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Weitzeritz-Zeitung Tageszeitung m- Anzeiger siir DippoMswal-e, SchMe-eberg «.A. 8 Bezugspreis: Für «inen Monat 2.20 RM. 8 mit Zutragen, einzeln« Nummern 15 Reichs- W Pfennige :: Gemeinde - Verbände - Girokonto k Nr. 3. :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 :: Postscheckkonto Dresden 12 548 Aettefte Zett«»« »er «<-»»»« Drese« Lia« errlhillt Die amtlich«« Bekaunlmachunge« tze, Amishaüvimannfchafl, »er Amisgerichi, «Atz AerSladirai» -u Dippoi-lswal-« «,«„»,,„„,„ea«eOOaa«ea„aa««„iii^OOO«»O«aOa««O Anzeigenpreis: Die 42 Millimeter breite Petitzelle 20 Reichspfennige. Eingesandt und Reklamen 60 Reichspfennige BeraniworAiÄ« Nedakieur Sekr Sei««» — Druck und Verlas: Sari 8«»«« t« Ols»»Ul«»alS«. 95. Jahrgang Montag, am 6. Mai 1929 Nr. 104. Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde, 5. Alai. Gestern abend fand die zweite Wahlversammlung statt. Die Deutschnattonaie Volks- Partei hatte sie nach „Stadt Dresden^ einberufen. Vorwerks- vesitzer Jäckel eröffnete die Versammlung mit Bedauern über den schwachen Besuch, «ine nicht nur hier zu beobachtende Erscheinung. Man habe deshalb die Frag« erwogen, von einer Versammlung überhaupt adzufehen, sich aber schließlich doch dazu entschlossen, um nichts zu unterlassen, die Wahlbeteiligung zu heben. Er bat, das Gehörte von Mund zu Mund weiter zu tragen, besonders an die, für die es eigentlich bestimmt fei, die aber eben nicht da feien. (Nun, die Presse hilft ja auch mit. D. Schr.) Nunmehr schielt der bisherige Abgeordnete Fritzsche das Wort: Man könne nicht von Sachfen sprechen, ohne das Reich zu erwähnen, feine finanzielle Lage nach außen und innen. Das Ergebnis der Pa riser Verhandlung lei: Für Deutschland bleibt's, wie eS war. Aber daß man überhaupt, nachdem der Dawes-Plan erst 4 Jahre in Kraft ist, sich mit der Sache wieder beschäftigte, dürfte seinen Grund darin haben, 'daß Gilbert, dessen Berichte auf den Ton ab gestimmt waren, „weil Deutschland gezahlt hat, hat eS bewiesen, daß es zahlen kann", in feinem Innern doch genau weih, daß es eben nicht kann; daß es nur mit geborgtem Gelds zahlte, und dah eS sogar noch weit mehr borgen muhte als Auswir kung des Versailler Vertrags und ouS anderen Gründen. Dawes- last und Verzinsung der (übrigens alljährlich noch wachsenden) Auslandsschuld belasten jetzt das Reich schon mit jährlich rund 4 Milliarden. Das geht über seine Kraft. Die Folge ist der ganz schlechte Stand der Reichsfinanzen. Verzweifelte Anstrengungen mache der Aeichsfinanzminister, um jeweils den Verpflichtungen nachkommen zu können. Seine Denkschrift zum Haushaltplan lasse sogar die Möglichkeit offen, dah das Deutsche Reich einmal zu irgend einem Termin nicht zahlen kann. Darin aber liege eine große Gefahr auch für Sachsen, weil ja Länder und Gemein den auf Steuer - Usberweisungen vom Reich« angewiesen feien. Bereits habe das Reich dies« um 120 Millionen gekürzt. Sach sen verlier« dadurch 4'/-Millionen. Auch in feinem Haushalt- plan fehle vielfach die Deckung, die Ausgaben stiegen ganz ge waltig. Die Wirtschaft halte die Ausgabensteigeruna einfach nicht aus. Das Reich schreibe neue Aufgaben den Ländern und Ge meinden vor, ohne die Mittel zu gewähren. So entstehen große Fehlbeträge. Wir hätten alle Ursache, sparsam zu sein, umso mehr als das StaatSvermögen nicht steigt, wohl aber dis Schul den. Geh« es fo weiter, könnte Sachsen in OV- Jahren fein gan zes Vermögen zufetzsn. An eigenen Steuern hätten Staat und Gemeinden in der Hauptsache nur die Grund- und Gewerbesteuer und die Mietsteusr. Für die ersten beiden fei der Gemeinde zuschlag auf 150 Proz. nach oben begrenzt; daS wolle die SPD. beseitigen, obwohl in Preußen der unbegrenzte Gemeindezuschlag als unhaltbar fich erwies. Die DNVP. trete für Herabsetzung lcherhaupt ein. Ganz unmotiviert sei die neue EinheitSbeweriung, womit wir dem Feinde gegenüber mit gar nicht vorhandenem Vermögen prahlen, di« aber nach Munsch 'der SPD. ganz unbe rechtigt noch mehr Steuern herauspressen solle und— kommt eine Linksregierung — auch herauspressen werde. Gutes bringe auch daS sogenannte Steuervereinheitlichungsgeseh nicht. Ausdrücklich stell« «r fest, dahbei der auch von der DNVP. angestrebten Aen- oerung bei der MietzinSsteuer eine Mieterhöhung nicht in Frage komme. Es handle fich nur um di« notwendig« Erhöhung deS SausbesiheranteilS, 'der in Sachfen am niedrigsten fei. Die letzte Erhöhungvon 3 bis 4*/, Proz. fei bisher noch immer nur ge stundet. Di« SPD. habe wiederholt verlangt, der Hausbesitz solle dies« Beträge (also rückwirkend) noch abführen. Eine Llnks- regierung werde ohne Zweitel dazu zwingen. Die sogenannte Verwaltungsreform betreffend, steh« er auf dem Standpunkt«, daß hi«r nicht der Abgeordnete helfen könne, sondern das müsse auf dem Verwaltungswege geschehen. Der Anfang fei gemacht, indem jetzt von drei freiryerdenden höheren Beamtenstellen immer nur zwei wieder besetzt werden. Die Einziehung von Amts gerichten lehn« seine Partei ab, so lang« die Regierung nicht nach weise, daß die geringe StaatSersparniS die nicht belastet, die dort zu tun haben. Aber die DNVP. sei auch dagegen, weil sie be fürchte, daß größere und Großstädte dadurch den Kleinstädten und dem Mittelstände wieder etwas wegnehmen. Aus diesem Grunde fei sie auch gegen die großen Einverleibungen, für Aufhebung der Regiebetriebs von Staat und Gemeinden und gegen Konsum vereine, di« Hilsstruppen für die SPD. seien, und gegen Waren häuser, in denen das Großkapital eine unheimlich« Tätigkeit ent wickle. Kurz ging Redner «in auf Ralhenaus Buch „Mechani- sierung der Wirtschaft", fetzte mit dem Inhalt fich auseinander, und fuhr fort, das»Ziel unsrer Wirtschaft sei nicht Verbilligung auf jeden Fall, sondern jeder soll fein Auskommen haben. Für di« Kleinrentner habe man gegen die SPD. doch slwoS erreicht. Hinsichtlich der Sozialver sicherung sei zu prüfen, ob die Verwaltung verbilligt werden könne. Die KranKenkass«nbeiträge feien vielfach zu hoch, mit dem Ueber- schuß bau« man Paläste. Falsch fei der Vorwurf von links, der Staat mache der Kirche Geschenk«. Sie erhalte von ihm nur, waS ihr nach Gesetz und Recht zustehe. Es müsse wieder unmöglich ge macht werden, 'daß Vierzehnjährig« von sich aus aus d«r Kirche auStreten können. Di« Volksschule müsse Religionsunterricht wie der allgemein erteilen. Wollte man allen Lehrern 28 Pflichk- stunden zubilligen <jeht bis zum 45. Lebensjahre 30), so würde das «V, bis 7 Millionen jährlich mehr kosten usw. Daß die KPD. «in« politische Partei nicht ist, habe auch dem, der «s noch nicht wußte, der I. Mai gezeigt. Darüber fei kein Wort zu verlieren; wohl aber 'darüber, daß di« SPD. und auS Ihr hervorgegangene Beamt« und von ihr beeinflußt« Behörden und Regierungen'sich den Kommunisten gegenüber nicht anders «inftellen. Die SPD. zeige große Schwäche. Si« wisse, di« rote Ernte, dl« hier ausgeht, ist ihre Saat. Vielleicht sage sich auch mancher: Man weiß nicht, was noch kommt.... Mes« und ähnlich« Ding« wolle die DNVP. in Deutschland nicht haben und lehne fie ab, wie auch den Einheitsstaat und dergleichen. Letzteres aus dem Grunde, weil'sich fetzt schon zeige, -daß man im Zentrum eines Großstaates di« Füh- lung mit. d«r Peripherie verlier« zum Schaden der letzteren. So würden z.B. die vonSachsen nach Berlin gefchickten Steuergelder in der Zwischenzeit biS zur Rücküberweisung an die Großindustrie ausgeliehen, aber nicht an die sächsische, sondernz. B. an die west deutsche, 'die 'dann bet Lieferungen z.B. an die Reichsbahn längere Kredite einräumen könne als die sächsische, und' jetzt den Auftrag erhalten habe, 21'Gisenbrück«n in Sachsen zn bauen. Unsre Industrie liefere 'dazu nicht «ine Niete. Aehnlich 'ist's mit Lokomotiven und Wagen. Die sächsischen Fabriken stehen still. Sachsen habe noch di« Arbeitslosen dazu. Dabei erkenne 'das Reich nicht einmal di« aufgewerteten Beträge für di« übernommenen Staatsbahnen an und werde deshalb gegenwärtig verklagt. Aenderung müsse hier gründlich geschaffen werden. Dem Reiche, was ihm gehör«; aber auch dem einzelnen Lande. Redner schloß mit einem warmen Appell an 'das Cachsenherz, das am 12. Mai dem Reiche wie dem sächsischen Volke nicht besser dienen könne, als durch Abgabe der Stimme für Liste 2. Großen Beifall erntet« der geschätzte Red ner. AUssvrache wurde von niemandem gewünscht. Vorwerks- besitzer Jäckel schloß 'deshalb die Versammlung mit der noch maligen Bitte, -das Gesagte zu beherzigen und weiterzutragen und , für die Wahl zu werben. Dippoldiswalde, 6. Mai. Der Verband der Haus besitzervereine der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde hielt seine 2 l. Bezirksversammlung im schönen Geising ab. Bezirksvorsitzender Schneider konnte eine große Anzahl Mit glieder (besonders aus der Ferne) begrüßen. Sein besonderer Gruß galt den miterschienenen Frauen, dem Stadtverordneten Tischlerobermeister Hempel als Vertreter der Stadt und dem Vorsitzenden des Ortsvereins, Fleischermeister Schubert. Nach Verlesung der Niederschrift über die 20. Bezirksversammlung gab Vorsitzender Schneider einen kurzen Ueberblick über die gegenwärtige Lage des Hausbesitzer und konnte dann den inzwischen Erschienenen Redner des Tages, Staatsminister a. D. vr. Wilhelm, willkommen heißen mit der Feststellung, daß Genannter immer für die Wirtschaftspartei und damit für die Interessen der Versammelten eingetreten sei. vr. Wilhelm führte nunmehr in längeren Ausführungen u. a. aus: Die Landtagswahl kam vielen überraschend, aber nicht allein. Der Landtag war in der Tat nicht fehlerfrei gewählt und brüchig. Die politische Situation ist heute so, daß wir vor einer Krisis ohne gleichen stehen. Noch lO Jahre so weiter, und der letzte Rest des Staatsvermögens ist verloren. Notwendig ist deshalb, sich zunächst einmal wieder zu sammeln und dann Widerstand zu leisten. In Frage kommen dafür nur die, die überhaupt noch etwas zu verlieren haben, der Mittelstand und in ihm der Grundbesitz. In letzterem steckt oft der Fleiß von Generationen. Mehr als die Hälfte davon hat der Staat bereits aufgefressen. Sachsen hat die höchste Mietzinssteuer im Reiche (auf diese und ihre Ver wendung geht der Redner näher ein). Dazu kommen die Grund- und die Gewerbesteuer. Die Besitzer der großen städtischen Geschäftshäuser halten's aus, aber der kleine und der mittlere Hausbesitz ist bedroht, ergibt die Wahl eine linke Mehrheit. Das System des Regierens hat die Landwirt schaft heute schon unrentabel gemacht und treibt sie in manchen Gegenden Deutschlands, wo's noch schlimmer als bei uns ist, zur Verzweiflung. Dem sächsischen Hausbesitzer wird's ebenso ergehen, gehen die Dinge so weiter. (Redner behandelt die Einheitswerte, die Mietzinssteuergestundung und die Behebung von Frostschäden an Gebäuden aus Mietzinssteuermittteln.) Die Wirtschaftspartei hat nichts gegen rechts oder links, aber sie ist gegen die Scheidung der Bevölkerung in ein Rechts und ein Links. Die Mitte ist doch auch noch da! Und gerade sie kann und soll die Macht werden, die wieder Rechts verhältnisse schafft. Im Landtage ist die Zahl der Vertreter von Grund- und Hausbesitz und Gewerbe zu klein, well viele nicht wählen. Und dazu sind ihre Vertreter auf viele Par teien verteilt und kommen dadurch noch weniger zur Geltung. Und doch: wäre der Mittelstand nicht gewesen, hätte bereits der verflossene Landtag eine linke Mehrheit gehabt. Die Landwirte schaffen eine neue Partei; schade, wären sie doch zur Wirtschaftspakte! gekommen, es sind doch die gleichen Interessen. (Redner stellt Vergleiche an zwischen dem Arbeits verhältnis von früher und heute.) Die einzige Macht, die uns blieb, ist die Kaufkraft. Die Hausfrauen haben durch rechte Anwendung derselben außerordentlich viel in der Hand (nicht Auslandsware, nicht Kaufhäuser usw.). Gehen Staals- und Volkswirtschaft so weiter, muß der Ruinkommen! Hilfe bringt n ur die Beseitigung der Ursache. Die Regierungsgewalt muß in andere Hände. Der Mittelstand ist, zusammengeschlossen, die einzige Gruppe, die stark genug ist, dem Sozialismus ein Paroli zu bieten. Aber dazu müssen erst Opfer gebracht werden. (In dieser Beziehung geht Redner mit dem Mittelstand etwas scharf ins Gericht und zeigt dann, wie bei genügend starker Vertretung die Verfassung Gelegenheit bietet, die berechtigten Belange desselben zu vertreten.) Deutschland hat — und da» gibt zu denken — heute 100000 Mann Reichswehr, aber 120000 Steuerbeamte. Alles in allem: Der Mittelstand, die Landwirtschaft eingeschlossen, muß al»geschlossene Masse auftreten! Wir sind, wenn's not tut, sogssrfür die allgemeine Dienstpflicht. Keine Steuererhöhung mehr! Schutz dem Eigentum! Schutz dem Grundbesitz! — Langanhaltender Bei fall dankt fürdie von großerSachkenntnis getragen. Ausführungen. Dankesworte des Vorstehers Schneider schließen sich an, der bittet, am 12. Mai die Tat folgen zu lassen, und hin'zufügt, die Vorkommnisse in Berlin und die immer wieder zutage tretende Schwäche der Linksorientkerung zeige jedem die un bedingte Notwendigkeit, nur staatserhaltende Parteien zu wählen. Ein Redner macht längere Ausführungen in der Richtung: politisch fühlen ist falsch, helfen kann nur: deutsch fühlen. Ihm antwortet vr. Wilhelm, wohl könne man auch in der Politik Ideale haben, aber um diese müsse eben gekämpft werden. Den Blick zum Himmel, reines Herz und große Gedanken! Las wollen wir schaffen! Damit endet Redners Schlußwort. Noch mancherlei wird nunmehr be sprochen, Fragen werden beantwortet usw. usw. Interessant ist, was der Vorsitzende des Geisinger Vereins im Anschluß an sein Willkommen erzählt über den direkten Anstoß zur Gründung dieses Vereins. Die Gemeinde baut eine Schleuse; und nach einiger Zeit fällt — wie der Blitz aus heiterem Himmel — eine Rechnung jedem Anlieger ins Haus, nach der er anteilig die Schleuse bezahlen soll. Es kommt vor, daß der Besitzer eines Häuschens mit 4—5000 Einheitswert 4—500 Mark bezahlen soll. Die Sache ist heute Streitobjekt. (Ob solcher Vorgänge soll man dem Hausbesitzer nicht verargen, wenn er alles für möglich hält.) Zum nächsten Tagungsorte wird Schmiedeberg bestimmt. Vorsteher Schneider gibt noch bekannt, daß den Mitgliedern für die Wahl, trotzdem die großen Vorzüge der Wirtschaftspartei volle Anerkennung finden, doch auch die Deutschnationale Vollspartei und die Deutsche Vollspartei empfohlen werden. Er weist nochmals auf die bereits erwähnte Frostschädenverordnung hin und schließt hierauf die Versammlung. Die vorgeschrittene Zeit zwingt auch so manchen Besucher schleunigst auf den Heimweg. — Nächst« Mütte rberatu na Dienstag, 7. Mal, nach mittags von 2—3 Uhr im Diakonat. Nächst« Tuberkulose- berotung Mittwoch, 8. Mai, vormittags von 10—12 Uhr im neuen Bezirkshaus (Gartenstrahe). — Der Allgemein« Turnverein Dippoldiswalds (DT.) wirb kommenden Sonntag 'das Mich« Anturnen abhalten. — Anläßlich seines 40jährigen DienstjubiläumS ist demOber- postschaffner P a u l Hahmann, hier, ein Glückwunschschreiben des Reichspräsidenten von Hindenburg zugegangen. — Bei einer Streiterei zweier Gäste im Gasthof« Rein holdshain schlug ein auf einem dortigen Gut« beschäftigter Knecht dem anderen« Gaste «in Bierseidel auf den Kopf. Sani tätsrat Dr. Voigt mußte zu ärztlicher Hilfe heibeigerufen werden. Ulberndorf. Im EarolahauS zu Dresden starb noch langem, schwerem Leiden am Sonnabend der Stuhlbauer und Hausbesitzer Karl Bernhard Pretzsch. Pretzsch war Mitbegründer der hie sigen Freiwilligen Feuerwehr und in den 37 Jahren ihres Be stehens ihr Führer. Unermüdlich war er im Dienste für „seine" Wehr, ihr galt fein ganzes Wirken und Schaffen, umgekehrt dankten ihm di« Wehrleute mit ihrer Liebe und Zuneigung; Uebcr di« Feuerwehrkreis« hinaus war Pretzsch als Aushilfskellner be kannt und als solcher gern gesehen. Er ruhe in Frieden! Oberhäslich. Sonntag abend gegen V,12 Uhr suhr in 'der Kurv« bei Schlades Bäckerei ein Motorrad mit Beiwagen, «in« schwere Indianmaschin«, an die HauSecke deS BäckereigrundstückeS an. Der Seitenwagen geriet in den Gartenzaun. Das Fahrzeug war mit drei Personen beseht; es wurde schwer beschädtzk Der Fahrer, ein Dresdner Herr, erlitt ein« Gehirnerschütterung, Schnittwunden an der Unterlippe und Hautabschürfungen, 'die mit fahrende Dam« leicht« Haulverlehungen am rechten Bein. Dis dritte Person kam mit dem Schrecken davon. Sanitätsrat Dr. Voigt leistete erste Hilf« und ordnet« dl« Ueberführung deS Schwerverletzten in das Friedrlchstä'dter Krankenhaus an. Reichstädt. Gestern nachmittag hielt Ler Turnverein „Jahn" (DT.) sein diesjähriges Anturnen ob. ES begann 2 Uhr mit Gc- räteturnen. Diesem folgte ein Faustballspiel. Ein« Mädchenriege zeigte ihr Können in volkstümlichen Hebungen. Im großen und ganzen hätte man eine größere Beteiligung erwartet, zumal daS Wetter äußerst günstig war, umsomehr hatten sich Zuschauer ein- gefunden. Am Abend wurde «in Ball im Oberen Gasthof« obge- halten, welcher die Turner mit ihren Gästen recht lange zusammen hielt. Dresden. Am Sonnabend sand im Zirkusgebäude ein« kom munistisch« Versammlung statt. Das Polizeipräsidium halte alle Maßnahmen getroffen, um «twaige Ausschreitung«» schon im Keime «rstick«n und jeden Widerstand mit Gewalt brechen zu kön- ven. Bei den Anmärsch«n ist es, wie daS Presseamt deS Polizei präsidiums mitteilt, zu Zwischenfällen auch nicht gekommen. Je doch sah sich Li« Polizei wiederholt genötigt, gegen Ansammlungen vor dem Zirkksgebäude und auf den umliegenden Straßen und Plätzen, teilweise auch unter Anwendung des Gummiknüppel, und mit berittenen Polizeikräften energisch einzuschreiten, und zwar deshalb, well sich die Demonstranten weigerten, 'den polizeilich«» Weisungen, sich zu entfernen, Folg« zu leisten, weiter sangen und johlten, auch vereinzelt di« Polizei mit Steinen beworfen wurde. Gegen Mitternacht wurde um den N«ustädtermorkt herum, wo sich immer wieder in der Hauptsache jugendliche Radaubrüder zu sammen zu rotten versuchten, nochmals eine ganz energische Säu- verungsaktion vorgenommen. Damit war dann di« Ruhe wieder hergestellt. Ein Polizeibeamter ist bei den Vorkommnissen durch Gteinwurf leicht verletzt worden. Ob auch Demonstranten Ver letzungen davongetrogen haben, hat sich bis jetzt einwandfrei noch nicht seststellen lassen. Sistierungen sind im Laufe des Abends etwa 10 erfolgt.