Volltext Seite (XML)
Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißeritz-Ieiümg Preis l>ro Quartal 10 Ngr. Inserate di« Spalten-Zeil« 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Iemlcr und Stadträthc zu Dippoldiswalde, /rauensteiu und Ilteaberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Vom Gebirge. Ist auch auf dem Gebirge in neuerer Zeit für Herstellung besserer Wege mehr geschehen, so steht doch dasselbe im Vergleich zum Nie derlande gar sehr im Hintergründe, was um so be dauerlicher ist, als unsere rauhe Alp von jeglichem Eisenbahnverkehr abgeschnitten ist. Noch giebt es Wegetracte, wo kaum zum Fortkommen ist. Solche enthält die Straße von Altenberg nach Frauenstein. Vom ersten Orte aus bis Endigung der sog. langen Strecke, von wo aus leidliche Wege nach Georgenfeld und Schellerhau abführen, ist die Straße in gutem Zustande, und werden ja bin und wieder Stellen defect, so ist man hinterher und sucht sie auszubessern, wie es auch jetzt wieder der Fall ist. Daß man bei dieser Gelegenheit steinerne Wegweiser setzt, ist ganz in der Ordnung. Von hier ans kommen aber lateinische Zeilen. Drei verschiedene Wege bezeichnen die Richtung nach Frauenstein. Der Weg über den Bockraum ist der nächste und wahrscheinlich auch der älteste; allein er ist seit dem 1. August 1857 in eine Rachel umge schaffen, und, weil nichts daran geschehen, für alle Zufuhr gänzlich abgesperrt, was freilich der fremde, von oben hereinfahrende Fuhrmann erst bann gewahrt, wenn er schon an die Rachel gekommen ist. Der 2. Weg ist die, eine halbe Stunde umsührende, sogenannte Zinnstraße. Diese ist jedoch, namentlich bei Nässe, an manchen Stellen, die nicht von der Sonne beschienen werden, so morastig, daß die Räder Nvth haben, sich durchznarbeiten. Der 3., welcher über ZaunhauS nach dem Hermsdorfer Zollhaus führt, ist mit Noch noch zu befahren. Erwägt man nun, daß Freiberg, wie auch Frauenstein, immer mit Altenberg in Verbindung steht, und daß die Lohnkutscher, wenn sie von dieser Tour hören, entweder schwer an die Fuhre gehen, oder ein hohes Fuhrlobn verlangen; zieht man ferner in Erwägung, daß Beamte re., welche von dem oberen Gebirge hierher versetzt, oder von hier nach dorthin berufen werden, und den weiten Umgang über Frauen stein u. Dippoldiswalde machen müssen, so muß man sich in der That wundern, wie zur Herstellung eines bessern Weges noch nicht Hand ans Werk gelegt worden ist, und das um so mehr, da mitunter hohe Herrschaften diese Gegend zu besuchen genöthigt sind. Ein hinter dem Hermsdorfer Zollhaus nach Zaunhaus abführender und nun um die lange Strecke herum in die jetzige Altenberger Straße einmündender chausseeartiger Weg kam doch auch, den Kostenpassus anlangend, nicht zu schwer zu bauen, da einmal die Distance nicht zu groß ist, und Material überall in der Nähe aufzufinden ist. Geising, den 10. Octbr. Gestern wurde der hiesige Bergmann und Einwohner Friedrich Wilhelm Fischer in dem bei Geising gelegenen Hüttenteiche ertränkt aufgefunden. Derselbe war am 8. Octbr. im Mühlberg bei Altenberg auf seiner Rückkehr vom dor tigen Jahrmärkte in trunkenen und höchst beklagens- werthen Zustande anfgefunden und nach Hause geschafft worden. Am 9. Octbr. hatte er sich jedoch früh 7 Uhr aus seiner Wohnung entfernt und in dem be wußten Teiche seinem Leben ein Ende gemacht. Außer dem Hange zum Trünke ist weiter keine Veranlassung zu diesen Schritte bekannt. Leider ist dieser Fall in Kurzem der zweite, da sich am 8. Septbr., also kurz vorher, der Schuhmachermeister Seifert von hier ebenfalls in demselben Hüttenteiche aus Lebensüberdruß und in Folge völliger Trunksucht und dadurch erfolgter Zerrüttung häuslicher Verhältnisse, selbst den Tod ge« gegeben, jedoch erst den 16. Septbr. aukgcfunden worden ist. Da bei beiden Selbstmördern der Genuß des Branntweins Ursache ihres Unterganges gewesen ist, so dürfte dies vielleicht für so Manchen, der sich im Genuß dieser Getränke nicht zu mäßigen weiß, eine ernste Warnung sein. — Der heutige Tag segnet uns reichlich mit Schnee; schon ehe er begonnen, waren die Fluren beschneit, und währet dies Wetter, vermischt mit Sturm und Regen, fort. Noch immer ist nicht Alles von den Feldern herein und es bilden allerdings einige mit Getreide und Schnee bedeckte Erntewagen einen Kontrast. Am übelsten ist man in Zinnwald daran, wo so manches noch im Freien liegt oder noch steht. Die Kartoffelernte ist kaum mittelmäßig, da sie vermischt ist mit vielen kranken. Auch sticht hinsichtlich der Menge dieselbe von der vorjährigen Ernte bedeu tend ab. Das Getreide jedoch ist keineswegs leicht und gering, und verspricht gutes Brod zu geben. Nach den Aussichten eines üblen Sommers und frühen Winters hat der Gebirgsbewohner alle Ursache, im Allgemeinen mit der Ernte zufrieden zu sein, und sein Dankfest, obwohl etwas spät und vielleicht gar im Schnee, doch erfreut feiern zu können. Dresden. Dem Kapellmeister Carl Maria von Weber, dem berühmten Komponisten des Freischütz, der Preciosa, der Euryanthe, des Oberon, der Jubel- ouverture und vieler anderer Musikstücke, unter denen namentlich seine Lieder zu wahren Volksliedern geworben sind, ist in Dresden mitten in den anmutbigen Pro menaden beim Zwingerteich, hinter dem Theatergebäude ein schönes ehernes Denkmal gesetzt worden. Dasselbe, vom Professor Nietzsche! modellirt, in dem Einstedel'schen Hüttenwerk zu Lauchhammer gegossen, und auf einem 4 Ellen hohen Postament von Meißner Granit ruhend.