Volltext Seite (XML)
R'ockc»l>I<M für Pulsnitz, Königsbrück, Radrbcrg, Radrburg, Moritzburg und Umgegend. Erscheint: Mittwochs und Sonnabends. Abonnementspreis: Einschließlich deö jeder Sonnabend-Nummer beiliegenden Sonntagsblattes) Vierteljährlich I Mk. 25 Pfg- Insercrte werden >nit lO Pfennigen siir den Panin einer gespaltenen Corpus- zeile berechnet n. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags » Uhr hier aufzugeben. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Aehörden zu Autsnih und Königsbrück. Mernnddreiszigster Jahrgang. Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Paul Weber in Pulsnitz. Geschäftsstellen M Königsbrück: bei Herrn Kaufm. M. Tschersich. Dresden: Annoncen-Bureaus Haasen st ein L Vogler u. Jnvalidendank. Leipzig: Rudolph Mosse. von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. LxpKlkillON ÜK8 ^Mi8dlLlik8. 17. 1. März 1882. Mittwoch. »ul s h a ltch t m a n n s ch a f t. ^Rath Bachman^Äez.-Ass. Bekanntmachllng. In Gemäßheit von Z 128 der Sächsischen Ausführungsverordnung vmn 9. Mai I8KI zum Reichsgesetz vom 23. Juni 1880, betreffend die Abwehr und Unter drückung von Viehseuchen, wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß das PM> des Schwarzviehhändlers Floria« Schöne in MukSnitz M. S. an Räude erkrankt ist. Kamenz, am 25. Februar 1882. Königliche A i. v.: ComM General Skobeleff. Die eigenthümliche Berühmtheit, welche sich der russische General Skobeleff durch feine panslavistischen Tendenzrsden in den letzten Wochen erworben hat, haben gewiß überall eine Art Wißbegier nach der Vergangen heit, den Talenten und Charactereigenschaften dieses russischen Feldherrn wachgerufcn und wir wollen deshalb von diesem interessanten Manne eine kleine Biographie unseren Lesern geben. Der General Michael Dmitrijewitsch Skobeleff ent stammt einer altadeligen russischen Familie, deren männ liche Angehörige meistentheils dem höheren Militärstande angehörten, auch der Vater Michaels Skobeleff war russischer General. Michael Skobeleff ist der jüngste General der russischen Armee, er zählt kaum 39 Jahre und hat eine glänzende militärische Laufbahn hinter sich. Schon als Cavallerielieutenant zeichnete sich Skobeleff durch große Kühnheit und Ausdauer aus, wurde als Rittmeister zum Stabe der in Centralasien operirenden russischen Truvpeu versetzt, und unternahm dort in den weiten Steppenländern bewunderungswürdige Recognos- cirungen gegen die Nomadenvölker. In dem Kriege gegen Chiwa zeichnete sich dann Skobeleff noch besonders dadurch aus, daß er nicht nur vorzüglich die Stellungen der Chiwaner auskundschaftete, sondern auch mit große Tapferkeit in den ersten Reihen focht und bei dem Sturme aus Chiwa der erste Russe war, der durch die Straßen der eroberten Stadt sprengte. Diese außerordentliche Tapferkeit Skobeleffs, die vor keinem Hindernisse zurück- schreckte, mußte ihn natürlich in den höchsten militär ischen Kreisen Rußlands sehr empfehlen und er avancirte 1873 zum Major, 1874 zum Oberst und Militärgouver neur in Ferghana. In dem Kriege Rußlands gegen die Türkei war Skobeleff ursprünglich gar nicht in Thätigkeit, denn da gab es ältere russische Generäle genug, welche Comman- dos erhalten mußten. Als aber ein Theil der russischen Armee 1877 vor Plewna Niederlagen erlitten hatte und die Russen außerdem bei Raspard und im Schipkapasse festgekeilt waren, so daß, wenn die Türken sich zu einem gemeinsamen Offensivstoß hätten aufraffen können, der Feldzug für Rußland verloren gehen konnte, verlor der Kaiser Alexander zu verschiedenen seiner Generäle das Vertrauen und berief einige neue Kommandeure, darunter auch den zum Generallieutenant ernannten Skobeleff als Divisionskommandeur, auf den europäischen Kriegsschau platz. Dort zeichnete sich Skobeleff auch aus, aber er spielte nicht im Entferntesten die Nolle eines Obergene rals, sondern nur diejenige eines kühnen Haudegens. Am 11. September bei dem zweiten großen Angriff auf Plewna eroberte Skobeleff wohl zwei Schanzen, Osman Pascha nahm sie ihm aber am 12. September wieder ab und erst am 12. December, also zwei Monate später gelang es Skobeleff, Plewna zu stürmen, nachdem Ge neral Gurko vorher die Hauptschanze genommen und die rumänischen Divisionen den Türken die Flankenstellung entrissen hatten. Als einen Weltbezwinger oder ein KriegSgenie ersten Ranges kann man den General Sko beleff also unmöglich betrachten, auch nicht nach der von ihm vollzogenen Eroberung der aus Lehm gebauten und mit uralten Kanonen armirten Turkmenenfestung Geok-Tepe. General Skobeleff ist in gewaltiger Hau degen und besitzt «inen durch seine Erfolge und sein rasches Avancement sehr hoch gespannten Ehrgeiz, für welchen der thatendurstige junge General sobald als möglich ein neues Schlachtfeld zu haben wünscht. Dazu ist nun nach der allgemeinen politischen Lage nicht viel Aussicht vorhanden, deshalb ging Skobeleff in das Lager der Panslavisten, welche von der Errichtung eines slav- ischen Weltreichs träumen, was natürlich nicht eher er richtet werden kann, als bis Deutschland und Oesterreich- Ungarn ähnlich wie die Türkei abgeschlachtet worden sind. Dies hält Skobeleff für nothwendig und erreich bar und man kann danach wühl den Grad seiner Eitel keit uns seines Größenwahnsinnes einigermaßen ermessen. Seine Erfolge »nit dem Säbel in der Faust haben ihn auch bereits so aufgeblasen, daß er von den meisten an deren Generälen geringschätzig und von den Diplomaten sogar verächtlich spricht. Nur vor zwei Männern soll Skobeleff noch einen gewissen Respect haben: Vor dem Fürsten Bismarck, der alle Diplomaten matt setzte, und vor dem Generalfeldmarschall Moltke, nach dessen Plänen noch keine Schlacht verloren ging. Zeitereignisse. Pulsnitz. In der Nacht zum 22. Februar hat sich in Obersteina der 73 Jahre alte Auszügler Johann Gottfried Philipp, vcrmuthlich wegen anhaltender kör perlicher Leiden durch Erhängen selbst entleibt. Kamenz. Ueber die Bezirksarbeits-Anstalt Jesau und ihre Verhältnisse im Jahre 1881 erhält die „K. W." folgende gefäll. Mittheilungen: Bestand am I. Januar 1881: 28 Männer, 16 Frauen, 11 Kinder, Sa. 55. Zugang im Jahre 1881: 16 Männer, 6 Frauen, 5 Kinder, Sa. 27, Abgang im Jahre 1881: 16 Männer, 3 Frauen, 1 Kind, Sa. 20, demnach Bestand am 31. December 1881: 28 Männer, 19 Frauen, 15 Kinder, Sa. 62. Von den in diesem Jahre in der Anstalt be findlich gewesenen 1) 44 Männern waren 21 arbeitsfähig ----- 47,7z°/y 16 beschränkt arbeitsfähig ----- 36^°/, 7 arbeitsunfähig ----- 15^«/« 2) 22 Fraucn waren 12 arbeitsfähig 54,54°/, 7 beschränkt arbeitsfähig ----- 31,520/» 3 arbeitsunfähig -- 13,,4"/, In Summa waren 33 arbeitsfähig 50,„°/, 23 beschränkt arbeitsfähig ----- 34,85°/» 10 arbeitsunfähig ----- 15,45°/, Hiervon befanden sich 16 im Alter unter 14 Jahren, 1 zwischen 14 und 20 Jahren, 7 zwischen 20 und 30 Jahren, 11 zwischen 30 und 40 Jahren, 24 zwischen 40 und 50 Jahren, 9 zwischen 50 und 60 Jahren, II zwischen 60 und 70 Jahren, 2 zwischen 70 und 80 Jahren und I zwischen 80 und 90 Jahren. Von den 5 Gestorbenen befanden sich 2 im Alter zwischen 50 und 60 Jahren, 2 zwischen 60 und 70 Jahren und 1 zwischen 80 und 90 Jahren. Dem ursprünglichen Lebensberufe nach vertheilten sich die 44 Männer im Bestände wie folgt: 19 Hand arbeiter, 6 Leinweber, 3 Schuhmacher, 2 Schneider, 2 Kaufleute, 2 Zimmerleute, 2 Töpfer und im Uebrigen je I Steinbrecher, Schmied, Drechsler, Förster, Maurer, Barbier, Schlosser und Kellner. Die Zahl der Ver pflegetage überhaupt betrug 21,205 (gegen 18,887 im Vorjahre). Hiervon kommen auf die Männer 3922, auf die Frauen 6660 und auf die Kinder 4623; in Summa 21,205 Verpflegstage. Der höchste Bestand war 63 Personen (am 8. December), der niedrigste 54 Per sonen (am 27. April). Durchschnittsbestand pro Tag 58,4 Personen (gegen 5I,x Personen im Vorjahre). Die Gesammtunterhaltnnq veranlaßte einen Kostenaufwand von 10,311 Mk. 56 Pf. und zwar: 1) für Beköstigung 8054 Mk. 21 Pf., 2) für Bekleidung 1361 Mk. 98 Pf. und 3) für sonstige Bedürfnisse 895 Mk. 37 Pf. Der Arbeitsverdienst betrug 4786 Mk. 69 Ps. (gegen 4478 Mk. 62 Pf. im Vorjahre). Ursache zur Einlieferung war bei 25 männlichen und 10 weiblichen Personen Trunkenheit resp. Arbeitsscheu, bei 3 weiblichen Personen im Alter von 20 bis 25 Jahren leichtsinniger Lebens wandel (der Prostitution ergeben) und bei den übrigen 19 männlichen und 9 weiblichen Personen theilweise resp. gänzliche Arbeitsunfähigkeit und in Folge dessen einge tretene Unterstützungsbedürftigkeit. Bestrafungen haben in 20 Fällen erfolgen müssen, davon 3 durch die Königl. Amtshauptmannschast und die übrigen durch die An- staltsdirection dekretirt. Entwichen sind im Lause des Jahres 2 Personen, welche aber in kurzer Zeit wieder eilangt wurden. Landarm waren II Personen (6 Männer, 2 Frauen, 3 Kinder). Der Gesundheitszustand der In sassen war (abgesehen davon, daß der größte Theil der Kinder am Scharlach erkrankte) ein sehr guter. Seit Eröffnung der Anstalt (1. Novbr. 1877) wurden 132 Personen eingeliefert (69 Männer, 35 Frauen, 28 Kinder.) Davon sind gestorben 22 Personen (17 Männer, 4 Frauen, I Kind.) Entlassen resp. beurlaubt 48 Per sonen (24 Männer, 12 Frauen, 12 Kinder.) Es befinden sich überhaupt noch in der Anstalt: Aus dem Jahre 1877: II Personen (10 Erwachsene, 1 Kind). 1878: 14 - (11 - 3 Kinder). 1879: 6 - ( 6 - - - ). 1880: 14 - ( 8 - 6 - ). 1881: 17 - (12 - 5 - ). Bautzen, 27. Februar. Gestern fand hier der 5. Gauturntag des Turngaues der nördlichen Oberlausitz statt, mit welchem zugleich die 1. diesjährige Gauvor turnerstunde abgehalten wurde. Nachdem Vormittag zwischen 10 und II Uhr die Vertreter und Vorturner der Vereine Königsbrück, Schwepnitz, Kamenz, Bischheim, Pulsnitz, Ohorn, Großröhrsdorf, Elstra und Burkau durch Vorstandsmitglieder des Bautzner Brudervereins empfan gen und begrüßt worden waren, geleitete man dieselben in die städtische Turnhalle, wo unter der Leitung des Gauturnwarts^A. Senf-Großröhrsdorf von Vorturnern verschiedene Gruppen Freiübungen ausgeführt wurden, woran sich ein Turnen der Vereine Pulsnitz mit Ohorn am Barren, Bautzen ain Pferde, Großröhrsdorf am Reck und Kürturnen schloß. In der hierauf vorgenommenen Gauturnwarts-Wahl wurde A. Senf-Großröhrsdorf fast einstimmig wiedergewählt. Beim Anblick der schön-n ge räumigen Turnhalle mochte wohl mancher bei sich ge dacht haben: „Wie glücklich sind doch die Bautzner Turner!" Nach gemeinsamem Mittagsmahl im Gasthof zur Sonne begannen um 2 Uhr in demselben Lokale die Verhand lungen des Gauturntages. Der Vorsitzende, Gauvertreter Bürgerschallehrer Germann-Kamenz ertheilt Herrn Vor steher Fabian-Bautzen das Wort zu einer herzlichen Be grüßung und erstattete dann Znen eingehenden Jahres-