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Dresdner Journal : 04.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189607046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960704
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960704
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-04
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 04.07.1896
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Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine«: TSglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Fernspr -Anschluß: Rr.1S9L. Dresdner Journal. AnkündigungSgebühren: Für den Raum emer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile so Ps. Bei Tabellen- und Zisfernjatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition deS Dresdner Journals Dresden, Zwmgerstr 20. Fermpr Anschluß: Nr 1285. ^ri53. !896 Sonnabend, den ! Inli. abends. ÄmNicher LkN. Sroennunge«, Bcrfetzunffev rc. im öffeutltche« Dienste. Departement der Finanzen. Bei der Postvcrwaltung sind ernannt worden: Franz Oskar Zeller, zeither Post anwärter, als Postverwaller in Carlsfeld; Heinrich Theodor Bormann, Karl Wilhelm Bretting und Karl Rudols Wols, zeither Postanwürter, als Postassistcntcn im Bezirke der Kaiser!. Ober-Postdirektion zu Leipzig. Departement «esInnern. Pensionirt: Sekretär Karl Traugott Crakkau bei der 2. Rcchnnngsexpcbnion des Mi nisteriums des Innern. Versetzt. Sekretär Anstaltsrcndant Hermann Ludwig Gallmann bei der Landcsanstall Hohnstein. Burcauassistenten Franz Betthausen dase.bst und Franz Wermes bei der LandcSanstalt Hubertusburg zur 2 NechnungSexpedition des Ministeriums des Innern, Bureauassistent Karl Gustav Thum und Expedient Johannes Karl Humann bei derselben Rechnungs expedition zur Landesanstalt Hohnstein Departement des Kultus und SffentlichenUnterrichts. Erledigt: die dritte ständige Lehrersielle in Remse. Kolla- tor: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1000 M Gehalt, 36 M sür Turnunterricht und Amtswohnung Bewerbungs gesuche mit sämtlichen Zeugnissen bis in die neueste Zeit sind bis zum tü. Juli bei dem K Bezirksschulinspekior Schulrat Lötzsch in Glauchau einzureichen. Zu besetzen: die 5 Lehrerstclle an der Schule zu Jöh stadt Kollawr: die oberste Schulbehörde Einkommen: 1050 M. Jahresgehalt und IVO M Wohnungsgeld. Vor schriftsmäßige Bewerbungen sind bi« zuni 15 Juli an den K Bezirksschulinfprktor Schulrat Schreyer in Anraberg einzu- reichcn. Nichtamtlicher Teil. Tie Lage der europäische» Mächte gegenüber der kreteusischeu Frage wird von Tag zu Tag schwieriger. Das einzige Er freuliche an der gegenwärtigen Situation kann darin erblickt werden, daß wenigstens die Mächte, wie auch gestern die Erklärungen der englischen Staatsmänner im Unterhause dargethan haben, unter sich über das von ihnen zu beobachtende Verfahren völlig einig zu fein scheinen. Nachdem die Pforte die Vorschläge der Botschafter hinsichtlich der sofortigen Einberufung der kretensischen Nationalvertretung und der Ernennung eines christlichen Generalgouverneurs angenommen und sich außerdem auch noch bereit erklärt hat, den Haleppa - Vertrag im Einvernehmen mit der kreten sischen Volksvertretung zur Durchführung zu bringen, blieb den europäischen Regierungen nichts mehr zu thun übrig, als ruhig abzuwarten, wie die christ lichen Abgeordneten im kretensischen Parlament diese nach Ansicht der Schutzmächte vollkommen ausreichenden Zugeständnisse der Pforte sich und ihren Wählern zu Nutzen machen werden. Man durfte erwarten, daß die Vertreter der auf ständischen Bevölkerung in dieser Körperschaft sich rückhaltslos dazu bereit erklären würden, Hand in Hand mit dem neu ernannten christlichen Statthalter die Neuorganisation der autonomen Verwaltung der Insel vorzunehmen und ihren ganzen Einfluß auf bieten würden, die Aufständischen zur Einstellung der Feindseligkeiten gegen die türkischen Behörden zu be wegen. Die Weigerung der in Kanea versammelten christlichen Abgeordneten, in der Nationalvertretung zu erscheinen und dadurch die Eröffnung derselben zu ermöglichen, und ihr Entschluß, ihre Vollmachten nur in dem von der Epitropie geleiteten revolutionären Notabelnausschusse auszuüben, hat die Irrigkeit dieser Erwartung dargethan. Die Führer der kretensischen Schilderhebung sind also entschlossen, die Verwirk lichung ihrer Träume und Wünsche zu ertrotzen. Sollen die europäischen Mächte ihr Beruhigungswerk nun ¬ mehr noch weiter fortsctzen, so müßten sic es mit ver änderter Front thun, — also gegen die Verfechter der vollen Unabhängigkeit der Insel Kreta, und zwar nicht allein gegen die unter Waffen stehenden Legionen der Epitropie auf Kreta, fondern auch gegen die sie zu weiterem Ausharren in ihrem Widerstande auf- munternden und stärkenden Verbündeten in Griechen- land Eine derartige Aktion gegen die im Kampfe mit dem Halbmond „um ihre heiligsten Güter" ringenden Griechen kann den europäischen Regierungen selbst verständlich nicht besonders zusagen, aber die absolute Notwendigkeit der Erhaltung des Status <juo im europäischen Besitzstände der Türkei nötigt sie, nicht unversucht zu lassen, was die Bestrebungen Griechenlands und der Kretenser in den Rahmen der von den Vertragsmüchten der hohen Pforte abgenötigten Zugeständnisse zurückdrängen könnte. Von einer anderen Einmischung der europäischen Mächte in die Angelegen heiten Kretas kann jetzt, nachdem die türkische Regier ung die Beruhigung der Insel auf der Basis der Ratschläge der Botschafter durchführen will, schlechter dings keine Rede sein Das Vermittelungswcrk der europäischen Mächte gestaltet sich aber auch noch insofern zu einem über aus schwierigen Unternehmen, weil die Gefahr nahe- licgt, daß der griechische Staat durch die ihm zur Pflicht gemachte Bekämpfung der zum Krieg mit der Türkei treibenden panhellenischen Propaganda in seinen Grundfesten erschüttert werden könnte. Die griechische Regierung ist sich sicherlich weit mehr der Gefährlichkeit und Aussichtslosigkeit der Aufgabe bewußt, die kreten- sische Frage entgegen dem Willen der europäischen Mächte mit dem Schwerte in der Hand im Sinne der Los trennung Kretas von der Türkei zur Austragung zn bringen, als die Leiter und Förderer des kretensischen Ausstandes. Es ist auch nicht daran zu zweifeln, daß König Georg I. und seine Berater unter der Last ihrer Ver antwortung für die verhängnisvollen Folgen eines solchen gefährlichen Wagnisses, die sich zunächst auf finanzpolitischem Gebiete fühlbar machen und den arg zerrütteten Staatsfinanzen den Todesstoß versetzen würden, mit Freuden dem Wunsche der Mächte ent sprechen wollen, das griechische Volk auf der gefahr vollen abenteuerlichen Bahn der Politik der Befreiung Kretas durch die Waffengewalt zurückzuhalten. Aber die Stimmen ernster Warner vermögen sich in solchen Zeiten nur schwer Gehör zu verschaffen. Die Nationen haben, wenn sie von politischen Leidenschaften erregt sind, keinen Sinn für Verwertung der geschicht lichen Lehren. Sie überschätzen in solchen Füllen stets das effektive Leistungsvermögen ihrer elementaren Begeisterung, unterschätzen die zn bewältigenden Hinder nisse und Machtmittel des Feindes und lassen sich von der Verfolgung des vorgesteckten Zieles nur durch äußere Einwirkungen der unbezwinglichen Gewalten abbringen. Ob es diesmal in Griechenland anders sein werde, das ist die Frage, deren Beantwortung für die Fortdauer des Weltfriedens gegenwärtig zweifellos von gar nicht untergeordneter Bedeutung erscheint. Zum Freihandel-Jubiläum schreiben die „Hamburger Nachrichten" folgendes: Bekanntlich ist es jetzt 50 Jahre her, seit die englischen Kornzölle beseitigt wurden, und tas Manchestertum begebt diese Thatsache als ein Fest, bei dem natürlich auch unser Freihandel, vertreten durch den Reichst igsabgcordneten Vr Barth, nicht fehlen konnte Kaum ist je ein Jubiläum gefeiert worden, das fo wenig Berechtigung hat, wie dieses; denn darüber kann kein Zweifel herrschen, daß der Freihandel vorläufig seine Rolle ausgespielt hat. Die weitaus größte Mehrzahl aller Menschen, die sich mit wir! schasttlä en Fragen bcjchäiiigcn, ist, aus dem Festlande wenigstens, dem Schutzzoll zugencigt und es bildet eines der größten Verdienste des Fürsten Bismarck, daß er dem deutschen Volke über die Gefahren deS Freihandels dieAugen geöffnet hat. Heute yat die wirtschaftliche Anschauung les Fürsten Bismarck, welche den wah, hasten Fortschritt in sich schließt, in Deutschland, u»t Ausnahme les in mralleicn An schauungen stehen gebliebenen und deshalb reaktionären Frei sinns und der Sozialdemokratie, keinen nennenswerten Gegner mehr, zumal tie Erkenntnis, daß der Versuch, mit den Handels verträgen Bresche in das System des Schutzes der nationalen Arbeit zu legen, nach Beendigung der für diefc Verträge gellenden Frist nicht erneuert werden darf, auch in industriellen Krciten völlig zum Durchbruch gelangen wird. Der Freihandel hat aber auch sür England lange nicht mche die Bedeutung wie früher, und eS ist ja bekannt genug, wie die Engländer, wenn sie auch theoretisch am Freihandel festzuhalten vorgeben, verschiedene recht wirksame Maßregeln getroffen haben, um sich die ausländische Konkurrenz nicht über den Kopf wachsen zu lassen. Man hat auch in England er kannt, welche unheilvollen Folgen die Aufhebung der Kornzölle für die Landwirlschast herbeigesübrt hat Der jüngst veröffent lichte Jahresbericht des cnglifchen Ackerbanminijicriums für 1895 zeigt den erschreckenden Rückgang der englischen Land Wirtschaft, der sich nicht nur auf den Ackerbau, sondern auch auf die Viehzucht, mit alleiniger Ausnahme der Pferdezucht, erstreckt. Tas ist die wahre Frucht deS 50 Jahre herrschend gewesenen Freihandels, und wenn man die Dinge in England so Weiler gehen läßt wie bisher, fo wird in weiteren 50 Jahren von der englischen Landwirtschaft kaum etwas übrig fein. Zahlen hierfür anzugeben hat keinen Zweck, denn jeder, der gch nur einigermaßen um diese Angelegenheiten gekümmert hat, weiß, wie die Sachen stehen Einen anderen höchst verderblichen Einfluß hat der eng lische Freihandel ausgeübt: er Hai das platte Land in fabelyafier Weise entvölkert und dadurch selbstver ständlich die englische Volkskraft in hoheni Maße ge schwächt. Im Anfänge dieses Jahrhundeits lebte die eng- jischc Bevölkerung zur Hälfte aus dem Lande, zur Hälfte in der Stadt, mit anderen Worttn: Landwirtschaft, Industrie und Handel verbrauchten d e Kräfte des Volkes zu gleichen Teilen. Wie steht es dagegen heule damit!' Im Jahre 1895 wob, ten 72 Proz der Bevölkerung in den Städten nnd nur 28 Proz. aus dem Lande Tie industrielle Bevölkerung übertrifft sicher lich die vor 50 Jahren um das Dreifache! Daß die Fabril- bevölkerung nicht geeignet ist, die Kraft des Polkes auf ihrer Höhe zu erhallen, darüber herrsch! kein Zweifel und die Er gebnisse der Aushebung in Deutschland zeigen deutlich genug, daß die industrielle Bevölkerung es in körp-rlicher Krost und Gesundheit mir der ländlichen in keiner Weise aufnchmen kann. England befindet sich zur Zeit, irotzdem cs fo ungeheuere Kräfte auf seine Industrie verwendet, nicht mehr in der günstigen Lage wie früher: es steigt von der Höhe seiner kommerziellen nnd industriellen Bedeutung allmählich aber sicher herab und die Aussichten für seine Zukunft sind entschieden trübe Die Aufhebung der Kornzölle ist auch hier die wahre Ursache, denn sie hat ungezählte Menschenmengen in die Städte und damit zur Industrie getrieben, als Arbeiter sowohl als auch als Unternehmer Dadurch ist eine Überproduktion auf industriellen! Gebiete eingctretcn, für welche natürlich der Absatz immer schwieriger und immer weniger Gewinn bringend werden mußte Wäre die industrielle Entfattung Englands m mäßigerem Tempo vor sich gegangen, dann wäre die Gefahr noch in weiterer Ferne und die Möglichkeit der Stärkung des heimischen Markte« gegeben So aber treibt England aller Vor aussicht nach einem industriellen Krach entgegen, dessen Folgen sür das Land gar nicht abzuschen sind Die blinde Massenproduktion hat die industriellen Er zeugnisse verschlechtert und auch dadurch noch den Absatz er schwert. Aber es liegt in der Natur der Sache, daß die industrielle Vormachisstellung Englands überhaupt nicht mehr von langer Tauer sein kann Wenn man die wirtschaftliche Entwickelung der Kultur staaten betrachtet, so crgiebt sich, daß die Industrie überall Eingang gesunden hat und von den einzelnen Staaten in ihrer Entwickelung gefördert wird. Es geht das Streben durch die Völker, sich wirtschaftlich nach Kräften selbständig zu machen Das sehen wir an Rußland, dessen Industrie in den letzten dreißig Jahren sehr bedeutende Fortschritte gemacht hat; wir bemerken, daß z B auch Italien in der Textilindustrie erheb lich weiter gekommen ist und nur weniger ausländischer Er zeugnisse bedarf, und am allermeisten erkennen wir das an uns rem eigenen Vaterlandc, in welchem Tank der Wirtschafts Politik des Fürsten Bismarck die Industrie einen mächtigen Aufschwung genommen hat. Wo bleibt da Raum für die über mäßige Produktion eines einzelnen Staates wie England? Schutzzölle erschweren überall den Eingang an Waren, die im eigen»n Lande hergestcllt werden können, und in Englands Kolonie» breitet sich die Industrie ebenfalls aus. So hegt man in England bereits eine lebhafte und sehr begründete Eifersucht auf die ostindische Baamwollenfabrikation und fürchtet, daß diese den englischen Absatz nach Asien in hohem Maße beeinträchtigen wird. So wird das Absatzgebiet in den einzelnen Kultur floaten für England immer enger und Ersatz in Afrika u s w ist dasür natürlich um so weniger zu finden, als sich an der Ausfuhr der Waren dorthin alle Kulturvölker beteiligen. Es wird noch eme Reihe von Jahren in England ebenso gewirt- Lunst und Wissenschaft. * Zu dem vielbesprochenen „Fall LangerhanS" nimmt nunmehr Hr. Prof. Robert LangerhanS, der Vater deS unter so tragischen Umständen nach einer prophylakti schen Einspritzung von Diphterie - Heilserum verstorbenen Kindes, in der jüngsten Nummer der „Berl. Klinisch. Wochenschr." das Wort Er wendet sich gegen das unlängst veröffentlichte Gutachten der Gerichts- phystker Prof Strohmann und SanitätSrat vr. Mitten zweig und insbesondere gegen ihren Ausspruch, daß der Tod deS Kindes erfolgt sei „durch Erstickung infolge von Aspiration erbrochenen Mageninhalts in die Luftwege". Prof LangerhanS hebt zunächst hervor, daß, wenn bei dem Kinde Mageninhalt nach oben gekommen und in die Atemwege gelangt wäre, auch ein Teil dieser Massen sich aus dem Munde nach außen entleert haben müßte. Es sei unwahrscheinlich, daß der ganze hochgestiegene Magenbrei in die Luftwege getreten sei, ohne daß eine Brechbewegung eintrat, ohne daß irgend etwas nach außen entleert wurde und ohne daß plötzlich Atemnot eintrat Wenn der darauf erfolgte Hustenansall für Erstickung sprechen sollte, so bleibe unklar, waruNO nicht durch den heftigen Husten ein Teil des erbrochenen Mageninhalt« nach außen herausgeschleudert wurde. Unklar bleibe ferner, warum nachher der Knabe frei atmen konnte; wie e» möglich war, daß er willig und ohne jede Beschwerde einen Löffel Wein herunterschluckte; völlig un klar schließlich, wie reiner feinblasiger Schaum (eine Er scheinung bei Lungenödem) reichlich au« Mund und Nase dringen konnte. Wenn wirklich während des Lebens des Kinde« Mageninhalt in die Luftwege gelangt wäre, müßte der von dem Lungenödem herrührende seinblasige Schaum mit Speisedrei gemischt gewesen sein Das Freibleiben der feinen Luströhrenäste und das Fehlen jeder ausfälligen Beschaffenheit der Lungen spreche gegen die Annahme Straßmanns, daß der Mageninhalt schon während des Lebens in die Luftwege gelangt sei. Und wenn nur in den oberen Luftwegen Mageninhalt gefunden werde, so sei dies geradezu als ein Beweis dafür anzusehcn, daß die Speisenmafsen erst nach dem Tode des Kindes in die Luftwege gelangt seien. Dafür liege auch ein sehr na türlicher Grund in dem Umstande vor, daß der Vater bei seinem Kinde längere Zeit Wiederbelebungs versuche, energische künstliche Atmung vorgenommen habe. Ebenso bestreitet LangerhanS die Richtigkeit der Straßmannschen Behauptung, daß die bei dem Kinde konstatierte Schwellung des Zäpfchens für eine im Leben erfolgte Aspiration spreche. Mit dieser Ansicht, für die sich in keinem pathologischen Lehrbuch eine Be stätigung finde, stehe Hr. Straßmann allein da Langer- Hans kann deshalb nicht anerkennen, daß Hrn. vr. Stroh mann die Erkiärung der Todesursache geglückt sei, und hält gerade mit Rücksicht auf den Obduktionsbefund an seiner ursprünglichen Ansicht fest, daß der Tod seines Kindes auf eine Giftwirkung zurückzusühren sei. Durch den Gerichtschemiker vr. Bischoff, Prof. Ehrlich und Prof. Straßmann sei mit genügender Sicherheit konstatiert worden, daß das angewendete Serum keine abnorme, sondern eine normale Beschaffenheit hatte Daraus folgert LangerhanS, daß der Tod bei seinem Knaben durch An wendung des normalen Behringschen SerumS herbeigeführt worden sei. Da» wesentliche der klinischen Erscheinungen ivar ein kurze« Eraltationsstadium, auf welches unmittel bar ein Depressionsstadium, schnelles Sinken der Herzkrast, folgte Dieses führte zur Stauung im Blutkreislauf; Stauung und Schwäche des Herzens waren die Ursache der Anschwellungen, vor allem der tödlichen Lungen- schwrllung. Langerhan« gedenkt sodann der Anfeindungen, die er von ärztlicher Seite dafür erhalten habe, daß er in der Todes anzeige bereits in auffälliger Form von einer Vergiftung seines Kindes durch das Heilserum sprach. Er verteidigt sich damit, daß er infolge seiner furchtbaren Erfabrung das Heilserum nicht, wie die große Mehrzahl der Ärzte, sür gefahrlos, sondern für gefährlich halte und durch Mitteil ung seines Verlustes Andere vor gleichem Schicksal schützen wollte. Es seien ihm nachträglich mehrere ungünstige Seruminjektioncn (einmal mit tödlichem Ausgang) bekannt geworden; er könne sich aber über diese Fälle nicht äußern, da er dazu nicht autorisiert sei. Zum Schluß weist Professor LangerhanS aus eine Mitteilung des Sanitätsrates vi. Krückmann-Neukloster im Juniheft der „Therapeutischen Monatshefte" hin. Dieser berichtet dort über stürmische Vergiftungserscheinungcn infolge einer pro phylaktischen Serumeinspritzung, die er an sich selbst vor genommen hatte. Die klinischen Erscheinungen, die Krück mann genau schildert, bieten in mehr als einer Hinsicht, trotzdem sie langsamer austraten und nicht zum Tode führten, eine gewisse Parallele zum Falle LangerhanS * Die Wochenschrift „Prometheus" schreibt: Eine merk würdige Beobachtung an Libellen hat der bekannte Geologe EharleS Barrois in Lille der französischen Entomologischen Gesellschaft mitgeteilt. Im September vorigen Jahres machte der Genannte an einem schönen Nachmittag im Departement Morbihan (Bretagne) einen Spaziergang auf einer genau von Ost nach West ver lausenden Straße. Die großen Mengen von Libellen, welche in dieser Jahreszeit diese Gegend, besonders die Teiche und Wasserlachen, bevölkern, schienen zu dieser Zeit an die den Weg begleitende Telegraphenleitung gebannt zu sein Zahllose Individuen, alle zu derselben Art ge hörig, lagen gleichmäßig auf dem Drahte, den Körper in der Axe de« Drahtes, den Kopf nach Westen gegen die untergehende Sonne gewendet und den Hinterleib in einem Winkel von ungefähr 25' gegen den Draht auswärt« ge- fchaftet werden, wie bisher und wenn dann der industrielle Rückschritt mit Macht eintrcwn wild daun wird man zu spät erkennen, welche Thorheit cs war, die Landwirlschast der In dustrie zu opfern Tann wird cs abcr kaum möglich odcr doch wenigstens jahrzehntelanger Arbeit bedürfen, für das ver lassene Land eine nenc Generation von Bauern und Pächtern heranzuziehen Solche Betrachtungen muß jeder an den, Jubiläum des Cobdcnllubs anstellen, der nicht in blinder Vor eingenommenheit besangen ist, sondern sich einen klaren Blick bewahrt hat. England ist dem deutschen Freihandel stets do» leuchtende Vorbild gewesen; auch wir wollen an ihm lernen, wie man es nicht machen soll. Die englischen Ver hältnisse müssen für uns eine ernste Mahnung fein, unfcre Landwirtschaft zu erhalten, damit wir einmal die Ernährung unseres Volkes sicherstellen, damit wir unsercr Industrie einen kauskräftigen heimischen Markt sichern nnd sie von den schwankenden und immer schlechter werdenden Absatzverhältniffen im Auslände möglichst unab hängig machen. Landwirtschaft und Industrie haben gemein same Interessen nnd müssen auseinander angewiesen fein. Wenn man d cs, wie in England, vergißt, fo erkrankt die Volkswirtschaft und gefährliche Krisen sind die natürliche Folge. Mögen bei uns in Deutschland die hochtrabenden Phrasen bei dem Feste des Cobkenllubs, die über die üble Lage der Tinge >n England doch nicht hinwcglSuschcn können, zum Nach denken anregen und die winschaftllche Erkenntnis, die auch bei uns ins Wanken geraten war, wieder besesttgen! Tic Rcichstagsersaßwahl i« Halle. !0. 0.) Da» vierte Dutzend Sozialdemokraten ist nunmehr im Reichstage voll; der Universitätsstadt Halle gebührt das Verdienst, der „roten Schar" den achtundvicrzigstcn Helden gestellt zn haben. Die Aussichten des sozialdemokratischen Kan didaten waren ron rornhcrein, das hat sich auch niemand ver hehlt, außerordentlich günstig Ter Boden war vom Freisinn wundervoll vorbereitet; die .Genossen" konnten nunmehr den bisher als Pensionär gehaltenen freisinnigen „Humoristen" Alexander Mener abschicben und selber den Besitz antreten . . Auch in Halle zeigte sich, wie bisher in allen Wahlkreisen, wo Nachwahlen nötig waren, daß der Freisinn in einem unaufhaltsamen Niedergange und daß das durch die freisinnigen Nörgeleien und Verhetzungen „auf geklärte" Gros der „Unentwegten" im Abmarsch nach dem sozialdemokratischen Lager begriffen ist. Der Freisinn hat nicht weniger als 3000 Stimmen, also 30 Proz., verloren, die Sozialdemokratie bat fast dieselbe Sttmmenzahl gewonnen. Tas ist die Frucht freisinniger Agitation. Ist es hinsichtlich der Wirkung in nationalen oder wrrt- ichaftlichen Fragen fast völlig belanglos, ob die linke Seite des Reichstages dnrch einen Sozialdemokraten oder einen Frei sinnigen vermehrt wird, fo muß das Hallesche Wahlergebnis doch fchon aus dem Grunde bedauert werden, weil die Sozial demokratie aus jedem Wahlfiege neue Zuversicht schöpft und weil dadurch ihre Propaganda gestärkt wird Hatte Hr. Or. Meyer eine Bereinigung der nationalen Stimmen auf feine Perion durch seine Identifizierung mit cem intcrnaiionlcn Börscnschutzverbande unmöglich gemacht, fo mußte doch unter allen Umständen die weitere Zersplitterung der Stimmen verhütet und unter Ausschluß des Freisinns ein ge meinsames Vorgehen gegen die Sozialdemokratie vereinbart werden. Die Aufstellung von Sonderkandidaturcn, die bei fast allen Ersatzwahlen der letzten Zeit zu beklagen war und lediglich zer fetzende Wirkung gehabt hat, ist in unsicheren Wahlkreisen stets von Übel. Nicht allein werden dadurch die Geldmittel und die Agitationskrüsie zersplittert, sondern die gegenseitige Befehdung „verekelt" manchem Unentschiedenen das Wählen überhaupt. Die Erscheinung also, daß gerade bei einer Mannigfaltigkeit von Kandidaturen, die angeblich icdem politischen Geschmacke gerecht werden will, statt der erhöhten Wahlbeteiligung eine Verminder ung der Teilnehmer an den Wahlen zu bemerken ist, sollte be sonders beachtet werden. Noch größere Beachtung abcr verdient die Thatsache, daß die Landgemeinden des Saalkreises durchweg sich als sozialdemokratisch infiziert gezeigt haben Von 117 Orten haben, wie eine Zufammenstcllung der „Höllischen Ztg." ergiebt, nur zwei keine sozialdemokratischen Stimmen abgegeben; die übrigen Ortschaften haben, zum Teil in erheb lichem Prozentsätze, dem sozialdemokratischen Kandidaten Zuwachs verschafft Insgesamt betrugen in den erwähnten 117 Orten die sozialdcmokiatischcn Stimmen 7031, die Lummen sür die drei anderen Kandidaten nicht mehr als 7296. Dieses Ergeb nis ist doch überaus bedenklich Läßt sich das dadurch erklären, daß gerade im Saalkreise die freisinnige Landagitation mit ihrer Klassenverhctzunz tief eingevrungen ist und dadurch der Sozialdemokratie vorgearbcitct hat, so wird in Zukunft alles aufgebotcn werden müssen, um der freisinnigen „Vorfrucht" auf das Nachdrücklichste ihr zersetzendes Wirken zu legen. streckt. Von allen Seiten kamen neue Libellen hinzu, stürzten sich auf die fixierten Libellen und umflogen sie in einer Entfernung von ungefähr 2 ein, um dann bald sich in derselben Bewegungslosigkeit wie die anderen auf dem Draht niederzusctzen Tic Entfernung der einzelnen Tiere voneinander war ziemlich gleichmäßig, im Mittel 20, nie unter lO und nicht über 30 em Niemals ließen sie sich in vollem Flug auf dem Draht nieder, sondern brachen gewissermaßen auf letzterem zusammen, nachdem sie eine« der bereits dort verharrenden Tiere umflogen hatten Barrois fand die Telegraphenleitung auf eine Länge von 12 Icm ganz regelmäßig mit Libellen besetzt, von denen also ungefähr 60000 Individuen auf diese Weise „aufgefädelt" waren Die einmal niedergefallenen Tiere rührten sich nicht; nur ausnahmsweise verließ eines einmal den Draht, fiel aber stets einige Meter weiter wieder so fort auf diesen nieder, ohne sich in die Luft erheben zu können. Die Erklärung dieses merkwürdigen Verhalten» scheint in befriedigender Weise gegeben werden zu können. Es ist Vielen bekannt, daß man einen sich noch so sehr sträubenden Hahn in einen gewissen hypnotischen Zustand versetzen kann, wenn man vor seinem Schnabel und in der Richtung des letzteren langsam einen Kreidestrich auf den Boden zeichnet Die Rolle des Kreidestrichs über nimmt m dem beschriebenen Falle den Libellen gegenüber der Telegraphendraht, welcher, von Ost nach West gespannt, das Licht der untergehenden Sonne reflektierte Dieser die Insekten plötzlich treffende Glanz muß diese augen scheinlich in einen hypnotischen Zustand versetzt und an den Draht gebannt haben Auf diese Weise ist auch der verhältnismäßig regelmäßige Abstand, welchen die fixierten Tiere einhielten, zu erNären, da sich neue Ankömmlinge nur an solchen Stellen mederließen, wo noch eine genü gende Länge de« Drahte« frei war, sodaß diese» da» Sonnenlicht hinlänglich wiederspiegeln konnte Wo die Chaussee und mit ihr die Leitung sich plötzlich nach Süden
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