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ilsdmfferTageblait Vas Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts »nd Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nr. 236 — 83 Aahrffirng Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, -kWwllrdrnlkr Ta,rblatt- «rscheint nachm. s Uhr fSr drn r»,. »ei «dholwi, i» u»»«schrs»tnll« dm «ULgadeftrllc» 2 Mk. im MomU, bu Lustrllu»« durch dir «»len r,zo Md., bri Poftbcftellun« SLHAL Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend ^Liru LL?^ EKer »rrd Gesckästsstellen — nehmen zu jeder Feit Be- LiLLaseu entyegen. Im Falle höherer Gewalt, Krie, oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung Kettung oder Kürzung des Bezugspreises. - Nücüsendung eiugesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beilirgt. Dresden 2640 MittwOch, 8. OKt0bkr 1924 für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. 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Denn das Ausland hat eine merkwürdige Hochachtung vor den Kräften, die in unserer Wirtschaft noch verborgen liegen und die nur darauf warten, sich zu strecken und zu dehnen und mit ihren Erzeugnissen jede ausländische Konkurrenz zu schlagen. Auch Mussolini ergeht sich in Zukunftsphantasien über die strahlende Zukunft der deutschen Wirtschaft und in einer Rede in Mailand sogar in den Satz ausgebrochen: „Ein neuer Stern erhebt sich über dem Horizont, der Stern Deutschland; Deutschland, das wir vernichtet glaubten, ist schon wieder bereit und bereitet sich furchtbar auf feine ökonomische Wiedervergeltung vor." Natürlich ist zur Hälfte der Grund für diese Warnung in den gegenwärtigen innerpolitischen Strömungen Italiens zu suchen, weil Mussolinis etwas ins Schwanken geratene Machtstellung, weil der Faszismus als ein ziger Retter des bedrohten Italien gelten soll. Der Geburtenüberschuß sei in Italien ein so erheblicher, daß nur ein Höchstmaß von Organisation hier die notwendige Arbeits- und Verdienstmöglichkeit schaffen kann. Hier nun bräche die deutsche Gefahr in das überquellende, selbst nach Absatz im Ausland suchende Italien. Und Mussolini malt mit düsteren Farben das Schicksal, das dieses Land be droht, wenn es nicht in innerer Stärke und Geschlossenheit den Kampf aufnimmt. Also hat sich nun auch bei Mussolini die Erwägung eingestellt, daß nicht nurEngland oder Frankreich, sondern gerade Italien unter den Folgen der Repara tionsverpflichtungen leiden kann, die man Deutschland anierlegl hat. Seit langem ist in wetten englischen ! !>en die klare Überlegung Gemeingut geworden, daß die Reparationsverpflichtungen Deutschlands mit nichts anderem als mit Gütern, also Waren, abgetragen werden. Denn Deutschland hat kein Gold, mit dem es bezahlen kann, und das Geld, mit dem es bezahlt, stellt nur einen Anspruch auf ein Sachgut dar. Nicht einmal das ist mög lich, daß wir die Reparationsverpflichtungen ableisteu können dadurch, daß wir nur Rohstoffe exportieren, die in der übrigen Welt gar nicht oder nur in einem beschränk ten Maße vorkommen, also vor allem Kali und Kohle. Das würde nicht im entferntesten genügen, um unseren Verpflichtungen gerecht zu werden. Ebensowenig wäre das möglich, wenn wir außer den Rohstoffen höchstens Halbfabrikate ausführen würden, weil wir zur Her stellung der Halbfabrikate den größten Teil des Roh materials aus dem Auslande einführen müssen nnd die Gewinnspanne zwischen den Kosten dieses Rohstoffes und dem Preis, der für die Halbfabrikate zu erzielen ist, viel zu klein bleibt, um davon die riesigen Reparationsleistun gen zahlen und außerdem noch einigermaßen menschlich leben zu können. Bleibt also nur Verwertung des Ge winnes, der bei einer Verarbeitung des Rohstoffes bis zum Fertigfabrikat höchster Qualität sich erzielen läßt. Nun ist namentlich die oberschlesische Eisen- und Stahlindustrie das Kind der jüngsten Vergangenheit, namentlich des Krieges. Aber das Kind ist nicht gerade sehr kräftig und hat einen ziemlichen Wasserkopf. Herr 6 astiglioni, nach Mussolini der berühmteste Italiener des heutigen Tages, hat es ja trotz der vielen Millionen, die er sich zusammengeschoben hatte, nicht fertiggebracht, Italien durch Schaffung einer metallurgischen Rohstofs- grundlage von dem Eisenimport aus England und Frank reich unabhängig zu machen. Er hat den Erzberg der Alpino-Montan-A.-G. zwar erworben, aber nicht halten können. Und Kohlen haben die Italiener auch nicht. Na türlich fehlt ihnen auch die alteingearbeitete technische und Vcrkaussorganisation der deutschen Eisen- und Stahl industrie. Vor allem aber ist die gesamte italienische Wirt schaft von sehr erheblichen Steuern bedrückt, die in der vom Kriege her überkommenen Schuldenlast ihre Erklä rung finden. Man kann es also verstehen, wenn Herrn Mussolini der Gedanke an einen wirtschaftlichen Wett kampf mit Deutschland nicht gerade sehr angenehm ist. Als Beispiel mag dienen, daß die italienischen Auto- fabrikateauf dem Weltmarkt so gut wie gar keine Nolle spielen. Und der Automobilmarkt umfaßt eins der wich tigsten modernen Produktionsgebiete! Der Italiener ist überhaupt nicht sehr geschaffen zum Kaufmann. Fremde Sprachen beherrscht er kaum und es fehlt ihm die alte Tradition eines schon lange im industri ellen Weltverkehr stehenden Volkes. Es ist alles zu neu in der Wirtschaft Italiens, das bis vor kurzem reiner Agrarstaat war und die Haupteinnahmequelle in der Fremdcnindustrie sah. Nun sieht es in Deutschland den wirtschaftlichen Gegner, der mit allen Mitteln mindestens 3 Milliarden jährlich auf dem Weltmarkt verdienen will, nm seinen Reparationszahlungsverpflichtungen nachzu kommen. Nun kann man es verstehen, daß Mussolini mit vielem Eiser den französischen Vorschlag ausgriff, auch seinerseits die deutschen Importwaren mit der 26 p r o - zeinigen Zollabgabe zu belasten. Das würde naturgemäß, obwohl den Exporteuren diese Abgabe vom Reich wiedererstattet wird, der deutschen Konkurrenz die Arbeit in Italien recht erschweren. Reichslagsauflösung in Sicht? Beratungen -es ReilMbinetts. Berlin, 6. Oktober. Heute ist das Reichskabinett zu längeren Beratungen zusammcngetreten. Unter dem Vorsitz des Reichskanzlers werden eingehende Erwägungen angestellt über die Frage der Regierungsumbildung, und zwar dem Ver nehmen nach auf der Grundlage der Volksgemeinschaft. Die Richtlinien des Reichskanzlers, die sich sowohl auf die innere wie äußere Politik beziehen, standen im Mittelpunkt der Besprechungen. Es wurde erwogen, in welcher Form die angebahnten Verhandlungen fort gesetzt und welche Folgerungen gezogen werven sollen, wenn der Gedanke der Volksgemeinschaft sich nicht wird verwirklichen lassen. Von einem bestimmten Beschluß ver lautet noch nichts, doch hält man das Schettern des Volls- gcmeinschastsgedankens für unzweifelhaft. In der großen Parteipresse wird ziemlich unver- hohlen — und zwar jetzt auf allen Seiten — mit der bal- digen Möglichkeit einer Reichstagsauflösung ge rechnet. Ziemlich allgemein ist dabei die Ansicht, die letzte Entscheidung werde dem zum 15. Oktober einberufenen Reichstag überlassen bleiben. Die besonderen Kon ferenzen der Parteien gehen in den nächsten acht Tagen vor sich, über die voraussichtliche Stellungnahme der Demokraten teilen einige ihrer Parteiblätter bereits mit, die Demokraten würden dem Plan einer Volks gemeinschaft beipflichten, aber eine einseitige Verbreite rung der jetzigen Regierungskoalition nach rechts ab lehnen. Nach früheren Äußerungen der volksparteilich »t Presse ist man jedoch bei der Deutschen VolkspaD t e i entschlossen, auf Hinzuziehung der Deuts chnatio- nalen auf jeden Fall zu beharren. Maßgebend mühte natürlich das Zentrum die Gestalt der künftigen Ne gierung sowohl wie die Parole für eine Reichstagsauf lösung beeinflussen. Doch verbleibt man bei dieser Partei, mit Ausnahme der ziemlich stark gegen den Bürgerblock und den Führer der Volkspartei, den Reichsautzenminister Dr. Stresemann, polemisierenden Germania, einst weilen in vorsichtiger Zurückhaltung. Jedenfalls scheinen die Aussichten einer Reichstagsauflösung näherzurücken. * Antwort auf die deutsche Denkschrift. Durch Frankreich überreicht. Paris, 6. Oktober. Die französische Regierung hat dem deutschen Bot schafter in Paris ihre Antwort auf das deutsche Memo randum bezüglich des Eintritts Deutschlands in den Völkerbund zugchen lassen. Über den Inhalt der fran zösischen Antwort verlautet vorläufig noch nichts. Er soll aber alsbald veröffentlicht werden. Aus London wird gemeldet, über die Antwort an ' Deutschland habe ein Gedankenaustausch zwischen den interalliierten Regierungen stattgefunden. Die britische Antwort werde wahrscheinlich den Wunsch Deutschlands, dem Völkerbund beizutreten, begrüßen, anderseits werde sie es aber für notwendig halten, auf die unbedingte Auf rechterhaltung der Satzungen des Völkerbundes diuzu- weisen. Schließlich würde sie empfehlen, daß " ' Auf nahmegesuch Deutschlands ohne weitere Vorder, e auf gesetzt werde. Lord Parm vor, der Vertreter Eng ¬ lands ,n Genf, erklärte, wenn Demiwiand em Aumayme- gesuch an den Völkerbund richten würde, so entständen wahrscheinlich keine Schwierigkeiten, deim nach den Vor schriften des Völkerbundes könne eine Sonderkonse- reuz einberufen werden, die die Aufnahme Deutschlands vollziehen könnte. Weitere Veröffentlichungen aus den Ver sailler Geheimakten Eigener Femsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". München, 7. Oktober. Die „Leipziger Neuesten Nach richten", der „Hannoversche Kurier" und die „Münchner Neue sten Nachrichten" kündigen für den Monat Oktober das Erschei nen einer weiteren Serie von Artikeln aus den Geheimakten von Versailles an. Es werden zunächst Veröffentlichungen für fol gende vier Abschnitte gebracht: 1. Foch gegen den Putsch im Jahre 1S19; 2. England und die Ostfrage; 3. Abstimmungsfragen; 4. Die Militärkontrolle. Vriand für den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund.. Zürich, 7. Oktober. Der französische Völkerbundsdele- gierte Briand erklärte kurz vor seiner Abreise aus Genf dem Genfenr Sonderberichterstatter der „Neuen Züricher Zeitung": Wir haben hier die Basis einer neuen Welt geschossen, einer Welt des Friedens und der internationalen Zusammenarbeit der Völker. Von jetzt ab werden alle Völker Zusammenarbeiten und zusennnenmarschieren. Der Beitritt Deutschlands ist ein Ding der Notwendigkeit. Auch das deutsche Volk muß dabei sein. Ich hoffe, datz wir bald deutsche Delegierte in Genf sehen. Ich bin immer jur ein Mies Einverständnis Mischen Frankreich und Deutschland gewesen. Auf französischer Seite gibt es dafür kein HÄrdern's. Mein Volk wünscht den Frieden und die Sicherheit. Das haben wir in Genf gesucht wie früher in Lannes. Friede für Frankreich, Friede für die Welt! Ein neues französisch-polnisches Militär- abkommen Warschau, 7. Oktober. Der polnische Kriegsminister Genera! Sikorski reist in den nächsten Tagen nach Paris ab, um ein neues Mitttärabkommen Mischen Polen und Frankreich zu schließen. Bekanntlich weilt gegenwärtig auch der polnische General Haller in Paris. Das neue Abkommen ist durch die schwierige Lage Polens an seiner Westgrenze notwendig gewor den, dem, nach den neuesten Meldungen haben sich die Zustände dort erheblich verschlechtert. Auf mehreren Strecken fahren täg lich mehrere Panzerzüge, um die Verbindungen aufrecht zu er- halten. Die mandschurische Armee bei Ler Ver folgung. Neuyvrk, 7. Oktober. Nach den neuesten Meldungen aus Schanghai wird an der ganzen chinesischen Front erbittert gelämpst. Der Sieg Tschangsolins über die Regierungstruppen bei Chepung und die Gefangennahme zweier Brigaden wird be stätigt. Die mandschurische Armee hat viel Material erbeutet und verfolgt drei Divisionen in südlicher Richtung. Diese einzelnen Überlegungen gelten aber rncqr bloß für Italien, sondern auch für jedes andere Land, das hin sichtlich der Rohstoffvorräte oder der technischen Organi sation Deutschland unterlegen ist. Sie alle müssen be fürchten, daß ihre mehr oder weniger künstlich empor- gezüchtete Industrie durch den deutschen Export an die Wand gedrückt wird. Dieselben wehleidigen Klagen, wie sie Mussolini erhebt, sind auch jetzt schon in der Tschecho slowakei außerordentlich laut geworden: die sächsische Textilindustrie hat die tschechische Konkurrenz in deren eigenem Lande vollständig lahmgelegt. Weder Mussolini noch sonst jemand sollte Klagen er heben; denn die Weltwirtschaft kann eben nicht in ein ver nünftiges Gleichgewicht der Kräfte gebracht werden, wenn ein Teil von ihr, Deutschland, mit der riesigen Last der Reparationsleistungen belegt ist. Als Reaktion daraus erfolgen eben die Störungen im weltwirtschaftlichen Kreis lauf, über die zu klagen die Urheber am wenigsten Veran lassung haben. Vie ckeulsche Anleihe. Neichsbankpräsident Dr. Schacht wieder in London. Dr. Schacht ist bereits wieder von Berlin nach London zurückgereist. Er hatte seinen dortigen Aufenthalt nur unterbrochen, um der Generalversammlung der Reichs- , bank beizuwohnen, die sich mit der neuen Goldnotcnbaul j zu befassen batte. Reicksfinanzminister Dr. Luther, der zurzeit in Berlin ist, wird sich voraussichtlich Mitte dieser Woche wieder nach London begeben. Das französische Mitglied des Dawes-Komitees, der Finanzpolitiker Parmentier, ist im Auftrage der fran zösischen Regierung ebenfalls nach London abgereist, um dort mit den übrigen Fachleuten die Modalitäten der deutschen 800-Millionen-Goldmarkanleihe zu beraten. Es dreht sich hierbei um den auf Frankreich entfallenden An teil dieser Anleihe sowie um die Frage, ob dieser Anteil zur öffentlichen Zeichnung offiziell ausgelegt werden oder lediglich den Banken Vorbehalten bleiben soll, und schließ lich um die Stückelung dieser Anleihe. Aus Brüssel wird gemeldet, daß wegen der gleichen Frage der Direktor der belgischen Nationalbank, Janssens, im Auftrage Belgiens in London verhandle. Es heißt, Frankreich soll von der Anleihe drei Millionen Pfund Sterling, Belgien anderthalb Millionen übernehmen. ÜbttBtbttRkMshneMMeMr Berlin, 6. Oktober. * Das Rcichsverkehrsminificrium teilt mit: Die Ver handlungen zwischen der deutschen Reichsbahngesellschaft and der Regieverwaltung wegen der Übergabe der Regie- bahncn sind nunmehr soweit zum Abschluß gebracht, daß als Termin für die Übergabe der 16. November festgesetzt worden ist. Da in den Londoner Abmachungen als spä tester Termin der 7. Dezember fcstaelcqt worden war, be-