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AWMOHM' WkliM un-Anjeiger Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Druck und Verlag von Di. Alban Frisch. 78. Fähig Nr. 122 vciu«»prkis b-tdmoxalU» 8V (Yvldpteoiiige lräaerloh«. ausgeführt Hauptschwierigkeiten für alle Koali tionsverhandlungen zwischen Sozialdemo kraten und Deutscher Volkspartei liegen. Wenn beide Parteien der Großen Koali tion zustimmen, so folgen sie dabei mehr der Not als der Neigung. Weder bei dem linken Flügel der Sozialdemokratie noch auf dem rechten Flü gel der Volkspartei ist man mit dem Herzen bei der Großen Koalition und würde jede andere Lösung wahrscheinlich vorzichen. Sollten die Sozialdemokraten, wie man nach siche ren Informationen befürchten muß, sehr weitgehende Personalwünsche stel len, so würde natürlich die Lage der Volks parteiler, die die große Koalition erstreben, ihren Fraktionsgenossen gegenüber sehr schwi e- rig werden. Nehmen wir als wahrscheinlich an, daß die kommende Negierung sich auf Sozial demokraten, Demokraten, Zentrum und Deutsche Volkspartei stützen wird, jo ergibt ein einfaches Rechenexempel, daß die Sozialdemokraten bei einer solchen Koalition 20 Abgeordnete mehr in die Wagschale zu werfen hätten, als die übrigen drei Parteien zusammengenommen. Gestützt auf diese Tatsache, beabsichtigen sie, die Mehr- / zahl der M i n i st c r p o st e n für sich zu for dern. Das Kabinett besteht einschließlich des , Reichskanzlers aus 11 Köpfen. Wird das Mini- ! sterium der besetzten Gebiete wieder besetzt, so darauf legen muß, daß die Wirtschaftspar- tei endlich ihr Teil Verantwortung mit über nimmt. Dieser Standvunkt wird auch von den Demokraten und dem Zentrum vollkommen ge teilt. Die Wirtschaftspartei wird freilich keine große Neigung haben, ihren Wählern zu bewei sen, daß sie alle Versprechungen nicht wird hal ten können. Es wäre im Interesse der Gesun dung unserer politischen Verhältnisse außer ordentlich zu begrüßen, wenn der Wirtschafts partei das Ministerium angeboten wird, auf dessen Besetzung sie den größten Wert legen müßte und dessen Ablehnung ihr von ihren Wüh lern nie verziehen werden würde. Das ist das Finanzministerium. Gewiß sind gerade für die ses Ministerium schon jetzt Kandidaten in Fülle da. Das Zentrum dürfte Wert darauf legen, dieses Ministerium weiter in der Hand zu be halten, wenn es auch eventuell Köhler durch Wirth ersetzen würde, den ein gut Teil der Zentrumsfraktion auf jeden Fall ins Kabinett schicken möchte. Von den Demokraten haben Bernhard und vor allem Reinhold An sprüche angemeldet. Die Kandidatur Reinholds würde von der Volkspartei unterstützt werden und wäre auch den Sozialdemokraten durchaus annehmbar. Durchführung des Gesetzes um etwa zwei Monate hmausgeschoben werden, so daß für dieses Fahr die verfassungsmäßige Festlegung des 11. August als Nationalfeiertag nicht in Betracht kommen würde. Eckchemi irden iöochenlag nachmittag» — Kernlpr Ar. n Posltcheckkonlo Leipzig 28 484. - wemetndegtrokont» 14. — Banttonlen. Commerz- und Prival«Bank Zweigstelle Hohen stein - Ernstthal — Darmstädter und Naitonalbank Zweig niederlassung Hohenstein-Ernstthal — Unverlangl elngesandle Manuskript« werden uicht zurückgrschlckk — Einsendungen ohne Namensnennung linden kein, Ausnahme deshalb seinen Antrag nur an den für seinen Wohnbezirk zuständigen Oberprüsidenten richten. Da die zur Verfügung stehende Gesamtsumme nur rund 100 000 Mark beträgt, können leider nur die dringendsten Notfälle be rücksichtigt werden. Für die Stadt Berlin kom men z. B. nur 24 000 Mark zur Ausschüttung, für die Provinz Brandenburg 22 000 Mark. Ferner halten Pommern 2.0 000 M., Ostpreußen 20 000, Schlesien 16 000 Mk. usw. müssen 12 Minister ernannt werden. Die Sozialdemokraten beabsichtigen, von diesen 12 Ministerposten für sich sechs einschließlich des Kanzlers zu beanspruchen und wollen dem Zen trum drei, der Volkspartei zwei und den Demo kraten einen Minister zulligen. Ob die Volks partei unter solchen Bedingungen in die Regie rung eintritt, ist selbstverständlich, zweifelhaft. Sie dürfte nichts dagegen einzuwenden haben, daß die Sozialdemokratie den Kanzler stellt, da es ihr nur recht sein kann, wenn der überragende Einfluß der Sozialdemokraten auf die Regie rung durch einen sozialdemokratischen Reichs kanzler vor dem ganzen Lande recht deutlich ge kennzeichnet wird. Im übrigen wird ihre Ent scheidung natürlich davon abhängen, welche und wieviele Ministerposten ihr zugebilligt werden und wie die übrigen Parteien die anderen Plätze im Kabinett besetzen. Auf jeden Fall muß die Volkspartei gewisse Sicherungen verlangen. Dazu dürfte einer seits eine bindende Verpflichtung der Sozialdemokratie gehören, ihre Gegner schaft gegen die Wehrmacht zurückzu stellen. Es liegen nämlich sichere Informa tionen darüber vor, daß die Sozialdemokraten beabsichtigen, in dieser Hinsicht im Reichstag so fort schweres Geschütz aufzufahren. Hier könnte die Volkspartei natürlich nicht mitmachen. Sie wird weiter dem Umstand Rechnung tragen müssen, daß in V e a m t e n k r e i s c n große Er regung herrscht, weil man fürchtet, die so sehr gestärkte Linkspartei würde die wohlerworbenen Rechte der Beamtenschaft anzutasten versuchen. Ebenso selbstverständlich ist es, daß Sicherungen dafür geschaffen werden müssen, daß die ein mal begonnene Sanierungsaktion für die deutsche Landwirtschaft nicht plötz lich wieder abgestoppt wird. Sehr maß gebende Abgeordnete glauben überhaupt die Sanierung der deutschen Landwirtschaft als die Hauptaufgabe des kommenden Reichstages be trachten zu können. In diesem Falle müßte die Sozialdemokratie ihre bisherige Haltung einer sehr erheblichen Revision unterziehen. Es braucht wohl nicht erwähnt zu werden, daß die Volkspartei natürlich auch großen Wert selbstverständlich, daß die Eine sozialistische „Regierung der Bauern und Arbeiter"? Berlin, 23. Mai Im Rahmen der Gerüchte und Kombinationen über die Negierungsneubildung veröffentlicht der „Vorwärts" eine interessante Zuschrift, in der gesagt wird, daß bei einige» Führern der Kommun i- stischen Partei die Neigung bestehe, an die Sozialdemokratische Partei mit dem Ersuchen heranzutretcn, über die Frage der Beteiligung der Kommunisten an der Regierung zu verhandeln. Diese Regierung solle die Firma einer „Negierung der Arbeitern und Bauern" tragen. Dieses Blatt ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, de» Finanzamt» und de» Stadttat» zu Hohenstein - Ernstthal, sowie der Behörde» der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, RüSdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, LangenchurSdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Ggidten, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rüßdorf. Hiudenburg-Spcndc und Kleinrentner Berlin, 23. Mai Der aus dem Verkauf der Wohlfahrtsmarken der Hindenburg-Spende erzielte Erlös, der bekanntlich den Kleinrentnern zugute kommen soll, wird nunmehr zur Ausschüttung kommen. Dio Hindenburg-Spende hat jetzt mit der Verteilung der Beträge auf die Länder und Provinzen begonnen. Das Vorjchlagsrecht für die Bewilligung solcher Unterstützungen liegt bei den Oberpräsidien. Jeder Antragsteller kann 7,7 v. H. und vielleicht noch einige Splitter aus dem Bürgertum. Wenn das auch noch immer deine tragfähige parlamentarische Mehrheit er gebe, so erwarte man in kommunistischen Krei sen doch, daß bei den entscheidenden Abstimmun gen auch noch einige christliche Arbeiter- und Bau ernvertreter aus den anderen bürgerlichen Par teien zur Unterstützung einer solchen Negierung s- h bereit erklären. Als letztes Mittel bleibe i im.n.'r noch eine baldige Auflösung dec- Reichstages, und Neuwahlen würden dann „sicher'" die erforderliche Mehrheit für eine solche Negierung der Arbeiter und Bauern bringen. Der „Vorwärts" befaßt sich eingehend mit dem Inhalt dieser Zuschrift. Er verhält sich im allgemeinien sehr zurückhaltend, ja ableh nend gegenüber den Eedankengängen dieser Zuschrift, aber man kann zwischen den Zeilen doch losen, daß eine Entwicklung in dem hier an gedeuteten Sinne von den Sozialdemokraten b e- grüßt würde. Diese geheime Freude des „Vorwärts" ist freilich nur von kurzer Dauer gewesen, denn die „Note Fahne" rückt milder größ ten Entschiedenheit von dieser Zuschrift ab. Das Blatt überschlagt sich ge radezu vor Eifer, um den Inhalt der Zuschrift bis ins letzte zu verhöhnen. Die „Rote Fahne" spricht von einem schlechten Aprilscherz und von einer Höchstleistung an Blödheit. Der ganze Ar tikel sei ein dreistes, aber völlig verunglücktes Manöver, um den Arbeitern „die neue Koali tionspolitik der Noskepartei mit den großkapitali stischen Ausbeuterparteien den» Logisch mundge recht zu machen." Verhaftungen durch die Bcsatzungsbehördc in Zweibrücken Zweibrücken, 23. Nini Die Vesatzungsbehörde hat in Sachen der in der Nacht zum i. Akai am französischen Osfi- zierskasino herabgerissenen Trikolore heute früh eine in den 30 Jahren stehende Anna Korn berger gegen 3 Ahr aus dem Bett verhas tet und nach 6 Ahr in Richtung Landau ab transportiert. Um 3,43 Uhr wurde auch ein Autogaragenbesitzer Eugen Frank aus dem Bett heraus verhaftet. Er wurde um 9 Uhr gefesselt durch zwei französische Gendarmen eben falls in Richtung Landau weggeschafft. Beide Verhafteten hatten vor einigen Tagen längere Vernehmungen über sich ergehen lassen müssen, weil sie mit zwei jungen Leuten im Kraftwagen ins rechtsrheinische Gebiet gefahren sind. Diese jungen Leute werden von Len Franzosen als Täter angesehen, bestreiten aber jede Teilnahme an dem Vorfall. Sie befinden sich noch jenseits des Rheines. Berlin, 23. Mai Der Reichspräsident wird, wie be reits angckiindigt, in erster Linie den Vorsitzen den der sozialdemokratischen Fraktion, den Ab geordneten Hermann Müller-Franken, mit der Regierungsbildung beauftra gen. Weitcrgchende Mitteilungen haben nur de» Wert leerer Kombinationen. Wirtschaftspakt« und Große Koalition Berlin, 23. Mai Der Vorstand der Wirtschaftspakte! trat heute zusammen, um die durch den Ausgang der Neichstagswahl geschaffene politische Lage zu besprechen. Zur Neubildung der Regierung konnte er jedoch nicht Siel- lung nehmen, weil das Sache der Reichstagsfrak tion ist, die erst nach Pfingsten zusammen der werden wird. Schon heute läßt sich aber so v-ei sagen, daß die Partei eine Einladung zu Verhandlungen über die Große Koa lition nicht von vornherein und grund sätzlich ablehneu würde. Wie wir hören, geht die Meinung der Wirtschaftspartei dahin, daß ihre Mitarbeit in einer Negierung wesent lich abhängig zu machen ist von dem Pro gramm des Kabinetts, namentlich von den Gesetzesvorlagen, die es einbringt oder einzu bringen gedenkt. Sonnabend, den 26. Mai 1828 Uttr dcn Nachweis wetten 25 wowpsenntge bereckmet. I , »V»«» Bei Klagen, Konkurien. Begleichen ujw wird de, Brutto- 1 betrag in Rechnung gestellt Om Kalle höherer Bemalt — Krieg »der loiisttgei irgend welcher Störung de» Betriebes der Zeitung, der Llclemnien oder der Befördern »gSeinrich- mngen - hat der Beziehe, keinen Anspruch aus Lieserung ober Nachlicserung der Zeitung oder aus Rückzahlung deS Bezugspreise» Ser 11. August in diesem Jahre noch kein Feiertag Berlin, 25. Mai Aus Anlaß des Rcichsratsbeschlusses über die Festsetzung des 11. August als Natio nalfeiertag ist in einigen demokratischen Blättern behauptet worden, daß nunmehr ein derartiger Beschluß im Reichstag mit Sicherheit zu erwarten sei, denn dieser Antrag könne im Reichstag mit einfacher Mehrheit angenommen werden. Eine solche Mehrheit stünde ohne wei teres zur Verfügung. Demgegenüber schreibt heute die Nachtaus gabe: Zunächst habe das Zentrum bisher die sen Antrag immer abgelehnt, so daß schon die Mehrheitsfrage ungeklärt sei. Aber über den verfassungsändernden Charak ter entscheide auch nicht nur der Neichsrat, son dern auch der Reichstag und in letzter In stanz der Staatsgerichtshof. Selbst wenn sich im Reichstag eine Mehrheit auf den Standpunkt stellen könnte, daß das Gesetz über die Einfüh rung eines Nationalfeiertages nicht verfassungs ändernd sei, so würde immer noch die Möglich keit bestehen, den Staatsgerichtshof zur Entscheidung anzurufen. Dadurch würde die Sie veMMen Elsässer AulsnoiWen legen Berufung et« Kolmar, 25. Mai Das gestrige, der Gerechtigkeit hohnsprechcnde Urteil im Auto no miste nprozeß, das im ganzen Elsaß, auch in den frankophilen Krei sen, größte Empörung und Bestürzung hervor gerufen hat, dürfte in dieser Gestalt nicht rechtskräftig werden. Die Verurteilten haben nämlich bereits beim Kassationshof die N i ch t i g k e i t s b e s ch w e r e eingercicht, die sie mit den unzähligen bei der Verhandlung vorge- kommenen Formfehlern begründen. Die Verurteilung Rosses und Rick« lins wirst die Frage auf, ob die beiden Depu tierten von Kolmar und Altkirch dadurch des Rechtes verlustig gehen, am 1. Juni oder nach Verbüßung ihrer Strafe auf den Deputierten bänken des Palais Bourbon Platz zu nehmen. Von einigen Blättern ist bezeichnenderweise be reits die Ansicht geäußert worden, daß in den genannten beiden Stimmbezirken nunmehr Neuwahlen zu erfolgen hätten. Der be kannte Parlamentarier de Monzie erklärt im „Eche de Paris" demgegenüber, daß die letzte Entscheidung bei der Kammer liege. Hemam Müller wird mit -er MHMMgsMWg -emstragt werden VMHMl Md MMM Eigene Drahtmeldung Berlin, 26. Mai Es ist — wie bereits gestern an dieser Stelle Man denke sich auf kommunistischer Seite die Sache offenbar so, Laß cs gelingen könnte, zu diesem Zwecke eine ähnliche Front zu bilden wie im Kampfe um die Fürstenvermögen. Die par lamentarische Lösung der Aufgabe stelle man sich etwa folgendermaßen vor: die Sozialdemokratie hat 30,6, die Kommunisten haben 10,2 v. H. der abgegebenen Stimmen erhalten. Dazu kämen dann der Deutsche Bauernbund mit