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Netteste Zeitung -e» Bezirk» BManiwvMchM Redakteur: Daul Sehne. — Druck und Verlag' Lari Sehne in Dippoldiswalde. 88. Jahrgang Sonnabend den 22. Juli 1922 Nr. 169 haupkmaimtch«A im amWche« AM VE Vierteljährlich ^Mk. ohneZw- Br-UgSplrtS. -ragen. — Einzelne Nummer« Vi. — Fernlprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 8. Gemeindeverbands-Giwkonto Nr. 3. — PoKÄrck» Kontor Dresden 12548. Dieses Dia» enlhSN -ie amtlichen Bekanntmachunge» -er Amlshauplmannschafl, -es Amtsgerichts und -es Sta-trats zu Dippol-iswat-e WÄtzeritz-Zeitung Lageszewmg Mö Anzeiger Pir DWol-iswal-e, Schmie-eberg «.U Oertliches rrnd Sächsisches Dippoldiswalde. Donnerstag abend 7 Uhr, der Glocken schlag war das Zeichen des Alarmbeginns, riefen die Feuer wehrhörner beide hiesige Feuerwehren zur Uebung. Als An griffsobjekt war das Rathaus ausersehen. Binnen kurzer Zeit waren die Wehren zur Stelle, schon nach 9 Minuten konnte das erste Wasser gegeben werden. Gegen 8 Uhr rückten die Mehren wieder ein. — Großzügige Stiftung. Die Landwirte des Dippoldiswalder Bezirkes haben in der vor einigen Wochen stattgefundenen Versammlung des Sächsischen Landbundes, Bezlrksverband Dippoldiswalde, auf Anregung des Amts hauptmanns Edler v. d. Planitz einstimmig beschlossen, den größten Teil der durch den Kommunalverband erzielten Ueber- schüsse aus der letztjährigen Getreideumlage, und zwar einen Betrag von 2 Millionen Mark, einer rechtsfähigen Stiftung, die den Namen «Landwirtschaftliche Stiftung des Bezirks- v^rdandes Dippoldiswalde" trägt und unter Aufsicht eines Stiftungsvorstands bei der Bezirkskasse verwaltet wird, zu zuführen und damit ein großzügiges Hilfswerk für künftige schlechte Zeiten, die auch unserer Landwirtschaft nicht erspart bleiben werden, zu schaffen. Wie das Stiftungskapital der Landwirtschaft entstammt, so ist auch andererseits in der Stiflungssahung, die jetzt die Genehmigung des Wirtschafts- Ministeriums gefunden hat, Vorsorge getroffen, daß im Wesentlichen nur Berufslandwirte unseres Bezirks über die Verteilung der Stifkungsertrögnisse zu befinden haben. Kinder und Kindeskinder werden aber einst ihren Vorfahren danken, daß diese weitschauend in dieser umfassenden Weise für ihre Nöte vorgesorgt haben. Dippoldiswalde. Nächsten Montag, 24. Juli, hält von vormittags 8 Ahr ab Ler Beznk-objlbauverei» einen Obst- und Eemüse-Einkochkmsus unter Leitung des Obstbau-Wander lehrers in der Küche der Volksschule ab. Mitglieder des Vel ins haben die Beteiligung frei und die Möglichkeit, 3 Pfund Zucker zu billigem Preise zu erhalten. Wir verweisen im übrigen auf das Inserat. — Wie wir schon einmal meldeten, bedarf es bei dem bisher schon erlaubnispflichtigen Groß- und Zwischenhandel mit Kartoffeln vom 1. August ab in allen Fällen, also auch dann, wenn die betreffenden Personen bisher schon die Handelserlaubnis besaßen, sowohl zum Handel mit Kartoffeln als auch zum Ankauf solcher'beim Erzeuger deu unter Bei bringung eines Lichtbildes des Antragstellers schriftlich bei Ler Amtshaupkamnnschaft nachzusuchenden besonderen Han dels- und Ankaufserlaubnis der zuständigen Kreishauptmann schaft. Befreit davon ist nur der Verkauf selbstgewonnener Kartoffeln, ferner der Kleinhändler für unmittelbar an Ver braucher abzugebende Kartoffeln. — Drohende Arbeitslosigkeit? Die säch sische Regierung hatte vor einiger Zeit eine Denkschrift aus gearbeitet, worin sie der Befürchtung Ausdruck gab, es sei wieder große Arbeitslosigkeit zu erwarten. Auf Veranlassung Les Landtages befaßte sich die Dresdner Handelskammer mit Ler Denkschrift. Sie erklärte die Regierungsvorschläge teils für unzureichend, teils für bedenklich, teils für nicht den Kern der Sache treffend. Viel wichtiger als die Bekämpfung einer Folgeerscheinung der Krisis sei es, ihren Eintritt möglichst zu verhindern und sie gegebenenfalls abzuschwächen. Hauptauf gabe der deutschen Wirtschaftspolitik sei es daher, die hei mische Erzeugung anzurege^und zu verbilligen! daher fordert Lie Dresdner Handelskammer, daß alle gesetzlichen Maß nahmen, die Industrie und Handel gegenüber den ausländischen Wettbewerbern vorausbelasten, so schnell wie möglich abge baut werden. Unverständlich sei der Kammer, wie das Arbeitsministerium im Gegensatz hierzu für gesetzliche Maß nahmen eintreten könne, die eine neue unerträgliche Be- lafking und Einengung des Unternehmertums bedeuten, wie Wiedereinführung bezw. Verschärfung der Bestimmungen über Kurzarbeit, der Stillegungsverordnung und die Bevor zugung der Kohlenzuweisung an industrielle Werke. Die Kammer weist nachdrücklich darauf hin, daß derartige Maß nahmen nur zu sehr geeignet seien, den Eintritt der Krisis zu beschleunigen, sie in bedenklichster Weise zu verschärfen und bei dem mit immer neuen Strafen bedrohten Arbeitgeber jeglichen Unternehmungsgeist zu lähmen. Entschiedenste Ver wahrung muß die Kammer dagegen einlegen, daß, falls sich Lie Reichsregierung zum Erlaß der vorgeschlagenen Be stimmungen nicht entschließen sollte, gegebenenfalls die säch sische Rgierung von sich aus entsprechende Verordnungen erlassen will. Im einzelnen kritisiert dann die Handelskammer noch eine ganze Anzahl der von der Regierung geplanten Maßnahmen als verfehlt und unzweckmäßig. Vor allem be dauerte man lebhaft, daß die Regierung vor Abfassung ihrer Denkschrift einseitig nur die Arbeitnehmer, nicht aber die Arbeitgeber herangezogen habe. — Heute vormittag gegen OrlO Uhr ist das 4 Jahr alte Kind der Frau vcrw. Fiegert in der Altenberger Straße bei der Wolframsdorfer Straße von einem Kraftwagen über fahren worden und ist an den erlittenen Verletzungen gestorben. Das Kind hatte mit noch einem anderen Kind an dem Ge länder an der rechten Straßenseite gestanden und war plötz lich vor dem Wagen über die Straße gesprungen. Dem Führer war es nicht möglich gewesen, den Wagen zum Stehen zu bringen. Das rechte Vorderrad hatte das Kind erfaßt und einige Meter fortgcschleist. Der Besitzer und der Führer sind bis nach Aufnahme des Tatbestandes an der Unfallstelle geblieben. — Am morgenden Sonnabend >/rl l Uhr vormittags findet in der Gastwirtschaft Eiskeller in Hainsberg die 15. (außerordentliche) Genossenschaft-Versammlung der Weißeritztal- Genossenschaft statt. Tagesordnung: Satzungsänderung: Er höhung des Preises des Wasserleitungswassers «8 10 der Satzung). Kreischa. Aus Einladung des Bildhauer Hermann Pfeifer versammelten sich letzthin eine größere Zahl hiesiger Haus besitzer, um Stellung zu einem Zusammenschluß der Grundstückseigentümer zu nehmen, der unbedingt nötig ist, um die Interessen des Grundeigentums gegenüber den An forderungen des Reichsmietengesetzes zu wahren. Nach längerer Aussprache einigte man sich auf Zusammenschluß in dem bereits bestehenden, in den letzten Jahren aber ohne jede Tätigkeit gebliebenen Grund- und Hausbesitzerverein, die Erschienenen erklärten ausnahmslos ihren Beitritt zum Ver ein. Gutsbesitzer Kühne wird als Vorsitzender des Vereins zunächst die Geschäfte weiter erledigen und eine weitere Ver sammlung cinberufen, in welcher Gemeindevorstand Kubenke einen Vortrag über das Reichsmietengesetz zu halten zu gesagt hat. Lauenstein. Wie alljährlich findek auch dieses Fahr in unserem Luftkur- und Sommerfrischenort wiederum ein Marktfest statt, und zwar am 26. d. M. Es beginnt bereits nachmittags 2 Uhr und ist mit einem reichhaltigen Programm und mannigfachen Darbietungen und Veranstal tungen versehen. Geising. Festliche Tage stehen uns wieder bevor. Zu nächst ist es eine musikalische Veranstaltung, zu der große Vorbereitungen getroffen werden und die uns aus des All tags Niveau erheben sollen. Am 5. und 6. August findet hier eine Johann-Kuhnau-Feier stakt. Sie ist als eine Ehrung des großen Geisinger Musikers Johann Kuhnau ge dacht, der am 6. April 1660 in Geising geboren ward und am 5. Juni 1722 als Thomaskantor zu Leipzig starb. Die Feier wird Sonnabend den 5. August mit einem musikalischen Familienabend in «Stadt Dresden" eröffnet. Sonntag den 6. August folgt eine größere musikalische Veranstaltung in der hiesigen Stadtkirche. Dresden, Am Montag fand in den Sälen des „Eldorado" eine sehr stark besuchte Versammlung der Gastwirte statt, welche sich mit der außerordentlichen Bierpreiserhöhung seitens der Brauereien befaßte. Da die hohen Bierpreise dazu an getan seien, die Gastwirtsbetriebe, welche ohnehin mit Spesen, Steuern und Abgaben aller Art bis zum äußersten belastet sind, außerordentlich zu schädigen, so ging die Meinung der Versammlung dahin, den Verkauf von Bier überhaupt ein zustellen. Es wurde aber zunächst beschlossen, weiter in Ver handlungen mit den Brauereien zu bleiben und das Resul tat abzuwarten. Aus dem gleichen Grunde setzte die Ver sammlung die Bierausschankpreise vorläufig unverbindlich fest, bis die Sachlage geklärt ist. — Der Dresdner Aufklärungsausschuß betreffend die Kriegsschuldfrage erläßt einen Ausruf zum Volksentscheid zu der Forderung der Revision des Versailler Friedensvertrages. Es heißt in dem Ausruf: Nur eines könne helfen, die Revision des Diktates von Versailles vom Anfang bis zum Ende. Durch einen Volksentscheid müsse diese Forderung zur Tat werden. Es komme darauf an, das Millionen von Männern und Frauen durch ihre Unterschrift mutig ihre Ueberzeugung und die Forderung für die gute Sache und des ganzen Volkes gutes Recht zum Ausdruck bringen. Die Reichsregierung solle dann zu den entscheidenden Schritten des Volksentscheides veranlaßt werden. Nur so könne wieder Ruhe und Frieden in Deutschland und Europa werden. ' .. 7^-« — Generaloberst dElsa ist am DonnerstagAn^Dresden verstorben. - Radeburg. Auswärtige Fortbildungsschülerjhaben künftig 100 M. Schulgeld zu entrichten. — Niedersedlitz. Die Amkshaupkmannschafk hak dem Be schlusse des Mohnungsausschusses, unter 25 Jahre alte Per sonen in die Liste nicht aufzunehmen, die Genehmigung ver sagt. In öffentlicher Sitzung wurde festgestellt, daß alle Be mühungen des Ausschußes nichts helfen; sie seien nur «ein Tropfen auf einen heißen Stein'. Helfen könne nur reich liches Neubauen, was aber jetzt nicht möglich sei. (Also auch hier: Festgefahren!) Niedersedlitz. Zum Schulleiter wurde Schuldirektor Däßler wiedergewählt. Copitz. In der übelsten Weise ist der Copitzer Vogel wiese durch das Skurmwetter der letzten Tage mitgespielt worden. Es wurden Zelte abgedeckt und Verkaufsstände zer stört, so daß für die Fieranten großer Schaden entstanden ist. Seit langen Jahren war ein solches Vogelwiesen-VerhängniS nicht zu verzeichnen. Schnelle Ernte machte der Sturm auch in den Kirschenpflanzungen. Mastenhafk wurden die Früchte von den Bäumen geschleudert. Königstein. Seit Sonntag verkehrt zwischen Stadt und Festung ein staatlicher Kraftwagen. — Der Konsumverein von Königstein u. Umg. erhöhte den Mitgliedsgnteil von 50 auf 500 M. Königstein. Das Unterkunftshaus des Touristen Vereins „Naturfreunde" bietet nunmehr 160 Personen Uebernachtung. Geplant ist eine Erweiterung, sodaß 300 Personen Unterkunft finden sollen. Stolpen. Die vom Verschönerungsoerein ausgestellten Bänke und Tische wurden in letzter Zeit stark demoliert. (Also auch diese Rohheit, auf die nur die Prügelstrafe paßt.) Kesselsdorf. Die Gemeinde Kesselsdorf hat die Ein führung einer Jagdgewehrsteuer beschlossen. Für das Jagd gewehr jedes in der Gemeinde Kesselsdorf wohnhaften, Lie Jagd ausübenden Einwohners sollen jährlich 500 Mark er hoben werden. Die Erörterungen haben ergeben, daß nur 3 Besteuerte in Frage kommen würden. Abgesehen von dem hiernach sich ergebenden geringen Ertrag stellt sich die Steuer als eine Sonderbestimmung dar, die mit den Grundsätzen des Gemeindesteuergesetzes nicht vereinbar ist. Auf Vorschlag wurde vom Bezirksausschüsse die Genehmigung des von der Gemeinde hierüber aufgestellten Nachtrags zur Gemeinde steuerordnung einstimmig versagt. Ostrih (Lausitz). Ein eigenartiger Streik brach am Sonntag abend gelegentlich der Tanzmusik in «Skadt Dresden" aus. Die Musiker forderten einen Preisaufschlag. Bisher mußten 50 Pf. für die Tour bezahlt werden. Sie ver langten nun für drei Touren 2 M. Die Tänzer weigerten sich, diesen Aufschlag zu zahlen. Da alle Vermittlungsver suche des Wirtes ergebnislos blieben, packten die Musiker ihre Instrumente ein und verließen gegen 9 Uhr den gulbe- suchten Saal. Mühlbach bei Großenhain. Gelegentlich einer Haus suchung bei dein hiesigen Wirtschaftsbesitzer M. Sch. wurde ein großes Diebeslager vorgefunden. Sch. stand schon lange in Verdacht, seinen Arbeitskollegen auf dem Staatsgut Mühl bach und von dem Gute selbst allerhand Gegenstände meg genommen zu haben. Es würden vorgefunden über 200 Säcke, Rechen, Hacken, Ketten, Oelkannen, Gabeln u. a. m. Leipzig. Im Verlaufe des Streiks der Gastwirtsangc- stellten ist es in den letzten Tagen wiederholt zu Gewalttätig keiten gekommen. Streikteilnehmer drangen in Betriebe ein, die von den Gastwirten mit ihren Angehörigen aufrecht er halten werden. Es kam dabei verschiedentlich zu Sachbe schädigungen und Körperverletzungen. Am Dienstag abend kam es zu wüsten Ausschreitungen in Lindenau, besonders in dem Varietebetrieb „Drei Linden" sowie im „Deutschen Haus". In der Gastwirtschaft „Drei Linden" wurde erheb- licher Schaden angerichtet. Leipzig. Der seit nunmehr 3 Wochen dauernde Streik im Gasthausgewerbe nimmt immer schärfere Formen an. Trupps junger Burschen durchziehen die Straßen und lärmen vor Gastwirtschaften, in denen sie Streikbrecher vermuten. So kam es vor dem Hotel Hansa in der Tauchaer Straße zu einem Tumult und einer großen Menschenansammlung, die nur durch Einschreiten der Polizei zerstreut werden konnte. In der Gastwirtschaft Drei Rosen in der Magazingasse warfen junge Burschen die drei großen Fensterscheiben des Lokals ein und ergriffen dann die Flucht. Auch in dem Wein restaurant" von Kitzing L Helbig wurde nach einem Tumult eine der großen Fensterscheiben eingeworfen. Vor dem Thüringer Hof kam es ebenfalls zu Lärmszenen. Lichtenstein-L. Am Moniag abend zwischen '/4 und '/2 l 1 Uhr drangen drei maskierte Räuber in die Räume der hiesigen Obstweinschänke ein und riefen mit vorgehaltenen Revolvern dem Besitzer und seiner Familie, wie den Gästen,