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Dienstag. M TS. 11. April 1851. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal- ten. Preis pro Quart. IVNgr. r ....... Inserate werden mit Werkentz-ZertuM. - L f peditionen an- - genommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. — Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. — In der WaldHeimer Straf- und Cor- rectionSanstalt waren am 1. Jay. d. I. 1104 Gefangene, unter denen sich 47 Züchtlinge „wegen Hochverrates, Staatsverrarhs und anderer die Si cherheit des Staates gefährdender Handlungen" be fanden; 9 wegen MilitärverrathS, Desertion im Kriege und Uebergehen zum Feinde; 46 wegen Auflehnung gegen die öffentlichen Behörden und Friedensstörung; 84 wegen Verbrechen wider das Leben; 15 wegen Raubmord; 53 wegen Raub; 67 wegen Brandstiftung; 263 wegen Diebstahl und Veruntreuung; 41 wegen Nothzucht und Unzucht mit Kindern unter 12 Jah ren; 3 wegen Blutschande und 1 wegen widernatürli cher Unzucht. Die Zahl der Züchtlinge beträgt über haupt 686, die der Correctioner und Correctionöse- lectaner 418. Zu lebenslänglichem Zuchthause ver- urtheilt sind 82. Die Zahl der Rü^lligen rvar 387. Frankfurt a. M., 6. April. In der heutigen Sitzung des Bundestags wurde Einstimmigkeit des Beschlusses zur Pensionirung der schleswig- holsteinischen Offiziere erzielt, nachdem auch Kurhessen endlich seinen Beitritt nicht mehr verwei gert hat, während Dänemark schon früher erklärt hatte, einer solchen Ausgleichung nicht hindernd entgegen stehen zu wollen. Die Gesammtkosten dürften sich auf etwa 70,000 Fl. belaufen. Berlin, 8, April. Der Ministerpräsident eröffnet soeben der II. Kammer, daß der preußische Bevollmächtigte in Wien an gewiesen worden sei, ein von den Vertre tern Englands, Frankreichs, Oesterreichs und Preußens neuerdings vereinbartes Protokoll zu unterzeichnen, worindiewie- derhvlte Festhaltung am Standpunkte der Wiener Protokolle von den vier Mächten sancti'onirt wird. — DieVerwilligung der 30Millionen ist in der Zweiten Kammer pure mit großer Majorität erfolgt. Nürnberg, 5. April. Ein großes Brandun glück hat heute unsere Stadt heimgesucht, das, so weit bekannt, sechs Todesopfer kostet; man fürchtet, daß noch mehre werben erkannt werden. Gegen 2 Uhr Morgens ging der Nachtwächter an dem Hause der Fabrikanten Gebrüder Puscher vorüber uno be merkte , daß im Erdgeschoß die Flammen bereits um sich gegriffen hatten. Er alarmirte die im tiefen Schlaf liegenden Bewohner des großen Hauses und der Ne bengebäude und machte eilig Anzeige auf der nahe liegenden Polizeiwache. Noch vor Ankunft der näch sten Hülfe hatte daö Feuer schon die höher liegenden Räumlichkeiten erfaßt; die Flammen schlugen bereits aus einigen Fenstern heraus. Im dritten Stock wohnte der Magazinier des Geschäfts, Hr. Alt, mit seiner Familie. Aus einem Eckfenster sah man ihn sein klei nes Kind einem auf dem Nachbarhaufe muthvoll stehen den Arbeiter unter Gefahr hinüberreichen; er selbst versuchte an einem dünnen Strick sich zu diesem zu schwingen. Mochte der aufsteigende Feuerdampf ihn betäubt oder die Angst erfaßt haben: er stürzte herab auf das Pflaster; ein gellender Schrei bezeichnete den Fall deö Unglücklichen, den seinen Leiben bald der Tod entriß. Ihm nach stürzte feine Frau; sie war etwas geschützt durch ihre Unterröcke und erhielt weniger tödtliche Verletzungen. Ihre Mutter und die Wag» mögen oben wohl erstickt und verbrannt sein. Daö brennende Gebäude zündete auch die Pachbarhänscr an; die Gefahr wurde immer drohender; da stürzte mit einem furchtbaren Getöse eine große Feuermauer am Nachbarhause ein. Einen Moment war es finster; plötzlich schlug die glühende Lohe wieder auf. Unter den Trümmern liegen verschüttet mehre Arbeitsleute, die Zahl wird verschieden angegeben bis zu acht, zwei davon hat man bereits ausgegraben. Der mit ein stürzende Giebel des Hanfes und der Schlot warfen einen Theit ihrer Trümmer hinaus auf die von Men schen dicht besetzte Straße und verwundete mehre der selben; einer, ein Zeugschmied, ist alsbald verschieden. Die Masse, erschreckt durch den Fall, drängte mit un widerstehlicher Gewalt zurück;-unten führt ein durch eine Kette halbversperrtes Gäßchen mit einer Treppe auf einen offenen Platz. Die gewaltige Kraft riß Alles mit sich fort und stürzte die die Kette halten den Pfeiler sammt der Kette um. ES kamen arge Verletzungen vor; man zählt vier Schwerverwundete, darunter einen, der keines Worts mehr mächtig ist, Diese sowie weitere neun junge Leute, Gesellen und Lehrlinge, die minder schwer verletzt, wurden in bas Krankenhaus geschafft. Von den Gebäuden der HH. Puscher stehen nur noch die Mauern; der Inhalt ist ausgebrannt, das Waarenlager, die HandelSbücher, Alles ist verbrannt; die Nachbarn Haven gleichfalls großen Schaden zu beklagen." Nach einem Bericht des Nürnberger Korrespondenten sind abgebrannt 3 Wohnhäuser und 8 Nebengebäude, sämmtlich in der Älbrechtdürerstraße liegend. Die Zahl der Schwer verletzten ist auf 19, die der Tobten auf 5 angegeben. London, 5. April. Der Prinz von Mecklenburg- Strelitz hat eine Antwort deS Kaisers von Rußland an den König von Preußen, auf eine Sendung des Generals von Lindheim, nach Berlin gebracht, in