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Erscheint wöchentlich dru Ml unk zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. Abonnementspreis tetriigt »ierteljährlich I Mark 20 Pf. ps»auwer»näo. Ameigtt Inserate werden bi» spätesten» Mittag» de» vorhergehenden Tages de» Erscheinen» erbeten und di« Corpusspaltenzeiti! mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. für - Zwönitz und Umgegend. Nedacteur und Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. »E 24. Sonnabend, de» 5. August 1876. 1. Jahrg.' Bekanntmachung. " Nachdem die Planirnna des oberen Anger beim Kriegerdenkmal fertig ist, werben diese Anlagen dem Schutz und der Benutz««« eines naturliebenden Publieums angelegentlichst empfohlen. Da» Betreten nnd Ueberschreiten der Beete wird strengstens untersagt^ sowie jede Beschädigung ohne Nachsicht mit Geld» oder Gefängniß strafe geahnte! westen. Zwönitz, am 1. August 1876. Der S t a d t g e m e i n d e r a t h. Schönherr. Bekanntmachung. Von dem unterzeichneten Königl. GerichlSamte sollen ans Antrag der Erben Frau Christianen Wilhelmine» verw. Häußler in Zwönitz die zu dem Nachlasse derselben gehörigen Grundstücke, als: 1. die Wiese, Nr. 340 des Flurbuchs nnd Fol. 443 des Grund- und Hhpothekenbuchs für Zwönitz, 2. die Wiese mit Felr, Nr. 344, 345, 346 oeS Flurbuchs unb Fol. 445 des Grund- und Hhpothekenbuchs für Zwönitz, 3- das Felo, Nr. 353 deS Flurbuchs und Fol. 452 des Grund- und Hhpothekenbuchs für Zwönitz, 4. das Felo, Nr. 337«. des Flurbuchs nnd Fol. 602 des Grund- unv Hhpothekenbuchs für Zwönitz, welche ohne Berücksichtigung der Oblasten insgesammt auf 4V17 M. gewürdet worden, den 7. August d Js„ Mittags l2 Uhr, an Rathsexpeditionsstelle zu Zwönitz öffentlich und unter den im Termin bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden, was hiervurch bekannt gemacht wird. Stollberg, am 21. Juli 1876. Königliches G e r i ch t s a m t. Zumpe. Wbr. Lk— I, ( ' " —« ... - > — , i, , — Tagesgeschichte. Berlin. Die „B. SlSb. Zt." schreibt: Ein unheimlicher Gast, dessen Schritten der Tod folgt und dessen Alhem Verwesung ist, weilt wieder in den Mauern Berlins und "rafft mitleieslos seine Opfer weg, schlimmer wülhend als der grausame Krieg, indem er die Keime der Menschheit zerstört. Sein Handwerk ist.Massenmord, und wie der feige Mörder überfällt er seine Opfer während der Nacht im Schlafe, ohne daß selbst der Staatsanwalt >hm ein gebieterisches Halt »nt- gegenrufen kann. Am Morgen izoch blicken glückliche Eltern mit be- rechligte»«' Stolz auf ihre wohlgerathenen Kinder — unv nach wenigen Stunden stehen sie trostloS^vor ihren Leichen. Dieser Unhold ist ne DiphteritiS, eine Kretlckheit der Neuzeit, welche bei der geringsten Vernachlässigung seitens der Eltern erbarmungslos die Reihen der Kinder lichtet. Wir^glauben daher im heiligsten Interesse der Eltern zu handel n^uMh "wir ihnen einige Vorsichtsmaßregeln an die Hand geben^M-b'urch wenigstens die Gefahr, wenn auch nicht ganz beseitigt, so doch lange hingehalten werden kann, bis ärztliche Httke, pj, bx. kanntlich seit dem Inkrafttreten der deutschen Gewerbeordnung für Unbemittelte überhaupt schwer, während der Nachtzeit aber fast nie zu beschaffen ist, zngezoge» werden kann. Die DhphleritiS ist ge wöhnlich eine Folge von Erkältung und äußert sich in ihren ersten Symptomen sehr verschieben. Meist klagen die davon befallenen Kinder über Halsschmerzen in der Gegend der sogenannten Mandeln oder des Zapfens und husten, doch nicht immer in einem bellenden Tone. Die Schmerzen »mb der Husten, welche am Tage ziemlich ge linde aufzutrrlen pflegen, verschlimmern sich gewöhnlich um Mitternacht in einer furchtbaren Weise, und der Tod tritt oft schneller ein, als eS möglich ist, einen Arzt herbeizuholen. Vorsichtige Ellern werden gut thun,' wenn sie Folgende» beobachten. Sie müssen sich erst einen sogenannten DiphteriliSpinsel anschaffen, welcher in jeder Apotheke für wenige Groschen zu haben ist. Dieser ist vermöge eines taran be festigten Drahtes so eingerichtet, daß man damit ziemlich tief in de» Schlund des Patienten fahren kann. Sobald nun die oben geschil derten Zufälle einlreten, nimmt man »inen, wenn möglich silbernen Löffel, drückt mit dem Stiele desselben die Zunge des kranken Kinde» Herunter und läßt »S den Laut „A" aussprechen. Dadurch kann man die Mundhöhle vollkommen überblicken. Zeigt sich nun die Gegend um den Zapfe» blos entzündet, so genügt eine Äurgelung mit Kalk» wasser um die Entznndundg nicht »veiler um sich greife» zu lassen, und der hinzugerufene Arzt kann daun da« Weitere veranlassen. Haben sich aber am Zapke» schon meißgelbe Bläschen gebildet, so muß zum Pinsel gegriffen werken. Dieser wird dann in reinen Citronensaft (eine oder mehrere Estronen dürften sich ja so wie so in jeder geord neten Wirtschaft vorfinden) getaucht und so lange gegen die Blasen geführt, bis dieselben vollstänkig zerstört sind, wobei die ätzende aber vollkommen unschäkliche Citronensäure, selbst wenn ein Theil davon verschluckt wird, die Neubildung der Blasen verhindert, welche sich sehr schnell bnrch größere, kasLnstholen erschwerende und schließlich, wenn sie nicht von selbst platzen und eiternde Geschwüre erzeugen, den Tod herbOführenre Blasen ersehen. Diese Procebur muß alle zehn Minuten wiererholt und der Pinsel, an welchem sich ganze Fetzen der zerstörten Gewebe absetzrn, nach gemachtem Gebrauch sorgfältig in Spiritus Lui gereinigt und bann mit klarem Wasser abgespült werken. Jucliniren die erkrankten Kinker nicht ganz besonders für diese entsetzliche Krank heit, so dürfte kic wirkliche Gefahr in den meisten Fällen vollständig beseitigt sei» nnd dem herbeigerufenen Arzt nur noch erübrigen, diä tetische Vorschriften zu »rtheilen. Aber Wohl gemerkt, man verabsäume niemals, einen Arzt zu Nathe zu ziehen, weil gerade bei dieser kinder mordenden Krankheit Rückfälle sehr häufig und dann fast sämmtlich tödtlich sind, und man richte sich streng nach den Anordnungen des ArzieS, weil die geringste Abweichung davon das Leben des Kindes wieder in Frage stellt. Renommirle Aerzte haben Eltern, welche die vorstehenden Sicherheit-Maßregeln angewenbet haben, erklärt, daß da durch die Hauplgefahr völlig beseitigt worden sei. Da nun aber die Dyphterstis auch eine der ansteckendsten Krankheiten ist, so haben die Eltern vor Allem danach zu sehen, daß die gesunken Kinder mit den kranken nicht in irgend welche Berührung kommen, sowie, daß von ersteren nicht Tassen, Teller rc. benutzt werken, welche von den kranken gebraucht worden sind. Wir halten es für unsere Pflicht, diese» Mahn ruf an alle Eltern ergehen zu lassen, weil wir e» in einer Straße, welche kaum 30 Häuser enthält, erlebt haben, daß die Dyp-lertti- unter den Kinkeru fast «ine ebenso große, schreckliche Ernte gehalten hat, wie di« Cholera, die Pocken und sonstigen Epidemien unter Er wachsenen. Ein Ehepaar verlor drei in wenigen Tagen und stand, vom Schmerz tiefgebeugt, a» der Gruft, tu welche «in Kind auf da» ankere für immer gebettet wurde.