Volltext Seite (XML)
Morgen-Ausgabe 11«. Jahrgang -er StaHt Leipzig dl»j«i,«, ,«i e«lp^> »ab >»tzM«n, »Inlp«ltt,« » Pf. —a art». SS Pf.- A«z«l,«, ,.B«d»rd«n I» amtlich«» L«ll dl« p«Mi«1l« Mpf, ». «,«». 7S pf^ KI«in« An,«Ig«n dl, p«tltj«ll< M Pf, ». »»«». »pf^ !f»»Ul«a»»j,lg«n N Pf.' L«lch>Istdani«lg«n mit Plahoorlchrlft«» l»pr,if« ««dicht. B«lla>«n: ch«famtauslog« M.7.— d.TauI«nd au1lchl.poft>«b>b«. F«niI»r«ch Anschla'i 'N«. 1«K92. >»N9» and l««!>4 B««asoreis: ^bracht «»»atllch «. I^S »dmt^fadrllch Nt. 9.7S; fr« Ädhal,« monatlich M. 1^; »arch ans««« «»«aiN««» Utlial« l»A -«»1 ,«d«acht monatlich M. »Uri,!. ISdlUch Al. 4L0; d»rch dl« Post Innrrtzald Dtalschland« ««mit- a» M. e^r ta,«l»l,«tzllch p°std«st,ll^ld). Sch^fNtMm, and Vofchtlftlst«!«: Zohannltgafl« N». > Nr. S Freitag, den 7. Januar ISIS Der deutsche Tagesbericht Das Wolffsche Bureau meldet amtlich: Großes Hauptquartier, 6. Januar. Westlicher Kriegsschauplatz An der Front fanden stellenweise teilweise lebhafte Arkillerlekämpfe statt; die Stadt Lens wird vom Feinde forl- geseht beschoffen. Nordöstlich von Le Mesnil wurde der Versuch eines feindlichen Handgranakenangriffs leicht vereitelt. Ein gegnerischer Lustgeschwader-Angriff auf Donal blieb erfolglos. Durch deutsche Kampfflieger wurden zwei englische Flug zeuge abgeschoffen, das eine durch Leutnant Boelke, der damit das siebente feindliche Flugzeug außer Gefecht gesetzt hat. Oestlicher Kriegsschauplatz Eine im Walde südlich von Iakobstadt vorgehende Er- kundigungsableilung muhte sich vor überlegenem, feindlichen An griff wieder zurückziehen. Bei Czartorysk wurde eine vor geschobene russische Postlerung angegriffen und geworfen. Balkankriegsschauplatz Nichts Neues. Oberste Heeresleikong. Der wütende Kampf an der rumünifchen Grenze TelegraphtscherBerlchk vib. Petersburgs. Januar. Die Petersburger Telegraphen - Agentur teilt mit: In Kiew einqelroffenen Meldungen zufolge nehmen die Kämpfe in der Nähe der rumänischen Grenze fortgesetzt an Heftigkeit zu. Der Geschützdonner ist auf eine Entfernung von 5V Werst ringsum zu hören. In den Dörfern dieser Gegend sind alle Fensterscheiben eingedrückt. Der Kampf tobt besonders heftig auf der Front Tarnopol — Trebowla. Verwundete russische Offiziere berichten, daß die Folgen dieser Kämpfe sich schon fühl bar machen. Dieselben Offiziere weisen auf die ungeheuren Schwierigkeiten hin, die die Russen auf dieser Front zu überwinden haben, wo die Stacheldraht verhaue oft in zwanzig Reihen angelegt und mit starker Elektrizität geladen find, die von eigens zu diesem Zweck erbauten Stationen erzeugt wird. Die unmittelbare An näherung an diese Stacheldrahtverhaue ist ganz unmöglich. In« folgedeffen haben die russischen Soldaten folgendes Mittel er funden: Geschickte Zieler werfen auf diese Hindernisse starke Taue und ziehen daran, bis sie die erste Reihe des Stacheldraht verhaues gebrochen haben, dann die zweite, dritte ufw. Russisch-englische Märchen über Czernowitz Telegraphischer Bericht ntb. Wien, 5. Januar. Aus dem Kriegspressequartier wird gemeldet: Line aus Petersburg stammende Reuterdepesche weih zu melden, dah wir Czernowitz geräumt hätten und dah alle die Stadt beherrschenden Höhen von den Russen besetzt wären. Diese Nachricht ist, wie aus einem Vergleich mit unseren amtlichen Berichten hervorgehl, selbst redend von Anfang bis Ende erlogen. In der Hauptstadt der Bukowina geschah nichts, was auch nur im entferntesten einer Räu- inungsmahregel ähnlich sehen würde. Die Stimmung in der Bevölke- rung ist die zuversichtlichste. Das Strahenlcben »st durchaus alltäglich. Dazu, dah dem anders wäre, liegt keinerlei Grund vor. Die Russen stehen östlich Czernowitz, dort, wo sie sich seit Mo- naten befinden, an derRelchsgrenze. Kein russischer Soldat ist einen Schritt näher gekommen. So liegen di« Dinge mit der von Reuter gemeldeten Besetzung der beherrschenden Höhen, und es sind damit auch die an Cadorna gemahnenden Angaben widerlegt, die der russische Tagesbericht vom 3. Januar über das stete ^ortschreiten des russischen Angrisfs enthält. Uebrigens find die Ab sichten, die Petersburger Kreise mit der Verbreitung solcher Nachrichten verfolgen, so offenkundig, dah weiter kein Wort darüber verloren zu werden braucht. Albanisch-serbische Kämpfe bei Tirana Eigener Drahtberlcht ' G Berlin, 6. Januar. Von der russischen Grenze meldet die «Nat.-Ztg.': Peters burger Blättern wird aus Alben qcmeldet, daß in der N ä h e v o n Tirana heftige Kämpfe zwischen Abteilungen der ser bischen Armee und starken albanischen Banden loben. Die Albanier haben es anscheinend in der Hauptsache auf den Proviant der Serben abgesehen, den die erwähnten Ab leitungen in letzter Zeit von der Küste aus erhalten haben. In den Häfen an der albanischen Küste werden zurzeit 100 000 Mann der serbischen Armee vollständig neu ausgerüstet und neu formiert. Die Munltions- und Proviankzufuhr von Italien hält noch immer an. Im südlichen Teil der Adria ist ein Flottenauf gebot der Alliierten zusammengezogen worden. In 15 Tagen 58000 Mann englische Verluste an der Westfront Telegraphischer Bericht »vtb. Rotterdam, 6. Januar. Der «Maasbode" erfährt aus London: Unterstaatssekretär Tennant teilte in Beantwortung einer Anfrage im Unterhause mit, daß die Gesamtverluste an der Westfront zwischen dem 25. September und 8. Oktober waren: Offiziere 773 tot, 1288 verwundet, 327 vermißt; Mannschaften 10 345 lot, 38 095 ver wundet, 8848 vermißt. — Die Zahl derBermißten und Toten von dem Kreuzer «Natal" beträgt 380. — Gegenwärtig stehen 2242 Munitionswerkstätten unter der Kontrolle des Munikionsministeriums. tu. Amsterdam, 6. Januar. Aus London wird gemeldet: Nach dem die indischen Truppen von der Westfront zurück gezogen sind, hat der englische Oberbefehlshaber, General Haig, Ersatztruppen aus England gefordert, mit der Be gründung, daß die englische Armee an der Westfront seit dem 1. Oktober 1915 durch Verluste und Rücktransports einFünflel ihrer Gesamtzahl einbüßte. Wenn kein Ersatz aus England kommt, wird in einem Jahr das englische Heer im Westen aufgebraucht fein. Sarrails Antwort auf den griechischen Protest Telegraphische Berichte tu. Budapest, 6. Januar. «Az Eft" meldet aus Saloniki: General Sarrall überreichte gestern die Antwort auf den Protest des Präfekten von Saloniki, betreffend die Verhaftung der Konsuln der deutschen Mächte gruppe in Saloniki. 3n der Antwort wird ausgeführl, daß es sich nur um eine militärische Maßnahme handele. vtb. Sofia, 6. Januar. «Ulro" meldet: Einer hiesigen neutralen Gesandtschaft ist die Mitteilung zugegangen, dah sich die englische Regierung bereit erklärt hat, die gefangenen Konsuln freizulassen, falls einige Vertreter Englands und Frankreichs, die in den Hauplstädten der Verbündeten festgehalten sind, freigelassen werden. Die englisch-französischen Verhandlungen sind beinahe beendet. Ein gemeinschaftlicher Beschluß von England und Frankreich wird der griechischen Regierung bald unterbreitet werden. Gemeinsamer Protest der Neutralen gegen den Gewaltakt von Saloniki? Eigener Drahtbericht, (r.) Wien, 6. Januar. Aus Stockholm berichtet das «Neue Wiener Journal': Wie hier berichtet wird, steht eine solidarische Kund gebung aller neutralen Staaten gegen den Salo- nlkierGewaltakt bevor. (r.) Köln, 6. Januar. (Eia. Drahtber.) Von der Schwei zer Grenze berichtet die «Köln. Ztg.': Die «Havas-Agentur' meldet, es sei berichtet worden, daß der norwegische Konsul inSalontkl verhaftet worden sei. Es handele sich in Wirklichkeit aber um den österreichischen Untertan Seefeld er, einen be kannten Kaufmann in Saloniki, der Honorarkonsul von Norwegen sei. Er sei also nicht Berufskonsul und habe keiner lei politische Beziehungen zum Auswärtigen Amt in Christian!«. Der österreichische Tagesbericht Wien, 6. Januar. Amtllch wird verlautbart: 6. Januar 1916: Russischer Kriegsschauplatz Dle Kampfkätigkeit la Ostgallzlen und an der beß- arabischen Grenze hat qestern wesentlich nachgelassen. Der Feind hielt unsere Stellungen zeitweise unter Geschützfeuer, feine Infanterie trat nirgends in Aktion. Auch an allen anderen Teilen der Nordostfront fielen keine Ereignisse von besonderer Bedeutung vor. Italienischer Kriegsschauplatz An der KSskentändischen Front nahm das feindliche Geschützfeuer stellenweise neuerdings zn. Nördlich Dolse wiesen unsere Truppen wieder mehrere Angriffe blutig ab und be haupteten so die eroberte Stellung. Im Tiroler Grenzgebiet fanden in den Abschnitten von Buchenste!« und Riva leb hafte Artilleriekämpfe statt. Südöstlicher Kriegsschauplatz Nördlich von Berane und westlich von Rozai sind die Truppen der Armee des Generals v. Köveß in günstig fort schreitendem Angriff gegen die Montenegriner. Im Gebiet der Bocche di Cattaro trat in den letzten Tagen zeitweise auf beiden Seiten dle Artillerie in Tätigkeit. Sonst blieb di« Lage unverändert. Hohe Saison Von Dr. Richard Bahr-Berlin O Von der nächsten Woche ab werden wir hohe politische Saison haben: zum ersten Male seit Kriegsbcginn werden neben einander wieder Reichstag und preußischer Landtag tagen. Beim Reichstag handelt es sich eigentlich nur um Auf- raumungsarbeiten. Ilm Dinge, die unter den Lisch gefallen wären, wenn man vor Weihnachten programmüßig Schluß gemacht hätte, und die nun gemächlich 8eeuncium oiäiuoin erörtert werden sollen. Aber es ist ein alter Erfahrungssatz, daß derlei Ausräumungs arbeiten, die unter dem Zwange der Stunde und der gepackten Kosfer in kurzer Frist erledigt zu werden pflegen, eine Tendenz haben, in die Breite zu schwellen, sobald solcher heilsam antreibende Zwang fehlt. Auf dem Rcstezeltel steht noch das Ernäh rung s p r o b l c m, das ja bekanntermaßen ein weites Feld ist; es stehen daneben aber auch noch die Zcnsurfragen, die immerhin eine ausgiebigere Behandlung — auch in der Vollver sammlung — vertrügen, und schließlich der sozialdemokratische Wunsch nach Aufhebung des Belagerungszustan des. Ob eine öffentliche Aussprache gerade über diesen Punkt zuträglich wäre, scheint uns nach mancken Erfahrungen der letzten Wochen noch nicht ausgemacht. Aber cs gibt Kreise, die darauf dringen, und man weiß im Augenblick nicht, was noch kommen mag. Soviel vom «Restezettcl", von den Fragen, auf deren naturgemäß nun ausgedehntere Besprechung wir gefaßt waren, als man vor Weihnachten auseinander ging, um gleich nach dem Fest wieder zurückzukehren. In der heiligen und geruhsamen Zeit zwischen den Jahren hat sich aber noch ein anderes begeben, von dem manche verlangen, oaß man im Reichstag sich darüber aussprcchc. Mir meinen den etwas seltsamen Artikel der «Neuen Zurcker Zeitung" über das angebliche Friedens Programm der deutschen Regierung oder vielmehr, da über Aufsätze gerade dieses Zürcher Blattes sich noch irgendwie aufzuregen kein Mensch in Deutschland mehr Veranlassung hat, über die Weitergabe des doch einigermaßen un diplomatischen Artikels durch unsere amtliche oder halbamtliche Depeschenagenkur. Der dies schreibt, iaS den Zürcher Aufsatz, ge nauer den Auszug aus ihm, und dann den offiziösen Nachtrag zuerst in den steierischen Bergen. Damals, von schlanken Tannen umrauscht und im Angesicht einer allerdings von Tag zu Tag reißend dahinsckmclzcnden Schneedecke, halte er eine starke Nei gung, darüber Hinwegzulesen wie über eine von den kleinen Zufällig keiten und Ungeschicklichkeiten, die ja auch vor dem Krieg nicht halt machen. In der Heimat scheint man die Angelegenheit viel fach gewichtiger zu nehmen, ernster auszudeuten, und hier und da ist offenbar das Bestreben vorhanden, sieb über diese Dinge auch im Reichstage, womöglich in seiner Vollversammlung, auszu sprechen. lins will bedünken: Man sollte den Fall sich zuvor doch noch einmal gründlich und nach allen Seiten überlegen. Eine solche Er örterung kann leicht uferlos werden, und wir haben doch nun einmal die Liebknecht und Haase und Ledebour und Bernstein und all die anderen «Auslandschauvinisten", wie, den Kern ihres Wesens aufweisend, ein deutsch-österreichischer Sozialdemokrat sie dieser Tage gar nicht übel genannt hat. Und dann ist doch noch eine andere Erwägung anzustellen: eine Ungeschicklichkeit ist ohne Frage begangen worden, aber wohl nur an einer recht unter geordneten Stelle. Die «Neue Zürcher Zeitung" ist ja nicht einmal ein ausgesprochen schweizerisches Blatt. Unter ihren Geldgebern befinden sich englische Kapitalisten, und cS erscheint uns bis zum Beweise des Gegenteils schlechterdings ausgeschlossen, daß ein deutscher Diplomat oder sonst irgend ein deutscher Staatsmann sich gerade dieses Organ, das von allen deutsch geschriebenen Zei tungen mit am feindseligsten die deutschen Dinge beurteilt und er örtert hat, ausgesucht haben könnte, um von einer so ungastlichen Statt einen Versuchsballon ausflieacn zu lassen. Immerhin: in etwa drei Wochen dürfte die Reichskagsarbeit getan sein; Haushalt und neue Steuergesehe sollen das Rcichs- varlament ja erst im März beschäftigen. Länger vermutlich wird der preußische Landtag beisammen bleiben. Länger schon um deswillen, weil dort noch vom Sommer, wo man vertagt, nicht geschlossen werden wollte, eine leise Verstimmung zurückgeblieben ist. Man wird natürlich nicht immer im Plenum tagen, aber die Ausschüsse, denen auch der Feind der preußischen Landstube in ihrer gegenwärtigen Verfassuna wird bescheinigen müssen, daß sie im Vorjahre sehr gründliche Arbeit geleistet haben, werden sich auch diesmal die Mühe einer eingehenden Beratung nicht ver drießen lassen, und so rechnet man denn allgemein damit, daß die preußische Tagung sich bis in den März hinein erstrecken wird. Man wünscht, nach Möglichkeit beisammen zu sein, um, sobald die Zeit es verstauet, zu den großen Fragen des Kriegsziels ein Wort zu sagen. Anders als der Reichstag wird die preußische Volksvertretung auch jetzt schon den Haushaltplan zu er örtern und über ihn zu beschließen haben, lieber den Haushaltplan und im Zusammenhang damit auch über die neuen Steuern. Die werden hier aber kaum im neuen Gewände erscheinen, viel mehr wird man sich zunächst wieder mit der (steuertechnisch) etwas rohen Form von Zuschlägen zu der bestehenden Einkommens- und Vermögenssteuer begnügen. Der Landtag — auch darin unter scheidet er sich vom Reichsparlamcnt — beginnt am kommenden Donnerstag eine neue Session, und also wird er auch durch eine Thronrede eröffnet werden. Die wird in Anbetracht der Kriegsläufte nicht an der gewohnten Stätte im Fcstsaal des König lichen Schlosses, nur im Sitzungssaal des Abgeordnetenhauses ver lesen werden. Aber die Form ist schließlich dos Nebensächliche, auf den Inhalt kommt cs an, und auf diesen Inhalt darf man immerhin wohl gespannt sein. ES ist nun einmal nicht anders: in wetten Schichten »sereS Volkes empfindet man die Frage nach der Aul- und Umgestaltung