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Dresdner Journal : 24.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189606249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-24
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 24.06.1896
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verm-ret«. Für TrcSdcn vierteljährlich r Mark LV Pf, bei den Kaiser lich dcmjchcn Postan stillen vierteljährlich 3 Mart; außcr- halb des Deutschen Reiche- Post- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: lo Ps. Grschcineu: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Fciertage abend». Fcrnspr -Anschluß: Nr.1285. ^144. DreMer M Journal. Mittwoch, den 24. Ami, abends. Anküntztgnn,»gebühre»: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile so Ps. Bei Tavrllen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition de» Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr SO. Fernspr-Anschluß: Nr 1285. 188«. Amtlicher Teil. ü k»Trtsdcn, 24. Juni. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, nachstehende Ordens- Dekorationen zu verleihen: ;das Komthurkreuz 2. Klasse des Albrechts-Ordens: dem Obersten v. Stieglitz, Kommandeur des 7. Jnf.- Negts. „Prinz Georg" Nr. 106; das Ritterkreuz 1. Klasse desselben Ordens: dem Hauptmann Heuser, Komp.-Chef vom 7. Juf- Regt. „Prinz Georg" Nr. 106; das Allgemeine Ehrenzeichen: dem Feldwebel Claus der 1. Komp, des 7. Jnf.- Rrgts. „Prinz Georg" Nr. 106. nichtamtlicher Teil. kic Lcratl ug des Lürgerlichku Mesrhbuchts im Reichstage ist in den letzten Tagen in einem wesentlich abgekürzteren Tempo erfolgt. Zwei Tage allein hat die Versammlung der Beratung des Dienst vertrages und der Frage wegen des Ersatzes von Wild schaden widmen müssen. Man ersieht hieraus zum mindesten, daß diejenigen Materien, die nicht in der Kommission schon eine nach allen Seiten abwägende Behandlung gefunden haben und dort erledigt worden sind, auch jetzt noch im Plenum gründlich durch gesprochen und ohne Überhastung beraten werden. Was das Ergebnis der gestrigen Verhandlungen über den „Hasenschaden" anlangt, so wird es von allen denjenigen Leuten, die im praktischen Leben stehen und mit den einschlagenden Verhältnissen ver traut sind, ganz gewiß mit Freuden begrüßt werden. Naturgemäß fiel in erster Linie den Konservativen, als den besten Kennern der landwirtschaftlichen Ver hältnisse, die Aufgabe zu, das Unpraktische, ja Schäd liche der bisherigen Beschlüsse nachzuweisen, und daß sie mit aller Energie für die von ihnen vertretene Sache eintraten, wird ihnen mit Recht nicht verdacht werden können. Ob aber die von einem konservativen Redner in aller Form ausgesprochene Drohung am Platze war, die Konservativen würden im Falle der Aufrechterhaltung der bisherigen Beschlüsse über den Hasenschaden nicht mehr im Reichstage erscheinen, das erscheint unser- Erachtens doch in hohem Grab- zweifelhaft. Wenn die Konservativen so verfahren haben würden, hätten die Antisemiten vor ihnen nichts mehr vorausgehabt, deren kleinliche Politik der Obstruktion gegen das Zustandekommen des Bürgerlichen Gesetzbuches nicht einmal bei Freisinnigen und Sozialdemokraten Unterstützung oder auch nur Beifall findet. Ob der Abgeordnete Richter die geeignete Person dazu war, mit den Konservativen wegen ihres Ver haltens ins Gericht zu gehen, ist natürlich eine ganz andere Frage. Die überwiegende Mehrheit aller Kenner der parlamentarischen Verhältnisse wird die Frage zweifellos verneinen. Denn das, was der frei sinnige Führer, der Vater aller Hindernisse, schon ge leistet hat im Hinausschieben und Verzetteln von ihm unangenehmen Entscheidungen, genügt vollkommen, um ihm die Qualifikation, als Sittenrichter über andere aufzutreten, ein- für allemal zu benehmen. Man er innere sich nur, mit welchen Mitteln der freisinnige Führer erst vor wenigen Wochen gearbeitet hat, als es galt, das Zustandekommen des Zuckerstenergesetzes zu hintertreiben. Daß seinen Manipulationen neuer dings fast immer der Erfolg versagt bleibt, entlastet Hru. Richter natürlich nicht im mindesten. Schon angesichts dieser notorischen Thatsacheu mußten auch die Pfeile wirkungslos zu Boden fallen, die der freisinnige Führer gegen das Zentrum abzu- schießen für nötig hielt. Und auch sonst ist gar kein Grund abzusehen, aus dem das Zentrum sich etwa hätte schämen müssen, weil es infolge der von den Konservativen erhobenen Bedenken sich bereit erklärte, die bisherigen Beschlüsse in der „Hasenschadenfroge" fallen zu lassen. Daß das Zustandekommen des Bürgerlichen Gesetzbuches nur möglich ist auf Grund eines Kompromisses aller Beteiligten, auf Grund von Opfern, die jede der dem großen Werke günstig ge sinnten Parteien an ihrer Überzeugung bringen muß, das ist doch kein Geheimnis. Wenn alle Abgeord neten an ihren einmal gefaßten Meinungen so festhielte», wie die „unentwegten" Freisinnigen, würde es natürlich in alle Ewigkeit kein Bürgerliches Gesetzbuch geben. So wenig letzteres Herrn Richter irritieren würde, so wenig Grund hat er jedenfalls, andere Leute deswegen zu be spötteln, weil sie einsichtsvoller sind, als er. Im übrigen ist das Opfer an Überzeugung, welches das Centrum dargebracht hat, offenbar nicht einmal sehr groß. Denn auch die in der Debatte vorgeführten rein sachlichen Gründe für die Aus merzung des armen Häsens aus der Reihe der „schädlichen" Tiere, waren von überzeugender Kraft. Wenn die freisinnigen und sozialdemokratischen Blätter, ebenso wie die Redner dieser Parteien in der Debatte, mit glühenden Farben das Bild von dem nobeln Junker auf der Jagd und dem armen, durch den Hasen schwer geschädigten Kleingruudbesitzer, zu schildern unternommen hotten, so blieb von diesen demagogischen Hirngespinsten nach den Ausführungen der auf Grund ihrer praktischen Kenntnisse urteilenden Abgeordneten nnd insbesondere nach den sachver ständigen Darlegungen des preußischen Landwirtschafts- Ministers und des Oberforstmeisters Danckelmann aller dings nichts mehr übrig Gegen die gewichtige Thatsache, daß die Jagdverpachtung für die Gemeinden, also auch für die angeblichen Schützlinge der Demokratie, die kleinen Grundbesitzer, eine höchst ergiebige Einnahme quelle bildet und daß diese Einnahme sich ganz er heblich verringern müßte, wenn der Jagdpächter Ge fahr laufen würde, wegen minimalen Schädenforder- ungen mit endlosen Prozessen haranguiert zu werden, — gegen dieses Argument ist von der Linken auch nicht das Geringste von sachlichem Gewicht vor gebracht worden. Für den weiteren Verlauf der Beratung des Bürgerlichen Gesetzbuches müßte übrigens unseres Er achtens das Ergebnis der gestrigen Verhandlung auch insofern sich' förderlich erweisen, als es die Kon servativen nunmehr, nachdem ihnen von anderen Parteien Entgegenkommen bewiesen worden ist, wohl für ihre Ehrenpflicht halten dürften, die weitere Er ledigung des Gesetzbuches nicht etwa durch Fern bleiben von den Sitzungen unmöglich zu machen. Von -rr französischen nnd von der denüchrn Handelsflotte. Aus Paris geht den „Hamburger Nachrichten" folgender interessanter Bericht zu: Der Notschrei des Hrn. Fontin über Cherbourg als den neuesten deutschen Seehasen ist schon längst verschollen, obschon der , Figaro" seiner Zeit niil voller Lunge einstimmte, Gott und alle Welt verdammte, da sie ihre Pflichten gegen das Vaterland Frankreich verabsäumt hätten, und ein moralisches Gericht an Deputierten. Bürgermeistern und anderen Würden trägern verlangte, das ohne Beispiel sein sollte, aber noch immer auf sich warten läßt und auch wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen dürfte. Die Wut, die Entrüstung, die Anrufung aller möglichen bürgerlichen Tugenden und Un tugenden gegen die Saumseligen haben in den seit dem e sten Schrecken verlaufenen drei Wochen ausreichend Zeit gesunden, sich zu beruhigen Die Leidenschaften sahen sich immer weniger am Platze und beginnen diesen Platz einer Überlegung zu lasten, die sich durch ein Übermaß von Ruhe einstweilen nicht aus zeichnet, sich aber sichtlich bestrebt, sie zn gewinnen Tic That sache, daß die Hamburg-Amerikanische Paketsahr:gesellschast ihre Schiffe in Cherbourg landen läßt, und daß dir Bremer Nord- Kmist und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 23. Juni: Zum ersten Male: Lili Tse«. Japanisches Märchen in einem Aufzuge von Wolfgang Kirchbach Musik von Franz Curti. Im allgemeinen können die heimischen Komponisten über Mangel an Berücksichtigung ihrer Opernproduktion feiten der König!. Bühne nicht klagen. Wiederholt hat sie im Laufe der Jahre selbst dem jungen Nachwuchs be reitwillig die Pforten aufgethan und es war daher nur ein Akt der Gerechtigkeit, diese endlich auch einem der begabtesten jüngeren Dresdner Musiker zu erschließen, der sich längst auf mehrfache auswärtige Lpernerfolae berufen kann Ein Ausschnitt aus dem japanischen Leben bietet für die Bühne Reizvolle» genug, und man hat an Sulli vans prächtigem „Mikado", diefer gesungenen, gesprochenen und getanzten Burleske, gesehen, welche malerische Wirk ungen sich solch exotischem Stoffe abgewinnen lassen Da» gestern aufgeführte Werk greift auf altjapanische Märchen dichtung zurück, welche die Idee von der Unbekanntschaft mit dem Spiegel in mannigfachen Varianten behandelt. Eine auch in deutscher Übertragung neuerdings bekannt gewordene Dichtung erzählt in schlicht rührender Weise, wie eine Mutter auf dem Sterbebette der jugendlichen Tochter einen Spiegel übergab; diese werde darin das Bild der beständig über sie wachenden Mutter erblicken. Der Vater aber kann sich nicht entschließen, da» geliebte Kind über den wahren Sachverhalt aufzuklären Diese Märchenidee hat der Dichter de« Textbuches in den WirklichkeitSbereich gewendet, ohne die phantastisch-naiv« Voraussetzung aufzugeben, daß „in einem entlegenen japanischen Jndustriedorf" niemand einen Spiegel kennt unv daß erst eine (ganz moderne) reisende Engländerin die Leute dort über dessen Eigenschaften auf klären muß Damit ist etwas Zwiespältiges in die Sache gekommen, worüber die geschickte sprachgewandte Aus gestaltung kaum hinwegzutäuschcn vermag. Diehr noch als die Dichtung ist die Musik ganz auf den exotischen Ton gestimmt. Ihr Schwerpunkt liegt in der geistreichen und originellen Instrumentation, die in oft seltsamen, aber stetig fesselnden Farben schimmert und schillert. Auf die Tauer ermüdet freilich diese unablässige Aneinanderreihung fremd artiger Orchestereffekte, die allzu absichtsvoll zugespitzte Be tonung des Lokalkolorit», um so mehr als kräftigere melo dische Linien fehlen und die Gelegenheiten zu aus giebigerem lyrischen Verweilen vom Komponisten wenig oder gar nicht ausgenutzt werden. Der fast unausgesetzte Trippelschritt meist kurzatmiger Motive von ausgeprägter Rhythmik, nach dem sich die Bühnenfiguren charakteristisch genug bewegen, ruft im Verlaufe de« einstündigen Spiel« eine gewiße nervöse Unruhe beim Hörer hervor, da wie gesagt lyrische Gegensätze gar zu flüchtig austauchen Den mangelnden melodischen Kerngehalt vermögen auch die eigenartigst fesselnden Jnstrumcntierungükünste nicht zu ver decken Zudem vermißt man bei aller Virtuosität der Orchesterbehandlung hierin kräftigere Grundierung (Baß- führung) und Mittelfarben Den Singstimmen ist e« nicht gerade bequem gemacht; sie bewegen sich vielfach in springenden Intervallen, und am heften greifen sie in einigen Ensemblesätzen ineinander, die ganz besonder« die Beherrschung der musikalischen AuSdruckrsormen bezeugen. Da« lebendig bewegte Schlußquintett, da« breiter angelegte Ensemble mit Chor (6 Aufzug) und das aus der Ein- ganqSscene sich entwickelnde Terzett verdienen in dieser Hinsicht hauptsächlich der Erwähnung, während die Einzel gesänge durchweg von originellem Klanggcpräge find. Vortrefflich wie die von Hrn. Dibbern geleitete Jn- scenieruna, welche da« leben«volle Bild eine» japanischen Handwerkerdorfe« gewährte, gestaltete sich auch die Dar stellung Insbesondere Frl Wedekind al« Vertreterin deutsche Lloyd dem von der anderen Freien und Hansestadt a> s gegebenen Beispiele solqen will, läßi sich selbst für Blatter, dir sonst den Wald vor Bäumen nicht sehen oder nicht sehen woHn, nicht mehr aus der Welt schaffen, und wenn d ese sich nm» endlich entschließen, sich mit ihr in vernünstiger Weise ab- zupuden, so kann man ihnen nur von Herzen Glück wünschen. » Cs ist allerdings eins der schwersten Opfer, d e der jran- zöfffchc Patiiolismus lrmgcn muß, wenn er die Notwendigkeit cnvkennt, aus den Thatsachen die logischen Schlüsse zu ziehen Tijse sind kurz so zusawmenzusasstn, daß die französische Handels flotte sich in einem Niedergang befindet, der an Größe und B4?mung dem Aufschwünge entspricht, den die von Hamburg in.allererster Linie vertretene deutsche Kausfahrtci genommen hat. Unbefangenen Bcurteilern der Verhältnisse war dieseThalsache längst bekannt, und die Franzosen selbst haben vor nicht langer Zeit anSreichende Gelegenheit gehabt, sich von ihrer Richtigkeit zu überzeugen. Mußten sic doch ittr die Beförderung ihres zuni Feldzuge nach Madagaskar bestimmten AuSrüsiungsmaterials die englische Handelsflotte in Anspruch nehmen, da die fran- zöflsche der ihr zunächst zugedachten Ausgabe nicht gewachsen wo- und es nur hätte werden können, wenn man den Havreser Neidern Preise bezahlt hätte, die um sechs- bis siebenmal- hu.oerttausend Francs diejenigen überschritten, welche die eng lischen Äaustahrer verlangten Man entsinnt sich der erregten Verhandlungen in der Teputiertenkammer über den tu regten Gegen stand, in denen von verschiedenster Seite der Wunsch zum Aus druck gebracht wurde, daß man lieber Len Havreser Reedereien höhere Betcägc hätte zahlen, also gewissermaßen eine Ver schwendung mit Slaatsgeldcrn treiben, als die Welt zur Zeugin d». Unzulänglichkeit der französischen Handelsflotte machen sollen. Wie wenig die mit der Leitung des Feldzuges nach Madagaskar betrauten Behörden Vertrauen zu den Fähigkeiten der ihnen zunächststehenden Krcise hatten, geht besonders daran- hervor, daß sie wohl vorau-sehen mußten, wie schlecht immer noch ihre Sache in englischen Händen aufgehoben war, wie wenig Sicherheit ihnen für eine schnelle und pünktliche Be förderung seitens der Flotte des Landes geboten wurde, das ganz natürlicherweise jeden wirklichen oder vermeintlichen kolo nialen Fortschritt Frankreichs mit eifersüchtigem Auge betrachtet. Wenn sie trotzdem mit englischen Reedereien Verträge ab- schlossen, so müssen sie sich in einer drückenden Notlage be funden haben. Der „Figaro" erkennt den Niedergang der französischen Handelsflotte und die Tüchtigkeit der deutschen an; derselbe „Figaro", der zuerst gegen Landesverrat und eine große Reihe anderer nicht geringerer Verbrechen wetterte, will sich mit der Wirklichkeit abfinden und ihre Ursachen begreifen. Er kommt zn dem Ergebnisse, daß es gar kein Wunder ist, wenn die deutschen Schiffe Cherbourg anlaufen Tenn es gebe eben keinen anderen französischen Hasen, der Schiffe von der Größe jener Fahrzeuge aufnehmcn könne, und keinen, der cinc bei jedem Wet:er leichte Einfahrt und vollkommene Stcherheit ge währe. Damit sei das Märchen von der im Vordergründe des Interesses stehenden Spionage vernichtet, wenn auch nicht zu leugnen sei, daß die die deutschen Dampfer bedienenden Beamten in Kriegszeiten ausgezeichnet als Piloten für den französischen KriegShasen zu verwenden wären. Die Gefahr, daß die deut schen ««cleute die Toipedolinie auSlundschasten könnten, sei völlig ausgesch offen, dank der Vorsicht der Militärverwaltung, die den deutschen Schiffen als Landungsort eine am äußersten Ende nördlich vom KriegShascn gelegene Stelle angewiesen habe. Ve ">an siebt, wird nichts versäumt, das öffentliche Bewußt- se n zu beruhigen, was rige'ntlich ganz üb.rflüsstg ist, da eS sich nicht besonders aufgeregt hatte. Tas Sensations mittel, alle möglichen und unmöglichen Menschen oder Gesell schaften des Landesverrats anzuschuldigen, hat mit der Zeit den Reiz der Neuheit und damit ein gut Teil seiner Wirkung ein gebüßt Es hat niemand ernstlich daran gedacht, in dem Aufenthalte deutscher Schiffe in Cherbourg rine Gefahr für die Sicherheit deS Landes zn sehen. Die Frage Ivar hauptsächlich, welchen wirtschaftlichen Schaden es bei dem Gewinne der Ham burg Amerikanischen Paketfahrtgescllschafl hat Es stellt sich nun heraus, daß dcr Eingriff der deutschen Reederei von dem größten Werte für Cherbourg ist, und daß dcr Handel und dcr Zufluß von Waren einen solchen Aufschwung genommen hat, wie man nie geahnt hätte Bezeichnend ist die Thatsache, daß der Güterverkehr nach Cherbourg seit dem Anlegen dcr deutschen Dampfer daselbst derartig zugenommen hat, daß die Oompaxnie cke« Llieruins cks ter cle I Ouest sich gezwungen sieht, den zweiten Schicnenslrang zwischen Cherbourg und CaLn, zu dessen Ausbau sie längst ver pflichtet war, anzulegen, da die eingleisige Bahn den An- sordcrungen nicht mehr genügt Die genannte Compagnie wird so gewissermaßen durch die deutschen Reeder gezwungen, ihre Abmachungen mit dem Staate, die zu umgehen ihr bis jetzt gelungen war, zu erfüllen und Paris mit einem dcr wich tigsten Plätze des Landes in einer Weise zu verbinden, die alle Stöiungen und Verzögerungen nach Möglichkeit ausschließt WaS das Verhältnis der französischen zur deutschen Flotte selbst anlangt, so findet es seinen Ausdruck in den Zahlen, die angeben, daß das größte französische Transportschiff, die „Tourraine", 0132 t hat, während „Fürst Bismarck" und „Normannia" je 12 000, .Columbia" und .Augusta Victoria" je 10000 t haben, nnd. während die Oom>na'ic xcmirnlc transatluutiqns srun^uise über Schiffe von 172 410 t Gehalt verfügt, die Hamburg Amerikanische Paketsahitgesellschast ein LchiffSmaterial von 200 278 t hat. Diesen Thatsachen können sich die französischen Handelspolitikcr nicht entziehcn, wie diese denn auch nicht leugnen, daß die deutschen Transport schiffe hinsichtlich ihrer Einrichtung und Schnelligkeit die französischen übertreffen nnd die Erfolge, die sie erzielen, voll kommen erklären. Tie offene Anerkennung der Überlegenheit der deutschen Handelsflotte, deren Dienste im Kriegsfälle ganz besonders zu würdigt n wären, kann für das französische See wesen nur heilsam sein. Tie Notwendigkeit einer Änderung ist jedenfalls ausgechrochcn. Ob und in welcher Zeit dcr Erkenntnis die That folgen dürfte, das läßt sich unter den in Frankreich herischenden Verhältnissen nicht leicht sagen Ls ist nicht aus geschlossen, daß man glauben wird, in dem Geständnis selbst ein von Bcthätigung entbindendes Opfer gebracht zu haben. Tages geschuhte. Deutsches Reich. * Berlin. Wie aus Kiel gemeldet wird, mußte die für gestern angesetzte Außcnregatta bei Eckernförde wegen konträren Windes und zu hohen Seeganges aufgcgeben werden Statt dessen fand früh 8 Uhr eine Binnenregatta statt, welcher Se. Majestät der Kaiser an Bord des „Meteor" beiwohnten. Die „Hohenzollcrn" verblieb im Hafen Nach Beendigung dcr Bmnenregatta nahmen Se. Majestät an Bord des „Meteor" das Frühstück ein und kehrten nach 1 Uhr auf die „Hohenzollern" zurück. Nachmittags um 5 Uhr begaben Sich beide Kaiserliche Majestäten in den Garten der Marineakademie und wohnten dort dem Lawn-Tennis-Spiele bei. Um 7 Uhr kehrten Ihre Majestät die Kaiserin an Bord der „Hohen zollern" zurück Um '/,8 Uhr nahmen Se. Majestät der Kaiser Allerhöchsteigenhändig die Verteilung der Preise für die Regatta vor. — Über die weiteren Reisedispositionen des Vizekönigs Li-Hung-Tschang hört die „Post" das Folgende: Bis heute, Mittwoch, abend wird der Vizekönig in Hamburg bleiben; auf dem Rückwege nach Berlin stattet er den: Fürsten Bismarck einen Besuch ab Für Freitag ist der Besuch von Spandau in Aussicht genommen, für Sonnabend der der Ausstellung in Berlin Sonntag, den 28. Juni fährt der Vizekönig nach Magdeburg, wo er zwei Stunden bleibt, um einen fertigen Panzerturm zu besichtigen Mittags erfolgt die Weiterfahrt nach Esten, wo der Vizekönig Montag und Dienstag bleibt. Am Mittwoch, den 1 Juli, finden in Meppen Schießversuche statt. Am Tonner-tag begiebt sich der Vizekönig nach Köln, um die dortigen Fortifikationen zu besichtigen und einer Einladung der Stadt Folge zu leisten. Den Aufent halt in Deutschland beschließt am Freitag, den 3. Juli, eine Rheinsahrt, auf der der Drachensels besichtigt werden soll Dann geht der Vizekönig nach Holland, wo er sich vier Tage auszuhalten gedenkt Ebenso lange soll der Besuch Belgiens — Brüssels und Lüttichs — dauern. Dann fährt der Vizekönig nach Paris, und später nach London Nach den bisherigen Dispositionen bleibt Li- Hung-Tschang in Frankreich und England je drei Wochen, also ebenso lange wie in Deutschland. Mitte August dürste sich dcr Vizekönig nach New-^)olk einschisfen. Nach dem Besuch der größeren industriellen Etablistements der Vereinigten Staaten soll die Rückfahrt von San Fran cisco nach China ansang September erfolgen — Wie die „Kreuzztg" hört, sind alle bisherigen Meldungen über deutsche Offiziere, die nach China ge sandt werden sollen, nicht zutreffend Es würden Offiziere weder dorthin kommandiert, noch beurlaubt werden Nur zwei bereits verabschiedete Offiziere würden sich nach China begeben — Einen Nachfolger des Hrn v Loe auf dem Präsidentenstuhl hat sich der rheinische Bauernverein zu wählen. Auf den 25. Juni ist nach Neuß dazu eine Ver sammlung einbcruscn. Wie mitgeteilt wird, kommen zwei Kandidaten in Betracht, nämlich Graf Hoensbroech- Haag und Hr. v Grand-Ry Ersterer ist ein entschiedener Anhänger der Richtung v. Lod, letzterer ein Gegner der v. Loschen Machenschaften Die Anhänger v. Lok-S haben eine rege Thätigkeit entfaltet, um den Grasen Hoensbroech m der Wahl durchzubringen, und das dürfte ihnen auch wohl gelingen. — Die „Post" schreibt: „Zur Zeit steht das Zentrum offenbar sehr in Ungnade bei der „Freisinnigen Zeitung" und deren Inspirator. Keine Nummer vergeht, ohne daß der Partei und ihren Führern eine Reihe von Liebens der Titelrolle verkörperte die etwas kokett veranlagte Dorf schöne mit anmutiger Beweglichkeit wie gesanglicher Fein heit. Hr Anthes als Wägenzirher Kiki-Tum bot eine in jeder Beziehung nicht minder entsprechende Leistung. Hr Scheidemantel sctzle mit entschiedenem Glück etwas grotesken Humor für den scheinheiligen Bonzen ein und auch Fr. Schuch that ihr Möglichstes für die eigentlich dem tiefen Sopran zugedachte Rolle der reisenden Lady. In den noch mehr zurücktretenden Partien wirkten Fräulein Bostenberger und Hr Nebuschka lobenswert Unter Herrn Schuch spielte die König! Kapelle mit wahrhaft virtuoser Feinheit, der Chor ließ nichts zu wünschen übrig, wie denn überhaupt alle künstlerischen Faktoren nicht« mangeln ließen um das Werk zur besten Geltung zu bringen Hr. Curti wurde von dem vollbesuchtcn Hause am Schluss« wiederholt gerufen -st- * Ein ncugefundenes Totenfeld bei Frankfurt a. M. Im Vorübersahren an der Station Eschborn der Bahn linie Frankfurt-Cronbcrg kann man vom Coupefenster au« die flüchtige Beobachtung machen, daß in den senk recht abgegrabenen 3 in hohen hellgelben Lehmwänden de« großen Werkplatzes dcr dort im Betrieb befindlichen Backsteinsabrik sich dunkel gefärbte Flächen von 2 gm Größe mehr oder weniger deutlich abheben Diese treten in zwei rechtwinklig zu einander stehenden Wänden in be stimmten Abständen auf und zeigen sich dem aufmerksamen Beobachter al« scharf abgegrenzte Erscheinungen, die von der Ackeroberfläche ab bi» zu einer Tiefe von 1,50 m hinabreichen Ihre Breite beträgt in der ungefähr von Nord nach Süd gerichteten Wand 80 bi« 140 cm, in der hierzu rechtwinklig gestellten, in östlicher Richtung verlaufenden Wand 250 cm Dieser Verschiedenheit der Größe entspricht auch eine Verschiedenheit der Abstände. Die Zwischenräume betragen in der annähernd östlich ver lausenden Wand etwa 6m, in der nach Süden sich ziehenden durchschnittlich nur 1 m. Tie dunkeln Flächen zeigen bei näherem Zusehen die gleiche Dichtigkeit, wie die sie umschließenden gelben Lehmwände, doch lassen sich in ersteren kleine Kohlenstückchen und bedeutende Mengen von Holzasche wahrnehmen, denen zusammen die dunkle Färbung zuzuschreiben ist Es ist schon allein aus dem hohen Grad der Dichtigkeit dieser ehemals gelockerten Grundmasten das hohe Alter der Ausfüllung zu erkennen Diese dunkel ge färbten Durchschnittsflächen gehören länglichen Gruben an, die vor einer langen Reihe von Jahrhunderten angelegt und mit dcr gleichen Erde, untermischt mit Brand- und Topfresten, ausgefüllt wurden Diese Gruben lasten sich in weitem Umkreise nachweisen. Sie sind mit ihrer Längs richtung parallel zu einander angelegt und bilden lange Reihen, von denen sieben gezählt werden konnten; einzelne Gruben zeigen andere Anordnung ihrer Lage Der Zuvor kommenheit des FabrikoerwalterS ist es zu danken, daß sogleich bei der Auffindung eine dieser durchschnittenen Gruben ausgestochen und untersucht werden konnte. Hier bei ergaben sich als Fundstücke außergewöhnlich viele Gefäßscherben in glänzender, tiefschwarzer, aber auch braunroter Färbung, die zweifellos mit dem Brandschutt ehemals an ihren Fundort gelangt waren Es find dünn- und dickwandige vorgeschichtliche Grfäßreste mit Henkeln, Strich- und Punktornamenten Auch Feuersteinspäne sind den Bestattungsresten und Aschenmengen der Gruben bei gesellt Zweifellos erkennbare Knochenreste haben sich bi« jetzt nicht ergeben, doch wird die Lösung der Frage nach deren ehemaligem Vorhandensein bald durch eine chemische Analyse ihren Abschluß finden. Neolithische Gefäß typen sind durch die gefundenen Scherben festgeftellt. Sie zeigen die gleichen Henkel und di« gleich« Ornamentierung, mit denen die Gesäßreste versehen waren, welche in jenen vorgeschichtlichen Gruben auf dem „Aebel" s Z. beim Bau der Bockenheimer Wasserleitung zwischen Hausen und Rödelheim angetroffen wurden Diese ersten Aufnahmen
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