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Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der Landwirthschaftliche Verein für Dippoldiswalde und Umgegend feierte am vergangenen Donnerstag im Hotel zum „Goldenen Stern" hier sein 54. Stiftungsfest und konnte bei dieser Gelegenheit, wie schon oft seit seinem Bestehen, eine Prämiirung treu- verdienter Dienstboten vornehmen. Nachdem das Hoch auf Se. Majestät König Georg, ausgebracht vom Vereins- vorsitzenden, Herrn Stadtgutsbesitzer Otto Müller, ver klungen war, ergriff Herr Amtshauptmann Lossow das Wort und übergab unter Worten der Anerkennung und herzlichsten Dankes das tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit an den Ochsenknecht Karl Friedrich Wil helm Schneider in Berreuth, Ochsenknecht August Thümmel daselbst, Tagelöhner Friedrich August Zimmermann da selbst, Wächter und Tagelöhner August Friedrich Neubert in Reichstädt und Tagelöhner Hermann Friedrich Donath daselbst. — Herr Kreissekretär l)r. von Littrow konnte sodann im Auslage des Landwirthschaftlichen Kreisoereins Dresden an den Jungviehmeister Karl August Zönnchen, der seit 211/2 Jahren auf dem Ritterguts Reichstädt in Diensten steht, die vergoldete silberne Medaille, und im Auftrage des Landwirthschaftlichen Vereins Dippoldiswalde an Mar Willibald Beyer aus Georgenfeld, welcher seit 2. Januar 1893 als Wirthschaftsgehilfe auf dem Ritter gute Berreuth; Emma Bertha Börner aus Sadisdorf, welche seit 3. Januar 1897 bei Herrn Gutsbesitzer Geißler in Ulberndorf als Wirthschaftsgehilfin; Lina Hedwig Göhler aus Kleinölsa, welche seit 2. Mai 1897 bei Herrn Vorwerksbesitzer Welde in Reinberg als Wirthschaftsgehilfin; Emma Emilie Thiele aus Dresden, welche seit l. Juli 1897 bei Herrn Baron Pergler von Perglas auf Berreuth als Stubenmädchen; Frau Emilie verw. Weinhold aus Obercarsdorf, welche seit 1. Juli 1891 bei Herrn Guts besitzer E. G. Weinhold in Obercarsdorf als Wirthschafts gehilfin und Julius Paul Wolf aus Reichstädt, welcher seit 15. Januar 1897 auf dem Nittergute Berreuth als Wirthschaftsgehilfe in Diensten stehen, ein Anerkennungs diplom nebst einem Geldgeschenk überreichen. In der Geschichte des Vereins ist es wohl einzig dastehend, daß ihm Gelegenheit gegeben war, an einem Abend an zwölf treue Dienstboten wohlverdiente Auszeichnungen verleihen zu können. An die Tafel, die durch mehrere Toaste unterbrochen wurde, reihte sich dann ein fröhlicher Tanz. — Die hiesige Bauhandwerker-Jnnung hatte sich unlängst an die Dresdner Eewerbekammer mit der Anstage gewendet, ob der Religionsunterricht Lehrgegen stand in Fortbildungsschulen sei. Daraufhin ist der Be scheid gegeben worden, daß als vorzüglichste Aufgabe einer Fortbildungsschule wohl lediglich der gewerbliche Unterricht zu betrachten sei, der Religionsunterricht jedoch nicht zu den Lehrgegenständen gerechnet werden könnte. Auch wurde von einem Kammermitglied geltend gemacht, datz eine allgemeine Einführung genannten Unterrichts in der Fortbildungsschule um deswillen nicht angängig sei, well nicht alle Schüler gleicher Konfession wären. Der obligatorische Religionsunterricht müsse von dem, der das Gewerbe liebe, abgelehnt werden. Das ist also die Meinung der Dresdner Gewerbelanimer, womit aber nicht gesagt sein soll, daß man andere nicht bedeutsame Gründe für das Gegentheil vorbringen könnte. — Am Mittwoch fand im Reichskronensaale das erste Winter-Abonnements-Konzert der hiesigen Stadtkapelle mit theilweise neuem Programme statt, dessen erakte Ausführung das Publikum vollauf befriedigte. Als glücklich war das Engagement der Mih Amy Lewy aus Teras sz. Zeit in Dresden) zu bezeichnen. Obgleich erst 24 Jahre alt, spielte sie doch auf der Violine mit Leich tigkeit und Sicherheit einen Satz aus dem Konzert (O-moll) Von Bruch, Berceuse von Simon und Scherzo Caprice von Ames. Besonders heimelte ihr weicher Strich an, wie auch die Grwandheit der Bogenführung und der Technik überhaupt Bewunderung erregte. Die Klavier begleitung lag in den bewährten Händen de« Herrn Kantor Müller. — Die Gewinnliste der fünften Geldlotterie zur Er- neuerungld«» Meitzner Domes liegt in unserer Lrpedition zur Einsichtnahme aus. — Unter der hiesigen Schuljugend tritt gegenwärtig eine ErkÄtungskrankheit, der Ziegenpeter, womit man die Entzündung der Ohrenspeicheldrüsen bezeichnet, ziemlich häufig auf. Zwar trägt diese Krankheit epidemischen Charakter und «rursacht dem damit Befallenen allerlei Beschwerden, namentlich beim Sprechen und Kauen, doch ist sie wenig gefährlicher Natur und verliert sich meist schon nach zwei bis drei Tagen wieder. Johnsbach. Dem hiesigen Gutsbesitzer Karl Gott lieb Püschel wurde durch eine Abordnung des Kirchen vorstandes anlätzlich seiner 25 jährigen Mitgliedschaft im Kirchenvorstande eine Anerkennungs- und Dankes-Urkunde des evangel-luther. Landeskonsistoriums unter herzlicher Beglückwünschung in feierlichster Weise überreicht. Geising. Zwei hier lebende Zwillingsschwestern werden am 6. Januar n. I. ihren 84. Geburtstag feiern. Es sind dies Frau verw Bürgermeister Grumpelt und Frau verw. Schmiedemeister Lohse. Hennersdorf. Am Dienstag, den 9. d. M., beging der hiesige Landwirthschaftliche Verein sein Stiftungs fest. Die aus Tafel und Ball bestehende Festlichkeit wurde durch ernste und heitere Reden und zwei Tafel lieder verschönt. Auch wurde der langjährige Vorsitzende und Mitbegründer, Herr Hermann Richter, früher Erb gerichtsbesitzer hier, jetzt Privatus in Dresden, zum Ehren mitglieds ernannt. Ferner wurden Ehrenzeugnisse für treue und stets lobenswerthe Dienstzeit in ein und dem selben Dienstverhältnisse überreicht der Dienstmagd Anna Fischer, die 12^/4 Jahr bei dem Gutsbesitzer Ernst Fischer in Sadisdorf dient, der Frieda Püschel bei Herrn Guts besitzer Louis Schüller, der Marie Fuchs bei Herrn Guts besitzer Ernst Göhler, Nr. 19, hier und den, landwirth schaftlichen Arbeiter Oswald Wolf bei Herrn Mühlen besitzer Paul Körner in Ammelsdorf. Der Schwank: „Das musikalische Gesinde" trug viel zur Erheiterung bei. Dresden. Wie das „Dresdner Journal" znverlässig erfährt, ist die Ausgabe der durch Gesetz vom 4. Juli 1902 vorgesehenen neuen Königlich Sächsischen Renten anleihe noch für längere Zeit nicht zu erwarten; auch keine theilweise Begebung kommt in Frage. Im Gegen theil wird noch geraume Zeit verstreichen, ehe die Aus gabe neuer Sächsischer Rente erfolgen wird. — König Georg ist unter leichten Fiebererschein ungen an einem Bronchialkatarrh erkrankt und genöthigt, das Bett zu hüten. — Das Finanzministerium hat eine größere Anzahl der zur Erinnerung an Se. Majestät den König Albert ausgeprägten Denkmünzen (Fünfmarkstücke und Zwei markstücke) der Finanzhauptkasse in Dresden, der Lotterie- darlehnskasse in Leipzig, sämmtlichen Bezirkssteuerein nahmen mit Ausnahme derjenigen in Dresden und Leipzig, den Forstrentämtern Eibenstock, Frauenstein und Schandau, den Steuerämtern Crimmitschau, Meerane, Mittweida, Reichenbach und Wurzen, den Untersteuerämtern Aue und Werdau mit der Weisung zugetheilt, Personen, die solche Münzen zu erwerben wünschen, auf Verlangen gegen Erstattung des Werthes ein Fünfmarkstttck und ein Zwei markstück zu verabfolgen. Soweit die Bestände reichen, werden die Münzen bis IO. künftigen Monats an Werk tagen bei der Finanzhauptkasse in den Vormittagsstunden, bei den anderen oben bezeichneten Stellen innerhalb der für sie geordneten Geschäftszeit ausgehändigt. Uebersend- ung durch die Post findet nicht statt. Tagesgeschichte. Berlin, 11. Dez. Der Zolltarif-kn bloc-Annahme- Antrag „Kardorf" wurde mit 184 gegen 136 Stimmen bei 9 Stimmenthaltungen angenommen! Dortmund, 11. Dez. Auf der Zeche „Gneisenau" bei Bernet erplodirte 5 bis 600 Kilogramm Dynamit. Der „Dortmunder Ztg." zufolge sind sechs Personen todt, viele schwer verletzt. England. Das englische Kriegsministerium ist wieder einmal in arger Verlegenheit. Es hat fast den Anschein, als ob die ganze Freiwilligen-Armee des englischen Heeres im Begriffe ist, dem Vaterlande ihre schätzenswerthen Dienste zu entziehen. Die letzte Nummer der „London Gazette' enthält wiederum die Bekanntmachung, datz nicht weniger als 57 Offiziere den Dienst quittirt haben. Dies ist bereits die zweite derartige Bekanntmachung in einer Woche. Mitlierweile wird aus allen Provinzen des Reiches berichtet, datz die Leute sich zu Hunderten zurück ziehen, und datz, wenn die Sache so weiter geht, in ab sehbarer Zeit die ganze Freiwilligen-Armee des englischen Heere, nur noch aus dem Papiere steht. Die Ursache hierfür ist aller Wahrscheinlichkeit nach in den neuen vom Kriegsministerium vor einigen Monaten veröffent lichten Bestimmungen betreffend die Dienstordnung der Freiwilligen zu suchen, in denen den Leuten „zu harte" Verpflichtungen auferlegt werden. Die schwerste dieser Verpflichtungen ist, datz die Freiwilligen zeitweise 8 oder 14 Tage im Lager zu verbringen haben. Dieses kollidirt in den meisten Fällen mit den Pflichten des bürgerlichen Berufes, dem alle diese Leute in erster Linie nachzugehen haben. Wie die geplanten und schon lange auf dem Papier stehenden Armeekorps gefüllt werden sollen, ist räthselhafter denn je. Ruhland. Ueber die Arbeitermeuten in Rostow in Südrutzland und Umgegend liegt jetzt ein weiterer amtlicher Bericht vor, aus welchem ebenfalls erhellt, datz diese Unruhen ziemlich ernster Natur waren. Durch das energische Einschreiten der bewaffneten Macht ist nun zwar die Ruhe wiederhergestellt worden, aber der Aus stand der Arbeiter, die hauptsächlich in den Rostower Eisenbahnwerkstätten beschäftigt sind, dauert noch immerfort. Assuan, 11. Dez. Der große Nildamm in der Nähe von Assuan wurde heute in feierlicher Weise eröff net. An der Einweihungsfeierlichkeit nahm das diploma tische Korps theil, darunter als Vertreter des deutschen Kaisers Generalkonsul v. Müller. Cura-ao. 97 in Caracas ansässige Deutsche wurden verhaftet. Auch der belgische Geschäftsträger Goffert wurde irrthümlicher Weise verhaftet. Die venezuealanische Regierung belegte die britische La Guayra-Bahn und die deutsche Zentralbahn mit Beschlag. Die englischen Ein wohner von Caracas wurden sämmtlich verhaftet, ausge nommen Cherry, einer der Beamten der venezuelanischen Zentralbahn, und der Telephondirektor Wallis. — Am 10. Dezember fanden Abends große Kundgebungen statt, nachdem die Nachricht von der Wegnahme der venezuela nischen Kriegsschiffe in La Guayra bekannt geworden war. Eine große Menge veranstaltete Aufzüge in den Straßen der Stadt. An verschiedenen Stellen wurden er regte Reden gehalten, Volkshaufen versuchten die Eingänge der deutschen Gesandtschaft und zum deutschen Konsulat zu erbrechen. Die Polizei bemühte sich nicht, die Theil nehmer an den Kundgebungen zu zerstreuen. Im Laufe des Abends wurden englische und deutsche Fahnen ver brannt. Vermischtes. " Die Hundepost. Seit einiger Zeit bedient sich die Postverwaltung der amerikanischen Union der Hunde, die an Schlitten gespannt werden, für den Transport der Post in Alaska, zwischen Dawson City und Fort Gibbon, — d. i. eine Entfernung von 1300 lcm, die alle Wochen zurückgelegt werden muß. Kürzlich ist sogar mit Hilfe der Posthunde ein Postdienst zwischen Fort Gibbon und Cap Nome, das 2200 ><in von Dawson City entfernt liegt, eingerichtet worden. Dieser letztere Dienst wird zweimal monatlich versehen. Die amerikanische Regierung hat in Dawson City eine außerordentlich große Hunde hütte errichten lassen, in der 300 Hunde von Lappländern, Eskimos und aus Sibirien untergebracht werden können. Die anschließenden Remisen enthalten 50 Schlitten von besonderer Form, die „Tobboggans" genannt werden, und 200 besondere Gespanne von Leder und Stricken. Für die langen Strecken ist ein Gespann von acht Hunden nöthig, die auf dem Schnee bis 90 kx; Gepäck, Briefe oder Postpackete, natürlich abgesehen von dem Führer, ziehen können. Wenn keine Schneestürme herrschen, wie es in diesen Gegenden allerdings sehr häufig ist, legen sie 50 bis 75 lcm täglich zurück. Diese Hundepost kommt auch in dem strengsten Winter, wenn das Thermometer auf 60 Grad unter Null fällt, regelmäßig zu dem be stimmten Datum an ihrem Bestimmungsort an, obwohl die Reise zwischen Dawson City und Fort Gibbon einen ganzen Monat dauert. Die Postverwaltung hat auf dem Wege in Entfernungen von je 32 km Holzkajüten bauen lassen, in denen der Briefträger des hohen Nordens Schutz für die Nacht und neuen Proviant für sich und sein Gespann findet. " Wahlscherz. Bei den letzten Bürgerausschußwahlen in der württembergischen Stadt Biberach enthielt ein Wahlzettel folgendes — wohl für viele Orte passendes — Gedicht: „Vor der Wahl ein großer Rummel, Nach der Wahl «in ries'ger Bummel, Sind sie's dann, sind sie zufrieden, Aber's Rathhaus wird gemieden." mer ang ück. Md n;- 68. Jahrgang. Sonnabend, den 13. Dezember 1902. Nr. 142. mnitz, >renz- , die k. er- städt- ifent- zur Mai anke, hläfe selbe t ge- i zu ilten tödt- zu- ein Oilfe Der »alle igen itwe -löst «ach -zu- Mcheritz-Mmg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche AmLsyauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Vedacteur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Jehne m Dippoldiswalde. Mtt land- und hauswirthfchastlicher Monats-Beilage. Mit achtseittgem „Jllusirirten Anterhaltungsblatt". „Welherltz-Zeitung" «rscheint wöchentlich drei- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergchen- denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich l M. 25 Pfg-, zweimonatlich P4 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern lO Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie -unsere Agenten nehmen Besteilungen an. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finde«, werden mit l2Psg., solche aus unserer Amtshaupt- Mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische undcompllcirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. Einge sandt, im rcdactionellen Theile, di- Spaltenzeile 20 Pfg.