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Wochenblatt für für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden für die Köuigl. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff Einun-vierzigster Kahrgang. Erscheint wöchentlich 8 Mal (Dienstag und Freitag. Abonnementsprei» vierteljährlich 1 Mark. Eine ein^lne Nummer kostet 10 Ps. Jnseratenannabme Montags u. Donnerstag- bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Ps. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Nr. 35 1881 Dieustag, dcu 3. Mai Feh. ». Berlepsch. R. v. Schrötsr. ! Umwege über Wien kommt hier als Privattelegramm des dortigen '. I „Neuen Wiener Tageblatts" wie ein Blitz aus deiterm Himmel die Nachricht au, Kassel sei der glückliche Ort, dazu auserwählt, die wandernde Reichsregierung aus dem Arme der verwaisten Bero lina in seinem wohnlichen Schoße aufzunehmen! Das muß wahr sein . . . oder die soeben per Anschlag gemachten Wiener Mittheilungen lügen. Welche Fülle von goldenen Aussichten in die Zukunft keimt in der freudetrunkenen Brust der Kasseler auf. Die Aufregung ent spricht vollständig der Größe der Nachricht. Wer sollte da Lust haben au des Dichters Wort zu denken: Was sind Hoffnungen, was Ent würfe! .... Die evangelischen Geistlichen in Berlin haben an den beiden Osterfeiertagen alle Hände voll zu thun gehabt, zu taufen, zu trauen und das heilige Abendmahl zu spenden. Getauft wurden 2045 Kinder, getraut 149 Brautpaare und zum heiligen Abendmahle gingen (die Charwoche eingerechnet) 37,346 Personen. Wilhelmshafen, 27. April. Auf dem Artillerieschulschiff „Mars", welches vorgestern auf SchilligMhede hinausdampfie, um dort die erste Schießübung abzuhalteu, ist beim Laden eine 21 em-Granate im Rohr crepirt. Getödtet wurden 2 Cadetten und 4 Mann; schwer verwundet sind 9 Mann, leicht verwundet 2 Offiziere und 7 Mann. — Inzwischen sind von den Schwerverwundeten 2 Obermatrosen gestorben. Leicht verwundet ist auch der einjährig Freiwillige Kramer. So viel sich bisher übersehen läßt, erfolgte die Behandlung der Granate beim Laden vorschriftsmäßig. Der „Mars" setzt heute die Schießübungen fort. Die Schwierigkeiten, welche der Abschluß eines neuen Handels vertrages zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn findet, nehmen immer noch vorwiegend das Interesse aller Betheiligien in Anspruch und fast scheint es, als würde den übrigen Handelsverträgen, die gleich zeitig mit dem deutsch-österreichischen ablauscn, kein so großes Gewicht beigelegt. Dahin gehören die mit Italien, Belgien und der Schweiz vereinbarten Meistbegünstigungsvorträge, welche alle drei nur bis zum 30. Juni d. I. abgeschlossen, resp. verlängert worden sind. In unseren zieller Urheber der Reichskanzler vielfach bezeichnet wurde. So beißend die Angriffe des fortschrittlichen Abgeordneten waren, so derb wurden sie vom Kanzler zurückgegeben und neue Pfeile versendet, die zum Theil Richter besonders in seiner agitatorischen Thätigkeit verwunden sollten und nicht selten die Form der Polemik gegen die fortschrittlichen Be amten der Stadt Berlin annahmen. Der Kanzler führte in der Haupt sache aus, daß die Beamten nicht der Maßregelung seitens politischer Gegner vermittelst ungerechter Einschätzung znr Micthssteuer preisge geben sein dürften, nnd daß es eine Ungerechtigkeit sei, einen Beamten, dem ohne sein Zuthun eine für seine Verhältnisse zu große Dienst wohnung angewiesen wird, nach Maßgabe ihres Umfanges zur Kom- munalsteuer herauzuziehen. Das meiste Aussehen in der Rede des Reichskanzlers machte aber die Andeutung, es stehe bereus für das nächste Jahr ein Gesetzentwurf für die Fortverleguug der Reichs- regieruug und des Reichstags von Berlin bevor. Das wird nun wohl so schnell nicht ins Werk gesetzt und noch weiter restlich erwogen werden; indeß eine lange Erfahrung hat gelehrt, daß selbst das Ueberraschendste, wenn es von dem Fürsten Bismarck kommt, bis zu einem gewissen Grade ernsthaft zu nehmen ist. Es soll in Abge- orduetenkresten Kassel sogar bereits als künftiger Sitz der Reichsre- gierung und des Parlaments bezeichnet worden sein. Kassel, 30. April. Der Versuch des Fürsten Bismarck, die Ge- müther der Berliner durch die Androhung der Verlegung der Reichs- regierung nach einem andern Orte zu schrecken, der seinen Zweck ip der Reichshauptstadt wohl gänzlich verfehlen wird, hat dagegen die Bürger unsrer Stadt in eine gewaltige Aufregung versetzt. Auf dem Tagesgeschichte. Die Verhandlungen im Reichstage erlangten am Schlüsse vor. Woche dadurch besonderes Interesse, daß sich wieder einmal zwei alte scharfe Gegner maßen, der Parteiführer, welcher als Urheber der Parole: „Fort mit Bismarck!" gilt, der Abg. Eugen Richter, und Fürst Bismarck selbst. Es handelte sich um den Gesetzentwurf wegen Besteuerung der Dienstwohnungen der Neichsbeamten, als dessen spe Bekanntmachung. Sonnabend, den 7. Mai dieses Jahres, bleiben die hiesigen amtshauptmannschaftlichen Canzleilocalitäten wegen deren Reinigung geschlossen. Königliche AmtshMptmaunschaft Meißen, de» 28. April 1881. A LDSstvnrinÄvn - auf Marandier, Spechtshäuser, Uaundorfer, Hrissentiurger, Köckendorfer, Wendischcarsdorfer, Lößnitzer, AeichenöacherundZKaröacher Forstrevier. Im Gasthofe „Zum Sachsenhost' bei Klingenberg sollen WLeiLsrAU, ÄSSA LO. MrsL L88L-' von Bormittags Iv Uhr an, ca. LMM Nm. Fichten- und - - Eichenrinde partieenweise gegen eine Anzahlung, deren Höhe bei Beginn der Auction bekannt gemacht werden wird, und unter den sonst noch zu ver öffentlichenden Bedingungen versteigert werden. Nähere Auskunft ertheilen auf Verlangen die Verwalter der obengenannten Forstreviere. Königliche Obcrforstmeisterei Grillenbnrg und Königliches Forstrcntamt Tharandt, am 25. April 1881. Bekanntmachung, die öffentlichen Impfungen und Jmpfrevisionen betr. Nachdem in Gemäßheit der Verordnung, die Ausführung des Reichsimpfgesetzes vom 30. März 1875 betr., von dem für den hie sigen Jmpfbezirk in Pflicht genommenen Jmpfarzte, Herrn vr. mock. krockier hier, die öffentlichen Impfungen und Jmpfrevisionen bis aus Weitere» auf jeden Freitag der nächstfolgenden Wochen Mittags 1 Uhr in dem hierzu bestimmten Locale, dem Rathhaussaale hier, anbe raumt worden sind, so werden die Eltern, Pflegeeltern und Vormünder der hier aufhältlichen Kinder, ») welche im vorigen Jahre geboren worden sind, d) welche im vorigen Jahre der Jmpfpslicht nicht oder noch nicht gehörig genügt haben nnd e) welche nach hier gezogen sind und der Jmpfpslicht noch nicht oder nicht gehörig Genüge geleistet haben, sowie ä) derjenigen Schulkinder, welche im Laufe dieses Jahres das zwölfte Lebensjahr zurücklegen, sofern sie nicht nach ärztlichem Zeugnisse in den letzten 5 Jahren die natürlichen Blattern überstanden haben oder mit Erfolg geimpft worden sind, aufgefordert, bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu fünfzig Mark oder einer Haftstrafe bis zu drei Tagen/mit ihren impfpflichtigen Kindern in den anberaumten Impf- und Revisionsterminen, zu welchen sie, insoweit sie in den Jmpflisten sich bereits eingetragen befinden, noch be sonder» vorgeladen werden, behufs der Impfung und ihrer Controle zu erscheinen oder die Befreiung von der Impfung durch ärztliche Zeug nisse nachzuweisen. Die Unterlassung der Führung der letztgedachteu Nachweise ist mit einer Geldstrafe bis zu zwanzig Mark zu bestrafen. Die Impfungen erfolgen unentgeltlich. Wilsdruff, am 30. April 1881. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr.