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MchelMier Weiger Ä und g Zeitung für Keifersdorf, Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmamsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz etc. Nnminer 44. Sonnabend, den 17. April 1897. 10. Jahrgang. vvgm, Hane» Li »nlit- otl Ostersegen. Es geht ein Knospen durch die Lande, Ein holdes Klingen durch die Luft; Das Leben sprengt des Winters Bande Und hebt sich siegreich aus der Gruft. Nun schwingt zum blauen Himmelsbogen Die Lerche jubelnd sich hinan — Habt acht: bald kommt er eingezogen, Der König Lenz auf blum'ger Bahn. r !» Nabe»" cke »ksuk uantie . Echt^' !-lW r-W en UN!U'K i ^'so' Er kommt auf seinem Blüthenwagen, Ein brausend Wehn geht ihm voraus; Wo er erscheint, da muß es tagen, Da muß es blühn um jedes Haus. Er streut der Gaben süße Menge Aus unerschöpflich reichem Born, Und lockt des Frühlings Frohgesänge Mit seinem goldnen Wunderhorn. Und jedem beut er seinen Segen, Der junge Fürst im Strahlenkleid; Doch wo er sieht auf seinen Wegen Ein Menschenkind, gequält von Leid, Da heilt er freundlich alle Wunden, Die er mit Balsam sanft berührt; Ein jedes Herz, es muß gesunden, Das seinen Götterhauch verspürt. Wie dank' ich dir, o Lenzeswonne, Daß dich mein Auge noch erschaut! Es küßt der Flammenblick der Sonne Die Erde nun gleich einer Braut; Und sie, beglückt zu schönem Lose, Empfängt ihn liebend, wie er naht, Und läßt aus ihrem Mutterschooße Aufsprießen die verjüngte Saat. (Nachdruck verboien.) Meine ofsteielle Fran. Roman von Col. Richard Henry Savage. Fünfzehntes Capilel. Kurz ehe wir am Hotel de l'Europe angelangt waren, lchte sie sich wieder und sagte plötzlich: „Um unsere Nolle dhfchzuführen, müssen wir heiter, unbesorgt und durchaus >ucht enttäuscht erscheinen." Damit hielten wir vor dem Gasthof. Mit meiner Gefährtin am Arni schlenderte ich in's Bureau und rief unbekümmert: „Wie Sie sehen, werden Sie uns nicht so leicht los." »Ah, die Herrschaften sind nicht abgereist?" sagte der ^ecretär und legte seine Feder aus der Hand. . „Es ist irgend ein dummes Versehen mit unserem -paß vorgekommen," entgegnete ich, „und dadurch werden wir möglicherweise noch einen oder zwei Tage hier zurück- gehalten. Vielleicht ist es auch besser so, denn meine Frau , lu kaum wohl genug für die weite Reise. Wir nehmen ß tvieder dieselben Zimmer." Zu meinem größten Erstaunen schien der Mann, der ibemül bisher von fast kriechender Höflichkeit gewesen war, ärger- uch und erschrocken zu sein; er sagte: „Verzeihen Sie, Herr Oberst, wenn ich offen spreche. Es ist uns ganz unmöglich, Jemand aufzunehmen, dessen Paß nicht in »rufs Ordnung ist. Die Polizeiverordnung verbietet das auf's Entschiedenste." um n^ „Nicht in Ordnung?" rief ich mit gemachter Ent- h«« Rüstung. „Wenn Sie den Paß beanstanden, so lasse ich Buttes ""mm Freund, den Baron Friedrich holen — ich denke, dessen Garantie wird genügen." „Völlig," erwiderte der Beamte, „ich bitte Sie, zu »le Fui>' entschuldigen, daß ich Schwierigkeiten mache, aber die Polizeivorschriften sind sehr streng." »guiiqöji' . Nun schrieb ich meinen allmächtigen Freund zwei er Fn^- Zeilen und bat ihn, so schnell als möglich in den Gasthof zu be>- zu kommen. 3" Helene zurückgekehrt, nahm ich ihren Arm und >'esdei> E berichtete, was geschehen tvar. zeugte'- »Es war sehr gescheit, daß Sie gleich nach Baron »us hilsf Friedrich geschickt haben — das zeigt ihm, daß wir uns bvden^. über alle Zweifel erhaben glauben." ende"»" - ^l»e halbe Stunde später kam Varon Friedrich hereingestürmt und begrüßte uns mit einem unergründ- st 'in sichen Lächeln. „Ah, mein lieber Lenox," rief er mit überfließender Höflichkeit, „die gnädige Frau waren wohl nicht wohl Mo. gemig, um heute Mittag abzureisen?" Als ich ihm dann r io M 20 „ llustei»- rauko. rneburs liltt O klinget, ihr Osterglocken, Ihr Feiertöne, lnstgeschwellt, Und kündet festliches Frohlocken Weithin durch alle, alle Welt! Ihr kündet, daß nach schweren Wehen Der Sieg dem wahren Streben frommt, Ein Tag mit schönerm Auferstehen Auf Lebens Tod und Nacht einst kommt. Aus unserer Gegend. — Wie bereits mitgetheilt, veranstaltet der hiesige Männergesangverein „Apollo" am 1. Osterfeiertag im Amtshof ein Gesaugs-Concert zum Besten des Frauenver eins zu Rabenau. Es ist zur Genüge bekannt, daß die Erträgnisse solcher Aufführungen fchon so Manchem zu Statteu gekommen. Das Programm zu genanntem Conrert ist sehr abwechselungsreich zusammengestellt. Unter an derem weist es neben ernsten Chören und Solis die fol genden humoristischen Nummern auf: Der Landsturm von Posemuckel", „Ein Fastnachtsabenteuer", „Bröselmeyers Liebesständchen, „Bemmchens Nordpolreise" u. a. m., sodaß die Besucher einen hübschen musikalischen Genuß zu erwarten haben. Möge der Besuch ein recht zahlreicher sein, was für den Verein „Apollo" gewiß der beste Lohn. — Die anhaltende Feuchtigkeit während des abge laufenen Winters und die wiederholten Niederschläge seit dem Beginn des Frühlings sind den Saatfeldern und Wiesen sehr günstig gewesen. Einem einzigen großen grünen Teppich gleich erscheinen jetzt die Fluren und er quicken das Auge. Die Sträucher beginnen ihr grünes Blättergewand anzuziehen; die Baumblüthe würde, wenn nicht die niedrige Temperatur die Entwickelung gehemmt hätte, auch schon beginnen. Es ist aber recht wünschens- werth, daß die Blüthe etwas später eintritt, damit sie nicht vom Froste geschädigt wird, denn ein einziger starker Nacht ¬ frost vernichtet oft die schönsten Hoffnungen und verursacht empfindlichen materiellen Schaden. — Ueber den Schaden der Spatzen für die Land- wirthschaft hat nach der „Rev. Scientifique" die Seine- Präfektur eine Erhebung in der Umgebung von Paris bei allen Landbautreibenden veranstaltet; die Ergebnisse wurden kürzlich durch Paul Viuceh veröffentlicht. Diese sind für den Spatz sehr ungünstig ausgefallen. Nur fünf Gemein den unter 68 nahmen ch.' einigermaßen in Schutz, 17 hielten ihn für weder schädlich noch nützlich, während 46 unter allen Umständen auf seine Ausrottung drangen; diese forderten, daß das Recht zur Verfolgung d^s Sper lings für jede Jahreszeit freigegeben würde. Vincey hat eine Schätzung der Schäden versucht, die durch Sperlinge am Getreide verursacht werden, und ist zu der Ansicht gelangt, daß sie in dem fraglichen Gebiet die Summe von 200000 Fres, jährlich übersteigen, außerdem macht er darauf aufmerksam, daß der Ueberfluß an bequem zu er reichender Nahrung den Stadtsperling von seiner nützlichen Gewohnheit des Jnsektenfangens gänzlich zurückgebracht hat, so daß dem großen Schaden, den er der Landwirth- schaft zufügt, gar kein Nutzen mehr gegenübersteht. — Ein diamantener Ring. Der erste aus einem einzigen Diamanten geschnittene Ning ist vor einigen Tagen in, Antwerpen gezeigt worden und hat die Be wunderung aller Juweliere und Diamantenschleifer erregt. Es sind die größten Schwierigkeiten mit dieser Art des Diamantenschneidens verbunden, da fast jeder Stein feine Risse und Adern aufweist, die sorgfältig vermieden werden müssen, um das Zersplittern zu verhindern. Nach vielen vergeblichen Versuchen und dreijähriger Arbeit ist es endlich der Geduld und Geschicklichkeit des besten Stein schneiders in Antwerpen gelungen, einen Ning von -/» Zoll im Durchmesser herzustellen. erzählte, daß man uns auf Vorzeigen unseres Passes die Fahrkarten verweigert hatte, riß er seine Augen verwun dert auf — wie mir scheinen wollte, etwas allzuweit. „Ach, irgend ein Jrrthum von Seiten eines der Esel von Bahnbeamten! So ein Paß geht durch ein halbes Dutzend Hände, und ein einziger Fehler stört die ganze Sache! Mein lieber Lenox, seien Sie ohne Sorge! Gönnen Sie dem amtlichen Schlendrian einen oder zwei Tage Zeit, und Alles wird in Ordnung gebracht. Sorgen Sie gut für Ihre schöne Frau — vielleicht ist es besser für sie, wenn sie noch nicht so bald reist." „Aber," sagte Helene und verzog schmollend den Mund, „sie wollen uns ja auf diesen Paß hin gar nicht einmal in unsere Zimmer lassen." „Was," rief er, und seine kleine fette Gestalt war ganz Entrüstung, als er auf den Secretär zuging und ihn heruuterputzte, wie es nur in Rußland oder in der Türkei möglich ist. „Sorge gut für meine Freunde, Du Hund von einem Wirth," schrie er, „sorge sehr gut für meine Freunde! Das Beste im Haus ist nicht gut genug für sie!" Dann wendete er sich an uns und sagte: „Nun bitte ich mich zu entschuldigen, lieber Lenox, ich habe viel zu thun. Lassen Sie es sich noch einen oder zwei Tage in St. Petersburg gefallen. Führen Sie Ihre Frau in die Oper und seien Sie heute Abend recht vergnügt! Lou jour!" Er verabschiedete sich auf's Liebenswürdigste und küßte Helene mehrere Male die Hand. Sobald wir uns in unsern Zimmern wieder allein sahen, flüsterte ich Helene zu: „Glauben Sie, daß er Verdacht hat?" „Ich fürchte," erwiderte sie, „er schien mir allzu überrascht." Dann sagte sie mir plötzlich in's Ohr: „Können Sie sich irgend Jemand denken, der ihn miß trauisch gegen mich hätte machen können?" Ich verneinte dies, hiest es aber doch für gerathen, ihr nun mein nächtliches Zusammentreffen mit Mademoiselle de Launay zu berichten. „Ich glaube nicht, daß dies etwas damit zu thun hat," entgegnete sie. „Die junge Dame ist einfach eifer süchtig auf Sascha — und auch Sie sind eifersüchtig auf ihn — auf eineu Russen!" Nun fing sie an zu lachen und sagte: „Vielleicht habe ich doch noch eine Verwendung für Fräulein Eugenie." Dann machte sie sich wieder an's Auspacken." Eine halbe Stunde später stürmten Sascha und die Fürstin Palitzin herein. „Ich war am Zug, um Euch Lebewohl zu sagen, und hörte dann — Gott sei Lob und Dank! — daß Ihr nicht abreist." „Und nun," unterbrach ihn die Fürstin, „wollten wir Sie bitten, heute mit uns in's Michaeltheater zu gehen. Etwas Zerstreuung thut Ihnen Beiden gut — Sie sehen nicht über mäßig heiter aus." „Nein," sagte ich, „das Krankenpflegen bekommt mir nie." „Und die Nolle der Kranken ist auch nicht gerade meine Stärke," sagte Helene lächelnd. „Also abgemacht, Ihr kommt! Ich nehme von meinen Verwandten keine Absage an," rief Sascha. Damit war ich einverstanden, denn Alles war besser als dies Warten — Warten — Warten auf den unver meidlichen Schlag. Dann gingen sie; und wären meine Nerven nicht ge wesen, so hätte ich auf eine häßliche und unrechte Weise glücklich sein können, denn Helene, die vor zwei Tagen so kalt und abstoßend gegen mich gewesen war und noch gestern gesagt hatte, sie hasse mich, war nun ganz sanft und liebevoll; ab und zu kam sie zu mir und bat mich, ihr zu vergeben, daß sie mein Leben vernichtet habe; aber solche Bitten waren nicht dazu angethan, mein aufgeregtes Nervensystemzu beruhigen,und ich schauderte,als ich ihr vergab. „Ich will auf die Gesandtschaft gehen und sehen, ob keine Briefe da sind," sagte ich, denn alles schien mir er träglicher als diese Unthätigkeit. „Ich bin zeitig genug zurück, um Sie in's Theater zu führen." Schon war ich im Begriff, hinauszugehen, da rief sie mich zurück und flüsterte-: „Den Revolver, den Eie mir vorgestern Nacht abgenommen haben." Schweigend händigte ich ihr die Waffe ein. Ihre Augen beantworteten meine Frage — sie wollte sich nicht lebend ergreifen lassen. Ans der Gesandtschaft fand ich keinen Brief von meiner Frau. Das war auffallend, denn jetzt hätte einer da sein müssen. Dann ging ich in den Jachtklub, wo ich unter andern auch Boris Weletsky traf. Wir speisten zusammen, und als er im Lauf des Gespräches erfuhr, daß wir noch einen oder zwei Tage länger in St. Peters burg bleiben würden, weil meine Frau noch zu ange griffen sei um zu reisen, rief der gastfreundliche junge Seemann: „Dann nehme ich Sie aber beim Wort! Seien Sie morgen mit Ihrer Frau Gemahlin mein Gast in Kronstadt, und besichtigen Sie mein Schiff und die Forts." Natürlich konnte ich nicht annehmen, ohne Helene darüber gehört zu haben, und sagte ihm dies. „Das ist richtig. Wir wollen uns nach dem Theater hier treffen, und dann sagen Sie inir Antwort." (Fortsetzung folgt.)