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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.08.1915
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19150804020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1915080402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1915080402
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-08
- Tag 1915-08-04
-
Monat
1915-08
-
Jahr
1915
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Jahrgang la» Mnzeiaea au» rewpa UN» Umgrdun, »I» /InZkkAeklprklf» » ispaltt-e petitzeN« 15 Pf., »le NeklonirteNr l M., »on auowürt» 5» Ps-, Nekiamrn 1.15 M., Kirin, sinzeigen »iepetttzetlenur 1opf.,d.wi«»rri>»I.Nad.,sinz»>g»nvon0«hör»en im amtlichenEril-iepetit- ,ril« »opf. »eschastoanzeigen mit piaNvorsGrist im prris» rrhSht. Nadatt na» »artf. »«Nagen: »esamtausl.7 iN.SaoLausen» auosiki.postgrdühr. sinzrtgen»Nnnal>me: lohannlogagr», bei sämtlichen jiliaira »«, Leipzig« »agedlatteo un» alten sinnonrrn-E-ipeSttionen Sr» In» unü iluolanür». vaoLeipzigerragediatl erschrint werktags rmal.Sonn- u-Zeiertagolmai. verlincr NeSokUon: OnöcnArNrn >7, zerniurcch-rinschiu»: Hansa Nr. 4»7. Ar. 392 Mittwoch, »en 4. Kugust. l9lS. lsevolulionme Unruken In finnlancl Einig unü Iren Heute jührt sich zum erstenmal der Tag, der des deutschen Boltes glänzendster Ehren tag bleiben, und dessen Gedenken jortleben wird sür ewige Zeiten. Seit unser Friedenstaiser am 1. August 1914 sein Volk zu den Waffen rufen mußte, wogte eine Begeisterung durch die deut schen Lande, wie sie einzig dastcht in der zwei lausendjährigen Geschichte des Germanentums. Was Bismarck in jener wunderbaren Rede am ,6. Februar 1888 vorausgesagt, cs war Wahrheit geworden: „Wenn wir angegriffen werden, dann wird das ganze Deutschland von der Memel bis zum Bodensee wie eine Pulvermine aujbrennen und von Gewehren starren. Wer den Frieden bricht, der wird sich dann überzeugen, daß die kampfesfreudige Vaterlandsliebe, die 1813 die gesamte Bevölkerung des damals schwachen, klei nen und ausgesogenen Preußens unter die Fah nen ries, heutzutage ein Gemeingut der gan zen deutschen Nation ist." Mit Deutschlands Zerrissenheit in früheren Tagen hatten unsere Feinde im Westen und Osten als mit einem Fak tor ihres Sieges so sicher gerechnet, daß das Aufrauschen der deutschen Begeisterung, die Einigkeit und Treue, mit der in den ersten Augusttagen des Jahres 1914 das ganze Volk an seines Kaisers und seiner Fürsten Seite sich stellte, Erstaunen und Schrecken an der Seine, Themse und Newa weckte. Was alles dazu bei trug, in unserer Feinde Reihen den Wahn zu stärken, als werde ein Angriff uns ohnmächtig und uneinig finden, darüber wird die Geschichte dereinst ihr gerechtes Urteil sprechen ohne An sehen der Personen und Parteien, das soll uns aber heute die stolze Erinnerung nicht trüben an den 4. August 1914, der unser deutsches Volk so einig und treu fand. Man muß jene unvergeßlichen Augenblicke und Stunden mit erlebt haben, da im Schlosse zu Berlin die Führer der Parteien dem Kaiser in die Hand gelobten, auszuhalten in Einigkeit und Treue, durch Not und Tod bis zum siegreichen Ende, und da Wilhelm II. das befreiende Wort sprach: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche." Und man muß der ewig denkwürdigen Re i ch s t a g s s i tz u n g, in der einstimmig alles bewilligt ward, was die Regie rung zum Schutze des Reiches forderte, beige- wohnt und die Begeisterung gesehen haben, die das Haus durchbebte, als des Reiches fünfter Kanzler mit stolzer Handbcwegung sagen tonnte: „Hinter unserer Armee und Flotte steht das ganze deutsche Volk." Dann begreift man auch die volle Bedeutung des Wortes, mit dem Herr von Bethmann Hollweg seine kurze, kernige Rede schloß: „Was uns auch beschieden sein mag, der 4. August 1914 wird bis in alle Ewigkeit hinein einer der größten Tage Deutschlands sein." Ge waltiges hat uns das erste Jahr des Krieges beschieden, und das eine steht heute felsenfest: „Deutschland kann nicht vernichtet werden." Das ist die herrliche Frucht, die aus seiner bisher bewahrten Einigkeit und Treue dem deutschen . Volke erwuck)s. Gewiß hat es in diesem Jahre, das uns glänzende Erfolge brachte, das aber auch bitteres Leid ausgoß über Hunderttaufende, an Klein mut und Verzagtheit, ja selbst an Versuchen, des Volkes Einigkeit zu stören, nicht gefehlt. Aber wenn wir heute, am 4. August 1915, das Fazit ziehen, dann wissen wir, daß die Kraft und die Entschlossenheit zum Durchhalten im Angesicht des uns winkenden Sieges so groß sind wie damals, und daß alle Versuche, eine andere Stimmung zu erzeugen, vergeblich geblieben sind. Ueber der denkwürdigen ersten Kriegssitzung des Reichstags lag der Druck der zu erwartenden Kriegserklärung Englands, von der heute alle Welt weiß, daß sie kommen mußte, auch wenn wir zu unserem Schaden Belgien ge schont hätten. Der ehrliche Zorn, der am Abend des 4. August 1914 die Berliner Bevölkerung packte und sie einige Sckseiben an der englischen Botschaft einschlagen ließ, hat bis heute durch dieses unseres Hauptfeindes Verhalten tausend fältige Rechtfertigung gefunden. Am Jahres tag der Kriegserklärung Englands mag es nicht bedeutungslos sein, was der belgisck)e Vertreter in Berlin, Baron Grcindl, bereits am 30. Mai 1907 schrieb, daß alle Bemühungen, din annehm bares Verhältnis zwischen Deutschland und Großbritannien hcrzustcllen, an der persönlichen Politik Eduards Vll. und an dem gewissenlosen Treiben der englischen Presse scheiterten: „England steht mit scheelen Blicken auf die wunder baren Fortschritte Deutschlands auf dem Gebiete der Industrie, des Handels und der Handelsmarine. Ge wohnt, ohne Nebenbuhler dazustehen, erscheint ihm jedwede Konkurrenz als ein Eingriff in seine Rechte, seit Jahrhunderten ließ es England sich angelegen sein, die seestrettkräfte fremder Rationen zu ver nichten, sobald sie eine gewisse Bedeutung erlangt hatten. Die Spannung in den deutsch-englischen Be ziehungen kann wohl kleinlichen und kurzsichtigen politischen Spekulationen dienlich lein, aber sie ge fährdet das höhere Interesse der Aufrechterhaltung des europäischenFrieoens, den das deutsche Uebergewicht uns seit 36 Jahren gewährleistet hat. Sie ermutigt die mit dem Statusquo unzufriedenen Staatsmänner in ihren Plänen." .Es ist eines dec erfreulichsten Ergebnisse des ersten Zßriegsjahres, daß die Erkenntnis, England sei unser gefährlichster Feind, sich in immer weiteren Kreisen Bahn gebrochen hat. Und wenn heute, am Jahrestage der denkwür digen ersten Kriegssitzung des Reichstages, der uns zugleich Englands Kriegserklärung brachte, der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Ludwig Quessel in den „Sozialistischen Mo natsheften" die deutsche Arbeiterschaft aus das Kriegsziel Äloions mit besonderem Nachdruck hinweist, so ist das mit Freuden zu begrüßen. England will die Welt neu auftei len und dabei Deutschland von dem freien Wett bewerb auf allen Märkten ausschließen. Da gegen muß sich Deutschland zur Wehr setzen und die Freiheit der Meere fordern, wenn es nicht seine Zukunft preisgeben soll. Die deutsche Ar beiterschaft weiß, welches Schicksal ihr droht, wenn Deutschland auf dem Weltmarkt beiseite geschoben würde, und deshalb wird sie sich nicht verleiten lassen, die Einigkeit des deutschen Vol kes zu stören, wie einige törichte Berater ihr einzuredcn suchen, sondern treu mit den übri gen Schichten zusammenstehen, bis das Ziel, die Freiheit der Meere, erstritten ist. „Solange dies Ziel nicht erreicht wird, ist ein wirklicher Friede zwischen Deutschland und England nicht zu erwarten. Deutschland ist als ein Reich, das seine Jndustrieprodukte in allen Weltteilen absetzen, das nicht Menschen, wie Italien, sondern Waren, wie England, expor tieren will, nur aufrechtzuerhalten, wenn sein Handelsverkehr vor diktatorischen Eingriffen ge sichert ist." Mögen unsere Feinde den Jahrestag der Kriegserklärungen feiern wie sie wollen. Wir gedenken heute des 4. August 1914, unseres stolzcstens Ehrentages, mit herzlichem Danke für unsere tapferen Heere und seine Führer, die uns bisher so herrliche Erfolge erstritten, und mit dem festen Gelöbnis, auch fernerhin durch zuhalten, einig und treu, bis der volle Sieg unser ist. Revolutionäre Unruhen in Zinnlanö sr.) Stockholm, 4. August. sEig. Draht, bericht.) „Dagbladet" meldet aus Peters burg: Das fünfte und sechste Garde« Infanterieregiment find infolge Ausbruchs lokaler Unruken nach Helsingfor» ab gegangen. In Christine st ad wurde die neu er richtete staatliche Pulverfabrik durch finnische Revolutionäre in die Luft gesprengt. Oer russische Generalstabsbericht rvtb. Petersburg, 3. August. Der Generalstab des Generalissimus meldet u. a.: Bei Mitau und Bauske am Morgen des 1. August keine wichtigen Veränderungen. Oestlich von Ponjewisch mach ten wir über 506 Gefangene, darunter sechs Offiziere, und erbeuteten sechs Maschinengewehre. Am 1. August versuchten die Deutschen, mit sehr starken Kräften zur Offensive überzu gehen. Infolgedessen fanden auf beiden Seiten Än- grisfskämpfe statt. Sehr bedeutende feindliche Streit kräfte setzten am 1. August ihre Angriffe südlich Ostrolenka fort. Der Kampf behielt seinen er bitterten und blutigen Charakter. An der Weich se l f r o n t fanden Gefechte zu unserem Vorteil statt. Feindliche Abteilungen, die den Fluß über schritten, wurden gegen ihn zurückgedrängt. Bei Macewice brachten starke feindliche Angriffe keine Frontveränderung. In der Gegend des Ueberganges nach Iwangorod zogen sich unsere Truppen aus da- linke Wecchseluser nach einem hartnäckigen Kamps am Abend des 1. August auf eine mehr zusammen gezogen« Front zurück. Zwischen Weichsel und Bug erbitterte Kämpfe. Im Abschnitt links des Bug nahmen unsere Truppen ohne Behinderung eine neue Front weiter nördlich Cholm ein. Vie schwierige Lage -er Küsten vtd. Lhristiania, 4. August. Der militärische Mit- arbeite! des „Morgenblad" jührt aus: So wie die Lage ist, besonders nachdem Erzherzog Joseph Ferdinand und Generalieldmarschall von Mackensen ihre Offensive im Lublin-Cholm- Abschnitt mit Erfolg wieder ausgenommen Haden, müßte es als eine reine Halsstarrigkeit bezeichnet werden, wollte der Großfürst Nikolaus an seinem Entschluß festhalten und den Entscheidungs kampf in den Stellungen, die seine Truppen jetzt innehaben, annehmen. Die Gefahr einer Kata strophe wäre dann allzu drohend. Nach allem erscheint die Lage für die Russen äußerst schwierig. Die Meldung, daß allein im Juli über 170000 Russen gefangengenommen worden sind, ist ein Zeichen dafür, daß die Moral in ihren Reihen ernstlich erschüttert ist, was, weil von großer militärischer Bedeutung, bei Beurteilung der allgemeinen Lage auf diesem Teil des Kriegsschauplatzes berücksichtigt werden muß. Seit Beginn ihrer großen Offensive haben die Verbündeten bis Mitte Juni bereits gegen eine halbe Million Gefangene gemacht, also mit den 170000 neuen ergeben sich rund 700 000 Ruffen seit dem 1. Mai. Der neue Zuwachs an Gefangenen bedeutet demnach ein sehr großes Plus zugunsten der Verbündeten und vielleicht ein noch größeres Minus zuungunsten ihrer Gegner. Nach der „Voss. Ztg." schreibt „Rußkij Invalid", man werde wohl nicht nur Warschau, sondern auch Iwangorod und Nowo Georgicwsk aufgeben müssen. — Nach einer Meldung des „L.-A." aus dem Kriegspressequartier droht den in Ostgalizien stehenden russischen Heeren eine oollständige Abtrennung van der ost pol Nischen Front. tu.) Kopenhagen, 4. August. lEig. Drahtbericht.) „Politiken" meldet: Die abermalige Um gruppierung der russischen Armee soll nach einer Petersburger Nachricht erst nach Zurück, nähme aller noch mit dem Feinde in Fühlung stehenden Hceresteile erfolgen. Vie Verbündeten vor Warschau sr.) Wien, 4. August. lEig. Drahtnachricht.) Die „Reichspost" meldet aus dem Kriegs- pressequartier: Die Verbündeten sind bis 14Kilometer an dieSüdsron tW arschaus heran gekommen. Das Artilleriefeuer überstreut bereit» die permanenten Werke Warschaus. Nußlan-s Hilferuf an Englan- (r.) Bukarest, 4. August. lEig. Drahtnach richt.) Wie die hiesigen Blätter sich aus Peters burg melden lassen, richtet die russische Presse trotz der bundesfreundlichen Versicherungen Ssaso- nows in der Duma immer heftigere, von der Zensur stillschweigend zugelaffene Mahnungen an England, Rußland mit ausgiebigeren Kräften als bisher zu Hilfe zu kommen. Solange die Verbün- deten im Westen keine Erfolge hätten, sei es unge- recht, von Rußland größere Opfer als bisher zu ver langen. „Nowoje Wremja" schreibt: „Rußland muß von England verlangen, daß es nach Frankreich nicht nur drei, sondern sechs Millionen Soldaten so schnell wie möglich bringe. Die bisherige Hilfe, leistung ist nicht genügend zur Beste- gung der Feinde." permanente Tagung -er Vuma (r) Stockholm, 4. August. (Eigene Drahtnachricht.) Nach Petersburger Berichten versicherte Goremykin dem Seniorenkonvent, die Duma werde hinfort permanent bis zum Friedensschlüsse tagen. — Auch B r e st - L i t o w s k und Wilna sind von den Konsulaten der befreundeten Staaten verlassen worden. Schließung -er politischen Vereine im Militärbezirk Petersburg sL.) Stockholm, 4. August. sEig. Drahtnachricht.) Der Militärkommandant des Bezirks Petersburg hat die Schließung aller po litischen nichtparlamentarischen Vereine im Militärbezirk während der Dauer der Duma sitzung angeordnet. Als Grund für die Maßnahme, durch die die gesamte politische und gewerkschaftliche Organisation und Agitation lahmgelegt ist, wird der Marge! an polizeilichen Beamten während der Kriegsdauer angeführt. Musterung -es Jahrganges 1-17 in Rußlan- llxm. Petersburg, 3. August. Ein Befehl des Zaren ordnet die Aushebung des Re-, krujenjahrganges 1917 an. Von der Muste rung befreit sind vorläufig nur Arbeiter der Kohlen werke im Donezgebiet, Arbeiter in Munitions fabriken und Post- und Eisenbahnunterbeamte auf den Kriegsschauplätzen. Selchießung von Armenti-res -urch -le Veutjchen Nach der „Tägl. Rundsch." wird Armentieres durch das deutsche Artillerrefeucr und durch Flie gerbomben nach und nach vollständig zerstört. kein Mißtrauen Man schreibt uns von desreun et r Seite: Die gestrige Mitteilung unserer Berliner Schriftleitung, daß eine Einberufung des Zen tralvorstandes der nationalliberaleu Partei bevorstehe, ist richtig. Das offizielle Partei organ meldet heute: Verschiedene Aeußerungen in der Presse und in Versammlungen unserer Partei aus jüngster Zeit haben angeblich den Eindruck hervorgerufen, als ob den leitenden Stellen im Reiche von jetten unserer Partei ein gewisses Mißtrauen entgegcnzebracht werde. Sollte dieser Einvruck wirklich vorhanden sein, so würde er durch die einfache Tatsache zerstreut werden, daß in der nationalliberalen Parteileitung von einem derartigen Mißtrauen nicht das mindeste bekannt ist. Die Verhandlungen des demnächst zu sammentretenden Zentralvorstandes unserer Partei werden darüber volle Klarheit bringen. Wir steheu nicht an zu erklären, daß wir von diesem Vorgänge wenig erbaut sind. Es ist jetzt nicht Zeit zu Parteierörterungen. Dafür dünkt uns die Lage, in der sich unser Vaterland befindet, zu ernst zu sein. Gewiß knüpfen auch wir an die kommenden Tage frohe und kühne Hoffnungen. Nie stand die deutsche Sache besser als heute. Allein gerade deswegen ist uns jetzt einerlei, was uns sonst recht wichtig war und vielleicht auch wieder — wennschon in anderem Geiste und in anderen Formen — wichtiger werden wird. Deshalb glauben wir auch mit der Schriftleitung dieses Blattes darin einig zu sein, daß wir — solange solche Zurückhaltung irgend möglich ist — unsere Leser nur eben darüber unterrichten wollen, was vor sich geht. Der Grund zur Einberufung des Zentral vorstandes ist etwa folgender: In jüngster Zeit ist an einigen Stellen der Partei gegenüber dem Reichskanzler öffentlich ein Verhalten be tätigt worden, das von weiten Kreisen nicht gebilligt werden kann. Namentlich ist bei ge wissen Kundgebungen — und dies ist der springende Punkt — der Anschein erweckt worden, als ob sie die Meinung der ganzen Partei oarstellten. Dagegen haben verschiedene führende Persönlich keiten Verwahrung eingelegt. Sie sind der Ansicht, daß die öffentlichen Erklärungen des Reichskanzlers keinen Anlaß zu der Annahme liefern, daß er eine schwächliche unv illusionistische, den Interessen des Reiches nicht rückhaltlos dienende Politik betreibe. Diese Männer meinen weiter: Die öffentliche Bekundung eines angeblich allgemeinen Mißtrauens sei geeignet, die Autorität des leitenden Staatsmannes gegenüber dem Auslande zu erschüttern und ihm gerade diejenige kraft volle Politik zu erschweren, die doch von ihm gefordert werde: unbegründete Angriffe ge fährdeten die Einmütigkeit des deutschen Volkes und schüfen einen zwecklosen und bedauerlichen Gegensatz zu der Kundgebung des Kaisers, oie sich selbstverständlich mit der Auffassung des obersten und allein verantwortlichen kaiserlichen Beamten decken müsse: diese Kundgebung spreche insbesondere über das letzte Ziel dieses Krieges dem deutschen Volke aus oer Seele. Ganz unsere Meinung. Wir können hinzu- sügen, daß jede persönliche Berührung mit dem Reichskanzler, wozu er übrigens immer Gelegen heit gegeben Hal, den Eindruck verstärkt, daß seine Politik volles Vertrauen verdient. Sie hält sich in stetem Zusammenhänge mit den Ausfassnngen der Männer, die das deutsche Schwert führen, und denen dos ganze Volk ihrer sichtbaren Taten wegen zujubelt. Daß dies nicht „kraftvolle" Männer seien, wagt niemand zu behaupten. Sie sind auch keine Illusionisten. Ebensowenig der Reichskanzler. Die harten militärischen Tatsactien sind das Entsclfeidende, alte Erörterungen ohne militärischen Hintergrund sind ödester Dilettan tismus. Wir hörten in diesen Tagen ein hüb sches Wort aus dem Munde eines — Militärs. Gefragt, wie er über dies oder jenes „Friedens ziel" denke, antwortete er kühl: „Wir denken nicht, sondern wir arbeiten." Das soll natürlich nicht bedeuten, duß plan und ziellos „gcarbeirct", d. h. gekämpft werde. Daß aber alle endlichen Entschließungen davon abhängen müssen, was schließlich erkämpf wurde, und von der Lage, in der sich das Dcutickie Reich inmitten des Erdkreises auf dem wir nun einmal leben, am Schluffe des Krieges befindet: Das ist doch eine Binsenwahr heit, um die mau durch noch so schöne Reden und Beschlüsse nicht herumtommt.
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