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Wöchentlich erscheinen tret Nmnmern. PrSnumerationö- Prei« 22z Szr. (j Tblr.) ottrttNabrlick, z THIr. für L»i gsnzc Jahr, ohne Er Höhung,.in allen Theilen der Preußischen Monarchie. M Literatur a g a z i n für die Man xeslnumerirt auf dieses Literatur,Blatt in Berlin in der Expedition der Lüg. Pr. Staats Zeitung (Zricdncdistr. Rr. 72); in der Pronin; io wie im AuSlande dci de« WohUSdl. Posi-Aemiern. des Auslandes. 12« Berlin, Mittwoch den 2V. Oktober 1841 China. Speisen und Speise-Gewohnheiten der Chinesen.") Die Bewohner der verschiedenen Länder und Klimate lassen sich in der Wahl ihrer Lebensmittel zumeist von Herkommen und Ge wohnheit leiten: diese Gewohnheit ist aber aus daS reichliche Vor- handensepn gewisser eßbaren Dinge an den Orten, wo ein Volk seit langer Zeit sich aufhalt, gegründet. In den warmen Gegenden Asiens lebt man bauptiachlich von Neis: in den tropischen von der Frucht des Palmbaums; im nördlichen Europa ist Brod von Roggen, im südlichen aber Weizenbrod das ursprüngliche Lebensmittel; noma, dische Völker genießen die Milch und das Fleisch ihrer Heerven. Die Gastronomie hat sich zwar Speisen verschiedener, oft der ver schiedensten Klimate angeeignet, aber auch hier thut Gewohnheit sehr viel. Nur Noth und Hunger lassen unS eine Zeit lang der Gewohn heit entsagen und zwingen unS mitunter sogar zum Genüsse von Dingen, vor denen wir eine natürliche Abneigung haben. Diese Wahrheiten sind überall so einlenchtGd, daß sie keines Kommentars bedürfen. Im nördlichen China gedeihen Gerste und Weizen gut; den Reis säet man in geringer Quantität; daher die Nord-Chinesen Haupt- sächlich MuS ans verschiedenen Hirse-Arten verspeisen. In Peking und anderen Städten d»S Nordens genießt man auch Reis, der aber größieniheilS aus dem Süden bezogen wird; im südlichen China ist «s umgekehrt. Zur Befriedigung des Appetits bedienen sich die ärmeren Chinesen klein geschnittener Rettige, eingemachter Früchte oder eingcsalzener Kräuter; nur sehr Wenige thun sich an gekochtem oder gebratenem Fleische gütlich, und auch diese nur in seltenen Fällen. Wohlhabende Leute aber essen Rindfleisch, Hammelfleisch, Schweinefleisch, Hühner, Enten, allerlei Fische, Schildkröten, eßbare Frösche, Krebse und Krabben, Austern und Schnecken. Von wilden Thieren und Bögeln verzehren sie: wilde Schweine, Hirsche, Ziehe, Hasen, Fasanen, Rebhühner, Haselhühner, Wachteln, Trauer-Enten, Garten-Ammern und Chinesische Sperlinge. Das Hinterstück eines Hirsches gilt für die leckerste Speise. In der Provinz Fu-kian und in einigen anderen Gegenden ist ein gemästeter junger Hund, in Kuang-tung aber eine große Art Schlange von grauer Farbe das schmackhafteste Gericht au vornehmen Tafeln. Da« Fleisch der zahmen Ganse gilt für zu grob und wird darum nicht genossen. Die ärm sten Leute verzehren, wenn es ihnen an jedein anderen Lebensmittel gebricht, Alles ohne Auswahl: Kameelflcisch, Pferdefleisch, Esel- fleisch, Hundt, Katzen, hartgeflügekten Insekten und selbst Acser von Thieren. Wenn ein Mißjahr entsteht, so essen sie die Blätter von allerlei Bäumen und die Wurzeln wildwachsender Kräuter, in Wasser gekocht. Aus dein Weizen machen die Chinesen nur Graupen-Mehl, das oft mit zermahlten Bohnen vermengt wird; das beste Mehl ist von Meis. Aus dem Mehle bäckt man Kuchen und Pasteten von sehr mannigfaltiger Form, auch kleine gesäuerte Brodie. Kraftmehl aus den Wurzeln des LotoS und der Lilienzwicbel genießt man in Krank heiten und auch beim Frühstück als Mus. Mehl von Hirse, Roggen, Erbsen und Buchweizen giebt kleine Brodte für die arbeitende Klasse, die aber in sehr geringer Quantität gebacken werden. Der Roggen wächst nur an der nördlichen Glänze und dient meist zur Wein- brauerei und Viehmast.") Zur Würze der Speisen dienen Schwalbennester, Haifischfloffen, Seeblasen («ine Art Holothurie), Tauben-Eier, allerlei frische und trockene Pilze, Wurzclkeime des Bambus, Meerkohl, Hirsch- und Ochsen-Adern, Essig, Pfeffer, frischer Ingwer, aufbrechende Keime der wohlriechenden Esche, verschiedene Küchengcwächse, wie Petersilie, Pastinaken, Spinat, Kohl, Ealade, Portulak, Knoblauch, Zwiebeln, Kleinrussische Gartenmelve und allerlei Eingemachtes, als Gurken, Melonen, Möhren, Rüben, Rettige, Kohlrabi, Kohlrüben, Senfwur- i"u- Chinesische Kartoffeln. Zimmt, Gewürznäglein und Muskat- dluthe werden nie an Vik Speisen gethan; »ine geringe Quantität dmer tdeln Gewürze verursacht einem Chinesen schön Uebelkeit. Salz kommt nicht auf den Speisetisch; man begnügt sich, eS den Gemu en und der Zukost beizumengen. ') Nach UP Rutschen deS Patte Hoaclttth iin denen Werk „Kilai" ' - Der Eßinesuck« wird gebraut und ist m der Thar eine Are Mittelding twuwen Bier und Brannlwtin; doch soll er in mancher Gegend ^seiner Areen sind erstaunlich viele - einem leichten weißen Tischwein aut Weintrauben sehr ähnlich seben und ähnlich schmecken. Suppen und Bouillons bereitet man in Haushaltungen selten; ihre Stelle vertritt gebackenes und klein gehacktes Fleisch. Zum Backen verwendet man nur eine Art Oel und anSgeschmolzencs Nierenkett von Schweinen. Eine gewisse Schärfe und Säure — kurz, etwas Pikantes, darf nicht fehlen; die erstere wird dnrch frische» Ingwer und Pfeffer, die andere durch tine Art Teig aus durchsäuertem Erbsenmehl herbeigeführt. In die Saucen rhut man Kraftmcbl aus Indischen Linsen. Es giebt in China keine Viedzucht; Rindfleisch und Hammelfleisch werden auS der Mongolei bezogen, daher nur die au der Nordgränzc wohnenden Chinesen und die in Nord-China angesicdellen Tatarischen Völker beide Arten Fleisch, wie auch Butter und Milch von Kühen, genießen können. Dw Be- wohner Süv-China's ekeln sich vor diesen Speise-Artikeln eben so, wie man in Europa vor dem gefallenen Vieh sich ekelt; auch über- läßt man allen Handel damit ausschließlich den in Nord-China sehr zahlreich angesessenen Türken aus der östlichen Bucharei. Nur in deu Buden dieser Leute sind Milch und Hammelfleisch zu bekommen. Die Speisen werden weder auf Feuerheerden, noch in eigent lichen Backöfen oder auf Fliesen zubereiiet. Statt dessen macht der Chinese auS Backsteinen niedrige Deichen in Form von Feuerstübchen mit zwei kleinen Oeffnungen, von dkncn die eine unten a» der Seite, die aiwcre oben in der Mitte angebracht ist. Diele Oeffnungen haben 3—4 Zoll im Durchmesser. In vie obere Oeffnung legt man Stein, kohlen auf einen Kotzlcnrost; aber daS Feuer wirb durch die uniere Oeffnung angezüuvct mw unterhalten. Aus diesen Oefchen wird daü Mus m Kesselcheu auS Thon gekochi und werden Saucen und Ge- bratenes in Näpfen aus Gußeisen zubereiiet. Kupfergeschirr haben die Chinesen nicht, die unverzinnien Kannen ausgenommen, worin nmu ras Wasser zum Thee kocht. Kucken und Pasteten bäckt man in Grsäßen aus Gußeisen mW in viereckigen Pfannen von Eisenblech mit einem Deckel; auch wohl in hölzernen Necken mit einem Gitter- bodcn, von denen mehrere über einander in ein Gesäß aus Gußeisen gestellt und, dem Dampfe deS kochenden Wassers ausgesetzt, von oben dicht zugedecki werden. Auf die letztgenannte Art wärmt man alle kalte Speisen. ES giebt Bratöfen in der Form unserer Kamink, mit einer Rauch-Oeffnung, die, wie an den Russischen Oefen, von Außen angebracht ist. Zn diesen Oefen bräi man — ohne daS Rauchloch zu verschließen — Enten, Spanferkel, Hammel und Schweine, indem man sic an Haken aufhängt und das Feuer ins Ofenloch bringt. Die Haut ter Thiere wirb in dieser Gluth dermaßen durchgrbraten, vaß sie sich im Munde zerkrümelt und einen köstlichen Geschmack er hält. Bisweilen brät man auch die Tbicre ganz oder stückweise am Epjeß über glühcndrn Kohlen. Die Chineken gebrauchen bei Tische bekanntlich weder Messer noch Gabeln, sondern bringen >ede Speise, die flüssigen ausgenom men, vermittelst zweier Stäbchen von 8 — IE Zoll Länge zum Munde: vaher alles Fleisch m kleine Stückchen zerschnitten angerichiet wird. Suppen mit Löffeln zu essen ist nicht Sitte: man legt nur höchstens zwei Löffel sür Einige der Gäste auf den Tisch. Die Löffel sind klein unk von Porzellan oder Fayence. Man speist gewöhnlich dreimal des TagcS. Um S oder v Uhr Morgens wrrv das Frühstück, um ß oder w Uhr das Miitagbrod, und zwischen L und 9 Uhr Nachmittags die Abendmahlzeit einge nommen. Zum Frühstück genießt der Chinese Thee mit Kuchen, Dampf-Backwerk in Form von Pasttlchcu, Faden-Nudeln in Bouillon, Hirsebrei (bisweilen mit lieingehackrem Pökelfleisch), säuerliche» Bret aus LotoS- oder Lilicnzwiebcl-Mehl und warmes Wasser mit Saiz und Gelbe- vom Ei. Die von den Europäern erborgten Butter- kuchen (mit Ei vermengt) sind wohlschmeckend; ihre vaterländischen Kuchen aber, denen Feil und Kechzucker beigemcngl sind, schmecken sehr übel. Ein. Gastmahl besteht gewöhnlich aus fünf Schüsseln nm kaltcn oder warmen Speisen und vier Näpfchen oder Terrinen mit Brühen. Nach der Mahlzeit reicht man redem Gaste eine Taffe gekochten Reis, Fadennudeln oder Dampfnudeln. Im Verlaufe der Mahlzeit trinkt man Ligucur und Wein aus Geiraide — jedes dieser Getränke ist gewärmt und gewinnt dadurch an Lieblichkeit. In^ Ganzen wiro sehr wenig getrunken: daher auch die Täßchen für vpirituosa nicht viel größer sind als Fingtrhüte. Auf eine Abendtafel für Gäste stellt man gewöhnlich vier Teller mit frischen und vier andere mit gedörrte« Früchten, vier Teller mit eßbaren und verzuckerten Kernen, darunter Melonen-Kerne und geröstete Bohnen, vier Teller mit geräuchertem Fleisch, vier dergleichen mit Gebratenem, vier dergleichen mit Back' werk und nicht selten auch vier Taffen mit Saucen. Alle Gericht»