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Dresdner Journal : 20.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188206207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820620
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820620
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-06
- Tag 1882-06-20
-
Monat
1882-06
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 20.06.1882
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140 Dienstag, den 20. Juni. 1882. Lkoauemeottpr«»»: I» xn«, L»ic^»: d-krlick- .... 18 kl»rk. ^Mrlied! 4 Sl^k L0 ?k. Kii»w«ro: 10 Df 4»i»4rk»1d de, deutickerr Reicks» tritt?o»t- und 8temp»lru»ckli^ Kiuru. Iwserateoprelsvr kLr 4«» R»uw siusr ^s^pulteuen Rstitreils 20 Dk. vutsr „Lü»8e»ao6t" dis 2eils SO kk. Nsi ^ »dsRso- und ^iNsrusutr bO ^utsckls^. Rrsekelneu r ^AUllek »it Xumskm» der 8onv- und keiertLKS ^dsnd» Nir dso kolbenden Drcsimn Immml. Ia»er»1«»»nn»kms »u»M»r1sr I.«jpr>x H. Lrandstetter, t)oio»i»»ionLr dv» Dresdner dournsl», Lrwdur^ Lsrii» -Vi«o - k»ip»>s 2r»»KNi-t ». n.: 7/aMien«tci>> d DvA/er, N«rlm -V>«n ttswdniL. kr»^-I.«ip»>^-kr»nkkllrt ». N. Ilünck»»^ dtud Afn««,' Lsriin: /ncuttderidunt,' Uremen: vr»»i»a; /. ätu»i</c« » diureau f^mik ^'akalk-,' krroklurt » H.r darAeD-ckv Ruckkundlun^; OürUt«: O. A/ü//rr,' Lrunover: O. Lcküs-ter, kart» Lsrlto -krro^turr » H Slutt^rrl: Dank« d' t?O , Sswdnr^: ^1d. Ltciner. Verantwortliche Nedaction: Overredacteur Rudolf Günther in Dresden. llvraasxvderr Rüniel Rrpsdition de» Dresdner dournni», Dresden, ^vinzerstru»»« !^o. 20. Akonnements - ßinkadung. Auf da» mit dem 1. Juli beginnende neue vierteljährliche Abonnement des „Dresdner Jour nal»- werden Bestellungen zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen für Dresden bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), fnr n»-»nr1S bei den betreffenden Postanstalten. Anknndignnge» aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und werden die Gebühre» im Ankündigungs theile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter „Eingesandtes" sind die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile festgestellt. In DreSde» - Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Kunst- und Musikalien handlung des Herrn Adolf Brauer (Haupt straße 2), sowie bei Herrn Kaufmann Arthur Reimann (Alberiplatz gegenüber dem Albert theater), woselbst auch Ankündigungen zur Be förderung an unser Blatt angenommen werden und einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. WM" Wir ersuchen um rechtzeitige Er neuerung des Abonnements, da wir sonst die Lieferung vollständiger Exemplare ohne Mehr kosten für die geehrten Abonnenten nicht garan- Liren können. Lönigl. Lrpe-ition -es Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Amtlicher Scheil. Dreidev, 15. Juni. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Untersteuereinnehmer Strinitz in Zwönitz das Albrcchtskreuz zu verleihen. Nichtamtlicher Lheil. Uebersicht: Leleßraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Standard. Neue Preußische Zeitung. Saturday Rewiew.) Lage-geschichtr. (Berlin. Altenburg. Wien. Lem berg Paris. Bern. London. Stockholm. Christian«!. St. Petersburg.) Dresdner Nachrichten. Provinzialvachrichtev. Keurlletou. Lage-kalender. Inserate. Beilage. Tage-geschichte. (St. Petersburg. Belgrad. Konstan tinopel. Alexandrien. Washington. Lima.) Droviuzialnachrichtev. (Leipzig. Glauchau.) Statistik und Volttwirthschaft. Feuilleton. -itdigirt von Otto Banck. Aegypten» „heilige Stadt". *) Ei« Zeitbild zur politischen Situation. In sturmbewegten Zeiten haben innerhalb der islami tischen Welt die sogenannten heiligen Städte von jeher eine hervorragende Rolle gespielt. Für die Masse der Bevölkerung sind sie dann Mirakelstätten, von denen nach dem Volksglauben noch so manche- Wunder seinen AuSgang nehmen könnte, wenn die Bedrängniß ihren Höhepunkt erreichen sollte. Fez in Marrokko, Keiruan in Tunis und vor Allem die Centrale der muhame- danischen WallsahrtSorte, Mekka, haben ihre eigene selbstständige Geschichte, die mit den Geschicken des be treffenden Landes innig verknüpft ist. Keiner dieser Plätze dürste sich indessen, abgesehen von Mekka, mit Tantah, der Stadt der heiligen Bedawih im Nildelta, messen. Als Mehmed Ali am 1. März 1811 aus der Eitadelle zu Kairo sämmtliche Mamelukenbeys, 480 an der Zahl, niedersäbeln ließ, hatte er wenige Tage zuvor eine Wallfahrt nach Tantah unternommen, um dort in der Bedawlhmoschee zu beten und Arabi Bey, der als kühner Emporkömmling augenblicklich Herr der Situation in der ägyptischen Hauptstadt geworden ist, »erbrachte erst vergangene Woche, wie der Telegraph au» Alexandrien meldete, mehrere Stunden in dem Hauptheiligthum zu Tantah. *) Nachdruck nicht gestattet. Inserate. Telegraphische Witteruug-berichte. Börsennachrichten. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Sonntag, 18. Juni, Abend». (W. T. B.) Bon seitea der Lestmächte ist den übri gen Mächten der Vorschlag gemacht worden, die Conferenz am 22. d. M. in Konstantinopelbehuf» Verhandlung über die ägyptische Krage zusammen- treten zu lassen. Dieser Vorschlag ist von der deutschen Regierung angenommen worden, und die hier Angegangenen Nachrichten lassen al» sicher vorauSseheu, daß die Annahme auch durch die Cabinete von Rom, Wien und St. Petersburg statt finden wird. Dir Conferenz wird demnächst nach Maßgabe ihrer Resultate mit der Pforte in Ver handlung treten. In Aegypten haben der Khe- dive, Derwisch Pascha und Arabi Bey den europäischen Vertretern gegenüber erklärt, die Garantie für die Erhaltung der Ordnung zu über nehmen. Pari», Montag, 1S. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Betreff» der Conferenz, deren Annahme feiten aller Mächte nunmehr al» gesichert gilt, wird in hiesigen politischen Kreisen hrrvorgehoben, die Wahl Konstantinopels al» Ort der Conferenz sei im Einvernehmen mit der Türkei beschlossen worden, um die Verhandlungen mit der Pforte zu erleichtern und zu beschleunigen. London, Montag, 19. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Polizei verhaftete einen Irländer namrn» Thomas Walsh, welcher sich für einen Mirther der Räumlichkeit auSgab, in der Sonn abends die Beschlagnahme von Waffen erfolgte. Die Durchsuchung seiner Wohnung führte zur Ent- deckung weiterer MunitiouSvorrätbe. Alexandrien, Montag, 19. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Auswanderung dauert fort. Die Zahl der Ausgewanderten wird auf 32 000 geschätzt. Derwisch Pascha hat dem Khedive em pfohlen, auf einige Tage nach Kairo zu gehen, um dir Bevölkerung zu beruhigen. ES wird versichert, daß da» Cabivrt unter dem Einfluß Derwisch Pascha- und unter Mitwirkung der Consuln ge bildet werden soll. Der Khedive versprach, den Anordnungen Derwisch'- stricte nachzukommen. Die Nationalpartei äußert sich sehr sympathisch gegen Ragheb. Man glaubt, durch die Erhaltung de» Khedive der türkischen Occupation vorzubrugen. Die Sicherheit der Europäer ist garantirt. Die Kammer wird zusammentreteu und ein Reglement berathen, welches einer wirklichen Verfassung gleich kommt. Ein militärische- provisorische- ComitS soll die Stellung der Armee regeln. Dre-dev, 19. Juni. DaS Zustandekommen der Conferenz, welche sich mit der ägyptischen Angelegenheit befassen soll, wäre nach einem der „Nat.-Ztg." auS Paris zuge gangenen Telegramm nunmehr gesichert. Bisher war nur die Zustimmung der Türkei noch rückständig, und dem Anscheine nach hat eS gewisser Garantien bedurft, um die Pforte zu bestimmen, ihren Beitritt zu er klären. Noch vorgestern zögerte der Sultan, im Hin blicke auf die der Türkei aus der Conferenz ent springenden Unzuträglichkeiten, seine Zustimmung zu eriheilen, obwohl der französische Botschafter ihm ver sicherte, daß nur die ägyptische Angelegenheit verhan delt werden solle. Wie nun der „Agence HavaS" vom Gestrigen aus London gemeldet wird, hätten die Re- Jn Europa weiß man allerdings nicht viel von Tantah. Die modernen „Reiseführer durch Aegypten" berühren die GeburtSstättte des heiligen Seyyid nur flüchtig und selbst in unseren umfangreicheren geogra phischen Handbüchern wird dieser Ort gleichfalls mit wenigen Zeilen abgespeist. Kein Wunder also, daß so viele Reisende gedankenlos an ihm vorüberfahren, daß sie nicht ahnen, daß in der nächsten Umgebung von Tantah zur Zeit der beiden großen Messen sich zu- weilKl die Böller dreier Erdtheile in einer Kopfzahl von nahezu 600000 ein Stelldichein geben, für welches in ethnographischer Beziehung keine Parallele gefunden werden dürfte. Mit dem Käufer und Verkäufer, der mit gespicktem Geldbeutel und reich assortirtem Waaren- lager semen Einzug hält, erscheinen zugleich gläubige Beter, religiöse Fanatiker, Kranke und Krüppel schaaren- weise, und neben dem daS Auge fesselnden bunten Marktgewühl entrollt sich daS ebenso interessante Bild feierlicher Processionen und Ceremonien. In Asien und Afrika sind heute die Messen noch immer nicht minder religiöse Feste, und Gott und Welt, oder deut licher gesagt: Religion und Geschäft berühren sich dann nicht selten derartig, daß uns dieser Contrast unsym pathisch anmuthet. Wer von Alexandrien nach Kairo mittelst der Eisen bahn sich begiebt, hat auf der Hälsre dieser 211 Kilo meter langen Strecke gewöhnlich bei der Station Tantah einen länger« Aufenthalt. Die Aussicht die sich vom Perron de» Bahnhofs darbietet, ist eine äußerst befrie digende und angenehme. Ringsherum bi- zum Hori zont breiten sich in der ungemein fruchtbaren Ebene die üppigsten Getreide- und Baumwollfelder, Gemüse- und Obstgärten, Palmen- und Sykomorenhaine au». gierungen von England und Frankreich den übrigen Mächten ein Uneigennützigkeit-Protokoll vorgeschlagen, in welchem sämmtliche Mächte da- Versprechen ab- geben sollten, daß sie die Integrität de- ägyptischen Gebiete- respectiren und nicht» ohne da- europäische Concert unternehmen wollen. Die Annahme diese- Vorschlages durch sämmtliche Mächte gilt als sicher. Die letzte Zusicherung dürste die Pforte zur Nach giebigkeit bestimmt haben. Der Sultan soll zwar der Ansicht gewesen sein, die Türkei dürfe an der Confe renz nicht theilnehmen, habe aber nicht- dagegen ein gewandt, wenn die Conferenz in Konstantinopel tage, um den Verkehr mit der Pforte zu erleichtern. DaS Telegramm der „Nat.-Ztg." fagt allerdings nicht- darüber, ob die Pforte an der Conferenz in Konstantinopel sich betheiligt, aber dlefe Betheiligung erscheint selbstverständlich. Ohne den Antheil der Türkei, der durch die ägyptische Angelegenheit zumeist berührten Macht, erscheint die Conferenz überhaupt unmöglich und würde die Türkei durch ihre Ableh nung aus dem europäischen Concert ausscheiden. Auch dürfte diese» der Pforte zu verstehen gegeben wordeu fein, wenn auch die Londoner, in deutsche Blätter übergeqangene Nachricht, alle Mächte hätten sich ent- giltig dahin verständigt, die Türkei zur sofortigen An nahme der Conferenz aufzufordern, im Falle der Ab lehnung werde die Conferenz anderwärts ohne Theil- nähme der Türkei zusammentreten, sowie die Meldung der Pariser Zeitungen, es sei der Pforte eine Frist von 48 Stunden bezüglich der Ertheilung ihrer Zu stimmung gesetzt worden, nach einer Mittheilung de- „Journal de St. PeterSbourg" als Uebertrerbungen erscheinen. Die nächste an das Zustandekommen der Conferenz sich knüpfende Frage ist diejenige, in welcher Weise wird die Conferenz ihre Aufgabe erledigen. Man wird nicht verkennen, daß diese Aufgabe eine ungemein schwierige ist. Zunächst bilden die sogenannten „Zwischenfälle" ein eigenthümlicheS Verhängniß bei allen den Orient berührenden Verwickelungen. Die Politik der Mächte wird darauf gerichtet sein müssen, die nachteiligen Einflüsse aller dieser Zwischenfälle, wohin wir z. B. eine Beseitigung deS Khedive, Aus rufung eines neuen Khalifen u. s. w. rechnen, möglichst fern zu halten und zu verhüten, daß durch dieselben die Einigkeit der Mächte zerstört und etwa der europäische Friede durch die ägyptischen Wirren gefährdet werde. Aus diesem Grunde dürfte daher die Pforte beauftragt werden, im Namen Europas die ägyptische Angelegen heit, wenn die Autorität der gegenwärtig in Aegypten weilenden türkischen Commissare nicht genügen sollte, wenn nöthig Mit Waffengewalt zu ordnen. Man be absichtigt, wie es scheint, eine bewaffnete Da- »wifchenkunft der Türkei. Man schreibt in dieser Beziehung der „Neuen Preußischen Zeitung" auS Wien: „Bezüglich der Frage wegen Sendung türkischer Truppen nach Aegypten wiederholt sich, was die Stel lung der Pforte zu den Mächten anbelangt, Das selbe, wie seiner Zeit in Bezug auf die Entsendung der türkischen Commission. Wie damals die Mächte die Nothwendigkeit einer solchen Mission erkannten und selbst den Wunsch aussprachen, daß sie erfolge, so kann man sich auch jetzt nicht mehr der Ueberzeu- gung verschließen, daß die Landung türkischer Trup pen erforderlich fein werde. Wie damals, würde man es aber auch jetzt gern sehen, daß dieser Schritt auf Grund eines europäischen Mandates, beziehungsweise im Einklang mit Europa erfolge, und dies ist auch die Ursache, weshalb man auf da- Zustandekommen der Conferenz dringt, damit diese sich eben für die Entsendung türkischer Truppen ausipreche und letztere als auf Wunsch Europas vor sich gehend erscheine. Man erachtet dies für notwendig, weil nun einmal die ägyptische Angelegenheit als eine europäische an- Hier wird das Korn jährlich zwei Mal, Gemüse und Früchte aber vier bis sechs Mal geerntet. Dabei ist die Ergiebigkeit des Bodens im Durchschnitt vier Mal größer, als die des europäischen. Die Stadt, die in mitten eines solchen Paradiese- liegt, zählt nahezu 100000 Einwohner. Ueber den flachen Dächern ihrer Häuser erhebt sich die mächtige Moschee deS Seyyid el Bedawih, jenes volksthümlichen muhamedamschen Heiligen aus dem zwölften Jahrhundert, der m den Kreuzzügen und im gelobten Lande den Heeren der Christen wiederholte und empfindliche Niederlagen bei brachte. Anfangs April vorigen JahreS traf ich in Tantah ein. Schon tagelang vor dem eigentlichen Beginn der Messe entwickelt sich hier ein Leben und Treiben, da» in voller Treue eigentlich ke.ne Feder beschreiben kann. AuS ganz Aegypten, Marokko, Alg er, Tunis und Tri polis, aus Arabien, Syrien, Persien, Kleinasien, Indien und dem Süden ziehen die Gläubigen und Kaufleute herbei. Aus Aegypten und den angrenzenden Ländern kommen ganze Familien, ganze Gemeinden, ganze Dörfer auf Kameelen, Pferden und Büffeln ange- ritten. Jeder Hausstand führt sein eigenes Zelt und seine Lebensmittel auf Wochen mit sich. Jedem Zuge voraus schreiten die Trommler und Flötenspieler, auf den Paradekameelen der Paschas, Beys und Scheichs liegen große Kesselpauken, sitzen m verhängten Käfigen verschleierte W.iber und neben den Thieren marscknren die Sclaven, Eunuchen und Standartenträger. Kurz vor Tantah, sobald der Zug der Minarett der Be- dawig-Moschee ansichtig wird, erheben infolge eine» religiösen Gebote» alle Wallfahrer ein halbstündige- Freudrngehrul, da» sogenannte Zarkalit, dazu brüllen gesehen wird und eben so wenig, wie ein einseitige» westmächtliche» Eingreifen, ein solche» der Pforte mit dieser Auffassung vereinbar ist." Allein hier begegnet man bereit» einer Schwierig keit, welche die Au»sicht auf eine lange Reihe von der Angelegenheit bevorstehenden Wandlungen eröffne und voraussehen läßt, wie die türkische Diplomatie eS an den verschiedensten Schachzügen nicht fehlen lassen wird, um die ägyptische Angelegenheit in ihrem Jntercsse auSzunützen, und ihr Möglichstes zu thun, den Einfluß der Westmächte in Aegypten zu beseitigen. Die Pforte, schreibt der erwähnte Correlpondent der „N. Pr. Ztg." au» Wien, ist hinsichtlich ihrer Inter vention in Aegyplen anderer Ansicht. „Sie will Alle», was sie in Aegypten thut, nur als Ausfluß ihre» SouveränetälSrechteS gelten lassen. Sie hat e» deShalb vermieden, bei der Entsendung ihrer Com mission nach Aegypten, die sie den Weltmächten nur al» vollendete Thatwche anzeigte, darauf hinzuweisen, daß dieser Commission ein Wunsch Europa- zu Grunde liege. Sie will auch jetzt nicht zugeben, daß der Ab sendung türkischer Truppen nach Aegypten ein Man dat zu Grunde gelegt werde. Sie hält eben die Ueber- nähme eine» Mandats zu Schritten, zu welchen sie sich durch ihr SouveränetätSrecht befugt glaubt, des halb für bedenklich, weil nach ihrer Anschauung hieraus eine Beeinträchtigung ihre» SouveränetätSrechlS er wachsen könnte. Hieraus ergeben sich die Schwierig keiten, mit welchen die Eventualität einer türkischen Truppenlandung in Aegyplen verbunden ist, ganz ab gesehen davon, daß man auch mit der Möglichkeit rechnen muß, eS könnte die Landung türkischer Truppen in Aegypten zu neuen Unordnungen führen, die erst durch diese Truppen selbst bewältigt werden müßten. Man will also, indem man auf die Conferenz drängt, damit diese der Pforte das Mandat zur Absendung der Truppen ertheile, wenigstens jenen Schwierigkeiten vorbeugen, welche auS einem von dieser oder jener Seite erhobenen Widerstande gegen die Ausschiffung türkischer Truppen entstehen könnten. Deshalb läge eS im Interesse der Pforte, ihre formalen Bedenken fallen zu lassen und auf daS Mandat und damit auf die Conferenz einzugehen. — Wenn man schon in der Entsendung türkischer Truppen daS unter den obwal tenden Verhältnissen geeignetste AuSkunstSmittel erblickt, so wird man doch wohl auch türkischersettS begreifen müssen, daß die Wirkung diese- Mittel- dadurch, daß seine Ergreifung auf die Basis eine» europäischen Mandats gestellt wird, nur erhöhten Nachdruck erlangen kann. Zum vielen Dlplomaüsiren ist aber keine Zeit mehr vo. Händen, da die sich stündlich bedrohlicher ge staltende Lage in Aegypten selbst ein rasche» Eingreifen erheischt." Es muß abgewartet werden, ob sich in dieser Be ziehung die Pforte dem Willen Europa» fügt. Die weitere Frage ist die, wa» von einer widerwillig über nommenen, gewaltsamen Pacification Aegypten» zu hoffen sein und ob dieselbe nicht eben sv wenig Er folg versprechen dürfte, al» die nunmehr definitiv al» gescheitert anzusehende Mission Derwisch Pascha», welcher nach den neuesten Telegrammen durch Muhktar Pascha, der sich durch seine militärischen Erfolge in Montenegro und Kleinasien einen Namen gemacht hat, ersetzt wurde. Gegenüber diesen vielen Schwierigkeiten kann es als ein erfreuliche- Zeichen angesehen werden, daß in England eine Stimmung Raum gewinnt, von welcher man erhoffen kann, daß Großbritannien seine besonderen britischen Interessen auf der Conferenz nicht in dem Maße in den Vordergrund stellen wird, daß etwa dadurch da» Einvernehmen der Mächte gestört werden könnte. Die großen englischen Wochenblätter, besonders die „Saturday Rrview", erklären, eS sei eine Unmöglichkeit, den statu» ^uo in Aegypten wie- derherzustelien, in welchem ein loyaler Khedive gemein- die Kameele und Büffel, wiehern die Pferde, schreien die Esel, blöken die Schafe und ertönt jene schreckliche arabische Musik, welche die Nerven de- Europäer- zu zerreißen droht. Binnen drei Tagen ist die Zeltstadt um Tantah aufgebaut. In einem Umkreise von zwei Stunden steht Zelt an Zelt, wohl an die fünfzehntausend. Hier das kleine und schmutzige des Fellachen, der vielleicht nur acht Sack getrockneter Brode und einen Korb voll Büffelfleisch mitnahm und dessen nackte Kinder durch die Löcher der Leinwind ihre braunen Arme und Hände bittend strecken, um von un- einen Bakhschisch zu erhalten; dort das prächtige, welche- einen Pascha oder Bly beherbergt und vor dessen Eingänge sech» oder acht schwarze Sclaven als Thürhüter ruhen. Diese letztcren Zelte sind viereckig, Mit acht und noch mehr Farben au-geschlagen, und an den Sertenwänden hängen Waffen, Schwerter, Streitäxte, Dolche und Speere, nicht selten Trophäen, welche die Ahnen de» jetzigen Besitzers vor Jahrhunderten von den Christen erbeuteten. Es war an einem Freitag früh 8 Uhr, al» die Messe osficiell eröffnet wurde. Ich hatte mich auf einen Balcon gegenüber der Moschee begeben. Plötz lich erdröhnte ein Kanonenschuß, darauf ein zweiter, dann ein dritter. Am Portale der Moschee wurden die seidenen Vorhänge zurückgezogen, die Procession begann. Vorweg schritten die Priester. Heiligen und Scheich» au» Tantah, und in ihrer Mitte besand sich unter einem kunstvoll gearbeittten Baldachin und in silberner Truhe der Mantel de» heiligen Bedawih, die einzige Reliquie, die man von dem Helden noch be sitzt, denn über den Verbleib feine» Leichnam» «st
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