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Sächsische Elbzeitung Sächsische Schweiz Tageblatt für die Unterkllltungsbeilllge", Das Leben im Bild und Wissen", // Ständige Wockendeilggen: '^u^üer^Wott der Zraü", Illustrierte Sonntagsbeilage Betriebsstörung usw. berechtigt nicht zur Kiirzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung inzclnerNummerninfolg« »Sherer wewau, vireir, - u, _ _ : Bad Sckandau, Oienswg, den 30. August 1927 71. Mrgang Tageszeitung für die Landgememosn Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners. darf, Krippen, Lichtenhain, Mittclndorf, Ostrau. Porschdorf, Postclwitz, Proffen, Rathmannsdorf. Neinhardtsdorf, Schmilka. Schöna, Waltersdorf, Wendischfähre, sowie für das Gcsamtgebiet der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Nohrlapper Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gcspaltene 85 mm breite Pctitzeile 20 Pfg., für aus- wärtige Auftraggeber 25 Pfg., 85 mm breite Rcklamezeile 80 Pfg. Tabellarischer Sag nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in. und ausländischen Zeitungen «Eit die amtlichen B-kanntm-chungen den Stad,ra^ LkkoL MV »-L-N NE Nichterscheinen « Nr. 202 Mr eilige Leser. * Neber Rotterdam ist der Belagerungszustand verhängt wor den weil die seit der Hinrichtung Saccos und VanzeMs von kommunistischer Seite ausgehenden Unruhen immer noch an- daucrn. * Der Exprcßzug Newpork—Chicago ist gestern etwa 20 Kilo meter westlich von Altona im Staate Pennsylvanien entgleist. Zwei Personen wurden getötet, während l> weitere mehrere Ver legungen davonlrngcn. Die erste Lokomotive des Exprcßzugcs übcrschlug sich, während die zweite mit drei Pullmann-Wagen die Böschung hinabgcrisscn wurde. * Seit einigen Tagen wird in sämtlichen Schnell- und Pcrso- nenzügen aus der Rhcinpsalz in das Saargcbicl eine verschärfte Passkontrolle vonseiten der deutschen Gendarmerie vorgcnommcn. » Aus Tokio wird gemeldet, dass der Taifun aus Osaka nach Nordchina ubergcgrisscn hat. Auch Sachalin ist stark beschädigt. Es sind über 500 Häuser zerstört, über 200 Menschenopfer werden beklagt. Bei Sachalin sind 80 Schiffe im Sturm untergcgangcn. Drei Wälsischfängcr werden zurzeit noch vermisst. Var moderne Men und veutschland in der Weltpolilik. Vvil Professur Ur. Taraknath Da s. Asien ist die Wiege der Menschheit und hat bereits in der Vergangenheit eine bedeutungsvolle Nolle in alle« mensch lichcii Anvclcgenheitcn gespielt. Kurz gesagt, der größte Teil der Zivilifationsgeschichte steht im engen Zusammenhang mi: der Entwicklung Asiens und dessen Beziehungen zu fremder. Ländern und Völkern. Ohne auf die vorgeschichtlichen Zeiträume zurückgreifen zu müssen, kann man Wohl behaupten, das; das kulturelle und politische Leben Griechenlands, das doch einst die Grundlage aller westlichen Zivilisation bildete, seine eigentliche Fördc- ! rung durch die kulturellen Berührungspunkte, Hcmdelsverbi«- ! düngen, politischen Organisationen sowie auch die politischen Konflikte zwischen Griechenland und den asiatischen Staaten erfuhr. Eines der wichtigsten Momente in ocr Geschichte des Mittelalters ist die Tatsache, das; asiatische Staaten und Völ ker auf allen Gebieten menschlicher Tätigkeit stets eine her vorragende Stellung eingenommen haben. Einerseits zog der Handel und der Wohlstand Asiens die Aufmerksamkeit der Kaufmannschaft der westlichen Staaten auf sich, andererseits war das Vordringen der Mongolen vom Herzen Asiens in das Herz Europas hinein wahrscheinlich von größerer Wichtig keit als selbst die Kreuzzüge. — Die Politische Entwicklungsgeschichte des letzten Einund einvierteljahrhuuderts zeigt uns in großen Umrissen drei Hauptphasen ein und desselben Kampfes an, nämlich erstens die außerordentliche, Ausdehnung des westlichen Europas durch Unterwerfung anderer Völker, zweitens Streit und Un einigkeit zwischen den Angreifern selbst über die Aufteilung des im Orient und anderswo geraubten Besitzes, und drittens den erwachten Widerstand des Ostens gegen die Herrschaft der Westmächte über den Orient. Man kann Wohl behaupten, ' daß die meisten und wichtigsten Konflikte des neunzehnten Jahrhunderts in Europa ihren mehr oder weniger sichtbaren asiatischen Hintergrund hatten. Englands Entschluß, Napo leon zu verderben, entsprang in der Hauptsache dem englisch- französischcu Hnteresseukampf in Indien. Die traditionelle Feindschaft zwischen Rußland und England, die erst kürzlich wieder in dem Abbruch der diplomatischen und Handelsbezie hungen zwischen beiden Staaten znm Ausdruck kam, hat gleich falls ihre Wurzel in Asien. Der Krimkrieg, der Kongreß zu Berlin, der russisch-japanische Krieg und die Gründung der Triple-Entente gegen Deutschland und Oesterreich, sie alle hatten ihren asiatischen Hintergrund. Der englisch-franzö sische Wettkampf im neunzehnten Jahrhundert fußte haupt sächlich auf ungelösten kolonialen Fragen in Asien und Afrika. Man darf nicht vergessen, daß Frankreichs Anerkennung der englischen Herrschaft in Aegypten, der Pforte zum Orient, und die englische Anerkennung der französischen Rechte in Marokko und Ostasien an der siamesischen Grenze wichtige Faktoren waren, um das englisch-französische Bündnis gegen Deutschland zu begründen. Eine Anstellung Persiens zwischen England und Rußland, Englands Besitznahme von Tibet und Afghanistan und die Zuteilung der Mongolei an Rußland waren die verlockendsten Verheißungen zu Gunsten des eng lisch-russischen Bündnisses gegen Deutschland. Englischen Staatsmännern, insbesondere dem verstorbenen Lord Lans- downe, Earl Grey und anderen, die an der Einkrei nng Deutschlands interessiert waren, war Deutschlands Ausdeh nung im Orient und die Berliu-Bagdadbahn ein weit größe re Dorn im Ange als das Wachstum der deutschen Flotte Ohne die Streitkräfte, die wirtschaftlichen Hilfsgnellen und d>e strategischen Punkte Indiens wäre es für die Entente un möglich gewesen, die Türkei zu besiegen. Ohne eine arabische Nie Floiienparade vor dem Michsprasidenien. Kombinierte Nbungcn der Reichswehr und Rcichsmarine. Das Programm für die Flotteuparade bei Rügen, bei der znm erstenmal die Flotte dem Reichspräsidenten von Hindenburg vorgeführt werden wird, ist jetzt fcstgelcgt. Danach wird der Reichspräsident am 1l. September in Saßnitz an Bord des Flotlcnflaggschisfs „Schleswig Hol stein" gehen, das dann auf See die zwischen Rügen und Swiucmündc versammelte Flotte treffen wird, und zwar die Linienschiffe „Hessen", „Schlesien" und „Elsaß", die Kreuzer „Berlin", „Nymphe" und „Amazone", zwei Torpcdobootsslottillen mit insgesamt 22 Torpedobooten und eine Mincnsuchhalbsloltillc zu fünf Minensuchern. Beim Eintreffen des Reichspräsidenten feuert die Flotte einen Salut von 21 Schuß. Es erfolgt dann eine Vorbei fahrt mit Evolutionen. Die Parade steht unter dem Befehl des Flottenchefs, Vizeadmirals Mommsen. Die „Manövcrgäftc", Reichs tags- und Rcichsratsmitglicdcr sowie Pressevertreter, werden auf dem zu diesem Zweck von der Marine gc- mictctcn Sccbndcrdampfcr des Norddeutschen Lloyds „Noland" dem Schauspiel folgen. Auf Rügen finden ebenfalls in Gegenwart Hinden burgs vorher kombinKrtc Übungen der Reichswehr und der Rcichsmarine statt. Hochwassergefahr in Mecklenburg. Schwerin, 80. August. In den späten Abendstunden kamen gestern aus der Umgebung von Güstrow alarmierende Meldungen über die verheerenden Wirkungen des Hochwassers, das die un geheuren Rcgenmasscn der letzten Wochen gebracht haben. Die Nebel, ein Nebenfluß der Warnow, ist plötzlich über die User getreten. Dadurch entstand eine furchtbare Katastrophe. In einem zunächst noch nicht abzuschätzcnden Umkreis ist hauptsächlich die südliche Umgegend vom Hochwasser überschwemmt und.gleicht einem riesigen Meer. Das Vieh mußte schnell in die Ställe genommen werden. Ob auch Opser an Vieh und Menschen zu be klagen sind, ist noch nicht abzusehen. Die Ernte, von der etwa nur XI geborgen ist, ist vollständig vernichtet. Die Landstraßen sind überschwemmt und vollständig unpassierbar geworden. Pa rum, das einige Kilometer von Güstrow entfernt etwas hoch ge legen ist, ist plötzlich zur Insel geworden. Das Wasser reicht nach den hier in Schwerin vorliegenden Meldungen bis zu Dör fern, die etwa 7 Kilometer südlich von Güstrow liegen. Die Bahndämme sind durch das Hochwasser arg gefährdet, weil sic infolge des andringendcn Wassers vollständig durch weichen. In Güstrow selbst ist der Lindengarlen und die Zu gangsstraßen zu diesem cbcnsalls überschwemmt. Weitere Ein zelheiten sind bis zur Stunde noch nicht bekannt. Auch Mecklenburg soll zum Notstandsgebiet erklärt werden. Schwcri n. Seilens des Landbundcs Mecklenburg-Schwerin ist mit Rücksicht auf die Gefährdung der mecklenburgischen Ernte infolge der anhaltend nicdcrgcgangcnen Ncgenmasscn in den Erntemonaten Juli und August an das Ncichscrnnhrungs- ministerium, das Reichsfinanzministcrium, das Neichswchrmini- sterium, das Rcichsbankpräsidium, an die mecklenburgische Landes regierung und an den Landtag für Mecklenburg-Schwerin das Ersuchen gerichtet worden, Mecklenburg zum Notstandsgebiet zu erklären, Reichswehr zur Einbringung der Ernte zur Verfügung zu stellen und Ernlcbcrgungstrcditc zu verbilligtem Zinsfuß be- rcllzustellcn. Ier MeMeiM SUM-MlmM »Mett Der gestern in H a m bürg mit der „Cap Polonio" von seiner Argcnlinienrcise zurückgckchrlc Dr. Eckener erklärte, daß er mit dem Ergebnis seiner Reise durchaus zufrieden sei. Eine Kom mission sei in Buenos Aires eingesetzt worden, die Dr. Eckeners Ozcanplänc prüfe, um sic dcr Ncgicrung und dcm Kongreß zu empfehlen. Nach Genehmigung der deutsch-spanischen Vorschläge werden dann .in Argentinien die nötigen Anlagen sür den Lusl- schisfvcrkchr Spanien—Südamerika errichtet werden. In dcr argenlinischcn Hauptstadt würdc cin großer Luflschiffhafen mit Halle und Ankcrturm gebaut werden. Spanien habe mit diesen Anlagen bereits begonnen, so daß die Aufnahme des Lustschiff- vcrkchrs über den Ozcan nur von dcr Fertigstellung und dem Er gebnis dcr Probefahrtcn dcs ncucn Zeppelins abhängc. Die Ursache dcs Unglücks von Chamonix. Alleinschnld dcs Lokomotivführers. Nach Meldungen aus Paris hat die Untersuchung dcr Kata strophe bei Chamonix ergeben, daß das Verschulden allein dcm ge töteten Lokomotivführer Liard zufällt, dcr zu schnell angcsahrcn ist, wodurch die Lokomotive in ein übermäßig rasches Tempo kam, so daß die Bremsen unwirksam wurden. Außerdem hatte sich die Verbindung mit den Zahnrädern gelöst und die Lokomotive geriet l ins Gleiten. Revolution hatte England niemals in der Türkei festen Fuß fassen können. Ohne Japans Eintritt in den Weltkrieg auf Seiten der Entente wäre cs für Rußland unmöblich gewesen, gleich zu Anfang des Krieges seine ganzen Streitkräfte, selbst die aus Sibirien, gegen die beiden mitteleuropäischen Mächte ins Treffen zu führe«. Außerdem hätte die Entente Deutsch land niemals erfolgreich blockieren können, wenn Japan neu tral geblieben wäre. Es steht ferner fest, daß, wenn Japan nicht bereits Partei im Weltkriege gegen Deutschland ergriffen gehabt hätte und durch den L woner Vertrag verpflichtet ge wesen wäre, keinen Sonderfrieden eiuzugehen, Amerika eine Kricgstcilnahme vermieden hätte. Es ist endlich eine un bestrittene Tatsache, daß die Rivalität der Westmächte in Asien einer dcr Hauptgründe für den Weltkrieg war, und cs war obendrein die asiatische Hilfe, die schließlich im Kriege mit aus schlaggebend wurde. Seit Friedensschluß spielt Asien eine Rolle von stetig wachsender Bedeutung in der Weltpolitik. Dcr Versailler Vertrag hat keinen wirklichen Frieden ge schaffen. Nach dem Weltkriege verfolgten die Engländer die Politik. Persien zum Protektorat zu machen, doch wurde ihnen dieser Plan vereitelt, well Persien mit russischer Unter stützung seine Unabhängigkeit wieder erlangte. Ebenso ist As - hanistan bestrebt, sich seine Unabhängigkeit zu sicher«. S i <> m hat durch seine kürzlich abgeschlossenen Verträge volle Oberhoheit wieder erlangt. In China und Judien, den beiden ältesten und größte« Nationen der Welt, sind starke nalivmlle Kräfte im Werde« begriffe«. Eins ist dem uubefan- geneil Beobachter ganz klar, daß das hcmtige Asien nicht mit dem Asien vor 25 Jahre« zu vergleichen ist, einer Zeit, in der die Westmächtc fest davon überzeugt waren, daß sie Asien schließlich ganz beherrschen würde« und sogar schon mit einer Austeilung Chinas rechneten. — Das Programm der Sowjets ist darauf eingestellt, sich den russischen Einfluß iu Asien nicht durch Gebietsvergröße- rungeu, svuderu durch asiatische Unterstützung und Freund schaft, begründet auf Verträge und Neutralitätserklä rungen, zu sichern. Rußland hat derartige Verträge be reits mit der Türkei, Afghanistan und Persien abgeschlossen'' und ist bemüht, sich gleichfalls der chinesischen und japanischen Freundschaft zu versichern. Diese Stellnnguahme hat eine Umwälzung der gesamten Weltpolitik zur Folge gehabt und birgt die größten Möglichkeiten in sich. Im Laufe der näch sten fünfundzwanzig Jahre wird die Lösung aller internatio- jjstch" Probleme von der Hilfe Asiens abhängen, und keine Entschlusse von einschneidender politischer Bedeutung werden gefaßt werden können ohne Berücksichliguug der Frage: „Wie steht Asien dazu? Wem wird es iu diesem Falle seine Unter stützung gewähren?" Es kann wohl als sicher dahingestellt werden, das; Asien denjenigen Westmächtcn den Vorzug geben wird, die seinen politischen Bestrebungen und seinen Wünschen nach Unab hängigkeit am wenigsten widerstehen. Jene Mächte, die ihre asiatischen Besitzungen und Kolonien mit Gewalt um jeden Preis auch gegen den Willen ihrer Bewohner sich erhalten wollen, werden niemals das ungeteilte Vertrauen der Asiaten besitzen. Solange England, Frankreich, Amerika und Holland nicht bereit sind, ihre kostbaren Besitzungen im Orient aufzn- gebeu, werden sie ans den Beistand der Asiaten unter der neu- geschaffenen Politischen Weltordnung nicht rechnen können. Von allen Westmächten sollten nun gerade die Deut- s ch e n, die unter der Besetzung des Nheiulandcs leiden und ihres Selbstbestimmungsrechtes beraubt worden sind, ernst haft die moralische Bedeutung dcr nationalen Bewegung in Asien erfassen. Nach seiner Niederlage im Weltkriege wurde Deutschland aller seiner kolonialen Besitzungen beraubt. So wohl feine jetzige Politische als auch Verkehrsgevgraphische Lage ermöglichen es Deutschland nicht mehr, de« Weg des antiasiatischen Imperialismus wieder eiuzufchlageu. So wie die Dinge heute liegen, wendet sich das deutsche Volk, mit Ausnahme derjenigen, die da glauben, Deutschland müßte unter allen Umständen stets Englands und Amerikas Füh rung folgen, gegen jede Politik, die Feindseligkeiten mit Ruß land oder dem heutigen Asieu im Gefolge haben könnte. Bian wird sich in Deutschland immer mehr Hessen bewußt, was in China vorgeht, wo Deutsche, obwohl sie keine besondere« An rechte besitzen, nicht mir nicht von den chinesischen Nationa listen belästigt werden, sondern im Gegenteil deren Schutz zur Abwicklung ihrer Gefchäste genießen. Englandfreuudliche Deutsche iiiid englische Propagandisten sind in Deutschlaiid eifrig bemüht, die Lehre zu verbreiten, das; eine Parteinahme oder Sympathickundgebnnsi zu Gimsteu der Bestrebungen des modernen Orients und eine Neutralität iu dem englisch- russischcu Streitfall den deutschen Interessen wenig förderlich sein dürften. Es ist aber ein bedeutungsvolles Zeichen, daß weitsichtige deutsche Staatsmänner großes Interesse bekmideii, mit den Nationen des Westens und des Ostens in bestem Ein verständnis zu leben. Vielleicht, daß es Deutschlud künftig gelingen wird, durch seine kulturelle und Politische Wirksam keit ein besseres Verständnis zwischen dem Osten und Weste« herbeizuführen.