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Are*be«»«e»ßa»1 L Weidner »affe 4. Die Zeitung njchetnl Mrnftag. »««uerfta- und «»«nahen» fr^h. Ab»u»e»e»t-- Preil: »ierteljührl.Mk.1^0 Zu beziehen durch d,e kaiserlichen Post- uistalten und durch unsere Boten. vei freier Lieferung in» Hau» erhebt die Post noch eine Ge- buhr von 2b Psg. Sächsische Dorhtilmtg. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und kandmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschasten DreSden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Wüller in Dresden. I«ser«te Verden bi» Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dielspaltZeileLSPsg. Unter Eingesandt: «Pfg. Inseraten» Annahmestelle«! Die Arnoldische Buchhandlung, Invaliden dank, Haa sonstein A 8ogler^ Rudolf Mofse, G L. Daube L L»^ in Dresden, Leipzigs Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. Ar. 1ü. Sonnabend, den 22. Januar 1887. 49. Jahrgang. Abonnements - Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Dorszettung" für die Monate Februar und März nehmen alle ratierlichen Postanstalten und Posterpeditionen, sowie auch alle Landbriesträger gegen Vorausbezahlung von 1 Mark entgegen. Die Verlags - Expedition Politische Weltschau. Deutsches Reich. Ein hoher Officier der schweizerischen Armee veröffentlicht in der „Allgem. Militärzeitung" einen längeren Artikel, worin er die Eventualität eine» bevorstehenden Krieges in eingehender Weise bespricht und schließlich zu folgendem Resultate gelangt: „ Spätere Generationen werden vielleicht dem neunzehnten Jahrhundert nachsagen, daß eS nicht nur durch seine großen Erfindungen alle Verhältnisse der Menschheit umgewälzt habe, sondern daß eS auch daS Jahrhundert der großen Kriege gewesen sei. Zu Anfang desselben schien der Gott der Schlachten selbst Mensch geworden zu sein und noch lange hallte der Kanonen donner durch Europa, alS ein Völkerheer, daS als un vergleichlich an Zahl und Kriegserfahrung galt, im Schnee deS Norden- zu einer Handvoll zerlumpter und gebrochener Männer zusammengeschmolzen war. Seit der Milte deS Jahrhunderts haben große Kriege fast aM^Klllturvölker erschüttert und nun steht unS noch eine weit größere und schwerere KampfeSnoth bevor. Von der Wucht künftiger Zusammenstöße zwischen den euro päischen Großmächten können wir unS kaum ein Bild machen. ES werden wahrscheinlich Schlachten geschlagen werden, denen gegenüber selbst der Ruhm von Leipzig, Königgrätz und Sedan erbleichen muß. Die Zahl der Streiter wird Alles übersteigen, was die Geschichte bis her aufzuweisen hatte. ES werden Heerschaaren auf treten, die zu unterhalten vor Erfindung der Eisenbahnen ganz unmöglich gewesen wäre. Wenn der Krieg ein mal begonnen hat, vermag Niemand sein Ende und feine Folgen abzusehen. Die kolossalen Dimensionen der be vorstehenden Kämpfe und die Höhe deS Einsatzes sind geeignet, den verwegensten Staatsmann verzagt zu machen. DieS wird vielleicht der Grund sein, weShalb man in letzter Stunde den AuSbruch deS Krieges noch einmal vertagt." In hohem Grade beachtenSwerth sind die Be merkungen, welche der „Petersburger Herold" an die jüngsten ReichStagSreden deS Fürsten BiSmarck knüpft. „Der Grundgedanke dieser hochbedeutsamen Auslassungen" — meint daS Blatt — „besieht in der dringenden Mahnung: Kein Volk verlasse sich auf fremde Hilfe, sondern strebt danach, selbst stark und mächtig zu wer den, auf daß »S im Falle der Noth die Kraft besitzt, auch ohne fremden Beistand seinen Feinden mit Erfolg entgegentreten zu können. Fürst BiSmarck giebt damit den Regierungen und Völkern einen neuen und groß artigen Impuls. Denn abgesehen von jenen Eroberern, die, wie Alexander der Große und Napoleon l-, die Welt allein unterjochen zu können vermeinten, wimmelt die Geschichte von Schutz- und Trutzbündniffen, die aber nur äußerst selten gute Früchte getragen haben. Von nun an jedoch soll die Parole der Völker lauten: Vertraue der eigenen Kraft und hilf dir selbst! In der That, eine gewaltige Idee! (Neu ist dieselbe frei lich gerade nickt. Anm. d. Redaktion.) Wenn die deutsckev Reichsboten obigen Gedanken nicht be greifen konnten, so werden die Wähler ihn wohl er fassen. Außerhalb Deutschlands hat man diese neueste, die Politik in andere, natürlichere und bessere Bahnen lenkende Idee vollauf begriffen." Wie die „Straßburger Post" zu melden weiß, sind in letzter Zeit seitens französischer Händler im Elsaß kolossale Vorräthe von Brettern angekauft worden. Dieselben gehen nach Et. Di6, Grenoble, TourS und anderen Grenzorten, wo sie zum Baue von Baracken, die zur Aufnahme von Truppen im Kriegsfälle bestimmt sein dürften, verwendet werden. — Die deutsche ReichS- regierung soll mit der Absicht umgehen, ein Verbot der PferdeauSfuhr, welche in letzter Zeit bedeutend zugeuommea hat, zu erlassen. Diese Maaßregel dürfte mit Rück- sicht auf die Eventualität einer Mobilmachung getroffen werden. — Wie man auS Spandau meldet, wird in der dortigen Geschützgießerei seit Ende der vorigen Woche auck während der Nacht gearbeitet. ES find zu diesem Zwecke zahlreiche Arbeiter, die früher in den Borsig'schen Werken beschäftigt waren, eingestellt. DaS preußische Herrenhaus hat in seiner Sitzung am Mittwoch die von unS mehrfach erwähnte Adresse an den Kaiser fast einstimmig angenommen, nachdem v. Kleist-Retzow zur Begründung derselben u. A. Fol gendes auSgeführt hatte: Dem Kaiser verdankt Deutsch land seine Machtstellung, welcke noch niemals, weder zur Zeit der Hohenstaufen, noch unter der Regierung der sächsischen Könige, eine so hohe gewesen ist, wie heute. Ohne Uebertreibung darf man behaupten, da» deutsche Reick übt gegenwärtig einen maaßgebenden Einfluß auf die Geschicke deS gejammten Europas auS. Diese Bedeutung hat eS durch den Heldenmuth der deutschen Truppe« erlangt und die Stärke derselben ist der Grund, daß Deutschland bislang seine Stellung alS Hüter deS Friedens zu behaupten vermochte. Schärfer wie seit langen Jahren haben sich gegenwärtig die politischen Verhältnisse in Europa zugespitzt; urplötzlich kann daS KriegSunwetter hier und da loSbrechen und dann dürfte auch Deutschland trotz seiner Friedensliebe nicht davor bewahrt bleiben. Angesichts unserer geographischen Lage — im Osten begrenzt von Ruß land, im Westen von Frankreich, also von zwei Mächte«, welche ungeachtet der ihnen daraus erwachsenden enormen Kosten, unablässig bemüht find, ihre Armeen zu ver stärken — erscheint sicher die Annahme gerechtfertigt, daß Deutschland vor Allem der Gefahr auSgesetzt ist, in kriegerische Händel verwickelt zu werden. Trotzdem ward die Vorlage deS Kaiser-, welche, den gegen wärtigen Verhältnissen entsprechend, eine größere Wehr kraft deS deutschen HeereS bezweckt, vom Reich-tage nicht angenommen in der Korm, in der sie gestellt wurde. Der deutsche Kaiser rst nun aber zu gleicher Zeit König von Preußen und die unmittelbaren Beziehungen deS preußischen Volke- zu ihm find durch seine Stellung alS Oberhaupt deS deutschen Reiche- nicht durchschnitten worden. Der Ruh« d«S Kaiser- ist auch der Ruhm Preußen-, seine Schmerzen sind auch unsere Schmerzen. Darum ist eS so recht eigentlich der Beruf deS Herren hauses, io einem Momente, wie der jetzige, vor den König hiozutreten und ihm die ehrfurchtsvolle Ver sicherung zu geben, daß wir, wie zu allen Zeiten, so auch in der gegenwärtigen Lage zu ihm stehen »erden in der altbewährten Treue und daß speciell dem preußi schen Volke kein Opfer zu groß sein dürfte, um die Armer in der tzlärke g» erhalte», deren sie bedarf, um alle Gefahren von dem Reicke abzuwevde«. Kaiser und Heer sind die Säulen deutscher Kraft und diese müssen unverrückbar und unerschütterlich feststehen gegen ein Andrängen von Außen wie von Innen. Mittwoch Vormittag 11 Uhr empfing der Prinz Wilhelm von Preußen im Etadtscklvffe zu PotSdam den japanischen Prinzen Aklhito Komalhu Na Muja, welcher ihm im Auftrage deS Kaisers von Japan den Chrysanth,mum-Orden überreichte. Dem feierlichen Akte wohnte u. A. auch der Staatssekretär Graf Herbert BiSmarck bei. Nunmehr haben auck die Ultramontaarn einen Wahlaufruf erlassen, der in folgenden Sätzen gipfelt: Gerne erkennen wir an, daß die Wendung zum Besseren, welcke auf kirchlickem Gebiete eingrtreten ist, auck heute noch fortbesteht und wir begrüßen dankbar die Erleich terungen, welche der katholischen Kirche in Preußen z« Theil geworden sind. Aber noch ist der sogenannte Kulturkampf nicht beendet, noch stehen die Reich»- gesetzt in Kraft, welche die Kirche mit Mißtrauen ein- engen und der Allgewalt deS StaateS ausliefern, welcke die segensreiche Thätigkeit der Priester und OrdenS- FtlliUeton. Geliebt und verloren. Roman auS der Gegenwart von Gustav Lössel. (14. Fortsrtzsng.) „Von gewöhnliche« Dingen", fuhr Arthur fort, „kam man auf einen Baron zu sprechen, dessen Name —" »ad hier streifte fein Blick in eigenthümlicher Weise seioen neben ihm sitzenden Freund — „nicht genannt wurde, natürlich! So etwa- vertraut man auch nicht jedem Windhauch an, der eS verrathen kann." Otto hatte währenddem kaum zu athmen gewagt; seiae Augen hielt er fest auf dem Boden geheftet. „Und dieser Baron — ?" fragte er jetzt, um doch et»aS zu sagen. „Den ick anfänglich für den Baron Otto von Rotenstein hielt —", lacht« Arthur. „Höre, Arthur!" fuhr Otto auf, um seine tödtliche Verlegenheit zu verbergen. „Gemach, gemach, mein junger Freund", hesänftigte Feldern. „Ich gratulire Dir, daß Du der gemeinte Varon nicht warst." „Warum?" „Weil er bestimmt scheiut, die traurige Rolle de» Gatten dieser junge« Materna z« spielen." „So, sv", sagte Otto gezerrt. „Und wa» sprach »an von dem Baron?" „Man hob ihn natürlich in den Himmel, weuigsten» die Tochter", lachte Arthur. .Di« M»tt«r dagrge» —" „WaS sagte die Mutter?" „Eie hatte ein Gespräch belauscht, wo der Baron sie gegen ValeSka der Unbildung zieh und sagte, daß sie faktisch zwischen ihm und der Erfüllung seiner Wünsche st«he. Wa- ich ihm, nachdem ich selbst gehört und ge sehen hatte, nicht verdenken kann." „So, daS hatte sie also gehört. Und die Tochter? WaS sagte sie?" „Behauptete, jene habe sich verhört oder, daß er e» doch nicht so böS gemeint habe. Genug, daS ist ja Alles nebensächlich. Die Hauptsache und Neuigkeit ist die, daß ValeSka Materna einen blaublütigen, über die Maaßen reichen Baron heirathen soll. Dem «ntgege» standen nun noch zwei Bedenken, die Mutter mit ihrer angeborenen Niedrigkeit, bie jede Berechnung zu Nichte macht «ad noch eine geheimnißvolle'Persönlichkeit, welch« zwischen den Damen nur alS „er" behandelt wurde. Man sagte, daß e- schwer sein würde, ihn zu entfernen und daß man von „seiner" Gereiztheit und Leidenschaft lichkeit einen tragischen Konflikt erwarten dürfe. Mutter Materna plaidirte für „seine" vielen gute« Eigenschaften und Vorzüge, Tochter Materna bestand auf „feine" Be seitigung. Man ereiferte sich nach Art von Leuten, die ihrem hitzigen Blute nie und nirgend- gebieten können «nd eben hofft« ich, daß «in Helges Wort mir d«n Namen deS geheimnißvvllen Unbekannten verrathen würde, al» der Vorhang empvrrauschte und beide Dame« verstummten." „Und da» Deine einzige Neuigkeit?" „Ja und nein. Al- ich da- hört«, sagt« ich mir: Wir w«rdeu nun srh«», wa» Val«»k« zur U«b«r»induvg dieser d«idev Hindernisse thun wird, ob sie abwafte» wird, bi- der Zufall eingreift und sie gegen Verdacht und Verrath sichert oder ob sie ihr stolzer Sinn «icht ansporueu wird, die Steine selbst au» dem Wege zu räumen, welche sv zu sagen die Stolpersteine zu ihrem Glücke sind. Nun, der Zufall hat schon eingegriffen und den einen, kleinen Stein hinweggeräumt. Eie verließen, noch ehe die Komödie zu Ende war, daS Theater. Auch mich trieb eS au» dem heißen Raume fort. Ich will nicht sageo, daß ich di« Absicht halt«, »hn«n nachzug«h«n. Ith ging gedankenlos, planlos umher. Ich dachte a» daS schöne Weib, den unglücklichen jungen Baron, ihr Opfer, an die Mutter, den geheimnißvvllen Fremden, der verschwinden mußte, ehe ValeSka » stolzester Traum in Erfüllung gehen konnte und viele- Andere, nur nicht an meine Umgebung und wa» um mich her vorgiag. Plötzlich erkannte ich, wo ick war, ich sah einen Auflauf von Menschen, der sich eben in sehr bewegte Gruppen vertheilte. Ueber einer langsam davon fahrenden Droschke ragte die Helmspitze eine» Polizisten empor." Er hielt inne, um Athem zu schöpfe«. Ott» machte eine verzweifelte Geberde. „Wetter, weiter!" sagt« er dumpf. „ES geht nicht weiter", erwiederte Arthur gleich* müthig. „Ein unglücklicher Sturz von der Pferde bahn, geschleift und so weiter — ma» trug fie für todt hinweg." „ValeSka Materna?" schrie Ott» auf. „ValeSka? Nein, die Mutter", sagte Arthur mit feinem Lächel«. Otto f««k auf die Rasenbaak zurück, ein Seufzer der Erleichterung e«tta«g sich seiner gepreßten Brust. „Höre mal, bester Fre«ud", sagt« Arthur, „Du er-