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ZI alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks ZwangSvergleich erltjch« jeder Anspruch aus Nachlaß. Wilsdruff-Dresden Nr. 146 — 95. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 25. Juni 1936 Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. " Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Da« „Wilsdruffer Tageblatt" erschein« werktags nachA. 4 Uhr. Bezugspr. monatl 2RM. srei HauS, bei Posibestellung l,SV RM. zuzügl. Bestellgeld. Einzelnummer 1v Rps. Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zeit Be- . ..... .. . stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Ilmgegend sonstiger BctriebSstörun. gen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zei- Inng oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung eingesandtcr Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. Anzeigenpreise laut ausltegender Preisliste Nr 6 — « t«I . . . m - n ,11, . . on biS°bkL7-"^ P'°tzwünsche werden nach MögNchL. b'erücksichtt^ m^w^keine Gewähr" Z e k N s p r L ch e lt Amt Wilsdruff 2V6 L — Bei Konkurs und Zustimmung und Kritik. Die außenpolitische Tätigkeit, die eine neue Ordnung Europas herbeiführen soll, scheint aus ihrer bisherigen Erstarrung sich zu lösen und durch die Dienstag- Ereignisse in London und Paris eine neue Belebung er fahren zu haben. Das englische Unterhaus hat den Miß trauensantrag der Arbeiterpartei mit 384 gegen 170 Stim men abgelehnt, und zur gleichen Nachtstunde hat die neue französische Regierung in der Kammer mit 382 Stimmen gegen 1S2 das Vertrauensvotum erhalten. Beide Abstim mungsergebnisse haben Baldwin und Blum die Möglich keit gegeben, gestützt auf die Mehrheit ihrer Parlamente und damit ihrer Völker, ihren Beitrag zur Befriedung Europas zu leisten. Ministerpräsident Baldwin Hai im englischen Unterhaus seine Pläne über die zukünf tige Politik der englischen Regierung dargelegt, nachdem die Sanktionspolitik endgültig ge scheitert ist. Die Politik der Downing Street will sich weiter auf den Völkerbund stützen, das Ziel der Eng länder aber ist eine Zusammenarbeit Berlin- London-Paris. Herr Baldwin erklärte wörtlich: „Ich habe alle Hoffnung, daß wir, wenn es zu Verhand lungen zwischen unseren drei großen Ländern kommt, wir für die Sicherheit der Länder in Mitteleuropa ebenso Vor sorge treffen, wie wir das für uns selbst erhoffen. Das ist die Politik, die uns in den kommenden Wochen be schäftigen wird." Auch die programmatische Erklärung, die Minister präsident Blum und Außenminister Delbos vor Kammer und Senat über den zukünftigen Kursderfran- zöstschen Außenpolitik abgab, ging aus von einem Bekenntnis zum Völkerbundsgedanken, um sich dann im besonderen — was uns Deutsche in erster Linie interessiert — mit den deutsch-französischen Beziehungen zu beschäftigen. Wir begrüßen das Ziel, das sich die neue französische Regierung gesetzt hat, nämlich mit allen Mitteln an der Befriedung Europas mitzuarbeiten. Be sonders würdigen wir die Bereitschaft, den Friedensplan Adolf Hitlers prüfen zu wollen. Und wenn Herr Blum in diesem Zusammenhänge erklärte: „Wir haben nicht die Absicht, an seinem Wort als ehemaliger Frontkämpfer, der vier Jahre lang in den Schützengräben das Elend gekannt hat, zu zweifeln", so nehmen wir das als ein gutes Zeichen, weil wir wissen, daß nur aus dem Front- kämpfergeist neue Wege zu einem dauerhaften und echten Frieden beschritten werden können. Nachdem wir so die positiven Elemente der außenpolitischen Erklärung gewürdigt haben, können wir aber nicht umhin, mit dem Ausdruck des Bedauerns fest zustellen. daß die französische Mentalität sich noch immer an die alten Lieblingsgedanken franzö sischer Außenpolitik klammert, die seit mehr denn 15 Jahren das Denken und Handeln des Quai d'Orsay be herrscht. In erster Linie sind hier die Idee der kollektiven Sicherheit zu nennen und die Regionalabkommen, die das Mittelmeer, den Donauraum und Westeuropa betreffen. Auch der Gedanke, der bereits in der Aussprache in der Kammer einer Kritik unterzogen wurde, nämlich einen Block der Demokratien gegen einen solchen der Diktaturen zu errichten, ist kaum dazu geeignet, neue Wege zu er öffnen. So müssen wir leider feststellen, daß die franzö sische Politik sich scheinb ar in den alten au (.Gefahrenen Geleisen weiterbewegen will, die sich als ungeeignet er wiesen haben, die Störungselemente eines wahren Friedens auszuschalten, ja sie im Gegenteil verstärkt haben. Wir Deutsche bringen sicherlich so viel Verständnis auf, zu wissen, daß eine radikale Umstellung des französi schen Denkens sich nicht erreichen lassen wird — dafür zeugen die zahlreichen Irrtümer, die Herr Blum bei der Betrachtung der deutschen Politik beging —, wir müssen aber betonen, daß die alte Weisheit, man solle neuen Wein nicht in alte Schläuche füllen, auch im politischen Leben zu Recht besteht. Es läßt sich leider nicht verkennen, daß die französische Verständigungsbereitschaft sich auf un gangbaren Wegen bewegt. Ueber das Ziel, nämlich dem Frieden zu dienen, dürfte auch jenseits der franzö sischen Grenzen keine Diskussion notwendig sein, um so mehr aber fordern die vorgeschlagenen Methoden Kritik und Zurückhaltung heraus. Das muß bei einer Anerkennung der versöhnlichen Absichten, die in dem neuen Ton der französischen außenpolitischen Erklärung an klingen, klar zum Ausdruck gebracht werden. Wobei wir nochmals abschließend mit Genugtung feststellen wollen, daß das europäische Gespräch erneut in Fluß zu kommen scheint. Wir Deutsche fühlen uns mit allen Friedensfreunden in dem Wunsche einig, daß diese Zwie sprache zu einem aufrichtigen und eindeutigen Abschluß kommen möge. Acrzte bestätigten einwandfrei, daß der Sommer lageraufenthalt bei allen untersuchten Jung arbeitern körperliche und seelische Erfolge i« n«ht erhofftem Ausmaß zeitigt^ EnM-sWjktriiMr WM in der Meerengen-Frage. Die Londoner Abendblätter berichten in großer Auf machung über Gegensätze zwischen England und Sowjet rußland. die sich auf der Konferenz von Montreux heraus gestellt hätten. Sie seien so ausgeprägt, daß die britische Abordnung auf neue Anweisungen aus London warten müsse. Nach Reuter drehe sich die Meinungsverschiedenheit um die Durchfahrt für Kriegsschiffe durch die Dardanellen. Großbritannien sei nur dann bereit, sich mit Einschränkungen abzufinden, wenn sie allgemein und ohne Ausnahme gelten würden. Die Sowjetunion dagegen wünsche, daß die Schwarz- Mcer-Staaten so viel Schiffe, wie sie wollen, in das Mittelmeer senden dürfen, daß aber die anderen Mächte nur eine begrenzte Tonnage aus dem Mittlemeer in das Schwarze Meer schicken dürfen und auch dies nur unter besonderen Bedingungen. Die britische Abordnung habe daher um weitere Anweisungen aus London gebeten. In unterrichteten Kreisen Londons hält man es für möglich, daß sich die Sitzung des britischen Kabinetts am Donnerstag auch mit dieser Frage beschäftigen wird. * Aufrüstungsrede Hoares. Der Erste Lord der Admiralität, Sir Samuel Hoare, sprach vor der Rocal Empire Society über Englands Wie deraufrüstung. Vor allem tue Schnelligkeit not. Wenn in unmittelbarer Zukunft wieder ein Krieg ausbreche, würde keinerlei Zeit übrig bleiben, wie das beim letzten Mal der Fall gewesen sei. Großbritannien müsse sein Haus in Ord nung bringen, bevor eine Krise Hereinbreche. Wenn die britische Armee, die britische Flotte und die britische Luftwaffe angemessen und rechtzeitig verstärkt Würden, werde es keinen Weltkrieg geben. Wenn es ge linge. eine gut ausbalancierte Flotte zu haben, die in der Lage sei, den Feind zu schlagen und die Meere offen zu halten, und die so ausgerüstet sei, daß sie überall hingehen könne, werde es keinen Weltkrieg geben. Wenn gefragt werde, warum man trotz des Völker bundes eine starke Flotte bauen solle, so sei darauf hin- znweisen, daß die kollektive Sicherheit ihre Ideale noch nicht erreicht habe. Aus den Erfahrungen der letzten Zeit hätten Nch zwei Lehren herausgeschält. Die erste laute, kollektive Sicherheit heiße in der Praxis, daß die britische Flotte im Mittelmeer sein müsse. Wenn die Flotte zweimal so stark gewesen wäre, als sie es heute sei. würde die Krise nie mals entstanden sein. Trctz aller Kritik der Ignoranten habe die britische Flotte ihre Aufgaben erfüllt, indem sie eine Ausdehnung des Streites verhindert üabe. Gegen Habsburg. Regierungsfeindliche Kundgebungen in Gra». Als bei dem steierischen Volkstag in Graz der steie rische Landeshauptmann Stepan vor dem Denkmal des Erzherzogs Johann einen Kranz niederlegte, brach eine große Menschenmenge in laute Rufe aus, dw sich gegen die Regierung und gegen die Habsburger richteten. Als die Alarmmannschaften der Polizei gegen die Menge vorgingen, kam es zu heftigen Zusammen stößen, bei denen auch eine Anzahl von Personen verletzt wurde. 60 Kundgeber wurden festgenommen. Auch in Gleisdorf bei Graz kam es zu poli tischen Kundgebungen. Vor dem Rathaus sammelte sich eine größere Menschenmenge an, die in Rufe gegen die Habsburger ausbrach und schließlich zerstreut wurde. Absage der Schweiz an den Negus. Niederlassung Haile Selasstcs abgelehnt. Zu den zahlreichen, hauptsächlich im Auslande ver breiteten Gerüchten über einen Aufenthalt des Negus in der Schweiz wird von amtlicher schweizerischer Seite mit geteilt: Der Bundesrat hat dem Negus nahegelegt, von einer Niederlassung in der Schweiz für so lange abzusehen, als der italienisch-abessinische Konflikt nicht endgültig beendet ist, denn die Einräumung eines dauernden Gastrechtes an ein fremdes Staatsoberhaupt, das sich selbst als im Kriege mit einem unserer Nachbarstaaten betrachtet, müßte zu Ünzuträglichkeiten führen. Der Bundesrat wird da gegen der Anwesenheit des Kaisers Haile Selassie in Gen<f keine Schwierigkeiten in den Weg legen, wenn dieser seinen Standpunkt während der nächsten Sitzung des Völkerbundsrates und der Völkerbundsversammlung ver treten möchte. GenmWM der NienWi Mmsse Merlin In Begleitung höherer Dffizicre der italienischen Lust- Waffe und des deutschen Luftattachös in Rom, Oberst Schultheiß, traf am Mittwoch der italienische Staats sekretär und Chef des Gencralstabcs der italienischen Luft- Waffe, Exzellenz General Valle, in Berlin ein. Die italie- nischen Gäste erwidern den Besuch des Reichsministers Generaloberst Göring und des Staatssekretärs Gene rals Milch in Rom im Jahre 1933. Exzellenz General Valle und sein Stab werden während ihres Aufenthaltes in Deutschland Einrichtungen der deutschen Luftwaffe, der deutschen Luftfahrt und der deutschen Luftfahrtindustrie besichtigen. Zum Empfang der italienischen Gäste hatte der Militärflughafen Staaken Flaggenschmuck angelegt. Am Eingang vor dem Fliegerhorst und vor dem Offiziers kasino wehten die deutsche und die italienische National flagge. Eine Ehrenkompanie der Flugbereitschaft des Reichsluftfahrtministeriums und das Musikkorps der Fliegerhauptkommandantur Staaken hatten auf dem Roll feld Aufstellung genommen. Staatssekretär General der Flieger Milch, begleitet von hohen Offizieren der deutschen Luftwaffe, Vertretern des Auswärtigen Amtes und dem Präsidenten des Aero klubs, Wolfgang v. Gronau, begrüßte den hohen italienischen Gast im Namen des deutschen Luftfahrt ministers, Generaloberst Göring. Während der Begrüßung spielte das Musikkorps die italienischen Nationalhymnen. Nach dem Abschreiten der Front der angetretenen Ehren formationen fuhren die italienischen Gäste nach Berlin, um am Ehrenmal einen Kranz niederzulegen. Mussolinis Tochter am Rhein. Gräfin Ciano, die Tochter Mussolinis und Gattin des italienischen Außenministers, stattete als Gast des Oberpräsidenten der Rheinprovinz dem Rheinland einen Besuch ab. Nach einer Besichtigung des Kölner Domes und der Stadt besuchte Gräfin Ciano das italienische Generalkonsulat und das Petrarcahaus. Dann unternahm sie eine Autofahrt durch das Ahrtal, zum Nürburgring und zum Kloster Maria Laach. Am Mittwoch fuhr Gräfin Ciano nach Koblenz, um mit dem Regierungsdampfer „Preußen" auf der Strecke von Koblenz bis Aßmanns- Hausen die Schönheiten des Rheintales kennenzulernen. Die Ankunft des italienschen Gastes. Der italienische Staatssekretär und Generalstabschef der Luftwaffe, Erzellenz General Valle, wird bei semer Ankunft ans dem Flugplatz Staaken von StaatsMetar, General der Aieaer Milch begrubt. (Weltbilds