen, zu dem Range von kärglichen Abschlagszahlungen herabdrückte. Wir waren ebenso an eine Begleitmusik zu diesen Forderungen gewöhnt, die ihre Hauvntarke in plumpen Übertreib ungen und ihrer hetzerischen Färbung suchte. In dem jüngsten Schreiben wird im Gegenteil der hohe Wert des gegenwärtigen Gewinns in ausführlicher, auf eine warme Anerkennung der entgegenkommenden Haltung des StaateS hinauslaufender Tarlegung hervorgehoben, während die noch für die Zukunft vorbehaltenen Wünsche sich mit einer leichten Erwähnung in einer Nebenwendung begnügen müssen. Man hat vielleicht nicht Unrecht, wenn man in beiden Methoden sachlich und soweit es sich um den Vorsatz, die Interessen der katholischen Kirche bi- zur äußersten Konsequenz zu verfolgen, handelt, nur zwei verschiedene Nummern desselben Fadens erblickt; aber eine andere Absicht bei dem Papst vorauszusetzen, wäre überhaupt eine Ungereimtheit, und für unS, für die politische Seite deS Gebiets dieser Aktionen und ihrer Rückwirkungen auf unser ganzes öffentliches Leben, bietet dieser Unter schied in der Betreibung der Forderungen, welche die katholische Kirche für gerechtfertigt hält — dort der feindliche, hier der friedliche und freundliche Grund ton der Sprache, die dem Staate gegenüber geführt wird — alles, was wir billiger Weise nur wünschen können und was feit Jahren das Ziel unserer Be mühungen bildet. Schließt so dieses päpstliche Schreiben einerseits thatsächlich und unzweideutig den Kulturkampf, indem es den Auseinandersetzungen zwischen dem Staat und der Kirche über die der letzteren zu gewährenden Berechtigungen den Charakter deS Streites nimmt, so ist andererseits auch die Bestimmtheit, mit der die Kurie hier die Aufgabe, jene Beziehungen zu regeln, für sich in Anspruch nimmt und die Bischöfe wie das Laienelement des Zentrums, die bisher die Führung und die entscheidenden Gutachten aus diesem Gebiete als ihre Gerechtsame betrachteten, in ihre Schranken zurückweist, im Hinblick auf die frühere Entwickelung und den Grundcharakter der Tendenz, den wir an den beiden letztbezeichneten Stellen von jeher oder doch in jüngster Zeit beobachten konnten, eine erfreuliche Er scheinung Man wird namentlich nicht gering an- schlagen können, daß der Papst den Widerspruch gegen die Anzngkpflicht, den Hr. Windthorst in die Mitte seiner Ausführungen gegen die kirchenpolitische Vorlege gestellt hatte und den die ZentrumSpresse fast allem halben in einer Form zum Ausdruck brachte, a!s wäre die Möglichkeit eine« Zurückweichens in diesem Punkt für sie ausgeschlossen, schroff zurückweist. Der Papst stellt fest, daß er mit der Regelung der An zeigepflicht in der Weife der jetzt getroffenen Verein barung lediglich ein Versprechen erfülle, welches er der preußischen StaatSregierung wiederholt und schon vor 7 Jahren gegeben hat. Er kann freilich zum Trost für diejenigen, die hier an seiner Stelle ex eatbeckru sprechen wollten und sich jetzt enttäuscht sehen, hinzufügen, daß „dies die einzige Bedingung war, welche er schließlich nicht zurückgewiesen hat", und er beruhigt die erregten Gemüter zugleich durch einen nicht mißverständlichen Hinweis aus die früher von der deutschen katholischen Geistlichkeit „unter den schwierigsten Verhältnissen erbrachten Beweise der Ge wissenhaftigkrit und Standhaftigkeit", zu der jetzt auch der jüngere Klerus wieder unbehindert erzogen werden könnte — fo daß, ergänzen wir den Siun dieser Stelle auS dem, was zwischen seinen Zeilen liegt, auch von diesem Nachwuchs der Geistlichkeit im Falle eines neuen Konflikts mit dem Staate dieselbe „Stand haftigkeit" erwartet werden dürfte, die bei ungünstigeren Bedingungen für die Erziehung des Klerus, al- sie das vorliegende Gesetz herstellt, im Lauf der Zeit doch etwas problematisch ausfallen könnte. Wie sich nun einmal die kirchenpolitische und ge- samtpolitistye Lage bei uns gestaltet hat, ist der Inhalt und noch mehr der Ton dieses päpstlichen Schreibens al- ein erfreulicher Fortfchritt zu bezeichnen und bietet Anhaltspunkte für gute Erwartungen, die wir der weiteren Entwickelung der Dinge entgegenbringen dürfen. Hören wir jetzt ein^e der wichtigeren ZeitungS- stimmev, welche rn gewissem Sinne den Geist der Öffentlichkeit bei Empfangnahme jenes Schreiben» wiederspiegeln. Die „Post" sagt: „Der Brief des Papstes an den Erzbischof von Köln ist in väterlichem, aber jeden Zweifel ausschließenden, entschiedenem Lene gehalten LS ergiebt sich daran«, daß Leo Xlll., bevor er über den kirchenpolttischen Entwurf feine Entscheidung ge troffen, erst die Ansicht einiger Sardinäle eingeholt, daß er die Lage zwar noch für verbefferungsbedürftig hält, aber vom Stand punkt der praktischen Klugheit au« „ein gegenwärtige« und sichere« Gut der zweifelhaften und unsicheren Erwartung eine« größeren Gute«" vorzieht und insbesondere auch der Aufrichtig keit der Haltung de« Staate« Lertrauen schenkt. Bezeichnend ist die Energie, mit welcher der Papst auffordett, Vertrauen zum apostolischen Stuhl zu haben und sich bei dessen Entschließungen zu beruhigen, ein Appell, der auch, wie leicht einzusehen, einen fehl deutlichen Ordnungsruf für da« intransigente Hetzertum de« vr. Windthorst und Konsorten darstellt." Das „Frankfurter Journal" schreibt u. a.: ,Leo Xlll erkennt in dem Deutschtum den berufenen und zuverlässigsten Träger eine« gesunden, die bestehenden christlichen und staatlichen Einrichtungen am sichersten behütenden religiösen Sinne«. Er hat die Überlieferungen de« Hohenzollernhauses und die Bethätigung der neuen Karsergewalt al« die, vielleicht einzige widerstandsfähige Schutzwehr gegen die, auf Zerstörung der Kirche wie der Gesellschaft gerichteten Bestrebungen de« Sozialismus achten gelernt. Insbesondere aber ist er von dem hundertjährigen Irrtum deS Papsttums abgekommen, als sei diese« nur zu erhalten im Bunde mit den romanischen Böllern, in die sich seiner Zeit der Katholicismus ergossen zu haben schien." Die „Neue Preußische Zeltung" bemerkt: „Dor Brief des Papste- an den Erzbischof von Köln führt eine ftr die gegenwärtige Situation ausreichend deutliche Sprache. Der Papst ratifiziert aus Grund der Beschlüsse de« Herrenhauses den Friedensschluß mit der preußischen Regierung und befiehlt dem Zentrum, wie den deutschen'Buch ofen, den ferneren Wider stand gegen denselben auszugcben. Er erkennt zwar an, daß noch nicht alle Schwierigkeiten befeitigt seien, aber er deutet verständlich genug an, daß da« in Zukunft nicht mehr durch die Gesetzgebung, sondern auf dem Wege der durch diplomatische Verhandlungen bestimmten Verwaltung geschehen solle, eine parlamentarisch« Vertretung der weiteren Ansprüche der Kurie also nicht mehr nötig sei. In dem einen Punkte wird da« Zentrum gehorchen und für den kirchenpolitifchen Gesetzentwurf stimmen, im übrigen kommt zur Zett in der gesamten ultra montanen Presse eine Stimmung zum Ausdruck, welche die bis herige oppositionelle Haltung des Zentrum- auch gegen den Willen de« Papstes mit den schärfsten Worten für die Zukunft erwarten läßt." Unbefriedigt von der Entwickelung der Dinge ist die nationalliberale Presse. So sagt die „National- Zeitung": „Es ist nicht überraschend, daß das päpstliche Schreiben die künftige Erhebung weiterer Forderungen vorbehält; die Er klärung, daß der durch die Herrenhausbeschlüffe herzustellende Zustand noch nicht der beste sei, und daß der päpstliche Stuhl sich bemühen werde, ihn noch weiter und umfassender zu ver bessern, drent diesem Zwecke; nicht minder die Bezeichnung der Herrenhausbeschlüffe nur als des „Zugangs" zum Frieden. Indeß für die Intransigenten de- Zentrums wird die- ein ge ringer Trost sein angesichts der Aufforderung, im Abgeord netenhause dieselben Herrenhausbeschlüffe anzunehmen, gegen welche die ultramontane Presse wochenlang gewütet hat. Roch in der heutigen Morgennummer wiegt die „Germania" sich aus Grund einer ihr zugegangenen, nun als unrichtig erwiesenen Nachricht aus Rom in der Illusion, daß der Einspruch der Staatsgewalt der Entscheidung deS Papstes unter liegen solle, und sie hofft, daß die Regierung, wenn sie die« zugegeben habe, nun dre Formulierung des Einspruchs nach dem abgelehnten Koppschrn Amendement zugestehen werde. Die päpstlich« Aufforderung, für die Herrenhausbeschlüffe zu stim men, beseitigt alle solche Hoffnungen Selbstverständlich ist keine Rede davon, daß der Einspruch der Entscheidung deS Papstes unterliegen solle; derselbe wird — so weit er reicht — von selbst wirksam. Der Papst erklärt nur, die über der Hand habung des Einspruchsrecht- durch die Regierung noch schweben den Verhandlungen bezweckten kirchlicheren-, daß der Einspruch nach der — ebenso dehnbaren, wie kasuistischen — Formu lierung des abgelehnten Koppschen Amendements ausgeübt werde Unser grundsätzliches Urten über die Art, wie zur Zeit der Abschluß des kirchenpolitischen Kampfes erfolgt, und über die Aussichten auf Dauer dieses „Friedens" kann durch da- päpstliche Schreiben nicht erschüttert werden. Unzweifelhaft aber ist, daß derjenige Friedensschluß, welcher trotz seiner Bedingt heit von der ultramontanen Kriegspattei gefürchtet und be kämpft wurde, durch das päpstliche Schreiben herbeigeführl wird." Noch entschiedener wendet sich die „Magdeburger Zeitung" gegen das päpstliche Schreiben. Sie sagt u. a : „Wo ist die bestimmte Erklärung geblieben, daß nach den Zugeständnissen, die jetzt vom Staate mit freigebiger Hand gemacht worden, der volle Frieden da sei/ Selbst Katholiken von dem Schlage deS Grasen Brühl hatten die Überzeugung aus gesprochen , daß eiue solche Erklärung abgegeben werden könne, Und trotzdem ist sie nicht gemacht worden. Was jetzt bewilligt worden, soll nur den Zugang bedeuten zu dem langersehnten Frieden. Es soll an der Stellung der katholischen Kirche noch vieles zu ändern sein. Der „Stand der Dinge" soll noch weiter und umfassender verbessert werden. Nur praktische Klugheit hat es geboten, das dargebotene Gute, was die Vorlage der katho lischen Kirche bringt, nicht zu verschmähen, zumal es hat er reicht werden können gegen das eine einzige Zugeständnis der Benennung der für die Pfarrstellen bestimmten Personen, ein Zugeständnis, dessen an sich schon zweifelhafter Wett noch ab- gefchwächt wird dadurch, daß für die Fälle, wo über die Be setzung der Pfarrstelle eine Einigung nicht erfolgen kann, noch besondere Abmachungen getroffen werden sollen, über welche Berhandlungen noch schweben. Die Kutte erstrebt aber nach den Angaben des Papst-s die Verständigung für solche Fälle aus dem von Hrn Kopp vorgeschlagenen Wege, der da staatliche Einspruch-recht völlig illusorisch gemacht haben würde. Man sieht, eine interessante Klarstellung, welche das „Friedens instrument" hier von einer gewiß „berufenen" Seite erfährt." Der Artikel schließt: „ Es sind keine Hirngespinnste, gegen die wir uns wenden. Der namhafte Katholik, der jetzt in der „Köln. Volkszeitung" das Wort ergreift, setzt die von un- ge äußerten Besorgnisse in ihr Recht ein. Er fordert den Klerus auf, einmütig das staatliche Einspruchsrecht, das „einzige" Zu geständnis, welches der Staat erhalten, zu ignorieren. Beim Widerstand gegen staatliche HerrschaftSgelüste werde der KleruS das ganze katholische Volk hinter sich haben Auch der Papst habe die Vorlage nur als einen Zugang zum Frieden bezeich net, man dürfe deshalb nicht die Hände in den Schoß legen; Geistlichkeit, Volk und Bischöfe müßten bei aller Hochachtung für den Papst in Einigkeit weiter arbeiten Eben diese weitere Arbeit wird dereinst die glänzendste Rechtfertigung derer sein, die jetzt sich weigern, den von der Regierung eingeschlagenen Weg mit zu betreten." Feuilleton. Ellbeth. Erzählung von M. Beeg. (Fortsetzung.) E« war der letzte Tag der Anwesenheit der meisten Gäste — sie wollten gegen abend das Schloß verlassen und ein fröhliches Fest im Freien hatte noch einmal die ganze Gesellschaft vereint. Fanny und Elsbeth waren heute in besonders reizenden Toiletten erschienen und viele Huldigungen wur den ihnen dargebracht Man hatte sich zwanglos im Walde gruppiert, die jungen Damen wanden Kränze au» Eichenlaub um die Hüte der gestern besonders siegreich gewesenen Jagdfreunde und die Herren be dauerten nur, daß die Zeit der Rosen bereit- vorüber sei, um solche al» gebührend« Huldigungsgabe den holden Waldfeen darzubringen „Und doch weiß ich noch eine Rose, die noch nicht verblüht ist," rief Wer ner und war verschwunden, um bald darauf mit einer zarten, weißen Rose zurückzukehren. Er juchte mit seinen Augen Elsbeth, die unweit von Fanny auf einem Baumstamm saß und indem er scherzhan das Knie vor ihr beugte, überreichte er ihr mit einem glühender Blick die Blume, dabe, die Worte flüsternd: „la ros« ä I» plus bolle." Hanny aber hatte mit rasch auflodernder Elfersucht der mrzen Scene zugeschaut und eilte jetzt aufgeregt «uf Elsbeth zu. „Liebe Elsbeth, bitte folge mir, ich muß Dir etwas zeigen" und dabei zog sie dieselbe hastig mit sich in» Gebüsch. Dort aber flüsterte sie ihr fast zischend in» Ohr: „Wage eS nicht, mir Werner» Liebe zu rauben, kleine Schlange, denn wisse — er ist mein." Hoch und stolz machte sich da» junge Mädchen von den sie umschlingenden Händen frei. ,Lfch werde Dir Werner- Besitz gewiß nicht strei tig machen, davor sei sicher, obgleich ich nicht ahnte, daß Du bereits ein festes Anrecht auf ihn hast." „Du darfst auch noch nichts davon verlauten lassen, es liegt noch zu viel im Wege", flüsterte Fanny, sich hastig zu ihr beugend. „Sei ohne Sorge, daß ich Dein Geheimnis prei»- aebe, nach dem ich nicht begehrt", erwiderte Elsbeth kalt, ,Z>arum drängst Du es mir aber auf — laß mich lieber gehen!" Und zürnend wandte sie sich, bi» in die Lippen erblaßt, von der aufgeregten Gefährtin ab — Sie war sehr still und nachdenklich geworden, al» sie sich später wieder bei der Gesellschaft befand, und Vit. .Borkwiy, der ihr stets mit teilnehmenden Augen folgte, trat besorgt an ihre Seite. „Warum blicken Sie fo ernst, mein gnädige» Fräulein, da doch da» Leben so heiter lacht?" „Ich habe eben eine schöne Rose zerpflückt und einen häßlichen Wurm darin gefunden", sprach El»- beth trübe mit klangloser Stimme, „und e» ist so traurig, daß alle» auf der Welt nur eitler Schein und schal und trübe ist." „DaS sind sehr bittere Worte für «inen fo rosigen Mund", rief Borkwitz mit Bedauern, „o Fräulein Elsbeth, wie kommen Sie an solch strahlendem herr lichen Morgen zu so trüber Weltanschauung! Wer wie Sie so jung und von Leid verschont geblieben ist, der muß die Welt von ihrer schönsten Seite nehmen — wie sagt doch Tasso? „Wohl ist sie schön die Welt, in ihrer Weite be wegt sich so viel Gutes hin und her.' Dankbar blickte El»beth zu dem Freunde aus, er fand doch immer da- rechte Wort und verstand ihre Gedanken wie kein Anderer. Stets war er gleich auf merksam und freundlich und wenn sie auch manchmal eine Ahnung überkam, sie möge seinem Herzen wohl teuer sein, so hatte er sie ja doch nie durch eine An deutung oder ei« übereilte» Wort zu beunruhigen ge wagt in ihrer mädchenhaften Zurückhaltung O O * Die Gäste hatten das Schloß verlassen und eine tiese, klare Nacht hatte sich auf Burgeck herabgesenkt. Elsbeth konnte in ihrem Zimmer, von den wider- streitendsten Gefühlen bewegt, noch keine Ruhe finden. Also war cs doch wirklich wahr, was Elsbeth immer geahnt, daß da» Interesse Werner» für die schöne ge fährliche Fanny noch nicht erloschen war, ja sogar ein geheime» Einverständnis schien zwischen beiden statt zufinden, wenn sie den in der Aufregung gesprochenen Worten der Cousine Glauben schenken wollte. Aber warum traten sie nicht damit hervor, und waS konn ten da» für Hindernisse sein, die sie zwangen, die Sache selbst vor der edlen Tante geheim zu halten. Zwar, da» sagte sich El-beth, würde die Baronin ge- wiß nicht sehr einverstanden mit der Wahl ihre» Soh ne» fein, aber als zärtliche Mutter hätte sie sich fei nem Wunsche gewiß nicht lange entgegengestellt, wenn sie auch von dem Charakter Fannys keine vorteilhafte Meinung hegte. So sann Elsbeth vor sich hin, es war ihr so weh, so weh — sie wußte selbst nicht warum — da tönte auf einmal unter ihrem Fenster der Klang einer sonoren Männerstimme und als sie behutsam den Vorhang zerteilte und hinuntersah, er blickte sie Werner deutlich im Mondlicht in einem Kahn unten auf dem See, wie er seine Augen zu ihr erhob und mit gedämpfter inniger Stimme sang: „Du bist die Ruh, der Friede mild, Die Sehnsucht Du und was sie killt. Ich weihe Dir voll Lust und Schmerz Zur Wohnung hier mein Äug' und Herzl" Erbebend trat Elsbeth zurück. Galt das ihr, war eS Traum oder Wirklichkeit? und was sollte es be deuten, daß Werner ihr eine solch innige Huldigung zu Teil werden ließ, während er doch das Bild einer Andern im Herzen trug Elsbeth wollte und konnte diese Töne, die von solcher Hingebung Kunde gaben, nicht zu ihrem Herzen dringen lassen — halb betäubt suchte sie ihr Lager und hüllte ihr Haupt tief in die Kissen, und während von unten noch das Lied herauf scholl, wichte sich oben ihr junges thörichtes Mädchen herz im Schlummer und aus wirren Träumen tönten ihr immer wieder selig die Worte entgegen: ,Lch weihe Dir voll Lust und Schmerz Zur Wohnung hier mein Aug und Herz" (Fortsetzung folgt.) Litteratur. Bei dem naturgemäßen steten An- wachsen der Sammlunaci von Gesetzen und Verord nungen kann es nicht W inder nehmen, daß für die einzelnen Fachkreise da; Bedürfnis entsteht, die ft;
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite