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Der seraubte Osten gehört Deutschland Ein Amrok wnrot Kim Lantslkuk AblchledSklegmmm Mio Foiililö an Sindmburg vraktmalänog uu»«r«r v»rUo« SvstrUUottn»» Berlin» 13. August. In Kürze erscheint das Buch „l.es stontidrss orientales cie I/Vliemagns" von Professor Rens Martei von der Pariser Sorbonne in deutscher Ueber- sehung von Wilhelm Scheuermann. Der französische Slawist schildert, wie die Bildung des polnischen Korridors in Ver sailles als Verlege nhettslösung zustande kam. Er weist als berufener Sprachenkenner den polnischen Anspruch, die Kaschuben und die „Wasserpollacken" Oberschlcsiens als Polen zu bezeichnen, entschieden zurück. Aber maßgebender als Gründe der Volkszugehörigkeit und der geschichtlichen Vorzeit sprechen wirtschaftliche und kulturelle Forderungen der lebendigen Gegenwart zwingend zugunsten Deutschlands. Zu diesem Schlüsse kommt Märtel nach Abwägung der Etn- wiinbc von beiden Setten. Nicht nur der Korridor, sondern ganz Oberschlesien gehören, so führt er unter Berücksichtigung aller sür und wider vvrgebrachten Einwände aus, Deutsch land, und nur Deutschland allein. Frankreich aber muß sich nach seinen besten Ueberlieferungen, so ruft er seinen Lands leuten zu, auf die Seite der deutschen Kultur stellen. Die heutigen Ostgrenzen sind unhaltbar für Deutschland ebenso wie für Polen. Heute kann Europa den Frieden noch retten, wenn es das begangene Unrecht wieder gut macht — morgen iß es vielleicht zu spät! Mit dieser eindringlichen Mahnung an das Weltaewtssen schließt Märtel seine bemerkenswerten Darlegungen, die alsbald auch in englischer Uebersetzung bei der Londoner Verlagssirma George Allen and Unwin Ltd. erscheinen werden. Führung Stresemanns die wahren Ziele der deutschen Außen politik nurversteckt gewesen seien. Im Grunde genommen sei es daher besser, daß das Ueberkochen des deutschen „Chau vinismus" endlich einmal klares Licht geschaffen habe. Jeder vernünftige Franzose werde setzt einsehen, daß er sich Illu sionen hingegeben habe. Briand erlebe setzt den Zusammen bruch seines Werkes. Wenn Deutschland in diesem Winter unter dem Vorwand seiner wirtschaftlichen Notlage das erste mal von einem Moratorium sür die Aoungzahlungen Ge brauch mache — und von verschiedenen Seiten werde daraus hingewiesen, baß es dazu entschlossen sei (!) —, dann werde Vriand von der Bildsläche verschwinden. Neue Besprechung Wischen Sersch und Brian» Paris, 13. August. Botschafter v. Hoesch hatte heute vor mittag wieder eine Unterredung mit dem Außenminister Briand, in der der Meinungsaustausch über verschiedene mit der bevorstehenden Tagung des Völkerbundes im Zu sammenhang stehend« Fragen fortgesetzt wurde. Berlin» 13. August. König Faisal vom Irak hat an de« Herrn Reichspräsidenten nachfolgendes Telegramm gerichtet: „Beim Verlassen Deutschlands ist es mir ein angenehmes Bedürfnis, Eurer Exzellenz nochmals für die liebenswürdige Aufnahme und die großzügige Gastfreundschaft, die Eure Exzellenz und die Neichsregterung mir während meines Auf enthaltes in Berlin gewährt haben, meinen aufrichtigen Dank auszusprechen. Ich werde die schönste Erinnerung an diesen Besuch bewahren. Bet dieser Gelegenheit gestatte ich mir, die besten Wünsche für das weitere persönliche Wohlergehen Eurer Exzellenz und die Wohlfahrt des Deutschen Reiches und Volkes auszudrücken." 1««M Dollar stir »aS R»r»v«IH'B«»t Nenyork, 13. August. Der Polarforscher Sir Hubert Wilkins, der beabsichtigt, in einem Unterseeboot unter dem Packeis zum Nordpol vorzudringen, hat für das ihm von der Regierung zur Verfügung gestellte V-Boot 10 000 Dollar hinterlegt. Er will das Boot überholen lasten. AMkbmna »u iu»i>i»eo Kiimpk Die Engländer bringen ihre Familien in Sicherheit Aber -ie Chauvinisten Hetzen weiter Paris, 18. August. Trotz des Dementis des deutschen Botschafters in Paris behauptet Pertinax im „Echo de Parts" auch weiterhin, daß sich der deutsche Botschafter von Hoesch bei seiner Unterredung mit Briand bemüht habe, die Ausführun- «eii des Ministers Trcviranus abzuschwächen und als die Wiedergabe seiner persönlichen Meinung darzustellen, sür die die ReichSregicrung nicht verantwortlich gemacht wer den könne. Das sei eine unhaltbare Erklärung, da sie durch »ie Reden des Reichskanzlers und des Reichsinnenmtnisters widerlegt werde, die im wesentlichen dieselben Forderun gen ausgestellt hätten. Wenn in einem Teil der deutschen Presse das zu frühe Hinschctden Stresemanns bedauert werde, da sein Verbleiben in der Regierung die Fortsetzung der deutsch-französischen AnnäherungSpolitik bedeutet hätte, so könne man demgegenüber nur feststellen, baß unter der Peschawar, 12. August, 18,80 Uhr sUebermittlung durch die britische Zensur verzögert). Die ganze Nacht hindurch wurden in der Umgebung der Stadt zwischen Truppen und Afridis Schüsse gewechselt. Bet Tagesanbruch zog sich der Feind zu rück. Der Tag verlief ohne Störung. Nachmittags traf ein Panzerzug auS Lahor« ein, für den das Stadttor geöffnet wurde. Nach weiteren Londoner Meldungen haben die Afridis ihre Haupttätigkeit von Peschawar nach dem 100 Meilen west lich liegenden Gebiet von Kuram verlegt. Nach einem Angriff der Afridis aus bas Fort Badama, an dem auch Angehörige des Orakzai-Stammes teilnahmen, sind sämtliche Frauen und Kinder in diesem Gebiet an sässiger englischer Staatsangehöriger durch Flugzeuge in Sicherheit gebracht worden. Bei Peschawar setzen die Afridis den Guerillakrieg fort. In einem sehr ausführlichen Bericht aus Simla wird eine offen» bar amtlich beeinflußte Darstellung der gegenwärtigen Vor gänge an der indischen Nordwestgrenze gegeben. Darin heißt es, daß nach den letzten zuverlässigen Berichten mit einem baldigen Zusammenbruch der Stammesunruhen zu rechnen sei. Es bestehe kein Zweifel daran, daß die Unruhen auf revolu tionäre Propaganda zurückgingen und die Afridis gegen den Willen ihrer Stammesangehörigen den Kampf ausgenommen hätten. Die Unterstützung der Afridis durch die Orakzai sei vorläufig nur teilweise, da auch hier die älteren Stammes, angehörigen gegen den Kamps seien. Dem Bericht zufolge werden in dem Unruhegebiet fortdauernd weitere Truppen zusammengezogen, um den britischen Behörden eine starke Uebermacht zu sichern. Gleichzeitig werden umfangreiche Strafexpeditionen burchgeführt. Nachdem von Flugzeugen aus das gesamte Unruhegebtet kartographiert worden ist, wer» den die Dörfer der Aufständischen nun systematisch mit Bomben Goethepreis für ton Arzt »es Willens Wie schon kurz mitgetellt wurde, ist der diesjährige GoelhepretS dem vielgenannten Wiener Pathologen Stegmund Freud zuerkannt worden und wird ihm statutengemäß am 28. August übermittelt werden. Wir leben in einer Zeit, die weiter als je entfernt von der Fdylle ist, in der Epoche eines Daseinskampfes von ungewöhn licher Schärfe. Die beste Waffe im Kampfe ist aber der Wille »es Kämpfers. Wehe, wenn der Wille krank ist und versagt! Das Bewußtsein der Wichtigkeit dieses Kampfmittels mag der Grund gewesen sein, weshalb um die Lehre des Mannes, der die Erforschung des menschlichen Willens in neue Bahnen ge lenkt hat, Professors Freud, seit Jahren ein heftiger Streit entbrannt ist. Diese Lehr« ging von der Beobachtung der Hysterie auS, lener klassischen Krankheit des Willens, die man früher fast ausschließlich durch Hypnose zu heilen versuchte — auch setzt tun es viele. Freud, der bei dem Klassiker der Hysterie, Char- eot in Paris, später bei Bernhcim und Lisgeots in Nancy die Hypnose studiert hatte, wußte bald, daß nicht jeder und jede hypnotisiert werden können, und suchte daher einen anderen HcilungSmcg. Er fand ihn in der Psychoanalyse, und es gelang ihm tatsächlich, dem ganzen Rattenkönig der Hysterie und Neurasthenie damit bcizukommen. Krankhaften Haß und Ver bitterung. Angstanfälle und Zwangsgedanken, hysterische Läh mungen und Ohnmächten. Krämpfe, Stottern und nervöse Wahnideen, diesen ganzen Hexenkessel der Neurosen führt Freud darauf zurück, daß geheime, den Kranken selbst oft un- bekannte Triebe von diesen verdrängt werden, und zwar aus verschiedenen Gründen, teils aus Rücksicht auf die Umgebung, teils aus anderen praktischen Erwägungen. Aber Verdrängen heißt noch lange nicht Vergessen, und die verdrängten Triebe rächen sich für ihre Mißhandlung, indem sie im Traum wieder- erscheinen, aber auch sonst im Seelenleben wie böse Geister quälen und Schabernack treiben, die Erscheinungen der Hysterie und Neurasthenie erzeugen un- vor allem den Willen lähmen - jenen Willen, den man heutzutage dringender braucht als I«. Und aus dieser Theorie ergibt sich auch schon die Lösung »er Schicksalsfrage: „Was muß geschehen, um den kranken Willen zu heilen?" Man muß die verdrängten Triebe befreien, sie wieder an die Oberfläche bringen, und wenn dies gelingt, bann ist der Wille wieder gesund. Man schürft psychoanalytisch in den oft schier unergrttnd- lichen Tiefen der Seele, und früher oder später stößt man aus das Verdrängte. Aber wie sehen diese verdrängten Seelen- triimmer nicht selten auSI Wie haben sic sich verändert! Oft sind sie bis zur Unkenntlichkeit in Symbole etngefponnen, oft »errät erst ein „Versehen", ein Witz, et« BerlegenhettSzeicheu, eine Weigerung des Nervenleidenden, zu antworten, die Stelle, wv den Kranken der Schuh brückt, wo die Kräfte ihren Ur sprung haben, die stärker find als der Wille. Selbst die Träume des Kranken muß man oft durchforschen, denn gerade in ihnen treten die durch das Bewußtsein wenigstens zum großen Teil, nicht mehr gewaltsam in den Hintergrund geschobenen Triebe an die Oberfläche und weisen den Weg zur Heilung. Hat man erst durch Psychoanalyse den Schlüssel zum Unglück und zur Willeuslähmung des Kranken gefunden, so ist schon viel er- reicht und der Kranke schon halb, oft sogar schon ganz geheilt. Alles das liest sich heutzutage schon fast als etwas Selbst- verständliches. Aber im Anfang seines Wirkens galt auch für Freud das alte bittere Sprichwort, daß niemand in seinem Vaterlande als Prophet anerkannt wird, um so mehr in Wien, der Stadt, in der gar so oft die Frage nicht lautet: ^»WaS kannst du?" sondern: „Wen kennst du?" Fast wäre es Freud gegangen wie dem armen Semmelweiß, -er viele Jahre vor Lord Ltster den Weg zur Anti- und Asepsis gefunden hatte und, verkannt, verhaßt und verspottet, zugrunde ging. Aber Freud ist ans zäherem Holze geschnitzt. Selbst Kämpfe mit seinen eigenen Anhängern hat er energisch auSgefochten. Heute ist sein Aufenthaltsort das Mekka von Aerzten aus der ganzen Welt, vor allem aus Amerika, geworden — kein Wunder, denn gerade in Amerika, dem Lande junger, aufstrebender Kraft, ist das Interesse für «ine Lehr«, die den Willen und seine Wur zeln erforscht, besonders groß. Ins Englische und Französische, Italienische und Spanische, Holländische, Ungarische und sound- soviele andere Sprachen hat man Freuds Bücher überseht. Und selbst in Wien hat erst kürzlich der neue Leiter der Untversi. täts-Nervenkltnik anläßlich seiner Antrittsvorlesung Freuds Lehre anerkannt. Auf die Belletristik, die Philosophie und Völkerkunde, vor allem aber auf die moderne Kindererziehung hat Freuds Theorie großen Einfluß erlangt. Wenn wir heute auch noch nicht so weit sind, um klipp und klar sagen zu können: Hysterie und Neurasthenie sind heilbar, so scheint die Zeit doch nicht mehr fern »u sein, in der die Heilung dieser so außer- ordentlich verbreiteten Krankheiten durch die Ausgestaltung der Freudschen Lehre, die ja nicht stillsteht, sondern in voller Entwicklung begriffen ist, möglich sein wird. k>. Kunst un» Wistenschast «um« Sfte« P Im Dtakoniflenhaus zu Dresden ist heute früh um 7,30 Uhr der bekannte Dresdner Gesangmeister August Jfsert im Alter von 71 Jahren gestorben. Dresden verliert in ihm abermals eine musikalische Persönlichkeit von Rang und Ruf. Seit im Jahre 180S bet Breitkovf L Härtel seine große „All- -««ein« «fchl«««« ««, O hi« „Methode Jfsert" unzähligen kleinen und großen Stimm» besitzen, zugute gekommen. Bühnensterne wie Eva Plaschke- v. d. Osten, Katharina Fleischer-Edel, Erik Schmedes, Willy Cronberger verdanken ihr ihre Laufbahn. Im Grunde war diese Methode eine sehr einfache: sie lehrte, auf guter Ateur- sührung und schönem Sprechen fußend, den Singapparat ganz natürlich un- ohne Zwang zu benutzen und die Tonbtldnng etnfühlend wie nachdenkend wohl zu überlegen. So führte sie aus naivem Naturgesang schrittweise zur beherrschten Ge» sangSkunst. Bon Anfang an suchte sie dabei auch die musikali schen Qualitäten des Schülers zu entwickeln und der Ton bildung eine künstlerische Vortragslehre an die Seite zu stellen unter Weckung des Gefühls für die Stilarten der verschiedenen Epochen. In dieser wie auch in manchen anderen Beziehun- ^n berührte sie sich mit den Grundsätzen der altitaltenische»