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MdmfferTagMM Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, L«« »Wil,druffn Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in ber wkjchSftsstklle und den Ausgabestellen 2 AM. im Monat, bei Zustellung durch di« Boten 2,30 AM., bei Postbcstellung r AM. zuzüglich Ad,r°«. „ gebühr. Einzelnummern »«Psg.MlePostanftalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgehend Postboten und unscreAus. t«r,erund<SeschäsIsst-lle» l " nehmen zu jeder Zeit Be- stelüurgrn entgegen. ImFallc höherer Bemalt, Krieg oder sonstiger BetriebsMrungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreise». — ALchseudung eingesandter Schriftstücke ersolgt nur, »enn Porto beilicgt. für Lürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeig expreis: die 8 gespalten« Raum-eile 20Rxfg., die 4 gespaltene Zeil« der a«1lichen Bekannt«ach»»-en 40A^chs- Pfennig, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile I Reichsmark. 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Das Luftschiff „G r a f Z e p p e l i n" ist um 2.16 Uhr mitteleuropäischer Zeit in Los Angeles zu Boden ge gangen und um 14.40 Uhr am Ankermast festgemacht worden. Einer Silberwolke gleich, näherte sich der „Graf Zeppelin" im Licht der ersten Sonnenstrahlen von Norden her dem Flugplatz und steuerte, immer tiefer gehend, dem Ankermast zu. Das Luftschiff senkte sich langsam der Erde zu und das erste Haltetau wurde von der Bodenmann schaft erfaßt. Damit hatte also der „Graf Zeppelin" den Kontakt mit der amerikanischen Erde hergestellt. Der Bug des Riesenschiffes wurde sodann langsam dem Ankermast zugeführt. Der erste Versuch, oas Schiff am Mast festzumachen, mißlang. Es wurde nochmals zurückgenommen und dann wieder langsam oorwärtsgezogen und am Landungsmost festgemacht. Wenige Minuten später verließen die Passagiere die Gondel. Während des Landungsmanövers umkreisten sechs Marineflugzeuge das Landungsfeld. Ein kleines Luftschiff vom sogenannten „Blimp"-Typ schwebte einige Augenblicke lang gerade über dem Zeppelin und bildete einen merkwürdigen Kontrast zu dem riesen haften Wcltumsegler. Inzwischen war die Sonne über die Berge aufgestiegen und überstrahlte das unver gleichliche und unvergeßliche Bild. Beim Erscheinen des Luftschiffes brach ein ungeheurer Begeisterungssturm der Öligen Menschenmassen los. Gleichzeitig ertönten zahlreiche Sirenen. Nach einer Schleife über dem Flug hafen machte sich das Luftschiff zur Landung fertig. Auf dem Flugfelde waren neben dem Ober bürgermeister von Los Angeles, der die ganze Nacht dort verbracht hatte, zahlreiche andere Vertreter der staatlichen und der städtischen Behörden eingetroffen, um dem Luftschiff W i l l k o m m e n s g r ü ß e darzu bringen. Sofort nach der Landung wurden die Passa giere in zwölf Automobilen zum Zollgebäude gebracht, wo die Einreiseformalltäten erledigt wurden. Eine wahre Völkerwanderung zum Flughafen hatte eingesetzt. Die dorthin führenden Straßen waren schwarz von Schaulustigen, die selbst aus entfernten Gegenden kamen, um der Landung des deut schen Luftschiffes beiwohnen zu können. Viele Tausende warteten schon seit Sonntag abend, obwohl die Führung des Luftschiffes bekanntlich in einem Funkspruch mitteilte, daß die Landung erst bet Tagesanbruch erfolgen solle. Der Sturmslug über den Groszen Ozean. Die große Leistung des „Graf Zeppelin" durch die Überquerung des Großen Ozeans geht am eindring- Uchsten aus "folgenden Zahlen hervor: Das Luftschiff hat den Pazifik von der japanischen bis zur westameri kanischen Küste, eine Strecke von 8695 Kilometern, in 68 Stunden und 22 Minuten überquert. Die Strecke von Kasumigaura bis Los Angeles ist 9285 Kilometer lang. Die F a h r t l e i st u n g des „Graf Zeppelin" ergibt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 118 Kilometern in der Stunde. Die Höchstgeschwindigkeit, die bei heftigen Rücken winden erreicht wurde, betrug 180 Kilometer in der Stunde. Die Leistung des deutschen Luftschiffes ist um so höher zu bewerten, wenn man bedenkt, daß die Hälfte der Fahrt in dichtem Nebel zurückgelegt werden mußte, daß zeitweise stürmische Gegenwinde herrschten und das Schiff einmal in ein heftiges Gewitter geriet. Die Schiffsführung war zeitweise gezwungen, mit dem Luftschiff bis auf 100 Meter über dem Meeres spiegel hinunterzugehen, um eine einwandfreie Navi gation zu ermöglichen. Auf der dritten Etappe des Welt fluges hat „Graf Zeppelin" die größte Strecke über offener See zurückgelegt, die je von einem Luftfahrzeug bewältigt wurde. 30 Stunden Aufenthalt. Dr. Eckener hat mitgeteilt, er hoffe, innerhalb 30 Stunden nach der Landung in Los Angeles den Flug sortzusetzen. Wie dazu ergänzend verlautet, dürfte die Flugroute ElPas o—C ansas - Crt Y—S t. L o u, s- Chikago—Cleveland—Lake hur st gewählt wer den. Erkrankung Dr. Eckeners? Das Luftschiff wieder st artbereit. Dr. Eckener, der, wie jetzt bekannt wird, während der Fahrt über den Stillen Ozean zwei Tage lang kranI war, wurde nach der Landung des Luftschiffes in einem Automobil nach einem Hotel im Innern der Stadt ge bracht. Es war ursprünglich geplant, eine Erklärung von feiten der Führung des „Graf Zevvelin" über den Verlaus der Fahrt auszugeben, aber die schriftliche Er klärung, die Dr. Eckener vorbereitet hatte, ging ver loren. Der Wind riß sie ihm aus der Hand, als er sich aus einem Fenster der Führergondel hinauslehnte, Per sonen, die mit Dr. Eckener gesprochen haben, sagten, das er sich sehr begeistert über den Erfolg der Fahrt aus gesprochen und der Überzeugung Ausdruck verliehen habe, daß der Beweis für die kommerziellen Möglichkeiten der Verwendung von Luftschiffen im Ozeanhandelsdienst nun mehr erbracht sei. Die Ingenieure des „Graf Zeppelin" erklären, daß sich das Luftschiff im besten Zustand befinde und nach Neu- süllung der Gaszellen, Ergänzung des Betriebsstoffes und Aufnahme von Vorräten sofort wieder start bereit sei. Wie zuletzt verlautet, ist der Zustand Dr. Eckeners trotz seiner zweitägigen Krankheit und der durch die Fahrt verursachten Abspannung gut. Er wurde eiligst in ein Hotel gebracht, um ihm Gelegenheit zu geben, sich für die geplanten Empfangsfeierlichkeiten auszuruhen und die Vorbereitungen für den Weiterflug zu treffen. Sie fühlten sich wie im Himmel. Lady Drummond-Hay erklärte, die Fahrt sei interessant, aber nicht so aufregend gewesen wie der Rekordflug Newyork—Friedrichshafen. Die bemerkens wertesten Erlebnisse für die Passagiere seien die Schau spiele gewesen, die sich boten, als das Luftschiff bei farben prächtigem Sonnenuntergang San Franzisko über flog und als es bei herrlichem klaren Sonnenaufgang Los Angeles erreichte. Commander Rosendahl meinte: „Es war der schönste Flug, den ich mit gemacht habe, und ich genoß jeden Augenblick. Die geschickte Ausnützung der Winde und die bemerkenswerte Geschwindigkeit des „Graf Zeppelin" machten den Flug zu einem so ungewöhnlichen Erlebnis. Der japanische Kapitän Kusaka erklärte: „Vertreter von Vier Nationen verbrachten drei Tage auf dem Luftschiff, während derer sie sich wie im Himmel fühlten. Diese bemerkenswerte Leistung, die durch den deutschen Erfindergeist ermöglicht wurde, ändert die Weltkarte und macht Japan zu einem wirklichen Nachbarn Ameri - k a s. Der Flug des „Graf Zeppelin" wird dazu dienen, eine neue Ära der Verständigung zwischen allen Nationen der Welt herbeizuführen, besonders zwischen Amerika, England, Deutschland und Japan. Der berühmte Polarflieger SirHubertWilkins erklärte Pressevertretern gegenüber: „Es war eine ange nehme und sorgenfreie Fahrt, die mitzumachen ein Vergnügen war. Ehe jedoch ein regelmäßiger Ver kehr mit Luftschiffen erfolgreich durchgeführt werden kann, brauchen wir eine bessere und weitgehendere Zusammen arbeit der Wetterbureaus und der Meteorologen. Die nicht anbaufähigen Steppen Sibiriens, die regendurch weichten Felder des Orients, die Wolkenbänke des Stillen Ozeans zählen zu den interessantesten Erscheinungen, die ich je sah." k Sr. Eckener will am Mittwoch in LMM sein Neuyvrk, 26. August. Nach der Landung des „Graf Zeppelin" ist sofort die Auffüllung des Luftschiffes in Angriff ge nommen worden. Dr. Eckener erklärte: „Wir wollen so schnell wie möglich weiterfliegen, weil wir nur 5000 Kubikmeter gebrau chen." Außerdem wünscht er so schnell wie möglich Lakehurst zu erreichen. Er hofft, diese Etappe in 36 Stunden bewältigen zu können, so daß „Graf Zeppelin" noch am Mittwoch dort ein- tresfen könnte. Der Flugplatz von Los Anqeles. Gestartet Neuyork, 27. August. „Gras Zeppelin" ist heute vor mittag 9.16 Uhr mitteleuropäischer Zeit vom Flugplatz Los An geles nach Lakehurst, dem Endziel der vierten und letzten Etappe des Weltflnges, gestartet. * Der neue Kolumbus. Als ein neuer Kolumbus, der auf bisher unbefahrenen Wegen die Gestade Amerikas, diesmal von Westen her, ansteuert, ist Dr. Eckener in Los Angeles gelandet. Nach Überquerung der russischen Steppen und Wüsten flog „Graf Zeppelin" von Asiens Küsten auf und schlug eine neue Brücke zwischen dem Reich der ausgehenden Sonne und dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Der Stille Ozean, über dessen Wogen er seinen Weg hoch in den Lüften nahm, sah schon einmal in uralter Zeit einen in seinen Auswirkungen großartigen Z u g d e r K u l t u r. Nimmt man doch an, daß unsere Kultur, von der Süd küste Asiens kommend, sich von dort nach Osten und Westen verbreitend, auf den schnellen Booten der Südseeinsulaner von Eiland zu Eiland getragen worden ist, bis nach Afrika auf der einen und Amerika auf der anderen Seite. Neue Bahnen über uralten Pfaden fand Dr. Eckener, an die vor kurzem noch kein Mensch recht glauben wollte. Aber des kühnen Luftpiloten Zuversicht, daß er das an gestrebte Ziel erreichen werde, stand so fest wie einst der Glaube des Kolumbus' an die Erfüllung seiner Mission. Er machte seine Hand am Steuer fest, in den Gewitterstürmen, die seinem braven Schiff sich über dem Meer entgegenstemmten, und brachte Schiff und Ladung zum sicheren Hafen. Was bisher nur ein Erlebnis von Europa und Amerika war, das ist jetzt Ereignis ge worden auch fürAsien und den Archipel des größten Weltmeeres. Schaudernd sah der Asiate über Wüstensteppen ein unerklärliches Wunder unter Sausen und Brausen an seinem Himmel dahingleiten, mit wissen dem Lächeln begrüßte der Japaner den sehnlichs? er warteten Boten aus Europa und mit frommem Schauder mag der Insulaner des Pazifiks das ihm auf dem Wasser vertraute Schiff hoch oben im sonnengleißenden Äther dahinschwebend gesehen haben. Kann man ermessen, welches erschütternde und aufrüttelnde Erlebnis das Er scheinen des Zeppelins für die Naturvölker war, die von dem Dasein und dem Wirken dieses Luftricsen noch nie etwas gehört hatten? Nun jubelt ihm die Westküste Amerikas be geistert zu, und neue Zukunftsaussichten und Verkehrs hoffnungen eröffnen sich diesem Lande, das bisher auf der Abseite des amerikanischen Kontinents von den Vor teilen und Verbindungen des Atlantischen Ozeans nur geringeren Nutzen hatte. Für neue Handelswege und als neuer Kulturpfad ist das Luftmeer ihm jetzt erschlossen. Und der Bringer so guter Kunde ist Dr. Eckener mit seinem „Graf Zeppelin". Jst's da ein Wunder, daß sie dort jubeln und den wagemutigen Luftschiffer begrüßten als neuen Kolumbus? Dann wird es weitergehen. Himmelhohe Ge birgsmassen, die das Land bisher in zwei scharf gesonderte Hälften trennten, werden keine Hindernisse mehr bieten und werden zusammenschrumpfen unter dem Adler flug des Zeppelins. Dann wird er in Lakehurfl wieder den Knoten schürzen können des Bandes, das er um die Erde geschlungen hat. Allen Völkern ein Beweis von deutschem Willen und Wollen, deutschem Wissen und Können, von Deutschlands nicht erlahmter Kraft trotz aller Stürme und aller Hindernisse, die auf dem Weg seines Aufstiegs sich türmten. - — dt. Oie -euisch-QrgenSinische Freundschaft. Ehrung der argentinischen Marinegäste. Anläßlich des Besuches des argentinischen Schulschiffs „Presidente Sarmiento" gab der Chef der Marineleitung, Admiral Dr. Räder in Berlin ein Frühstück. In seiner Begrüßungsansprache hieß Admiral Dr. Räder die argentinischen Gäste im Namen der Neichs- regierung und der Reichsmarine in der deutschen Reichs hauptstadt herzlich willkommen. Der Besuch des argen tinischen Schiffes gebe Gelegenheit, den Tank für die gast freundliche Aufnahme, den die deutschen Kreuzer „Ber lin" und „Emden" sowie das Forschungsschisi „M eteor" in den argentinischen Häfen gefunden hätten, Ausdruck zu geben. Zwischen dem argentinischen und dem deutschen Volke hätten stets freundschaftliche Beziehungen bestanden. Das deutsche Volk werde nie vergessen, daß diese Freundschaft auch während des Weltkrieges nicht getrübt worden sei. Der Redner gedachte auch der Maßnahme bei den Rettungsarbeiten anläßlich der Wirbelstürme am Parana im Jahre 1926, wo einer Anzahl deutscher Landsleute das Leben gerettet wurde. Der argentinische Fregattenkapitän M o n k e s erinnerte in seiner Ansprache an die herzlichen Be ziehungen, die zwischen den beiden Nationen und vor allem zwischen den beiden Marinen immer bestanden hätten.