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72. Jahrgang. 5K ir« Mittwoch, 14. MSrz 1»2S Gegründet 1838 »»»'uw»rill! »ochrichlr» »rr«de» KerniVlechel-Tammeinummc,! SS S41 4lm >ür 1>achlc>e,vrSckie: SO Oll en»,üvm I. bi» »». M»r, IOL» be, läftllch ,we>malift<-, r>„NrUu»<, Ire, Hau- I.SO Marl. VD"0t4t)r Postbe»utt»piei» für Mvnai März ä Mari oliuk Poiizukialiuna»Ni'bill)r. «in,rlnammrr I« *»rn«lg «ukrrbalb rrrabrn» i» O rnn,«. Die Änzcinen werden na» Goldmari berechne!: vle elnlvaliiae S» mm breite Heile »b Pia-, iür au«wärt» «0 Plm Kamille,la»»e>aen und Siellenaeluche oline »labail ' >b P>c>-, auberbalb Sb Vlg., die vv mm breile NellauiezeNe Sä» Pia-, alcherdalb LSO Big. Ollerienliebübr So Psg. Auiwärliae Auliräge oegen Vorauebezablung. Tchrlftleituna und hauptoeichSIirNelle: Maktenslratze 3c-.^2 Druck und Berlay aon rievich ck Reicher»! m Drerden Poslicheck-Nonlo 1OSS Drr»»r« Nackidrua nur mil deullicher Quel'enanaabe „Dreddner Nackir."' »uläliia. — Unverlanole LchrillNiicke werden nichl auibcwabrt. Oake Uülkerl »<or,r>>1or«»» prsAvr 81rsüe, koke 816on1ens1rake. LV0R V WÄHM VKLESLK 8VIL LS lionäilorei l.imderg p>rsgsr StrstZs IO Erstklassige Qebäcke u. Oetranke 6 r o 6 e /> u s zv 3 ii > in Leitungen Furchtbarer Jammbruch in Kalifornien. v. Keudell a« Kopfgrippe erkrankt. — Nene Szeanflüge geplant. — Aman llllah in London. An SVV Tote durch die Wasserfluten. Der DelagerunysMslaii- verhängt. Los Angeles, 13. März. Der Damm eines Reservoirs in dem San-Francisquito-Canon (etwa 45 englische Meilen nördlich von der Stadt Los Angelest wnldc durch eine noch nicht ganz aufgeklärte Kata strophe zerstört. Durch die anoströmcndcn fluten w»r- dcn sogleich vcrlchiedene Biehsarmcn vernichtet. Die fluten strömen fegt etwa 1 8 F u ß h o ch in der Richtung aus Saugus. das ungefähr 15 engl. Meilen von der Stelle des Dammbruchs entsernt liegt. Obwohl das betroffene Gebiet nur spärlich bevölkert ist. befürchtet man doch, daß die Finten zahlreiche Opfer gesordert hoben. 7» Personen, die aus dem Gelände einer ElektrizitätSgesellschast unmittelbar an dem durch das Erdbeben zerstörten Damm wohnten, sind sofort ums Leben gekommen. Besorgnisse bestehen noch überdaöBerbleibenvonSlanderenstamilien. «- Die Verwaltung der Wasserkraftwerke in New Hall erhielt die Nachricht, das, durch de» Bruch des Standammes 130 Angestellte der Werke nmgckommcn sind. Nur einer wurde gerettet. Der ganze Umfang der Katastrophe ist noch nicht zu übersehen. Der Bruch des Lta»- dammes erfolgte um l Uhr nachts. Der Damm gehörte zu dem Wasserleitungsslistem, das das Trinkwasser über -IM Kilo meter durch die Wüste nach Los Angeles leitet. Durch den Tammbruch wurden etwa 1344 Millionen Galonen Wasser frei. Ter San Franciögnito-Canon bildet an der Durchbruch- steile ein enges Tal mit steilen Userwänden. Er verlaust in südwestlicher Richtung nach Los Angeles. Mehrere Kilometer unterhalb des Staubeckens, das etwa acht Kilometer lang war, breitet sich ein wellenförmiger Landstrich mit zahlreichen ^-ar men und Wohnstätten aus. Saugus. Nciv Hall, El Rio und andere Tatorte liegen südlich das Dammes. Etwa .'still Men schen wohnten im oberen Eanon unterhalb des Dammes. Eine ans 73 stuf. Höbe geschätzte Wasscrmasse crgos, sich in die Richtung der schlafenden Ortschaften nnd richtete csa furchtbares Chaos an. Nach einer spät/oen Meldung überschwemmte die Flut welle nach dem Bruch des 183 Fuß hohe» Staudammes zu nächst das Besitztum d«S Filmschanspiclers Earey Mau be fürchtet. das, 3N dort lebende Indianer den Flute» zum Opfer gefallen sind. Die Z.vciglinie der Southern.Pacisic-Eisen- bahn wurde nnterspült. Um 4 Uhr früh näherten sich die Wasscrmasse» dem Orte Santa Paula, dem Mittelpunkte des Zitroncngcbictes. .Die Flutwelle hielt sich jedoch im Bette des Santa-Panla-I-lnsses. Es wird befürchtet, das, sic weiter südlich in den Oelscldern von Benlura großen Schaden an- gerichtet hat. Die Meldung, das; der Dammbruch aus ein Erd beben zurückzusühren sei. findet keine Bestätigung. Ein Erd beben ivurdc nirgends wahrgeuvmmen. Bei den Nettnngsarbeitcn für die Opfer der Dammbruch- katastrophe sind an der Stelle, wo die Flutwelle sich in den Lanla-Paula- und den Lauta-Clara-J-lus, ergoß, bereits 187 Tote geborgen worden. Bereits seil W Uhr morgens sind UM» Mann unter Leitung der örtlich n Polizeibehörden mit den Bergungs arbeiten beichäsligt. Von Los Angeles hat sich der Polirei ches Davis mit MM Polizisten »ach dem Schauplatz des Un glücks begeben. Der ganze San-Francisgnitu-Canon ist unter einer gelben Sandschicht begraben, die an manchen Stellen bis 3v Fuß tief ist, während sie an anderen Stellen nur einige Zoll Dicke hat Unter dieser Sandsch'cht dürsten, wie beliircki'e« wird, noch etwa INO Personen begraben liegen, die zwilchen den Wänden der San-Franciöanlto-Schl'icht ilrc Wohnstätten hatten. Nach den erste» Meldungen haben in dieser Gegend nur fiins Personen die Flutwelle überlebt. Sie winden vom Wasser in einem Wohnhaus bei Saugus über rascht und aus den Bette« gcschircmmt. konnten sich aber retten, indem sie sich gegenseitig an den Händcn festlicltcn. Nach den Ergebnisse» einer vorläuKgen Untersuchung wird angenommen, daß dis in der Talsperre angesammeltc Wasser den Be'gabhana. ans dem sich der Wcstslügct dcS Staudammes stützte, durch Sickerung nnterspült hat. so daß ein Teil dcS Berges znsammrnstürzte. Na-ß Meldungen ans Los Angeles rechnet man bis setzt damit, daß bei der Katastrophe 388 Menschen uns Leben ge kommen lind. Es ist aber durchaus möglich, daß die Zabl der TodcsorLer noch weiter steigt, da der Umfang des Unglücks noch nicht zn übersehen ist. lieber das betrosscne Gebiet ist der Belagerungszustand verhängt worden. Mehrere japanische Schiffe gekentert. 83 Mann ertrunken. Paris, 18. März. Nach einer Meldung der Agentur Fndopacisiqne aus Tokio sind von den an der CHIba-Küstc während eines Sturmes gekenterten vier japanischen Schisse» 43 Mann Besatzung des einen gerettet worden, während cs unmöglich war. den 85 Mann der drei anderen Rettung zu bringen. Eifenbalsnkakaslrophe auf Ceylon. Colombo (Ceylons. 18 März. Etwa 28 Meilen südlich von Colombo sind zwei Pcrsonrnzügc znsammenoestoßen. 23 Neiicnde wurden getötet, beide Maschinen und fiins Wagen wnrdcn schwer beschädigt. iW. T. B.s Neue Szranllügc Slnchclifse schon geffarlel? London. 13. März Der Flieger Hinchclisse, der hcntc zu einem Weltrekord ansgcstiegen ist. beabsichtigt, einen Trans- vzcanflug auszuflihre«. Der Lcuchttnrmniächtcr von Mizzcn- hcad in der Grasschas« Bork (Irlands melde», daß nm 1 Uhr 88 Min. ein Flugzeug den Lenchttnrm passiert bat. Es dürste sich dabei «m das Flugzeug Hlnchclisscs Handel» Hinchclisse fliegt einen Stinson-Nicsencindeckcr, der den Namen Ende avour" trägtz Er hak einen Begleiter mit an Bord. Deulsche Pläne stlr das Frvhiahr. Berlin, l.3. März Mit dem Nahen des Frühjahrs tauche» non neuem die Ozeanslngprojckte aus. in deren Zeichen die Fliegerei des Jahres 1827 stand. Die Mißerfolge, vv» denen nicht nur die Versuche zur Bezwingung des Atlantik in der Ost-Wcst-Nichtung. sondern zum Schluß auch die in der Nich- tu,g Amerika—Europa begleitet waren, haben anscheinend keineswegs abschreckend gewirkt, wie die obigen Meldungen über das Vorhaben des englischen Fliegers Hinchelif e be weise». Auch in Deutschland haben, wie eine Berliner Korrc- svvndenz berichtet, trotz mehrfacher Ableiignnngen ans den Kreisen der Flugzeugindustrie, an mehreren Stellen die Vorbereitungen sür neue Ozeanflitge bereits begonnen. An erster Stelle muß nach Lage der Umstände das Projekt des HauptmanßS a. D. K ü h l genannt werden, des Nachtflng- lcitcrs der Lufthansa Im Zentralflughafen Temoelhof. Köhl, »in erfahrener KrtegSflieger und ehemaliger Führer eines in Vorbereitung. Bombengeschwaders, gehörte bekanntlich schon Im vorige» Jahre z» der Besatzung der beiden Junkers-Maschinen, die am 14. August in Dessau zum Ozeanflng starteten, und zwar steuerte er gemeinsam mit dem Piloten Loose die Maschine I). 1176 lBremenj, die über Irland hinaus das offene Meer erreichte, wegen der katastrophalen Wetterlage aber umkehre» mußte und schließlich glatt wieder in Dcssan landete Schon damals hatte» die Junkers-Werke Hauptmann Köhl, der auch im Herbst noch einen neuen Startversuch propagierte, das Vcrsoreche» gegeben, ihm für ein neues Untcroeß'ncn eine Maschine gleichen Typs, die einmotorige Jnnkcrs VV. 33, zur Verfügung zu stellen. Köhls Vorbereitungen für ein solches Unternehme» sind nun so weit aedlehen, daß am letzte» Sonn abend die versprochene neue Maschine, die die Zulassungs nummer I). 1231 trägt, von Dessau nach Berlin übergek"hrt wurde, wo sic aus dem Temvelßoser Felde »« seiner Vr- sügntig steht. Das Flnazeng gleicht in allen Einzelheiten der „Bremen" »nd der „Europa", auch schon rein äußerlich wegen der Tatsache, das, es wiederum keine» Alumininm- äustrlch anS GewIchisersparnlSgründen trägt. Kühl wird die Maschine in den nächsten Wochen nom Zentral"-"^^,, aus eliisliegen und dabei vor allen Dingen eine Reihe neuer NanigatlonkInstrumente ausvrobier n Wer ibn ans seinem Ozeanflng der, wie es beißt, im Mai staittlnden toll, alS zweiter Pilot begleitet, steht noch nicht fest Die Mitnahme eines Passagiers, wie bei dem Unternehme» vom Ana,,st oer- gangencn Jahres soll nicht in Frage kommen- Als Flng. route ist natürlich unter Berücksichtigung der jeweiligen Wetterlage wieder die über Irland-Neufitndland führende kürzeste Strecke in Aussicht genommen. Wohin geht -er Weg -es Zenlrums? Der Umstand, daß das Zentrum in unserer inneren Pocitik eine so beherrschende und ausschlaggebende Rolle spielt, gibt der Frage, wohin der Weg dieser Partei künftig führen wird, ->ve besondere Bedeutung. Tic erste Kundgebung, ans der sich ^.cr>>«^e nach dieser Richtung ziehen lassen, war die Tagung des Rcichspartcivvrstandcs am Schlüsse der letzten Woche. Im Vordergrunoe standen dort die Erörterungen über das Problem Reich und Länder, zn denen Lösung durch eine umfassende Verivailungsrcsvrm eine Reihe von Richt linien beschlossen ivurdc. Sie gipfeln in der Forderung eines „echten Füderaliosiaates" und in der Ablehnung deS „schema tischen Einheitsstaates". Tic Begriffsbestimmung des „echten Födcrativstaated" wird so sormuUert. daß er aus „wirklich lebenssähigcn" Länder» ausgebaut sein nnd neben einer star ken, weitgehendsten Dezentralisation ei»« Hebung der Selb- siäiidigteil der unteren Behörden in Reich und Ländern zum Ziele haben muß: »»r io sei eine fühlbare Senkung der öffent liche» Lasten möglich, während der schematische Einheitsstaat sogar noch eine Verteuerung herbeisührc» würde. Von der Bildung von Rcichsprvvinzc» »nd von einer Zerschlagung Preußens will das Zentrum nichts missen. Wohl aber ver langt cs die territorialen Opfer vom preußischen Staate, die erforderlich sind, uw in Mitteldeutschland und im Rhein-Main- Bczirk die verschiedenen Gebiete zu lebensfähigen Ländern zusammenzusasscii. Zur Beseitigung des Dualismus zwischen dem Reiche und Preußen wird als „einzige praktische Möglich keit" empfohlen, durch Anbahnung eines vertrauensvollen Verhällnisies zwischen Rcichsgewall und preußischer Staats gewalt Reibungen z» vermeiden'und anf gemeinsame Arbeit in der Verwaltung hinzustrebcn. Gesagt wird aber nicht, wie daß gewünschte Vertrauensverhältnis verwirklicht werden soll, wenn einer bürgerlichen Ncichsrcgicrung eine svzialistisch beherrschte Prcußcnrcgierung gcgenübcrstchi, die eine ihrer Hniiptaufgabcn darin erblickt, der Neichsrcgierung Knüppel zwischen die Beine zu werfen nnd ihr durch ostcntatioe oppo- siiionclie Abstimmungen im Rcichsrat jeden möglichen Tort anziiiuii. Bei dein Eifer, mit dem sich der ReichSparicivorsland der Verwaltiingsrcsorin angenommen hat, läßt sich übrigens die Bcmerkung nicht unterdrücken, daß es gerade das Zentrum ist. auf dessen Schuldkvnto cs gesetzt werden muß. wenn sich zunächst noch gar nicht abschcn läßt, wann der Verfassungs- aiisschns, überhaupt in die Lage komme» wird, mit seinen Arbeiten zu beginnen. Dir Rcichsregicrnng hat. da sie setzt in der Luft schwebt, begreiflicherweise keine Neigung mehr, die Vcrwaltniigsrcfvrm vorwärtszulrcibe». und da voraus» znschcn ist, das, die künftige Regierungsbildung nach den Neu- wählen sich sehr in die Länge ziehe» wird, so kann noch eine geraume Zeit verstreichen, ehe das Reformwerk im Ausschuß in Angriff genommen wird. Diese unliebsame Verzögerung wäre vermieden worden, wen» das Zcnirnm nicht so starr» sinnig aus seinem Schein in der Schnlsrage bestanden hätte, das, cS nach dem Scheitern der Vorlage die Koalition zer breche» zn müssen glaubte. Daß es auch anders gegangen wäre, zeigt das Beispiel Oesterreichs. Dort hat es ebenfalls zn derselben Zeit wie in Deutschland einen Schnlstreit ge geben. der dadurch entbrannte, das, die unserem Zentrum ent sprechenden Ehristlichsozialcn das Bnrgcnlaiid von dem RcichS- schnlgesctz aiisgcnommen wisse» wollten, um dort an Stelle der allgemeine», allen Vekenniiiisien ofsenstehenden Volks schule die konfessionelle Schule errichten zu können. Die Mehrheit des Nativnalratcs entschied aber gegen die Christ- lichsvzialcn: die beide» anderen Parteien der bürgerlichen RcgierungSkvalition, die Grvkdcutschcn und der Landbund, stimmte» in diesem Falle mit den Sozialisten zusammen. Trotzdem löste» die Christlichsozialen die Koalition nicht ans, sondern gaben sich mit der Tatsache ihrer parlamentarischen Niederlage zufrieden. Das hätte das Zentrum bei uns ebenso machen sollen; dann hätte es dem öffentlichen Interesse sicher einen besseren Dienst erwiesen, als durch die Sprengung der Koalition mit ihrer niierwünschten Folge der vorzeitigen Reichstagöa»flüs»»g. Und die Partei hätte diele Entsagung zugunsten der allgemeinen Wohlfahrt um io eher üben können, als die durch das vorläufige Scheitern des Reichs, schulgesetzes geschaffene Rechtslage trotz allen Mängeln, die ihr anhasien mögen, doch weit davon ent'ernt ist unerträglich zn sein. Dafür fällt bas Zeugnis des Generalsnpertntenden- ten Dr. Otto Dibelins ins Gewicht, der den jetzigen Recht», zustand wie folgt kennzeichnet: „Was bestehen bleibt, sind tn Preußen die evangelischen »nd katholischen Volksschulen. Diese Bekenntnisschulen sind die einzig rechtsgültige Form