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Tageblatt für Schneeberg und Umgegend. ^Mt§blatt für die königliche« und städtische« Behörde« st, A«e, Grünhat«, Harte» -tei«, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Nenstädtel.Schneeberg, Schwarzenberg «nd Wildenfels Expedition, v«cka- und Druck von L M. Gärtner st» Schneeberg. 149.1 «chheüit täglich »st Ln«>Uth»« d« Sonn- m»d Festtage. «rei, »««tellährlich 1 «aristo Pfennige Mittwoch, 1. Juli 1891. Die Friedeusalliavz. Durch die Erklärung, welche der italienische Minister« Präsident Marquis de Rudini in der Deputirtenkammer zu Rom abgab, ist kurz und schlicht allen jenen Agitationen, allen jenen parlamentarischen und außerparlamentarischen Machenschaften ein Ziel gesetzt, welche gegen die Verlänge rung des Bündnisses des italienischen Königreichs mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn ihre Spitze kehrten. Die Fruchtlosigkeit aller derartigen Umtriebe war zwar so wenig zu bezweifeln, daß man jederzeit unbedenk lich di« segensvolle Fortdauer der FriedenSallianz der drei Reich« zur BorauSsttzung nthwen könnt«. NichtSdesto- weniger ist es als ein hochbedeutsameS und der allgemeinen Beruhigung in hohem Grade förderliches Lreigniß hervor- zuhtben, daß durch die nun abgegebene Erklärung des Marquis de Rudini die Thatsache, daß der Dreibund ver längert ist, öffentlich gemacht wird. Mit welchem Gefühl patriotischer Befriedigung der ita üenische Ministerpräsident von dem wichtigen politischen Er- eigniß Kunde gab, geht deutlich aus den in gehobener. Stimmung gesprochenen Worten hervor, er könne dem De- putirten, welcher über die auswärtige Politik tnterpellirt chatte, er könne der Kammer sowie dem Lande versichern, daß die Regierung bei ihrer Friedenspolitik beharren werde. „Zur Erreichung dies«« Zitles werde Italien das Bündniß mit den Zentralmächten treu und fest bewahren. Er wieder hole nochmal«, Italien und Europa könnten gewiß und ver- sichert fein, daß Italien an seinen Bündnissen festhalten und daß di« Aufrechterhaltung d«S Fried«n« für lang« Z«it ge- sichert s«tn werd«." In fr«udig«r Bewegung und ergriffen von der Bedeut samkeit d«S Moments erhoben sich, mit einziger Ausnahme der Mitglieder der äußersten Linken, fämmtliche Deputirte von ihren Sitzen. Lang anhaltender, stürmischer Beifall be grüßt« di« Erklärung des leitenden Staatsmannes. Ange sicht« dieser überwältig«nden Kundgebung dachte Niemand da ran, daß noch ein« Abstimmung üb«r di« Politik drr Regie- rung vorzunehm« s«in könnt«. So gut wt« etnmiUhig hat di« B«rtr«tung d«S itali«nischen Volkes der Politik, welch« Durch B«rläng«rung de« Dreibund«« die Frt«den«bürgschaft«n dauernd befestigte, mittelst Akklamation ihre Zustimmung ertheilt. ß Und dieser laute, freudig« Zuruf wird s«in«n Wider hall staden all«nthalb«n in Europa; die Zuverficht Derer kräftigend, welch« dem Weltth«il da« kostbar« Gut der Ord nung und de« Frieden« erhallen sehe» wollen, und anderer- seit« «ine nicht zu überhörend« Warmmg«sttmm« für Di«- Mgev, welch« Anschläge im Schilde führen sollten, durch welche diese Ordnung, dieser segensreiche Zustand des allg e- meinen Friedens gefährdet oder gestört werden könnte. Tagesgeschichte. Deutschland. — Die durch die Neubewaffnung der deutschen Fuß- truppen mit dem Gewehr Modell 88 nothwendig gewordenen Einziehungen der Mannschaften des Beurlaubtenstandes zwecks Ausbildung mit demselben find dergestalt beschleunigt worden, daß im Laufe des Sommers und Herbstes v. I., sowie im letzten Winter (die Schifffahrttreibenden Wehrpflichtigen) und im Frühjahr d. I. fämmtliche Jahrgänge der Reserve und der Landwehr I. Aufgebots zu UebungSbataillonen zusammev- gezogen waren. Es ist somit z Z. die gesammte deutsche Feldarme« mit d«r neuen Schußwaffe und ihrer Munition bewaffnet und ausgebildet. Als besonders bemerke««werth bei den im Mat und Juni d. I. stattgehabten beiden 10tä- gigen Uebungen ist hervorzuheben, daß die Wehrleute zum ersten Male mit den neuen für die mobile Landwehr einge führten Litevken, bekleidet waren. Die Litevka, welche den Waffenrock ersetzt, ist ein wenn auch nicht sonderlich kleid sames, so doch äußerst praktische« Kleidungsstück aus dunkel blauem Wollstoff; ähnlich der Blouse, welche die Truppen des Mecklenburgischen Conttngent» schon seit Jahren zum kleinen Dienst und an Stelle der Drillichjacke tragen, ist die Litevka länger al» jene, auf dem niedrigen weichen Kragen mit rothem Tuch besetzt und mit schmalen rotheu brzw. blauen Achselklappen versehen. An Stelle der Metallknöpfe hat sie acht schwarze Hornknöpf« und ist di« Taill« zum Schnürrn eingerichtet. In Folg« di«s«r ihrrr Facou geht die Einklei- dung d«r Mannschaft«« schn«ll von statten, die Instandhal tung dt« Anzugrs ist vereinfacht, da« Putzen der Knöpfe in Fortfall gekommen, während der Wollstoff der Litevka den Mann vor den Unbilden der Witterung besten« schützt. Et« weiterer Vorzug diese« Bekleidungsstücke« ist, daß e« durch seinen bequemen Sitz den Oberkörper de« Manne« weniger einengt, wt« der knapp anliegend« Waff«nrock und auf dirf« W«tf« d«n freieren Gebrauch drr Schußwaffe wesentlich för dert, wa« sowohl auf dem Schetbenstand«, al« besonder« bei den Uebungen im Gelände zur Geltung kam. — Wa« die Au«btldung der Landwehr mit dem neuen Gewehr 88 anbe trifft, so ist sie innerhalb der verhällnißmäßtg kurzen Zett von zehn Tagen in ausreichender Weis« vor sich gegangen. Dt« Leut« hab«n schnell die Handhabung de« Lademechaai«- mu« und d«n Gebrauch der Bifireiurichtung gelernt «ad große« vertrau«« z« der neue« vorzügliche« Waffe mit ihrer Mnnittoa gewönne«. Besonder« kamen der diesmalig« »««btldung äuch die vereinfacht« reglementarifchm Form« Zwangsversteigerung. Da« im Grundbuche auf den Namen de« Korbmacher- Earl Traugott Brehm in Lauter eingetragene Grundstück, Foltum 639 des Grundbuchs für Lauter, Nr. 468 8 de« Flurbuch«, Nr. 100 L des Brandkatasters, mit 32,,, Steuereinheiten belegt und auf 2740 geschätzt, soll im htrfig« Amtsgericht zwangsweise versteigert werden und ist der 18. Juli 1891, Vormittag« 9 Uhr, als Bersteigerungstermin, sowie der 25. Juli 1891, Vormittage 9 Uhr, als Termin zu Verkündung des BertheilungSplanS anberaumt worden. Eine Ueberficht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihre» Rang- Verhältnisses kann in der Gerichtsschreiberei de» unterzeichneten Amtsgericht» eingesehen werden. Schwarzenberg, am 14. Mai 1891. Königliches Amtsgericht. Kunz, Ass. — Oeser. Bekanntmachung. Die Wasierzivs« pr. 3. Termin 1891 find vom 1.-15. Juli 1891 an unsere Stadtcosse zu bezahlen. Schneeberg, am 30. Juni 1891. Der Stadtrat h. vr. von Wohdt. Rosenfeld. Gräserei Verpachtung. Donnerstag, den 2. Juli 18S1, Nachmittag 4 Uhr, soll die diesjährige GraSnutzung der Hoyerwiese und hierauf die der Rothe Gut-, Eich-' Hörnchen- und Teichwiesen unter den vorher bekannt zu machend« Bedingung« an Ort und Stelle verpachtet werden. Schneeberg, am 29. Juni 1891. Der Stadtrath. vr. von Wohdt. Arnold. Gras-Auktion. Sonntag, den 12. Juli 1891 Nachmittags halb 3 Uhr, soll die diesjährige GraSnutzung auf unserem vormals Ebert'schen Gut« in Griesbach parzellenwets« an den Meistbietenden unter den vorher bekannt zu machend« Bedingung« gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Schneeberg, am 5. Juli 1891. Der Stadtrath. 3 vr. von Wohdt. Kirschnutzungsverpachtung der Stadt Donnerstag, den 2. Juli d. I., Nachmittags 2 Uhr vom Schießhaust ab. Lößnitz, am 26. Juni 1891. Der Stadtrath. 2 Zieger, «. Die diesjährige Grasnutzung, der der Gemeinde Zell« gehörigen früher Süntherschen sog. Hohlbruunwiese soll Sonntag, den 5. JuV a. c. Nachmittag» 4 Uhr im Hotel zur Eiche hier an den Meistbietend«« ver» st«ig«rt w«rden und find Reflectante« hierdurch freundlichst geladen. Event, kann auch da» Grundstück auf 6 Jahre verpachtet werden. Zelle, den 26. Juni 1891. 2 Heinrich Bretschneider, Äemeindevor stand. im Excercirm und Felddienst besten« zu statt«. — Als Kopfbedeckung für die Mannschaften warm auch bei den diesjährigen UebungS-Bataillonen wieder dieLzako« auSgege» ben, und hat man überall die Erfahrung gemacht, daß die selben für den Feldgebrauch besonders geeignet find. Im Gegensatz zu den Helmen unserer Fußtruppen haben diese LzakoS keinerlei blinkenden Beschlag, welcher im Gelände und besonders bei Sonnenschein weithin blitzt und dem Feind« einen willkommen« Zielpunkt gewährt. Bei dm Gefecht«» Übungen der Landwehr gegen Ltnientruppen trat dieser Unter» schied-wiederum merklich zu Tage und bewies, daß die Frage der Kopfbedeckung unserer Infanterie eine brennend« geword««. Nürnberg, 29. Juni. General Versammlung der deutschen Eolonialgesellschaft. Bei dem gestrigen Empfang«» abend begrüßte der Borfitzende der Abtheilung Nürnberg RrgiernngSrath a. D. Baron Tuch« die Gäste. Der Bor» fitzend« der deutschen Lolonial-Gesellschaft Fürst Hohmlohe- Langenburg dankte mit herzlichen Worten. Heute Bormittag 8 Uhr traf der Reichs-Lommiffar v. Wißmann hier ein uud wurde von einem zahlreichen Publikum mit Hochrufen em pfangen. Im Königssalon de« Bahnhofs hatte sich die hie sige Abtheilung d-r Eolonialgesellschaft versammelt. Der Borfitzende Baron Tücher brachte ein Hoch auf Wißmann aus, welches dieser mit einem Hoch auf Nürnberg erwiderte. Major von Wißmann nimmt bet Baron Tücher Wohnung. Von bekannteren Persönlichkeiten find Hammacher, Staat«» Minister v. Hofmann, Lieutenant Morgen u. a. etngelroff«. Metz, 29. Juni. Bet der Wahl zum Bezirkstag in Dieuz« wurde der der gemäßigten Richtung an gehörend« Kan» didat Eig«nthümrr Müller -«wählt; «in G«z«nkandidat war nicht aufgestellt. Oesterreich. Wien, 28. Juni. Der österreichische Sozialistentag wurde heute in Anwesenheit von 240 Theilnehmern eröffnet; der Drlegirte Popp sprach sein« Freud« über di« Anshrbuug der AuSnahmrv«rordnu«g au». Für die B«rhauvl«ugm, welch« in deutscher und tschechischer Sprach« geführt werd«, wurden j« zwei Vorsitzende gewählt. Begrüßung-schmib« langten ein au» England, Irland, Frankreich, Dentschlaad, der Schweiz und mehrer« Städten de» Inland». Dr. Ad ler refertrie über die Thättglett der Partei, betonte, däß die Regierung vor der Wahl zwisch« einer öffentlich geführt« Agitation und Organisation oder einer gehet«« strenWegüe» derten Organisation steh«, und koustatirt« ein stet«« Wachs« d«r Partei. Di« steigend«» B«tträge für d« Streikfonds, sowi« für d«n Fond« zu Gunst« von V«rhaft«1m bewtis« di« Solidarität d«r vsterretchtsch« und d«r international« Sozialdemokratie. Wir», SS. Juni. Sats«r Franz Josef ist h«ut« früh